Stadt der Moderne - Stadt im Umbruch

  • Die Freie Presse berichtet heute von der Ausschusssitzung zur Annaberger Straße 110 (Link). Ein klares Ergebnis scheint die aber nicht gebracht zu haben, geschildert werden nur Bedenken, dass ein Abriss wegen des lehmigen Untergrundes auch den benachbarten Gebäudeteil gefährden könnte. Man kann nicht ganz von der Hand weisen, dass es jetzt an den Eigentümern wäre, Fakten zu schaffen und den Verkauf abzuschließen. Dafür müsste man dem neuen Eigentümer aber vorher zusichern, dass man bei zeitnah durchgeführter Sicherung den geplanten Abriss dann nicht mehr durchzieht und er somit nicht noch die Abrisskosten bezahlen muss. So schwer kann das doch nicht sein...

  • Und gleich noch eine Hiobsbotschaft: Das ehemalige "Bier- und Speisehaus Felsenkeller" am Kirchweg 4 in Wittgensdorf ist abgebrannt (Freie Presse), es stand ebenfalls unter Denkmalschutz. Während der Löscharbeiten wurde ein Teil des Gebäudes mit einem Bagger abgerissen:



    März 2016


    Nicht mehr zu Retten:


    Früher oder später wird hier wohl der Abrissbagger vorbei schauen.





    August 2018

  • Baubürgermeister Stötzer ist wirklich eine einzige Enttäuschung. Wie Tag24 heute berichtet (Link), hat er jetzt offensichtlich eine Beschlussvorlage lanciert, mit der der Stadrat den endgültige Rückbau der Talsperre Euba beschließen soll - und das wegen eines vermuteten Verlustes von lediglich 14.130 Euro pro Jahr. Natürlich würde eine Sanierung teurer sein als die Vernichtung des Denkmals und früher beliebten Erholungsortes, aber dieser Portokassenbetrag ist doch verglichen mit dem Mehrwert für die Chemnitzer Bevölkerung ein absoluter Witz (zumal die 13.000 Besucher eher vorsichtig kalkuliert sind). Da kann man nur hoffen, dass wenigstens die Stadträte im Interesse der Chemnitzer Bevölkerung handeln.

  • Das sehe ich auch so. Jetzt haben wir doch Geld und können es sanieren. Was dann in 10 Jahren ist, Inflation oder Depression weiß doch kein Mensch. Wenn wir jetzt abreißen, ist es weg.

  • Bei Sanierungskosten von über 8 Millionen Euro, die ich so nicht nachvollziehen kann, halte ich die Entscheidung unter Betrachtung von Aufwand und Nutzen für durchaus nachvollziehbar.

  • ^Man muss sicher abwarten, bis die Beschlussvorlage veröffentlicht wird. Allerdings war vor einem Jahr noch von Sanierungskosten von 5,7 Mio. Euro die Rede, denen selbst bei einem Abriss 1,8 Mio. Euro entgegengestanden hätten (Freie Presse). Zudem kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass solche vergleichenden Kostenschätzungen bewusst so gestaltet werden, dass die nicht gewünschte Variante besonders schlecht abschneidet. Und ganz ehrlich: Die Stadt schwimmt aktuell im Geld, da kann man auch mal darüber nachdenken, den Bürgern durch die Sanierung eines wichtigen Denkmals einen Erholungsort wiederzugeben.

  • Ich habe in der Freien Presse gelesen, dass es leider keinen historischen Loktransport geben wird. Schade, das sollte ja eines der Highlights der 875-Jahr Feier werden.

  • Ich denke, Dein Eindruck ist soweit korrekt. Die wirtschaftliche Entwicklung ist dabei wirklich der Pluspunkt - ohne daß dies außerhalb der Stadt wirklich wahrgenommen würde, weil einfach die für die überregionalen Medien interessanten Leuchttürme fehlen. Auch die umliegenden Orte tragen wesentlich dazu bei (z.B. Komsa in Hartmannsdorf, Roth und Rau in Hohenstein-Ernstthal, Freiberg als Vorzeigestadt im Osten etc.) Diese Kleinteiligkeit macht aber auch resistenter gegen Krisen wie jetzt in Dresden, wo in der Chipindustrie und bei KBA in Radebeul auf einen Schlag tausende Arbeitsplätze verlorengehen.
    Die Innenstadt ist vor allem als Zweckbau im Kampf gegen die vorherrschenden Einkaufszentren auf der grünen Wiese zu sehen. Sie reiht sich in in den deutschlandweiten Trend zu Shopping-Malls in Innenstadtbereichen ein (siehe Höfe am Brühl in Leipzig). Städte wie Leipzig hatten eben ganz andere Startbedingungen, weil dort Krieg und "Wiederaufbau" eben halbwegs intakte urbane Zentren übriggelassen haben. Man kann gerne über die Aufenthaltsqualität der Chemnitzer Innenstadt nachdenken, wenn man sich statt der Neubauten dort die vorherige riesige Brachfläche vorstellt...


    Das ist, was ich auch denke.

  • Ich halte den Wiederaufbau der Chemnitzer Innenstadt - gemessen an dem, was 1990 dort noch vorhanden war und aus welcher schlechten Position heraus sich Chemnitz entwickeln musste für sehr gelungen und facettenreich. Vollkommene Zerstörung und DDR-"Wiederaufbau" lassen sich nun nicht in wenigen Jahren Stadtreparatur ungesehenen machen. Fehlende Leuchttürme hin oder her - Chemnitz hat einfach überhaupt kein Image, mit dem es Werben und sich auch international präsentieren könnte. Ich hoffe hier wirklich auf die Kulturhauptstadt-Bewerbung und die positiven Image-Effekte daraus. Vorausgesetzt es wiederholen sich nicht wieder die Bilder von Hitlergrüßen vor dem Karl-Marx-Kopf.


    Anmerkung: Jetzt sehe ich erst, dass der Post von dir Lguenth auf den Wittappona geantwortet hat, ja schon Ewigkeiten zurückliegt... Meinen Senf lass ich trotzdem mal stehen.


    Dazu noch eine Frage an den Admin: Könnte man einen eigenen Strang öffnen, in dem es vornehmlich über Image und Öffentlichkeitsarbeit geht? Gehört schließlich auch zur Stadtentwicklung.

  • Ich habe in der Freien Presse gelesen, dass es leider keinen historischen Loktransport geben wird. Schade, das sollte ja eines der Highlights der 875-Jahr Feier werden.


    Um es auch für andere Leser zu erhellen, wäre der passende Link nicht schlecht.


    Artikel, Freie Presse <


    Ansonsten bin ich auch der Meinung, das dies im Zeitgeschehen der Stadt durchaus eine gute Idee ist, oder war.
    Meiner Meinung nach ist vom Geburtstag der Stadt bisher kaum etwas geschehen. Man gibt offensichtlich von vornherein so wenig wie möglich an Geld aus.
    Die Stadt selbst hätte hier mit Interesse den Verein unterstützen sollen. Aber das ist natürlich nicht zu erwarten gewesen.

  • ^^ Dafür gibt es doch schon den Strang "Chemnitzer Stadtgespräch" und diesen hier. Außerdem halte ich es jetzt für keinen guten Zeitpunkt, einen Image-Thread über Chemnitz zu eröffnen.

  • ^ Der Stadtgespräch-Strang ist schon etwas unübersichtlich. Oder halt einen Kulturhauptstadt-Strang, in dem dann alles zur Öffentlichkeitsarbeit diesbezüglich mit untergebracht wäre :lach::daumen:

  • Na, wenn das eins, zwei andere auch so sehen, dann mache ich gerne diesen Strang auf. Aber dann sollte auch ein knackiger Eröffnungsbeitrag kommen. Ich glaube, User LE.Mon.hist hatte dazu schon mal was geschrieben.

  • Die ganze Kulturhauptstadtbewerbung ist bisher in der Stadt ohne jede Resonanz, das würde hier im Forum auch nicht anders aussehen. Dass man nun unter dem Motto "Jetzt erst recht!" noch mehr Geld für diese chancenlose und nichtsnutzige Bewerbung verpulvern wird, ist für mich eine der unschönsten Folgen der aktuellen Ereignisse. Soweit mein miesepetriges Statement dazu :)

  • Ich sehe das ganz anders: Das was bisher zur Bewerbung durchgesickert ist, ist vielversprechend und eine europäische Geschichte, die Chemnitz wirklich gut erzählen kann. Im direkten Vergleich mit den anderen Bewerbern halte ich tatsächlich nur Dresden für ähnlich spannend. Und die machen ja ihre gesellschaftlichen Probleme innerhalb der Stadt zum Thema der Bewerbung.


    Ich sehe hier durchaus Chemnitz in einer guten Ausgangslage - trotz der schlechten Bilder der letzten Wochen. Das Problem, was ich nur sehe: Die Chemnitzer selbst. Jeder motzt und meckert, sieht aber nicht das große Potential der Stadt und die Chancen für die Stadt - in Form von reichlich Geld und Leuchtturmprojekten und schließlich auch einem Image, auf das man aufbauen kann.


    Schau dir mal bei Gelegenheit Linz an: Auch eine Industriestadt, nicht wirklich schön, immer im Schatten Wiens und Graz gelegen und vollkommen ohne eine Geschichte, die sich erzählen lässt, hat sich seit der Kulturhauptstadt prächtig entwickelt. Kunst und Kultur florieren und das obwohl Wien nur 1,5 Stunden entfernt ist. Und mittlerweile kommen Touristen neben Wien auch nach Linz - vor allem wegen der Ars Electronica. Linz hat es geschafft, seine Nische zu finden. Und ich bin sicher Chemnitz kann das auch!


    Passend dazu noch ein netter Blog-Eintrag: https://respectchemnitz.wordpr…ptstadt-2025-werden-muss/

  • Die ehemalige Solbrigsche Fabrikschule an der Klaffenbacher Straße 70 und 72 in Harthau war hier schon mehrfach Thema. Da der Besitzer jetzt aber den Abriss plant, spare ich mir die Suche nach den früheren Beiträgen. Angeblich soll eine Kopie des Gebäudes weiter hinten im Grundstück entstehen, das Landesamt für Denkmalpflege habe dem aber noch nicht zugestimmt (Freie Presse). Wenn das der Plan sein sollte, könnte man vermutlich auch über eine Sanierung nachdenken, dann müssen ja erhebliche finanzielle Mittel vorhanden sein. Vielleicht ist der Neubau aber auch nur um ein schönes Argument beim Abrissantrag, der sich dann leider, leider doch nicht umsetzen lässt...



    Foto: (dwt).

  • Tag24 berichtet heute über den Sachstand der früheren Gaststätte "Zum Hirsch" an der Carl-Hertel-Straße 8 (Link). Schon seit September 2017 mussten halbseitige Straßensperrungen vorgenommen werden, weil Teile des Denkmals abfallen. Dem Leipziger Eigentümer wurden jetzt Sicherungsmaßnahmen (Dachabdichtung) auferlegt, die er bis Dezember umsetzen muss. Wenn nicht, erfolgt eine "behördliche Anordnung", was auch immer das konkret bedeuten soll.


    Ich glaube, dass (dwt). erst vor kurzem ein aktuelles Bild gezeigt hatte, das finde ich aber nicht. Deshalb zur Illustration der Stand von 2014:

    Bild: (dwt).

  • Ich bin mal gespannt wie die "behördliche Anordnung" dann aussieht... Offensichtlich wollen die Nachbarn ja den Abriss und das war ja in der Vergangenheit irgendwie immer (?) das Mittel der Wahl wenn die Stadt aktiv wurde.


    Wäre schon schön mal zu sehen, wenn die Stadt sich um den Erhalt bemüht, vor allem mit dem Hintergrund, dass ja in den letzten Jahren Gebäude saniert wurden, die seit Jahren auf der Abbruchliste standen.