Ilha de Moçambique - A terra de boa gente - Unesco-Welterbe

  • Ilha de Moçambique - A terra de boa gente - Unesco-Welterbe

    Die Ilha de Moçambique liegt im Indischen Ozean, im Korridor zwischen Mosambik und Madagaskar. Die Insel, ca. 3,5km vom Festland entfernt, kann man seit 1969 via Autobrücke erreichen. Geographisch gehört die Insel zur nördlichen Provinz Nampula. Hier ein Link zu Google Maps.


    1498 begann die Ära der Portugiesen in Mosambik mit der Ankunft des portugiesischen Seefahrers Vasco da Gamma auf der Insel dieser Galerie, der Ilha de Moçambique. Die erste Begegnung mit den Einheimischen soll sehr freundschaftlich verlaufen sein. Da Gamma nannte das Land "A terra de boa gente", Land der guten Leute. Schon seit rund 1000 Jahren zuvor war die Insel ein wichtiger Handelsstützpunkt der Araber gewesen. Die portugiesische Variante des Namens von Scheich Moussa Ben Mbiki, der zu dieser Zeit auf der Insel herrschte, hieß Moçambique, zuerst Namensgeber der Insel, später wie heute des ganzen Landes: Mosambik.


    400 Jahre lang war die Ilha Hauptstadt der Kolonie Mosambik und war solange auch ein prosperierender Handelsort. Besitzansprüche der Holländer und Franzosen wurden erfolgreich abgewendet, die Insel blühte auf und wurde sehr wohlhabend. 1897 wurde allerdings Lorenco Marques (heute Maputo) Hauptstadt von Mosambik und die Insel versank seitdem in der Bedeutungslosigkeit, wurde schnell wieder arm und die architektonischen Errungenschaften der Portugiesen verfielen. Seit 1991 gehört die Insel zum Unesco-Weltkulturerbe. Heute versucht man viele vom Verfall preisgegebenen Gebäude wieder instand zu setzen. Viele Häuser sind aber nach wie vor in einem erschreckend schlechten Zustand. Einen Besuch kann ich dennoch uneingeschränkt empfehlen. Europäische Architektur gepaart mit afrikanischem Lebensgefühl und tropischem Klima (das wohl eine ganz besondere Patina an den Gebäuden zulässt) ist ein Gedicht. Noch gibt es kaum Tourismus, die Übernachtungsmöglichkeiten sind noch günstig. Die wenigen Hotels auf der Insel befinden sich in Kolonialbauten, die seit über 100 Jahren kaum verändert wurden. D.h. man schläft in riesigen Räumen mit stuckverzierten hohen Decken und schwerem Dielenboden, verzichtet aber auf jeglichen Komfort. Kein Fernseher, keine Minibar, keine Klimaanlage, gewaschen und auf Toilette gegangen wird gemeinschaftlich draußen auf dem Flur.


    Fotos Teil I:









    Die nächsten zwei Fotos zeigen den Feriensitz des Gouverneurs von Nampula









    Das Krankenhaus, irgendwann im 18. Jh erbaut, verfällt, wird aber noch teilweise als medizinische Ambulanz genutzt. In Teil II noch ein paar mehr Fotos dazu.



    Fischer im Boot. Fischfang ist heute die Haupteinnahmequelle der Insel.



    Kirche namens Igreja de Saúde ebenfalls aus dem 18.Jh



    Weitere Eindrücke ohne Kommentierung









    Statue Vasco da Gamma, im Hintergrund das Museum für sakrale Kunst



    Im Anschluss die Hauptkirche der Insel




    Weitere Eindrücke von der Insel






    Bilder: Cowboy


    Fortsetzung folgt...

  • Teil II


    Als die Insel noch Hauptsadt der Kolonie Mosambik war, lebten hier neben Afrikanern auch viele Europäer, Inder, Chinesen und Araber. Ich glaube, also das wäre ja nur logisch auf einer Insel ohne viele Ausweichmöglichkeiten, dass die Bevölkerung sich damals stark vermischte, ähnlich wie auf den Kap-Verdischen Inseln oder auf São Tomé und Príncipe, die ebenfalls einst von den Portugiesen kolonialisiert wurden. Also statt afrikanisch dürfte die Bevölkerung auf der Ilha de Mocambique sehr kreolisch anmutend gewesen sein und unterschied sich somit von jener auf dem Festland. Heute merkt man davon, im Gegensatz zu anderen Inseln vor Afrikas Küste (Kap Verde, Sansibar, oder sicher auch Madagaskar), kaum noch etwas. Durch den politischen und wirtschaftlichen Niedergang der Insel vor mehr als hundert Jahren verließen viele wieder die Insel. Dafür kamen seitdem zunehmend Afrikaner vom Festland auf die Insel, seit ca. 40 Jahren sogar bequem zu Fuß über eine Brücke. Zur Blütezeit im 19.Jh lebten auf der Insel ca. 6000 Menschen verschiedenster Herkunft, heute sind es etwa 14.000, nach meiner Wahrnehmung zu 95 Prozent Schwarzafrikaner.



    Weitere Eindrücke von der Ilha de Mocambique:





    Estátua de Camoes




    Ein weiteres leerstehndes und stark patiniertes Gebäude ohne Dach. Ob es im deutschen Novembergrau auch so morbid-charmant wirken würde?




    Blick auf den Indischen Ozean. Irgendwann nach 350km in diese Blickrichtung taucht Madagaskar auf.




    In solch engen Gassen verliert man schnell die Orientierung





    Schickes Portal







    Igreja de Mesericórdia



    Igreja de Santo Antonio im Abendlicht.

    Bilder: Cowboy


    Fortsetzung folgt...

  • Dritter und letzter Teil von der Ilha. Im ersten Beitrag habe ich das Haupthaus des Krankenhauses bereits gezeigt. Schaut man sich die weitläufige Anlage dahinter an, die vor langer Zeit sicher mal sehr modern war und gut genutzt wurde, ist man erschrocken ob der misslichen Zustände. Der stationäre Betrieb wurde wohl schon vor vielen, vielen Jahren eingestellt, da die Gebäude baufällige Bruchbuden sind. Es gibt noch eine Ambulanz mit einem Arzt und ein Lager mit Medikamenten. Wer auf der Insel ernsthaft krank wird, der hat ein großes Problem. Derweil habe ich in Mosambik auch moderne Krankenhäuser gesehen, die oberflächlich betrachtet unserem westlichen Standard entsprechen. Der Niedergang auf der Ilha zeigt sich hingegen an der traurigen Situation des Krankenhauses.



    Wartende Mütter mit ihren kranken Kindern auf den einzigen Arzt auf der Ilha



    Ein paar Menschen wohnen heute in den baufälligen Ruinen des Krankenhauses



    Erfreulicher Anblick jedoch das Gymnasium, anscheinend vor ein paar Jahren umfassend modernisiert. Hier der Haupteingang:



    Auch das Nebengebäude gehört zur Schule



    Einstiges Bollwerk gegen die Feinde. Heute wirkt die Insel trotz Unesco-Titel vergessen.




    Der Hauptplatz



    Das ehemalige Gericht




    Zum Schluss noch ein paar unkommentierte Eindrücke:









    Bilder: Cowboy

  • Vielen Dank für diese großartigen Bilder eines mir bisher unbekannten, aber wirklich zauberhaften, fast irreal wirkenden Ortes. Hat etwas von einer verwunschenen Stadt in einer Zeitschleife.