Gotteshäuser in Berlin

  • Tomov, du musst mich nicht siezen. Ich bin auch einfach mal so dreist und duze dich hier im Forum.
    Keine Ahnung warum es dich nicht nicht wundert. Vielleicht weil man annehmen sollte, dass man eines der ganz wenigen nahezu komplett intakten historischen Ensemble der Stadt (das geschütze Forum Fridericianum) nicht mutwillig mit provokantem Modernismus entstellen sollte? Die Moderne hat genügend Platz für Experimente in der kompletten restlichen Stadt und dort weiß ich sie, entgegen deiner Andeutung, übrigens auch sehr zu schätzen, wenn sie gut entworfen ist. Es muss für mich nicht immer nur historisierend sein, nur eben dem Standort angepasst. Den Enwurf, den du uns verlinkt hast kann man nicht als angepasst beschreiben, nicht im Geringsten.

  • Erweiterungsbau Bernhard-Lichtenberg-Haus

    Ich finde es eigentlich am Bedenkenswertesten, dass der Erweiterungsbau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses ersetzt werden soll. Für mich eines der besten Gebäude aus der Phase der DDR in Berlin. Wieso kann man das Gebäude nicht sanieren, so wie auch den benachbarten Altbau?


    Wahrscheinlich nicht aus architekturhistorischen Gründen, sondern aus praktischen Erwägungen. Es ist als Gemeindehaus nicht einladend genug. Ich habe heute einmal ein paar Bilder gemacht. Das Erdgeschoß ist extrem gedrungen und alles andere als "einladend". Die Seite zum Kathedrale hin mit den vier Garagen ist extrem abweisend. Dagegen passt das Dach ganz gut zum gegenüberliegenden Titanic-Hotel.


    Ich bin normalerweise auch gegen voreiligen Abriss. In diesem Falle glaube ich aber, dass ein praktikabler Umbau hinterher nicht mehr viel vom Original übrig gelassen hätte.






  • Das Erdgeschoss ist definitiv ein großes Problem und dies kann man auch nicht umgestalten, ohne den Charakter des Baus fundamental zu ändern. Also liegt es durchaus nahe, das Gebäude gleich ganz abzureißen und einen Neubau zu planen, der komplett auf die zeitgemäßen Bedürfnisse zugeschnitten ist, anstatt mit tausend Kompromissen zu versuchen, das aus dem Bestandsbau rauszuholen.

  • ...Also liegt es durchaus nahe, das Gebäude gleich ganz abzureißen und einen Neubau zu planen, der komplett auf die zeitgemäßen Bedürfnisse zugeschnitten ist...


    Aber ob so ein potentielles Monster von einem Bau wirklich eine Verbesserung darstellt, bezweifle ich doch stark! Diese offensichtlich frühere Visu der Architekten erinnert mich in Kubatur und Fassade an die schlimmsten Bausünden der 70er - grauenhaft! Gibt es schon eine Visu der Überarbeitung? Zumindest sieht es so aus, als würde die fensterlose Fassadengestaltung auch im neuen Entwurf an mindestens zwei Seiten Bestand haben und jetzt sogar aus Sichtbeton bestehen.

  • Dafür wird ein anderes "Monster" gebaut. Der Klotz wird an zwei Seiten keine Fenster haben.
    Ernsthaft, ich habe manchmal das Gefühl, als will man absichtlich mit größtmöglicher Hässlichkeit provozieren. Und die Diözese kommt sich à la Des Kaisers neue Kleider ganz toll und intellektuell dabei vor, einen solchen Entwurf zum Gewinner zu küren.
    Und bevor nun wieder einer ankommt, ich würde nur etwas historistisches haben wollen: Es gibt auch moderne Architektur, die sich einzufügen, ja, sich sogar unterzuordnen weiß, für ein harmonisches Stadtbild.

  • Mir gefällt der Siegerentwurf ziemlich gut. Gar kein Monster, sondern ein zurückhaltender, aber edler Zweckbau, der sich zum Hof in öffnet und nirgends versucht, die historische Umgebung zu dominieren. Natürlich kontrastiert die Architektur mit den Bestandsbauten, aber sie hält sich zurück und schreit nicht in großer Geste "Schaut mich an, ich bin ein Kontrast!" hinaus.


    Mich erinnert der Entwurf ein wenig an den Domschatz zu Halberstadt von Sypereck oder den berühmt-berüchtigten Bischofssitz in Limburg (der natürlich in Sachen Kosten und Aufwand in einer anderen Liga spielt) – zusammen drei Fälle, in denen sich ein kirchlicher Bauherr für hochmoderne Entwürfe in historischem Umfeld entschieden hat, und drei Beispiele für gelungene zeitgenössische Architektur.


    Das Haus, das dafür fallen soll, ist nicht uninteressant: Mit der Schaufassade zur Französischen Straße und dem Kupferdach wirkt es fast schon wie vorweggenommene Postmoderne. Sonst sieht es aber arg nach verstaubter Bürokraten-Residenz aus, und ich kann verstehen, dass sich die Katholische Kirche für ihre Repräsentanz in der protestantischen Metropole etwas Eleganteres wünscht.

  • Bund gibt 12 Millionen Euro für Hedwigskathedrale

    Der Bund wird in den kommenden Jahren 12 Millionen Euro der Umbaukosten für die Hedwigskathedrale am Opernplatz übernehmen. Von den insgesamt benötigten 60 Millionen Euro fehlen jetzt also nur noch acht Millionen Euro. Sie sollen laut einer RBB-Meldung sowohl vom Land Berlin als auch durch Spenden eingeworben werden.


    http://www.rbb-online.de/kultu…-bund-geld-millionen.html

  • Laut einem Artikel der Berliner Zeitung lehnt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den geplanten Umbau der Hedwigskathedrale ab. In einem Statement plädiert die Stiftung dafür, den "...1958-63 nach Entwürfen von Hans-Schwippert geschaffenen Innenraums der St.-Hedwigs-Kathedrale, eines weltweit einzigartigen Sakralraums und einer herausragenden Raumschöpfung der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, in der eine ungewöhnliche Komplexität architektonischer, kunst-, kirchen- und liturgiehistorischer Ideen erreicht wurde...", zu erhalten.


    Aus Kreisen der katholischen Kirche werde der Umbau nicht mehr als kirchenrechtlich zwingend angesehen. Ob die vorliegenden Pläne nochmals überarbeitet wurden, ist nicht bekannt. Mit einem Bauantrag wird im Herbst 2017 gerechnet.

  • Ich bin weder vom bestehenden noch vom geplanten Innenraum der Hedwigskathedrale begeistert. Beide sind für eine katholische Kirche, die außerdem Bischofssitz ist, viel zu karg, schmucklos und "protestantisch".


    Das Hauptproblem ist aber weniger der Innenraum als die nur notdürftig wiederaufgebaute Eierkuppel. Sie wirkt auf dem klassizistischen Zentralbau wie ein Fremdkörper und schadet auch dem Gesamtbild des historischen Opernplatzes.


    Bevor man den Innenraum der Hedwigskathedrale umgestaltet, sollte man also erst die prächtige Rundkuppel mit der bekrönenden Laterne rekonstruieren. Neben der wiedergewonnenen Schlosskuppel würde sie die Dachlandschaft in Berlins Mitte enorm bereichern.


    http://www.erzbistumberlin.de/…edraleAusstellungHist.pdf

  • Kreuz soll von Kuppel verschwinden

    Der Streit um die Neugestaltung der Hedwigskathedrale geht in die nächste Runde. Laut einem Bericht der Berliner Morgenpost ist offenbar geplant, das christliche Kreuz von der Kuppel abzunehmen und stattdessen am Giebel anzubringen. Das Erzbistum schweigt jedoch zu dem Vorhaben, da die Oberste Denkmalschutzbehörde in Kürze über die umstrittene Neugestaltung des historischen Gotteshauses entscheiden soll. Während die Untere Denkmalschutzbehörde des Bezirks Mitte dem 43 Millionen Euro teuren Projekt zustimmt, lehnen das Landesdenkmalamt und die am damaligen Wiederaufbau beteiligten Künstler es nachdrücklich ab.


    https://www.morgenpost.de/bezi…t-Hedwigs-Kathedrale.html

  • Ursprünglich besaß Sankt Hedwig in der Tat kein Kreuz, das über dem Opaion der Kuppel schwebte. Exakt wie das Pantheon in Rom. Es befand sich aber auch kein Kreuz auf dem Giebel. Dort waren nur einige Figurengruppen angebracht, die leider nach dem Krieg abgetragen wurden und nicht mehr auftauchten.
    Erst im 19. Jahrhundert hatte man St. Hedwig eine neue Kuppel mit Laterne aufgesetzt, die von einem großen, wuchtigen Kreuz bekrönt wurde. Damit hatte man sich dann weit vom Vorbild in Rom entfernt.
    Das Kreuz nun zu entfernen und die ganz ursprüngliche Situation herzustellen, finde ich keine schlechte Idee. Den Kompromiss ein völlig ahistorisches Kreuz über dem Giebel anzubringen, unterstütze ich jedoch nicht. Bitte nicht das weitgehend originalgetreue, geschützte Äußere modernisieren, nur weil man wahrscheinlich Angst vor Anfeindungen hat, man würde das Kreuz komplett tilgen wollen. Ich gebe zu, das klingt in unserer heutigen politischen Lage äußerst brisant.

  • Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was sich die Verantwortlichen davon versprechen, so eine Debatte loszutreten, wenn man ohnehin schon genug Diskussionen über den Umbau hat. Gerade nach dem Zirkus über das Kreuz der Schlosskuppel.
    Es ist meinen Augen überflüssig wie ein Kropf, das Kreuz von der Kuppel zu holen, um es am Giebel anzubringen. Was bringt das? Sieht man es von dort besser? Vom Opernplatz vielleicht, aber aus der Ferne sicher nicht. Da werden künstliche Baustellen geschaffen, die keiner braucht.

  • Knobelsdorffs Plan sah schon immer eine Kuppel mit Laterne und Kreuz vor, aus Geldmangel wurde er aber lange nicht umgesetzt.
    Erst 1886 vollendete Max Hasak den Bau der Hedwigskirche im Sinne Knobelsdorffs:

    Quelle: Wikipedia, gemeinfrei


    Innenansicht:

    Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

  • ^ Aua, diesen Bauzustand kannte ich noch gar nicht. Ich wage stark zu bezweifeln, ob das "im Sinne Knobelsdorffs" war. Knobelsdorff war ein Meister der Schlichtheit und der Proportion, dieses Kreuz und diese Laterne sind überproportioniert und kitschig. Das ist eher ein wilhelminischer Ausrutscher. Ich halte es hier ganz mit Treverer: Die Hedwigskathedrale zitiert nun mal das Pantheon in Rom, und das hat am Scheitelpunkt der Kuppel ein Loch (vornehmer Opaion). Eine Laterne (mit oder ohne Kreuz) wirkt da so deplatziert wie das Kreuzchen, das man nach dem Wiederaufbau aufs Dach gepflanzt hat.


    Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was sich die Verantwortlichen davon versprechen, so eine Debatte loszutreten, wenn man ohnehin schon genug Diskussionen über den Umbau hat. Gerade nach dem Zirkus über das Kreuz der Schlosskuppel.


    Die Sache liegt anders als beim Humboldt-Forum. Damals entzündete sich der Streit an der Frage, ob ein zentrales öffentliches Gebäude im Zentrum der Hauptstadt ein christliches Symbol tragen sollte, obwohl der Staat zu weltanschaulicher Neutralität verpflichtet sei. Diese Frage dürfte sich bei einem katholischen Bischofs-Sitz kaum stellen. Vielleicht war es andersrum: Zuerst kam die Idee, das Dach-Kreuzchen aus ästhetischen Gründen zu entfernen. Dann kam der Gedanke, durch diese Maßnahme könne der Eindruck des "Einknickens" entstehen. Also schlug man vor, stattdessen ein Giebelkreuz zu errichten.


    Ich bin da (als Agnostiker) pragmatisch: Das heutige Kreuz gefällt mir nicht, es wirkt fehl am Platze. Ob das Giebelkreuz besser aussieht, lässt sich erst beurteilen, wenn der entsprechende Entwurf vorliegt. Ich empfehle Abwarten.


    NACHTRAG: Die Idee, das Kuppelkreuz wegzulassen, ist offenbar nicht neu. Schon in dieser Präsentation des Wettbewerbssiegers aus dem Jahr 2014 ist es nicht vorgesehen. Ein Giebelkreuz scheint damals noch nicht geplant gewesen zu sein.

  • Grundsätzlich sollte man die katholische Kirche hier entscheiden lassen und sich als Denkmalbehörde zurück halten. Die bedeutende Hauptkirche der Katholiken in der Hauptstadt muss aus Sicht der Kirche funktional sein.


    Ich finde das aktuelle Kreuz auch ästhetisch unpassend und eine Giebellösung anstelle der Skulturen überzeugend. Oder man traut sich eine neue Laterne mit Kreuz zu, was anspruchsvoll wäre, da die oben gezeigte Lösung tatsächlich nicht überzeugt und ein ganz neuer Entwurf notwendig wäre.

  • Wie die Berliner Morgenpost heute berichtet, zieht sich die Genehmigung für den Umbau hin. Die Oberste Denkmalschutzbehörde muss zwischen den Belangen der Denkmalpflege und den liturgischen Erfordernissen der Kirche abwägen.


    Unterdessen haben die am Nachkriegsumbau beteiligten Künstler eine Klage gegen den Umbau angekündigt.

  • Hedwigskathedrale darf umgebaut werden

    Die Hedwigskathedrale am Opernplatz darf laut einer dpa-Meldung trotz schwerer Bedenken der Berliner Kulturverwaltung umgebaut werden. Als Oberste Denkmalschutzbehörde stimmte sie einem Antrag des Erzbistums "weitgehend" zu, nannte die im Innenraum geplanten Änderungen jedoch "äußerst bedauerlich" und "tragisch".


    https://www.berlin.de/kultur-u…arf-trotz-denkmalsch.html


    Eine ordentliche Kuppel mit Laterne wäre meiner Meinung nach besser gewesen als der Umbau des Innenraums.

  • Synagoge am Fraenkelufer

    SPD-Chef Saleh befürwortet den Wiederaufbau der Synagoge am Fraenkelufer. Das berichtet die Berliner Zeitung von heute. Der neoklassische Bau wurde nach Zerstörungen durch die Nazis und den Krieg in den 50er Jahren abgetragen. 28 Millionen soll der Wiederaufbau kosten. Architekt Kilian Enders vom Büro D-Form hat kostenlos Visualisierungen erstellt. Allerdings scheint das Projekt bei der Jüdischen Gemeinde nicht ganz oben auf der Tagesordnung zu stehen, da es bei den bestehenden Synagogen, Schulen und Kitas großen Sanierungs- und Ausbaubedarf gibt.

  • Hm, wüsste auch nicht, wozu das nötig wäre...Der ehem. Anbau wird ja immer noch genutzt und es gibt "genug" andere Synnas, die auch von den israelischen Hipstern in Kreuzberg genutzt werden können. Der Anteil der jüd. Bevölkerung ist nicht mehr so hoch wie einst, als dass man eine weitere bräuchte. Und wenn man noch bedenkt, welche Bevölkerungsgruppe heute in der Gegend überwiegend lebt...