Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • Hm, laut Website des Fördervereins ist für dieses Jahr ein Vergabeverfahren für die Veräußerung des Grundstücks geplant.

    Seit Mitte Dezember 2014 liegt eine Information von Frau Senatsbaudirektorin Lüscher vor, dass für das Jahr 2015 ein Vergabeverfahren für die Veräußerung des Grundstücks geplant sei. Die Abstimmung mit dem Liegenschaftsfonds sei jedoch noch nicht abgeschlossen. Sofern es dazu kommen sollte, wird die Errichtungsstiftung Bauakademie prüfen, in welcher Weise sie darauf reagiert. (Stand: 23. Dezember 2014).


    Im November hieß es dagegen noch, das Land Berlin würde das Bauakademiegrundstück in ein Bauakademieprojekt einbringen.

    Der Regierende Bürgermeister, Herr Klaus Wowereit, äußerte in einem anlässlich des 6. Berliner Stiftungstags am 14. November 2014 geführten Gespräch, dass das Land Berlin das Bauakademiegrundstück in ein Bauakademieprojekt einbringen würde.


    Das klingt ja nicht sehr positiv :(

  • Fraglich ist doch, ob der Kaufende die Bauakademie umsetzen muss oder frei bauen kann. Die erste Variante macht für einen Investor wegen fehlender Gewinnmöglichkeiten keinen Sinn; die zweite Variante auch nicht, weil die ganze umgebende Architektur auf die noch zu errichtende Bauakademie abgestimmt wurde.

  • Sollte das Auswärtige Amt kein Interesse an der Bauakademie haben, wäre es vielleicht mal an der Zeit zu überlegen, ob es noch Sinn macht an dem Wiederaufbau festzuhalten oder sich etwas Neues überlegen, dass dann auch eine Chance auf Realisierung hat.

  • ^ Wenn du jetzt sogar den historischen Wiederaufbau der Bauakademie in Frage stellst, dann geht das nun wirklich zu weit!


    Die Anhänger der Moderne haben mit den Bauten von Staab, Steidle, Schultes und Moneo hier schon mehrmals ihre Ansichten durchsetzen können. Damit könnte sich die Moderne-Fraktion auch mal zufrieden geben.


    Ein moderner Aufbau der Bauakademie ist unvorstellbar. Das wäre in etwa so, wie wenn ein Traditionalist die Forderung aufstellt, daß der Fernsehturm am Alex barockisiert werden soll.

  • Da die Bauakakademie ja sozusagen als Gründungsbau der Moderne gilt, sind sich in der Frage ihres Wiederaufbaus wahrscheinlich hier fast alle einig. :)

  • Ich hätte auch nichts gegen den Wiederaufbau der Bauakademie, aber offensichtlich gelingt es Berlin seit über 20 Jahren nicht , dies möglich zu machen und dann ist es auch legitim Realitäten zu sehen und eventuell nach Alternativen zu suchen.
    Ich finde es schon etwas heuchlerisch wie jeder diese sogenannte Ikone zurückfordert aber keiner bereit ist dafür 30 Millionen bereitzustellen. Hinzu kommt die Auflage der Stadt einer äußerst restriktiven Nutzung, dass eine wirtschaftliche Nutzung anscheinend unmöglich wird.
    Sicherlich könnte man den Platz auch noch die nächsten 20 Jahre freihalten aber dann wird man wohl einer Chimäre hinterherjagen wenn nicht bald was passiert.

  • Dass der Förderverein die Bauakademie bis dato nicht wieder aufbauen konnte liegt zuvörderst an ihm selbst und seinen Führungspersönlichkeiten, allen voran Hans Kolhoff. Immer wieder fordert Kolhff die "Große Lösung", also eine Kosten- und Risikoübernahme durch die öff. Hand. Dass sich Wowerei dem nicht ausgesetzt hat spricht für seinen späten Realitätssinn oder zumindest für seinen politischen Riecher.


    Wäre man vor mehr als 10 Jahren den Weg weitergegangen mit dem Bildungsverein des Maurerhandwerkes das Gebäude Stück für Stück zu errichten wäre der Bau schon fertig.


    Eine Ausschreibung des Grundstücks mit Bauverpflichtung und verpflichtender Nachbildung der Fassade und ggf. des Treppenhauses kann auch seine guten Seiten haben. In toto aber droht das Haus dann natürlich ein weiterer Hybrid zu werden.

  • Da die Bauakakademie ja sozusagen als Gründungsbau der Moderne gilt, sind sich in der Frage ihres Wiederaufbaus wahrscheinlich hier fast alle einig. :)


    Tomov, welches Ziel würden wir mit einem modernen Aufbau erreichen?


    Du selbst sagst, daß die Bauakademie als ein Gründungsbau der Moderne gilt. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß bei einem modernen Aufbau erneut ein epocheprägendes Gebäude herauskommen würde. Ich würde nicht darauf spekulieren, daß wieder ein solcher "großer Wurf" resultiert. "Große Würfe" kann man nicht planen und kommen zudem nur extrem selten vor.


    Die Gefahr ist viel größer, daß eine moderne Interpretation der Bauakademie nicht in die Fußstapfen ihres Vorgängers treten kann. Und was hätten wir dann damit erreicht?


    Da ist der Spatz in der Hand doch allemal besser als die Taube auf dem Dach. Mit anderen Worten: mit einer Rekonstruktion der alten Bauakademie können wir zumindest sicherstellen, daß das alte epocheprägende Gebäude wieder vorhanden ist. Bei einem modernen Neubau ist der Ausgang ungewiss ... und das Risiko hoch, daß am Ende eine moderne Neuinterpretation nicht die Qualität der alten Bauakademie aufweist.

  • ^^ Eben; das wäre möglich und natürlich auch wirtschaftlich machbar. Lediglich der Grundstückswert ist mit solchen Auflagen geringer. Im EG irgendeine Hauptstadtrepräsentanz und drüber Wohnungen für Schinkel-Fans: natürlich würde sich das lohnen.


    Aber es wäre nur eine Akademie-Fassade. Ich finde das AA könnte sich einen hochwertigeren Wiederaufbau leisten. Zumindest die Fassade ist aber ein muss.

  • von Konstantin: Wäre man vor mehr als 10 Jahren den Weg weitergegangen mit dem Bildungsverein des Maurerhandwerkes...


    Sehr schade, dass da nicht mehr als die schöne Ecke herausgekommen ist. Es hätte Charme gehabt, wenn die Bauakademie langsam, Stein für Stein in bester Handarbeit, wiederaufgebaut worden wäre. Eine ähnliche Idee gab es im Schlosswettbewerb (Name des Büros gerade nicht parat), wo erst der Schlosstorso aus Ziegeln errichtet und dann nach und nach die Schmuckelemente angebracht worden wären - über einen langen, wie zur Bauzeit üblichen, Zeitraum. Beim Schloss wohl zu langatmig, teuer und zeitraubend hätte in wesentlich kleinerem Maßstab binnen 10 Jahren die Bauakademie tatsächlich wieder erstehen und schön mit Bier, Blasmusik, Kinderlärm und Sonnenschein von der Maurerzunft an die Berliner übergeben werden können.


    Stattdessen legt man lieber für Jahre die Hände in den Schoß und setzt auf den reichen Onkel aus Amerika und den großen Wurf samt Verwertbarkeit, alles andere - im Kleinen Stein um Stein aufzubauen und womöglich einer hart kalkulierten kommerziellen Nutzung zu entziehen - lohnt wohl nicht oder ist aus anderen Gründen, die ich nicht kenne, unerwünscht.


    Theseus' geäußerte Frage, warum man, statt weiter gefrustet zu warten, nicht einfach was anderes, Neues und Epochemachendes hinsetzt, kann ich fast nachvollziehen.
    Aber: es wären die gleichen Entscheider, die gleichen Umstände und die gleichen kommerziellen Zwänge (wobei man bei einem Neubau an der Fassade sparen könnte - und sicher würde). Also erstmal weitere x Jahre Brache, bei 0 anfangen, die gemauerte Ecke (im Berliner Tempo über zwei Jahre) abtragen und am Ende womöglich nur Architektur vom dann aktuellen Zeitgeist (2030) ohne jegliche Ambitionen, eine "Epoche zu machen", zu erhalten? Wir wissen nicht, was in Zukunft angesagt sein wird - vielleicht Pinke-Plastik-Patzschke-Klone aus dem 3D-Drucker oder WBS70-Hommagen aus kompostierbarem Karton....? Vielleicht werden Spinner in 15 Jahren über einen Neubau entscheiden, irgendeine Spaßpartei, die zufällig an der Macht sein wird und ein Planschbecken errichtet? 100 Meter von hier im "Zentrumst" der Stadt soll ja immerhin heute schon ein Freibad (!!!) entstehen - wenn da keine Alarmglocken bzgl. des künftigen Kurses und weiterer Schnapsideen läuten ;)
    Das Risiko ist mir zu hoch - für die Bauakademie lohnt sich weiteres Warten allemal! Oder Persilmäßig bieder (aber wahr): da weiß man was man hat!

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  • Angeblich Investor gefunden!!!

    Laut Informationen des Tagesspiegels hat Kolhoff einen Investor gefunden, der die Reko der Bauakademie zeitnah ermöglichen wird. Die Verträge sollen demnach schon bald unterschrieben werden, dann werde es womöglich schon schnell losgehen. Den Namen will Kolhoff vorerst aber noch nicht nennen. Möglich wird das Ganze wohl auch, weil die Auflagen etwas relativiert wurden. So soll neben den privat nutzbaren Flächen (ca. 25%) auch der Rest zumindest in Teilen "gemeinsam" genutzt werden. Also muss man wohl erst noch abwarten ob auch von offizieller Seite zugestimmt wird. Falls ja wäre es erneut ein großer Schritt!
    Quelle

  • Schön dass man hier endlich zur Vernunft kommt. Welcher Investor baut für 50 mio. ein Gebäude auf und darf dann nur 25% der Fläche selbst vermarkten. Dass das niemand mit sich machen lässt, sollte nicht verwundert haben. Jetzt hat man hoffentlich eine adäquate Lösung gefunden und kann diesen auch bauhistorisch so wichtigen Bau endlich wiederherstellen.


    Es wäre also tatsächlich möglich, dass 2019 die gesamte Ecke aus Humboldtforum, Bauakademie, Schinkelplatz, Uni, Bibliothek und Staatsoper zum ersten mal seit gefühlten Jahrzehnten wieder ohne Gerüste zu sehen sein werden:):):):)


    Das wäre echt mal eine Wohltat!!!

  • Es wäre auch der absolut richtige Zeitpunkt. Das Areal wird ohnehin noch einige Zeit Großbaustelle sein - gemeinsame Fertigstellung kann nur positiven Einfluss auf die Umfeldgestaltung haben.

  • Ich bete, dass sie kommt und dass sie gut kommt!



    Welcher Investor baut für 50 mio. ein Gebäude auf und darf dann nur 25% der Fläche selbst vermarkten. Dass das niemand mit sich machen lässt, sollte nicht verwundert haben.


    Ich wüsste eigentlich nicht warum so etwas unmöglich sein soll, wenn die Stiftung das Grundstück mit einbringt. Es sollte genug Unternehmen in Deutschland geben, für die das Peanuts sind und die eine Hauptstadtrepräsentanz aller erster Güte gebrauchen könnten. Einige von denen sind Berlin aus meiner Sicht eh noch etwas schuldig.


    Kompromissfähigkeit kann aber sicher auch nicht schaden.

  • Ich fürchte Gott hat damit nichts zu tun. Warten wir einfach ab, was die Zeit bringt. Der "Investor" wird sich ja irgendwann outen müssen.


    Meine Sorge ist eher, dass bei dem Wiederaufbau eben keine vollständige Fassadenrekonstruktion (von Innenbereiche wie dem Treppenhaus wage ich schon gar nicht zu träumen) herauskommt sondern ein weiterer Hybrid. Dass gerade unter der Amtszeit Regula Lüschers die erste vollständige Fassadenreko für Berlin beschlossen wird halte ich für unrealistisch. Wahrscheinlicher ist eine weitere Geschichtskollage - wenn man die Ecke als Bestand annimmt kann man doch z. B. den Rest in Betonrelief machen, wie beim Flicken des Naturkundemuseums. Da wird den Modernisten schon was einfallen.


    Den Gipfel in der Diskussion haben allerdings Theseus und Baukunst gesetzt, ich zitiere: warum setzt man "nicht einfach was anderes, Neues und Epochemachendes" hin?


    Da, dann los, Ihr Schinkels dieser Welt! Der Weg hat ja beim Berliner Schloß mit zwei internationalen Wettbewerben auch schon zum Erfolg geführt!


    P.S. Die Bauakademie als "Gründungsbau der Moderne" zu interpretieren ist grotesk. Nur wegen der würfelförmigen Bauform (die gab's auch früher) oder nur weil Sichtklinger in England modern waren? Absurd. Das klasissische, negative Schrägdach, die Ornamentik in Teracotta, die klassische Gliederung der Etagen...

  • Die Bauakademie als "Gründungsbau der Moderne" zu interpretieren ist grotesk.


    In der Tat sehen die meisten Architekten, Bauhistoriker und Architekturstudenten die Bauakademie als Meilenstein der Moderne und wegweisend für die moderne Architektur. Wo ist da für dich das Problem? Irren sich die o.a. Menschen?
    Da du wahrscheinlich die Frage mit "ja" beantwortest, hier zwei interessante links zum Thema Bauakademie:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Friedrich_Schinkel
    Hier ist man der Ansicht, dass die Bauakademie ihrer funktionalen Schlichtheit ganze Generationen von Architekten bis hin zum Bauhaus beeinflusst hat.
    http://www.schinkelsche-bauaka…schichte-bauakademie.html
    Die Bauakadamie betont, dass die besondere Konstruktion und die serielle Bauweise richtungsweisend für die moderne Architektur war.

    2 Mal editiert, zuletzt von D.T.68 ()

  • Dass gerade unter der Amtszeit Regula Lüschers die erste vollständige Fassadenreko für Berlin beschlossen wird halte ich für unrealistisch.


    Hat sie sich etwa nicht stets für eine Reko der Außenhülle eingesetzt?

  • Solange es aussichtlos war, hat sie dies in der Öffentlichkeit geton. Das ändert nichts an der Feststellung, dass es ein Treppenwitz wäre, wenn ausgerechnet unter ihrer Ägide eine historisch korrekte Fassadenreko erfolgte.


    Die Information auf der Website des Bauakademievereins irritiert jedenfalls schon ein wenig: "Seit Mitte Dezember 2014 liegt eine Information von Frau Senatsbaudirektorin Lüscher vor, dass für das Jahr 2015 ein Ver*gabe*ver*fahren für die Veräußerung des Grundstücks geplant sei. Die Abstimmung mit dem Liegen*schaftsfonds sei jedoch noch nicht abge*schlossen. Sofern es dazu kommen sollte, wird sich die Errichtungsstiftung Bauaka*demie wahr*scheinlich beteiligen (Stand: 8. Februar 2015)."

  • In der Tat sehen die meisten Architekten, Bauhistoriker und Architekturstudenten die Bauakademie als Meilenstein der Moderne und wegweisend für die moderne Architektur. Wo ist da für dich das Problem?


    Ich kann nicht für Konstantin, sondern nur für mich sprechen - persönlich habe ich keine Probleme mit der Bezeichnung der Bauakademie als Moderne, wenn es nur helfen würde, diese wiederaufzubauen. Die Bauten hier unter #10 und #11 sind auch frühe Moderne genauso wie die Breslauer Jahrhunderthalle (hier unter #7). Hier auf dem dritten Foto sieht man frühe Moderne in Düsseldorf-Oberkassel - mit einer Schönheit, wie sie die heutigen Weißputz-Kisten (die allgemein als die Einzige Moderne gelten) nie erreichen.


    Wenn es also ein Meilenstein der Moderne ist, sollte die Frau R.L. absolut nichts gegen den Fassaden-Wiederaufbau haben?

  • Konstantin
    Was soll daran irritierend sein? Das erste Vergabeverfahren scheiterte vor allem wegen der zu engen Nutzungsvorgaben. Diese wird der Senat für die neuerliche Ausschreibung sicherlich abändern und eventuell auf den Investor den Kollhoff an der Leine hat zuschneidern.