Dom-Römer-Areal: die Planung

  • Dom-Römer-Areal: die Planung

    Die Stadt Frankfurt entwickelt das etwa 7.000 qm große Grundstück zwischen Braubachstraße, Steinernen Haus / Kunstverein und Haus am Dom, auf dem sich von 1974 bis 2011 das Technische Rathaus (Wikipedia) befand, sowie das Gebiet des Archäologischen Gartens (Wikipedia) neu. Auf dem Areal entsteht ein Quartier, das sich in seiner Dichte, dem Straßenverlauf, der Bebauung sowie der Nutzung an der zerstörten Frankfurter Altstadt zumindest orientiert. Neben dem im Bau befindlichen, sogenannten "Stadthaus" über dem Archäologischen Garten, sind das Neubauten, die sich nach einer Gestaltungssatzung richten, sowie Nachbauten (ehemals "schöpferische Nachbauten" genannt). Zum Zweck der Umsetzung des Gesamtvorhabens bildete die Stadt die Dom Römer GmbH sowie einen Gestaltungsbeirat. Für das Stadthaus und die Neubauten fanden 2009 bzw. 2010 Architektenwettbewerbe statt. Die Stadt errichtet die Gebäude und veräußert sie danach an private Investoren.


    Die folgende Grafik zeigt den Planungsstand von September 2013:



    Collage: epizentrum aus zwei Illustrationen der Dom Römer GmbH


    Nachbauten sind rot gefärbt, Neubauten rosa, das Stadthaus grau-beige. Gebaut werden die folgenden Objekte (Nummern beziehen sich auf die Hausnummer):


    Braubachstraße (B)


    B21: Nachbau von Jourdan & Müller, Frankfurt am Main. DR-Infoseite
    B23: Neubau von Eingartner Khorrami Architekten, Leipzig. DR-Infoseite
    B25: Neubau von Eckert Negwer Suselbeek ENS Architekten, Berlin. DR-Infoseite
    B27: Neubau von Bernd Albers, Berlin) DR-Infoseite
    B29: Neubau von knerer + lang Architekten GmbH, Dresden. DR-Infoseite


    Hinter dem Lämmchen (HdL)


    HdL2: Nachbau des "Jungen Esslinger" (16./18. Jahrhundert). Denkmalkonzept GmbH, Bad Nauheim. DR-Infoseite
    HdL4: Nachbau des "Alten Esslinger" (Renaissance). Dreysse Architekten, Frankfurt am Main. DR-Infoseite
    HdL6: Nachbau des "Goldenen Lämmchen" (18. Jahrhundert). Claus Giel, Dieburg. DR-Infoseite
    HdL8: Nachbau des Hauses "Klein Nürnberg" (Renaissance). Dreysse Architekten, Frankfurt am Main. DR-Infoseite


    Hühnermarkt (HM)


    HM16: Neubau von Van den Valentyn – Architektur, Köln. DR-Infoseite
    HM18: Neubau von dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum. DR-Infoseite
    HM20: Nachbau "Zur Flechte". Denkmalkonzept GmbH, Bad Nauheim. (Verworfen: Neubau von Von Ey Architektur, Berlin) DR-Infoseite
    HM22: Nachbau "Goldene Schere". Prof. Hans Kollhoff, Berlin. (Verworfen: Neubau von Prof. Hans Kollhoff Generalplanungs GmbH, Berlin) DR-Infoseite
    HM24: Nachbau "Eichhorn". Prof. Hans Kollhoff, Berlin. (Verworfen: Neubau von Eckert Negwer Suselbeek ENS Architekten, Berlin) DR-Infoseite


    Markt / Krönungsweg (M)


    M5: Nachbau der "Goldenen Waage" (Renaissance). Jourdan & Müller, Frankfurt am Main. DR-Infoseite
    M7: Neubau von dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum. DR-Infoseite
    M8: Neubau von Jordi & Keller Architekten, Berlin. DR-Infoseite
    M9+11: Neubau von dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum. DR-Infoseite
    M10: Neubau von Von Ey Architektur, Berlin. DR-Infoseite
    M12: Neubau von dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum. DR-Infoseite
    M13: Nachbau "Grüne Linde". Claus Giel, Dieburg. (Verworfen: Neubau von Von Ey Architektur, Berlin) DR-Infoseite
    M14: Neubau von Eingartner Khorrami Architekten, Leipzig, oder Johannes Götz und Guido Lohmann, Köln (jeweils 1. Preis). DR-Infoseite
    M15: Nachbau "Rotes Haus". Denkmalkonzept GmbH, Bad Nauheim. (Verworfen: Neubau von Walter A. Noebel, Berlin) DR-Infoseite
    M17: Nachbau des "Neues Roten Hauses" (1326 - 1360). Denkmalkonzept GmbH, Bad Nauheim. DR-Infoseite
    M26: Nachbau "Schlegel". Prof. Hans Kollhoff, Berlin. (Verworfen: Neubau von Eingartner Khorrami Architekten, Leipzig) DR-Infoseite
    M28: Nachbau "Würzgarten". Denkmalkonzept GmbH, Bad Nauheim. (Verworfen: Neubau von Helmut Riemann Architekten GmbH, Lübeck) DR-Infoseite
    M30: Neubau von Morger + Dettli Architekten, Basel. DR-Infoseite
    M32: Neubau von Tillmann Wagner Architekten, Berlin. DR-Infoseite
    M34: Neubau von Francesco Colloti Architetto, Mailand, oder Von Ey Architektur, Berlin (jeweils 2. Preis). DR-Infoseite
    M36: Neubau von dreibund architekten, ballerstedt, helms, koblank, Bochum. DR-Infoseite
    M38: Neubau von Michael A. Landes Architekt, Frankfurt am Main. DR-Infoseite
    M40: Neubau von Jordi & Keller Architekten, Berlin. DR-Infoseite


    Neugasse (N)


    N4 = Braubachstraße 23a: Neubau von Bernd Albers, Berlin (2. Preis). DR-Infoseite


    Rebstockhof (RH)


    RH1 = Braubachstraße 19: Nachbau des "Hofs zum Rebstock" (Barock) von Jourdan & Müller, Frankfurt am Main. DR-Infoseite
    RH2 = Braubachstraße 17: Neubau von Meurer Architekten Stadtplaner Ingenieure, Frankfurt am Main. DR-Infoseite


    Archäologischer Garten / Kaiserpfalz


    Stadthaus: Neubau von Meurer Architekten Stadtplaner Ingenieure, Frankfurt am Main. DR-Infoseite


    Weitere Informationen:


    14 Mal editiert, zuletzt von epizentrum () aus folgendem Grund: Dreher "(Neues) Rotes Haus" korrigiert

  • Entwurf Gestaltungssatzung / Neuer Planungs- und Bau-Thread

    Nach langer Zeit endlich mal Handfestes: Der Entwurf der Gestaltungssatzung für das Dom-Römer-Areal ist online!

    Satzungstext (PDF)

    Begründung (PDF)


    Die Satzung trifft Regelungen zur Gliederung und Gestaltung der Fassaden, zur Gestaltung der Dächer, zur Materialwahl sowie zu Werbeanlagen. Zulässig sind nur steil geneigte Satteldächer mit mehr als 55 Grad Neigung. Grundsätzlich giebelständig zu Plätzen und Gassen, nur an der Braubachstraße traufständig. Als Dacheindeckung ist nur Naturschiefer möglich. Besonders bemerkenswert, dass die Oberflächen der Außenwände der Erdgeschosse unverputzt aus Stein hergestellt werden müssen. Die Obergeschosse sind zu verputzen oder mit Naturschiefer oder Holz zu verkleiden. Die Erdgeschosse müssen eine größere Geschosshöhe aufweisen als die Obergeschosse. Außerdem müssen die Fassaden gegliedert werden, und zwar durch horizontale Elemente wie geschossweise Gesimse und Überhänge. Es müssen stehende Fensterformate verwendet werden.


    Liest sich ziemlich gut, meine ich. Das Stadtparlament muss natürlich noch zustimmen, aber da dürfte es wohl keine Probleme geben.


    Im Zusammenhang mit dem Satzungsentwurf äußerte der Sprecher von Planungsdezernent Edwin Schwarz gestern, es sei Beschlusslage der Stadt, dass über die sechs bis sieben originalgetreu zu rekonstruierenden ehemaligen Altstadthäuser hinaus weitere Rekonstruktionen möglich seien, wenn sich dafür ein Investor finde (Quelle). Dies hatte Werner Pfaff, der mittlerweile zurückgetretene Geschäftsführer der Dom-Römer GmbH, noch zurückgewiesen.


    Schließlich noch der Hinweis auf die Vorlage vom 2. Oktober 2009 zum Gestaltungsbeirat (PDF-Download).



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    Die Veröffentlichung des Satzungsentwurfs soll Anlass sein, den alten Thread nach 1.360 Beiträgen abzuschließen und die Diskussion hier fortzuführen. Nochmals der Hinweis: Für weniger konkrete Belange mit Bezug zum Dom-Römer-Areal, die eher zum Verständnis der Hintergründe beitragen sollen, steht der Altstadt-Salon zur Verfügung. Um den Abriss des Technischen Rathauses geht es in diesem Thread.

  • Exzellente Nachrichten, streng ausgelegt sollte die Gestaltungssatzung dafür sorgen, dass uns Exzesse wie u.A. vom BDA propagiert erspart bleiben. Es bleibt abzuwarten, wie die Handhabe in der Praxis aussieht, die vergleichbare, wenn auch nicht so umfangreiche Gestaltungssatzung für das Bahnhofsviertel ist jedenfalls bisher nicht in gewünschtem Ausmaß in Erscheinung getreten (vgl "Frankfurt Central" etc.). Bleibt noch die Hoffnung, dass bis Baubeginn genügend Interessenten für eine Rekonstruktion eintreten und echte Neubauten so die Ausnahme bleiben. Vielleicht überrascht uns ja auch jemand mit einem nach den alten Regeln der Zimmermannskunst komplett neu geschaffenen Fachwerkhaus?


    Eine Frage bleibt allerdings - wie sieht es mit bloßen Fassadenrekonstruktionen aus? Würden die auch bevorzugt behandelt werden oder gilt dies nur für "komplette" Rekonstruktionen? Gerade bei verputzten Fachwerkhäusern aus Klassizismus und Barock, die ohnehin die Illusion von Mauerwerk hervorrufen sollten, wäre das durchaus ein überlegenswerter Kompromiss. Häuser mit echtem Sichtfachwerk sollten natürlich auch materialecht rekonstruiert werden, das steht außer Frage...

  • Ganz böser Fauxpas: "Die Dächer an der Braubachstraße sind traufständig, die zu den übrigen öffentlichen Verkehrsflächen giebelständig auszubilden."


    Nicht alle Gebäude waren giebelständig. Die extrem abwechslungsreiche Dachlandschaft kam eben erst durch die unterschiedlichen Firstrichtungen zustande. So waren zB das zu rekonstruierende Goldene Lämmchen, sowie die klassizistischen Gebäude an der Hühnermarkt-Westseite oder die meisten Gebäude an der Nordseite des Alten Marktes tatsächlich traufständig (und nicht mal in allen Fällen mit Zwerchhäusern). Von daher ist die Formulierung in dieser Form ziemlicher Unsinn, würde sie doch eher zu einer relativ eintönigen Dachlandschaft führen (man erinnere sich nur an einige Entwürfe aus der Vergangenheit).
    Außerdem findet sich die unwahre Behauptung wider, der Kunstverein würde unter Denkmalschutz stehen, was völlig falsch ist. Wie schon häufiger erwähnt, bezieht sich dieser Denkmalschutz nur auf die noch zum Vorgängergebäude (Haus Mohrenkopf) gehörenden Keller.
    Die Punkte ändern sich in der endgültigen Fassung hoffentlich noch. Ansonsten hätte ich mir die Satzung etwas ausführlicher gewünscht. So bleibt sie ja doch recht oberflächlich...

    3 Mal editiert, zuletzt von Rohne ()

  • Ja, die folgende Luftaufnahme von 1929 bestätigt das. Die Häuser der Altstadt waren nicht einheitlich ausgerichtet, der optische Reiz entstand durch eine nicht generalstabsmäßig durchgeplante Anordnung. Der Begründungsansatz "bestehende Trauf- und Gibelausrichtungen" seien aufzugreifen, leuchtet nicht ohne weitere Begründung ein. Den Weltuntergang bedeutet diese Vorgabe nicht, Verwunderung ist jedoch vorprogrammiert.



    Foto: Junkers Luftbild von 1929 (Urheberrechte abgelaufen)

  • Vielen Dank für das Bild, Beggi. Wenn ich solche Aufnahmen sehe, schmerzt mich immer das Bewusstsein, was wir verloren haben. Die Satzung finde ich zumindest ermutigend dahingehend, dass man einen Wiederaufbau angeht, der dem Wort selbst und unserer Altstadt - wie sie einmal war - gerecht zu werden versucht. Selbst wenn es sich "nur" um das Gebiet zwischen Braubachstraße und ehemaligem Krönungsweg handelt (grob gesprochen), kann man über die Vorgaben nicht anders als positiv gestimmt sein. Ich hatte ganz zu Anfang der Altstadt-Diskussion befürchtet, die rekonstruierten Häuser würden als Alibi-Solitäre eine Fläche fassen, auf der sich sonst wildgewordene Anhänger einer "modernen" Altstadt austoben - und etwas schaffen wie Technisches Rathaus oder Historisches Museum in klein, also Gebäude, denen man bei der Einweihung schon ansieht, dass man sie in zwanzig bis dreißig Jahren am liebsten wieder abreißen möchte.


    Insofern stimmt mich die Satzung an sich erst einmal optimistisch.

  • Ich kann dieser Gestaltungssatzung nicht allzuviel abgewinnen. Zwar bin ich Anhänger zeitgenössischer Architektur, aber städtebaulich durchaus von der kleinteiligen Vorkriegsaltstadt überzeugt.
    Sachen, wie das Verbot Straßenseitiger Balkone (§3) oder die vorgeschriebende Giebelständigkeit werden (mal realistisch betrachtet und weil man "die Architekten" eben kennt) zu großer Monotonie führen.


    Wir werden von den höchstwagrscheinlich "modern überzeugten" Architekten glatte Steinsockel mit großen Fensterflächen, darüber Lochfassaden mit weißem Putz und Fenstern ohne Leibung, Sprossen oder Fensterbank und ebenso glatte, weißverputzte Giebel sehen. Das Geschrei wird dann groß sein. Ich sehe da einen Stil wie beim "Haus am Dom", nur langweiliger, da dieses ja durch die großen, unrelgelmäßigen Glasflächen sehr gut aufgelockert wird.


    Irgendwie nervt mich dieser "bloß nichts riskieren Stil" ziemlich. So wie sich das Allianzgebäude an der Hauptwache, das Börsenforum und die ganzen kleinen Renovierungen ähneln, so monoton befürchte ich die Altstadtbebauung. Und die Schuld wird dann wieder einer angeblichen Moderne zugeschoben, die es in dieser Form als Ideologie gar nicht gibt.
    Der wahre "Modernist" stellt sich was ähnlich buntes, abwechslungsreiches vor, wie der Rekonstruktist, aber natürlch trotzdem ganz anders. Die monotone Mitte werden wir bekommen


    Man hätte die Gestaltungssatzung viel kleinteiliger formulieren sollen. z.B. bestimmte Materialkombinationen in der Fassade fordern, einen Rythmus bei den Dächern festlegen. Sogar ein paar Balkone oder Lodgien währen nicht schlecht. Vermutlich würden diese für eine Kleinteiligkeit sorgen, die sich mit den Rekos besser verträgt, als ein weiß verputzter glatter Klotz.
    Aber dann bräuchte man schon wieder ein ausgewachsenes städtebauliches Projekt und wäre wieder ganz am Anfang...


    Hoffen wir mal alle das Beste :)

  • mik, vermutlich habt ihr recht mit eure Aussage, das die Einführung einer engen Gestaltungssatzung, dazu führen wird, das zeitgenössische Architektur nur einfallslose Kisten ala "Haus am Dom", hervorbringen wird. Das wäre dann aber ein weiteres Argument für eine Komplett-Reko, zumindest der Fassaden, des gesamten Dom-Römer Areals.
    Das moderne Architektur mit der Bebauung der Vor-Bauhauszeit meist nicht harmoniert, hat man zum Beispiel am Städl sehr gut erkannt und die moderne Erweiterung einfach unter einen begrünten Hügel verbannt.;)

  • Eben nicht, die Anforderungen der Satzung erscheinen mik ja gerade nicht eng genug. Ich dagegen halte die Vorgaben für recht ausgewogen. Gerade eine zu enge Fassung würde zu Uniformität führen (was man ja etwa bei der Ausrichtung der Firste sieht, diese Regelung sollte besser noch gelockert werden). Auf der anderen Seite sind die Vorgaben aber doch eng genug, um Auswüchse wie etwa die unsäglichen "Jetztzeithäuser" zu unterbinden.


    Eine Satzung muss ihrem Wesen nach eine generelle Regelung für das gesamte Gebiet schaffen. Sie muss also Spielräume enthalten und sollte zudem nicht allzu ausführlich sein, um übersichtlich und verständlich zu bleiben. Zur Beurteilung einzelner Fragen bzw. Entwürfe sind weitere Regelungen möglich, teils sind solche bereits vorhanden, teils können sie später noch geschaffen werden. Vorhanden ist die Begründung der Satzung, die deutlich tiefer geht und bei der Auslegung heranzuziehen sein wird. Die von mik befürchteten glatten Steinsockel beispielsweise widersprächen der Satzungsbegründung, denn diese müssen demnach "matt und rau" (Seite 8) ausgebildet sein und in der Regel aus Sandstein bestehen (Seite 6). Weiter heißt es, dass Fassadenelemente detailreich ausgebildet werden sollen und die Individualität eines jeden Hauses durch plastische Schmuckelemente mit künstlerischem Anspruch unterstrichen werden soll (Seite 8). Die Anforderung, Fassaden zu gliedern, enthält die Satzung selbst (Paragraf 3). Vorhanden ist das - hoffentlich wirksame - Korrektiv des Gestaltungsbeirats. Noch geschaffen werden könnte, neben den Vorgaben der Satzungsbegründung (Seite 8), ein Farbleitplan, mit dem fade weiße Putzflächen wie am Haus am Dom ausgeschlossen werden.


    Wie Fachwerkhaus hoffe ich auf genügend Interessenten für weitere Rekonstruktionen. Eine vollständige Rekonstruktion wird es aber nicht geben, sollte dies auch wünschenswert sein, weswegen eine Forderung nach dieser Alternative müßig ist. Gleichwohl könnte am Ende etwas Gutes herauskommen. An den Vorgaben der Stadt, die meine Erwartungen übertroffen haben, sollte es nicht scheitern - eher wird das Gegenteil der Fall sein.

  • Ich weiß nicht, ob "eng" oder "frei" der richtige Maßstab ist. Ich hätte die Satzung nur noch weiter ausdifferenziert.


    Ich finde gerade das Beispiel mit den Balkonen, Dächern und Gauben interessant. Dadurch dass man da so pauschal mit umgeht, ist die Gebäudegrundform ja schon eben für mich ein wenig "zu eng" gefasst. Hier könnten kleinteilige, prinzipiell moderne Elemente hervorragend zur Altstadt passen. Z.B. eine kleine Dachterasse oder Lodgien. Beim "Haus zur Goldenen Waage" gabs ja einen Belvedere. Auch Balkone beleben einen Straßenzug. Es muss ja kein komplett ortsuntypischer Tirolerbalkon sein und keine Konkurrenz zum Balkon am Römer. Aber nicht mal ein kleiner Freisitz pro Haus?



    Insofern würde ich einige Aspekte "enger" formulieren, im Sinne streng reglementierter Ausnahmen, um dadurch "Freiheiten" zuzulassen, welche die Kleinteiligkeit und Lebendigkeit fördern.

  • der optische Reiz entstand durch eine nicht generalstabsmäßig durchgeplante Anordnung


    Das sagt man so gemeinhin, ist aber absolut falsch. In den großen mittelalterlichen Städten wie Frankfurt wurde sogar besonders penibel bis in jedes Detail generalstabsmäßig geplant. Und nicht nur hier, in italienischen Städten gab es schon vor Jahrhunderten exakte "Gestaltungssatzungen" die bis in jedes Detail Material, Formen und Farben vorgaben. In Florenz regierte zB mitnichten "südländische Gelassenheit" sondern eine sehr pedantische und strenge Bauaufsicht, das ist historisch belegt. Alles andere sind nostalgische Klischees über eine "einfachere Zeit".


    Der Unterschied besteht darin dass ganzheitlich geplant wurde, Stadtplanung und Architektur nicht getrennt voneinander behandelt wurden. Und dass es mangels Autoverkehrs keine komplette Ausrichtung auf verkehrliche Bedürfnisse gab sondern zB Gassen mit vollster Absicht "krumm" geplant wurden damit dort zB im Winter der Wind nicht durchpfeifen kann sondern über den Dächern bleibt. Und man mangels technischer Möglichkeiten dazu gezwungen war mehr im "Einklang" mit klimatischen und geographischen Gegebenheiten sowie dem Lauf der Jahreszeiten zu planen (also zB das Tageslicht optimal nutzen musste - daher die enge Blockrandbebauung mit Fensterfronten).


    Will man historische Anmutung wiederherstellen sollte man sich eher auf diese Grundlagen besinnen, der Rest kommt dann mehr oder weniger von selbst. Da aufgrund von Peak-Oil, Klimawandel und Co. das städtische Leben in naher Zukunft wieder sehr viel mehr durch räumliche Nähe von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen geprägt sein wird, und mehr von Fußgängern/Radlern als von Autos, wäre eine zukunftsorientierte Stadtplanung ohnehin gut beraten sich an diesem über Jahrhunderte angesammelten Erfahrungsschatz unserer Vorfahren zu orientieren. Nicht weil es so "hübsch" ausschaut sondern weil es halt handfeste Vorteile bietet.

  • Vielen Dank an Schmittchen für die beiden interessanten pdf's. Was man dort liest und sieht, klingt m.E. vernünftig. Bleibt zu hoffen, dass die Ergebnisse sich weniger an der Römer Nordzeile sondern mehr an der West- oder Ostzeile orientieren.

  • Der Entwurf der Gestaltungssatzung für das Dom-Römer-Areal überrascht nicht und entspricht nach bisherigen Ereignissen und Verlautbarungen im Grunde meinen Erwartungen. Die recht kurz gehaltenen und auslegbaren Paragraphen lassen viel Spielraum für kreative Auslegungen, sofern sie denn überhaupt umfänglich eingehalten werden sollten. Die bisherigen Erfahrungen mit Gestaltungssatzungen zeigen das. Für Gliederung und Gestaltung der Fassaden sind gerade mal knapp 70 Worte aufgewendet worden. Immerhin aber über 110 Worte für den Bereich Warenautomaten und Antennen. Bis auf die bisher fest eingeplanten Rekonstruktionsvorhaben, sehe ich keine geplante historisch relevante Gestaltung der übrigen Bereiche, wie auch schon die projektierte Überbauung des "Archäologischen Gartens" verdeutlicht.

    Der Text zur Begründung besteht in weiten Teilen aus Historischen- und Umgebungsbetrachtungen, gibt aber auch noch Hinweise auf die Gestaltung. Bei der Zielerklärung in Abteilung 3 zeigt sich jedoch in dem Satz "dass sich die künftige Bebauung gestalterisch in die nähere Umgebung einfügt", und "die Fassaden- und Dachgestaltung der künftigen Gebäude hat sich nach den prägenden Gestaltelementen und Materialien der bestehenden Bebauung zu richten", wie die Planung ausgerichtet ist und beispielhaft auch den Geist und die Einstellung zu diesem Projekt. Die Gestaltungssatzung greift eben "nur" die typischen Merkmale der bestehenden Altstadtgebäude auf (auch der nicht historischen!).
    Ob und wie der Begründungs-Text noch als Bestandteil der Satzung selbst wirksam ist, bzw. für die Bauausführung rechtskräftig angesetzt werden soll, bleibt zunächst unklar.

  • Neuer Geschäftsführer der Dom-Römer GmbH

    Ganz frische Pressemitteilung der Stadt:


    Michael F. Guntersdorf soll neuer Geschäftsführer der Dom-Römer GmbH werden


    (pia) Michael F. Guntersdorf soll neuer Geschäftsführer der Dom-Römer GmbH werden. Das hat Oberbürgermeisterin Petra Roth heute mitgeteilt. "Die 'neue' Altstadt auf weitgehend historischem Grundriss ist das ambitionierteste Projekt und eine der größten kommunalpolitischen Herausforderungen der nächsten Jahre. Mit dem erfahrenen Projektleiter und ausgewiesenen Immobilien-Sachverständigen haben wir eine Persönlichkeit gefunden, die diesen Wiederaufbau voranbringt und die Dom-Römer GmbH verantwortlich führt", so Oberbürgermeisterin Petra Roth.


    Der derzeitige Geschäftsführer der Westhafen-Entwicklungsgesellschaft mbH ist renommierter Architekt und erfahrener Stadtplaner. Sein Examen als Diplom-Ingenieur legte Michael F. Guntersdorf vor einunddreißig Jahren mit der Note "1" an der Gesamthochschule Kassel ab. Zudem hat er ein Diplom als Architekt an der Hochschule für Bildende Künste Kassel erworben, auf die er von der Frankfurter Städel-Schule wechselte.


    1983 arbeitete er im Planungsstab für den Neubau der Landeszentralbank Hessen in Frankfurt mit und wechselte 1988 in die Konzernzentrale der Dresdner Bank, für die er ein Großprojekt leitete. 1993 ging er zur Metallgesellschaft AG, bei der er noch im selben Jahr zum Direktor aufstieg und Prokurist der Holding wurde. 1994 wurde er Alleingeschäftsführer der MG Immobilien GmbH, 1995 Sprecher des Vorstands der MG Vermögensverwaltungs-AG. Michael F. Guntersdorf hat zudem Frankfurter Niederlassungen der Allianz-Immobilien GmbH, der Frankonia Eurobau GmbH & Co. KG und der OFB Projektentwicklung GmbH geleitet.


    Seit über 30 Jahren ist er als Gutachter in der Wertermittlung bebauter wie unbebauter Grundstücke tätig; seit 1988 wird er vom Hessischen Innenminister in den Frankfurter Gutachterausschuss für Grundstückswerte bestellt. Zudem wurde er von der IHK Würzburg/Schweinfurt und der IHK Offenbach zum vereidigten Sachverständigen bestellt und ist seit diesem Jahr auch "zertifizierter PPP-Berater" der Architektenkammer Hessen.


    Michael F. Guntersdorf wird sich am 6. November dem Aufsichtsrat der Dom-Römer GmbH vorstellen. Bis zu seiner Anstellung wird Leitender Regierungsdirektor Alfred Gangel neben seiner Aufgabe als Leiter des Liegenschaftsamtes die Funktion des Geschäftsführers der Dom-Römer GmbH übernehmen.


    Quelle: Stadt Frankfurt am Main – Presse- und Informationsamt

  • Michael F. Gunterdorf meint, dass im Jahre 2013 erste Gebäude fertig gestellt sein könnten. Vom Volumen her sei die eigentliche Bebauung kein Riesenprojekt. Weiter sagte er noch, dass er nicht bei null anfange, da er schon ansatzweise mit der Bauaufgabe vertraut sei (!?). Demnach wohl auch keine Verzögerung von 2 Jahren? Peter Heine, der Leiter des Büros von Oberbürgermeisterin Roth meint, Guntersdorf hätte auch die nötigen Fähigkeiten für die politischen Herausforderungen des Projekts.

    Das geht eigentlich schon wieder viel zu schnell, wo doch mit Sorgfalt und Überlegung für die nächste Ewigkeit gebaut werden soll.

    Bericht der FAZ.NET vom 28. Oktober 2009:
    http://www.faz.net/s/RubFAE83B…Tpl~Ecommon~Scontent.html

  • Eine Grafik der FAZ, welche den zu bebauenden Bereich zeigt. Gut zu erkennen ist der wiederentstehende Hühnermarkt (Ansicht). Demnach soll das Gebäude links der Bäckerei, das Haus "Junger Esslinger" detailgetreu rekonstruiert werden. Auch die südliche Zeile des Krönungswegs wird entstehen, indem die "Goldene Waage" und das "Rote Haus" dem Pfad seine histotische Gestalt zurükgeben. Für die gelb eingezeichneten Stadthäuser liegt die Gestaltungssatzung zu Grunde. Man beachte hierzu Beitrag #1.


    Hierzu eine Übersicht.
    © F.A.Z.


    Interessant dazu: Ein Artikel der Frankfurter Allgemeinen
    mfg christian


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    Mod: Danke für die Zusammenfassung. Die Grundlagen sind dem Forum allerdings seit längerer Zeit bekannt; sie wurden in dem inzwischen geschlossenen Thread "Technisches Rathaus und Umfeld - Neugestaltung nach Abriss" ausgiebig dargetan und diskutiert.

  • Änderungen

    Die Fraktionen von CDU und Die Grünen im Römer haben mit Datum vom 4. Dezember 2009 einen gemeinsamen Antrag zur Änderung des Satzungsentwurfs (oben #1) eingebracht. Der Text kann hier heruntergeladen werden.


    Die Gestaltungsvorgaben werden dort detaillierter gefasst als bisher. Offenbar wurden Teile der Begründung in den Satzungstext eingefügt.


    Angepasst wurden die Vorgaben zur Gliederung der Fassaden. In der Braubachstraße und an der West- und Ostseite des Hühnermarkts sind diese weiterhin als Lochfassaden auszubilden. Die übrigen Häuser sind nun aber, wie bei Fachwerkbauten üblich, in Skelettbauweise auszubilden! Darüber hinaus muss jedes Gebäude einen individuellen Charakter besitzen und sich von seinen Nachbarn unterscheiden, beispielsweise durch Sprünge der Trauf- und Firsthöhen sowie der Geschossdecken.


    Die Oberflächen der Außenwände der Erdgeschosse sind nun ausdrücklich unverputzt aus rotem Sandstein herzustellen (nicht wie bisher "unverputzt aus Stein"). In der Braubachstraße ist auch gelber Sandstein möglich. Neu werden nun Sockel aus Basaltlava verlangt. Dies sei eine konstruktive Notwendigkeit, so die Begründung, weil der Mainsandstein sonst Wasser ansauge und dadurch zerstört würde.


    Die hier bereits kritisierte bisherige Regelung zur Ausrichtung der Firste wurde auch neu gefasst. Weiterhin sind die Dächer an der Braubachstraße traufständig auszurichten, zu den übrigen öffentlichen Verkehrsflächen nun aber trauf- wie auch giebelständig.


    Edit: Gestern Abend hat das Stadtparlament die Gestaltungssatzung beschlossen (FNP). Es kann davon ausgegangen werden, dass sich der Beschluss auf die geänderte Fassung bezieht.

  • Neugestaltung Dom-Römer-Areal

    Die Stadt, seit langer Zeit und auch heute der originalen Frankfurter Altstadt nicht besonders wohlgesinnt, wird nun mit Michael F. Guntersdorf die derzeitige geplante Neugestaltung umsetzen.

    Michael F. Guntersdorf im Gespräch mit der fnp vom 14.12.2009:
    http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/rmn01.c.6991277.de.htm

    Guntersdorf deutet dabei an, dass er ganz andere Ideen habe, die aus wirtschaftlichen Gründen möglicherweise zu ganz anderen Lösungen führen. Bestimmte Nutzungen könnten möglicherweise auch quersubventioniert werden. Normgerechte Treppenhäuser müssten her und Gastronomie sieht er eher an der Braubachstraße.


    Weiteres in der Frankfurt Main-Lounge im Strang Der Altstadt-Salon #85

    Postet von RKWF am 15.12.2009 im DAF Strang "Neugestaltung Dom-Römer-Areal - Planungs- und Bau-Thread" direkt hinter Schmittchen #18

    3 Mal editiert, zuletzt von RobertKWF ()

  • Neugestaltung Dom-Römer-Areal: Interessante Informationen zu den Kosten des Wiederaufbaus.

    Das Altstadtforum hat damit begonnen, die Baukosten für zusätzliche Rekonstruktionen zu berechnen. Geplant ist, Anfang Januar diese Daten, sowie Grundrisse und Geschosshöhen ins Internet zu stellen.
    Die fnp-online Berichtet am 16.12.2009:
    http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/rmn01.c.7003054.de.htm

    Einige Kostenbeispiele werden schon mal genannt. Die Spanne für die anvisierten Häuser reicht von 600.000 € bis 1,15 Millionen €.
    Wäre eigentlich eine Aufgabe für das Planungsamtes gewesen, einmal durchzurechnen was der originalgetreue Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt auf diesem Areal insgesamt und im Detail kosten würde.

    Nach Kenntnis des Altstadtforums gibt es bereits fünf ernsthafte Interessenten für Gebäude am Markt und Hühnermarkt. Man hofft nun auf Kooperation, da der Geschäftsführer der Dom-Römer GmbH, Michael Guntersdorf weitere Rekonstruktionen nicht für unbedingt sinnvoll hält.



    Weiteres in der Frankfurt Main-Lounge im Strang Der Altstadt-Salon #90

    Postet von RKWF am 17.12.2009 im DAF Strang "Neugestaltung Dom-Römer-Areal - Planungs- und Bau-Thread" direkt hinter RobertKWF #19

    Einmal editiert, zuletzt von RobertKWF ()

  • Wettbewerb "Stadthaus am Markt" entschieden

    Das Ergebnis ist da:


    1. Preis
    Prof. Bernhard Winking Architekten BDA, Berlin

    2. Preis
    Kleihues + Kleihues, Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin

    3. Preis
    Braun & Schlockermann und Partner GbR, Frankfurt a.M.

    4. Preis
    ARGE: MEURER Architekten Stadtplaner Ingenieure mit cba architectes, Frankfurt a.M. / Luxembourg


    Bilder gibt es noch nicht. Im Laufe des Tages könnten hier welche veröffentlicht werden.