Autonomes Fahren

  • Autonomes Fahren

    Das mit dem autonomen Auto wird eh überschätzt. So wie das E-Auto. 2000 rum hiess es in 10 Jahren wird jedes 10. Auto elektrisch fahren. Faktisch fast Null. Genauso wird es mit solchen Systemen sein. Und wenn es ein paar mehr Unfälle gibt dann wird so ein System erst recht viel später kommen. Wenn eher tippe ich dass es spezielle Autobahnabschnitte geben wird. Aber in der Stadt, im Berufsverkehr auf Jahrzehnte undenkbar.

  • Da täuschst du dich. Beruflich arbeite ich bei Themen wie Deep Learning und Big Data mit. Die Fortschritte sind Jahr für Jahr derzeit immens und sehr viele Unternehmen investieren sehr große Summen Geld. Derzeit sieht das für mich als die nächste große Revolution aus und wie beim Handy wird man sich in ein paar Jahren (<=10) fragen, wie man das alles noch ohne Handy gemacht hat.

  • Zitat Urbanist:
    dass dabei das Konzept des Autos in Privatbesitz mit extensivem Parkplatzbedarf im Stadtraum weitgehend obsolet werden wird.


    Inwiefern kann ein autonomes Fahrzeug am Platzbedarf etwas ändern? Dein Szenario ist vielmehr Folge von neuen Mobilitätsangeboten im Sinne von CarSharing. Das funktioniert mit manuell gesteuerten Automobilen aber genauso.


    Zitat Urbanist:
    Zudem können diese Wagen nach ganz anderen Parametern konzipiert werden, anstatt auf Spitze 250km/h und 0-100 in Rennwagengeschwindigkeit getrimmt eher kompakt, leicht, und sparsam motorisiert.


    Solche Fahrzeuge gibt es doch schon längst: Kleinstwagen, Kleinwagen, Kompakte :). Technisch ist überhaupt keine Notwendigkeit gegeben, Autos immer breiter, länger (Aerodynamik mal außer Acht gelassen) und schneller zu bauen. Der Kunde will es einfach. Warum sollte das bei autonom fahrenden Mobilen anders sein?


    Die Zukunft des Automobils wird autonom sein, ja, dennoch denke ich nicht, dass sich dadurch in absehbarer Zeit unsere Verkehrsnöte im Hinblick auf Platzbedarf deutlich senken werden. Vielleicht, wenn der Mensch nicht nur das Auto neu erfunden hat, sondern zur Abwechslung auch mal sich selbst ;).

  • Der Kunde will es einfach. Warum sollte das bei autonom fahrenden Mobilen anders sein?


    Weil die Kunden in dem Fall die Betreiber solcher Mobilitätsangebote sein werden. Und die werden knallhart durchrechnen, welche Fahrzeuge für ein solches Angebot effizient sind, und sich nicht wie Privatkunden von irrationalen Status- und Imponiergesten leiten lassen werden.
    Und für die Endkunden wird es relativ egal sein, was für ein Mobil sie bei Bedarf von A nach B kutschieren wird, da dieses ja nicht mehr ein verlängerter Teil des eigenen Egos ist.

  • Inwiefern kann ein autonomes Fahrzeug am Platzbedarf etwas ändern? Dein Szenario ist vielmehr Folge von neuen Mobilitätsangeboten im Sinne von CarSharing. Das funktioniert mit manuell gesteuerten Automobilen aber genauso.


    In Verbindung mit dem autonomen Fahren wird das Carsharing auf eine ganz neue Stufe gehoben. Man stelle sich vor, ich will von A nach B fahren, fordere per App ein Auto an und innerhalb von wenigen Minuten steht mein autonom anfahrendes Fortbewegungsmittel vor der Tür. Dagegen ist das heutige Carsharing doch recht umständlich.
    In der Folge wird die Akzeptanz von Carsharing (bzw. eigentlich sind das dann autonom fahrende Taxis) drastisch steigen, viel mehr Menschen werden kein Auto mehr besitzen. Die autonom fahrenden Autos sind zudem viel mehr in Bewegung, die Auslastung dürfte ein vielfaches eines privaten Fahrzeugs sein. Dadurch wird sich der Parkplatzbedarf dann umgekehrt drastisch verringern. Nebenbei können autonome Fahrzeuge zum Beispiel nachts in Parkdepots am Stadtrand zurückfahren und würden dann erst am Morgen wieder "ausschwärmen".

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    Urbanist:


    Und für die Endkunden wird es relativ egal sein, was für ein Mobil sie bei Bedarf von A nach B kutschieren wird


    Das ist natürlich eine schöne Vorstellung ;) Ich bin nur immer wieder erstaunt, mit welcher Selbstverständlichkeit und Euphorie eine vollkommene Verhaltensänderung des Menschen in Zusammenhang mit autonomer Fahrzeuge und SharedMobility vorausgesagt wird.


    Natürlich ist ein autonomes Fzg. jetzt noch der Meilenstein schlechthin, das Ego wird ja durch den besonderen Status, den ein solches Auto (z.B. Teilautonom) derzeit besitzt, bereits befriedigt. Wenn der Markt aber erstmal mit solchen Autos gefüllt ist, geht das mit dem Übertreffen und Herzeigen wieder los, z.B. werben Mobilitätsdienstleister, welche eben in Zukunft auch verstärkt die Autohersteller selbst sein werden, dann wieder mit dem luxuriösten, stärksten und schönsten Vehikel.


    Zumindest haben wir uns bisher bei allen Errungenschaften so verhalten und ich wüsste keinen Grund, warum sich das jetzt ausgerechnet bei autonomen Fahrzeugen ändern sollte. Aber warten wir ab, vielleicht kommt auch alles so, wie du es beschreibst. Geredet wird im Vorfeld ja eh immer viel zu viel.


    Jai-C:


    Die autonom fahrenden Autos sind zudem viel mehr in Bewegung, die Auslastung dürfte ein vielfaches eines privaten Fahrzeugs sein.


    Das stimmt. Die jetzigen Autos stehen ja die allermeiste Zeit nur rum.

  • Ich denke, dass bei autonomen Mobilitätsangeboten eben der Unterschied sein wird, dass nicht mehr das Fahrzeug, sondern die Mobilität das Produkt ist.
    Und da gelten dann andere Qualitätskriterien, wie z.B. Zuverlässigkeit, Effizienz, Sauberkeit, Komfort und eben auch der Preis, welcher bei Abbuchung pro gefahrener Strecke viel transparenter ist, als wenn die Kiste eh als Besitz vor der Tür steht und eben gedankenlos benutzt wird weil sie nun mal da ist.
    Die Anbieter solcher Dienste können alle möglichen Hintergründe haben, das wird noch spannend.
    Das können Autohersteller sein, das kann ein Laden wie Uber sein, das könnte aber auch der jeweilige Nahverkehrsanbieter sein.
    Ich finde es eigentlich logisch, wenn Verkehrsbetriebe wie MVG oder BVG in die autonome Mobilität als individualisierter ÖV für die letzte Meile einsteigen; damit könnte man die ganzen schwächer frequentierten Buslinien in Randbezirken einsparen und in der Feinverteilung (die bisher die große Schwäche des ÖV ist) eine ganz andere Qualität erreichen.
    Ich sehe autonome Mobilität eher als perfekte Ergänzung und Attraktivierung des ÖV und nicht als Gegensatz dazu.

  • Eine gewisse naive Euphorie ist doch ganz normal, wenn neue Technologien greifbar erscheinen. Denk nur an die Vorstellungen des "atomic age" in den 60ern, da hatte man ernsthaft vor, das Land mit Kleinreaktoren für einzelne Fabriken, sogar bis hin zu eigenen Reaktoren für größere Wohnanlagen, zu überziehen.


    Es war schon bisher selten der reine Kostengrund, warum Mio. Menschen alltäglich lieber mit dem Radl fahren (bischen Bewegung) oder mit dem schiengengebundenen ÖPNV. Viele Leute fahren einfach gern mit Bahnen, auch in Zukunft wird das quasi reibungsfreie Rad/Schiene System mit Bremsstromrückgewinnung und im Vergleich zum Akku fast verlustfreier Energieübertragung per Oberleitung/Stromschiene uneinholbar ökologischer sein, als ein E-Auto pro Personenkilometer und die Leute treffen zunehmend solche Entscheidung mit ökologischem Bewusstsein.


    Aber auch ganz praktisch. Selbst wenn wirklich mal eine App reicht um sich ein Robotaxi herzuholen, dann muss ich trotzdem darauf warten und herumstehen, in der selben Zeit lauf ich lieber zur nächsten U-Bahnstation, komme dabei auch mit mehr Menschen in Kontakt (es soll Leute geben die gerade deswegen in Großstädte ziehen!), kann mir im Kiosk in der Verteilerebene noch schnell einen Kaffee mitnehmen usw. Oder auch das Sicherheitsgefühl, es ist in den Abendstunden in vielen Teilen großer Städte doch sehr beruhigend, gerade nicht alleine unterwegs zu sein, sondern in einem gut besuchten Bahnhof zu warten oder mit einer gut besetzten U-Bahn zu fahren...


    ...und tausend andere ganz praktische und konkrete Gründe, warum nicht in naher Zukunft alle Leute aufhören werden, Fahrrad, ÖPNV oder Füße zu benutzen, um durch die Städte zu gelangen, nur weil das Robotaxi oder das Carsharing existiert. Ironischerweise erwarte ich, dass damit sogar der ÖPNV in seiner Bedeutung gestärkt wird. Denn diese neuen E-Fahrzeuge mit Carsharing/Robotaxi o. ä. machen es für eine ungleich größere Zahl Stadtbewohner realistisch auf einen eigenen PKW zu verzichten als bisher schon. Im Alltag ist man dann ganz mit Radl oder U-Bahn usw. unterwegs, wenn man einen größeren Einkauf im Supermarkt macht holt man sich ein Robotaxi heran oder mietet sich kurz ein Carsharing-Fahrzeug. Das ist ja jetzt schon eine absehbare Entwicklung.


    Wer denkt, wir müssen jetzt nicht mehr in den Ausbau von modernem ÖPNV investieren weil es doch in ein paar Jahren Robotaxis geben könnte irrt hingegen gewaltig. Das Gegenteil ist der Fall, der ÖPNV wird bedeutender als je zuvor werden (siehe oben).

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    Urbanist:


    Stichwort Sauberkeit: Endlich keine Raucher mehr im Straßenverkehr :D!


    Ganz allgemein stelle ich mir noch die Frage, wenn künftig die Mobilität und nicht mehr das Fahrzeug das Produkt sein wird, warum dann nicht gleich auf den ÖPNV zugreifen, sondern auf ein Auto? Der Vorteil den ein eigenes Auto liefert, also die Freiheit alles so zu hinterlassen wie man es gerade braucht, ist bei geforderter hoher Ausnutzung autonomer Fahrzeuge bzw. Bezahlung der Nutzungsdauer dann ja sowieso dahin. Einen Zeitvorteil habe ich mit selbststeuernden Mobilen ggü. dem ÖPNV i.d.R. ohnehin nicht.


    damit könnte man die ganzen schwächer frequentierten Buslinien in Randbezirken einsparen und in der Feinverteilung (die bisher die große Schwäche des ÖV ist) eine ganz andere Qualität erreichen.


    Also z.B. komme ich mit der S-Bahn am Bahnhof an und statt mit dem Bus, geht es mit dem per App bestellten Autonom weiter. Dann müssten sich aber 100 Leute gleichzeitig ein solches bestellen um nach Hause zu kommen. Das dürfte ein ziemliches Chaos am Bahnhof geben. Außer ich nehme längere Wartezeiten oder Fahrtzeiten (z.B. Großraumvan) in Kauf und fahre mit mehreren Leuten mit. Dann könnte man aber natürlich gleich wieder mit dem Bus fahren ;)

  • ^eben. Wenn das irgend einen ökologischen oder wirtschaftlichen Vorteil zum massenhaften Besitz von privaten PKW haben soll, dann ist es sehr unrealistisch, dass man überall wo man steht und geht solch ein Fahrzeug ad hoc vorfinden und besteigen können wird. Es wird Wartezeiten geben. Im Gegensatz zu einem Fahrplan, der zumindest die meiste Zeit recht zuverlässig ist, unkalkulierbare Wartezeiten. Gerade zu den Stoßzeiten, wenn nicht nur ich in die Arbeit will, sondern jeder andere auch. Die U-Bahn kommt trotzdem, ob sie proppenvoll ist oder nicht. Die Robo-E-Taxis müssen hingegen einen wachsenden "backlog" abarbeiten - oder es gibt am Ende doch exakt soviele Robo-E-Taxis wie jetzt PKW existieren und es ist überhaupt nix gewonnen.


    Und auch das Stauproblem verschwindet nicht, denn die individuelle Mobilität bleibt ja - lediglich die Eigentumsfrage ändert sich, wie ggf. auch die Steuerung (Robotaxi). Aber dennoch bleibt dann der Straßenraum von chaotisch nachgefragtem "on demand" Individualverkehr dominiert, mit allen damit verbundenen Folgen. Da darf man gar nicht hoffen, dass massenhaft Leute vom platzeffizienten (pro m3 U-Bahn haben zigmal mehr Personen Platz als in einem PKW, ob elektrisch und autonom oder nicht) ÖPNV, mit seinen getakteten Fahrzyklen, auf diese neue Form des Individualverkehrs umsteigen, da könnten wir verkehrstechnisch vom Regen in die Traufe geraten. Vgl. auch die Erfahrung bzgl. Verkehrsnutzung und Mobilitätsverhalten der Menschen aus den letzten 100 Jahren, je bequemer und billiger Mobilität wurde, desto mobiler wurden die Menschen (sie haben also keine ökonomische oder ökologische "Rendite" eingefahren, sondern ihr Mobilitätsbudget beibehalten und schlicht für einen weiteren Aktionsradius und häufigere Reisen/Fahrten genutzt).


    Konsequent zu Ende gedacht, was mancher so euphisch erhofft, könnte das den Städten einen echten Verkehrsinfarkt bescheren.

  • Einen Zeitvorteil habe ich mit selbststeuernden Mobilen ggü. dem ÖPNV i.d.R. ohnehin nicht.


    Wenn du halbwegs zentral wohnst mag das stimmen. Aber was ist mit den ganzen Leuten in der Suburbia, wo der ÖV in der Fläche und bis zur Haustür seine große Schwäche und Komfortdefizite hat, die dazu führen dass viele Leute das eigene Auto für unverzichtbar halten?
    Ein ÖV der autonome Mobilität beinhaltet gewinnt als System eine ganz andere Attraktivität und wird damit erst für viele Leute die nicht zentral wohnen zur attraktiven Option.
    Kein Fahrpläne mehr, autonome Mobilität von der Haustür bis zu dicht getakteten Massenverkehrsmitteln, und bei Bedarf von da aus wieder autonom zum nächsten Kuhdorf.

  • @ Pumpernickel:
    Die Herausforderung bei autonomer Mobilität ist die intermodale Verknüpfung mit ÖV-Massenverkehrsmitteln. Wenn jeder sich mit seinem Robotaxi zum Ziel in der Innenstadt kutschen läßt, ist natürlich nicht viel gewonnen. Das Prinzip muß heißen: autonome Mobilität in der Fläche, Vernüpfung mit ÖV-Massenverkehr zum Ziel im verdichteten Zentrum.
    Und deswegen finde ich ja, das autonome Mobilität sich als ideale Ergänzung zum ÖV anbietet und auch Nahverkehrsanbieter da einsteigen sollten.
    Wer ein Auto besitzt, mit allen fixen Kosten, wird es soviel und so weit benutzen wie möglich, daher auch die enorme Belastung in den Kernstädten. Wenn IV als intermodal genutzte autonome Mobilität begriffen wird, kann die Belastung der Kernstädte durch IV deutlich gemindert werden, sowohl im fließenden, aber erst recht beim stehenden (parkenden) IV.

  • Wenn du halbwegs zentral wohnst mag das stimmen. Aber was ist mit den ganzen Leuten in der Suburbia, wo der ÖV in der Fläche und bis zur Haustür seine große Schwäche und Komfortdefizite hat, die dazu führen dass viele Leute das eigene Auto für unverzichtbar halten?
    Ein ÖV der autonome Mobilität beinhaltet gewinnt als System eine ganz andere Attraktivität und wird damit erst für viele Leute die nicht zentral wohnen zur attraktiven Option.
    Kein Fahrpläne mehr, autonome Mobilität von der Haustür bis zu dicht getakteten Massenverkehrsmitteln, und bei Bedarf von da aus wieder autonom zum nächsten Kuhdorf.


    Das geht nur auf, wenn in diesen Kuhdörfern zur Stoßzeit exakt genauso viele autonome E-Autos (vor Ort!) abfahrbereit herumstehen wie jetzt schon PKW. Ansonsten ist es nix mit "Schatzi, ich bin jetzt arbeiten, bis heute Abend!" und vor der Tür steht schon bei jedem das Robotaxi fahrbereit. Und damit wäre ökologisch und ökonomisch halt nix gewonnen, im Gegenteil, die Betreiberfirmen wollen ja zusätzlich zu den Autoherstellern ihren Schnitt machen. Das ist höchstens in der Nebenzeit eine nette Alternative, aber dann hast du das selbe Problem wie jetzt mit dem ÖPNV auf dem Land: das nützt einem nix, wenn ich in der Stoßzeit trotzdem einen eigenen PKW brauche.

  • Intermodalsysteme sind eine schöne Theorie, werden aber von den Menschen abgelehnt! Beispiel: mit dem Ausbau von Trambahnen an die Stadtränder oder bis raus in Vororte haben die Fördergeber verknüpft, dass dort danach Regionalbuslinien, die zuvor von den Vororten direkt in die Zentren verkehrten, an den neuen Tramhaltestellen "gebrochen" werden müssen, die Leute also umsteigen. Auf dem Papier alles supertoll.


    Die Leute haben es aber in der Realität abgelehnt, die Fahrgastzahlen sind dauerhaft eingebrochen und die PKW Nutzung gestiegen. Damit haben die Verkehrsverbünde meist sogar draufgezahlt, da die teure neue Tram nicht wie in der Wirtschaftlichkeitsrechnung prognostiziert ausgelastet wird, trotz eingespartem (jetzt kommts) "Parallelverkehr" mit der Buslinie, den Verkehrsplaner am Grünen Tisch fürchten zu scheinen wie der Teufel das Weihwasser. Ich kann dir aus dem Bauch heraus Beispiele dafür nennen.


    Das funktioniert einfach nicht. Der PKW ist nicht wegen irgendwelchen superverkopften Überlegungen nach wie vor so populär, sondern weil er halt einfach "verdammt nochmal" gerade für Menschen in Vorstädten und im Umland von Ballungsräumen viel bequemer ist, als zigfache Umsteigerei. Wenn du schon im November um 6 Uhr Morgens bei nasskalter Dunkelheit aus dem Haus musst, um rechtzeitig im Büro zu sein, dann hast du schlicht nicht auch noch Bock dauernd umzusteigen und zwischendrin herumzustehen. Dann nimmst du das Auto, setzt dich in deinen (=verlängertes Wohnzimmer) Sessel mit deiner Heizung, deiner Musik - und deinem Dreck und Müll im Auto, der eigene stört ja nicht und fährst in einem Rutsch zur Arbeit. Und Stau zwischendrin so what, du sitzt trotzdem bequem und warm und musst halt ab und zu mit genervtem Gesicht die Pedale antippen.


    Gerade in diesem Szenario verbinden deine Robotaxis die Nachteile beider Welten miteinander. Du hast entweder den selben Kosten- und Ressourcenblock, wenn in der Stoßzeit für jeden ad hoc ein Robotaxi zur Verfügung stehen soll oder du hast Wartezeiten, die im Gegensatz zum ÖPNV Fahrplan unkalkulierbar sind, da sie vom unkalkulierbaren Abarbeiten der spontan eintreffenden Fahrtenaufträge der Robotaxis in deiner Region abhängen. Billiger als ein eigener PKW ist höchstens letzteres Szenario, aber nicht bequemer als der ÖPNV, erst recht nicht wenn du das Robotaxi dann an der nächsten großen ÖPNV Station brechen willst (siehe oben) und noch viel unkalkulierbarer, was wohl der Chef dazu sagt wenn man zu spät kommt und sagt "sorry, heute hat das Robotaxi besonders lange gebraucht"?


    Sorry wenn ich deine Euphorie da etwas bremsen muss. Ich sage ja nicht, dass das alles eine Totgeburt ist. Aber es wird nicht der fundamentale Wandel werden den viele zu erhoffen scheinen (ich glaube zB auch fest, dass Tesla früher oder später von BMW oder GM oder Toyota oder so geschluckt wurd und die alle längst sowas wie die Autos von Teslas in der Schublade haben aber erst damit herauskommen, wenn sich Pioniere wie Tesla blutige Nasen geholt haben, um aus deren Fehlern zu lernen). Unter dem Strich wird sich einfach nicht soviel ändern wie viele denken. Wenn, dann macht der Autopilot im eigenen Elektroauto (sowohl Autopiloten wie E-Autos werden sicherlich kommen, keine Frage) höchstens das um 6 Uhr aus dem Haus gehen und in die Arbeit fahren noch etwas bequemer, da man nicht einmal mehr im Stau auf die Pedale tippen muss...

  • Kapazitätsprobleme zu Stoßzeiten sind dabei sicher ein Problem, eine Lösung könnten Hybride Zwischen "Auto" und "Bus" sein, autonome Kleinbusse die Wohngebiete abfahren und auf die Nachfrage gerichtete Routen fahren (mit via App vermittelten "Slots" für die Nachfrager); ein perverses Manko der bisherigen IV ist ja, dass in den meisten Karren im Berufsverkehr nur 1 Person sitzt. Wahrscheinlich kann ein Kleinbus der flexibel die Quellgebiete abfährt so schon 10-20 Karren ersetzen, eine kleinere Flotte solcher Teile hat dann schon ein ziemliche Kapazität, und wenn Schatzebär dann weg zur Arbeit ist, kann Schatzi dann mit dem selben Gefährt im selben Modus zum Einkauf, Arzt usw.
    So ein Ding wie z.B. OLLI.

  • ^auch das ist oft zu unkalkulierbar. Es ist nun einmal nicht vorhersehbar, wer wann diesen Robobus anfordert. Damit hast du das selbe slot/backlog Problem, nur etwas verlagert.


    Es wird kein entweder/oder Spiel sein, sondern es kommt einfach ein weiteres Transportmittel hinzu, was ja dauernd geschah und geschieht (siehe kürzlich erst die Fernbuslinien) und im Einzelfall ändert dies das Mobilitätsverhalten dieser einzelnen Individuen auch mitunter radikal. Aber es wird nicht den individuellen PKW Besitz flächendeckend obsolet machen und auch nicht hergebrachten ÖPNV obsolet machen. Es wird ergänzen. Und das ist ja auch vollkommen okay. Ich warne nur davor, nun zu denken, jetzt kommen ja bald die Robotaxis, also muss man in den "altmodischen" ÖPNV nix mehr investieren.


    Vermutlich wird es dafür v. a. auch Anwendungsgebiete geben, die jetzt noch gar nicht existieren oder bedacht werden. Zum Beispiel: wer denkt schon bei all den hübschen, gut gelaunten Menschen in Marketingvideos zu neuesten Elektroautos an alte Leute, die nicht mehr sicher einen eigenen PKW lenken können und auch keine längeren Fußmärsche zu Bushaltestellen mehr hinbekommen, aber trotzdem eine gewisse Mobilität bewahren wollen und auch nicht auf Fahrdienste angewiesen sein wollen. Die haben dafür kein Problem mit Wartezeiten, sie haben ja genug Zeit. Für die sind zB Robotaxis eine gigantische Sache und angesichts unseres demografischen Wandels könnten Robotaxis, die Senioren ein viel selbstständigeres Leben ermöglichen könnten, sogar unentbehrlich werden, da wir schlicht nicht genug Leute hätten um jedem derartigen Senior zB eine Einkaufshilfe zur Seite zu stellen.

  • Zitat Urbanist:
    Das Prinzip muß heißen: autonome Mobilität in der Fläche, Verknüpfung mit ÖV-Massenverkehr zum Ziel im verdichteten Zentrum.


    Also viele Kleine bewegen sich zu einem Knoten und von dort geht´s weiter. Im Prinzip also so etwas wie das Park&Ride System oder? Wenn ich also vom Speckgürtel oder Land komme, müsste ich mir zunächst ein Auto bestellen. Definitiv schneller geht es dann aber mit dem Eigenen (siehe Pumpernickels Argument der Anzahl an Autos).


    Anderes Bsp. BMW Dingolfing (18.000MA): Die dortigen Werksbusse spulen täglich insgesamt 45.000km ab, der Aktionsradius reicht bis an die tschechische Grenze im Osten und Landshut im Westen. Das Netz beinhaltet Haltestellen in eigentlich jedem Dorf. Wenn man nun also hergeht und Haltestellen nur noch an den größeren Dörfern einrichtet und die Leute mit aAs dort hin schafft, könnte man einiges an Busstrecke einsparen, gleichzeitig könnte BMW so einige Vierrädler mehr "absetzen". Da es mehrere Schichten gibt, wären die Autonomen über den Tag gut ausgelastet.
    Allerdings hat man als MA u.U. lange Wartezeiten (= Anschaffung privates Auto), ansonsten müssten die Fahrzeuge in engem Umkreis stationiert sein, was wiederum die Auslastung negativ beeinflusst und sich plötzlich mehrere Bushaltestellen doch wieder mehr lohnen.


    Egal wie man es dreht und wendet, das autonome Auto wird seinen Weg finden und so einige private PKW ersetzen. Das Allheilmittel für unsere Städte ist es aber nicht.


    Zitat Pumpernickel:
    Wenn du schon im November um 6 Uhr Morgens bei nasskalter Dunkelheit aus dem Haus musst, um rechtzeitig im Büro zu sein, dann hast du schlicht nicht auch noch Bock dauernd umzusteigen und zwischendrin herumzustehen.


    Wunderschön beschrieben, ganz genau das verleitet mich immer wieder mit dem Auto in die Arbeit zu fahren :D

  • Wenn du schon im November um 6 Uhr Morgens bei nasskalter Dunkelheit aus dem Haus musst, um rechtzeitig im Büro zu sein, dann hast du schlicht nicht auch noch Bock dauernd umzusteigen und zwischendrin herumzustehen. Dann nimmst du das Auto, setzt dich in deinen (=verlängertes Wohnzimmer) Sessel mit deiner Heizung, deiner Musik - und deinem Dreck und Müll im Auto, der eigene stört ja nicht und fährst in einem Rutsch zur Arbeit. Und Stau zwischendrin so what, du sitzt trotzdem bequem und warm und musst halt ab und zu mit genervtem Gesicht die Pedale antippen.


    Sicher schön, wenn man im eigenen Wohnzimmer auf 4 Rädern vom Vorort in die Stadt rollt, aber da ist dann ja oft die leidige (und zeitlich auch unkalkulierbare) Suche nach einem Parkplatz, die als verlorene Zeit ebenso in Gewicht fällt.
    Zudem ist eine ordnungspolitische Lenkung in Form von konsequenter Reduzierung und Bepreisung von als Parkplatz mißbrauchtem Stadtraum sowie Bepreisung des IV bei Einfahrt in die Kernstädte sicher hilfreich, um durch Anhebung der Grenzkosten die Jünger des eigenen Wohnzimmers auf 4 Rädern zum Umdenken zu motivieren.

  • Ich weiss nicht wie das bei dir ist, aber ich hab zuhause meinen privaten Tiefgaragenstellplatz und auf Arbeit auch und auf der Strecke dazwischen erdreiste ich mir die Straßen zu benutzen, die ich mit KFZ Steuer und gefühlt 99 % Steueranteil auf jeden Liter Sprit mehr als ausreichend anteilig bezahle ("Verursacherprinzip"), wohingegen zB der ÖPNV aber auch aktuell das Elektroauto sogar noch eine Subvention bekommt. Ist ja alles schön und gut, aber bitte stelle es nicht so dar, als wären individuelle PKW Nutzer sozusagen "Schmarotzer" der Allgemeinheit, die die Kosten die sie verursachen nicht tragen sondern abwälzen.


    Das ist schlicht (rechnerisch nachgewiesen) Unfug, die Autofahrer sind, wenn man eine Bilanz aus automobilen Steuern und Abgaben auf der einen Seite sowie Durchschnittskosten pro Autofahrer (zB Straßenbeläge) auf der anderen Seite aufstellt, tatsächlich das, was der Boulevard immer etwas plakativ "Melkkühe der Nation" nennt. Zumal diejenigen, die um 6 Uhr in der früh aus dem Haus müssen, auch die sind, die das Bruttosozialprodukt schaffen und Steuern und Abgaben abdrücken und damit den ganzen Laden am Laufen halten. Gerade denen Vorwürfe zu machen ist politisch gesagt etwas ungeschickt.

  • ^auch das ist oft zu unkalkulierbar. Es ist nun einmal nicht vorhersehbar, wer wann diesen Robobus anfordert. Damit hast du das selbe slot/backlog Problem, nur etwas verlagert.


    Ich denke dass solche Verkehrsaufkommen zu Stoßzeiten schon recht gut kalkulierbar sind; schließlich gibt es Daten zu regelmäßig auftretenden Verkehrströmen sowohl auf der Straße wie auch in ÖV-Systemen (daher ja auch verschiedene Takte zu verschiedenen Zeiten, bzw. auf bestimmte Spitzenvolumina ausgerichtete Straßen), ich denke da sollte man schon ein wenig Vertrauen zu Big Data haben ;)
    Natürlich sollten die Investitionen in den klassischen ÖV nicht reduziert sondern ausgebaut werden; ich denke, autonome Mobilität in Ergänzung dazu kann den ÖV auf eine anderes Komfortlevel heben und in der Folge Menschen zum Verzicht auf eine eigenes Fahrzeug bewegen; die ganz harte "my car is my castle" Fraktion wird man damit vielleicht nicht erreichen (für die gibt es die oben erwähnten Lenkungsmaßnahmen), aber unter Umständen viele andere.
    Wenn die Leute bisher Busse hatten im 30- oder 60-Minuten-Takt, dann ist ein Olli der nach Anforderung seine Ankunft in 6-8 Minuten an der Ecke in 200 m Entfernung ankündigt sicher eine ordentliche Verbesserung.