Frankfurter Architekturdebatte: Wie zu bauen sei

  • Wie die heutige Print-Ausgabe der FAZ berichtet, spricht sich der Städtebaubeirat für einen Umbau und eine Nachverdichtung der Nachkriegssiedlungen aus den fünfziger bis siebziger Jahren aus.


    Als Vorteile werden unter anderem stabile Mieten und Schutz vor Vandalismus genannt.


    Bei den Bauten der 50er Jahre wird die schlechte Flächenausnutzung sowie der hohe Energieverbrauch und das Fehlen von Aufzügen angesprochen. Allgemeines Problem sei die Vernachlässigung der der Grün- und Freiräume und eine falsche Planung von Wohnungseingängen und Fußwegen. Dies führe zu fehlender sozialer Kontrolle und damit zu einer Verwahrlosung der Siedlungen.


    Nachverdichtungen seien aber für jede Siedlung individuell unter Einbindung der Bürger verträglich zu realisieren. Insbesondere empfiehlt der Beirat die geplante Nachverdichtung der Platensiedlung auf das Verhältnis zwischen Verdichtung und öffentlichen Raum zu prüfen.

  • Mod: Dieser und der folgende Beitrag verschoben aus dem Thread zum Projekt "Drei Schwestern".
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    So unterschiedlich sind Geschmäcker. Brocken wie in den USA brauchen wir hier in Frankfurt nicht finde ich. Schlanke Hochhäuser sind schicker und passen besser zu uns. Wer will schon Straßenschluchten, wo ganz unten keine Sonne mehr durchkommt.

  • Naja also das gibt es auch in Nordamerika nicht so richtig, evtl je nach Tageszeit in Manhattan und Toronto, und teilweise Market St in San Francisco, aber nicht mal in HKG oder Tokyo habe ich "sonnenlose Strassenschluchten" erlebt...da müsste Frankfurt noch 100 Jahre bauen...(wobei im Bankenviertel steht mittlerweile bzw bald wirklich alles extrem dicht zusammen)

  • „Wir müssen lernen, die Gründerzeitviertel neu zu bauen. Damit wir nicht wieder Stadtreparatur betreiben müssen.“ so wird Daniela Matha, Geschäftsführerin der Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft, kürzlich in einem Artikel der FAZ zitiert. Mir kam beim Lesen ein Artikel in den Sinn, den Christoph Mäckler unter dem Titel "Moderne Stadtplanung: Von Haus aus missglückt" in gleicher Tageszeitung Mitte vergangenen Jahres veröffentlichte. Ein Passus darin lautet:


    "Und natürlich findet die sogenannte Gentrifizierung nicht in Neubauvierteln oder in den Siedlungsgebieten der achtziger und neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, sondern in erster Linie in den alten Stadtquartieren des neunzehnten Jahrhunderts statt. [...] Wenn wir Architekten und Planer uns selbst in alten Stadtquartieren wohler fühlen als in den von uns konzipierten Neubauvierteln, warum suchen wir diese stadträumlichen Qualitäten nicht in unsere Zeit zu transferieren? Warum lösen wir die Gentrifizierung statt mit politisch verordnetem Mietpreisstopp nicht mit der Errichtung von neuen Stadtquartieren der gleichen Qualität?"


    Wenn ich eine seiner zentralen These, die er immer wieder äußert, richtig verstehe, meint er, dass die Sehnsucht vieler Menschen nach Rekonstruktionen gar nicht in den jeweiligen Gebäuden selbst begründet liegt, sondern in den städtischen Räumen, die sie ermöglichen, weshalb es gar nicht darum gehe, wieder so bauen zu müssen wie zur Gründerzeit, sondern die städtebaulichen Prinzipien jener Zeit umzusetzen (Mischnutzung, Proportionen, Platzgestaltung, etc.) - mit architektonischen Antworten auf Fragen und die Materialitäten der Gegenwart.


    Mir ist dabei für eines der möglichen Neubaugebiete im Norden Frankfurts folgendes in den Sinn gekommen: Warum nicht eines, wenn nicht das beliebteste Viertel des gründerzeitlichen Sachenhausens rund um den Schweizer Platz mit seinen Straßenzügen und Raumproportionen spiegeln und mit Architekturen der Gegenwart bebauen? Wenn Mäckler Recht hat und ich folge ihm bei diesem Gedanken, dann ist die neu entfachte Begeisterung für die Fassadenstuckatur der Gründerzeit nur vordergründig, verbindet man damit doch unbewusst die Lebensqualität des Raums, der sich zwischen den Blockrandbebauungen öffnet.

  • Aber wehe, man plant mal ein Neubauviertel mit 6-stöckiger Blockrandbebauung. Dann ist es viel zu dicht und die Kaltluftschneisen und die "Grüne Lunge" von irgendwas werden vernichtet.

  • Europaallee ist ein ganz schlechtes Beispiel. Das ist eher die Perversion von Blockrand mit diesen überdimensionalen Parzellengrößen, zudem maximal durchschnittlicher Architektur und Flachdächern bei exakt gleichen Gebäudehöhen, und dementsprechender Eintönigkeit im Straßenbild, über die sich dann auch zurecht beklagt wird. Besseres Beispiel wären die rechteckigen Blockrandstrukturen im Deutschherrnviertel, die zwar immer noch nicht der Weisheit letzter Schluss sind, aber städtebaulich wohl so ziemlich das beste was die letzten Jahrzehnte in Frankfurt errichtet wurde, und die bekommen konsequenterweise auch überwiegend eher positive Kritiken. Außerhalb Frankfurts aber immer noch innerhalb Deutschlands gibt es ein für deutsche Verhältnisse schon regelrecht vorbildliches (auch architektonisch halbwegs gelungenes) Beispiel in Potsdam-Kirchsteigfeld. Aber richtig guten Städtebau der Nachkriegszeit findet man soweit in Europa eigentlich nur in den New Urbanism Projekten in NL und UK, und ein paar Vororten von Paris.
    Einige Fundamentalkritiker die dann mit dem immer gleichen Kaltluftschneisen-Argument kommen, wird es immer geben. Man sollte denen dann einfach nicht so viel Beachtung schenken, ernstzunehmen sind eher die Kritiken die sich mit Fehlern im Städtebau befassen.
    Allerdings sollte man sich nicht wie PetraPak dem Trugschluss hingeben, dass ein guter Städtebau schon ausreicht. Die beste Stadtplanung ist für die Katz, wenn als Gebäude dann die immer gleichen Schema F-Kisten verwendet werden, ohne anständige Fassadengliederung und -gestaltung, und am schlimmsten noch ohne anständige Dachpartien aber dafür vollverglast oder weiß gestrichen. Gebäude wie das bald fertiggestellte Schweizer Leben an der Hedderichstraße, sind da eigentlich nur das absolute Minimum von dem was man an architektonischem Anspruch haben sollte, kann auch gerne noch konsequenter an den althergebrachten Bautraditionen orientiert sein (Stichwort Neoklassische Architektur).
    Und dann ist natürlich auch die Einbettung in die Umgebung wichtig: für einen potentiellen peripheren Stadtteil auf dem Pfingstberg - umgeben von Feldern und ehemaligen Dörfern - sollte daher an den Stadtteilrändern die Bebauung eher nur drei Vollgeschosse (plus ausgebaute Dachgeschosse) aufweisen, tendenziell auch etwas aufgelockerter sein (aufgebrochener Blockrand mit Hausgruppen aus zwei bis vier Gebäuden und in den besten Lagen auch Villenbebauung), und in Richtung Stadtteilzentrum dann aber sehr schnell immer dichter und höher werden (bis 5 oder bei heutigen Geschosshöhen vielleicht auch 6 Vollgeschosse). Bei einem Umbau von Platen- oder Fritz-Kissel-Siedlung dagegen ware tatsächlich konsequent kleinteiliger Blockrand wie um den Schweizer Platz, mit 5 bis 6 Vollgeschossen das richtige Mittel der Wahl. Aber auch dort an den Rändern zum lockerer bebauten Dichterviertel bzw Louisa in ebenfalls etwas aufgelockertere Strukturen übergehend.

    5 Mal editiert, zuletzt von Rohne ()

  • Das sehe ich so wie Rohne. 08/15 Stahl- und Glas-Fassaden erzeugen nicht die noetige anheimelnde Atmosphere.
    Gutes Beispiel ist Wiesbaden. Dort wurde scheinbar wenig entstuckt und zumindest mir geht es so, wenn ich dort durch die Strassen des ersten und zweiten Rings gehe, stellt sich ein Gefuehl der Zufriedenheit ein.
    Im Bahnhofsviertel, Sachsenhausen und Nordend ist das schon weniger. Denn Neubauten, Notdaecher und entstuckte Gruenderzeitler beeintraechtigen die Stimmung negativ.
    Deshalb meine subjektive Einschaetzung, die staedtebaulichen Prinzipien sind wichtig, aber genauso die Fassaden.

  • Das mit der negativen Stimmung ist so eine Sache. Ich glaube, ähnlich argumentierten viele, als sie sich vom Ornament befreien wollten und ihre Fassaden entstuckten, um die Kubatur in den Vordergrund zu rücken. Geschmack ist Geschmack so wie man vor wenigen Jahrzehnten flächendeckend Schlaghosen trug und es heute nicht mehr für möglich hält, ohne dabei über sich selbst lachen zu müssen. Ich möchte mich auf gar keine Seite schlagen oder Loos das Wort reden, erkenne aber an, dass eine entstuckte Fassade durchaus auch ihre Berechtigung hat und dem Blockrand keineswegs seinen Charme und seine Qualität raubt, wenn denn die Proportionen, Übergänge, Farbwahl und dergleichen stimmen. Ein anschauliches Beispiel bei diesem Thema ist das leider nicht mehr existierende Warenhaus der Gebrüder Barasch in Magdeburg, ohne Stuckatur, aber mit expressionistischen Malereien von Oskar Fischer verziert:


    2 Mal editiert, zuletzt von PetraPak ()

  • Und dann ist natürlich auch die Einbettung in die Umgebung wichtig: für einen potentiellen peripheren Stadtteil auf dem Pfingstberg - umgeben von Feldern und ehemaligen Dörfern - sollte daher an den Stadtteilrändern die Bebauung eher nur drei Vollgeschosse (plus ausgebaute Dachgeschosse) aufweisen, tendenziell auch etwas aufgelockerter sein


    Dem möchte ich widersprechen, denn eine Stadt wächst. Gleiches Argument hätte man auch bei der Bebauung Bornheims um die Jahrhundertwende anführen können, das damals noch niedriggeschossig und dörflich daherkam, heute in vielen Teilen urban und großstädtisch ist – Dank des damaligen Städtebaus. Ich meine deshalb, man kann auch in den Neubaugebieten Frankfurts urban und großstädtisch bauen!


    Einzelne Straßenzüge im Bahnhofsviertel, in Sachsenhausen und im Nordend im Vergleich zum Zentrum Wiesbadens zu bemängeln, hat vielleicht auch mit der fehlenden Kohärenz und den zum Teil harten Stilbrüchen zu tun, die erstere beheimaten. Diese Kohärenz des Stils wäre in einem neu zu bauenden Viertel jedoch gegeben. Man stelle sich nur den Städtbau der sog. Gründerzeit mit seinen gelungenen Proportionen vor - bebaut im Stile der klassischen Moderne. Ich meine, auch das hätte seinen Reiz.


    Nicht zuletzt zeigt auch die neue Frankfurter Altstadt, zu was moderne Architektur fähig ist, wenn man ihr denn nur klare städtebauliche Bezüge abverlangt. Und genau das wäre möglich, wenn man meiner Idee – wenn an dieser Stelle auch nur in der Vorstellung – folgt, das Viertel um den Schweizer Platz um 180 Grad zu drehen und im Norden Frankfurts mit Materialien und Ideen der Gegenwart ein zweites Mal zu bauen.

    Einmal editiert, zuletzt von PetraPak ()

  • PetraPak, da muss ich dir jetzt heftig widersprechen, und zwar in fast allen Punkten.
    Auch wenn es immer wieder gerne geleugnet wird, ist Schönheit zu einem nicht geringen Teil auch sehr objektiv beurteilbar. Stichworte Symmetrie und Goldener Schnitt beispielsweise sollten jedem geläufig sein. Man muss sich schon sehr krampfhaft als sonstwie-Avantgarde sehen und sich eigentlich selbst belügen, um deren Bedeutung auch für das persönliche Schönheitsempfinden zu negieren.
    Die ganzen Baustile von der Antike bis zum Jugendstil haben dann zwar den jeweiligen Moden entsprechend gänzlich andere Schwerpunkte bei Dachneigungen und besonders bei Ausmaß, Art und Weise des Fassadenschmucks gelegt - die grundsätzlichen Vorstellungen davon, wie ein Gebäude zu gliedern ist (Sockel, Schaft und Dach jeweils klar erkennbar; große Fassadenflächen durch Elemente wie Pilaster oder Gesimse untergliedern; generell Berücksichtigung objektiver Schönheitsmerkmale) haben sich die ganze Zeit gehalten und wurden an die folgenden Generationen tradiert. Erst mit dem Bauhaus hat man von all dem nichts mehr wissen wollen, mit den entsprechend sehr häufig extrem unbefriedigenden Ergebnissen.
    Bauhaus-Architekten haben auch so gut wie nie was errichtet, das sich irgendwie in gründerzeitlichen Blockrand einfügen ließe. Da waren allein schon die städtebaulichen Vorstellungen viel zu abweichend - wenn, dann hat man eher gleich den kompletten Block niedergerissen und durch Solitäre oder Zeilenbebauung ersetzt. Die eher gelungenen Beispiele von purer Bauhaus-Architektur funktionieren folglich eigentlich fast ausschließlich als Solitäre oder eigene Siedlungen (zB Römerstadt), aber fast nie im Blockrand auf Gründerzeitart. Es waren eher spätere Strömungen die doch wieder sehr auf irgend eine Art eher herkömmlichen Fassadenschmuck setzten, wie Art Deco, Expressionismus, oder die Streamline-Moderne, wo tatsächlich ansehnliche Gebäude entstanden sind die auch Blockrand-tauglich sind. Auch deine Beispiele sind der beste Beweis dafür, denn auch Fassadenmalereien sind Schmuck. Das Auge braucht was zum festhalten, große kahle Flächen, wie sie das Bauhaus und die sich später darauf berufenden Baustile prägen, funktionieren nur in den seltensten Fällen. Und gerade das was aktuell in der Altstadt errichtet wird (und auch da sind ja zumindest am Markt leider einige sehr grausige Neubauten dabei), ist das genaue Gegenteil von Bauhaus oder klassischer Moderne, sondern die ganz bewusste Anlehnung an historische prä-Bauhaus-Architektur.
    Es geht mir ja nicht ums bloße Kopieren von Gründerzeitarchitektur. New Urbanism und neoklassische Architektur sind schließlich trotz ihres starken Berufens auf historische Baustile ganz explizit Ausdrucksformen der Gegenwart, aber im Gegensatz zu der grau- oder weißgestrichenen Schuhkartonödnis die sonst hierzulande an Universitäten und in den Baugebieten prägend ist, eben welche, die tatsächlich funktionierende Stadträume hervorbringen können.
    Und zu Bornheim / Übergänge bei der Dichte: von der Bebauung in der Saalburgstraße und weiter südlich war auch nie die Rede, aber die Übergänge zur Bornheimer Altstadt hätte man gerne etwas harmonischer machen können. Gleiches gilt übrigens auch für Alt-Sachsenhausen wo teilweise fünfstöckige Gründerzeitler direkt neben nur zwei- oder dreigeschossigen Fachwerkhäusern stehen. Das hat man damals am Römerberg (Nordostecke inklusive Haus zum Kranich wurde Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet) und in der Braubachstraße besser gelöst.

  • Durchaus mit einem Schmunzeln möchte ich anmerken, dass ich ein wenig traurig darüber bin, dass mein eigentlicher, selbstredend pointierter Gedanke, das Quartier um den Schweizer Platz mit dem Geist der Gegenwart im Norden Frankfurts ein zweites Mal zu bauen - unter Rücksichtnahme auf Eigenheiten, Proportionen und Farbgestaltung - gänzlich unter den Tisch gefallen ist.


    Ich fände es spannend, Straßen und Plätze abzulaufen, deren Gliederungen und Raumdefinition einem von anderer Stelle vertraut sind. Es wäre eine "konservative" Art des psychogeografischen Streifzugs durch die Stadt. Natürlich muss man die Grundprämisse teilen, dass Gegenwartsarchitektur ihre Berechtigung hat.


    Rohne, in gewisser Hinsicht bin ich ja sogar bei dir: Ich meine auch, dass es gute Gründe gibt, weshalb die Gründerzeitviertel durch ihre Stadträume, die sie schaffen, so beliebt sind. Wenngleich ich auch finde, dass andere Bebauungskonzepte wie etwa die Gartenstadt ihre Berechtigung haben und dass sich "Stadt" gerade dadurch auszeichnet, alle Formen des architektonischen Lebens und Zusammenlebens zu ermöglich. Nur, und das ist der entscheidende Punkt, dass letzteres, also das Zusammenleben der Menschen vornehmlich von der sog. Gründerzeit ermöglich wird. Öffentliche Räume werden mit den Siedlungsbauten und Vorstädten nicht geschaffen. Und genau deshalb findet Gentrifizierung vor allem in jenen Vierteln statt, weil mehr Menschen Urbanität schätzen als unsere Städte urban sind - was vor allem in den Kriegszerstörungen und der darauf folgenden Nachkriegsbebauung gründet. Insofern bin ich auch konservativ, als dass ich den rationalistischen bzw. revolutionären Gedanken, 'Sinn' aus reiner Gegenwart zu erschaffen, nicht teile. Es braucht geschichtliche Zusammenhänge und sedimentierte Bezüge; Tradition eben. Deshalb ist es selbstredend ein Treppenwitz, sich die Architektur des Bauhaus organisiert im Blockrand vorzustellen - weil es gegen den Strich der klassischen Moderne ist. Doch was spräche dagegen außer das Bauhaus selbst?


    Ich möchte noch folgende Erfahrung loswerden, weil mir Dein Denken ewiger architektonischer Wahrheiten, Rohne, doch allzu radikal erscheint. Ich habe viele Jahre in Rom gelebt. Während ich anfänglich begeistert war von Antike, Mittelalter und Barock, entstand mit den Jahren ein Überdruss. Noch stärker ist mir dies dann bei meinen halbjährlichen Wien-Aufenthalten aufgefallen, wo ich vieles mehr und mehr als trivial, ja kitschig empfand (schlecht abstrakt würde man an der Uni sagen) und ich mich als Denkender beleidigt fühlte. Und dann, Dich wird es wahrscheinlich erstaunen, mochte ich es auf einmal, mich in einer Stadt wie Kassel aufzuhalten und verstand, dass es gute Gründe bzw. Empfindungen gab, im frühen zwanzigsten Jahrhundert zu entstucken, später gänzlich anders zu bauen. Wie gesagt: die Wahrheit liegt dazwischen. By the way: Ich bin froh, dass meine Lieblingsstadt Frankfurt keine Residenz- sondern Handels- und Stifterstadt war. Ich empfinde den zurüchaltenden Fassadenschmuck der hiesigen Gründerzeitviertel als sehr viel geistreicher verglichen mit Wiesbaden oder der von vielen hier so gepriesenen Stadt Leipzig.

  • Auch für den Architekten Stefan Forster ist Sachsenhausen ein Vorbild. Es plädiert in einem, wie ich finde, sehr bemerkenswerten Interview mit der Frankfurter Rundschau generell für mehr städtische Dichte. Jedenfalls konnte ich bei der Lektüre das zustimmende Nicken kaum stoppen.

  • Mod: Allgemeingültige Beiträge zur Frage der Überdachung von Plätzen aus dem Thread zum Deutsche-Bank-Dreieck hierher verschoben.
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    Ich kenne Plätze mit Glasdach, die offen und großzügig wirken - wenn die Höhe bis zum Dach ausreichend ist und Zugänge breit sowie unverschlossen. Schöne Beispiele solcher Plätze sind:


    # Pariser Forum Les Halles (#28)
    # Der Düsseldorfer Platz zwischen dem Hochhaus GAP15 und dem rekonstruierten Postgebäude, auch hier auf dem ersten Foto Echnatons zu sehen.


    Den Organische-Architektur-Ansatz von UNStudio finde ich interessanter als die austauschbaren Glasfassaden von Raumwerk - dass sie dennoch differenzierter gestaltet werden sollen, wurde bereits geschrieben. Man sollte Kunst im öffentlichen Raum nicht vergessen - eine-zwei Skulpturen auf dem (überdachten?) Platz, vielleicht ein Brunnen.


    Das darüber erwähnte denkmalgeschützte Gebäude, an das man anknüpfen sollte - dieses? In der Nähe könnte ein Teil der Sockel-Fassade mit Naturstein belegt werden oder so - auch die Sockelfassaden sollten differenziert gestaltet werden.

  • Überdachung eines Platzes bedeutet immer eine gefühlte Privatisierung des Öffentlichen Raums, bestes (abschreckendes) Beispiel ist das Sony-Center am Potsdamer Platz.

  • Wunderbare Beispiele, Bau-Lcfr! Besonders die Überdachung am Düsseldorfer Platz zeigt, wie man Moderne und Klassik gut kombinieren kann. :daumen: So etwas kann ich mir auch am Deutsche-Bank-Dreieck vorstellen.


    Der Dude
    Inwieweit ist das Sony Center "abschreckend"? Tut mir Leid, diese Aussage kann ich nur wenig nachvollziehen. Ich denke, wenn es wirklich so "abschreckend" sei, dann wäre es bei weitem nicht so populär und beliebt mMn.

  • Was habt ihr nur gegen eine enge Hochhausschlucht? Genau sowas fehlt FFM doch. Daumen hoch für den offenen Sockelbereich. :daumen:

  • Ich persönlich habe gar nichts gegen Hochhausschluchten. Im Gegenteil, ich bin ein Fan davon und ich gebe Dir Recht, dass Frankfurt mehr davon haben könnte/ sollte. :)
    Mit dem Omniturm und den Hochhäusern des Deutsche-Bank-Dreiecks wird man in jedem Fall eine relativ enge Strassenschlucht wahrnehmen mEn. Im Inneren des Areals denke ich nicht, dass dies durch Überdachungen (Glas) negativ beeinflusst wird, vorausgesetzt sie sind großzügig und offen gestaltet. Auf mich wirke eine angemessene Überdachung jedenfalls angenehmer innerhalb des Quartiers.

  • Deutsche-Bank-Dreieck / MAX-Areal

    ^ Erinnere ich mich richtig, dass das Deutsche-Bank-Dreieck / MAX-Areal bisher nicht frei begangen werden konnte? Jetzt wird man durch einen Innenhof gehen können - ob überdacht oder nicht, der Raum wird öffentlicher als jetzt.


    Das Berliner Sony Center erlebe ich immer wieder rappelvoll - ein Vorteil ist, dass man sich vor dem Regen verstecken kann. Noch ein Beispiel, das ich sehr gelungen finde - die überdachte Hay's Galleria (en:Wikipedia), ein sehr beliebter Ort - auch dort habe ich mich schon öfters vor dem Regen versteckt. Der absolute Höhepunkt ist der expressive Brunnen in der Mitte. Leider beschäftigt sich die Debatte zum Deutsche-Bank-Dreieck / MAX-Areal (zumindest hier im DAF) mehr mit der Fernwirkung der Hochhäuser, die ohnehin mit dem Blickwinkel anders wird, als mit der Gestaltung des Innenhofs - wo ich einen ähnlich auffallenden Brunnen genauso wie Begrünung mir wünschen würde.