Stadtgespräch Berlin / dies und das

  • JA, Schaut mal was online ist. Wie gesagt ich hatte nur 2 Stunden zeit und musste mir erst mal ne neue Speicherkarte kaufen!

  • auch ich finde, daß berlin deutlich mehr echte hochhäuser vertragen könnte. hier heult schon ein nachbar rum, was ist ein anderen großstädten?


    natürlich gibt es bestimmte gegenden, die für eine überschreitung der traufhöhe tabu sein müssen: in allen historisch bedeutsamen ensembles (unter den linden, gendarmenemarkt, schloß charl'bg., museumsinsel, best. wohngegenden in charl'bg., kreuzberg etc.) sollten die traufhöhe eingehalten werden.


    doch entlang breiter gerader straßen außerhalb solcher bebauungsgebiete würden hochhäuser sich ausgesprochen gut in den charakter der stadt fügen. die leipziger st. könnte von weiteren hochhäusern gesäumt sein, ebenso die straßen um den alexander pl.. die gesamte südliche friedrichstadt mit ihrem rechtwinklingen straßenmuster bietet sich förmlich dafür an¹. auch einige westliche innenstadtquartiere würden sich anbieten: kant st., bismarck st., potsdamer st.².


    dabei müßte natürlich die blockkante eingehalten werden. daß hochhäuser nicht unvermittelt in der landschaft stehen sollten, hat die architektur des hans scharoun beispielsweise eindrücklich bewiesen. vielmehr müßte natürlich auch bei hochhäusern dem wildwuchs einhalt geboten werden. gradlinigkeit, vorhandensein von sockel- und gesimszone, verzicht auf allzu viele reine glasfaçaden wäre grundlegende forderungen an eine solche architektur.


    und wenn sie mir jetzt sagen, berlin sei nicht chikago, fragen sie nochmal walter rathenau.


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    ¹ natürlich ist mir bekannt, daß es sich um einen barocken grundriß handelt und daß dies natürlich etwas völlig anderes ist, als die anlage von new york oder chikago. jedoch wende ich ein: wollte man den barocken zustand, dürfte kein haus höher als zwei stockwerke sein und müßte ein walmdach haben.


    ² einzelne bauten entlang dieser straßenzüge beweisen bereits, daß durch höhere bebauung ein angenehm urbaner effekt entsteht. allein das nur leicht überhöhte gebäude des tagesspiegels oder das kathreiner-hochhaus neben dem amtsgericht sind sehr gelungene beispiele, einer nur leicht überhöhten architektur, die durch ihre anordnung sofort urbanität evoziert.

  • Ich schliesse mich der Meinung der meisten hier an, dass Hochhausprojekte gut zu Berlin passen würden.


    Allerdings muss ich beim Spreedreieck sagen, dass mich dieses Rendering mit dem alten Entwurf schon abschreckt. Das ist total überdimensioniert an dieser Stelle, deshalb halte ich die Begrenzung auf zehn Geschosse absolut für angebracht, gut hätten auch zwölf sein können, aber mehr finde ich an dieser Stelle wirklich nicht passend.
    Vor allem wenn man jetzt schon vor der Baustelle steht und sich die zehn Geschosse mal vorstellt, dann macht das schon einen sehr guten Eindruck und ich freu mich schon auf das Gebäude. Ich hoffe aber nur dass die Fassade auch so wird wie's auf den Bildchen noch aussieht...

  • Es war wohl die unmittelbare Nähe zu den Bundesbauten, die hier für eine Begrenzung gesorgt hatte. Sollte wohl sichergestellt werden, dass in der unmittelbaren Nähe keine Störung des Gesamtensembles hergestellt wird.

  • Und wie verträgt sich das mit den Hochhausplänen am Washingtonplatz? Der ist meines Erachtens noch weitaus dominierender für die Regierungsgebäude am Spreebogen. Dass ich ein Gegner des Hochhauses am Hbf bin hab ich ja schon desöfteren erwähnt.
    Generell ärgere ich mich über jede Verletzung der Traufhöhe. Auch bei diesem Projekt. Mit jedem Hochhaus ausserhalb der Hochhauscluster verwässert das den Gesamteindruck der Stadtgliederung für mich. Mindestens so schade finde ich aber auch jedes Hochhausprojekt das in den Bereichen Alexanderplatz bis Ostbahnhof nicht realisiert wird oder nur stockend vorangerät.


    Für mich lautet die Frage: will ich ein (ich nenne sie vermessen) "europäisches" Stadtbild und konzentriere damit Hochhausbebauung auf ein La Defense und halte sie vom übrigen Stadtbild fern - oder will ich ein "asiatisches" Stadtbild, das durchgehend von über die Stadt verstreuter Hochhausbebauung geprägt ist?


    In Berlin kristallisieren sich schon mind. 3 Hochhauscluster heraus: Potsdamer Platz, Breitscheidplatz und Alexanderplatz (eventuell bis Ostbahnhof).
    Ich hoffe auf eine Konzentration.


    @ Gralsritter: Die südl. Friedrichsstadt mit Highrises zu bebauen sehe ich als Todsünde! Das ist eben KEIN Manhattan hier sondern wie du sagst, barocke Stadtgliederung mit den beiden Dome als dominierende Kuppelbauten.

  • Ich hoffe sehr, dass sich die zukünftigen Hochhäuser östlich des Alex konzentrieren. Meinetwegen auch noch ein kleiner Cluster in der City West, damit die Gegend nicht mehr so verstaubt wirkt wie jetzt, aber im Allgemeinen sollte schon dort die Hochhausentwicklung vorankommen. Bitte nichts falsch verstehen, ich finde das Aussehen des ungekürzten Spreedreiecks absolut traumhaft. So ein Hochhaus sollte aber doch östlich des Alex gebaut werden, wo es immer noch so trostlos ausschaut wie vor 20 Jahren (da helfen auch bunte Farben nichts).


    Eine Entwicklung im Dreieck Otto-Braun-Straße/Greifswalder Straße -- Danziger/Petersburger/Warschauer Straße -- Spree würde ich persönlich befürworten.

  • natürlich ist mir bekannt, daß es sich um einen barocken grundriß handelt und daß dies natürlich etwas völlig anderes ist, als die anlage von new york oder chikago. jedoch wende ich ein: wollte man den barocken zustand, dürfte kein haus höher als zwei stockwerke sein und müßte ein walmdach haben.


    Repräsentative Barockbauten konnten schon gut und gerne fünf oder sechs Stockwerke haben. Außerdem ist der barocke Rastergrundriss der Friedrichsstadt für den Hochhausbau eigentlich geradezu perfekt geeignet - Berlin hat in diesem Bereich einen ähnlichen Stadtgrundriss wie Manhattan. In einem irregulären, mittelalterlichen Altstadtareal, wie Berlin es einst rund um die Fischerinsel gehabt hat, wäre ein Hochhausbau stadtplanerisch schon wesentlich bedenklicher.

  • Wohnzelle Friedrichshein

    Stammen ja auch aus einer ganz anderen Zeit, wichtig ist doch, das sich die Menschen dort wohl fühlen, dafür wurden diese Zeilenbauten konzipiert. Nur weil manchem das Konzept nicht in den Kram passt, heisst das noch lange nicht, das man es abreißen muss. Sicher wird, wenn einmal Der Wohnraum in Berlin knapp wird (was wir wohl alle nicht mehr miterleben werden) dort nachverdichtet und/oder abgerissen werden, jedoch aus rein ästhetischen Gründen ein gesundes Stadtviertel ab zu reißen, finde ich lächerlich. Aber hier wird ja gern gesponnen :D

  • Mal Allgemein: Sollte das nicht viel eher im 'Berlin Mitte - Berlin talkt kontrovers'-Strang besprochen werden?


    NewUrban:
    Wurden diese Zeilenbauten wirklich konzipiert, damit sich die Menschen 'wohl' fühlen? Die Platten in der DDR wurden größtenteils gebaut, um die katastrophale Wohnungssituation vor 1970 zu verbessern. Klar, man hat in Plattenbauten teilweise recht geräumige Wohnungen zu einer vergleichsweise günstigen Miete und gerade östlich des Alexanderplatzes besteht eine wahnsinnig gute Innenstadtlage und ÖPNV-Verkehrsanbindung. Unter einem 'gesunden Stadtviertel' verstehe ich persönlich eine Atmosphäre, die auch zum Verweilen einlädt und die lebendig ist. Die unglaubliche Leere vor den Plattenbauten trägt nicht zu einer solchen Atmosphäre bei. Sicher gehört auch eine gesunde soziale Mischung dazu, aber ein sog. 'gesundes' Stadtquartier muss doch noch wesentlich mehr bieten können.


    Die nächsten 5 Jahre wird dort sicherlich noch nichts passieren. Doch warten wir mal die Entwicklung ab, wieso sollte dort in 10 Jahren nicht aus ästhetischen Gründen abgerissen und neu bebaut werden? Vielleicht lege ich ja zuviel Hoffnung in einen Abriss, aber diese Bebauung in Mitte tut Herz und Auge weh und ist mittlerweile absolut unerträglich geworden.

  • Ich hab mir zur Zeit meines Umzugs nach Berlin genau dort in Andis theoretischem Raster eine der Plattenkäfiggefängniswohnungen mit den endlosen Hausfluren und ihren gefühlten hundert Wohnungstüren links und rechts angeschaut. "Gesundes Stadtviertel" ist für mich etwas anderes. Die Tatsache, daß sich der Vormieter noch nach einem Monat bei mir meldete, um nachzufragen ob ich die Wohnung ganz sicher nicht haben möchte zeigte mir auch, daß es nicht unbedingt nur auf mich abschreckend wirkte. :)

  • Erstmal handelt es sich nicht um Plattenbauten. Unter der Leitung von Hans Sharoun entstanden einfache Laubenganghäuser in parkähnlicher Umgebung. Es waren Backsteinhäuser mit geringen Geschosshöhen, aber auch Betonskelettbauten mit Ziegelausfachung. Sie entstanden ab 1949, da war die Platte, zumindest in der DDR, noch Zukunftsmusik. Als städtebauliches Ensemble finde ich sie durchaus interessant. Wenn du von endlosen Hausfluren redest, meinst du sicher andere Gebäude!

  • an Andi_777.

    an Andi_777:


    ich habe diese antwort ja vorhergesehen. und sie haben recht: es ist ein barocker stadtgrundriß. jedoch ist in der südlichen friedrichstadt (also südlich der leipziger st.) nichts mehr barock. da kann man froh sein, wenn noch ein paar gründerzeitbauten zu finden sind. und von der bebauung die zum ursprung dieser stadtplanung aus dem 18. jahrhundert paßt, gab es schon seit über 120 jahren keine spuren mehr. da standen bis 1945 (bzw. bis zum mutwilligen abriß) historistische büro-, geschäfts- und wohnhäuser, sowie riesige hotels, oftmals mit naturstein- oder sogar glasfaçaden, fünf bis sieben geschosse hoch.


    ergo: hier gibts nichts barockes zu bewahren, noch nicht mal viel historisches (es wurde hier auf westberliner seite fast mehr vernichtet als im osten). vielmehr ist es die berliner kernstadt, die sich in jeder epoche weiterentwickelt hat. wir sind es der stadtgeschichte schuldig, den umkreis historischer ensembles und den stadtgrundriß zu bewahren, jedoch scheint es mir natürlicher, wenn solche stadtviertel die chance erhalten, in eine neue zeit hineinzuwachsen.
    auch kann man nicht behaupten, die türme am gendarmenmarkt würden dieses viertel dominieren. man sieht sie in der südlichen friedrichstadt schlichweg gar nicht.


    mein wunsch für das gebiet von der leipziger st., und besonders vom checkpoint charly nach süden bis zum mehringplatz wäre:
    - anheben der traufhöhe auf etwa 30-40m, mit ausnahmen nach oben an größeren straßenkreuzung (etwa an der linden st.),
    - unbedingte einhaltung der blockrandbebauung ohne bauwich,
    - vorgabe von naturstein- und/oder zeigelanteilen,
    - keine plattenfaçaden mit offenen fugen,
    - rechtwinklige fensterformate,
    - sockel- und gesimszone,
    - bei höheren bauten unbedingt optische zusammenfassung von eg und 1.og und
    - bewahrung aller vorkriegsbauten und ausgewählter nachkriegsbauten, sofern sie die forderungen dieser liste erfüllen.

  • Könnten wir hier bitte wieder ein wenig über das Spreedreieck reden...
    und allgemeine Hochhausdebatten, Stadtplanung, Fassadengestaltung usw. - so interessant es auch sein mag -dort diskutieren, wo es Thema ist.

  • Wo's iss?. Na, z. B. in einem Thread mit dem schönen Namen: "Berlin Mitte - Berlin talkt kontrovers". Ich denke auch, der Titel ist nicht sonderlich eindeutig gewählt (zumal er mich immer an die gleichnamige "Talk"-Runde mit Maybritt Illner erinnert). Aber ein aufgeschlossenes Forenmitglied sollte ihn doch früher oder später von selbst auffinden können ;) - eher sogar früher, schließlich ist er gepinnt.

  • Mich würde interessieren welcher Kiez (oder auch Viertel) noch am meisten alte Berliner Architektur (also vorm Krieg) zu bieten hat, speziell Gründerzeitbauten in geschlossenen Straßenzügen. Wenn mir in dieser Sache ein Ortskundiger Auskunft geben könnte wäre wirklich nett.


    Danke im Voraus