Caesar (fertiggestellt)

  • Caesar (fertiggestellt)

    An den Aussenanlagen wird noch gewerkelt, aber das Gebäude von Caesar ist nun bezogen.
    Caesar - center of advanced european studies and research
    näheres: http://www.caesar.de


    Architekten: Bachmann, Marx, Brechensbauer + Partner, München
    Bürofläche: 11.000 qm
    Arbeitsplätze für 350 Wissenschaftler
    Baukosten: knapp 100 Millionen Euro


    Lage: Südliches Ende des Rheinauenparks im Bezirk Godesberg. Nähe zu Wissenschaftseinrichtungen in der Kennedyallee wie DAAD, Stifterrat der Wissenschaft, Deutsches Museum (Abtl. Bonn), u.a.



    Was auf den Fotos leider nicht erkennbar ist, ist die aufwendige und teure Liebe zum Detail. Ich hoffe sie geben dennoch einen Eindruck dieses eindruckvollen Bauwerks moderner Baukunst.







  • auf einigen bildern sieht es aus wie eine grossversion einer minimalisten-villa - das gefällt mir, auf anderen wie ein kommunistisches einkaufszentrum aus dem 21. jahrhundert und wiederum auf anderen wie ein museum - ein vielseitiges gebäude

  • Ein weiterer Baustein des "neuen Bonn". Man beachte auch den Post-Tower im Hintergrund. In der Gegend tut sich einiges.

  • "Die Krönung wäre einmal ein Nobelpreis"


    Gründungsdirektor Professor Karl-Heinz Hoffmann will das Bonner Forschungszentrum Caesar zum Markenzeichen für gute Wissenschaft machen - Das neue Gebäude wertet er als Meilenstein


    Bonn. Neun Jahre nach den ersten Beschlüssen für das Großprojekt Caesar hat das Forschungszentrum sein neues Domizil in Plittersdorf bezogen. Am Freitag wird der "Leuchtturm" des Bonn-Berlin-Ausgleichs feierlich eingeweiht. Über das bisher Erreichte und den zukünftigen Kurs sprachen mit dem Gründungsdirektor von Caesar, Professor Karl-Heinz Hoffmann, Bernd Leyendecker und Johannes Seiler.




    Vorne Farbe, hinten Welle: das neue Caesar-Domizil am süd-westlichen Rand der Bonner Rheinaue. Foto: Lannert



    GA: Die Caesar-Stiftung ist mit 375 Millionen Euro das größte Bonn-Berlin-Ausgleichsprojekt. Sind die Millionen Ihrer Meinung nach gut angelegt?


    Hoffmann: Sie sind gut in eine Wissenschaft investiert, die große Anwendungsnähe hat und flexibel auf Anforderungen aus der Wirtschaft reagiert. Es gibt darüber hinaus aber auch noch den Strukturaspekt: Seit langem wird beklagt, dass zu viele und zu feste Regularien im Hochschulwesen und in anderen wissenschaftlichen Bereichen bestehen, beispielsweise die Abhängigkeit von Zwängen der öffentlichen Haushalte. Darauf ist Caesar eine Antwort. Es ist auch ein Pilotunternehmen für mögliche Strukturänderungen im Wissenschaftsbereich.


    GA: Als wie nah am Markt hat sich Caesar inzwischen erwiesen?


    Hoffmann: Die Struktur von Caesar ist sehr ähnlich der von mittelständischen Unternehmen. Konkret: Flexibles Reagieren statt langfristig angelegte Arbeiten, zeitliche Limitierung für bestimmte Projekte, flexiblere Anstellung - also kein Personalplan.


    GA: Wie viele Patentanmeldungen liegen vor, und wie viele Ausgründungen hat Caesar inzwischen hervorgebracht?


    Hoffmann: Im Sommer 1999 haben wir mit der Forschung begonnen; seit dieser Zeit haben wir 20 Patentanmeldungen, davon ist ein Patent erteilt. Mit den Ausgründungen sind wir natürlich in eine Zeit gekommen, die diese Anstrengungen schwieriger machen. Mit diesen Problemen stehen wir jedoch nicht allein da: Risikokapital ist nicht mehr so leicht verfügbar, die Euphorie in vielen Bereichen, beispielsweise der Biotechnologie, ist nicht mehr so, wie das vor zehn Jahren war. Wir haben bislang etwa sechs Firmengründungen, die sich jedoch noch nicht auf dem Markt bewegen.


    GA: Haben Sie bisher ihr Klassenziel also noch nicht erreicht?


    Hoffmann: Wir sind jetzt erst seit dreieinhalb Jahren aus den Startlöchern, und viele Projekte sind noch gar nicht beendet; da kann man noch nicht so viel erwarten. Wir planen Firmengründungen gemeinsam mit größeren und mittelständischen Firmen. Zu Bewegungen auf dem Markt wird es voraussichtlich in ein bis zwei Jahren kommen. Im Hinblick darauf, glaube ich, haben wir das Klassenziel also erreicht.


    GA: Dennoch: Caesar, der "Leuchtturm des Ausgleichs", erstrahlt noch nicht so stark wie erhofft?


    Hoffmann: Er leuchtet noch nicht in alle Richtungen. Wir verfolgen jedoch bei jedem Projekt, das wir neu aufnehmen, noch mehr Strahlkraft zu entwickeln. So wollen wir bis Ende des Jahres die Zahl der Arbeitsgruppen von jetzt 19 auf 26 aufstocken.


    GA: Haben die Irritationen beim Start von Caesar, von der Absage des Gründungsdirektors bis zum Krach um den Standort, die Gründung beeinträchtigt?


    Hoffmann: Das hat am Anfang schon eine Rolle gespielt. Eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Caesar, vielleicht weniger in der Wirtschaft, aber zumindest in der Wissenschaft, war schon zu spüren.


    GA: Wie steht es um die Kooperation mit anderen wissenschaftlichen Institutionen in der Region? Da ist es relativ ruhig.


    Hoffmann: Das würde ich nicht so sagen. Wir haben sehr früh mit den Hochschulen in Bonn, Köln, Aachen und Düsseldorf Kooperationsverträge geschlossen. Mit der Bonner Universität haben wir die engsten Kontakte. Ein Beispiel: Wir betreiben ein gemeinsames Technikum, in dem wir Geräte und Dienste zusammen nutzen. Das spart die Anschaffung teurer Maschinen und Personal. Ein weiteres Beispiel: Wir haben bei Caesar die Institution des externen Arbeitsgruppenleiters geschaffen. Es wird jemand an die Uni Bonn berufen, und wir bieten ihm bei Caesar gleichzeitig eine Arbeitsgruppe an, die er leitet. Wir stellen die Infrastruktur und das Personal bereit. Daraus entstehen gemeinsame Arbeitsgruppen, bislang mit der Uni Düsseldorf im Bereich Medizintechnik, mit der Uni Siegen sowie mit der Uni Bonn in der Biosensorherstellung und der Entwicklung optischer Detektoren. Wir nehmen in umgekehrter Richtung auch an Sonderforschungsbereichen teil. Es gibt also eine Vielzahl von Kooperationen. Die Netzwerkbildung ist installiert und sie lebt.


    GA: Ist bei den bislang ausgelaufenen Projekten unter dem Strich auch etwas herausgekommen?


    Hoffmann: Bei einem medizintechnischen Projekt ging es beispielsweise um die antibakterielle Beschichtung von Implantaten. Es war vor rund einem Jahr fertig. Dann kam die medizinische Zulassung in London, das hat sehr lang gedauert - bis Ende vergangenen Jahres. Da ist es sehr schwierig, einen Vertrieb für ein Start-up aufzubauen; deshalb suchen wir dafür noch einen Partner. Im Moment laufen die Verhandlungen über Stückzahl und Preis, das Ziel ist also erreicht worden. Ein zweites Projekt ist ein neues bildgebendes Verfahren in Kooperation mit der Uni Siegen und der Bonner Uniklinik. Da sind wir inzwischen so weit, dass wir einen Prototypen haben. Aber um das Produkt auf den Markt zu bringen, ist noch sehr viel technische Entwicklungsarbeit notwendig. Unser Ziel ist ja, Prototypen zu erstellen, allenfalls Nullserien. Deshalb suchen wir nun nach einem Industriepartner.


    GA: Wünschen Sie sich einen größeren "Output" von Caesar?


    Hoffmann: Wir melden sehr früh unsere Patente an, dafür gibt es auch Anreize innerhalb des Instituts. Mit der Anmeldung des Patents gibt es bei uns eine Prämie. Die Patente gehören übrigens Caesar, wodurch auch wieder Geld an das Forschungszentrum zurückfließt. Wir möchten in etwa das, was wir investiert haben, auch wieder haben. Aber es stellt sich die Frage nach dem Risiko, das der Einzelne bereit ist einzugehen. Ich würde mir mehr Sprünge ins kalte Wasser wünschen, dann müsste aber auch die wirtschaftliche Situation eine andere sein. Wenn die allgemeine Stimmungslage sich verbessert, wird auch die Bereitschaft zu Unternehmensgründungen wieder zunehmen.


    GA: Inwieweit sind Sie über die Zinsen aus dem Stiftungskapital hinaus auf Drittmittel angewiesen?


    Hoffmann: Der Neubau hat insgesamt 87 Millionen Euro gekostet. Wir sind gegenwärtig noch nicht voll ausgestattet, die Zahl von 170 Mitarbeitern soll etwa verdoppelt werden. Der Etat wird gegenwärtig also noch nicht voll verbraucht. Wir rechnen mit jährlich etwa 30 bis 35 Millionen Euro laufenden Kosten. Das werden wir jedoch nicht allein mit den Zinserträgen des Stiftungskapitals erreichen können. Etwa ein Drittel der Mittel muss eingeworben werden. Das leisten wir bereits heute: Wir haben Projektmittel des Bundesforschungsministeriums, der Europäischen Union, der Industrie und auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Das ist kein Nachteil. Im Gegenteil: Das hält Caesar fit.


    GA: Wann werden Sie die geplanten 360 Mitarbeiter haben?


    Hoffmann: Wir werden etwas langsamer aufbauen als ursprünglich geplant, wegen des schlechten Finanzmarkts. Ich rechne mit zwei bis drei Jahren.


    GA: Werden Sie auch das wissenschaftliche Spektrum erweitern?


    Hoffmann: Ja. Wir wollen vor allem das Feld der Biotechnologie erweitern und haben bereits bei der EU hierzu einen Antrag auf Förderung eines großen Forschungsvorhabens gestellt.


    GA: Was hat sich in den letzten Jahren als besonders zugkräftig erwiesen?


    Hoffmann: Als sehr zugkräftig hat sich der Bereich Sensorik/Aktorik erwiesen, der auch die meisten Drittmittel aus der Wirtschaft einfährt. Ein Beispiel dafür ist der Reifensensor, der den Straßenzustand erkennt und automatisch vor Glätte und Aquaplaning warnt. Als besonders günstig hat sich erwiesen, Wissenschaftler aus unterschiedlichen Bereichen Tür an Tür im Haus zu haben. Fakultätsgrenzen spielen bei Caesar keine Rolle. Man kann es hier gar nicht vermeiden, als Theoretiker an einem Labor vorbeizugehen. Die gelebte Interdisziplinarität funktioniert bei Caesar also gut.


    GA: In der Wissenschaft gibt es zwei Schienen - die rein Grundlagen orientierte Forschung und die angewandte Forschung. Wo steht Caesar?


    Hoffmann: Wir machen Grundlagenforschung da, wo wir sie brauchen. Wir haben das Ziel vor Augen, ein bestimmtes Produkt zu entwickeln. Meist gibt es Forschungsergebnisse, die wir verwenden können. Aber es gibt auch noch offene Fragen. So ist in unserem Schwerpunkt Sensorik die Entwicklung von Materialien erforderlich. Da sind Grundlagen zu erforschen, die man sich nirgendwo abholen kann. Diese enge Verknüpfung von Grundlagen und Anwendung bis hin zur Produktentwicklung ist unsere Spezialität.


    GA: Wann wollen Sie in einem Atemzug mit Boston oder Stanford genannt werden?


    Hoffmann: Das ist ein Traum - es kann in diese Richtung gehen. Das ist jedoch etwas, was von außen beurteilt werden muss. Es wäre vermessen, sich hinzustellen und zu sagen: In zwei Jahren will ich Boston sein.


    GA: Was ist Ihr größter Wunsch?


    Hoffmann: Caesar muss einen festen Platz in der wissenschaftlichen Gemeinschaft und in der Industrie erwerben. Der Name Caesar muss ein Markenzeichen für gute Wissenschaft und erfolgreiche Anwendung werden. Das ist aber noch nicht durchgehend erfüllt. Wenn man auf der Straße jemanden fragt, was Caesar eigentlich ist, bekommt man nicht unbedingt die richtige Antwort. Die Krönung wäre einmal ein Nobelpreis für einen Caesar-Mitarbeiter. Das ist aber ein Traum.


    (c) General-Anzeiger Bonn, 28.05.2003

  • Gefällt mir überhaupt nicht. Die Spiegelfassade wirkt wenigstens teuer und nicht so billig wie bei anderen Glaskästen aber ich finde dieses Gebäude trotz seines Versuches durch diese Wellenform interessant zu wirken ziemlich langweilig.

  • Ein Artikel aus der "Welt":


    Caesar erobert die Rheinaue in Bonn


    Forschungsinstitut baut für 100 Millionen Euro
    Bonn - Gajus Julius Caesar, der römische Staatsmann (100-44 v.Chr.), ist als Eroberer Galliens in die Geschichte eingegangen. Das Forschungsinstitut Caesar in Bonn hat immerhin die Rheinaue erobert - und damit einen der schönsten noch zu vergebenden Standorte nahe dem einstigen Regierungsviertel und der "Amerikanischen Siedlung".


    "Für dieses Baugrundstück," so erläutert das Institut in eigner Sache, "musste eine Architektur gefunden werden, die sich einerseits harmonisch in den Rheinauenpark einfügt und die andererseits flächenschonend und umweltverträglich ist. Am überzeugendsten war der Entwurf des Münchner Architekturbüros Bachmann, Marx, Brechensbauer + Partner, für den sich die hochkarätige Jury des eigens ausgelobten Wettbewerbs schließlich entschied."



    Wir wissen von Daniel Libeskind, dem Architekten des Jüdischen Museums in Berlin: Wer heute Architektur "verkaufen" will, der muss sich auf bedeutungsschwangere Interpretationen der Glas-, Blech- und Betongehäuse verstehen. Im Fall von Caesar, Abkürzung für "Center of advanced European Studies and Research", gibt ein weiteres Mal die Transparenz die Grundmelodie vor, obwohl die hochspezialisierte Forschung in den Bereichen Material-Wissenschaften/Nanotechnologie, Medizintechnik und Biotechnologie auch in diesem fast 100 Mio. Euro teuren Bauwerk den Blicken der Öffentlichkeit wohlweislich entzogen wird.



    In die geheimen Gelasse des "Labortrakts" gelangen die 180 Mitarbeiter über zweigeschossige gläserne Brücken. Der Gebäudeteil selbst ist mit polierten Stahlblechen verkleidet, in denen sich, wie das Institut versichert, die "umgebende Natur wiederspiegelt". Zum anderen, heißt es weiter, "erinnern sie durch ihre silberne Farbe an technische Geräte und weisen so auf die Funktion des Bauteils hin." Auch für die ungewöhnliche Ausformung des sich rheinseitig anschließenden Bürotrakts finden die Forscher eine sinnreiche Erklärung: "Dieser Bauteil ist von der Form her einer Welle nachempfunden und erinnert damit an den nahe gelegenen Rhein."



    Zur Gebäudeausstattung gehören ein Reinraum mit 450 qm Fläche (verteilt auf drei Kabinen), ein Hörsaal mit 200 Plätzen, zwei Seminarräume mit 42 Plätzen, eine Bibliothek (500 qm), ein Kabinett für Multimediakunst sowie eine Ausstellungsfläche für Kunstausstellungen. dg.