Leipzig: Innerer Osten (außer ZOB und Krystallpalast-Areal)

  • ^ Ich finde, wenn die Verkleidung noch kommt, kann man aufgrund der Lage an einer (wenn auch innerstädtischen) Ausfallstraße und der Tatsache, dass man damit einen Baumarkt verdeckt, doch durchaus damit Leben. Ich finde, das ist gestalterisch vielleicht banal, aber mit den Riemchen in der Sockelzone, den Rundungen und den Fensterbändern mit Gesimsen eben schon deutlich mehr als gar nichts, wie man es bei Gewerbebauten in solcher Lage auch desöfteren sieht. Mehr Stockwerke, vielleicht auch nur als Eckausprägung an der Kreuzung, hätten dem Gebäude aber in der Tat gut getan.

  • Im Prinzip sind die horizontale Gliegerung und die abgerundeten Ecken ja gar nicht so schlecht. Was ich mit Bananlität meinte ist eher die Tatsache, dass diese Gestaltung ohne Unterbrechung über die ganze lange Fassade durch rauscht (was gerade durch die Abrundungen noch verstärkt wird). Eine Gliederung bzw. unterschiedliche Höhen hätten dem Baukörper sehr gut getan...

  • In der Wintergartenstraße gibt es erste Eindrücke der abgerüsteten Fassade bei den LWB-Neubauten.





    Der Telekom-Neubau hat jetzt seine finale Gestalt. Durch die Verkleidung der Technik auf dem Dach bekommt das Gebäude eine mE doch noch akzeptable Höhe.





    Bilder: Cowboy

  • Die Neubauten in der Wintergartenstraße sind meines Erachtens, richtig gut geworden. Das Volumina ist den Altbauten angepasst und verändern das Raumgefüge positiv. Auch ist die Farbgebung und die Herausordnung des EGs positiv. Nur kann ich die Tendenz zu den verschobenen Fenster- wie Balkon-Raster immer nicht so ganz nachvollziehen.


    Grundsetzlich hat man bei den Bildern von 'Cowboy' aber auch den Eindruck, hier würde sich eine Fußgängerzone bzw. eine Erweiterung der Innenstadt befinden. Vielleicht knüpft man durch die dichtere Bebauung und kommenden Einzelhandel tatsächlich etwas an die ehemalige Geschäftigkeit an.

  • ^
    ja, dieser neue und bald wesentlich belebtere Stadtbereich hat die Qualität einer schönen Fußgängerzone verdient.


    Nimm den Platz "Hahnekamm":
    - bis vor einigen Jahren wilder Schlammparkplatz
    - seit einigen Jahren baulich gefasster Parkplatz
    - zugeparkte schmale Straßen
    - kaum Geh / Radbereiche
    - keine Platz(aufenthalts)fläche
    - bald geschlossene Platzkante
    - bald viele Hundert neue Bewohner mit dort bereits vorhandenem ÖPNV


    Und nun stelle man sich die Option vor:
    - die technische Möglichkeit, den Schleichweg Luxemburgstr. - Querstr. - Augustusplatz entfallen zu lassen
    - Umwandlung der Straßen und Platzfläche in eine Freifläche (Entfall Parkierung)
    - EG-Zonen (vom noch fehlenden Eckhaus "Karls Hof) mit Gastronomie - Freisitzqualität
    - Platzgestaltung, gern auch mit Kinderspielplatz
    - akustisch ein Ruhepunkt (ÖPNV wird nicht immer so laut bleiben)
    - Fußwegbeziehung zum Hbf


    Das hätte die Straße verdient!

  • ^ absolut! In dem neuen angerenzende Viertel soll ja auf das Auto als Mittel der Mobiliät verzichtet werden. Und da es die Nähe zur Innenstadt nahe legt, könnte ich mir hier auch eine Art Verkehrsberuhigte Zone vorstellen.


    Zum Beispiel die Luxemburg-Str. ab der Hofmeisterstraße für den Durchgangsverkehr schließen um damit die Autofahrer auf den Ring oder Mittleren Ring zwingen. Das Dreieck von Quer-, Wintergarten-, und Schützenstraße könnte man komplet als öffentlichen Fußgängerraum erschließen und gestalten. Auf dem "Hahnekamm-Platz" ließen sich etwa Wochenmärkte initiieren. Die Gewerbeflächen der umliegenden Gebäude könnten die Nahversorgung organisieren. Gastronomie die Aufenthaltsqualität steigern.


    Der Lindenauer Markt wäre da ein Beispiel. Man könnte dort aber ruhig einen Schritt weitergehen. Es würde das Viertel in der Qualität sicher stark steigern. Mehr Mut wäre seitens der Stadt gefragt, wenn man sich weiter positiv als eine "Grüne Stadt" etablieren will. Vor allem im Kontext einer wachsenden Stadt.

  • "Grüne Städte"...das sind eher Elitenprojekte von Leuten, die vielleicht gut verdienen, aber keine Ahnung von Wirtschaft haben. Die hintere Rosa-Luxemburg-Strasse ist einer der größten Bürostandorte des Zentrums mit Listbogen, Industriepalast und Atrium. Hinzu kommen die Arbeitsplätze der Telekom. Diese sind vorwiegend Einpendler, die mit dem Auto kommen, da gerade die Telekom am neuen Standort Mitarbeiter konzentriert, die vorher in Regionalstellen wie Gera oder Zwickau tätig waren. Ich sehe hier eher eine Benachteiligung der Stadt gegenüber denjenigen die aufs Einpendeln mit dem Auto angewiesen sind. Man möge mir bitte nicht etwas von P+R (Wo sind denn die attaktiven P+R-Plätze mit den dichten Taktungen in die City?) oder S-Bahnfahren vortragen. Um Leipzig herum ist nach wie vor sehr, sehr viel extrem strukturschwaches Gebiet. Die Mehrheit der Pendler ist auf das Auto und einen entsprechend günstigen Stellplatz zwingend angewiesen. Von autoarmen oder gar -befreiten Zonen halte ich daher wenig. Wochenmärkte, Freisitze und Gastronomie nützt einigen wenigen gut verdienenden gentrifizierten Anwohnern, ökonomisch bringt das für die weite Fläche eher Nachteile. Sie kommen nur einem kleinen Teil der Stadtbevölkerung zu Gute. Um für das Umland Leipzig als wirtschaftlichen Fixpunkt nutzbar zu halten, muss man dann aber auch zu seinem Job kommen dürfen. Wer deswegen nun Lärm und Dreck fürchtet, dem sei gesagt, dass man in der Innenstadt einer Großstadt eben nicht leben kann wie in einer provencalischen Kleinstadt. Zieht man die Ruhe vor, dann empfehle ich den Umzug nach Pegau, Groitzsch oder Altenburg.

  • ^^ Ich weiß nicht, für eine Fußgängerzone erscheint es mir noch zu früh.


    Die Gegend hat die sehr große Chance, sich zu einem quirligen Quartier mit sehr hoher Wohn- und Aufenthaltsqualität zu entwickeln. Gerade die Rosa-Luxemburg-Straße sehe ich da mit riesigem Potenzial (ich sehe vor meinem geistigen Auge ein Café oder Bistro an der Spitze des Argenta-Areals mit vielen kleinen Tischchen draußen (à la Paris). Aber noch ist es nicht so weit - erstmal muss der Rest bebaut werden und sich dort die geplanten Gewerbe- und Gastronomieflächen etc. auch etablieren. Ich würde mit einer Fußgängerzone auf jeden Fall warten, bis das passiert und das neue Quartier angenommen ist.


    Durchgangsverkehr und Schleichwegefahren könnte man in der Zwischenzeit vielleicht auch mit anderen Mitteln eindämmen.

  • ^
    bei der LWB-Bebauung gefällt mir dieses Hervorspringen des noch unfertig wirkenden Metalls nicht. Sollen das "Balkone" werden? Egal welcher Sinn dahinter steckt, es sieht nicht gut aus. Die EG-Zone ist hingegen gut gelungen.


    Ob sich in dem Bereich eine "Fußgängerzone" etabliert, hängt wohl vor allem davon ab, wie man den Autoverkehr reduziert. Momentan ist es dort als Fußgänger oder Radfahrer oftmals wie Spießrutenlaufen, da die Autos von der Luxemb.-Str. Richtung Querstraße gut und gern zügig durchbrettern. Auch das Schienennetz hat da sicher die ein oder andere Überarbeitung nötig.

  • @ Martin Pohle


    mit Verlaub - das ist eine sehr rückschrittliche Sichtweise. Schau dir heute das Umfeld der Station Hofmeisterstr. an, auch bevor die vielbeschworenen Bürostandorte aktiv wurden/werden - auf jedem Quadratzentimeter werden die Kisten abgestellt. Für Fußgänger und erst recht Kinderwagennutzer eine Tortour - aus reinem Geiz heraus, ein Parkhaus nicht bezahlen zu wollen. Es ist eine Wüste, keine Stadt.


    Falsch ist der Bezug zum Industriepalast und Telekom (und DB AG), die haben größtenteils grundstückseigene Stellplätze. Es sind Innenstadtnutzer, die die letzte Meile zu Fuß gehen, um zu sparen. Auf Kosten der besten Stadtquartiere. Diese Meile können die auch zum S-Bahnhof gehen. Genau für diese überbordende Menge Einpendler ist das Bahnsystem da. P+R Neue Messe ist immer noch ideal, 1000 Stellplätze, davon ca. 70 genutzt, 10er Takt Bimmel, Bs 86, drei S-Bahnlinien, die binnen weniger Minuten im Zentrum sind. Gleichsam gibt es das auch im Süden mehrfach.


    Falsch ist die Behauptung, das würde der Stadt wirtschaftlich nicht helfen. Im Gegenteil. Wirtschaftlich hilfreich ist eine rege EG-Nutzung aus Handel und Dienstleistungen, weil dies Kaufkraft in der Stadt hält, Kaufen zu Fuß/Rad/ÖPNV möglich macht, das Ergebnis steuerlich der Stadt nutzt und die Attraktivität touristisch steigt. Was soll der Eindruck heutzutage sein, wenn sich versehentlich ein Tourist die 500 m vom Hbf dorthin verirrt? Der bekommt einen Eindruck, den LE nicht so von sich haben will.


    Kurzum - von der Stadt für die Stadt (in Latein stehts am Neuen Rathaus so dran) ist das Credo für wirtschaftlichen Erfolg. Wie sich die Einpendler durchschlagen, ist ehrlich gesagt nachrangig, da es jede Menge Alternativen gibt.


    Konkret am Hahnekamm ist das Gros des rollenden MIVs auch Durchgangsverkehr in den inneren Osten / Süden, dafür wurde jedoch nicht umsonst eine B2 gebaut.



    Birte - Klar, die Baumaßnahmen sorgen noch für einige Zeit für Belastungen. Nur besser jetzt die Zukunft denken und planen, damit das anschließend nicht schiefgeht!

  • C. S. - Es ging mir weniger um die Baumaßnahmen an sich als um die Tatsache, dass ein Neubaubereich, der gleichzeitig mit einer Fußgängerzone entsteht, schnell wie eine Retortensiedlung wirken kann. Man sollte m. M. n. nach dem Bau schon etwas abwarten und dann neu bewerten. Dem steht eine zeitnahe Neubespielung des Plätzchens Schützenstraße/Wintergartenstraße/Hahnenkamm ja nicht im Weg.


    Martin Pohle - Ich gehe davon aus, dass die größeren oberirdischen Parkplätze im gesamten Zentrum-Ost in 5 - 10 Jahren ausnahmslos verschwunden sein werden. Alternativen gibt es ja mit dem Parkhaus am ZOB oder ggf. dem ein oder anderen noch zu errichtenden Parkhaus/TG. Falls MA der Unternehmen also tatsächlich derzeit dort parken, sollten sie sich besser schon jetzt darauf einstellen.

  • Und wie soll das geschehen? Beispiel: Mein Mitarbeiter wohnt auf dem Dorf nahe Altenburg natürlich OHNE vernünftigen Nahverkehrsanschluss. Soll man so arrogant sein, und dem Herr mitteilen, dass er zukünftig leider nicht mehr seinem Arbeitsplatz nachgehen kann, da es die Leute alle etwas schöner haben wollen? Das Auto ist für diese Gruppen überlebensnotwendig, hier wird argumentiert, als würden die aus reinem Egoismus sich so fortbewegen. Es ist derzeit nicht möglich, vernünftig aus 40km Entfernung innerhalb einer Stunde nach Leipzig in die Innenstadt unter Nutzung von Auto + ÖPNV zu kommen. Es dauert zu lange, der Umstieg auf langsame Strassenbahnen wäre für mich keine Alternative.

  • @ Martin Pohle
    Aus reinem Geiz heraus, ein Parkhaus nicht bezahlen zu wollen.


    WO gibt es denn die Dauerparklösung für Einpendler in Nähe zum eigentlichen Arbeitsplatz. Für Normalverdiener zu teuer, das hat wenig mit Geiz zu tun.


    P+R Neue Messe ist immer noch ideal, 1000 Stellplätze, davon ca. 70 genutzt, 10er Takt Bimmel, Bs 86, drei S-Bahnlinien, die binnen weniger Minuten im Zentrum sind. Gleichsam gibt es das auch im Süden mehrfach.


    Diese Plätze sind unattraktiv weil die Taktung in die Innenstadt per S-Bahn zu gering ist. Und die Strassenbahn hält an jeder Milchkanne, das dauert zu lange.


    Falsch ist die Behauptung, das würde der Stadt wirtschaftlich nicht helfen. Im Gegenteil. Wirtschaftlich hilfreich ist eine rege EG-Nutzung aus Handel und Dienstleistungen, weil dies Kaufkraft in der Stadt hält, Kaufen zu Fuß/Rad/ÖPNV möglich macht, das Ergebnis steuerlich der Stadt nutzt und die Attraktivität touristisch steigt. Was soll der Eindruck heutzutage sein, wenn sich versehentlich ein Tourist die 500 m vom Hbf dorthin verirrt? Der bekommt einen Eindruck, den LE nicht so von sich haben will.


    Das ist ein lächerlicher Vergleich. Der ökonomische Mehrwert eines (Pendler)Arbeitsplatzes in der City mit 30-60 TEUR Jahreseinkommen ist ja um einiger höher als der von Brigitte aus Bielefeld, die in 3 Tagen 300 EUR in Leipzig läßt.


    Kurzum - ich sehe nicht, welche Alternativen die Einpendelei für normale Arbeitskräfte per Auto ersetzen soll. Dazu ist das S-Bahn-Netz nicht engmaschig genug und es fehlt als ökonomischen Wachstumskernen im Umland. Da bleibt nur Leipzig. Die Stadt tut gut dran, das anzuerkennen und keine kurzsichtige Politik für fahrradfahrendes linksliberales Klientel zu machen, das den Fährnissen des Wirtschaftslebens allzuoft enthoben sind.

  • ^^


    Wie soll man mit der S-Bahn pendeln, wenn man auf dem Dorf wohnt? Ganz einfach, per pedes, per Rad oder per PKW zum geeigneten nächsten S-Bahnhof fahren, einsteigen, ankommen, fertig. Es geht ganz einfach! Schaffen zig Tausend andere auch am Tag. Zum Glück fahren hier Züge von früh bis spät. sogar schnell.


    Für Normalverdiener sollen die Billig-Parkplätze hier zu teuer sein und wenige Zeilen später sind es wertvolle 30 - 60k Verdiener? Was stimmt denn nun, beides auf einmal jedenfalls nicht.


    die Taktung Messe - Innenstadt ist zu gering? Häää? Was sind deine Erwartungshaltungen? Die S-Bahn braucht 6 bis 9 minuten, die Bimmel alle 10 minuten fahrend etwas über eine viertel Stunde?


    Ich hoffe nicht, dass es dein Ernst ist, nur weil man unwillig ist, einen kleinen Punkt des Arbeitstages einem Rhythmus zu unterziehen, dafür die zentralen und wichtigen Stadtgebiete zu Ramsch-Dreckecken verkommen sollen? Nein, das ist keine Option!

  • "Grüne Städte"...das sind eher Elitenprojekte von Leuten, die vielleicht gut verdienen, aber keine Ahnung von Wirtschaft haben.

    Naja - in einer Stadt wie London, wo vor allem die Finanzwirtschaft in einer Art Perversion zelebriert wird, grassiert die "Grüne Welle" ja eher stark. Auch gibt es keinen Alleinanspruch der Wirtschaft auf die Stadt. Eher die Notwendigkeit der Verflechtung. Städtebauliche Konzepte welche ja nicht neu sind, sondern schon seit den 1910er Jahren existieren. Detroit oder Wien?


    Die hintere Rosa-Luxemburg-Strasse ist einer der größten Bürostandorte des Zentrums mit Listbogen, Industriepalast und Atrium. Hinzu kommen die Arbeitsplätze der Telekom.

    Bzgl. meiner Vorstellungen für einen neuen Innern Osten, hatte ich ja keine deiner besagten Bürokomplexe eingeschränkt. Zu- und Abfluß wären ja immer noch über die Brandenburger- wie Erhard-Straße möglich. Für diese Pendler ändert sich nichts.


    Mir ging es eher um den "Hahnekamm-Platz" welcher ein Zentrum für dieses Quartier darstellen sollte. Das vor allem durch Aufenthaltsqualität mit verkehrsberihigter Zone, Nahversorgung, Gastronomie, und etwa Wochenmärkten.


    Ziel sollte es auch in Leipzig sein, solche kleineren "Inseln" im Stadtgebiet zu schaffen. Die Anbindung aus den Vierteln ist zu Fuß oder per Fahrrad zu erledigen. Die Nahversorgung ist ohne große Märkte am Stadtrand möglich. Lebendigkeit im Viertel durch gesellschaftliche Infrastrktur vorhanden. Das schafft gleichzeitig auch Identität und Initiative bei den Anwohnern.


    Alte städtebauliche Konzepte welche eben vor allem in den wirtschaftlich starken Städten immer mehr Raum in der Stadtplanung einnehmen.

  • ^^ Sehe ich genau so. Ergänzend würde ich nochmal hinterfragen, was der Auto-Einpendler der Stadt genau bringt? Er verursacht durch die Benutzung der Verkehrswege und den kostenlosen Parkflächen, die er offenbar erwartet, Kosten, versteuert sein Einkommen allerdings andernorts und sorgt im Gegensatz zu ÖPNV-Pendlern, die unterwegs zu Bus und Bahn vielleicht noch einkaufen oder etwas Essen gehen, für keinen Umsatz in der Stadt. Wo genau ist der ökonomische Mehrwert? Gingen die Arbeitsplätze verloren, weil alle Autoeinpendler solche Unicorns sind, deren Leistungen keinesfalls zu ersetzen wären?


    Es ist im Endeffekt doch genau andersherum: die pauschale Ablehnung sämtlicher Alternativen findet nur deswegen statt, weil das Einpendeln und Parken in Innenstadtnähe noch viel zu einfach und günstig ist. Wir sprechen hier nicht von schlecht erreichbaren Arbeitsplätzen irgendwo im Gewerbegebiet, sondern von hervorragend angebundenen im unmittelbaren Hauptbahnhofsumfeld. Die Stadt tut hier gut daran dies künftig zu erschweren (was durch hedges Vorschläge ja nicht einmal passieren würde), durch etwas längere Fahrtzeiten und Wege würden sich dann vielleicht auch einige der Ansprüche, bloß keine 100 Meter zur Bahn laufen oder mal 10 Minuten warten zu müssen, relativieren. Ich bin gespannt, wie viele "es-geht-nicht-Anders"-Autofahrer dann freiwillig ihren Job aufgeben statt sich schlicht und einfach anzupassen.


    Insofern, Martin Pohle, vielen Dank für diesen Einblick in die Gedankenwelt der 50er, der sich nochmal dadurch manifestiert, dass du dir ähnlich wie in den LVZ- oder Tagesspiegel-Kommentarspalten einfach nicht vorstellen kannst, dass man sich auch gegen ein Auto entscheiden kann, obwohl man sich eines (oder zwei) leisten könnte, nicht ständig Bäume umarmt und Fleisch isst.


    Back to topic: Ich sehe das ähnlich wie hedges, anstatt die Querstraße über die Einbahnstraßenregelung im südlichen Teil als schnellen Schleichweg noch zu fördern, könnte man diese an der Büttnerstraße auch als Sackgasse ausbilden. Die Erreichbarkeit von Parkhaus, Bürostandorten etc. wäre weiterhin gegeben, das Durchgejage durchs Viertel aber unterbunden. Ich denke, sobald die in Bau und Planung befindlichen Bauvorhaben fertiggestellt sind, wird sich diese Entwicklung ganz von Allein ergeben.

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  • ^^
    Wie soll man mit der S-Bahn pendeln, wenn man auf dem Dorf wohnt? Ganz einfach, per pedes, per Rad oder per PKW zum geeigneten nächsten S-Bahnhof fahren, einsteigen, ankommen, fertig. Es geht ganz einfach! Schaffen zig Tausend andere auch am Tag. Zum Glück fahren hier Züge von früh bis spät. sogar schnell.


    Irgendwie möglich ist Vieles. Das heißt aber doch noch lange nicht, dass es für den Einzelnen auf Dauer wünschenswert oder auch nur wirklich praktikabel wäre.
    Das gilt schon selbst innerstädtisch. Wenn z.B. die S-Bahn-Fahrt von Stötteritz nach Grünau rund 30 min. dauert, dazu aber noch je mindestens 10 min. Fußweg + Wartezeit für die Bahn kommen, ist ÖPNV bei praktisch doppeltem Zeitaufwand schnell keine Option mehr. Und dann kommen in der Realität ja gerne noch verkomplizierende Faktoren hinzu - da wird dann noch auf halber Strecke ein Kind in die Kinderbetreuung gegeben oder es gibt eine bestehende Fahrgemeinschaft mit verschiedenen Startpunkten, die gleich mehreren Parteien Zeit (und dann im Vergleich zum ÖPNV schnell selbst Geld) spart.
    Natürlich hat die autoarme bis autofreie Stadt ihren Reiz. Sie passt aktuell aber einfach nicht zur Lebensrealität vieler Menschen.

  • ^ völlig richtig! Das Netz in Leipzig ist gut, bietet dafür noch irre viel Luft nach oben. Das zeigt auch der modal split, welcher seit rund 20 Jahren zwischen 17 und 18,x % hin und her schwankt. Für mehrere der von dir genannten Einschränkungen (die ich unisono erlebe!) nötigt es eine bessere Vernetzung Tram/Bus/SPNV. Und neue Linien.


    Hier im speziellen soll aufgezeigt werden, dass selbst aus persönlichen Gründen der genutzte PKW nicht zwingend dreckeckenerzeugend die wertvollsten Flächen am / im Stadtzentrum zustellt. Auch die Nutzung eines Individual-Verkehrsmittels erfordert ein Stück weit gesamtgesellschaftlich verträgliches Verhalten. Zum Beispiel die Nutzung eines Parkhauses, welche den Anzeigetafeln zufolge nur gaaaaanz selten voll sind.


    Kurzum: Die nötigen Verbesserungen in einem ÖPNV System dürfen nicht als Rechtfertigung herhalten, noch Jahre lang (wie lange eigentlich?) dem Flächenfraß zu huldigen. oder?

  • Insofern, Martin Pohle, vielen Dank für diesen Einblick in die Gedankenwelt der 50er, der sich nochmal dadurch manifestiert, dass du dir ähnlich wie in den LVZ- oder Tagesspiegel-Kommentarspalten einfach nicht vorstellen kannst, dass man sich auch gegen ein Auto entscheiden kann, obwohl man sich eines (oder zwei) leisten könnte, nicht ständig Bäume umarmt und Fleisch isst.


    Es steht doch nun wirklich jedem frei, sich gegen ein Auto zu entscheiden. Und die Entscheidung ist auch allemal lobenswert, weil die Gemeinschaft davon natürlich profitiert. Es ist nun aber nicht gerade Ausdruck gelebter Toleranz und fortschrittlichen Denkens, wenn dann das Autofahren per se verteufelt und nach Möglichkeit behindert wird.

  • ^ Nur, weil Autofahrern nicht mehr widerspruchslos die sprichwörtliche freie Fahrt für freie Bürger in die Wiege gelegt, die Anspruchshaltung, eine nicht geringe Fläche der Stadt für stehenden Verkehr zu verwenden, hinterfragt und vielleicht auch einmal die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen betrachtet werden, wird Autofahren noch längst nicht verteufelt. Mal auf's konkrete Thema bezogen: es wurde der Durchgangsschleichverkehr in einem Viertel, das komplett von mehrspurigen Straßen umgeben ist, hinterfragt. Die völlige Ablehnung selbst solcher Kleinigkeiten ist m.E. schlicht irrational.


    Und nochmal zur Lebensrealität: es bezweifelt keiner, dass es nicht wenige Fälle gibt, in denen das Auto schlicht praktikabler ist. Wenn ich mir die Autofahrer in meinem näheren und weiteren Umfeld anschaue, ist aber in den weitaus meisten Fällen Bequemlichkeit und die gefühlten Kosten der Grund zur Verkehrsmittelwahl. Und genau dort muss man ansetzen. Ein Tagesparkpreis von 5€ in Innenstadtnähe ist auf Dauer nicht akzeptabel und man muss auch nicht überall auf dem schnellsten Weg hinkommen. Das mag man als Behinderung empfinden, wenn man nichts Anderes gewöhnt ist, im Endeffekt ist es jedoch nur eine Anpassung an die reellen Gegebenheiten, die hoffentlich dazu führt, dass sich die Ergebnisse der Milchmädchenrechnungen, mit dem Auto sei man immer günstiger und schneller unterwegs, ein wenig verschieben.

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