Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau


  • Damit wird das Schloss wohl unabhängig vom Spendeneingang äußerlich fertiggestellt. Lediglich die oberhalb der Attika vorgesehenen Figuren wären dann noch ausstehend.


    Das war aber schon seit langem kein Geheimnis mehr. ;) Alle Rekonstruktionsarbeiten sind bereits vom Bund vorfinanziert und befinden sich zurzeit in der Ausführung. Man kann das ja schlecht in Etappen machen und immer mal wieder alles stoppen, wenn das vorhandene Spendenkontingent ausgeschöpft wurde. Dann würde sich die Fertigstellung, die fest nächstes Jahr eingeplant ist, bis in alle Ewigkeit ziehen.
    Was mich nur etwas wundert:
    Da fehlen allerdings zwei Figuren, wenn nur 26 in Auftrag gegeben wurden.
    Der Schlüterhof zählt 16 Kolossalfiguren, Portal III zählt 4 Kolossalfiguren und die Kuppel zählt 8. Das sind alle Figuren, die bei Eröffnung definitiv aufgestellt sein sollen, und das sind insgesamt 28.
    Vielleicht wurde davon aber Antinous, der ja bereits fertig ist, abgezogen und womöglich eine weitere Statue, die ohne unser Wissen bereits ebenfalls fertiggestellt wurde. Die Figuren sind nämlich schon seit Jahren in Planung und Umsetzung. Das bedurfte viel Vorlauf. Das exakte Aussehen der Figuren, von denen man oft nur wenig Bildmaterial besaß, musste ja erst einmal recherchiert und rekonstruiert werden. Auch ein Grund warum man nicht Etappenweise vorgehen kann.

  • Nein, so klar war das bisher nicht.


    Der Schlüterhof zählt 16 Kolossalfiguren, Portal III zählt 4 Kolossalfiguren innen und 6 außen, die Kuppel fehlt, würde ich denken.

  • Doch, das war klar, wenn man sich über Jahre hinweg regelmäßig über das Projekt informiert hat und eins und eins zusammenzählen kann. ;) Es wurde nämlich schon im Laufe der letzten Jahre, für jeden einsichtlich in detaillierten Unterlagen, die verschiedenen Aufträge an verschiedene Firmen vergeben. Mittlerweile sind längst alle Rekonstruktionsarbeiten in Arbeit. Seit neuestem auch die Durchfahrten aller Portale bis auf Portal I.


    Portal III wird, so weit ich weiß, erst mal nicht die inneren Statuen erhalten. Sie sind aber weiterhin geplant. Mir ist auch nichts von den beiden Statuen, die außen die Balustrade des Portals schmücken, bekannt.
    Die Statuen der Kuppelbalustrade sind hingegen fest geplant und finanziell gesichert, da sie in den Spenden zur Kuppel inbegriffen sind.

  • Wenn man die Geschicht des Schlosses betrachtet, in der fast immer irgendwas angebaut, umgebaut oder erneuert wurde (z.B. die Schäden nach der Revolution 1918) dann kommt es gar nicht darauf an, ob noch ein paar Statuen fehlen oder wie gestern veröffentlicht https://berliner-schloss.de/bl…ffnung-von-2019-bis-2021/ die Eröffnung nicht als ganzes sondern nur schrittweise erfolgen kann.


    Wenn ich das richtig verstanden habe kann es sogar sein, dass ein Teil der Portale (III u. IV) wegen der U-Bahnbaustelle 2019 noch nicht durchgänig sein weden.


    Insgesamt wir das rekonstruierte Schloss wohl in einem viel besseren äußeren Zustand sein als je zuvor als Original. Die Fassade war ja nach einigen Jahrzehnten inmitten einer Industriestadt selbst im Schlüterhof https://i.pinimg.com/originals…ce0e0772414d1d0efed2f.jpg ziemlich geschwärzt.

  • Ja, stimmt, Antinous und Borussia sind beide bereits fertiggestellt. Mit den restlichen 26 in Planung ergibt sich dann die 28, die Zahl die mir bisher bekannt war.

  • Am Montag beginnt der Umzug der Großobjekte aus den Museen Dahlem ins künftige Humboldt Forum: https://www.rbb24.de/kultur/be…transport-blum-farke.html
    Demnach werden Südseeboote, Wohnstätten und Häuser durch ein großes Loch in der Wand hineingeschoben. In zwei "Etappen" soll dies zunächst bis zum 15. Juni und dann wieder Anfang, Mitte Juli erfolgen.


    Abgebildet ist dort auch eine bereits abgerüstete Fassade.

  • ...das DDR-Staatsratsgebäude mit dem dort eingebauten Schlossportal IV ("Karl-Liebknecht-Portal“), welches es zukünftig zwei Mal geben wird. Das doppelte Schlossportal ist ein Kuriosum der Berliner Baugeschichte. ..


    Das hab ich hier schon vor 5 Jahren gesagt und wurde fast gesteinigt.
    Wahrscheinlich hilft da nur ein Abriß des Staatstratgebäudes.:cool:
    Ich halte diesen Sachverhalt (das doppelte Portal und dann noch die Kopie in der Kopie) für einen ziemlichen Gau und nicht für ein Kuriosum. Ein weiteres Indiz für die historische Beliebigkeit unserer Zeit.

  • Ich halte diesen Sachverhalt (das doppelte Portal und dann noch die Kopie in der Kopie) für einen ziemlichen Gau und nicht für ein Kuriosum.


    Das ist kein Gau. Es zeigt vielmehr, wie verrückt Geschichte sein kann. Die Architektur zeigt ein Abbild der Berliner Geschichte und der deutschen Geschichte. Berlin hat durch die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts (insbesondere durch die Teilung) eine Geschichte vorzuweisen, die einzigartig ist.


    Während der Teilung wurde jedes Kulturinstitut verdoppelt. So gab es ein Opernhaus im Osten und ein Opernhaus im Westen. Ein Sinfonieorchester im Osten und ein Sinfonieorchester im Westen usw.. Jede Einrichtung musste es zweimal geben, da die Stadt geteilt war. Die Teilung ist mittlerweile überwunden. Und die Entwicklungen haben dazu geführt, daß es heute das Portal IV zweimal gibt.

  • Uralte Debatte. Das Liebknechtportal ist beim "Wiederaufbau" in vielen Details verändert worden. Es ist kaum mehr als eine Reminiszenz. Zumal Portal IV dem Lustgarten zugewandt ist.
    Wenn überhaupt, dann ist es übrigens ein Zeichen für die "historische Beliebigkeit" Anfang der 60er Jahre. Ein hier und da verändertes Portal an einem ahistorischen Standort in ein ansonsten stilfremdes Gebäude einzufügen, weil irgendwer irgendwas davor ausgerufen hat.
    Der Wiederaufbau unserer Tage ist dagegen historische Akkuranz im besten Sinne.

  • Das Liebknechtportal ist beim "Wiederaufbau" in vielen Details verändert worden.


    Da muss ich jetzt nachfragen. Welches ist das veränderte Portal? Wenn ich dich richtig verstehe, dann ist das "alte" Portal am Staatsratsgebäude verändert. Und das "neue" Portal am Humboldt-Forum ist originalgetreu.


    Das würde bedeuten: das alte Original ist nicht mehr originalgetreu. Und die nicht originale, neue Kopie ist originalgetreu.

  • Welches ist das veränderte Portal? Wenn ich dich richtig verstehe, dann ist das "alte" Portal am Staatsratsgebäude verändert. Und das "neue" Portal am Humboldt-Forum ist originalgetreu.


    Genauso ist es.

  • ^ Ich hatte die Ironie sehr wohl verstanden.


    Wenn du das doppelte Portal als Indiz für historische Beliebigkeit betrachtest, dann bitte ich dich, einen Alternativvorschlag anzubieten.


    Wie hätte man es besser machen sollen? Das alte Liebknechtportal aus dem Staatsratsgebäude herauslösen und wieder ins Humboldt-Forum integrieren? Mit was hätte man dann die neu entstandene Lücke im DDR-Staatsrat schließen sollen?

  • Ja, vor allem weil Camondo der erste gewesen wäre, der völlig außer sich vor Wut über die abermalige Zerstörung der DDR-Architetur gewesen wäre.


    Nein, die Camondo-Lösung wäre schlicht der Verzicht auf den Wiederaufbau des Stadtschlosses gewesen. Wissen wir ja alle. Da er sich damit aber nicht abfinden kann, muss man eben jede sich bietende Gelegenheit nutzen, das Schloss negativ darzustellen.


    Dass an dem Portal im Staatsratsgebäude kaum etwas original ist, sei da geschenkt. Denn mit Ausnahme einiger Plastiken, die auch zum Teil noch völlig falsch und ahistorisch ergänzt wurden, ist das gesamte Portal eigentlich auch im Staatsratsgebäude eine Rekonstruktion mit vielleicht 20 bis 30 Prozent Originalsubstanz. Ein Abriss und eine Integration ins Schloss wäre daher sehr schwer vermittelbar gewesen, gerade weil der Bau auch ein wichtiger Zeuge der Geschichte ist und anders als beim Palast der Repubik oder dem DDR-Außenministerium eine Integration dieses Baus in die aktuelle Stadtplanung problemlos möglich ist.


    Ich finde es extrem schade, dass man sich nach all den Jahren nicht mal auf den Wiederaufbau des Stadtschlosses freunen kann. Man sieht schon jetzt, wie der Bau als wichtiger Bezugspunkt für die gesamte historische Mitte dem gesamten östlichen Teil der Berliner Mitte seinen städtebaulichen Kern zurück gibt. Dazu kann man zu dem Bau stehen wie man will, aber die künstlerische Leistung bei der Rekonstruktion der Fassaden ist bemerkenswert. Dass man dies versucht und so gut hin bekommen hat, ist beinahe ein Wunder.


    Das Schloss wird ein riesiger Erfolg werden, städtebaulich, architektonsich, auch touristisch und ästhetisch. Dass mittlerweile ein großer Teil der Spender aus Berlin selbst kommt, zeigt, dass auch die Berliner das Potential dieses Projekts sehen. Wie bei der Frauenkirche wird bereits kurz nach der Eröffnung das Schloss zum selbstverständlichen Teil der Innenstadt werden und in 10 Jahren wird sich niemand mehr vorstellen können, dass es einmal nicht da gewesen sein soll.