Leipziger Kaffeeklatsch

  • Zu behaupten, alle, die gegen die Umbennung sind, seien Altkommunisten, entbehrt jeder Grundlage. ME hat es mit Identitätsstiftung zu tun. Die eine Radikalität lässt sich mit der gegensätzlichen nicht lösen. Vielleicht sollte man das Ganze auch historisch einordnen. Alles hat positive und negative Aspekte. Viel mehr sollten einem diejenigen zu denken geben, die heute, nachdem die Auswirkungen des Sozialismus/Kommunismus bekannt sind, eben jenen glorifizieren. Ich glaube nicht, dass Clara Zetkin den Neokommunisten da als Aufhänger geeignet ist, dann schon eher Liebknecht und Luxemburg. Vielleicht sollte das zunächst öffentlich debattiert werden, ich glaube nicht, dass die negativen Aspekte Clara Zetkins so bekannt sind.

  • @ Kai-Uwe-Arnold:


    #1: Es geht um Spitznamen, die sich in der Bevölkerung verankert haben. Außer Clarapark, Karli, Uniriese, Cossi und Völki gibt es da nicht viel mehr. Aus genau diesem Grund wird eine Umbenennung des Clara-Zetkin-Parks auch immer auf Wiederstand in der Bevölkerung stoßen, inbesondere der jüngeren. Unabhängig davon, ob du das gut findest oder akzeptierst.


    #2: Mein Recherchewille ist momentan nicht besonders ausgeprägt, das reiche ich entsprechend nach.


    #3: Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass praktische Gründe gegen Straßenumbenennungen sprechen können? Ferner hatte ich ja bereits die Karl-Marx-Straße in Berlin-Neukölln erwähnt, ulkigerweise die größte Einkaufsstraße des Bezirks.


    Im Übrigen halte ich nichts von Geschichtsrevisionismus, dadurch lässt sich weder DDR-Unrecht wiedergutmachen, noch güldene Königszeiten, als es den Milchmann noch gab, wiederbeleben.


    Welchen Boden hat Zetkins Brandrede bitteschön bereitet? Hat sie die Ostdeutschen (bzw. damaligen Mitteldeutschen) schon einmal mental so weit vorbereitet, dass sie nach einem Jahrzehnt des Nationalsozialismus gar nicht anders konnten, als den Sowjetsoldaten in die Arme zu fallen? Hätte es keine SBZ gegeben, wenn nur durch ihr Wirken nicht "der Boden bereitet" worden wäre? Ich bin nun weiß Gott kein Kommunisten-Apologet, aber diese Analogie ist ja wohl absolut konstruiert.


    Der Albertpark ist doch auch weiterhin vorhanden. Genau wie der Johannapark oder das Scheibenholz. Nur eben als Teil des Claraparks. Soll man den namen analog Johannapark & Co eben auch wieder in die Pläne drucken. Warum man deswegen den Namen des Gesamtparks ersatzlos streichen muß, erschließt sich mir nicht.

  • Für mich ist die Demokratie ein hohes Gut, das es zu schützen gilt. Nur sie -so denke ich- kann wirklich die Meinungsfreiheit garantieren.



    Vielleicht sollte man prüfen ob Clara Zetkin würdig ist, Namensgeberin eines Parks in Leipzig zu sein. So recht kann ich aber nicht erkennen, dass sie tatsächlich Schuld auf sich geladen hat. Sie hat in Leipzig gelebt. Von daher gibt es einen Bezug zu Leipzig. Welche Politiker haben sich eigentlich nie geirrt? Und: Wer frei von Schuld ist, der werfe den ersten Stein!



    Was hat König Albert so Hervorragendes geleistet? König Albert von Sachsen war ein Militär und Bezüge zu Leipzig habe ich bei ihm auf die Schnelle nicht finden können.


    Mit dem Augustusplatz ist schon ein zentraler Platz in der Bürgerstadt Leipzig nach einem Monarchen benannt. Warum eigentlich? Mit seiner glücklosen Politik hat König Friedrich August I. Sachsen um mehr als die Hälfte seines Territoriums gebracht.



    Graf Luckner war eine schillernde Persönlichkeit. Und lt. WIKIPEDIA soll vor Gericht der Schuldbeweis erbracht worden sein, dass Luckner „Unzucht mit Minderjährigen“ getrieben hat. Neben seiner leiblichen Tochter sollen zwei Mädchen im Alter von 8 und 10 Jahren Opfer von Luckner geworden sein. Der Mann hat also tatsächlich Schuld auf sich geladen. Nach einem Mann, der, nur weil ihn Hitler schützte, nicht verurteilt wurde, soll eine Straße benannt werden? Also ich hätte ein Problem, mich für so einen Mann zu engagieren.


    Warum sollen ein „Admiral Bromme“ und ein „Ehrenbürger Münster“ in Leipzig geehrt werden?

  • Abyssalon
    Identitätsstiftend können eher historische Bezeichnungen sein, als willkürlich aufgesetzte Namen. Natürlich wurde Zetkin in der "DDR" ebenso wie Ernst Thälmann verklärt. Da gilt es Aufklärungsarbeit zu leisten. Deshalb hat ja auch Hubertus Knabe Straßennamen nach Säulenheiligen des Kommunismus eine Absage erteilt.


    DaseBLN
    #1: Im Volksmund existiert auch die Bezeichnung Adolf-Südknecht-Straße, was auf die namensgeschichte hinweist. Diese Bezeichnung ist unter älteren Leipzigern wesentlich verbreiteter als "Karli". Das der Hang zum Diminutiv seltsame Blüten treibt, zeigt ja der Begriff "Kö" für Könneritzstraße, der wiederholt in der Presse von älteren Leipzigern abgelehnt wurde und "Völki" muss geradezu als Verunglimpfung eines Denkmals für zehntausende Tote bezeichnet werden. Der Mehrzahl der Leipziger ist es sicher egal (Desinteresse).
    #2 Die Behauptung der angeblichen Straßennamen nach SS-Männern ist schon recht ungeheuerlich. Diese nicht zu belegen, qualifiziert diese Behauptung ab.
    #3 Praktische Gründe hätte es sicher auch gegeben, die Hindenburgstraßen zu belassen. In Berlin ist im letzten Jahr die nach dem Widerstandskämpfer Erich Hoepner benannte Schule umbenannt worden, den Freisler dem Henker überantwortet hat. Geschichtsrevisionismus?
    Leipzig hat Karl Binding letzte Woche die Ehrenbürgerwürde aberkannt.
    Geschichtsrevisionismus?
    In Kriebitzsch in Thüringen wurde 2009 ein neues (!) Wilhelm-Pieck-Denkmal eingeweiht.
    Lässt sich dadurch DDR-Unrecht wieder gutmachen? Erinnert das an die "güldenenen Zeiten" als alle Arbeit hatten, die sozialistische Brigade kegeln ging usw.


    Welche praktischen Gründe gibt es denn nach Lenin, der als Massenmörder und Erfinder der Konzentrationslager) in die Geschichte einging, den Straßennamen zu belassen. Da bin ich aber gespannt.
    Und die Karl-Marx-Straße in Berlin ist sicher nicht die größte Einkaufsstraße, weil sie nach Karl Marx benannt ist...
    Und Zetkin hatte in einer Zeit als die Weimarer Republik von links und rechts bekämpft wurde, zu deren Destabilisierung mit beigetragen und war -wie mehrfach von ihr in Reden und Aufsätzen gesagt- eine hasserfüllte Gegnerin dieses Rechtsstaates. Und damit hat sie die Weimarer Republik mit (vielen anderen!!!) zu Grabe getragen.

  • Stahlbauer


    Clara Zetkin wird vom Stadtrat überprüft und dieser wird letztendlich entscheiden. Und es gibt ja zusätzlich eine Straße und ein Denkmal.
    Admiral Bromme ist sogar in Leipzig geboren, war der erste deutsche Admiral, kämpfte beim amerikanischen Freiheitskrieg.
    Otto von Münster war Ehrenbürger, Nachfolger von Könneritz und hochverdient um die sächsische Gemeindeordnung.
    Ist das heute nichts mehr wert?
    Luckner ist sicher umstritten. Aber er hat Halle gerettet und kampflos den Amerikanern übergeben. Er hat keine weiße Weste. Aber hat die Thälmann?


    Und noch einmal: König Albert hat den Park Leipzig geschenkt und selbst bezahlt und galt als populärer und fortschrittlicher König zu seiner Zeit.
    Zählt Geschichte nur, wenn sie von Kommunisten geschrieben wird?

  • Die Argumentation ist leider völlig unverständlich! Ich würde ja gerne verstehen, warum ein Admiral Bromme und ein Otto von Münster so hervorragende Menschen waren. Wenn Du sie als so herausragend ansiehst und Du etwas erreichen möchtest, solltest Du uns mit den entsprechenden Informationen versorgen. Wir sehen uns das dann an und entscheiden ob wir Dich unterstützen - oder eben nicht. Ein wenig anstrengen musst Du Dich in der Demokratie schon.


    König Albert hat die Steuern seiner Untertanen gnädigerweise seinen Untertanen geschenkt. Sehr ehrenwert!


    Und habe ich das richtig verstanden, Du findest, dass Kindesmißbrauch ein Kavaliersdelikt ist? Das läuft unter "keine weiße Weste haben"? Dafür habe ich keinerlei Verständnis!

  • Identitätsstiftend sind die Namen für diejenigen, die eine längere Zeit mit ihnen gelebt haben, der größte Teil jeder, auf die das zutrifft, ist schon tot, wenn ich mich nicht irre. Trotz allem werden ja alle Namen, außer Albert-Park, schon verwendet, also auch, vllt. z.t. nicht so hochgradig, identitätsstiftend. Teile kenne ich garnicht als Clara-Zetkin-Park, Palmengarten, Nonne und Scheibenholz habe ich immer als solche gesehen, übrigens auch gedruckt. Adolf-Südknecht-Straße habe ich noch nie gehört. Ich sehe auch die Verwendung des Diminutivs nicht in Konflikt mit Erinnerung an die Völkerschlacht o.ä.

  • Und habe ich das richtig verstanden, Du findest, dass Kindesmißbrauch ein Kavaliersdelikt ist? Das läuft unter "keine weiße Weste haben"? Dafür habe ich keinerlei Verständnis!


    Das habe ich weder gesagt, noch gemeint und weise dies entschieden zurück und verbitte mir dergleichen.
    Es ging darum, dass offensichtlich bei der Beurteilung von Persönlichkeiten mit zweierlei Maß gemessen wird. Bei Luckner werden die Verdienste (Rettung Halle) gegen Verbrechen aufgewogen und er wird nicht gewürdigt
    (trotz Bundesverdienstkreuz). Bei Thälmann, Lenin oder Zetkin werden negative Aspekte ausgeblendet und eine fragwürdige Ehrung beibehalten.


    Münster war (ist) Ehrenbürger und hatte einen Straßennamen. Er hat mehr Bezug zur Stadt als z.B. Köbis oder Shukow.
    Bromme ist gebürtiger Leipziger und erster deutscher Admiral. Auch er hat mehr Bezug zur Stadt als z. B. Mitschurin (sogar zwei Straßennamen).


    Und König Albert machte eine auf Friedenssicherung bedachten Politik waren außenpolitisch die Aussöhnung mit Preußen und die Erhaltung der Bundesstaatlichen Ordnung im Deutschen Reich. Unter seine Regierungszeit fallen unter anderem die Verbesserung der Armenpflege und eine umfassende Reform des Steuerwesens 1878.
    Das macht ihn allemal verdienter als z.B. Majakowski, dessen Gedicht "Linker Marsch" eigentlich alles über das Wesen des Kommunismus aussagt.
    Ich zitiere: "Dem Zank und Geflunker jetzt – Pause. Still, ihr Redner! Du. Hast das Wort,. Rede, Genosse Mauser."
    Das war deren Wesen und Programm: "Weg mit dem Alten und...heraus gegen uns der sich traut."
    Deshalb: deren Zeit ist vorbei und damit eigentlich auch die eines Clara-Zetkin-Parkes. Wie die Stadt der "Friedlichen Revolution" entscheidet, werden wir sehen. Im Grunde ist es mir egal (Thälmannplatz, Herrmann-Duncker-Str., Shukowstraße, Johannes-R.-Becher-Str. usw.)
    Der Park macht das Kraut nicht mehr fett, aber seine Verteidiger zeigen, wo sie stehen und dass sie in Deutschland nicht angekommen sind.

  • nun ja, wie fast alle sächsischen herrscher kämpfte albert auf der verliererseite. nach 1866 blieb sachsen nur bestehen, weil es als puffer zwischen österreich und preussen dienlich war.
    insgesamt ist diese diskussion über parkumbenennungen wohl eher als sommerlochthema zu verstehen. ein "palmengarten" ohne palmen wäre auch komisch. und solange der clara-park nicht in majakowski-park umbenannt werden soll, kann man seine nerven schonen, in dem man ihn nicht zitiert.

  • @ Kai-Uwe Arnold: hör bitte auf, in der Vergangenheit zu leben. Jedes weitere Wort wäre vergebene Liebesmüh'. Gerade auch deswegen, weil du die "Verteidiger des Parks" in die kommunistische Ecke rückst - früher gab es mal im Usenet die Regel, dass derjenige, der als erster die Nazikeule auspackt, eine Diskussion beendet. Gleiches gilt hier für die "Kommunistenkeule".

  • In der Vergangenheit leben die, die Namen der jüngsten Vergangenheit glorifizieren.
    Wenn ich in der "DDR" Chemnitz oder Augustusplatz gesagt habe, habe ich wohl Deiner Meinung nach, auch in der Vergangenheit gelebt.
    Ich bin nicht der Meinung, dass ein Name wie Clara Zetkin im Umkehrschluss die Gegenwart oder gar Zukunft repräsentiert, sicher ebenso wenig wie ein König-Albert-Park. Nur finde ich eben, dass dieser ehrenwerter als eine Clara Zetkin ist und denke das auch bewiesen zu haben.
    In einem Punkt gebe ich Dir durchaus recht, es ist vergebliche Liebesmüh´.
    In diesem Sinne wünsche ich bitte von Dir lediglich noch den schlüssigen Beweis Deiner angeblichen und an der Stelle so gut passenden (war das nicht die Nazikeule?!) "SS-Straßennamen" in Zehlendorf, eh´Du die Diskussion beendest, DaseBLN.

  • Nun doch Straßenbenennung nach dem ersten deutschen Admiral in Leipzig.
    Auf der Dienstberatung des OBM wurde nun laut Internetseite von Leipzig die Benennung einer Straße nach Rudolf Bromme beschlossen.
    Ein längst überfälliger Schritt...

  • Nun ja, etwas eigenwillig ist es in meinen Augen schon schon, die Benennung nach Militärs zu bejubeln. Aber es gibt wahrscheinlich schlimmere als Brommy.


    Nach welchem/welcher Harnack ist eigentlich die Harnackstraße benannt, die wohl bis 1950 Brommestraße hieß?

  • Das weiß wiederum das Leipzig-Lexikon ( http://www.leipzig-lexikon.de/STRASSEN/03074.htm :( Am 11.10.1950 wurde beschlossen, die Brommestraße mit Wirkung vom 01.11.1950 in Harnackstraße umzubenennen (nach dem Juristen A. Harnack, 1901-1942, Mitglied der Widerstandsgruppe »Rote Kapelle« gegen den Nationalsozialismus).


    Mehr über Arvid Harnack: http://de.wikipedia.org/wiki/Arvid_Harnack


    Zu den übrigen neu vergebenen Straßennamen:


    Vorschläge für Straßenbenennungen (02.06.2010)
    http://www.leipzig.de/de/buerger/newsarchiv/2010/17204.shtml

  • werte gemeinde, nach einem ok vom cowboy möchte ich euch folgendes buch ans herz legen: "Thesen zur Stadt der Zukunft" von Alexander Mitscherlich, erschienen im suhrkamp-Verlag. ist schon etwas älter, beschäftigt sich aber mit der thematik architektur auf eine sehr umfassende art und weise. frohes schmökern.

  • Nach einer von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage zufolge bietet Leipzig unter 75 auserwählten EU-Städten die beste Wohnsituation. 72 Prozent der Befragten in Leipzig stimmten demnach der Aussage zu, dass es in der Stadt guten Wohnraum zu einem vernünftigen Preis gebe. Unter den deutschen Städten folgen Dortmund (7), Berlin (10), Essen (11), Rostock (13), Hamburg (64) und München, das vor den zwei letztplatzierten Städten Rom und Paris liegt, auf Platz 73. Bei der Umfrage nach der Arbeitsplatzsuche schnitt München wie gewohnt am besten unter den deutschen Städten ab. Sicherheit in der Nachbarschaft sowie Sauberkeit waren weitere Kriterien der Befragung, wo München in positiver Hinsicht weit vorn lag. Mehr Details, auch zum Abschneiden Leipzigs, werden sicher später veröffentlicht.


    http://www.property-magazine.d…ohnungsangebot-27194.html

  • HausHalten belebt Chausseehaus

    Kurz dazwischengefunkt eine Meldung von HausHalten e.V., die kürzlich schon mal im Zusammenhang mit dem Bülowviertel vorangekündigt wurde:


    Projekt Chausseehauses


    Gemeinsam mit der Vereinigten Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG wird HausHalten e.V. das unter dem Namen Chausseehaus bekannte Objekt in der Delitzscher Str. 3 wiederbeleben.


    http://www.haushalten.org/de/index.asp


    http://www.bing.com/maps/?v=2&…%9Fe%2C%2004129%20Leipzig

  • ENERGY-CITY lädt ein


    Am Dienstag, 15. Juni 2010, lädt die EnergieCity Leipzig von 14.30 bis 18.00 Uhr zu einer Informationsveranstaltung in den Sitzungssaal des Neuen Rathauses ein. Schwerpunkt ist die Beteiligung von Industriepartnern, Ingenieur-, Planungs- und Architektenbüros sowie Handwerksunternehmen.


    Quelle: LIZ