Frankfurter Fassaden

  • Frankfurter Fassaden im Detail


    In diesem Themenstrang soll es darum gehen, reizvolle, auf den ersten Blick kaum wahrnehmbare Details Frankfurter Fassaden in Bild und Wort darzustellen. Oft werden Gebäude nur als Gesamtheit gesehen, kleine Ornamente, Schriften oder Figuren werden unwillentlich übersehen. Viele Details bleiben verborgen, weil man nicht genau hingeschaut hat oder kein Fernglas bzw. Teleobjektiv dabeihatte.


    Frankfurts Fassaden bieten zahlreiche Finessen – genaues Hinschauen vorausgesetzt. Meistens sind es eher die Gebäude aus der Vorkriegszeit, die in diesem Zusammenhang etwas zu bieten haben, aber auch bei neuen Häusern soll das angeblich vorkommen.

  • Römer

    Das historische Gebäude kennt (fast) jeder Frankfurter, die markante Treppengibelfassade des Rathauses (Römer) ist deutschlandweit bekannt. Doch wie sieht es mit dem Fassadenschuck z. B. in der Limpurgergasse aus? Ich glaube, nicht jeder kennt folgende Figur:



    Dargestellt ist eine Nixe mit zwei Fischschwänzen, mich würde sehr interessieren, welche Bedeutung sie hier am Rathaus hat.

  • Römer

    Diesen Strang zu eröffnen ist eine schöne Idee, danke dafür! Da werde ich doch gleich mal was vom Römer beisteuern, der diesbezüglich viele Details zu bieten hat. Hier der Kannix, gelegen an einem der Torbögen an der Durchfahrt zwischen Paulsplatz/Bethmanntr. und Limpurgergasse. Vielleicht eine kleine Hommage an die amerikanische Besatzung? Oder ist die Ähnlichkeit mit Uncle Sam rein zufällig? Fragen über Fragen, wer hat die Antwort? :)



    -Bild von mir-

  • Das erste Motiv hat meines Erachtens keine tiefere Bedeutung, es dürfte eine historistische Verarbeitung der klassischen Groteske sein.


    Das zweite Motiv zeigt dagegen ein heute vergessenes Frankfurter Original des 19. Jahrhunderts, den in seiner Gestalt ziemlich urigen Gastwirt Liffgens, besser bekannt als „Kannix“, der ein bisschen spinnert war und sich mit einem Buch unter dem Arm herumziehend als Rabbiner ausgab. Soweit kenne ich die Geschichte jedenfalls.


    Seine Darstellung ist ein wehgemütiger Abgesang auf das alte Frankfurt, zu einer Zeit, wo es binnen weniger Jahrzehnte von einem 40.000 Einwohner-Nest zu einer Großstadt mit mehr als 300.000 Einwohnern (um 1900) heranwuchs und damit einhergehend diese Originale von den Straßen verschwanden.

  • Phönix am Salzhaus, Römerberg

    Eines meiner liebsten Details ist das Mosaik des "Phönix" am Salzhaus von Wilhelm Geißler aus dem Jahre 1955.


    Das Glasmosaik nimmt den östlichen Teil der zur Braubachstraße gewandten Seite ein und überspannt drei Stockwerke.
    Der Auftieg des Phönix aus der Asche soll die Aufbau- und Aufbruchstimmung nach dem Krieg symbolisieren.
    Nicht selten wird aber auch das Wappentier der Stadt hineininterpret, wie es sich aus den Ruinen zu erheben scheint.


    Für mich persöhnlich ist es zudem eine tolle Versinnbildlichung der Stadt Frankfurt an sich, des Unsteten, des Wechsels
    und der sich immer wieder neu erfinden und wachsenden Metropole.



    Bild vom mir. ©sweet_meat

  • Das 2. gemalte Haus in Sachsenhausen

    Klar, das "Gemalte Haus" auf der Schweizer kennt jeder. Die Mörfelder Landstraße hat aber auch ein gemaltes Haus zu bieten. Seht selbst:



    Detail:



    Bilder: Marty

  • Gutenbergschule / Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode

    An der Theodor-Heuss-Allle gegenüber der Messe und neben der Leo-Baustelle befindet sich eine alte Berufsschule mit Fachoberschule, die durch die prächtig gewachsenen Bäume leicht übersehen wird. Beim Verlassen der Stadt fällt auf den zweiten Blick ein architektonisch gelungener Komplex auf, der zwischen 1908 und 1911 errichtet wurde. Beim genauen Hinsehen lassen sich einige Halbplastiken finden, die auf den Zweck der Gebäude hindeuten: Erlernen von Berufen.


    Hier könnte der Beruf Bildhauer oder Zimmermann gemeint sein:



    Diese Halbplastik symbolisiert die Naturwissenschaften Chemie und Physik:



    Anbau:



    Die Schule hat die "Hamburger Alllee 23" als Postadresse. Hier der Haupteingang:


  • Neue Mainzer Straße 59, Elbestraße 52

    Am kurvigen Ende der Neuen Mainzer Straße, Nummer 59, befindet sich ein imposantes Bürohaus aus der Gründerzeit. Entworfen hat es der dänische Architekt Aage von Kauffmann zusammen mit Ludwig Neher (Wikipedia), der in Frankfurt einiges gebaut hat, bspw. die Villa Mumm sowie die Christus- und die Lutherkirche. Bis 1896 arbeitete er mit Ludwig Neher zusammen (bekannt bspw. durch das Senckenberg-Hauptgebäude). Die Neue Mainzer Straße 59 stammt von 1892 und ist Teil des FraSpa-Areals, auf dem dereinst ein Hochhaus entstehen soll. Die Fassade des denkmalgeschützten Eckhauses ist reich geschmückt. Unter anderem hängen diese beiden unterschiedlichen Löwen nebeneinander am Haus:



    Rechts daneben (könnte allerdings auch jedes andere Tier sein):



    Ich wünsche dem Haus und den Löwen eine lange Zukunft...


    Ebenfalls seit mehr als hundert Jahren hängt dieser Nackedei an einer Fassade, nämlich an der Elbestraße 52. Um den Bauch und unten herum hätte er eine Schönheits-OP nötig, und die Banderole, die er trägt, bräuchte dringend eine Aufschrift:



    Bilder: epizentrum

  • Die Neue Mainzer Straße 59 hat übrigens auch noch eine original erhaltene Innenaustattung, ein Blick hinein lohnt also...

  • Historisches Museum


    Das Ensemble der Altbauten des Historischen Museums ergibt eine sehr schöne gewachsene Einheit und ist ein beliebtes Fotomotiv vom Eisernen Steg aus. Von nahem betrachtet sind dann nochmals viele schöne Details zu finden.


    Blick vom Eisernen Steg auf die Altbauten:



    Fassadendetails:










    Einmal editiert, zuletzt von Beggi ()

  • Beggi, zum 2. Foto deines Beitrags: Ungewöhnlich und auch unpassend finde ich die Versätze, die sich jeweils oben rechts und links neben den Fenstern in der Fassade befinden. Waren diese schon immer vorhanden oder erst im Zuge von Renovierungsarbeiten oder während dem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg als (mMn misslungenes) "gestalterisches Element" hinzugefügt?

  • Nein, merlinammain, die Schmuckelemente über den Fenstern stellen den Originalzustand dar. Nach dem Krieg hätte man so etwas auch eher abgeschlagen, statt neu hinzugefügt. Ich finde sie übrigens nicht so unpassend wie du, sie sind im gleichen Stil wie die Sandsteingauben (bzw. -giebel) gearbeitet.

  • Den zitierten Versatz nennt man übrigens „Ohren“ und sie sind eines der Hauptgestaltungselemente barocker Architektur. Mit Geschmacksfragen hat das also wenig zu tun.

  • Danke für eure Antworten, aber nur noch mal zur Klarstellung:


    - Ich meine NICHT die Schmuckelemente & Auskragungen ÜBER den Fenstern (das finde ich auch passend & typisch für diese Zeit),


    - sondern die Versätze der sandsteinen Einfassung/Rahmen der Fenster (die sich jeweils rechts und links NEBEN den Fenster befinden).


    Das Profil weist dort jeweils einen Versatz auf.

  • Genau das sind die „Ohren“ und die Konstruktionsweise ist für Mainfranken / Mainhessen auch völlig typisch; vlgl. etwa hier. Meist sind die Gewände geputzt oder überstrichen, wodurch der Profilsprung nicht so markant ausfällt.

  • Nein, was Ihr hier seht, ist kein Haus in Frankfurt/Oder aus der Zeit vor der Wende ...


    Kaum zu glauben, aber das Haus mit dieser sehr "lebendigen" Fassade steht tatsächlich in Frankfurt/Main. Genauer gesagt in Sachsenhausen an der Darmstädter Landstraße.



    Bild: Marty

    Einmal editiert, zuletzt von marty-ffm () aus folgendem Grund: falschen Bezug gelöscht

  • In der Bleichstraße 38a hat die Maßschneider-Innung Rhein-Main ihren Sitz. Hier ist zu sehen, wie sich aus einem relativ unscheinbaren Haus ein Blickfang machen lässt. Ein Zeitstrahl in Form eines Bandmaßes gibt einen Überlick über die Moderichtungen der verschiedenen Zeitepochen.



    Einmal editiert, zuletzt von Beggi ()

  • Hedderichstraße

    Südöstlich des Südbahnhofs verläuft die Hedderichstraße parallel zu den Schienen. Wie durch ein Wunder hat der Krieg hier keine Spuren hinterlassen, die unterschiedlichen Architekturstile der Vorkriegszeit lassen sich "am Stück" bewundern. Die Fassaden sind außerordentlich schön. In der ca. 500 Meter langen Straße gibt es nur einen Neubau.


    Einige Detailfotos aus der Hedderichstraße: