Historisches Museum - Sanierung und Neubau (realisiert)

  • Wenn für andere moderne Bauwerke Schrott sind, weiß ich auch nicht weiter...
    Also diesbezüglich war ich wohl etwas zynisch, aber trotzdem muss man eben auch beim Thema Rekos differenzieren. Moderne Architektur ist der historieschen eben in vielen Dingen überlegen und wenn sie gut ist auch komplexer als die meisten historischen Bauten.
    Ich bin ja gar nicht gegen eine Rekonstruktion vom Salzhaus oder anderen wichtigen, qualitativ hochwertigen Fachwerkhäusern. Jedoch finde ich eben, dass die moderne auch ihre Berechtigung hat, gerade im Herzen der Stadt.
    Ich will ja keine großen Kontraste, welche die Altstadt zereißen und ich rede auch nicht von Wolkenkratzern.
    Ich behaupte nur, dass der Charakter einer Altstadt eben nicht nur aus nebensächlichkeiten wie Dachneigungen und Fachwerkfassaden besteht, sondern räumlich Konzepte, wie z.B. Eingangssituationen, Überstände und eine gewisse Kleinteiligkeit durch schiefe Winkel und z.B. Erker und Anbauten (modern übersetzet dann z.B. eben freie Stützenraster) besteht.
    Ach ja bezüglich Bautradition: Die hat es in der Form nie gegeben! ganz im gegenteil ist der heutige Städtebau sogar wieder näher an einer mittelalterlichen Struktur als die Renaissance!

  • Der Entwurf von B&S ist aber nunmal einfach Schrott. Die gleiche Bausünde wie das Historische Museum jetzt eh schon ist. Frag mich was du daran findest. Noch nicht mal deine modernen Übersetzung von altstädtischen Elementen kommt vor.
    Und Fachwerk und Dachformen sind ganz bestimmt keine Nebensächlichkeiten. Ersteres ist immerhin DIE Frankfurter Bautradition und dementsprechend sollten bei Altstadtbebauung zumindest Elemente davon aufgegriffen werden. Das hat sogar die 50er-Jahre Version von Salzhaus und Kranich dem Braun&Schlockermann-Entwurf voraus. Überhaupt sind diese beiden unschönen Provisorien von höherer Qualität als das was man bisher fürs Museum zu sehen bekam.
    Und Flachdächer in einer Altstadt sind nunmal das unpassendste schlechthin. Für ein Gebäude an sich betrachtet mags ja ganz gut sein (auch das Technische Rathaus ist für sich betrachtet durchaus nicht schlecht designt - aber stehen bleiben könnte es nur in der CityWest oder Niederrad). Aber das Ensemble mit den restlichen Gebäuden zerstört so ein Flachdach auf recht grausame Weise.

  • Wie es weitergeht: SPD und Grüne wollen eine abermalige Überarbeitung des Entwurfs von Braun & Schlockermann. Die Umgebung soll bei der Gliederung und der Materialwahl mehr Berücksichtigung finden. Dieser Entwurf soll bis Sommer fertig sein. Wenn auch dieser dann keine Mehrheit finden sollte, wird es einen neuen Architekturwettbewerb geben. Die CDU-Fraktion möchte zusätzlich die Möglichkeit aufgenommen haben, das Museum abzureißen, wenn sich eine zufriedenstellende Neugestaltung nicht finden lässt.


    Das steht heute an dieser Stelle in der FNP. Für die Überarbeitung weg von der Mauer mit Schauvitrine hin zum Glaskasten haben die Architekten übrigens auch ein halbes Jahr gebraucht. Man darf gespannt sein, was nun herauskommen wird. Angesichts des bisher Gebotenen sind die Erwartungen allerdings sehr gedämpft.

  • Ich persönlich erwarte gar nix von B&S. Dass man denen nach ihren sehr mülligen Entwürfen noch zutraut was befriedigendes zu konstruieren, grenzt schon an Utopie. Schon allein augrund der Dachgestaltung wirds nix werden.
    Aber wird wahrscheinlich wieder folgendes ablaufen (wie bei der Allianz an der Hauptwache): nach der x-ten Überarbeitung finden den zum Schluss vorliegenden Entwurf dann alle politischen Entscheidungsträger toll, obwohl es offensichtlich von Entwurf zu Entwurf nur noch schlechter wurde, und Frankfurt ist um eine Bausünde reicher. :nono:


    Hat eigentlich mal irgendjemand die anderen Entwürfe (also bevor Jourdan und B&S ausgewählt wurden) zu Gesicht bekommen? Wär doch ganz interessant zu erfahren, was für Ideen denn in den Köpfen der anderen Architekten sprossen.

    • der abriss des historischen museums wird wieder erwogen.
    • kosten für sanierung sind höher als erwartet.
    • braun & schlockermann überarbeiten gerade den entwurf.
    • sollte dies nicht zufriedenstellend ausfallen, gibt es einen neuen architekturwettbewerb.
    • sanierung des museums wird nicht mehr, wie geplant, anfang 2007 beginnen.


    • ausserdem steht auch die erweiterung des museums für weltkulturen an.
    • in den 90ger jahren sollte für 116 millionen mark ein neubau vom star-archtekten richard meier in sachsenhausen entstehen - vorhaben wurde aber in letzter minute gestoppt.
    • jetzige pläne sind bescheidener, man spricht von einem neubau für 18 mios.
    • standort ist noch unklar, wegen widerstand ist jedoch der museumsneubau unter dem main (->mainparkhaus) eher unwahrscheinlich.


    http://www.rhein-main.net/sixc…2_news_article&id=3089273

  • Zitat von BMXican

    [LIST]
    [*]der abriss des historischen museums wird wieder erwogen.


    Gute Nachricht


    [*]braun & schlockermann überarbeiten gerade den entwurf.


    Immer noch? Das bringt doch eh nix. Die haben mit den letzten Entwürfen ja mehrfach gezeigt, dass sich von denen nix erwarten lässt, das auch nur einigermaßen in die Umgebung passt


    [*]sollte dies nicht zufriedenstellend ausfallen, gibt es einen neuen architekturwettbewerb.


    Hoffentlich...
    Die Grüne Hambrock hat übrigens darauf verwiesen, dass man nicht nur die üblichen Verdächtigen dazu einladen solle (grundsätzlich richtig), und dabei auf den Schweizer "Stararchitekten" Mario Botta verwiesen. Ist zwar nicht so der nur Glas-Verwender, aber von Stararchitekten hab ich noch nie was gehalten, denn ich bezweifle doch sehr stark dass derlei Klientel den Entwurf der Umgebung unterordnet. Dann lieber Mäckler...

  • Botta würde sehr wahrscheinlich etwas steinernes, skulptural Geformtes vorschlagen, das als Solitär vielleicht ganz gut aussehen würde, aber nicht im Geringsten in die Altstadt passt.


    Laut FR geht die Tendenz zum Abriss des modernen Teils des Historischen Museums. Dies unter der Voraussetzung, dass ein Neubau, von 30-40 Mio. Euro wird ausgegangen, nicht wesentlich mehr kostet als der Umbau. Zunächst soll also gerechnet werden, derweil wird der inzwischen in dritter Überarbeitung vorliegende Entwurf des Architekturbüros Braun und Schlockermann zurückgestellt. Mehr hier in der Frankfurter Rundschau.

  • Na das sind ja endlich mal gute Nachrichten. Nur macht ein Sonnenstrahl noch lange keinen Sommer, aber es gibt Hoffnung dass es sich in die richtige Richtung bewegen wird. Trotzalledem würde mich mal die letzte Überarbeitung des B&S-Entwurfs interessieren, auch wenn ich mir zu 100% sicher bin, dass mir da wieder vor Schreck die Augen aus dem Kopf fallen.

  • "....auch wenn ich mir zu 100% sicher bin, dass mir da wieder vor Schreck die Augen aus dem Kopf fallen....."


    gut, bestimmt, aber schlechter als der Jetztzustand geht nicht !!!!

  • In der FAZ steht jetzt ähnliches: Abriß des Historischen Museums immer wahrscheinlicher.


    Es soll einen internationalen Wettbewerb in 2008 geben - war das schon bekannt?! Umbau würde 20 Mio kosten, da kann man auch gleich neu bauen, meint der Frankfurter Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU). Ausserdem - wenn ich es richtig interpretiere - will er das Museum für Weltkulturen woanders größer neu aufbauen...

  • Nicht unerwartet hat der Koalitionsausschuss von CDU und Grünen heute den Abriss des Betonklotzes beschlossen! Für den Neubau wird in diesem Jahr ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben und voraussichtlich auch noch entschieden. 30 bis 50 international tätige und im Museumsbau erfahrene Büros sollen Vorschläge für einen Neubau liefern, der sich in die historische Bebauung des Römerbergs einfügt. Mehr in der FAZ, hier.

  • ^^ Das Ding strahlt die selbe Herzlichkeit wie die brutalistischen Bauten im "Planet der Affen" aus, früher galt das als die Zukunft.... :nono:


    Weg damit, für immer! :D

  • Gute Nachrichten - selbst mit einen dekonstruktivistischen Glas-Stahl-Beton-Ungetüm würde es wohl noch besser als der Jetzt-Zustand.


    Etwas offtopic: meines Erachtens sollte man aber auch einmal die Gelegenheit nutzen, die Ausstellungsräume und -abfolgen völlig neu zu ordnen und das ggf. auch bereits beim Neubau berücksichtigen. Dass sich z. B. wesentliche Teile der Stadtgeschichte, wie Grabungsfunde, die Schatzkammer mit den Münzen etc. sowie das natürlich vor allem hervorragende Altstadt-Modell der Treuner irgendwo in einem Hinterzimmer verstecken, an dem sicher schon manch Auswärtiger vorbeigelaufen ist, kann nicht Sinn der Sache sein. Stattdessen ist eine gigantische Ausstellungsfläche im jetzt abzureißenden Teil mit künstlerisch zwar sehr hochwertigen, aber fast nur sakralen Stücken vollgestellt, daneben läuft eine weitere fast völlig eigenständige Dauerausstellung zum 19. / 20. Jahrhundert. Wieso kann man das nicht mal in eine sinnvolle Reihenfolge bringen, die der Geschichte dieser bedeutenden deutschen Stadt würdig ist? Oder ist das intellektuell betrachtet uncool?

  • Nein, das ist nicht uncool. Jedenfalls wird die Ausstellungsfläche deutlich wachsen, nehmen wir mal an, dass die Dauerausstellung dann auch vollkommen neu konzipiert wird.


    Eine schöne Gelegenheit, die hässliche und städtebauliche völlig deplatzierte evangelische Probstei daneben an der Saalgasse auch gleich loszuwerden. Und dort vielleicht den gewünschten Neubau für das Museum für Weltkulturen zu errichten.


    Ein treffender Kommentar von Günter Mick ("Frankfurt beraubte sich - bewusst - seiner Identität, für die Geschichtsbewusstsein unerläßlich ist") findet sich heute in der FAZ.

  • Von der gestrigen Ausschusssitzung Dom-Römer:
    Der Betonteil des historischen Museums soll wohl definitiv abgerissen werden, so die einhellige Bekundung der anwesenden Politiker. Kosten bewegen sich wohl bei 29 Millionen €, was nur 6 Millionen mehr sind als ein Umbau kosten würde.
    Es wurde vorgestellt wie die Ausstellungsräume neu angeordnet werden sollen, und dass die unterschiedlichen Baustile des Altbaus wieder mehr zur Geltung kommen sollen. In welche Richtung das Aussehen des Neubaus gehen könnte blieb offen, er soll sich aber wohl schon in die umgebende Bebauung (Saalhof, Nikolaikirche, Haus Wertheim) einfügen. Mit Ergebnissen könnte man schon Ende des Jahres rechnen.


    Über die von Schmittchen im vorherigen Beitrag erwänte Probstei wurde allerdings kein Wort verloren. Sieht wohl nicht so aus dass wir sie so schnell loswerden.

  • Könnte eigentlich eine - zumindest äußerliche - Rekonstruktion des Vorkriegszustandes an dieser Stelle erwogen werden?


    Ich hab mal nach Bilder gegoogelt, aber außer dem hier
    http://altfrankfurt.com/Altstadt/DomWest/Saalhof/
    nix weiteres gefunden.
    Wer hat noch mehr Bilder/Zeichnungen etc.?


    Und zum Vergleich die aktuelle Situation: :Nieder:
    http://images.google.de/imgres…illa:de:official%26sa%3DG


    SCHLIMMER kann es mit einem Neubau jedenfalls nicht mehr werden ...

  • Das Haus Landeck (in der Nordwestecke, also an der Kreuzung Fahrtor mit ehemals Bendergasse) direkt südlich der Nikolaikirche wäre sicherlich möglich, zumal es eigentlich auch ausreichend dokumentiert ist. Mehr halte ich aber nicht für realistisch, da für die angestrebte Museumsfläche ein relativ großer Baukörper benötigt wird womit eine Wiederherstellung des historischen Gassenverlaufs der Saalgasse (für die Rekonstruktion der dortigen Häuser nunmal unabdingbar) wohl ziemlich unwahrscheinlich ist.


    In diesem Beitrag hatte ich mal eine Grafik mit dem auf ein aktuelles Luftbild überlagerten historischen Straßenraster eingestellt. Dort erkennt man links unten recht gut die etwas problematische Situation.

  • Interessante Simulation. Ich halte das alte Straßenraster aber für eher suboptimal. Mögliche Nord-Süd Verbindungen werden durch die Schirn und die postmodernen Häuschen abgesperrt. Um den ganzen Bereich südlich der Schirn etwas zu beleben wäre eine großzügige Öffnung von Westen her nötig. In diesem Sinne sollte man den Abriss als Chance nutzen, das Gelände möglichst frei halten und Neubauten (oder Rekos) im Osten, südlich der Schirnhalle plazieren.

  • Eine Vorstellung vom Zustand vor der Zerstörung vermittelt auch das Treunersche Altstadtmodell, sinnigerweise ausgestellt im abzureißenden Betonmonster des Historischen Museums. Hier sieht man diese Ecke ganz gut:


    http://img390.imageshack.us/img390/8870/110ir.jpg


    Weitere Fotos in MagBeams Beitrag zum Altstadtmodell. Außerdem ein Foto, entstanden um 1900, auf dem das Haus Landeck (dazu auch #39ff in diesem Thread) teilweise zu sehen ist:



    Herkunft altfrankfurt.com, Schutzdauer mit hoher Wahrscheinlichkeit abgelaufen


    Schließlich eine Visualisierung aus joergs Altstadtmodell. Dazu schrieb er an dieser Stelle: "Das nachfolgende Bild zeigt den westlichen Eingang der Saalgasse am Römerberg. Links das mächtige Haus Landeck, Römerberg 2 (danach, außerhalb des Bildes, die Einmündung der Bendergasse). Das klassizistische Haus rechts befand sich am Fahrtor (Nr. 6), hatte den Krieg unversehrt überstanden und wurde dann zugunsten des Erweiterungsbaus des Historischen Musems abgerissen. In der Saalgasse befinden sich der Marstall und das Haus 'Im Saal'."



    Bild: joerg

  • Hab mich heut nochmal mit Dominik Mangelmann unterhalten. Quellenlage wäre in der Tat mehr als ausreichend um das Haus Landeck zu rekonstruieren. Allein vom Ort wo es steht und der Gestalt an dieser Stelle drängt es sich ja schon regelrecht dazu auf.


    mik: mit einem Platz wird das aber nichts, wo soll sonst der Neubauteil hin. Vom Grundriss her geh ich mal davon aus, dass es in etwa wieder der gleiche wird wie jetzt schon, vielleicht wieder ein bischen mehr am Historischen orientiert, aber allzu große Änderungen wird es da kaum geben (können).