Leipzig: Gentrifizierung (ehem. "Windmühle vs. Abschwiff")

  • @ dancingdwarf: ganz davon abgesehen, dass es schon an menschenverachtung grenzt, einer einzelnen berufsgruppe die flexibilität beim wohnort als pflichteigenschaft zu unterstellen. wenn ich mich an einem ort wohlfühle, möchte ich dort bleiben - solange ich es mir leisten kann.

  • Was genau meinst du mit dieser beiläufigen Bemerkung? Kannst du ein Beispiel nennen?


    Eins habe ich schon genannt: Die Umgestaltung Lindenauer Markt/Kuhturmstraße.


    Die Ignoranz in der Friedrich-Ebert-Straße war ebenso falsch wie der Abriss der Kleinen Funkenburg.


    Die neue Brühbebauung ist gräßlich.


    Der Verfall des Astorias und des Messehauses Am Dittrichring dürfte nicht sein. Denn während Erhaltenswertes verfällt oder gar der Verkehrsplanung geopfert wird, wird nicht Bauenswertes subventioniert. Schlimm.


    Nein, das ist ein "normales Mietshaus" mit Besitzern, die nicht im Haus und auch nicht in Leipzig leben.


    Sicher? Ich habe 2007(?) von Olaf und Georg eine konkrete Summe gehört. Da müsste der Kauf geplatzt sein. Das gehört jedoch eh nicht hierher.


    Danke für Ergänzungen und Links!

    All diese Projekte sind aber mit der Windmühlenstraße überhaupt nicht vergleichbar. Bei den genannten Hausgemeinschaften/Wohnprojekten geht es darum, eine ehemalige Industriebrache oder ein leerstehendes, oft ruinöses Mehrfamilienhaus aus der Gründerzeit mit 500 bis 1000 qm Wohnfläche für zwischen ca. 10.000 und 100.000 Euro zu kaufen und dann für ungefähr den doppelten Betrag bewohnbar zu machen oder mit viel Eigenleistung aufwendig zu sanieren.


    Da muss ich widersprechen. Es geht primär um selbstbestimmtes Wohnen und auch darum, Immobilien der Spekulation zu entziehen. Alle anderen Faktoren sind sekundär.


    Nochmal: Der temporäre Status war in der Windmühlenstraße immer klar.


    Im "Windmühlen-Kiez" wohnen fast 250 Leute mit völlig unterschiedlichen sozialen und familiären Hintergründen


    Von denen sich ein kleiner, homogener Kreis zu Windmühlenkämpfen entschlossen hat.


    Hier geht es um die meines Erachtens berechtigte Forderung nach sozialverträglicher Umgestaltung


    Die sind gesetzlich geregelt und der neue Eigentümer verhält sich anders als etwa Hildebrand & Jürgens. Er suchte das Gespräch und den Kompromiss.


    über die Preisvorstellungen NACH der Sanierung hat sich der neue Eigentümer meines Wissens nach nicht geäußert.


    Es dürfte heikel sein, sich zum jetzigen Zeitpunkt auf eine konkrete Modernisierungsumlage festzulegen. Das wird sich ergeben, der gesetzliche Rahmen ist eindeutig.

    Schau dir die Durchschnittsgrößen von Discountmärkten in den letzten 20 Jahren an.


    Link?


    Nebenbei: Darum geht es nicht. Die Discounterketten bestücken ihre Märkte möglichst gleich. Homogene Größen sind wichtig. In Leipzig wird man nicht vorpreschen und mehr Raum nutzen, als es sinnvoll ist.

    Nein, ein Erhalt des Tschau Tschüssi wäre besser.


    Spätestens hier wird es wieder unsachlich und polemisch. Ein Umzug ist für das Tschau Tschüssi gewiss kein Drama. Zumal es die Kündigung quasi erzwungen hat.

    Kreative sind aber keine Projektentwickler, die irgendwo eintrudeln, dem entsprechenden Stadtvierteln Leben einhauchen und danach weiter ziehen, um das Spielchen von vor zu beginnen.


    Das hat keiner behauptet. Künstler verreisen z.B. wochenlang, um Ausstellungen vorzubereiten, sie freuen sich über Aufenhaltsstipendien und wechseln faktisch häufiger als andere Berufsgruppen die Stadt. Begünstigt wird das nicht durch ortsgebundene Projekte, sondern im Gegenteil dadurch, dass sie in der Regel dort arbeiten können, wo sie wollen. Ein Maler kann im Postfuhramt genauso arbeiten wie auf AEG.

    Wenn es in ein paar Jahren richtig gut läuft, bleiben den "Kreativen" dann zwei Möglichkeiten, entweder weiter ziehen oder, wie ja von dir gefordert, aus der Portokasse ein paar Häuser zu kaufen, um ein Bleiberecht zu erwirken.


    Das ist nicht meine Logik. Es geschieht einfach seit Jahrzehnten regelmäßig überall in der (westlichen?) Welt. Genau deshalb haben Leute, die nicht so ignorant wie die IGW-Mitstreiter sind, sich eigenes, Dauerhaftes erkämpft.

    einer einzelnen berufsgruppe die flexibilität beim wohnort als pflichteigenschaft zu unterstellen.


    Habe ich nicht getan. Ich stelle lediglich fest, dass Künstler selten Nein sagen, wenn die Villa Massimo ruft.

    wenn ich mich an einem ort wohlfühle, möchte ich dort bleiben - solange ich es mir leisten kann.


    Jetzt tust Du wieder so, als hätten die Bewohner/Nutzer der Windmühlenstraße den Räumungsbescheid erhalten. Wer muss raus, vom Tschau Tschüssi abgesehen?


  • Da muss ich widersprechen. Es geht primär um selbstbestimmtes Wohnen und auch darum, Immobilien der Spekulation zu entziehen. Alle anderen Faktoren sind sekundär. Nochmal: Der temporäre Status war in der Windmühlenstraße immer klar.


    Entschuldigung, aber beide Aussagen sind gelinde gesagt Unsinn.


    Bei der ersten Aussage ging es mir um (finanzielle) Dimensionen, nicht um Intentionen. Alleine schon die Größe und der damit verbundene finanzielle und logistische Aufwand zeigen, dass der "Windmühlen-Kiez" nicht vergleichbar ist mit der G16, Zollschuppenstraße und den anderen hier genannten Beispielen. Auch große Wohnprojekte in den westlichen Bundesländern, bei denen es um die Umgestaltung von Kasernen, ganzen Wohnblocks und Siedlungen geht, erreichen nicht diese Ausmaße, selbst wenn sie im Verbund mit anderen Genossenschaften etc. stehen:
    Gießen, Dulles-Siedlung: http://www.prowo-giessen.de/ und http://wohnprojekte.familienbuendnis-giessen.de/
    Darmstadt, Lincoln Village: http://dasheinersyndikat.blogsport.de/ und http://www.lincoln-village.de/ , siehe auch http://www.wohnart3.de/
    Karlsruhe, MiKa-Wohnhof: http://www.mika-eg.de/
    Freiburg, Viel-Häuser-Projekt: http://www.wemgehoertdiestadt.org/
    und andere mehr


    Ein Satz wie "Wer Einfluss haben will, kann ein Hausprojekt starten oder muss sich Vermieter suchen, die Mitgestaltung wünschen." ist zynisch, wenn die äußeren Umstände dies am bisherigen Standort schon von vornherein verhindern. So ein bißchen klingt das wie der alte Spruch: "Wenn es Dir hier nicht gefällt, dann gehe doch in den Osten."


    "Der temporäre Status war in der Windmühlenstraße immer klar." Auch das stimmt nicht. Das Gebäude gehörte zum Kernbestand der LWB und nicht zum Verwertungsbestand. Es war eigentlich davon auszugehen, dass die LWB das Gebäude langfristig in ihrem Bestand behält und irgendwann selbst saniert. Als städtische Tochter wäre dann ein gewisser Einfluss auf den Grad der Umgestaltung und die Höhe der künftigen Mieten möglich gewesen. Der Entschluß des LWB-Aufsichtsrat, die Wohnanlage zu verkaufen, kam daher eher überraschend.


    Windmühlenstraße im Fokus: Kurzinterview mit Gregor Hoffmann von der Leipziger Wohnungsgesellschaft
    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…r-Hoffmann-LWB-30637.html



    Die sind gesetzlich geregelt und der neue Eigentümer verhält sich anders als etwa Hildebrand & Jürgens. Er suchte das Gespräch und den Kompromiss.


    Schlimmer geht´s immer. Das es an anderer Stelle noch härtere Fälle gibt macht das in der konkreten Situation nicht besser.



    Es dürfte heikel sein, sich zum jetzigen Zeitpunkt auf eine konkrete Modernisierungsumlage festzulegen. Das wird sich ergeben, der gesetzliche Rahmen ist eindeutig.


    Das glaube ich nicht. Wenn ich ein solches Sanierungsprojekt beginne und nicht nicht gerade wenig in den Kauf investiere, dann kalkuliere ich das doch vorher genau durch und muß dazu auch wissen, wo meine Endmieten liegen sollen. Da kann im Kommabereich noch Bewegung drin sein, aber die Einflugschneise ist doch abgesteckt. Und wo sind da die Grenzen nach? Unter dem KdU-Satz von 4,22 Euro oder deutlich darüber?


    Einen (drohenden) Zwangsauszug aufgrund von Kündigung oder drastischer Mietsteigerung mit dem Hinweis zu verniedlichen, dass man doch Künstler sei und gerne mal wochenlang verreist, ist schon mehr als frech. Auch mancher Arzt im Waldstraßenviertel soll gern mal länger verreisen und so eine Praxis kann man doch überall neu eröffnen. Da sind dann einige Kündigungen fällig.

  • Entschuldigung, aber beide Aussagen sind gelinde gesagt Unsinn.


    Nein, Du hast sie bloß nicht verstanden. Und das belegst Du ja in den folgenden Sätzen.


    Alleine schon die Größe und der damit verbundene finanzielle und logistische Aufwand zeigen, dass der "Windmühlen-Kiez" nicht vergleichbar ist mit der G16, Zollschuppenstraße und den anderen hier genannten Beispielen.


    Das habe ich nicht getan. Es mir zu unterstellen, ist Unsinn.


    Es bleibt bei allen gestarteten Scheingefechten simpel:


    Wenn man die Pläne der Eigentümer nicht mag, muss man mit ihnen verhandeln oder sich in Strukturen begeben, in denen man mitbestimmen kann - wie Du selbst sagst, sind die bei einem Projekt wie der Windmühlenstraße schwer möglich.


    Was macht die IGW? Sie macht alles ihr Mögliche, um den neuen Eigentümer zu verstimmen. Das Ziel ist doch klar. Es geht primär nur noch darum, dem neuen Eigentümer ans Bein zu pinkeln. Es geht nicht mehr darum, eine bewahrende Lösung zu finden.


    "Der temporäre Status war in der Windmühlenstraße immer klar." Auch das stimmt nicht.


    Behauptest Du einfach so. Bewohner behaupten mir gegenüber seit Jahren anderes.

    Der Entschluß des LWB-Aufsichtsrat, die Wohnanlage zu verkaufen, kam daher eher überraschend.


    Völlig neues Gebahren der LWB, große Immobilien lieber abzustoßen statt selbst zu sanieren - oder vielleicht schon lange Praxis?


    Schlimmer geht´s immer. Das es an anderer Stelle noch härtere Fälle gibt macht das in der konkreten Situation nicht besser.


    Die konkrete Situtation ist eine der wirklich harmlosen. In Leipzig gab und gibt es ganz andere.

    Das glaube ich nicht.


    Natürlich kalkuliert man vorher. Aber dass diese Kalkulationen fast nie aufgehen, weil es immer irgendwelche Probleme gibt, dürfte Dir trotz Deiner Leugnung bekannt sein.


    Einen (drohenden) Zwangsauszug aufgrund von Kündigung oder drastischer Mietsteigerung mit dem Hinweis zu verniedlichen, dass man doch Künstler sei und gerne mal wochenlang verreist, ist schon mehr als frech.


    Frech sind Deine andauernden Unterstellungen. Ich habe nicht geschrieben, was Du mir unterstellst.

  • das tschau tschüssi zieht ende januar hundert meter weiter in die (sanierte) härtelstraße 4.


    was nur bestätigt: gleich neben der sich selbst übergestülpten käseglocke windmühlenstraße gibt's halt auch schöne und günstige mietobjekte. und damit keinen grund, eine an sich harmlose sanierung zu einer art kulturkampf zu stilisieren...

  • Wenn man die Pläne der Eigentümer nicht mag, muss man mit ihnen verhandeln oder sich in Strukturen begeben, in denen man mitbestimmen kann - wie Du selbst sagst, sind die bei einem Projekt wie der Windmühlenstraße schwer möglich.


    Gleiches gilt auch für den neuen Eigentümer. Wie schon einmal geschrieben, es handelt sich um einen Interessenkonflikt. Und niemand kann die Mieter davon abhalten, ihre Interessen, innerhalb der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel, durchzusetzen.


    Behauptest Du einfach so. Bewohner behaupten mir gegenüber seit Jahren anderes.


    Natürlich weiß ich, dass wenn ich in einer unsanierten Immobilie wohne, dass diese irgendwann saniert wird. Aus diesem Wissen ergibt sich aber noch nicht das Wissen, wie eine Sanierung einmal aussieht.


    Völlig neues Gebahren der LWB, große Immobilien lieber abzustoßen statt selbst zu sanieren - oder vielleicht schon lange Praxis?


    Die drei Punkthochhäuser in der Wächter und Ferdinand-Rhode-Straße gehören der LWb und werden von dieser saniert. Also scheint es auch anders zu gehen.

  • Mich erreichen alle paar Tage Mails mit der Bitte, sich an der Petition zu beteiligen. Die jüngste beginnt mit den Worten:

    Meine Wohnung soll luxussaniert werden, ein Teil des Hofes mit einem Discounter überbaut werden und das Atelierhaus Frühauf nebenan, in dem ich arbeite, wird gerade verkauft. Im ganzen Block wohnen zahlreiche Künstler, davon auch viele die an der HGB studiert haben. (Das ist die Kurzversion einer deutlich komplexeren Realität namens Gentrifizierung).


    Luxussaniert?


    Der Vermieter verspricht öffentlich:

    Wir sanieren nur das, was notwendig ist: Dach, Fassade, Fenster. Hinten kommen noch Balkone hinzu. Wir haben unseren Mietern gesagt, dass wir keinen "vergewaltigen" wollen. Mehr als das, was der Gesetzgeber vorschreibt - entsprechend der aktuell gültigen Energiesparverordnung – EnEV 2009 -, wollen wir den Mietern nicht zumuten. Zusätzliche Sanierungswünsche im Innenraum nehmen wir auch entgegen, aber das ist individuell.


    (zitiert nach http://www.l-iz.de/Politik/Bre…n-Casa-Concept-30282.html)


    Mir erscheint das Verhalten aus der Windmühlenstraße heraus echt nicht redlich.

  • Der Käufer hat 6 Millionen Euro für den Block bezahlt.
    Der Block hat 10-12? Eingänge. Also pro Haus 500 - 600 Tausend Euro.
    Und dann saniert er freundlich und hebt die Mieten nur ein bisschen an?
    (Gewerbemieter hier ausgeklammert)


    Hier die Beispielrechnung, sofern für ein Milchmädchen wie mich möglich.
    Alle Zahlen sind öffentlich bekannt.


    Haus: 500 000 Euro
    Sanierung: 100 000 (geschätzt)
    Beispielhaus:
    10x 80m²= 800m² x (jetzige Miete x 2= 4,50 Euro/m²)= 3600 im Monat
    = 43500/Jahr
    nach knapp 14 Jahren (ohne Zinsen) abgezahlt und wirft Gewinn ab.


    Funktioniert das?


    p.s.
    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

  • Nö, das ist doch etwas arg vereinfacht. Nur mal kurz zu den von Dir eingebrachten Zahlen:


    Die einzelnen Häuser haben doch niemals 10 Wohnungen mit je 80m² = 800m². Und 100 000 Euro (geschätzt) werden auch nicht für die Sanierung von einem Haus reichen. Bei der nötigen Wärmedämmung solltest Du die künftigen Einsparungen bei den Nebenkosten gegenrechnen. Die Rechnung geht ohne Zinsen nicht auf, denn auch dieser Investor wird das Ganze nicht aus seiner Portokasse bezahlen können. Und die Gewerbemieten kannst Du keinesfalls ausklammern, zumal ja der Investor immer wieder betont, den Supermarkt reinnehmen zu wollen, um die Wohnungsmieten niedriger halten zu können. ...

  • Danke, der Hintergrund der Frage ist, ob sich die Sanierung "rechnet" und überhaupt eine weitere Vermietung beim Kaufpreis möglich ist, Stichwort Verkauf der Wohnungen.
    Daher habe ich die Nebenkosten weggelassen.

  • Die Diskussionen um die Art und Weise des Verkaufs des "Windmühlenkiezes" durch die LWB und die angekündigte Sanierung durch Casa Concept hält weiter an. Sie weitet sich zunehmend auch auf andere LWB-Verkäufe auf, vor allem auf vier Doppelhauswohnblöcke aus den 30er und 50er Jahren in der Kantstraße 55-67 in der Südvorstadt nahe dem MDR-Gelände. Die GRK Holding soll hier recht fragwürdige Entmietungspraktiken an den Tag legen, dabei ist u.a. die Rede von ersten Räumungsklagen wegen angeblicher illegaler Untervermietung und massiven Druck, unbefristete in befristete Mietverträge umzuwandeln. So soll offenbar Baufreiheit für die ab Frühjahr 2013 (?) anstehende Sanierungen geschaffen werden, nach der sich die bislang hier wohnenden Menschen die Wohnungen wohl überwiegend nicht mehr leisten werden können. Einige von denen haben sich nun in einer "IG Kantstraße" organisiert.


    Erfreulicherweise hat sich beim Atelierhaus "Frühauf“ ( http://www.atelierhaus-fruehauf.de/ ) nun eine Lösung ergeben, die zumindest für die nächsten zehn Jahre das Weiterbestehen ermöglicht. Der Verein hat das Haus zusammen mit einem ungenannten Co-Investor von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erworben.


    Dazu Hans-Arno Simon, Leiter der Hauptstelle Erfurt der BImA, am 20. Dezember:


    "Seit die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) mit ihren Verkaufsabsichten für die Windmühlenstraße 31b auf den Markt gegangen war, blickten die als 'Frühauf e.V.' eingemieteten Künstler sorgenvoll in die Zukunft – mussten sie doch fürchten, von einem Käufer über kurz oder lang hinausgekündigt zu werden. ... Den von der BImA erwarteten Kaufpreis selbst aufzubringen, überstieg ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten. Quasi auf den letzten Metern gelang es den Künstlern, einen Co-Investor ins Boot zu holen, der das fehlende Kapital mitbringt und dem Kunstverein ermöglicht, jedenfalls weitere zehn Jahre die zentrumsnahe Liegenschaft für das Kunstschaffen seiner Mitglieder zu nutzen. Der dafür nötige Vertrag mit der BImA konnte am 19. Dezember in Leipzig beurkundet werden. ... Insgesamt konnte hier eine klassische 'win-win-Situation' herbeigeführt werden."


    LIZ, 20.12.2011
    Windmühlenstraße im Fokus: Atelierhaus "Frühauf“ lebt weiter
    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…ehauf-gerettet-40205.html

  • Gestern demonstrierten in Leipzig rund 200 Menschen gegen die Schließung eines alternativen Wohnprojekts in Berlin, dem Schokoladen in Mitte.


    So weit, so gut. Oder auch nicht. Denn Linke-Stadträtin und Anmelderin der Demo, Juliane Nagel, äußerte Bedenken, dass auch in Leipzig die böse Gentrifizierung in Umlauf sei und nannte - natürlich! - das Beispiel Windmühlenstraße. Günstiger Wohnraum dürfe nicht nur in den Plattenbauvierteln am Rande der Stadt geben, so die demonstrationsfreudige Stadträtin weiter. Mal abgesehen davon, dass sich die Situation beim "Schokoladen" in Berlin sicher anders darstellt als bei der Windmühlenstraße in Leipzig: Ich glaube kaum, dass man in Grünau, an der städtischen Peripherie, so günstig wohnt wie gegenwärtig im innerstädtischen Komplex an der Windmühlenstraße und dass Mieter nach der Sanierung besagten Ensembles (soviel) teurer leben als draußen in der WBS70-Platte.


    Ich vermisse nach wie vor eine realistische Einschätzung der Lage seitens der Gegner des Sanierungsvorhabens in der Windmühlenstraße.

  • Ueber die Demonstration am gestrigen Abend berichten auch Patrick Limbach in der


    L-IZ, 21.02.2012
    "Die Häuser denen, die drin wohnen": Leipziger demonstrieren für Berliner Wohnprojekt und gegen Gentrifizierung
    http://www.l-iz.de/Politik/Lei…egen-Gentrifizierung.html


    Radio Corax, 21.2.12
    Gentrifizierung in Leipzig
    http://freie-radios.net/46639


    und


    mephisto 97,6, 21. Februar 2012
    Demonstration. Gentrifizierung - auch in Leipzig ein Problem
    http://mephisto976.uni-leipzig…-leipzig-ein-problem.html


    Demonstration im Leipziger Süden
    http://mephisto976.uni-leipzig…-im-leipziger-sueden.html


    Die IG Windmuehlenstrasse zeigt auf dem Blog ihren Blick auf die aktuellen Bauarbeiten: http://deinkiez.blogspot.com/ und verweist ausserdem auf einen Beitrag bei


    MDR Figaro
    http://soundcloud.com/user5769379/deinkiez

  • Gentrifizierungsdebatte in Leipzig

    Ich glaube kaum, dass man in Grünau, an der städtischen Peripherie, so günstig wohnt wie gegenwärtig im innerstädtischen Komplex an der Windmühlenstraße und dass Mieter nach der Sanierung besagten Ensembles (soviel) teurer leben als draußen in der WBS70-Platte.


    Ich vermisse nach wie vor eine realistische Einschätzung der Lage seitens der Gegner des Sanierungsvorhabens in der Windmühlenstraße.


    Das geht mir aehnlich, auch ich haette gern eine deutlich bessere Diskussionsgrundlage und ein paar mehr Fakten auf dem Tisch. Daran wird gerade recht intensiv gearbeitet und die Ergebnisse hoffentlich in Baelde auf weiteren Diskussionsveranstaltungen, in Veroeffentlichungen auf diversen Blogs bzw. mittelfristig hoffentlich auch gedruckt und in einer neu begruendeten Sendereihe auf Radio Blau vorgelegt. Dazu spaeter mehr.


    Einen ersten Versuch, die aktuelle Situation in Leipzig zu analysieren, hat der Berliner Sozialwissenschaftler Dr. Andrej Holm bei einer Diskussionsveranstaltung am 31. Januar im Conne Island unternommen ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=326357#post326357 ). Ein Mitschnitt der Veranstaltung wird am Sonntag, den 26.2., von 15.00 bis 17.00 Uhr bei Radio Blau gesendet und danach als podcast zur Verfuegung gestellt. Eine kurze Zusammenfassung gab es bereits am 3.2. im "linksdrehenden Radio", einer u.a. von Jule Nagel gestalteten Sendung ( http://freie-radios.net/46184 ).


    Gentrification Blog, 31.1.2012
    Leipzig: Die Gentrifcation-Debatte erreicht Connewitz
    http://gentrificationblog.word…batte-erreicht-connewitz/


    Aehnliche Beobachtungen fuer Berlin werden seither auch an anderer Stelle gemacht:


    Gentrification Blog, 30.12.2011
    Berlin: Randwanderung der Armut als Rückseite der Medaille
    http://gentrificationblog.word…s-ruckseite-der-medaille/

  • Stadt(teil)entwicklung im Leipziger Süden. Stadt für alle – aber wie?
    Mitschnitt der gleichnamigen Podiumsveranstaltung am 14.2. im UT Connewitz in Leipzig.
    http://freie-radios.net/46579


    Zu hören ist die erste Podiumsrunde mit Statements
    Prof. Dieter Rink (Umweltforschungszentrum Leipzig, stellvertretender Leiter des Departments Stadt- & Umweltsoziologie), Karsten Gerkens (Amtsleiter des Amtes für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung der Stadt Leipzig), Holger Schulze (Alternative Wohngenossenschaft Connewitz), Tom & Katharina von der IG Kantstraße und Katharina Weise (Referentin für kommunalpolitische Bildung der Rosa Luxemburg Stiftung). Moderation: Juliane Nagel

  • Ich glaube kaum, dass man in Grünau, an der städtischen Peripherie, so günstig wohnt wie gegenwärtig im innerstädtischen Komplex an der Windmühlenstraße und dass Mieter nach der Sanierung besagten Ensembles (soviel) teurer leben als draußen in der WBS70-Platte.


    Das Frage ist allerdings - Und das eben nicht nur im Zentrum! - was passiert, wenn man ausziehen muss, sei es nun wegen einer Sanierung und danach steigenden Mieten oder aus persoenlichen Gruenden (neue Partnerschaft oder Trennung, erstes, zweites... Kind) ...? Findet man in der Neuvermietung eine annaehernd vergleichbare Wohnung in Groesse und Preis oder bekommt man diese nur noch in den Plattenbaugebieten am Stadtrand bzw. (noch) in ehemaligen Arbeitervierteln wie Volkmarsdorf oder Schoenefeld-Abtnaundorf? Die Frage wird vor allem dann wichtig, wenn andere darueber entscheiden, ob du in der gewuenschten, weil vielleicht vertrauten Nachbarschaft weiter leben kannst, da die Bemessungsgrundladen der "Kosten der Unterkunft" fuer dich und deine Familie gelten. In Leipzig gilt bekanntlich aktuell ein Satz fuer die Grundmiete von bis zu 4,22 Euro und es gibt rund rund 45.000 Bedarfsgemeinschaften bei insgesamt etwa 300.000 Haushalten ( http://statistik.leipzig.de/%2…le.aspx?cat=4&rub=2&per=q ). Aber auch, wenn Du in den mittlerweile ueblichen Beschaeftigungsverhaeltnissen lebst oder studierst koennen selbst 50 Cent mehr pro Quadratmeter schon relativ viel Geld sein.


    Darueber sagen die Mietspiegel, so sie denn ueberhaupt vorliegen und halbwegs aktuell sind, kaum etwas aus und das Leipziger Amt für Statistik und Wahlen erfasst solche Daten nicht bzw. veroeffentlicht sie nicht. Einen Zugang dazu bieten (nur?) die Statistikteile der diversen Immobilienportale im Web, wobei die dort angegebenen Durchschnittsmieten meist etwas hoeher liegen als in der Realitaet. Aber die Tendenz duerfte zumindest stimmen.


    Wohnen in Leipzig
    http://www.immobilienscout24.de/wohnen/sachsen,leipzig.html


    Leipzig, Zentrum-Südost - Mietpreise
    Durchschnittliche Nettokaltmiete: 5,50 EUR/m²
    Entwicklung über 12 Monate: +5,6%


    Leipzig, Zentrum-Süd
    Durchschnittliche Nettokaltmiete: 6,50 EUR/m²
    Entwicklung über 12 Monate: +14,8%


    Leipzig, Grünau-Mitte
    Durchschnittliche Nettokaltmiete: 4,20 EUR/m²
    Entwicklung über 12 Monate: -2,3%


    Leipzig, Paunsdorf
    Durchschnittliche Nettokaltmiete: 4,30 EUR/m²
    Entwicklung über 12 Monate: -4,5%


    Leipzig, Volkmarsdorf:
    Durchschnittliche Nettokaltmiete: 4,20 EUR/m²
    Entwicklung über 12 Monate: +2,4%


    Leipzig, Altlindenau
    Durchschnittliche Nettokaltmiete: 4,70 EUR/m²
    Entwicklung über 12 Monate: +4,3%


    Leipzig, Schönefeld-Abtnaundorf:
    Durchschnittliche Nettokaltmiete: 4,80 EUR/m²
    Entwicklung über 12 Monate: 0,0%

  • Oder man sucht mal, was in Leipzig so auf den Webportalen angeboten wird und unter den KdU-Bemessungsgrenzen liegt ( http://www.leipzig.de/de/busin…t-und-Heizung-07351.shtml ) und laesst sich die Ergebnisse nach Stadtteilen sortiert ausgeben (bei Z zuerst hat man auch gleich das Zentrum :) oder eben auch nicht):


    ab 35 m² Wohnfläche, bis 189,90 EUR Kaltmiete (heute 136 aktuelle Angebote)
    http://www.immobilienscout24.d…g/-/-/35,00-/EURO--189,90


    ab 50 m² Wohnfläche, bis 253,20 EUR Kaltmiete (heute 1480 aktuelle Angebote)
    http://www.immobilienscout24.d…g/-/-/50,00-/EURO--253,20


    ab 65 m² Wohnfläche, bis 316,50 EUR Kaltmiete (heute 1433 aktuelle Angebote)
    http://www.immobilienscout24.d…g/-/-/65,00-/EURO--316,50


    Das Gleiche kann man dann auch noch mal unter http://www.lwb.de/mietinteressenten/wohnungssuche versuchen, da kann man sogar recht komfortabel mehrere Stadtteile aussuchen. Das Ergbebnis ist allerdings recht aehnlich, die breite Masse der Angebote liegt in Paunsdorf (die LWB hat in Gruenau nicht so große Bestaende), dann folgen Engelsdorf, Schönefeld, Volkmarsdorf, Mockau ... Zentrum, Südvorstadt oder der Westen sind gar nicht oder nur mit ein oder zwei Angeboten dabei.

  • So weit, so gut. Oder auch nicht. Denn Linke-Stadträtin und Anmelderin der Demo, Juliane Nagel, äußerte Bedenken, dass auch in Leipzig die böse Gentrifizierung in Umlauf sei und nannte - natürlich! - das Beispiel Windmühlenstraße.


    Ich kann mich nicht erinnern, dass Juliane "böse Gentrifizierung" gesagt hat. Es geht um die Einsicht, dass Wohnhäuser mehr sind als Spekulationsware oder Profitmaschinen. Es handelt sich um Lebensräume für Menschen, unabhängig von Marktlagen. Das Ziel sollte sein, Häuser vom Markt zu nehmen. Dass kapitalstarke Gesellschaften beachtliche Teile der Stadt aufkaufen, ist eine problematische Entwicklung.


    Was Gentrifizierung anbelangt, hat Juliane u.a. Dieter Rink auf ihrer Seite, der sagt, dass die Gentrifizierung in Leipzig gleich in den frühen 90ern begonnen habe, im Waldstraßenviertel etwa, wo es bereits damals militante Reaktionen gab und wo die Stadt immerhin noch mit sozialem Wohnungsbau im Viertel reagiert hat, letzteres ist heute undenkbar.


    Gerkens gibt erstaunlicherweise unverblümt zu, dass der "Rückbau" der vergangenen Jahrzehnte (was ein Euphemismus für die Zerstörung von Wohnraum) dem Erhalt des Mietniveaus diente. Auch, dass Luxussanierung das Resultat verfehlter Abschreibungsmöglichkeiten ist, verschweigt er nicht. Aber er leugnet Einflussmöglichkeiten der Verwaltung aufs Mietniveau. Als hätte die Politik nicht die Grundlage gesetzt zu dem Absahnen, das jetzt an Fahrt gewinnt.


    Die Windmühlenstraße spielte gestern nur am Rande eine Rolle, an der Demo hat sich offensichtlich auch niemand von dort beteiligt. Immerhin grüßten drei Ex-Bewohner, als die Demo dort vorbeizog. Der Kantstraße wurde zu Recht wesentlich mehr Aufmerksamkeit teil. Die Bewohner dort sind in der schlimmeren Lage, haben aber nicht das Ego, so auf den Putz zu hauen wie die Windmühlenstraße. Dass die Windmühlenstraßenbewohner nicht kampflos das Feld geräumt haben, ist ihnen ja dennoch hoch anzurechnen. Sie haben wachgerüttelt und sensibilisiert. Wobei mir die Argumentation mit dem Aldi und dem tollen Hof nach wie vor nicht einleuchtet. Bei der Diskussion im Frühauf soll auch eine Altbewohnerin gewesen sein, die sich an eine Ankündigung der LWB aus den 90er Jahren erinnerte, dass das Dach endlich gemacht werde. Sie freute sich, doch nichts geschah, weitere Jahre Eimerrücken unterm Dach.

    Ich glaube kaum, dass man in Grünau, an der städtischen Peripherie, so günstig wohnt wie gegenwärtig im innerstädtischen Komplex an der Windmühlenstraße


    Ich lasse mir schon eine ganze Weile von Immobilienscout24 neue Wohnungsangebote bis 300 Euro per E-Mail schicken. Die günstigen Wohnungen sind nahezu immer in Grünau, Paunsdorf und manchmal noch in Mockau. In Grünau gibt es Wohnraum zum Selbstsanieren noch weit unter Windmühlenstraßen-Preisniveau. Die LWB vermietet selbst unsanierten Wohnraum relativ hochpreisig. Andere Wohnungsbaugenossenschaften sind günstiger. Aber darum geht es ohnehin nicht, denn die Windmühlenstraße ist nicht beispielhaft für die Innenstadt. Schau einfach an den Brühl, dort wurde günstiger Wohnraum zugunsten einer lächerlichen Mall, inklusive höchstpreisigem Wohnraum, geopfert.

    und dass Mieter nach der Sanierung besagten Ensembles (soviel) teurer leben als draußen in der WBS70-Platte.


    Dagegen würde ich wetten. Der Quadratmeter in der Windmühlenstraße wird bestimmt Richtung sechs Euro wandern. Sechs Euro zahlt man in Grünau (fast?) nirgendwo.

    Ich vermisse nach wie vor eine realistische Einschätzung der Lage seitens der Gegner des Sanierungsvorhabens in der Windmühlenstraße.


    Ja. Stimmt. In der Windmühlenstraße hat man dem Investor vermutlich einen Gefallen getan, indem man auf Konfrontationskurs ging. Die Demo gestern hat sich dazu auch nicht weiter geäußert. Nur gelobt, dass man nicht kampflos das Feld räumt.

    Einmal editiert, zuletzt von dancingdwarf () aus folgendem Grund: morgens rasch Runtergetipptes in freundlichere Form gebracht