Architektur Berliner Kinopaläste

  • Der Kurfürstendamm ist nicht tot. Er bekommt nur innerhalb der sich entwickelnden Stadt neue Funktionen zugedacht. Kultur findet vermehrt in der alten neuen Mitte statt. Die Einkaufsmeile bleibt allerdings. Mit dem Tauentzien ist er der meistfrequentierte Boulevard der Stadt. Auch das bleibt! Auch wenn der Bahnhof Zoo von Fernzügen kaum noch bedient wird. Aber den alten westberliner Kurfürstendamm wird es so nicht mehr geben. Das stimmt.

  • Bloß weil etwas nicht beim alten bleibt kann man es doch nicht gleich für tot erklären. Für mich war der Royal Palast ein hässlicher Klotz, sowohl innen wie auch außen. Trauer ihm daher auch nicht hinterher.

  • Ich fande das Gebäude ja auch nicht schön. Damit, dass die Straße tot ist, meine ich, dass sämtliche kulturellen Orte hier aussterben. Mit dem Einkaufen wird es irgendwann genauso sein, das konzentriert sich doch nur noch auf Mitte und Potsdamer Platz. Der Kudamm hat sich seit der Wende von DER Renomiermeile Westberlins zu einem sehr heruntergekommenen Gebiet entwickelt. Und wenn doch mal ein Ort urbanes Flair vermittelt (Cafe Kranzler), wird dieser auch durch einen x-beliebign Laden eretzt.

  • Von heruntergekommenen Gebiet kann doch keine Rede sein. Sieht man mal von den Bauvorhaben ab, welche gerade verwirklicht werden, so befindet sich m.E. der Kudamm doch in einem guten Zustand. Das Publikum ist sehr gemischt, am Tage ist die Hölle los. Auch wenn er mir mit unter zu hektisch ist kann ich euren negativen Darstellungen über seinem Zustand nicht zustimmen.

  • sorcerer: Du redest vom Ku'Damm vor drei Jahren. Inzwischen redet jeder andere von einer Renaissance (zumindest Touristen- und Einkaufsmäßig) der Straße. Richtig ist allerdings, dass mit dem Aussterben von Theatern und Kinos nicht gerade das Nachtleben gefördert wird.

  • Zitat von Kent of Neapel

    Habt ihr denn überhaupt in Berlin ein dafür aufgeschlossenes Publikum?
    Richtige Filmclubs oder so etwas ähnliches?
    In Hamburg haben wir das 3001 und B-Movie! Beide haben versucht auch mal klassische Filme zu zeigen (Italo Western Woche etc.) aber spielen dann doch meist leider leider nur mittelmäßige "alternativ" Filme ! heul!


    Offtopic: Gibt's eigentlich noch das Magazin und die Koralle? Das waren wunderbare altmodische Programmkinos mit einem tollen und vielseitigen Programm. Von der Koralle weiß ich, daß sie innerhalb Volksdorfs umgezogen ist. Seitdem war ich aber nicht mehr da, kenne deswegen auch das Programm nicht.

  • Nochmal:
    Mit tot meinte ich nicht, dass dort gar nichts mehr los ist. Die Straße ist aber als präferierte Berliner Kulturmeile gestorben
    Ich gebe aber zu, dass ich mich missverständlich ausgedrückt habe. Entschuldigung!

  • Kulturmeile war sie ja nie (zumindest nach dem Krieg). Höchstens eine Kinomeile (neben der Geschäftsallee) und davon ist in der Tat nicht mehr so viel übrig.

  • Ich halte die Idee für sehr sinnvoll..wenn der Kudamm wieder zur Flaniermeile Nummer 1 wird, dann belebt sich das ganze Areal mit Kinos und so weiter...


    Das wird nach den Abrissen der Traditionstheater um die Jahrtausendwende (einst rühmliche Architektur, aber in den letzten Jahren vernachlässigt oder verschandelt) nicht mehr realisierbar sein.
    Da ich mit den o.g. Politikern bzgl. einer Abrissverhinderung seinerzeit lange Gespräche führte und man wußte, damit die Passantenfrequenz nach Feierabend, abends und an Feiertagen dramatisch sinkt, ist die Neubebauung einer Flaniermeile zwar positiv zu bewerten, aber keine Rückkehr mehr zum Weltstadt-Boulevard.


    Derzeit sind die Kinobetreiber nahezu insolvent und auch die Investoren meiden Kontakte zu dieser Branche, leider. Der Multiplex-Wahn hat somit nicht ausgelastete Säle produziert. Und ein Neubau noch weiterer, uniformer Black-Box-Säle à la CineStar Potsdamer Platz oder sog. Kinofassaden wie UCI Friedrichshain oder CinemaxX Postdamer Platz (adaptierte Bürohausfassade) dürfte den Kudamm zu keiner Kinomeile mehr machen. "Früher war's besser" und Film wandert leider ab ins Home Cinema. (Das hätte man mit Zoo-Palast und Royal-Palast verhindern können, wenn diese ambitiös betrieben worden wären: siehe Kinos an anderen Weltstadtboulevards.)


    It's over.

  • Moment, auch der Konsument ist schuld! In Hamburg mussten auch viele Kinos dicht machen. Selbst den Grindelpalast hat es erwischt.
    Die Kinoketten haben auch seit Jahren mit immer schlechteren Besucherzahlen zu kämpfen. Kleine Programmkinos können zwar Nischenbereiche abdecken, aber die wirklich erfolgreichen Nischenkinos sind in Deutschland an einer Hand abzählbar!
    Projekte wie der Buio Omega Filmclub in Essen wären auch für Berlin wünschenswert.
    Für solchen Klub bräuchte man aber auch so einen in Fachkreisen ausgewiesenen Filmguru wie den Filmkritiker Christian Kessler. Aber all das für ein Massenpublikum ist nicht vorstellbar.
    http://www.buio-omega.de/
    http://www.schauburg-gelsenkirchen.de/

  • Man sollte diesbzgl. aber auch ehrlich zu sich selbst sein: Wer das Sterben der kleinen und klassischen Kinos bedauert, sollte sich fragen, ob er denn a) überhaupt oft ins Kino geht und b) konsequent die verbleibenden klassischen Kinos oder Off-Kinos besucht.
    Ist wie mit dem kleinen Einzelhandel: Wer dessen Niedergang betrauert, meidet der denn auch konsequent die Shoppingcenter?


    Und bei den Kinos, die natürlich auch wirtschaftlich denken müssen: Heute gibt es -zig mal mehr Filme, die auf den Markt kommen, (und die gezeigt und gesehen werden wollen) als in den 50ern oder gar den 20er Jahren. Wenn alle 1-3 Monate ein Kinofilm rauskommt wie vor 80/90 Jahren, sind große 1-Saal Kinos natürlich logisch. Wenn wie heute Woche für Woche zahlreiche Filme rauskommen (vom Blockbuster bis zum Nischenprodukt), sind Multiplexe nunmal wirtschaftlicher. Das kann man bedauern, ist aber nunmal so.

  • ZUDEM:
    Filmverleiher meiden sehr oft kleine Kinos. D.h. kleinere Kinobetriebe kommen garnicht an Kopien von Blockbustern ran. Dann kommt auch keine Kundschaft. Das ist schade aber ist so.