Wie weiter wachsen? Stadtplanung & Siedlungsentwicklung Region

  • Einem Großteil der Bevölkerung, zu dem auch alle Entscheidungsträger und Investoren in München gehören, geht es sehr sehr gut innerhalb der bestehenden Struktur.


    Darin unterscheidet sich die Region München kein bisschen von anderen Regionen Europas/der Welt, die aber dennoch entschlossener entwickeln. Nur weil der Druck bei den Entscheidungsträgern subjektiv noch nicht angekommen ist, heißt das ja nicht, dass sie nicht in der Verantwortung stehen. Erst kürzlich habe ich mit einer Freundin gesprochen, deren Familie aus Feldmoching kommt und dort Grund besitzt und sie hat den Rückzug der Stadtplaner aus dem Münchner Norden natürlich gefeiert. Jetzt muss man sich schon fragen, was die Alternativen sind. Will man im Stadtgebiet Äcker und dünnbesiedelte Strukturen komplett unangetastet erhalten, dann sind große Entlastungssiedlungen außerhalb des Stadtgebiets die einzige übrige Lösung. Aber wie gesagt, eigentlich sollte es kein "entweder oder" sondern ein "sowohl als auch" sein.

  • Will man im Stadtgebiet Äcker und dünnbesiedelte Strukturen komplett unangetastet erhalten,


    Soweit ich weiß steht dies bei der Stadt natürlich nicht zur Diskussion (vgl. KoSmo).


    dann sind große Entlastungssiedlungen außerhalb des Stadtgebiets


    Wer soll diese planen? Wie sollen diese realistisch erschlossen werden? Welche Flächen sollen dafür enteignet werden müssen?


    Zitat LugPaj:
    Einzelne kleine Grünflächen innerhalb der Stadt haben meiner Meinung nach sehr wenig Einfluss auf ein Stadtklima.


    Kleine Grünflächen sind außerordentlich wichtig für ein Stadtklima:


    http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-7017-2007-08-28.html

  • Wer soll diese planen? Wie sollen diese realistisch erschlossen werden?


    Eigentlich wäre das die Aufgabe der bayerischen Staatsregierung.


    Das klassische Modell zu Entwicklung Neuer Städte ist die Gründung einer Entwicklungsgesellschaft durch die Initiative und unter Einschluß einer nationalen oder föderalen Regierung und den beteiligten lokalen Gebietskörperschaften sowie weiterer, z.B. ökonomischer Akteure.


    Nach diesem Modell wurden sowohl die britischen New Towns als auch die Villes Nouvelles rund um Paris entwickelt, und auch bei der einzigen echten bundesdeutschen New Town die je in Angriff genommen wurde, der Neuen Stadt Wulfen im nördlichen Ruhrgebiet ging die Initiative zur Gründung einer Entwicklungsgesellschaft vom Wiederaufbauministerium der NRW-Landesregierung aus. An der Entwicklungsgesellschaft beteiligt waren die betroffenen Gemeinden, der betroffene Landkreis, der Betreiber der geplanten Großzeche als deren Wohnstadt Wulfen entwickelt werden sollte sowie der damalige Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk als regionale Planungsbehörde für das Ruhrgebiet.


    Das Projekt ist letztlich daran gescheitert dass aufgrund der Bergbaukrise die geplante Großzeche nie in Betrieb ging und somit die ökonomische Basis für das New-Town-Projekt wegbrach (Übersetzung ins Bayerische: ungefähr so als ob BMW, Audi und Siemens gleichzeitig dichtmachen). Das Torso der Neuen Stadt Wulfen ist heute ein Stadtteil von Dorsten.

  • Gemeinsam besser:

    Der Stadtrat beschloss:


    • Große Bauprojekte sollen schneller und effizienter umgesetzt werden.



    • Neue Mobilitätskonzepte sollen standardmäßig in neue Planungen integriert werden.


    Denn:


    Die Referate arbeiten bisher kaum zusammen, sondern nebenher. Es gibt keine zentrale Projektsteuerung, sondern verzweigte Ressortzuständigkeiten mit jeweils eigenen Entscheidungs- und Sachkompetenzen. Konkurrierende Denkmuster und lange Abstimmungsprozesse sind die Folge.


    Dies hat das Planungsreferat nun in dem Stadtratsbeschluss eingeräumt: "Es gebe erhebliche Optimierungspotentiale".


    Künftig...


    … sollen die Referate in Steuerungsgruppen kooperieren und durch die engere Verzahnung produktiver und schneller arbeiten.
    … sollen private Projektsteuerungsunternehmen an den großen Planungen teilhaben (wie bei Freiham mit der Firma Drees & Sommer).


    Verbesserungen wurden und werden auch bei der Verkehrsplanung vorgenommen:


    Fachkoordinatoren im Planungsreferat sollen mit der Straßenverkehrsbehörde sowie mit der Straßenbaubehörde in regem und engem Kontakt stehen. Beispielhaft für die ganze Stadt soll auch ein aktuelles Modellprojekt im Domagkpark sein. Dort läuft das EU-Projekt "Civitas Eccentric" mit Mobilitätsstationen inkl. E-Ladesäulen, Leihrädern, Shared-Cars & -Roller und einem koordinierenden Concierge. So durfte die Genossenschaft Wogeno zugunsten des Mobilitätskonzepts mit geringerem Stellplatzschlüssel bauen. In der um 50 % kleineren TG stehen darüber hinaus viele Parkplätze leer.


    Diese Erfahrungen sollen lt. KVR und Planungsreferat möglichst zum Standard für alle weiteren Neubaugebiete werden.



    Zudem soll es einen stadtübergreifenden "Arbeitskreis Bürgerbeteiligung" und ein Online-Portal, bei dem alle Planungen und Verfahren dargestellt werden, geben.



    Quelle: SZ Print, Ressort: Stadtviertel, 14. / 15.08.2018

    2 Mal editiert, zuletzt von MiaSanMia () aus folgendem Grund: Ergänzung um zweites Auflagendatum aufgrund des Feiertags

  • Wohnen - Die Soziale Frage 2.0

    Am 15. September 2018 findet die große Demo "Ausspekuliert" des "Bündnisses Bezahlbares Wohnen e.V." für bezahlbares Wohnen und gegen soziale Ausgrenzung statt. Vorbild ist die Demo "Ausgehetzt", die sich vor wenigen Wochen gegen die Asyl- und Sicherheitspolitik der CSU gerichtet hat und zu der circa 50.000 Demonstranten gekommen waren.


    Start ist um 14:00 Uhr am Mariahilfplatz, dann geht es über den Gärtnerplatz und den Altstadtring, bis um 17:00 Uhr schließlich der Geschwister Scholl Platz vor der LMU erreicht wird.


    Die Forderungen der Initiative im Einzelnen:


    • Abschaffung der Modernisierungsumlage
    • Mehr Mittel für den sozialen Wohnungsbau
    • Eine Verschärfung und rechtssichere Umsetzung der Mietpreisbremse
    • Einbeziehung von Bestandsmieten in den Mietspiegel
    • Verbot der Umwandlung von Mietshäusern in Eigentumswohnungen
    • Eine stärkere Förderung von genossenschaftlichem Bauen und Wohnen
    • Ausweitung und besseren Schutz von Erhaltungssatzungsgebieten
    • Konsequentere und härtere Bestrafung von Zweckentfremdung und Verstößen gegen den Denkmalschutz durch eine Verschärfung der Gesetze
    • Bodenpolitik und die Grundsteuerreform müssen sich am Gemeinwohl orientieren


    Bezahlbares Wohnen geht jeden an: https://ausspekuliert.de/


    ***


    Die Bundesregierung hat unterdessen am 05. September 2018 den Entwurf des Mietrechtsanpassungsgesetzes beschlossen. Dieser sieht vor, dass...


    • Die Vermieter dem Mieter künftig Auskunft über die Höhe der Vormiete erteilen müssen, ggf. auch Nachweise darüber.


    • Der Mieter zu viel gezahlte Miete nur noch rügen, die Rüge aber nicht mehr begründen muss, um eine Rückzahlung / einen Zahlungsstopp geltend zu machen.


    • Die Umlage der Modernisierungskosten für zunächst 5 Jahre von 11 auf 8 % pro Jahr herabgesetzt wird. Die Miete darf nach einer Modernisierung zudem innerhalb von 6 Jahren nicht um mehr als 3 Euro / Qm steigen.


    • Das "Herausmodernisieren" künftig als Ordnungswidrigkeit mit hohen Bußgeldern geahndet wird. Dazu zählen Ankündigungen zur Modernisierung, die nach einer solchen 12 Monate nicht begonnen oder nach dem Beginn 12 Monate ruhen, Modernisierungen die die Mieten verdoppeln und jene, deren Baumaßnahmen den Mieter objektiv unnötig und erheblich belasten.


    Das Gesetz muss noch durch den Bundestag und soll dann spätestens am 01. Januar 2019 in Kraft treten.


    https://www.bundesregierung.de…chtsanpassungsgesetz.html


    ***


    Die SZ kritisierte den Entwurf bereits am 04. September, er werde den meisten Wohnungssuchenden wenig helfen. Denn die Anpassungen kämen nicht nur zu spät, sie könnten - wie etwa die erfolglose Mietpreisbremse - auch die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage nicht beseitigen.


    Die Politik setze zu stark auf kurzfristige Scheinerfolge, darunter auch das jüngst beschlossene Baukindergeld. Allein dieses wird die Allgemeinheit Milliarden kosten und die Preise für Eigenheime zusätzlich ansteigen lassen. Hier kritisiert auch der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Prof. Hüther dieses als Anknüpfen an die "schlechte Tradition der sozialpolitischen Geschenke vergangener Legislaturperioden" (Quelle: vbw Unternehmermagazin, 04/18).


    Stattdessen bräuchte es mehr Anreize, damit in den Ballungsräumen mehr bezahlbare Wohnungen entstehen. Brachen umwidmen, mehr Bauland ausweisen und nach sozialen Kriterien vergeben [Anm.: nicht wie aktuell häufig gewinnmaximierend]. Zudem sollte der Staat die Infrastruktur auf dem Land verbessern, um die Nachfrage nach Wohnraum besser zu verteilen, so die SZ. Am 21. September hat Kanzlerin Merkel zu einem "Wohngipfel" eingeladen. Mal sehen...


    https://www.sueddeutsche.de/wi…teigende-mieten-1.4114780


    ***


    Dass es mit den Anreizen für mehr bezahlbare Wohnungen jedoch nicht so einfach ist - dafür ist der Staat z.T. selbst Schuld, wie das vbw Unternehmermagazin ausführt.


    3.300 für das Bauen relevante Normen (DIN, EN, ISO) existieren hierzulande und wurden von der Baukostensenkungskommission (BKSK) schon 2015 als "zu umfangreich und kaum noch überschaubar" betitelt.


    Die Baukosten sind seit dem Jahr 2000 im Schnitt um 50 % gestiegen, allein in diesem Jahr um weitere 4 %. Die Ursachen sind offensichtlich. Steigende Grundstücks- und Handwerkerpreise, zunehmende Ausstattungswünsche der Kunden. Und eben auch die "Regulierungslust" des Staates.
    So berechnete die BKSK für ein klassisches Mehrfamilienhaus in einem Ballungsraum:


    Im Jahr 2000: 2.200 Euro Baukosten / Qm
    Im Jahr 2014: 3.100 Euro Baukosten / Qm


    Die 900 Euro Differenz setzen sich zusammen aus:


    426 Euro für gestiegene Baunebenkosten und Gewerkekosten
    115 Euro für gestiegene Baulandpreise
    82 Euro für Vorgaben von Kommunen
    248 Euro für Vorgaben von Bund und Ländern (z.B. Energieeinsparverordnung, Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz)


    Auch die Studie "Kostentreiber für den Wohnungsbau", in Auftrag gegeben von sieben Verbänden der Bau- und Immobilienbranche, kamen nach der Befragung von 370 Wohnungsbauunternehmen zu dem Ergebnis: Gesetze, Verordnungen, Auflagen, Steuern und Materialanforderungen trugen enorm zur Verteuerung bei. "Nicht alles, was technisch möglich ist, ist wirtschaftlich auch sinnvoll". So hat allein die Energieeinsparverordnung zu 7 % Mehrkosten geführt und befinde sich aktuell im "Grenzbereich der Wirtschaftlichkeit". Ein klassisches Kostentreiber sei auch der Brandschutz, bei dem von Behörde zu Behörde höchst unterschiedlich geregelt wird - eine Abwägung zugunsten niedrigerer Kosten wäre bei Ermessensspielräumen wünschenswert. Ebenso verteuern der Natur- und Bodenschutz die Erschließungskosten z.T. um bis zu 300 % des ortsüblichen Wertes. Hier insbesondere die Anforderungen an den Umgang mit Bodenaushub. Diese führen dazu, dass selbst naturgewachsene und hunderte Jahre alte Böden, kostenintensiv entsorgt und gelagert werden müssen. Darüber hinaus zählen Stellplatzvorschriften, die zu teuren TG zwängen und Dachbegrünungen zu den Kostentreibern.


    Die Ingenieurkammer-Bau: "Das technische Regelwerk ist kaum zu überblicken, selbst für Fachleute".


    Die Vorschläge der BKSK aus dem Jahr 2015 würden auf Anfrage der FDP an die Bundesregierung im Frühjahr 2018 in die "Fortsetzung der BKSK einfließen". So viel zur Tatkraft...


    In Bayern will Ministerin Aigner bis 2025 500.000 Wohnungen bauen. Geld sei genügend da, es fehle aber an Baukapazitäten. Und hier wären wir wieder beim Thema Handwerkermangel. Die großen Bauunternehmen hätten volle Auftragsbücher, neuen Aufträgen würde niemand mehr hinterlaufen. Auch bekannt: Den staatlichen Genehmigungsbehörden fehlt qualifiziertes Personal


    Daher raten Experten: Einfachere Bauweise -> Verzicht auf Unterkellerung und TG, keine Fahrstühle bei Häusern bis zu 4 Stockwerken, Lockerungen bei den Vorschriften bzgl. der Kompensationsflächen, leichtere vertikale und horizontale Nachverdichtung, reduzierte Abstandsflächen, Aufstockungen mit Methoden industrieller Leichtbauweise.
    Große Bedeutung kommt auch dem Buildung Information Modelling (BIM) zu. Die digitalen Gebäudedaten über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes erleichtern allen Beteiligten Instanzen Planung, Bau, Instandhaltung und Abriss. In anderen EU-Ländern z.T. schon Pflicht, in Deutschland bisher nur eine Empfehlung [Anm.: der BayWa Turm wurde z.B. im Rahmen seiner Sanierung und Aufstockung digital erfasst].


    Quelle: vbw Unternehmermagazin, 04/18.


    ***


    Die SZ kritisierte die Maßnahmen der Bundesregierung, die Empfehlungen der BKSK wurden von dieser bis heute nicht ernsthaft angegangen und so fehlt es bis heute an einem erkennbaren Konzept der Politik für mehr bezahlbaren Wohnraum.


    Haus + Grund erachtet die geplante Demo "Ausspekuliert" vor diesem Hintergrund gar als "kontraproduktiv". Denn die Forderung weiterer Einschränkung von Vermieterrechten schade allen Vermietern und verursache weiter rückläufiges Interesse am Mietwohnungsbau - und verstärkt das Interesse an teuren Eigentumswohnungen. Da derartige Folgen erst mittel- bis langfristig Wirkung zeigen, bleiben diese Überlegungen bei den Politikern meist außer Acht. Investoren, die rechtswidrig agieren, haben auch bei Haus + Grund nichts verloren, in der öffentlichen Wahrnehmung werde allerdings zunehmend pauschalisiert, worunter auch die fairen Vermieter mit einer durchschnittlich aufgerufenen Mietbelastung in "Misskredit" gebracht werden würden.


    Laut einer 2018 durchgeführten SZ Umfrage unter 12.000 Haushalten beträgt diese in München 28 % des Haushaltsnettoeinkommens, das Bundesmittel liegt bei 26 %. Das Institut der Deutschen Wirtschaft kommt auf 27 % für München. Mit 40 Qm / Person wohnen die Münchner bundesweit am großzügigsten. Wer 25 % seines Nettoeinkommens für die Miete aufwendet, erhält in München 70 Qm, in Hamburg und Berlin 68 Qm, in Würzburg 64 Qm, in Freiburg 71 Qm und in Trier 59 Qm. Zum Vergleich: 1972 beanspruchte jeder Münchner bei 25 % Mietbelastung und geringerem Wohnstandard 23 Qm.


    Quelle: Bayerische Hausbesitzer Zeitung, 09/18.



    So, nun kann sich jeder seine eigene Meinung bilden :D.


    P.S.: Laut Aigner Immobilien wurden im letzten Jahr in München (wohl Großraum) rund 27.000 neue Arbeitsplätze geschaffen...

  • ^ Die vereinfachte Bauweise ist so eine Sache - die TG lässt sich am besten klein halten, wenn man den Stellplatzschlüssel reduziert und abschafft, was weiter oben bei Gelegenheit der Planung gemeinsam mit der Verkehrsplanung schon mal angesprochen wurde. Auf unterirdische Abstellkammer und Waschräume kann man jedoch nicht verzichten, wenn man sie nicht über dem Straßenniveau unterbringen will, wo man die Flächen erst recht sparen müsste. Ein Verzicht auf Aufzüge bis 4 Geschosse dürfte in München wenig relevant sein, wenn man möglichst zentrumsnahe Nachverdichtung anstrebt und dort mit deutlich mehr als mit 4 Geschossen.


    Dann alle diese Mietpreisbremse-Geschichten, wo die SZ (wieder mal) feststellte, dass sie an der Angebot/Nachfrage-Kluft absolut nichts ändern können. Wenn man sich alle diese Demonstranten-Postulate anschaut, würde ich gerne etwas der Art sehen wie Kleingärten vergesellschaftlichen (= in öffentliche Parks umwandeln oder bebauen, mit genossenschaftlichen bzw. Sozialwohnungen von mir aus) - stattdessen nur Parolen, von den man weiß, dass sie eh nicht den Problemkern anpacken.
    Schon wollte ich die SZ loben, doch dann wieder der Traum von der Nachfrage-Verteilung durch die Infrastruktur auf dem Flachland - irgendwann sollte man akzeptieren, dass die Leute in die Metropolen wollen (weltweit), von den Bayern 1,5 hat. Kürzlich sah ich auf n-tv zwei Stunden lang Reportagen über die Urbanisierung und daraus resultierende sehr, sehr hohe Bauten in London und anderswo - darauf empfand ich besonders peinlich die heimischen Debatten, wo manchen Lokalpolitikern 5-6 Obergeschosse schon mal "zu hoch" sein können. Ändert irgend eine Demo wie "Auszusammengestrichen" oder "Ausgenimbysiert" irgend etwas daran?


    Wenn man mit den Demos nicht ganz ernsthafte Aspekte anspricht - in diesem SZ-Text vom Ende August wird die Münchner Angst vor der Höhe verspottet. Dass aber kaum ein Neubau über 4 Geschosse habe, habe ich hier im Unterforum schon mal gelesen.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • ^


    Auf unterirdische Abstellkammer und Waschräume kann man jedoch nicht verzichten,


    Wieso nicht? Die Waschmaschine kommt in die Küche oder ins Bad (wie so oft), eine Rümpelkammer im Keller bieten auch längst nicht alle Wohnhäuser, es geht also durchaus auch ohne.

  • ^ Wenn man nach Haus ohne Keller googelt, findet man vor allem EFH-Beispiele sowie welche der Bauten auf ähnlich billigen Grundstücken, wo man leicht oberirdisch in die Breite gehen kann. Das dürfte nicht auf Nachverdichtung in München zutreffen - ich kenne keine Beispiele aus Großstädten ohne UG. Eher geht man gerade möglichst in die Tiefe, da Fläche teuer ist und jedes Geschoss in Kleinkriegen abgerungen werden muss. Kürzlich gesehen - der Warschauer TP S.A. Tower (Spectrum Tower) kriegte unter der Erde 5 UG auf 16,5 Metern Tiefe und es gibt mittlerweile noch tiefere Untergeschosse.


    Kürzlich zitierte ich hier einen Artikel mit Zahlen aus China, wo seit den späten 1970ern die Städte um fast 400% wuchsen, was die Chinesen bewältigen konnten. Es ist peinlich, dass ein weit geringeres Wachstum u.a. in München Rufe nach dem Bremsen bzw. Begrenzen oder Verlagern weckt, als ob man nichts mehr hinkriegen könnte. Wenn man sich nur umschaut, fallen sofort -zig vertane Chancen zusätzlicher BGF-Schaffung ein. Manchmal wird es absurd wie in Unterschleißheim - die Threadseite beginnt mit dieser Meldung, man wolle eher nachverdichten als breiter in die Fläche bauen, was grundsätzlich korrekt wäre - doch kürzlich ist vom Gewerbegebiet die Rede, welches anscheinend auf die Grüne Wiese hinein gebaut werden soll, zumindest der verlinkten Visualisierung nach. 80.000 Qm BGF auf 60.000 Qm Grund sind keine besonders intensive Ausnutzung, eine GFZ um 1,3.
    Auf der Google-Karte sehe ich eine S-Bahn-Linie in der Nähe, doch bin nicht sicher, wie weit das Plangebiet von der nächsten Haltestelle liegt. Wenn wenige 100 Meter, sollte man vielleicht etwas Bürofläche aus der Planung rausnehmen und weit mehr Wohnfläche drauftun - Funktionsmischung täte dem Projekt gut. Und Gestaltungsvielfalt - diese vier fast identische H-Baukörper wirken mE zu uniform.

  • So weit ich weiß arbeitet der Freistaat mit dem Zensus 201x und schreibt den fort, die LH-München mit Meldedaten. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte.

  • So weit ich weiß arbeitet der Freistaat mit dem Zensus 201x und schreibt den fort, die LH-München mit Meldedaten. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte.


    Das Landesamt stimmt seine Daten mit den anderen Landesämtern ab, und kann vermutlich somit Leute, die sich irgendwo nicht abmelden, aber woanders anmelden herausfiltern. Die Stadt schreibt nur ihre Daten fort und hat deshalb wahrscheinlich viel mehr Leichen im Datenbestend. Früher hat die Stadt immer wieder zu Volkszählungszeiten auf den Datenbestand vom Land revertiert, dies aber beim letzten Zensus nicht gemacht.


    In der Regel würde ich den Zahlen vom Land eher vertrauen.

  • ^


    Welche vergleichbaren Metropolräume wären das denn, die um 300.000 Einwohner / Jahr wachsen?


    Vergleichbar heißt für mich, ähnliche Einwohnerzahl, ähnliches Wohlstandsniveau, ähnliche Wirtschaftskraft.

  • 2/3 Toronto, Melbourne, Sydney, Brisbane, 1/3 London, 2/3 Houston usw. usw. Metropolregion wohlgemerkt. Also das Wachstum Münchens mit mit 16.000 (Oberbayern) und vielleicht maximal 25.000 in der Metropolregion kaum erkennbar 0,5 %. Die meisten der ökonomisch florierenden Metropolräume mit vergleichbarer wirtschaftlicher Ausgangsposition wachsen mindestens um 1,5 % in den Schwellenländern um 2 %, 3 % oder sogar 4 %.

  • Ich glaub in München ist das absolute Wachstum nicht das Problem. In den 50igern und 60igern hat man auch hier viel mehr Wachstum ausgehalten. Das Problem v.a. ist dass man seit dem Jahr 2000 wo die Bev. anfing wieder merkbar zu steigen nicht adäquat mit einer Erhöhung von Neubauwohnungen nachgezogen hat.

  • LugPaj: Wir drehen uns im Kreis, denn die Bewältigung des momentanen Wachstums ist lediglich in den Köpfen der momentanen Bevölkerung nicht möglich. Nicht nur die Kernstadt, sondern auch die Vororte sind früher enorm gewachsen: Gröbenzell, Germering, Garching, Unterschleissheim, Haar, Vaterstetten, Unterhaching, Ottobrunn.
    Der einzige Vorort, der heut in ähnlicher Weise wächst ist Poing, welcher dadurch aktuell starke Proteste in seiner Umgebung auslöst.

  • Isek: Die Zahl der Arbeitsplätze ist 2017 in der Kernstadt um ca 27 000 gewachsen. Im Landkreis München im Jahr 2016 um ca 7000.
    Zahlen von der Metropolregion hab ich leider noch nicht.