Historisches Museum - Sanierung und Neubau (realisiert)

  • Alte Fachwerkhäuser zu rekonstruieren halte ich nur bei einer 1:1 Reko als "Freilichtmuseum" für sinnvoll und niveaumäßig über "Vergnügungsarchitektur" (Wie beim Palais Thurn und Taxis).
    Schließlich leben diese Gebäude ja nicht von einer politischen Aussage in der Reko (wie beispielsweise die Frauenkirche Dresden), sondern von ihrer Einheit aus Konstruktion, Grundriss und Fassade.
    Allerdings weise ich da noch mal auf zulassungstechnische Schwierigeiten bezüglich Brandschutz und Energieeffiziens hin. Nicht, dass ich persönlich da so drauf beharren würde, aber eine Reko wird in jedem Fall schon erheblich angepasst sein und der echte Wert des Hauses als geschichtliches Beispiel irgendwo nochmal geschmälert.


    Einen Museumsneubau absichtlich in unpassende Räume zu zwängen, um am Römerberg "heile Welt" zu suggerieren, ist selbst für einen liberalen "Modernisten" wie mich schon sehr, sehr schwer zu schlucken, wäre aber irgendwo noch besser als die bloße Fassadenreko.


    Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum sich die Architekten in der Materialwahl und der Kleinteiligkeit der Fassaden bei zeitgenössischen Lösungen so schwer tun.
    Es ist deshalb so schwer den Siegerentwurf wirklich zu verteidigen. Ich glaube ein selbstbewusster, radikal moderner Bau im Stile des Centre Pompidou mit seiner verwinkelt-technizistischen Fassade könnte sich unter Wahrung der Proportionen und vielleicht mit Holz als Tragkonstruktion besser einfügen, als die meisten Steinbunker-Entwürfe.

  • Dvorak, ja im Video sind die Teilnehmer der Veranstalltung ueberwiegend Renter wuerde ich meinen. Das liegt wohl daran dass Leute in diesem Alter genug Zeit haben zu solchen Veranstalltungen zu gehen und auch dass sie auch das Geld investieren sollen mit denen Rekos (Frauenkirche, Stadtschloss, etc.) finanziert werden.

  • Dvorak:


    "Moderne" bzw. "Postmoderne" würde ich persönlich ausschließlich auf Architekturstile beschränken, weil es sich immer als schwer herausgestellt hat, die Gegenwart mit einem treffenden epochalen Begriff zu bezeichnen. Erfahrungsgemäß geht dies legitim nur, wenn man diese Epoche bereits verlassen hat und zurückblickend genaue Abgrenzungen zur Zeit davor und danach machen kann. Nicht umsonst ist der Begriff "Mittelalter" in der Renaissance entstanden, und die Renaissance selbst ist auch erst seit 1840 als epochaler Begriff festgelegt.


    Aber zurück zur Moderne als Architekturstil. Natürlich kann man argumentieren, wir wären in der Postmoderne angelagt - davon bin ich aber nicht überzeugt. Die Postmoderne hatte eine kurze Blüte in den 80er und 90er Jahren, in der man sich ohne große Berührungsängste mit historischen Stilen auseinandersetzte (Messeturm) oder mit mehr oder minder großem Erfolg Neuschöpfungen versuchte, die sich zwar auch von der klassischen Moderne durch Formen- und Farbenvielfalt abzugrenzen versuchten, aber gleichzeitig keinen historischen Bezug herstellten (vgl. Ökohaus Arche, Saalgasse).


    Das ganze endete vor rund 10 Jahren wieder, und aktuell haben wir einen dominanten Baustil, der zwar dank technischem Fortschritt filigranere und auch allgemein gewagtere Konstruktionen zulässt, in den Grundprinzipien aber der ursprünglichen Moderne der 50er bis 80er verhaftet ist. Gebäude wie das Palais-Quartier sind nicht postmodern - im Gegenteil, fast schon fututistisch, was ich als die ultimative Ausprägung der Moderne sehe. Das muss nicht zwangsläufig schlecht sein, aber es ist definitiv eine andere Denkschule, als die Postmoderne in ihrer kurzen Blüte anstrebte. Natürlich gibt es sie auch noch, aber ich sehe praktisch keine stilistische Neuschöpfung mehr, sondern praktisch überall nur noch Hinwendungen an historische Baustile, mit Steildächern, Sandstein und dergleichen mehr. Das muss natürlich auch nicht schlecht sein, ganz im Gegenteil, aber es ersetzt gewissermaßen die Phantasielosigkeit der ornamentfreien Moderne mit der Phantasielosigkeit, historische Stile (schlecht) zu kopieren, statt selbst neu schöpfend vorzugehen.


    Ich kann Deine Bilder leider nicht öffnen, weil ich einen 403-Fehler kriege. Ich kann aber Dein Argument von der konstruktiv begründeten Ornamentik so nicht ganz stehenlassen. So betrachtet, hätte es seit der Antike keine "ehrliche" Architektur mehr gegeben, zumindest solange es Steingebäude betrifft. Romanische Kirchen und Paläste wurden innen vollständig ausgemalt. Selbst aufs Extremste konstruktiv durchgebildete gotische Kathedralen triefen förmlich vor Ornamentik, und vom Barock muss man erst gar nicht reden. Das Ganze ist also kein "Problem" des 19. Jahrhunderts. Am Steinernen Haus hängt eine Madonnenstatue, es war aber keine Kirche - ist es also genauso unehrlich wie ein beliebiger Gründerzeitler, der von Keller bis Dach alle Stilelemente des Abendlandes (wenn nicht noch mehr) abzubilden versucht?


    Betreffend Kommunikation der Funktion: Ich sehe dies durchaus als identisch an mit der Erfüllung der Funktion. Wenn ich mir die in übelstem Spätbrutalismus errichtete katholische Kirche (Bild) hier in Karben anschaue, dann sehe ich darin zwar trotzdem eine Kirche, aber auch gleichzeitig ein Gebäude das an seiner rein technischen Funktion bis ins letzte Eck ausgerichtet ist. Das ganze sieht nicht aus wie eine Kirche, damit man weiß dass es eine Kirche ist, sondern weil es die liturgischen Erfordernisse der katholischen Kirche erfüllen muss und die entsprechende Form quasi als Abfallprodukt des Optimierungsprozesses entstanden ist.


    Dass dies so ist, halte ich aber wirklich für die Ausnahme. Woran erkenne ich, dass das Frankfurter Schauspielhaus ein Theater ist und kein Rathaus? Wer sagt mir, dass in diesem unförmigen Klotz am Europaviertel Bahnmanager lagern und keine Braunkohle (auch wenn das meistens das gleiche ist ;))? Welche äußere Eigenschaft unterscheidet ein Wohnhochhaus von einem Büro- oder Hotelhochhaus? So betrachtet ist die Moderne kein Stück besser als der übelste Historismus, wenn es allein um die Kommunikation der Funktion geht.



    So....Ich hatte gehofft, noch argumentativ die Kurve zum Historischen Museum zu kriegen, aber mir geht grade die argumentative Puste aus. Vielleicht mag ja ein administrativ befähigter Mensch diese Diskussion in ein neues Thema überführen?

  • "das vornehmich Leute im Rentenalter Rekos durchboxen"


    Ich würde aus meiner persönlichen Erfahrung sagen, daß vor allem Jüngere eine Rekonstruktion der Altstadt befürworten. Das liegt aber wohl einzig und allein daran, daß ich kaum Rentner kenne. Ich denke das geht durch alle Altersschichten (außer vielleicht den 68ern).


    Mir ist aufgefallen, daß die Personen, die meiner Meinung nach am engsten mit der Frankfurter Altstadt bzw. mit deren Rekonstruktion verbunden sind, stets Auswärtige sind (zumindest keine alteingesessenen Frankfurter, wie man es wohl erwarten würde): Lübbecke (Altstadtvater), Gebrüder Treuner (Modell), Wallmann (OB, der es ermöglicht hat den Samstagsberg zu rekonstruieren), Ott (Virtuelles Modell) und Mangelmann (soll die Reko umsetzen? Bin mir gerade über seinen Beitrag nicht ganz sicher). Also Leute die sich nicht so sehr für die Altstadt begeistern, weil sie dort ihre Wurzeln hatten, sondern weil sie den kulturellen Wert Alt-Frankfurts als so hoch erachten, daß man ihrer Meinung nach rekonstruieren muß.

  • robert: Du willst ein Museum bauen, dessen beste Räumlichkeiten der Verwaltung gewidmet werden ...


    Schonmal in der Gemäldegalerie in der Neuen Residenz in Bamberg gewesen? Oder im Semperbau in Dresden? Mal abgesehen von unzähligen Heimatmuseen (Herborn, Fritzlar, Alsfeld etc.) gerade hier in Hessen, die in Fachwerkbürgerhäusern untergebracht sind. Es ist ja schön, dass du das runterbetest, was vermutlich in der Lehre als funktional optimal für eine Gemäldegalerie betrachtet wird, aber es historischen Gebäuden - egal ob "echt" oder "falsch" (der Semperbau ist übrigens auch eine Nahezu-Totalreko) - abzusprechen, dass sie für eine solche Nutzung geeignet seien, halte ich schon für sehr gewagt.

  • historischen Gebäuden abzusprechen, dass sie für eine solche Nutzung geeignet seien, halte ich schon für sehr gewagt.


    Wie Ich schonmal erwähnt habe, gab es schon vor der "Erfindung" des Museums Gemäldegalerien in Schlössern. (Vielleicht liest Du nächstes Mal meine Beiträge besser!) Auch habe Ich nicht behauptet, historische Gebäude seien ungeeignet, die Beispiele die Ich verlinkt habe, und zwar weil Ich sie für gelungen halte sind allesamt historisch. Eigentlich wollte Ich auch gar nicht den Louvre verlinken, sondern die Alte Pinakothek in München und das Museum Fridericianum, nur leider habe Ich keine Fotos gefunden.


    Was Du RMA sagts, bestätigt eigentlich meine These, dass Fachwerk-Gebäude nicht zum Ausstellen von Gemälden geeignet sind, da Du als Fachwerk-Liebhaber auch nur die bereits erwähnten Schloss-Beispiele nennen konntest. Ich lese jetzt zum dritten oder vierten Mal davon, dass es schöne (vergleichbare) Heimatmuseen gibt in denen auch Gemälde qualitätvoll präsentiert wurden. Also bitte ich zum dritten oder vierten Mal, dass das doch bitte jemand mit Fotos belegt. Ich belege das was Ich sage auch anhand von Fotos!


    Hier der Innenraum einer Kirche. Der passt nicht auf die Nutzung, ganz klar, aber der hat ein paar der Aspekte die Mir für einen solchen Bau wichtig wären. Z.B. ist es konstruktiver Holzbau, was bei einem historischen Museum in einer Fachwerk-Stadt nicht ganz verkehrt ist, er ist von oben belichtet, wenn auch viel zu stark, er ist groß und licht genug für die Nutzung.

  • @RMA2000 Sicherlich ist es möglich für eine Museumsnutzung ein historisches Gebäude umzunutzen.
    Meistens ist dies jedoch architektonisch betrachtet äußerst suboptimal. Ich finde z.B.weder das Museum der Weltkulturen, noch das deutsche Architekturmuseum (trotz innerem Umbau der Villa) sonderlich gelungen. Das ganze Museumsufer funktioniert nur durch die Ensemblewirkung, die tatsächliche historische Substanz und den Standort und natürlich super anstrengende Umbauten und Schwierigkeiten. Die Villen selbst sind eher eine Belastung, als eine Hilfe bei der Nutzung. Zwar scheint es sich gelohnt zu haben und ein Abriss wäre undenkbar, aber im Falle von Neubauten sieht die Sache dann doch ganz anders aus.
    Fachwerkhäuser sind noch mal ein Fall für sich, sowas kann man nicht mit neutral zonierten Grundrissen und Räumen in herrschaftlichen Villen oder ganz und gar Schlössern vergleichen.


    Besagte Heimatmuseen in Fachwerkhäusern kenne ich leider nicht, aber mir sind immerhin die Räumlichkeiten des ein oder anderen Geschichtsvereins für eine meist anheimelnde aber doch sehr spannende Ausstellung über die eigene Kommune in Fachwerkhäusern bekannt.
    Ich würde sagen, das ist eine Frage der Dimension und der Gemeinde. Ist denn die Ausstellung von Herborn, Fritzlar oder Alsfeld mit jener des historischen Museums Frankfurts vergleichbar? Sind denn die spezifischen historischen und charakterlichen Qualitäten der Städte vergleichbar?

  • @ Dvorak: Erstmal habe ich durchaus konkrete Beispiele genannt. Herborn, Fritzlar, Alsfeld (und das sind nur Beispiele für recht bedeutende mittelgroße Fachwerkstädte in Hessen) haben alle Fachwerkmuseen, das jetzt mit Bildern beweisen zu müssen, ist mir zu blöd, weil ich selber in all diesen Museen gewesen bin. Ansonsten sind das zwei Mausklicks in Wikipedia.


    Als nächstes: wieso bist du so auf Gemälde fixiert? Ist das jetzt deine neueste Masche, nachdem Fachwerkhaus schon in mehreren Beiträgen trefflich die Irrungen der funktionalen Moderne widerlegt hat, die du ja weiter glühend als einziges Mittel zur Lösung aller Probleme siehst? Um mal zum Thema zurückzukommen: die Gemälde machen nur einen Bruchteil des Materials aus, das im Historischen Museum ausgestellt wird.


    Abgesehen davon haben wir zwei weitere hervorragende Gemäldegalerien in Frankfurt, von denen eine bereits die Altstadt verschandelt, so dass ich nicht einsehe, dass aus einem Zugeständnis an ein drittes Museum mit Galerienutzung heraus noch ein Klotz in die Altstadt gestellt werden müsse.


    Und zu guter Letzt ist dir offenbar entgangen, wo die Gemälde mal gehangen haben. In großbürgerlichen und patrizischen Haushalten, und eine Totalreko des Hauses Landeck, das ein solches großbürgerliches Fachwerkhaus war, gäbe die einmalige Möglichkeit, die Bilder wieder in diesem Umfeld zu präsentieren, aus dem sie eigentlich stammen. Und nicht in einer Halle, die genausogut ein OP-Saal sein könnte, nur damit das Licht optimal ist.


    @ mik: Natürlich sind die Städte bei weitem nicht mit Frankfurt vergleichbar, aber das liegt ja in der Natur der Sache. Insofern vermute ich das mal als rhetorische Frage. ;) Selbst im nationalen Vergleich dürften sich außer vielleicht Berlin und München wohl kaum Städte finden, die seit der Stauferzeit und im Grunde ja bis heute eine derart wichtige Rolle in der deutschen Geschichte gespielt haben. Aber da wir ja hier um pro und contra Reko sprechen, muss man die Idee natürlich dahingehend spinnen, dass es entsprechend groß dimensionierte Fachwerkhäuser, wie es sie in Frankfurt gab und man sie ggf. neu errichten würde, in den kleinen Städten überhaupt nicht gibt (Ausnahme ist wohl das Historische Museum in Fritzlar im sog. Hochzeitshaus, das eines der größten Fachwerkgebäude zumindest in Hessen ist) und daher ein direkter Vergleich ausscheidet. Mal abgesehen davon, dass ich es weiterhin für legitim halte, mehrere Häuser, wie es der Rang-Entwurf vorsieht, miteinander zu verbinden, was ebenfalls historische Vorbilder hat.


    Deine Meinung bezüglich der Villen am Museumsufer teile ich nicht. Bestes Beispiel finde ich das Museum Giersch, das trotz moderner Ausstattung und sogar barrierefreiem Zugang immer noch ganz den neoklassizistischen Charakter seiner Erbauungszeit bewahrt hat und regelmäßig Gemäldeausstellungen beherbergt, die ich aufgrund des Frankfurt-Bezugs der meisten dieser Ausstellungen auch ebenso regelmäßig und gerne besuche. Im Museum der Weltkulturen war ich selber noch nicht, aber auch das Deutsche Architekturmuseum finde ich in Ordnung.

    Einmal editiert, zuletzt von RMA () aus folgendem Grund: Nachtrag zum mik's Beitrag

  • Schlecht sind die Villen auch gar nicht. Deren Raumhöhe und Struktur eignet sich ja auch vergleichsweise gut für Umnutzungen aller Art. Aber es ist schon ein Unterschied, wenn man das ganze mit einem von Anfang an als solchem geplanten Museumsbau wie dem Städel oder auch dem Senckenberg vergleicht. Eingangssituation, Erschließung, Rundwege, Anpassung an die ausgestellten Exponate (Ich glaube darum ging es Dvorak mit den Bildern)...


    Letztendlich kann man natürlich sagen, Hauptsache die Quadratmeter reichen irgendwo aus. Aber um etwas richtig zur Geltung zur bringen brauch man schon ein architektonisches Gesamtkonzept. Man denke nur mal an die Konzepte von Frank Llyod Wrights Guggenheim oder der neuen Nationalgalerie von Mies. Sicherlich gibt es auch da viel zu kritisieren, dennoch hat man hier eine epochale Museumsarchitektur, Architektur in einer besonders reinen Ganzheit aus Aussehen, Raum, Konzept, Innen-und Außen. Eben mehr als nur Quadratmeter so wie sie grad irgendwie passen.

  • Schon klar, dass ein völlig frei gestalteter Neubau der extra für die Museumsnutzung gebaut wird hier und da Vorteile hat gegenüber dem "Umnutzen" älterer oder rekonstruierter Gebäude hat, wo man eben auch Kompromisse eingehen muss beim Ausstellungskonzept. Da es sich aber hier um Bauen im Bestand handelt (das trifft sowohl auf das sachsenhäuser Museumsufer zu wie auch das Historische Museum) hat das Einfügen des Gebäudes in die Umgebung nunmal Vorrang zu haben vor dem Umsetzen des Maximums an geplanten musealen Konzepten. Möglich ist auch bei Altbauten die Museumsnutzung definitiv. Und wenn es wider Erwarten doch partout nicht möglich sein sollte das historische Museum auch in Fachwerkgebäuden unterzubringen, dann ist die Altstadt der falsche Ort für ein derartiges Museum! Punkt.

  • Also ich finde die Beiträge die hier für eine historisierende Bauweise des Museums sprechen am überzeugendsten. Der geplante Siegerentwurf passt einfach nicht in die vorhandene Bebauung, da sollte man wenn schon, dann lieber das Museum gleich so lassen wie es ist. Der Entwurf von Jörg Ott mit den Fachwerkgebäuden ist die beste Lösung aller hier vorgestellten Entwürfe.


    Mir scheint es, als wollten sich die Architekten gegen den Willen der Bevölkerung mal wieder ein neues Denkmal setzen. Und es ist zu befürchten, dass sie diesen Entwurf durchsetzen werden.


    Die einzige Chance diesen geplanten Betonbunker (erinnert mich irgendwie an die in Frankfurt noch vorhandenen Hochbunker aus dem 2. WK) zu verhindern, wäre ein Bürgerbegehren gegen den geplanten Entwurf.


    Weiß hier im Forum ob, falls es ernst wird, ein Bürgerbegehren gegen den geplanten Museumsneubau geplant ist oder schon in Vorberetung ist?

  • Rohne hat meiner Meinung nach den Nagel auf den Kopf getroffen: An dieser sensiblen historischen Stelle müssen städtebauliche Aspekte Vorrang vor der Optimierung des Nutzungskonzeptes haben. Will man einen Bau, der den Anforderungen des historischen Museums ohne Einschränkungen in bester Weise gerecht wird, ist die Frankfurter Altstadt womöglich der falsche Ort dafür. Das Äußere des/der Museumsgebäude wird jedes Jahr von Millionen von Menschen gesehen werden, das Innere nur von einem Bruchteil davon. Angesichts dessen sollten die Prioritäten klar sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Tobias ()

  • Jörg Ott hat die historisierende Fassung aber dennoch nicht entworfen, auch wenn er sich sicher geehrt fühlt, sondern immer noch Wolfgang Rang. ;)

  • Normalerweise lese ich das DAF nicht regelmäßig, aber hierauf muss ich doch mal reagieren.


    @ King John: Ich habe letztes Jahr zusammen mit dem Architekten Peter Westrup (Mitglied des BDA) ein Ensemble entworfen, das die Vorkriegsbebauung mit der Nutzung als Historisches Museum verbindet. Dieser Entwurf nahm nicht am Wettbewerb teil, sondern wurde auf einem Altstadtforum (letztes Jahr, Ende Oktober) vorgestellt. Die Visualisierungen, die hier ab und zu auftauchen, stammen da her. Heute bin ich der Ansicht, dass ich dem Entwuf über Westrup hätte einreichen sollen, damit jedem klar wird, dass dieser und der Entwurf von Prof. Rang zwei verschiedene Entwürfe sind. Außerdem hat es auch Spaß gemacht, sowas zusammen mit einem Architekten zu entwerfen :lach: An so ein Gefühl kann man sich glatt gewöhnen.


    @ alle: Die Sache mit dem Historischen Museum ist im Moment nicht so einfach. Wir (also die Befürworter eines weitgehend historischen Wiederaufbaus) lehnen den Siegerentwurf aus optischen Gründen ab. Es ist nicht so, dass wir in Abrede stellen würden, dass das geplante Gebäude funktioniert; es erfüllt sicher problemlos sämtliche Anforderungen, die ein Museum heutzutage stellt. Aber es wirkt an dieser Stelle unpassend. Es ist also meines Erachtens auch und vor allem eine Geschmacksfrage. Wir hätten auch mit einer kleinteiligen, zeitgenössisch aussehenden Variante leben können (also ich zumindest, aber auch viele andere aus dem inneren Zirkel der Rekobewegung, zu denen ich ja einen recht guten Draht habe), aber das stand ja von Anfang an gar nicht zur Debatte, da alle Teilnehmer am Wettbewerb, die eine kleinteilige Lösung entworfen haben, früh aussortiert wurden.


    Ich möchte aus meiner Sicht jetzt mal schildern, wie es mir in Anbetracht der aktuellen Entwicklung geht. Vielleicht ist das ja für den einen oder anderen von Interesse. Ich habe sowas in der Art kommen sehen. Diese ganze blöde, verfahrene Situation, die wir jetzt haben. Und das nur, weil einige wenige ihren sturen Betonkopf als Reaktion auf die geplante Bebauung am Krönungsweg durchsetzen wollen. Der Siegerentwurf wird in der Bevölkerung deutlich abgelehnt. Die Stadt hat aber schon Leistungen ausgeschrieben und ist finanzielle Verpflichtungen eingegangen, die auf die Realisierung abzielen. Wenn der Lederer-Entwurf dann aus irgendeinem Grund doch nicht gebaut wird, bleibt die Stadt auf diesen Kosten sitzen. Aber scheinbar hat man´s ja. Besser wäre es gewesen, wenn sich von Anfang an die Behörden, der Chef des Historischen Museums und die Anhänger der Rekobewegung zusammen gesetzt hätten und das Problem gelöst hätten ("Ihr kriegt das und wir kriegen dafür das"). Aber mit uns hat von diesen Leuten von Anfang an niemand geredet. Schade, dass man aus der Debatte um das Technische Rathaus so wenig gelernt hat. :Nieder:

  • quo vadis Historisches Museum

    Natürlich, wie jeder sehen kann ist die Situation wirklich nicht so einfach und sogar recht schwierig geworden. Die Ursachen liegen bei den Mehrheiten der Römer-Fraktionen und damit in der Stadtplanung, sowie dann den Wettbewerbs-Vorgaben der Stadt und in der Auswahl der Jury. Das Ergebnis war in etwa vorhersehbar.

    Offensichtlich wurden auch seitens der Stadt die Probleme unterschätzt, die bei den weit gefassten Vorgaben auftreten würden, wenn diese dann auf dem begrenzten Areal umzusetzen sind. Dazu kommt dann der Anspruch, ein selbstbewusstes und eigenständiges Außenbild für das neue Museum zu erhalten.
    Durch diese Vorbedingungen ist man in Wirklichkeit wieder bei dem Umfang und der kantigen Dominanz des bisherigen Museumsbaus angelangt. Nur dass der Neubau eben nicht so waschbeton-artig dastehen und nach außen hin gewisse umstrittene historische Zitate aufweisen würde.

    Demgemäß ist der Siegerentwurf von LRO aber auch nur, und nach Aussagen der Stadt, der beste der (zugelassenen) eingereichten Entwürfe, so verteidigt man halt diese Entscheidung, aber er ist eben nicht der bestmögliche Entwurf für diesen Standort.

    Die Architekten LRO können einem nun wirklich Leid tun. Sie haben nach den Vorgaben ihr bestes gegeben, wollen und müssen noch Umgestaltungswünsche der Stadtverordneten verarbeiten und müssen der massiven Kritik der Bevölkerung an ihrem Entwurf standhalten.
    Auch wenn sie dereinst dann wirklich einmal alles bewältigt haben sollten, werden sie mit ihrem Bauwerk niemals glücklich werden und damit ihren Frieden machen können.

    Das liegt zum einen daran, dass das Museum so niemals ein wirklich eigenständiger, selbstbewusster Museumsbau werden kann, da jetzt schon zu viele Kompromisse und Zugeständnisse gemacht werden müssen. Dies betrifft sowohl die äußere als auch die innere Gestaltung, dazu die optischen Konflikte mit der umstehenden Bebauung.
    Zum anderen liegt es daran, dass der Entwurf jetzt schon in der Bevölkerung abgelehnt wird und diese Kritik wird auch nach einer eventuellen Fertigstellung nicht enden. Selbst in den Römer-Fraktionen ist eine erhebliche Zahl eher für Rekonstruktionen. Diese Personen kommen nur wegen der Parteiräson nicht zur Geltung. Auch sieht man im Römer derzeit sicherlich keine ehrenvolle Möglichkeit zum Rückzug aus der unbefriedigenden Lage.
    LRO wird bei einer eventuellen Realisierung ihres Entwurfes leider für immer - obwohl sie es nicht verschuldet haben - unrühmlich aus der Angelegenheit hervorgehen. Außer ihrem Entgelt, wird ihnen nichts Gutes bleiben.

    Nun gibt es zum Beispiel zwei Möglichkeiten doch noch zu einer Lösung zu kommen:
    Erstes Beispiel wäre, LRO zieht ihre Bewerbung elegant zurück, u. a. mit dem Argument, dass sie ihr künstlerisches, Architektur-Gesamtwerk nicht in notwendigem Maße verwirklichen könne, und das sich gezeigt hat, dass die erforderliche Akzeptanz für den vorgesehenen Standort nicht gegeben ist. Damit können sie ehrenvoll nach Stuttgart zurückreisen und sie geben damit der Stadt Frankfurt die Möglichkeit, ohne Gesichtsverlust ihre Planung zu überdenken und dann gegebenenfalls einen neuen Wettbewerb für ein Museum, eingebunden in Rekonstruktionen, auszuschreiben. Selbstverständlich erhält LRO für ihre bisherigen guten Leistungen, eine entsprechende Vergütung.

    Zweites Beispiel wäre, die Stadt zahlt LRO eine angemessene Aufwandsentschädigung, lobt LRO über alles für ihren Entwurf und ihr Engagement, erklärt der Öffentlichkeit, dass sich neue Erkenntnisse gebildet hätten, überraschende neue Vorschläge gemacht wurden, die ihrer eigentlichen Planung für die Altstadt nun wirklich entsprechen würden, ähnlich wie beim Technischen Rathaus. Mann sehe heute eher die einmalige Möglichkeit, im gesamten Bereich der Altstadt ein durchgängiges Konzept mit mehrheitlicher Akzeptanz zu verwirklichen.

  • Der letzte Abschnitt deines Beitrages schneidet aber genau den Kern des Problems an, den wir im Dom-Römer-Bereich haben, was aber bis heute keiner *im Römer* zu verstehen scheint. Hier fehlt ein städtebauliches Gesamtkonzept. Die Unkoordiniertheit der Bauanstrengungen der letzten 60 Jahre ist kennzeichnend dafür. Hier die Reko des Steinernen Hauses, daneben der Kubus des Kunstvereins, zwei immerhin noch kleinteilige Bauten. Dann der riesige Riegel der Schirn, gegenüber wieder die kleinteilige Saalgasse. Dann eine riesige Grube zu Füßen des Doms, gegenüber wieder eine Reko in Form des Leinwandhauses. Nun kleinteilige Neubebauung des TR-Areals mit einigen Rekos, am Mainufer wieder ein moderner Klotz.


    Wann sieht man endlich im Römer ein, dass diese extremen Kontraste nicht funktionieren? Und wieso habe ich mehr und mehr den Eindruck, dass das Festhalten am Historischen Museum auf irgendwelchen parteiinternen Ausgleichsabsprachen basiert, so nach dem Motto, wenn schon das TR-Areal traditionell, dann aber was richtig Modernes an den Main...

  • RMA:


    Wenn Ich bei Google nach "historisches museum fritzlar" nach Bildern suche, dann erscheint als erstes das. in diesem Falle wäre Ich natürlich überzeugt.:D


    Ich habe leider keine Innenraumfotos eines der drei Museen gefunden, will Dir aber einfach mal gleuben.


    Wieso hänge Ich so an der Gemäldegalerie?
    Zum einen ist die Gemäldegalerie der ansrpuchsvollste Raum im Raumprogramm. Wenn man des schafft diesen stimmungsvoll und adäquat in ein Fachwerkhaus einzubinden dann gehe Ich davon aus, dass man das mit derm Café, dem Foyer, der Verwaltung, schlicht mit den weniger anspruchsvollen Räumen auch schafft.
    Dann kommt hinzu, dass Ich da meine Mutter selbst Malerin ist, ich mit den Tücken eines solchen Raumes ein wenig vertraut bin, und weiß wie schnell man gerade einen solchen "versauen" kann.


    Ich kann verstehen, dass man sagt, es ist eine Chance und in Einzelfällen erstrebenswert, Gemälde in ihrer früherern Umgebung zu zeigen. Darüber kann man lange und ziellos streiten denn ein Gemälde ist kein Haus, dass (im besten Fall) in seiner Umgebung verankert ist, sondern steht fast immer für sich alleine. Selbst die direkteste umgebung eines Gemäldes nämlich der Rahmen ist von untergeordneter Bedeutung. Bilder sind dazu da eine Syene festzuhalten, und zwar über die Dauer eines Menschenlebens oder eines gebäude hinaus, das ist ihr primärer Zweck, eine harmonische Verbindung eines Raumes mit einem Gemälde ist fast immer untergeordnet.


    Seitdem es Museen gibt haben sich auch Sehgewohnheiten eingebürgert. Das es bestimmte Ausstellungs-Typen gibt ist kein natürlicher Zusammenhang, sondern ist gesellschaftlich geprägt. Jemand der oft in Museen geht, wird höchstwahrscheinlich "verwirrt" sein, wenn er sich die Bilder plötzlich nicht mehr aus "ein paar" metern ansehen kann, und das behaupte Ich, nichtden gleichen Genuss verspüren. Ich beführworte kein white-cube-Konzept, ausdrücklich nicht, Ich finde es schön, wenn Kunstwerke in besonders stimmungsvollen und aufeinander abgestimmten Räumen gezeigt werden, das ist aber gerade bei Gemälden ungemein schwierig.


    Aber verlassen wir die Gemäldegalerie, da die ja wohl nur einen kleinen, hoffentlich aber bedeutenden Teil ausmacht. Reden wir über ... Skulpturen jeder Art. Gerade gestern habe Ich der Stätdebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen von Camillo Sitte gelesen. Ein wunderbares Buch kann Ich allen wärmstens empfehlen! Da gibt es das Kapitel das freihalten der Mitte und darin wird auch geschildert, wie es die Künstler des Altertums genial verstanden ein Kunstwerk aufzustellen.


    Viellicht das drastischte Beispiel moderner Verkehrtheit bildet die Geschichte des Davidkolosses von Michelangelo, welche zu Florenz, der Heimat und Schule alter monumentaler Pracht, sich ereignete. Dort das riesige Marmorbild an der Steinwand des Palazzo veccio links neben dem Haupteingange auf der von Michelangelo selbst gewählten Stelle. Keine moderne Kommission würde diesen Platz gewählt haben, dafür könnte man getrost sein Haupt zum Pfand setzen; die öffentliche Meinung würde den Vorschlag dieses anscheinend geringfügigsten und schlechtesten Platzes entweder für Scherz oder Wahnwitz halten. Michelangelo wählte ihn aber, und Michelangeo soll einiges von solchen Dingen verstanden haben. Dort stand das Bildniss von 1504 bis 1873. Alle jene, welche das merkwürdige Meisterwerk an dieser merkwürdigen Stelle noch gesehen haben, geben Zeugnis von der ungeheuren Wirkung welche es gerade hier auszuüben vermochte. Im Gegensatze zur verhältnismäßigen Beschränktheit des Platzes und leicht vergleichbar mit den vorbeigehenden Menschen schien das Riesenbild noch in seinen Dimensionen zu wachsen; die dunkle, einförmige und doch kräftige Quadermauer des Palastes gab einen Hintergrund, wie er zu Hervorhebung aller Linien des Körpers nicht besser hätte ersonnen werden können. [...] der entscheidende Gegensatz zwischen einst und jetzt in diesem Falle besteht darin, dass wir immer möglichst großartige Plätze für jedes Figürchen suchen und dadurch die Wirkung drücken, statt sie durch einen neutralen Hintergrund, wie ihn in ähnlichem Falle Portraitisten für ihre Köpfe sich wählen, zu heben.
    Ein anders Moment hängt damit enge zusammen. Die Alten stellte ihre Monumente und Figuren, wie sich zeigt an den Wänden ihrer Plätze herum, wofür auch die vorher beigegebenen Ansichten von der Signoria in Florens ein entsprechendes Zeugnis abgeben. An den Wänden eines Platzes herum ist aber Raum genug für Hunderte von Figuren, die alle gut stehen werden, weil sie stets dort einen günstigen Hintergrund finden.


    Camillo Sitte, Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen Viehweg : Braunschweig 1889 S. 22f


    Mir ist schon klar, dass Du das gleich wieder anders siehts, Ich kann dem oben von Sitte gesagten kaum etwas hinzufügen. Es ist nicht ohne Reiz, mal ein ganzes altes frankfurter Wohnzimmer zu sehen, allerdings nur, wenn man genau diesen zeigen will. Will man die einzelnen Exponate zeigen, dann macht das kaum noch Sinn, weil die Aufmerksamkeit sich vollends zerstreut, als an dem besonderen hängen zu bleiben.


    Ich möchte auch im Hinblick auf das oben gesagte auf den Platz zwischen Saalhof und Neubau hinweisen. Camillos Buch ist 120 Jahre alt, man hat aber das Gefühl, dass das was dort drin steht absichtlich keine Beachtung erfährt, obwohl es ein riesiger Schritt für den Städtebau wäre sich ein klein Bischen davon zu Herzen zu nehmen. Wenn Ich mir den Neubau ansehe, dann sehe Ich Defizita (klar) aber Ich sehe auch, dass da Leute am Werk waren, die Das Buch zumindes kannten, und die auch wussten, wie eine griechische Agora aussah, und wie auf ihr Kunstwerke zur Geltung kamen. Der Platz zwischen Saalhof und Neubau versucht eben sich an solchen Raumschöfungen zu orientieren. So etwas lobe Ich mir!


    Was den Standort angeht, kann man nur schlecht einen anderen für besser halten. Lässt man das Gebäude außer Acht und betrachtet nur die Lage, dann ist die Ideal. Weiter oben hat jemand erwähnt, der Saalhof sei die Keimzelle Frankfurts. Damit hats sichs doch? Das Gebäude ist kein Hochpunkt der Architektur, aber es ist auch nicht so schlimm, wie hier so oft zu hören. An der Perspektive vom Römer z.B. kann Ich kaum schlimmes finden. Die Perspektiven nimmt man als Passant war, nicht ein Raumvolumen, das man von vielen Standorten nur schwer überblicken kann.
    Es ist eigentlich auch keine große Kunst, ein großes Gebäude in einen Stadtkörper einzubauen. Lest Sitte! Mit estwas mehr Kompromissbereitschaft und dem abweichen von der Nachbildung gleich des ganzen Blocks könnte man bessere Lösungen finden, die z.B. Mir gleich mal 90% der Argumentationsgrundlage entziehen. Ein viel zittiertes und bekanntes Beispiel kommt (Überraschung) aus Braunschweig und nennt sich Gewandhaus. Die Frage der sich die Baumeister dieses Gebäudes stellen mussten war, wie man ein solch regelrecht gigantisches Gebäude und eine so prächtige Fassade in eine mittelalterliche Stadt setzen kann. Das Gebäude durchtrennt den ganzen Block, bzw, der Block mit den Fachwerkhäusern "umfließt" das Gebäude. Damit dieses Gebäude aber nicht von dieser Masse erdrückt wird, und seine Erhabenheit behaupten kann wird die Fassade um ein paar Meter nach vorne versetzt. Wo ist da das verdammte Problem? Ich glaube der Entwurf von Mäckler zeigt eben dies, einen großen Gebäudetrakt, in dem er auch ein paar qualitätvolle Räume hat, an den sich dann im Norden kleinteiligere Gebäudemassen angliedern.


    So wie der Neubau geplant ist, erfüllt er seine Funktion sehr gut, er ist aber immernoch nicht ordentlich integriert, ein total-Wiederaufbau wird kein ordentliches Museums-Konzept beinhalten dafür könnte man getrost sein Haupt zum Pfand setzen, ist dafür städtebaulich besser. Soll man in wigem Schwarz-Weiß-Denken jetzt den Städtebau gegen ein ordentliches Nutzungskonzept ausspielen und sich einzig auf das eine beschränken, oder ist vielleicht auch mal ein Bischen von beidem drin?


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    Fachwerkhaus:


    Man sollte Architektur nicht nur auf einen "Stil" reduzieren, da ja bis auf das 19.Jhdt. nie in Stilen gebaut wurde. Klar gibt es zwischen heute und der Weißen Moderne z.B. große Ähnlichkeiten, bei genauerem Hinsehen atomisieren die sich aber recht schnell. Was galt z.B. in den 20ern als urban und wurde als Stadtmodell angedacht, und wie sehen wir das heute. Heute ist die europäische Stadt vornehmlich wieder das Leitbild, das der Moderne sah aber anders aus.


    Aber zum interessanteren Thema der konstruktiv begründeten Ornamentik


    Ich sage nicht, das wahr ein Missverständniss, dass jedes Orament einen Konstruktiven Nutzen hat, sondern das fast alle ihren Ursprung in der Konstrukion finden.
    Zuerst die gotische Kathedrale:


    Diese Skizze zeigt die Petrikirche in Lübeck 2008 im Hauptriss und im konstruktiven Aufbau. Da es sich um eine Backsteinkirche mit weißen WÄnden handelt, ist mehr nicht nötig, um sich den Innenraum vorzustellen, wenn es einem nicht an Phantasie mangelt.
    Mir geht es aber um die Rippen der Gewölbe und der Entwicklung des kantonierten Rundpfeilers.
    Am Anfang steht der Wunsch die Gewölbe höher und breiter zu machen, was aber mit den Mitteln der Romanik kaum möglich ist. Zum einen ist da der Gewölbedruck, der die Wände bei zu hohen Räumen nach außen drückt (dürfe klar sein), daraus und einem geometrischen Problem bei der verschneidung von Gewölbetonnen entsteht der Spitzbogen. Viel interssanter ist, wieso man die Kreuzgratgewöbe zu Kreuzrippengewölben umgeformt hat. Adalberto Libera hat in Rom den Kongresspalast gebaut und dabei genau ein Joch eines solchen Kreuzrippengewölbes gebaut. Er wollte keine Rippen haben, musst aber welche bauen, einfach weil es die einzige konstruktive Möglichkeit war. Aus eben diesem Grunde sehen wir in gotischen Kirchen Rippen und nicht nur Grate. Von Außen könnte man leicht auf den Gedanken kommen, diese seien nur aufgesetzt, tatsächlich leisten sie den allergrößten Teil der Statik. Bevor ein solches, gotisches Gewölbe eingewölbt werden kann, müssen die Rippen stehen, andersherum geht es nicht. Die Rippen die wir sehen reichen also tief in das Gewölbe hinein, das unnötige sichtbare Teil entstand also nicht aus dem Bedürfnis die Gewölbe der Romanik zu zieren, sondern soll die verbesserte Konstruktion zeigen, das ist Konstruktivismus in Reinform. Das geht dann weiter in die Pfeiler, die dann mit 3/4-Säulen umstellt werden. Je komplizierter und filligraner der Dom werden soll, umso höher auch die Anzahl der Rippen und somit der Dienste. Und schwupp-diwupp haben wir einen kantonierten Rundpfeiler mitsammt gotischem Rippengewölbe.
    Ja da ist noch die Bemalung, die gab es aber auch schon an alten griechichen Tempeln. Da kommt die Frage des Gesamtkunstwerkes ins Spiel, in dem sich die Kunstrichtungen in ihrer Wirkung verstärken sollen.
    Die Goik will das paradies auf Erden bauen, die Kathedrale soll für dieses ein Sinnbild sein. Nun ist die gängige Vorstellung des Paradieses die, dass es sich um einen Wald handelt, und eben diesem ähneln die Kathedralen auch. Da ist es nur natürlich, dass die Bäume auch Blätter bekommen.


    In jeder Architektur gibt es Regola und Disegno, also die Regeln die in der Epoce für gute Architektur ein Muss sind, und die künstlerische Freiheit die eben aus diesen Regeln mal mehr mal minder ausbricht. In jedem Fall sind beide in stetem Wandel begriffen, es gibt sie aber immer in jedem Bauwerk.


    Auch das Barock besteht nicht nur aus grenzenloser Schwulzt. Frankfurt liegt genau auf der Grenze zum barocken Horn, also dem Raum, der Oberitalien, Östereich, Ungarn, Polen und Süddeutschland umfasst, wo der Barock besonders formenreich ist. Hier im guten Norden ist das alles sehr viel reduzierter, hier findet man die Regeln der Architektur schneller als im Süden. Es gibt für diesen protestantischen Barock feste Regeln, z.B. Säulenordnungen, oder bestimmte Bilder, die von allen in einem Kanon verwendet werden. Ich will es nicht so weit treiben, aber im Verständnis dieser Zeit galten diese auch als Konstruktion.


    Ich will ja nur sagen, dass das Ornament eher selten aus dem einfachen Drang zur Dekoration entsteht, sondern dass jede Zeit sich feste Grenzen setzt wie ein Gebäude auszuschauen hat und so auch das Ornament behandelt. Nie waren beide voneinander getrennt, das Ornament ist immer den Regeln der Architektur gefolgt. De Stijl in den Niederlanden ist ein gutes Beispiel. Das Haus Rietveld inst voller Ornament, aber nehmen wir es als solches nicht wahr, wie die Zeitgenossen des Barock oder der Gotik ihre Gebäude nicht schmückten sondern konstruierten und eben auch das Ornament nicht als reines Dekor wahrgenommen haben. Mal mehr mal minder versteht sich.

  • Hier gehts aber nicht um das Museum of Fine Arts in Boston oder irgendein anderes herrausragendes Kunstmuseum, sondern immer noch um das Historische Museum zu Frankfurt. Die Ausstellungsstücke sind da schon etwas anderer Natur, und deutlich kompromissfähiger bei der Gestaltung des Gebäudes.
    Da brauchst du dann auch nicht mit griechischen Agoren oder was auch immer für ach so tollen Beispielen zu kommen. Das Gebäude steht in der Frankfurter Altstadt und ist architektonisch wie städtebaulich dort in der geplanten Form mehr als Fehl am Platz.


    EDIT: ich begründe also meine Meinung nicht? Lies mal ein paar Seiten vorher, selbst beim x-ten Mal zu dem Thema hab ichs noch begründet - da wird es ja wohl zu verzeihen sein wenn ich mich einmal etwas kürzer fasse. Aber wenn man partout nicht lesen kann...

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  • Wie oder was?

    Ob das Historische Museum im Rahmen einer Rekonstruktion am alten Standort wieder untergebracht werden kann, möge meinetwegen am Ende der Museumsleiter alleine entscheiden. Aber es geht (auch wenn mancher das anders sieht), Vorschläge dazu wurden zur Genüge gemacht, weitere Ausarbeitungen sind auch möglich. Wenn es dennoch nicht erwünscht sein sollte, dann eben bitte woanders.

    Immer wieder wird hier von einigen ein wesentlicher und in diesem Fall alles entscheidender Faktor hartnäckig ignoriert:

    Für die Bevölkerung und die Allgemeinheit ist bei der Wahrnehmung und Bewertung der Optik eines Bauwerkes nicht Entscheidend, was irgendjemand darüber gelesen hat, oder was der oder jener dazu gesagt oder geschrieben hat (oder wie sich z. B. eine Ornamentstruktur entwickelt hat). Letztlich zählt "nur" das reale Ergebnis, bzw. die reale äußere Wirkung des betreffenden Gebäudes an sich, wie es eben nach Fertigstellung da steht. Und wie es auch auf jene Bürger und Besucher wirkt, die nicht 10 Bücher zum speziellen Thema und entsprechend fantasievolle Abhandlungen, Kommentare und Erläuterungen dazu, gelesen haben müssen, damit ihnen das Bauwerk gefallen kann und damit sie es in dieser Umgebung intellektuell akzeptieren können.