Leipzig: Höfe am Brühl (eröffnet)

  • die reste der alten fassade sind nicht denkmalgeschützt. > Ach, nicht? aber die DDR-Verkleidung ja.. komisch!

  • Bei der gestrigen Stadtratssitzung wurde beschlossen, das der Bau der "Höfe am Brühl" im Oktober 2008 beginnen soll. Laut Radio NRJ.

  • Das ist richtig. Heute ein großer Artikel in der LVZ. Baubeginn soll der 16. Oktober sein. Die Entwürfe liegen ab jetzt 4 Wochen im neuen Rathaus aus. Am 18. August soll noch einmal ein Bürgerforum stattfinden. Die Fassade der "Blechbüchse" wird demontiert und aufwendig überarbeitet um später wieder angebracht zu werden (somit steht fest, dass die Belchbüchse uns erhalten bleibt). Diskutiert wird noch darüber, ob die alte Kaufhausfront hinter der Blechbüchse abgerissen werden darf (Wunsch von mfi) oder stehen bleiben muss (Wunsch der Stadt).

  • Laut einer Kollegin vom Stadtplanungsamt Leipzig liegen die Entwürfe erst am 22. Juli bis 21. August 2008 im Neuen Rathaus, vermutlich 5. Etage aus. Dazu wird es einen Beitrag und eine Bekanntmachung im Amtsblatt geben.

  • Schade, schade, kein zweites Karstadt. Und dabei sieht man doch, wie genial die Verknüpfung von historischer Steinfassade mit modernen Elementen aus Glas und Stahl aussehen kann. Meiner Meinung nach eine vergebene Chance. Ich frag mich nur, warum die Stadt nun unbedingt diese alte Steinfassade erhalten will, wenn sie letztlich sowieso wieder komplett von Alu überdeckt wird? Will man für den Fall vorsorgen, dass man in Zukunft einen anderen, wiederentdeckten Architektur-Geschmack hat?

  • Soweit ich mich an die Äußerungen von Herrn zur Nedden erinnern kann liegt das Problem der ganzen Sache an der Tatsache, dass die Aluhaut unter Denkmalschutz steht.
    Die Stadt bzw. er selbst wirkte auf mich, als würde man lieber die alte Sandsteinfassade zumindest zum Teil wieder freilegen.
    Die mfi riegelte aber mit der Begründung ab, die Aluhaut stehe unter Denkmalschutz und danach hätte man sich zu richten.
    Dementsprechend argumentierte dann auch zur Nedden, nur hatte ich persöhnlich den Eindruck das man von Seiten der Stadt lieber die Sandsteinfassade unter Denkmalschutz sehen würde.
    So könnte ich mir auch die Forderung zur Erhaltung erklären.
    Zur Nedden ist mir sowieso in seiner Argumentation immer sehr positiv in Richtung Altbauerhaltung aufgefallen und er ist sicherlich auch mit maßgeblich am Rettungspaket gefährdeter Gründerzeitler beteiligt. Der Mann weiß ja wie es in Hannover in Sachen "Altbausubstanz" aussieht. Dies sind zumindest meine persöhnlichen Eindrücke.



    MfG
    Steve

  • Endlich is die dreckige Platte weg! Juhu!
    Allein der Abriss dieser "Gebäude" ist schon eine Aufwertung für Leipzig!
    Hoffentlich werden die geplanten Neubauten ansehnlich. Aber es kann ja nur besser werden!

  • Warum will mfi wohl schon die Alu-Fassade...weil sie billiger ist!


    Klar ist die Alu-Fassade bei vielen (älteren) Leipzigern beliebt. Weil sie eben zu der Zeit aufgewachsen sind, und dies somit auch in gewisser Weise zu "ihrem" Leipzig gehört. Aber auch nur weil die Leute denken, man wolle ihnen etwas wegnehmen. Das ist doch bei vielen Umfragen so. Hätte man ordentliche Visualierungen beider Fassaden angefertigt und zur Wahl gestellt und auch einmal den historischen Background erläutert, würde die Steinfassade mit Sicherheit besser abschneiden. Welcher Leipziger hätte sich anno 1990 schon die heutige wiederauferstandene, größtenteils historische (Innen)stadt vorstellen können? Leipzigs Vorteil im Vergleich zu anderen Städten kann doch nur darin liegen, dass man hier etwas hat, was andere nicht haben. Und das ist eben die Vielzahl an einzigartigen Gründerzeitgebäuden. Einkaufen kann man heutzutage schließlich an jedem Standort, auch im Internet. Da brauch ich nicht unbedingt in die Stadt fahren.
    Metall, Glas und Stahl gibts doch woanders überall. Wir sind hier eben anders. Und das sollte sich meiner Meinung nach auch in der zukünftigen Architektur wiederspiegeln (hochwertiger, aber dafür kleiner). Klasse statt Masse eben!
    Aber das wiederspricht eben dem kurzfristigen Denken einiger Wirtschaftsunternehmen, die denken, nur der zentrale Standort würde ihren Wettbewerbsvorteil ausmachen. Und wenns dann nicht läuft, ist wieder das Umfeld nicht gut genug. Bloß gut, dass es mittlerweile viele kleinere Unternehmen (GRK, CG-Gruppe, etc.) gibt, die das erkannt haben. Nur die "Großen" schlafen eben noch.

  • Hallo, hat jemand eine Ahnung, ob die Strassen um das Center herum umgebaut werden sollen. IM Radio hat man sowas heute morgen angeblich gesagt, dass es dann vier große Zufahrtsstrassen auch zum Markt geben soll. U.a. soll wohl auch die Hainstrasse ausgebaut werden und für den Autoverkehr freigegeben werden. Kann ich mir gar nicht vorstellen, weil die ja anders als die Katharinenstrasse oder die Große Fleischergasse gar nicht derart ausgebaut ist. Vielleicht weiß ja jemand näheres?

  • das widerspreche sehr dem angestrebten plan einer autofreien innenstadt. kann mir nicht vorstellen, dass da viel dran sein soll. die frage ist auch: wozu? wüsste nicht, wer mit dem auto auf den markt fahren soll ... und dann auch noch von 4 verschiedenen richtungen aus. lieferverkehr ist frei, und autofahrer sollten sowieso lieber auf bahn oder die existierenden parkhäuser umsteigen.


    zu der alu-fassade. wie in der zeitung steht belaufen sich die kosten für sanierung auch im 7 stelligen bereich. ein ganz "billiges" verfahren scheint es also auch nicht zu sein. bei den rohstoffpreisen könnte mfi auch das alu verkaufen, sollten wir ihnen vll vorschlagen, dann bekommt leipzig doch die steinfassade zurück :)

  • Kuruv: vor knapp einem monat wurde das konzept autoarme innenstadt vom stadtrat verabschiedet und der öffentlichkeit vorgestellt. dabei wird der marktplatz mit hain-, peters- und grimmaische straße komplett fußgängerzone. selbst radfahrer werden, falls nicht im schiebemodus, standrechtlich erschossen. das ganze wird über die nächsten 3-5jahre langsam aber sicher durchgesetzt. welcher radiosender bringt so nen mist?

  • willkommen im forum, koruv.
    li-la-lustige guten morgen, gute laune moderatoren sind echt ein graus. sollte wohl ein scherz sein. den plan zur autoarmen innenstadt findest du hier im forum unter "leipziger innenstadt - kleinere projekte". danach wird selbst der brühl zwischen katharinen- und hainstrasse zur fussgängerzone.

  • LEgende,


    die Leute glaubten nicht nur, dass man ihnen etwas wegnehmen würde, man nähme ihnen auch etwas weg ;). Der historische Wert der Alufassade ist gegeben, der ästhetische mag für viele, die damit keine eigene Sozialisierung oder sonstige positive Assoziationen verknüpfen, fragwürig sein. Die Aufgabe der Denkmalschutzbehörde ist es aber nicht, das vermeintlich Schöne zu schützen, sondern das Wertvolle (auch wenn man das bei der heute oft anzutreffenden Überschneidung von historisch Schützenswertem und als schön empfundenen Altem vermuten mag). Und der Wert ergibt sich nur sekundär aus dem aktuellen Zeitgeschmack.


    Wenn die alte Sandsteinfassade schützenswert ist, dann wohl in allererster Linie deswegen, weil sie jahrzehntelang als Träger für die "Spaceage"-Hülle herhalten musste. Das klingt zwar etwas erniedrigend, aber der Sandstein dürfte ja keine Persönlichkeit besitzen (auch wenn man das beim Lesen mancher Lobhudeleien zu glauben geneigt ist). Mir erscheint gerade dieser Sachverhalt ein schützenswertes, in dieser Kombination vielleicht herausragendes Unikum zu sein. Und damit das greifbar wird und aus denkmalpflegerischer Perspektive erst einen sichtbaren "Nutzen" erhält, hätte man die alte Fassade ruhig partiell freilegen dürfen. Wundert mich, warum das offenbar keiner mit einer vergleichbaren Herleitung vorgeschlagen hat. Vielleicht hatte man Angst, dass der neuzeitliche Gewohnheitstäter bei der freien Sicht auf den Sandstein früher oder später fordern würde, die alte Fassade komplett freizulegen?


    In dem von Dir vor ein paar Tagen verlinkten Nachkriegsbild kann ich übrigens keinen Beweis für den guten Erhhaltungszustand der Fassade erkennen. Wie die Proportionen des heutigen Hauses und die Informationen in diesem Thread preisgeben, wurde das Dach seinerzeit abgetragen und das Hauptgesims entfernt. In wie weit die Anker der Blechhaut die Fassade schädigten und welchen Einfluss der bauphysikalisch sicher fragwürdige Vorhang auf den vermutlich einschaligen Altbau langfristig besaß, ist wohl auch noch nicht offenkundig.




    Wenn auch etwas spät: ich habe hier mehrfach im Zusammenhang mit dem alten Kaufhaus vom "Reformstil" gelesen. Wird der in Leipzig tatsächlich für diese Gebäudegattung verwendet? Ich kenne ihn eigentlich nur aus dem Wohnungsbau (in Berlin gibt es allerhand entsprechende Anlagen aus der Zeit kurz vor der Jahrhundertwende bis hinein in den ersten Weltkrieg; ein paar besonders wertvolle stammen von Alfred Messel). Dort hat sich der Begriff "Reform" aber nicht aus der reduzierten Fassadengestaltung abgeleitet, sondern aus der damals neuen Finanzierungsform für die Arbeiter- und Beamtenwohnungen, die man am ehesten mit heutigen Genossenschaften vergleichen kann. Im Unterschied zum klassischen Mietshaus gehen diese Bauten oft über mehrere Parzellen und die Fassadengliederung und Organisation kennt kaum Hierarchien nach der sozialer Stellung der Bewohner. Die eher reduzierte Gestaltung (jedenfalls im Vergleich mit ihren direkten Vorfahren), die häufig die damals zeitweilig populären Landhaus-Elemente benutzt, ergibt sich zwar schon aus der Art der Finanzierung, entspricht aber auch dem allgemeinem Trend der Zeit und kommt deshalb auch an "gewöhnlichen" Mietshäusern vor. Toller Exkurs, was :toilet:? Wird in Leipzig tatsächlich der gleiche Begriff für etwas völlig anderes verwendet, das nur auf den flüchtigen Blick dasselbe ist?

  • AeG: ja, vieles von dem, was im dunstkreis der iba 1913 in leipzig entstand, wird unter "reformstil" subsummiert.


    bezüglich der fassaden wird es immer kurioser: das regierungspräsidium hat gegen den abriss der alten fassade bis auf 15m entlang des rings keine einwände. mfi will den verbleibenden rest durch einen rundgang zwischen beiden fassaden (?) erlebbar machen. die stadt möchte weiterhin gern beide fassaden erhalten sehen.
    und das endgültige aussehen der neu zu bauenden fassaden steht auch noch nicht fest. etwas merkwürdig, dass dort ab mitte oktober gebaut werden soll - und noch niemand weiss, was.

  • Morschn,


    laut der heutigen LVZ, kann sich die Stadt Leipzig und die mfi nicht entscheiden, bleibt nun die Alufassade oder kommt die, oder nur ein Teil der gründerzeitlichen Fassade wieder zum Vorschein. Am Tröndlinring, gegenüber der Haltestelle Goerdelerring, soll auf 15 Metern die Gründerzeitfassade wieder zum Vorschein kommen. Sofern sie natürlich erhalten ist.

  • Warum will mfi wohl schon die Alu-Fassade...weil sie billiger ist!
    (...)
    Klar ist die Alu-Fassade bei vielen (älteren) Leipzigern beliebt. Weil sie eben zu der Zeit aufgewachsen sind, und dies somit auch in gewisser Weise zu "ihrem" Leipzig gehört.
    (...) Nur die "Großen" schlafen eben noch.


    Ich war so frei und habe aus dem Posting von Legende mal die Teile zitiert, die mir besonders gut gefielen. Nagel auf den Kopf getroffen :daumen:


    Meine Prognose: am Ende werden die Alukassetten abgebaut, alles andere abgerissen, und ein Teil der Alukassetten so ähnlich wieder an den Neubau angebaut.


    Um die Alu-Fassade entgültig bewerten zu können, fehlt m.E. noch die zeitliche Distanz. Die ist erfahrungsgemäß erst ca. 100 Jahre nach Erbauung gegeben, wir müssen also noch 60 Jahre warten.


    Den Artikel in der heutigen LVZ entnehme ich zwischen den Zeilen, dass sich der Enwturf verschlechtert hat: frei zitiert: "Herr Apelt ist außerordentlich zufrieden"
    "Die Höfe und Gänge erinnern jetzt wieder (wieso wieder?) an eine durchgängige Einkaufsmal ohne Brüche" :D

  • gibt es denn eigentlich noch initiativen die sich momentan spürbar für den erhalt der alten fassade stark machen? wieso gibt es dafür eigentlich keine demo und wenn es nur 50mann wären?



    "durchgängige Einkaufsmal ohne Brüche" das ist ja super, sowas gabs ja echt noch nie!! :nono:

  • Ich wäre dabei! Wobei ich ganz ehrlich sagen muss, ich bin keiner der nur sinnlos seine eigenen Vorstellungen als einzig wahren Weg propagiert und den Rest außen vor lässt. Die Alu-Fassade steht nunmal unter Denkmalschutz, und das ist wahrscheinlich auch in Ordnung so. Hier muss man ansetzen. Was sind denn die Alternativen? Wie ich schonmal erwähnte, stellt sich doch die Frage, ob man denn die alte Fassade nicht woanders anbringen könnte (z.B. auf der alten Messe)? Ist denn die Fassade durch den Denkmalschutz explizit an den Standort gebunden? Außerdem sollte man grundsätzlich einmal hinterfragen, ob der damalige Bau überhaupt so richtig war, oder ob der nicht zu spacig ist und an sich gar nicht zu dem historischen Pelzhandel am Brühl passt. Von den mittlerweile abgerissenen Plattenbauten ganz zu schweigen.
    Gehört nicht zu einer Altstadt auch entsprechende Architektur? Ich habe nichts gegen moderne Architektur. Aber dann bitte etwas außerhalb der inneren Stadtgrenzen bzw. dezent.


    Letztlich muss man eben auch die mfi davon überzeugen, dass ein "historisches" Kaufhaus tendenziell sicher auch Zielgruppen mit mehr Bargeld in der Tasche anzieht, als die x-te Einkaufsmall aus Glas, Stahl und Beton. Desweiteren ließe sich das ganze Einkaufszentrum an sich auch besser vermarkten, da man es besser an die heutzutage individuellen Kundenansprüche und -vorstellungen anpassen und gestalten könnte. Im modernen Bereich Sportgeschäfte, Elektronik, Lifestyle & Co. Und im Bereich der historischen Steinfassade könnte man gehobenere Läden ansiedeln, wie z.B. Juweliere, Schneider, ein historisch gestaltetes Kaffee (ähnlich denen in Wien ;) ) etc. Beim neuen Cafe Felsche wurde diese Chance ja leider auch vergeben. Da könnte man soviel draus machen!


    Zudem passt m.M.n. eine historische Steinfassade viel besser zu dem Namen "Höfe am Brühl". Wer von mfi will denn schon, dass sein hochmodernes und Millionen-EUR teures Kaufhaus "Blechbüchse" genannt wird? So würde es aber sicherlich kommen! Die Leute sind nicht dumm, die erkennen auf lange Sicht den Etikettenschwindel. Der Name "Höfe am Brühl" würde sich sicher nie durchsetzen.

  • Als Hobby-Historiker wäre ich für die Steinfassade, als Hobby-Stadtplaner für die Blechverkleidung. Wenn man die geplanten neuen Bauten von Gruntuch & Ernst miteinander verbindet, dann siehts schön "modern" aus. Außerdem ist die "Blechbüchse" ja das Wahrzeichen am Brühl und Richard-Wagner-Platz. Widerum aber auch die Gründerzeitfassade, wie LEgende schon schrieb, lassen sich Modern und Klassisch kombinieren und der Titel "Höfe am Brühl" kommt besser zur Geltung als Blechbüchse bzw. wird es einige Zeit dauern, bis sich auch die älteren an den neuen Namen gewöhnt haben.



    Außerdem soll es ja auch ein Richard-Wagner-Museum geben, wenn ich mich richtig erinnere. Da wäre dies doch in einem historischen Bau besser aufgehoben, als in einem modernen. Abgesehen davon, das bereits vier Schautafeln in den Schaufenstern der BB hängen ;)



    P.S. Was haltet ihr von einer Umfrage, die man hier einbinden könnte? und vielleicht kann man auch mal die LVZ überreden, einen TED zu starten. Außer sie haben es bereits gemacht, lese selten LVZ auf Papier :D