Haus am Dom - Umbau und Erweiterung (realisiert)

  • Haus am Dom - Umbau und Erweiterung (realisiert)

    Das ehemalige Hauptzollamt von 1929 an der Domstraße / Ecke Braubachstraße, zuvor in städtischem Besitz, wurde im Jahr 2000 vom Bistum Limburg gekauft. Das Bistum wird das nur einen Steinwurf vom Kaiserdom entfernte Gebäude umbauen und ein Dommuseum sowie Tagungs- und Begegnungsräume für die Stadtkirche Frankfurt errichten. Den großen historischen Zollsaal wird das das gegenüber liegende Museum für Moderne Kunst als Ausstellungsfläche nutzen.


    Nachdem das vom Bistum beauftrage Büro PAS Jourdan & Müller zunächst einen völlig windschiefen, hässlichen und sogar verklinkerten Entwurf vorlegte und damit den Wettbewerb gewann, wurde der Entwurf überarbeitet, nachdem selbst die Oberbürgermeisterin außergewöhnlich deutlich intervenierte. Nun soll vom alten Hauptzollamt einiges mehr erhalten bleiben, und es erhält ein steiles Satteldach. Wie vieles von Jourdan gefällt mir auch dieses Projekt nicht. An dieser Stelle m. E. äußerst unpassend ist die Verbindungshalle und vor allem der neu zu errichtende "Kopfbau" an der Südseite, der ausgerechnet zum Dom hin weist.


    Rendering der Gesamtansicht. Links der Neubau, rechts der umgebaute Altbau von 1929:



    Ansicht von der Domstraße, der Altbau im Vordergrund:



    Südansicht, im Vordergrund der Neubau:



    Fotos von Anfang Dezember 2004, vor Beginn des Umbaus. Von dem unübersehbaren Technischen Rathaus dahinter soll hier mal nicht die Rede sein, hoffentlich wird es nach 2006 abgerissen:



  • Inzwischen ist der Teilabriss schon fast beendet, so sah es gestern aus:



    Links ist die Kunsthalle Schirn zu sehen:



    Im Vordergrund die Einfahrt zur öffentlichen Tiefgarage Römer. Die Einfahrt soll im Zuge der Bauarbeiten verlegt werden.



    Neu gewonnener Durchblick von der Braubachstraße zum Dom:


  • ich mag das projekt. finde es allerdings auch schade, dass er alte entwurf nicht gebaut wird.



    der jetzige entwurf orientiert sich am alten zollhaus


  • die farbe des gebäudes sehe ich als das geringste "problem" an. ich dachte eher, ihr würdet an der architektur selbst was auszusetzen haben. mir gefällt sowohl die form als auch die farbe. ein furunkel hätte mir nicht gefallen, aber es ist kein furunkel. geschmäcker sind eben verschieden.

  • Meiner Ansicht nach keine Geschmacksfrage, manche Dinge gehen an bestimmten Stellen einfach nicht. Und das bisschen verbliebene Altstadt, flächenmäßig ohnehin sehr klein, ist ganz sicher eine solche bestimmte Stelle. Natürlich ist vor allem die Architektur fürchterlich, "dunkelrot" bezog sich auf den Klinker, das von Jourdan gewählte Fassadenmaterial.


    Wie rücksichtslos muss man sein, in der Altstadt, wo es so etwas nie gegeben hat, eine Klinkerfassade zu bauen? Gar nicht zu reden von diesen riesigen, klaffenden, glotzäugigen Löchern in der Fassade, der Hässlichkeit überhaupt! BMXican, macht es für dich keinen Unterschied, ob ein Gebäude neben dem Kaiserdom oder - sagen wir mal - in der Bürostadt Niederrad steht? Ist ein Gebäude immer nur für sich genommen zu betrachten, muss es sich gar nicht nach Historie und Umgebung richten? Ist zum Beispiel das Historische Museum gelungen? Das Technische Rathaus? Wäre neben dem Dom auch ein effektheischendes, futuristisches Smart-Center aus Edelstahl und Glas okay? Wenn ja, wie wäre es voraussichtlich in dreißig Jahren zu beurteilen, etwa wie heute Technisches Rathaus und Historisches Museum?

  • wie kann man ein smart-center, das historische museum oder das technische rathaus damit vergleichen? das ist pauschalisierung der gröbsten art.


    nein, nicht jedes gebäude muss rücksicht auf die längst nicht mehr vorhandene geschichte nehmen. und nein, dieses gebäude würde fürchterlich in niederrad aussehen. es würde bei dem projekt nicht um wiederaufbau gehen, sondern um etwas neues.


    es gab auch noch nie hochhäuser im bankenvietel, bis das erste gebaut wurde. wie rücksichstlos ist das?


    es ist sehr wohl geschmackssache. ich habe nichts dagegen, dass jemandem das gebäude nicht gefällt. ich akzeptiere es. mir persönlich gefällt es. ich muss mich dafür nicht rechtfertigen.

  • Meiner Ansicht nach keine Geschmacksfrage, manche Dinge gehen an bestimmten Stellen einfach nicht. Und das bisschen verbliebene Altstadt, flächenmäßig ohnehin sehr klein, ist ganz sicher eine solche bestimmte Stelle.


    So ist es halt - es geht ja um die direkte Dom-Umgebung! Auch beim gewählten Entwurf hätte man etwas mehr Bescheidenheit aufbringen können, sich dem Charakter der Altstadt anzupassen - heutzutage freut man sich allerdings, wenn uns die allerschlimmsten Bausünden erspart bleiben.

  • Der jetztige Entwurf ist recht langweilig und wird mit seiner Putzfassade in einigen Jahren ziemlich grau aussehen.


    Mein Favorit wäre auch der "alte" Entwurf gewesen.

  • @ Schmittchen, bin auch Deiner Meinung und froh, daß der erste Vorschlag nicht realisiert wird.
    Den von BMXican gezeigt 3. Platz finde ich ganz ansprechend aber zu dominierend für diesen Standort.



    Grüße yyyves

  • Vorweg möchte ich sagen, dass selbstverständlich jeder das Recht auf seinen eigenen Geschmack hat und sich niemand dafür rechtfertigen muss. Das gilt für die Mitglieder, die den ursprünglichen Entwurf verteidigen!
    Ich habe seiner Zeit an das Bischtum Limburg gemailt, dass man uns Frankfurtern diesen Entwurf doch bitte ersparen möge! OB Roth hatte damals ja ausnahmsweise recht, als sie öffentlich sagte:"Das zieht ja einem die Schuhe aus!" Dieser Entwurf ist nach meiner Meinung an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten. Der Jourdan hat Einfälle wie eine Kuh Ausfälle. Der Zweitplatzierte steht den Ersten darin in nichts nach. Der 3. Platz wäre noch die annehmbarste Lösung gewesen. Der nun überarbeitete Entwurf ist natürlich auch nicht das Gelbe vom Ei. Aber was will man von Jourdan schon erwarten?
    Ausserdem finde ich es schon sehr wichtig, in welcher Umgebung ein Haus gebaut wird. Gerade in der Altstadt sollte man da sehr behutsam vorgehen und sich an der Geschichte orientieren. Schliesslich wurden die deutschen Städte zweimal zerstört. Zum einen durch die Bomben der Alliierten und zum zweiten durch den Wiederaufbau deutscher Nachkriegsarchitekten!

  • wenn dieser bau so kontrovers ist, wie werden erst die reaktionen sein, wenn mögliche entwürfe für das technische rathaus vorgestellt werden ... ich habe gehört, dass ein berliner büro sogar ein schlankes hochhaus neben dem dom vorsieht, um die bebauung auf dem restlichen gelände kleinteiliger zu halten ...

  • Ach, da gibt es schon Entwürfe? Ich dachte, der Wettbewerb habe - wenn überhaupt - eben erst begonnen. Wie auch immer, ein Entwurf mit Hochhaus ist in diesem Wettbewerb gewiss chancenlos. Kleinteilig kann man auch so bauen, das Maß der Nutzung kann ja ausnahmsweise mal zurückgeführt werden. Wie man hört, soll die Stadt dazu bereit sein.

  • Ich muss BMXican recht geben. Schade, dass der ursprüngliche Entwurf nicht gebaut wurde.
    Der jetzige Entwurf mit Satteldach und weissem (oje!!) Putz erinnert mich an ein zu groß geratenes Vorort-Reihenhäuschen. Es wirkt auf mich im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf unmaßstäblich, durchschnittlich, uninspiriert und kleingeistig.
    Er ist weder dazu geeignet, eine (sowieso nicht mehr vorhandene) Altstadt zu schützen/respektieren/komplettieren (da hätte vielleicht ein wenig pittoresker Postmodernismus a la Saalgasse geholfen), noch gehört etwas derartiges in das Zentrum einer Großstadt.