Architektur classic (Stuttgart und Region)

  • Architektur classic (Stuttgart und Region)

    Die Liederhalle, ein architektonisches Meisterwerk der 50iger Jahre.


    1956 wurde die neue Liederhalle nach Plänen von Rolf Gutbrod und Adolf Abel fertiggestellt. Die drei unterschiedlich geformten und unterschiedlich großen Saalbauten gruppieren sich locker um ein niedriges Foyer mit Restaurant. Jeder Saal tritt nach außen mit eigenständiger Fassade in Erscheinung.


    Ansicht von Westen, von der Breitscheidstraße aus. In dem dem aufgeständerten Bauteil links befindet sich der eher konventionelle, fast rechteckige Silchersaal, mit einer Fassade aus Keramikplättchen:




    Auf dem Niveau des Berliner Platzes befindet sich unter dem großen Vordach der Haupteingang. Darüber sieht man die Sichtbetonfassade des Beethovensaales und recht die Mosaikfassade des Mozartsaales:




    Blick zum fünfeckigen Mozartsaal. Die Fassade besteht aus einem Mosaik aus Quarzitplättchen in unterschiedlicher Größe und Farbe:




    Silchersaal und Haupteingang:




    Das im Innern zweistöckige Foyer verbindet als flacher Bauteil, der auch das Restaurant beinhaltet, die unterschiedlichen Sääle.




    Über dem Haupteingang die strukturierte Sichtbetonfassade des Beethovensaales:




    Blick vom Berliner Platz zum Haupteingang der Liederhalle. Links erkennbar die Erweiterung von 1991 mit dem Hegelsaal (Architekt: Wolfgang Henning). Architektonisch eine Enttäuschung, kein Vergleich zum Original:




    Die kunstvolle Fassade des Mozartsaales zur Schloßstraße hin:




    Ansicht von der Schloßstraße mit Mozartsaal links, dem Restaurant und darüber der Beethovensaal:






    Eine Komposition unterschiedlicher Baukörper, Ansicht von der Schloßstraße:




    Die gerade Rückseite des Beethovensaales zeigt zur Büchsenstraße hin ein Sichtbetonfassade mit vielen kleinen Lichtöffnungen. Im Innern zeigt den konvex und konkav gekrümmte Saal einen eleganten Schwung mit der vom Boden aufsteigenden Empore.




    Fassadendetail an der Nordseite:




    Ein architektonisches Gesamtkunstwerk mit sehr vielen unterschiedlichen Details und spannenden Raumsituationen innen. Die Nachkriegszeit hat durchaus spannende und richtungsweisende Architektur in Stuttgart hinterlassen.

  • Die Kunstvolle Fassade (des Mozartsaales) und Klinker beißen sich in meinen Augen. Die Gesamtkomposition erkenne ich aber als Meisterwerk an! Mutig, individuell, dynamisch! Auch die Aufteilung der Baukörper, sowie die Einbettung des KKL in den Berliner Platz & in das Bosch-Areal sind gelungen!

  • Irgenwie zeitlos: der Landtag in Stuttgart

    Ein zeitlos schöner Solitär im Kontrast zu früherer Architektur drumherum. Architekten waren Erwin Heinle und Horst Linde nach Entwürfen von Kurt Viertel, errichtet wurde es von 1959 bis 1961.




    Viel Leben an einem schönen April-Tag um das Landtagsgebäude:




    Das dunkle Landtagsgebäude und das Stuttgarter Opernhaus. Im Bereich der Wiese hier entsteht derzeit das Bürger- und Medienzentrum des Landtages, eingegraben unter die Oberfläche mit einer großen runden Öffnung mit Sitzstufen nach unten. Architekten: Henning Larsen Architects aus Kopenhagen




    Der Landtag und das Neue Schloss:




    Momentan wird das Gebäude durch Staab Architekten modernisiert, die auch den bayrischen Landtag im Maximilianeum in München umgestaltet haben. Der Plenarsaal wird dann über Oberlichter Tageslicht erhalten.




    In der Fassade spiegelt sich der Turm der Musikhochschule:




    Einblick in das doppelstöckige Plenarsaalfoyer:




    Die Fassade ist schon in die Jahre gekommen, wird ja aber momentan modernisiert.




    Das Erdgeschoss ist etwas zurückgesetzt. Der Bau wurde als Stahlskelettkonstruktion ausgeführt:




    Blick vom Turm der Musikhochschule auf den Landtag und das Kunstgebäude. Während der bis 2016 dauernden Umbauzeit tagt der Landtag im Kunstgebäude:






    Blick vom Turm des Hauptbahnhofes auf Stuttgart und das Haus des Landtages. Den Fernsehturm halte ich für ein ähnlich zeitlos gelungenes Bauwerk:



    Die Aufnahmen stammen hauptsächlich aus dem Jahr 2006, das zweite Bild wurde 2011 aufgenommen, das letzte 2005.

  • Commerzbank Stuttgart

    1972 wurde diese Bankgebäude neben der Stiftskirche nach Plänen von Kammerer und Belz fertiggestellt. 1973 wurde es mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet.


    Mal eine Gelegenheit ein Zusammenstellung dieses Preise für Stuttgarter Bauwerke bzw. Architekten vorzunehmen:


    1971 ging der Preis auch nach Stuttgart für die Wohnbebauung im Lauchhau von Wolf Irion. 1973 wie gesagt die Commerzbank. Danach ging der Preis nicht mehr nach Stuttgart, aber mehrmals an Stuttgarter Architekten:


    1977 an Behnisch und Partner für ein Alten- und Pflegeheim in Reutlingen,
    1989 an Auer und Weber für das Landratsamt Starnberg,
    1993 wieder an Behnisch und Partner für den Bundestag in Bonn,
    2001 folgten wiederum Auer und Weber für das Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen.
    2013 an LRO-Architekten für das Kunstmuseum Ravensburg.


    Natürlich gab es dann noch etliche Auszeichnungen und Anerkennungen.


    Den Hugo-Häring-Preis erhielt das Bankgebäude ebenfalls.


    Blick von der Stiftstraße zur versteckt liegenden Commerzbank am Fruchtkasten:






    Das Gebäude spricht die architektonische Sprache der 1970iger Jahre, die zur Zeit wenig wertgeschätzt wird. Die dunkle Fassade und Dach bilden eine Einheit. Die spiegelnden Fensterbänder sind darin flächenbündig eingefügt:




    Auffälligstes Merkmal ist der verglaste Treppenturm mit Wendeltreppe:








    Das Gebäude wirkt zurückhaltende, die historische Umgebung spiegelt sich vielfach in den Glasflächen:












    Ein Schattenspiel auf dem Nachbarhaus:




    Eine Spiegelung des eigenen Gebäudeschattens:




    Zu recht wie ich finde wurde das Gebäude jetzt unter Denkmalschutz gestellt.

  • Find ich nicht. Es gibt gelungene Kontraste (selten) und solche.
    Weniger architektonisch mißlungen, weil der Bau an sich unter seinesgleichen relativ wertig und inspiriert wirkt. Aber er ist komplett fehl am Platze. Das Stuttgarter Zentrum verfügt nur noch sehr lückenhaft über Altbauten. Wobei der Schillerplatz, zu dem die andere Seite des Fruchtkastens gehört, (mit) das besterhaltenste Ensemble ist. Dann hätte man nicht auch noch anfangen müssen, zwischen Fruchtkasten und Stiftskirche einen modernen Keil zu treiben.


    Kommt ja auch kein Freund historischer Gebäude auf die Idee, ins Europaviertel ein Holzfachwerkhaus zu setzen. Ließe sich architekturfloskelnd genauso beweihräuchern: Bindeglied von alt und neu, welches ebenso die Geschichte der Stadt spiegelt und architektonisch ins Bewußtsein ruft, wo die Wurzeln liegen. Dazu ein wohltuender architektonischer Ausgleich zur eher kühlen Büroarchitektur, von welchem nicht zuletzt diese profitiert. Blabla.

  • Oftmals finde ich moderne Gebäude in historischer Umgebung völlig fehl am Platz, hier aber ist der Gegensatz gelungen. Das liegt sich auch am Maßstab des Neubaus, der den des Umfeldes aufgreift. Die Spiegelungen schaffen einen spannenden Dialog zwischen zwischen den Bauten der unterschiedlichen Zeitepochen. Diese Art der Einbindung moderner Architektur in ein historische Umfeld war auf diese Weise 1972 noch sehr neu in der damaligen Zeit, nicht umsonst gab es dafür ja auch bedeutenden Architekturpreise. Der Bau diente als Vorbild für viele Bauten, die auf ähnliche Weise (mittels Spiegelungen) eine Einbindung versuchten. Meistens wurde das nicht so erreicht und die Nachahmer entwerten dadurch auch den Vorreiter (vgl. Architektur nach 1945 in Baden-Württemberg).


    Dein Vergleich mit dem Fachwerkhaus halte ich für Unsinn. Eine Stadt befindet sich einfach immer im Wandel, wobei dann die jeweilige Zeit Spuren ihrer architektonischen Auffassung hinterlässt.


    Heute würde man hier anders Bauen. Diese Art der Architektur war damals neu und sicher auch futuristisch, aber ist eben auch ein Kind seiner Zeit geblieben. Und gut Beispiele wie die Commerzbank sollten auch erhalten bleiben und nicht durch den aktuellen Zeitgeist zerstört werden.


    Heute werden andere scheinbar zukunftsweisende Architekturen bejubelt (siehe Z-ZP oder Cloud NO. 7), denen ich jetzt schon eine kurz Halbwertszeit vorhersage.


    Vielleicht hätte man 1972 hätte es das Architekturforum schon gegeben, von einem mutigen Entwurf gesprochen, einem Mut der heute hier oft als fehlend beklagt wird.

  • Hab ja angedeutet, daß er Bau an sich Qualitäten hat. Wenn die Aufgabe lautete, in diese Umgebung ein modernes Gebäude zu pflanzen, dann wurde die Aufgabe immer noch besser gelöst als allzu oft. Den Vorwurf mache ich daher am wenigsten den Architekten, sondern der Stadt, daß sie es zugelassen hat.


    Man stelle sich vor, solche Bauten wären durchweg im Hospitalviertel (ebenfalls S-Mitte) entstanden und neben Fruchtkasten und Stiftskirche wäre dafür historisierend gebaut worden... Dann hätte Stuttgart gleich zweimal gewonnen als einmal verloren. Dann wäre vielleicht der häufig vernehmbare Ruf Stuttgarts als häßliche Stadt längst passé. Ich teile diesen Ruf nicht, er scheint jedoch zumindest außerhalb der Stadt herrschendes Klischee, auch wenn es sich dabei ganz überwiegend um Architekturlaien handelt. Auch diese bilden sich eine Meinung, welche per se nicht mehr oder weniger wert ist.

  • Man stelle sich vor, solche Bauten wären durchweg im Hospitalviertel (ebenfalls S-Mitte) entstanden und neben Fruchtkasten und Stiftskirche wäre dafür historisierend gebaut worden... Dann hätte Stuttgart gleich zweimal gewonnen als einmal verloren. Dann wäre vielleicht der häufig vernehmbare Ruf Stuttgarts als häßliche Stadt längst passé. Ich teile diesen Ruf nicht, er scheint jedoch zumindest außerhalb der Stadt herrschendes Klischee, auch wenn es sich dabei ganz überwiegend um Architekturlaien handelt. Auch diese bilden sich eine Meinung, welche per se nicht mehr oder weniger wert ist.


    Ich glaube der Reiz dieses Gebäude liegt gerade darin, dass es im historischen Umfeld steht, gerade in der Spannung die dabei entsteht. Als weiteres Haus unter ähnlichen wäre es belanglos.