Rekonstruktionen in der Hansestadt - Meinungen, Wünsche und Aussichten

  • Wegen des Bauprojekts Palmaille verweilte ich noch etwas auf der Internetseite von Walter Gebhardt Architekten. Da stieß ich auf die Trinkhalle, die sie in ein Café umgebaut haben, und sogar von der Patriotischen Gesellschaft von von 1765 lobend erwähnt wird (ganz interessante PDF Datei) Wenn ihr Zeit habt - LESEN!




    Bilder: Walter Gebhardt Architekten


    Quelle: Hier


    Auf Seite 24 bei der PDF Datei ist die Trinkhalle erwähnt


    Und nun kommt's!:


    Ab Seite 26 wird der Stadtpark erwähnt. Da steht, dass der größte Verlust des Zweiten Weltkriegs die Stadthalle ist, da es das bauliche Gegengewicht zum Planetarium ist.
    Die bauliche Neuformulierung dieses Standortes stuft das Parkpflegewerk mit hoher Priorität ein!


    Also unsere Hirngespinste hier sind nicht ganz abwegig!! Die sprechen zwar nicht von einer Rekonstruktion, jedoch von einem Stadthallen ähnlichen Gebäude.


    Rekonstruiert wird übrigens die Elbchaussee 81

  • ^^ Wenn von einem der Stadthalle ähnlichen Gebäude die Rede ist, kann es auch ein minimalistischer Neubau werden. Das Planetarium ist ja auch ziemlich schnörkellos. Mal angenommen, es findet in den nächsten Jahren ein Wettbewerb für den Neubau einer Stadthalle statt, kann man ja die Vorgabe machen, dafür wieder Backstein zu verwenden.


    Der Original-Entwurf von damals könnte entschlackt werden. Das Ergebnis könnte klassisch und modern zugleich ausfallen.


    Die Bilder von den Original-Innenräumen, die in diesem Thread verlinkt sind, fand ich ehrlich gesagt nicht so überzeugend. - Die Inneneinrichtung von damals wirkte auf mich "etwas schrullig". Diese Gestaltung würde heute nicht mehr funktionieren. Ich bin mir sicher, wäre die Stadthalle ohne Kriegsschäden erhalten geblieben, man hätte sie modernisiert.

  • Das Planetarium ist schnörkellos aber imposant. Daher auch ein Gegenpol. Backstein ist unabdingbar! Minimalistisch als Gegenpol? Das beißt sich.


    Ich glaube auch, dass der Innenausbau definitiv verändert worden wäre. Die ganzen Treppen sind in Zeiten von behindertengerechten / barrierefreien Bauen absolut nicht mehr zeitgemäß. Aber so eine Deckenhöhe mit den Ornamenten wäre schon toll. Vielleicht etwas reduzierter.


    Zur Info: wir sprechen von diesem Bild

  • Rekonstruktion? Reparatur würde mir bei einigen Hamburger Bauten echt erstmal reichen! Hamburg hat, hatte, mal echt einige schöne bürgerliche Prachtbauten bzw. einfach prägende Gebäude.
    Hier sind meine Wünsche:
    1. Hamburger Hof
    Führer, mit den prachtvollen Türmen und Giebeln.
    Heute... Das Dach ist eine Katastrophe.


    2. Girardethaus am Gänsemarkt
    Früher mit Türmchen und weiteren Details, bzw. wichtigen Merkmalen.
    Heute wiedermal in reduzierter Form.


    3. Der Barkhof
    Früher mit schönem mansard-artigem Ziegeldach.
    Heute mit dreckig und billig aussehenden Kupferplatten(?), achtet mal auch auf die Seeburg. Die Seeburg hat das Ziegeldach noch, sieht mmn viel besser aus. Und von den Giebeln an der Seite will ich gar nicht erst anfangen...


    4. Kontorhaus am Rathausmarkt u. Mönckebergstraße
    Früher war es einmal richtig schön, reich beschmückt und die Abrundung zum Rathausmarkt wirkt super.
    Heutzutage wirkt das Gebäude auf mich irgendwie traurig, charakterlos und aufgrund der Verfärbung der glatten Platten irgendwie versifft.


    5. (folgt wenn mir Weitere einfallen)


    Wenn man diese innerstädtisch gelegenen Gebäude reparieren würde, würde man der Stadt einen echt großen Dienst erweisen. Doch warum sollte man das tun? Die Gebäude stehen, sind wasserdicht und soweit nutzbar. Wenn ich ordentlich Kohle hätte, würde ich mich für diverse Reparaturen einsetzen und investieren. Ein Traum wäre ein Programm zur Wiederauferstehung prägender Hamburger Bauten in ihrer alten Pracht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Askan ()

  • Du meinst natürlich Rekonstruktion. Und eben nicht Reparatur. Denn kaputt sind die von Dir aufgeführten Gebäude ja gerade nicht.

  • Man kann von einer Rekonstruktion des originalen Zustandes der Fassaden/Dächer sprechen. Allgemein verstehe ich aber im engeren Sinne unter Rekonstruktion, dass man aus dem Nichts, wieder etwas enstehen lässt, dass schon gänzlich verloren/abgetragen war. Berliner Stadtschloss, Bauakademie, Neumarkt in Dresden usw... Hier, bei meinen Beispielen, scheint es recht deutlich so zu sein, dass das Grundgerüst steht und man die Gebäude funktionstüchtig gemacht hat, mehr aber auch nicht. Daher wage ich es hier von einer konsequenten Reparatur zu sprechen.


    5. Karstadt in der Mönckebergstraße
    früher
    zusammengeflickt nach dem Krieg
    heute

  • ^^ Rekonstruktion, Renovierung, Revitalisierung, Reparatur, ... ganz egal. Askan hat natuerlich recht, dass des wuenschenswert waere.


    So hat es ja in Hamburg zum Beispiel nur 65 Jahre gedauert, damit aus dem hier wieder das hier werden konnte.

  • Andererseits wird es nie eine 100prozentige Rekonstruktion des Vorkriegszustandes geben. Ich fände das nicht einmal wünschenswert. Der Krieg hat große Wunden geschlagen, diese historische Schicht gehört längst zur Baugeschichte der Stadt. Das wird immer auch irgendwo sichtbar bleiben.


    Was mich aktuell viel mehr entsetzt, ist die Tatsache, dass es immer noch zahlreiche Behelfsflachbauten der 50er Jahre auch in relativ zentral gelegenen Stadtteilen wie etwa am Barmbeker oder Wandsbeker Markt gibt. Da ist eine Nachverdichtung längst überfällig.

  • ^^ korrekt. Daher ist das von mir verlinkte Beispiel ja auch keine exakte historische Rekonstruktion, sondern eine 'Wiederherstellung' der uspruenglich groeseren und besser gestalteten Baumasse mit teils historisierenden und teils modernen Elementen. Ein anderes Beispiel fuer soetwas waere Die Sanierung des Hauptzollgebaeudes in der Speicherstadt durch BiwerMau Architekten (vorher vs nachher).


    Fuer solche Projekte der 'Rekosntruktion' (...sonstiger Begriff...) gaebe es in Hamburg noch reichlich weiteres Potenzial und es waere mMn auch wuenschenswert.

  • Andererseits wird es nie eine 100prozentige Rekonstruktion des Vorkriegszustandes geben. Ich fände das nicht einmal wünschenswert.


    Es geht mit nicht darum, den Vorkriegszustand flächendeckend zu rekonstruieren. Es geht mir nicht darum Neubauten,die nach dem Krieg entstanden sind, einzureißen um dann eine Vorkriegsfassade zu errichten (wie es bei anderen bekannten Rekonstruktionen der Fall ist). Es geht mir darum, dass man vielen Gebäuden ansieht, dass sie früher einmal den Anspruch hatten zu gestalten und ihre Umgebung zu prägen. Ein gestalterischer Wille stand hinter diesen Gebäuden. Dieser Wille ist oft noch erahnbar. Der Gegensatz zwischen ursprünglichem Anspruch und heutigem Zustand bzw. die ausreichenden Maßnahmen nach dem Krieg, die bis heute weder ins Befriedigende, noch ins Gute geholt wurden, das finde ich ärgerlich. Bei fast keinem Gebäude hat man es geschafft, etwas Neues mit dem Alten so zu verbinden, dass es wirklich gut aussieht. Diese Gebäude erfüllen heutzutage den pragmatischen Aspekt der Architektur, teilweise aber kaum noch den ästhetischen Aspekt (obwohl dieser durchaus vorhanden war).


    Midas Beispiel mit den Stadthöfen ist das perfekte Positivbeispiel. Ohne auf totale Rekonstruktion zu setzen, hat man es geschafft ein Gebäude zu revitalisieren das vorher (wie meine anderen Beispielen) in einem notdürftigen/ausreichenden Zustand verharrte, zu einem kleinen Highlight zu machen. Hierbei ist man taktvoll vorgegangen und hat die Ausstrahlungskraft wiederbelebt, ohne dogmatisch Millimeter um Millimeter des Orginalzustandes zu kopieren. Genau dieses Verfahren würde ich mir auch für die anderen Gebäude wünschen, die heutzutage noch im Zustand sind, wie es der Stadthof vor der Revitalisierung war.


    Und nein, eine Stadt die in so riesigem Ausmaße zerstört wurde, muss diese Wunden nicht in alle Ewigkeit 1 zu 1 nach außen tragen. Jeder der einmal durch die Innenstadt läuft wird allein schon durch die Nachkriegsneubauten mitbekommen, was hier geschah und sonst haben wir nicht umsonst ein so aussagekräftiges Mahnmal wie die St. Nikolai, die sogar auch noch ein Museum über Zerstörungen im zweiten Weltkrieg behaust. Mit diesem Argument gegen die Rekonstruktion/Revitalisierung/Reparatur der sonst noch erhaltenen, aber beschädigten, wichtigen innerstädtischen Gebäuden zu argumentieren finde ich nicht sehr überzeugend. Bist du gegen die Revitalisierung der Stadthöfe? Weil damit Geschichte ''verfälscht'' wird?


    Fuer solche Projekte der 'Rekosntruktion' (...sonstiger Begriff...) gaebe es in Hamburg noch reichlich weiteres Potenzial und es waere mMn auch wuenschenswert.

    Exakt auch meine meine Meinung, ob meine hier gelisteten Beispiele nun eine hohe Priorität genießen, das bleibt natürlich zur Diskussion offen.

  • ..und ganz tragisch ist, was aus dem Kontorhaus Klosterburg wurde. Fenster mit Nike zugeklebt und ist bis zur Unkenntlichkeit umgebaut worden


    ^^ Allerdings! Nur lassen sich hier in meinen Augen Architektur und Staedtebau nicht sinnvoll von einander trennen. Auch wenn ich an-und-fuer-sich deiner Meinung bin, wuerde ich es mir als Investor dreimal ueberlegen ob ich an einem solchen Haus mehr als das Noetigste mache.



    Bild: Google Street View


    Welchen Sinn macht es Millionen in (zugegeben schoene) Details zu investieren, solange das Haus an einer haesslichen Verkehrsschneise steht mit Waschbeton-U-Bahn-Eingaengen davor. Der Globushof war einmal (mit) ein Eingang vom Hbf zur Innenstadt. Technisch ist es das immer noch, aber stadtraeumlich wird der Bau vom Un-Raum rund um den Hbf zemlich entwertet.

  • 6. Semperhaus in der Spitalerstraße
    früher
    heute
    Natürlich handelt es sich bei den Vorschlägen um Fiktion, warum in aller Welt sollte man als profitorientierter Investor in eine optische Aufwertung investieren? So etwas wird wohl kaum mehr Leute anziehen, erst recht nicht wenn man nur einzelne Gebäude bearbeitet. Für die Optik wäre es natürlich schön, grade wenn man Architektur begeistert ist, so wie wohl die meisten von uns hier.

  • Wo wir hier grad so schön am Meckern sind, hab da auch noch was, auch wenns nicht direkt zum Thema Rekro passt.


    DAS HIER regt mich jedes mal auf, wenn ich dran vorbei laufe. Das alte Eingangsportal lässt den hässlichen grünen Klinker auch nicht schöner werden.


    Ach ja, falls wer ein altes Foto von dem Kontorhaus hat, was da mal stand, gern her damit. Find irgendwie nichts, auch nicht zum Abriss – kann ja noch nicht all zu lang her sein, 80/90er?


    Edit: Noch ein Vorschlag zum Wiederaufbau, der linke Giebel am Landgericht:
    heute
    Vorkriegszustand

    Einmal editiert, zuletzt von HH_Jung ()

  • Gewerkschaftshaus / Besenbinderhof

    Ästhetisch interessant der Kontrast was auch hier das fehlende Dach ausmacht:


    Einmal editiert, zuletzt von FritzTheBat () aus folgendem Grund: Bild falsch eingefügt

  • Ach ja, falls wer ein altes Foto von dem Kontorhaus hat, was da mal stand, gern her damit. Find irgendwie nichts, auch nicht zum Abriss – kann ja noch nicht all zu lang her sein, 80/90er?

    Habe leider kein deutliches Bild gefunden, habe aber ein Bild aus der Vorkriegszeit entdecken können: http://www.hamburg-bildarchiv.de/XAA2461.jpg.

    Es handelt sich dabei um das mittlere, hellere Gebäude.


    Das linke (das Schulgebäude) wurde für eine Verwaltung der HGW (Gaswerke) ende der 50er (+-) abgerissen.

  • Und wenn wir schon von Rekonstruktionen reden:


    Die Sparkasse am Jungfernstieg 4-5 und Reesendamm 3 wäre wirklich ein Kandidat. Das Gebäude bestand vor 1929 aus 2 Gebäuden, nämlich 2 Nachbrandgebäude. Der heutige Fölschblock und der Block daneben (zur kleinen Alster hin) wurden nach dem Großen Brand nach Klassizistischer Art wieder aufgebaut. Später wurden einige dieser Gebäude zum Rathausmarkt hin abgerissen (für das Rathaus-Hotel zBs). Die Gebäude am Reesendamm/ecke Jungfernstieg wurden 1929 umgebaut und bekamen eine neue Fassade. Außerdem wurden sie zusammengefügt. Eine Bekleidungsgeschäft zog ein. Später kam dann noch Woolworth rein.

    Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau leicht beschädigt und wurde wieder hergestellt. Der Block daneben jedoch wurde komplett zerstört.

    Um 1956 wurde die zweite Fassade durch die dritte (und heutige) ersetzt.

    Um 1982 war Wormland drin (ab wann und bis wann weiß ich nicht), und dann kam irgendwann die Sparkasse.

    Auf jeden Fall eine abwechslungsreiche Geschichte. Auch wenn es schon oft umgebaut wurde (und nicht unter schutz steht), ist es eines der letzten Nachbrandgebäude in diesem Teil der Altstadt.

  • Ich musste gerade etwas feststellen


    zum Beitrag Neues Gesundheitsamt / Geesthof war mir nicht bewusst, dass es eine Teilrekonstruktion ist!


    So sah das Gebäude früher aus

    https://www.mein-altes.hamburg…/das-neue-gesundheitsamt/


    So sah das Gebäude vor der Sanierung aus:

    https://de.m.wikipedia.org/wik…dheitsamt.Fassade.wmt.jpg

    https://goo.gl/maps/vGeqeHXcAKPWusY2A


    Man erkennt, dass der ganze Dachbau fehlte und wiederhergestellt wurde

    https://upload.wikimedia.org/w…samt_HH-Mitte_%283%29.jpg

    https://hellomonday.de/immobil…ellomonday%20%282%29.webp