Sonstige Bauprojekte außerhalb der Wallanlagen

  • Kleines Baustellenupdate der Rossittener Straße (letztes Update - Bilder nur leider nicht mehr abrufbar :().




    Schaut man sich das Baustellenbild an, fehlt nur noch der mittlere Block. Von diesem sind die Tiefbauarbeiten bereits so gut wie abgeschlossen.









    Bilder von heute und natürlich von mir :)

  • @ ryosuke


    Auf diesem Bild handelt es sich in der Tat um die Front zur Gebeschusstrasse hin. Links erkennt man knapp die neue Tiefgarageneinfahrt, die von der Michael-Stumpf-Strasse dorthin verlegt wurde. Das ist ungefähr auf der Höhe des ehemaligen Seiteneingangs. Links davon schließen sich dann die Turnhallen an, die nur saniert und nicht abgerissen wurden. Das Gebäude ist nun wesentlich kleiner, da es nicht mehr die riesigen Leerflächen wie im alten Gebäude gibt. Aber schön ist etwas anderes, da geb' ich Dir Recht. Der neue Haupteingang zur Michael-Stumpf-Str. (erstes Bild) ist wiederum ganz ok geworden.

  • Wandel im Nordend

    Derzeit sind in der Stadt zwei Trends besonders stark zu bemerken: Erstens, haben in den letzten Jahren die großen beliebten Wohnviertel wie Nordend, Sachsenhausen oder Bornheim eine besonders starke Magnetwirkung entfaltet, die besonders auf zahlungskräftige junge Familien, Rentner, Akademiker und Singles abzielt. Man möchte in der Nähe von Parks, Mainufer, Kultur, Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten sein, also eine Infrastruktur, die viel eher in Großstädten zu finden ist. Zweitens, erfährt verdichtetes Bauen und Bauen im Bestand einen großen Zuspruch. Man sucht bewusst die Nähe zu Altbauten und sucht vornehmlich nach Lücken oder Ramsch-Immobilien. Dies betrifft somit besonders den Stadtteil zwischen Alleen- und Anlagenring (Eschersheimer Landstr und Sandweg), also das Nordend.


    Wie wirken sich diese zwei Trends derzeit aus?
    Es findet eine regelrechte Umwandlungswelle in Eigentumswohnungen statt. Derzeit befinden sich viele der rund 15.000 Altbauten in der Stadt im privaten Eigentum, meist ein bis drei dieser Häuser in längerer Familientradition. Viele der Erben verkaufen diese Immobilien derzeit, weil die Renovierung der Häuser zu teuer wird (neues Erbschaftssteuergesetz und diverse Energiesparverordnungen der Bundesregierung erfordern meist hohe Investitionen, die durch Mieterhöhungen nicht aufgefangen werden können). Immobiliengesellschaften kaufen diese meistens auf, häufig mit dem Ziel: Umwandlung in Eigentumswohnungen. Somit geht attraktiver innenstadtnaher Mietwohnraum ein Stück weit verloren, aber es werden baufällige Ecken aufwändig restauriert und prominente Architekten geben sich mit aufwendigen Projekten durchaus Mühe. Man wird abwarten müssen, ob sich dieser Trend in den kommenden Jahren noch weiter verstärkt.


    Guter Artikel hierzu in der FR: http://www.fr-online.de/frankf…rankfurt/?em_cnt=1766716&


    Prominente Beispiele der Eigentumswelle im Nordend:
    Die bekanntesten Beispiele wurden in diesem Forum schon detailliert vorgestellt. Das ehemalige Altenpflegeheim "Hofgarten" (85 Eigentumswohnungen - Jo.Franzke Architekten- Richard-Wagner-Straße) ist sicherlich das prominenteste Beispiel. Auch die "Johannes Kepler Residenz" (Post #603) mit 20 Eigentumswohnungen und 4 Penthouse Wohnungen von Stefan Forster Architekten oder das "Frankfurter Westsight" (Post #596) an der Hansaallee, Ecke Holzhausenstraße mit 41 Eigentumswohnungen sind weitere wertige Großprojekte, die in diese Richtung zielen. Hinzu kommen die 200 Passiv-Häuser (50 davon als ETWs) entlang der Hansaallee ("Hansaallee Westend"). Insgesamt eine spannende Entwicklung, man darf gespannt sein, welche weiteren "Immobilien-Juwele" in kommenden Jahren noch geschliffen werden.


    Weitere Beispiele der Eigentumswelle im Nordend:
    Wielandstraße 3, Architekten Jo Franzke, als das neue Domizil des früheren PR-Beraters Hunzinger entworfen. Vier Etagen hoch samt auffälligem Erker mit Sandstein Fassade. Artikel hierzu: http://www.fr-online.de/frankf…d-Der-Lueckenfueller.html


    Holzhausenstr 29 (mehrere ETWs)
    Sicherlich eine exklusive Lage mit Katzensprung zum Holzhausenpark, daher keine Verwunderung. Nebenan steht übrigens ein ehemaliges Bürogebäude, das zum Wohnen umfunktioniert wurde.


    Wohnbebauung Eckenheimer Landstraße/Zeißelstraße (Eckenheimer Landstraße 66 und Zeißelstraße 50)
    Zur Abwechslung auch mal 25 Wohnungen zur Miete - Auch in Post #597 gezeigt. Hier ist ein schneller Baufortschritt zu verzeichnen.


    Bornheimer Landstr 30 (5 Eigentumswohnungen - Abriss und Neubau eines Gründerzeit-Hauses)
    Seitdem diese Bilder gemacht wurden, sind schon 2 Etagen entstanden.


    Residenz Scheidswaldstr
    Streng genommen in Bornheim gelegen. Neubau mit 6 Eigentumswohnungen.


    Aufwertung von Gebäuden an der Schleiermacherstr (in rot) und auch an der Bornheimer Landstr (im Bau)


    Quelle: Alle Bilder wurden mit meiner Kamera geschossen.


    Weitere aktuelle Beispiele in Bornheim:
    Berger 334 mit http://www.berger-334.de/ und 160 Wohnungen (85 Miete/ 55 ETW) im bereits fertig gestellten Campo Passivhaus Bauprojekt (samt Eisenbahn Depot Rewe).

  • Noch ein paar Eindrücke von Franzkes Haus in der Wielandstraße:





    Bilder: Miguel


    Ich halte das Haus für ziemlich gelungen, außer beim Dach: da bin ich zwiegespalten. Einerseits fehlt einfach ein richtiges Dach, um sich in die umgebende Bebauung einzufügen. Andererseits macht es der Erker in der Betrachtung von der Straße aus - zumindest, wenn man direkt davorsteht - wieder einigermaßen wett, dass da oben ein richtiger Abschluss fehlt. Dazu kommt, dass man mit einem Flachdach natürlich eine herrliche Dachterrasse realisieren kann, was hier anscheinend auch gemacht wurde: man beachte die Bepflanzung auf Bild 2...

  • ^ "... aber es werden baufällige Ecken aufwändig restauriert und prominente Architekten geben sich mit aufwendigen Projekten durchaus Mühe"


    Schön wär's... Von den oben gezeigten Beispielen kann mich nur das Projekt aus der Wielandstr. überzeugen. Der Rest mag innen sehr komfortabel sein, aber außen?? Besonders ärgerlich finde ich das Projekt "Holzhausenstr 29": gerade diese feine Adresse hätte etwas anderes verdient, als diesen Investorenklotz (auch dann, wenn damit ein noch häßlicheres Bürogebäude verschwunden ist).

  • Renditeschachteln sehen aber schon etwas eintöniger, banaler und einfallsloser aus als oben gezeigt. Da sind so manche Neubauten in Riedberg, Rebstockviertel oder auch City-West deutlich passendere Beispiele. Ebenso klar ist, dass das Nordend als "Insel der Glückseligen mit ewig niedrigen Mieten in großzügigen Altbauwohnungen und allen anderen Vorteilen" nicht zu erhalten ist. Dafür ist die Nachfrage nach Wohnraum zu sehr ausgeprägt. Nur in München dürfte in Deutschland Wohnraum noch schwerer erhältlich sein.

  • Es braucht nicht viel...

    ...um gute Architektur zu machen. Ähnlich wie beim Kochen bedarf es guter Zutaten aus der Region, liebe zum Produkt und das gewisse Etwas um eine schmackhafte Mahlzeit zu bereiten. Hier ist das in architektonischer Form umgesetzt worden.Der gelungene Eingangsbereich, die ageschrägten Fenstrbrüstungen, die schmalen Fensterschlitze und der schöne Erker erfreuen das Auge.

  • wenn ihr mich fragt, finde ich die architektur auf den zuletzt gezeigten fotos völlig daneben!


    das haus gliedert sich kein bisschen in die umgebung ein, sondern sticht durch die scharfen kanten und das fehlende dach total hervor.


    außerdem mag das irgendwie dem zeitgeist entsprechen, aber für mich sieht es eher aus wie ein gefängnis im rohbau. ich glaube, in zwanzig jahren wird man hier gerne die abrissbirne schwingen! :nono:


    gruß ;)



    ps: wenn es auch dem artikel in der fr-online nach zu urteilen im inneren recht exquisit zu sein scheint!

  • Unterordnung und Anpassung

    sind in der Architektur genau so unangebracht, wie in der Gesellschaft. Dieses Gebäude ist neu, es wäre ein anachronismus, wenn man es historisierend baut. Die Gliederung ist klassisch dreiachsig mit Erker und schmalen Fenstern. Die Gründerzeitbebauung, in die sich solche Gebäude "einpassen" sollen, ist doch auch oftmals zutiefst uneinig. Mal Neogotik, mal Neobarrock und dazwischen etwas Neorenaissance! Hier hat ein Architekt behutsam und mit viel Liebe zum Detail gebaut und trotzdem kann es einigen wieder nicht genügen, sehr schade.

  • Bauen im Bestand ist eine wahre Tragödie in Frankfurt. Die letzten wirklich überzeugenden Projekte dieser Art waren an der Freiherr-von-Stein-Straße im Westend und die Villa Kennedy. Das auf den oben gezeigten Bildern hingegen ist einfach durchweg erbärmlich. Da fügt sich absolut gar nichts in die jeweilige Altbauumgebumg ein - verglichen mit anderen Projekten zwängt sich auch überdeutlich der Eindruck von typischer "Investorenarchitektur" auf. Wenn ich dann auch schon wieder lese "Abriss und Neubau eines Gründerzeithauses" und die Visualisierung dazu sehe steigt der Hass in mir. Wenn man mit sowas die ganzen Nachkriegsbausünden ersetzen würde, ok. Aber für einen Gründerzeitler ist das kein würdiger Ersatz.
    Ganz mies find ich aber auch Das an der Wielandstraße (bezüglich der Holzhausenstraße bin ich sogar völlig sprachlos aufgrund Entsetzens). Dass Franzke es auch besser kann zeigt er ja an der Metzlerstraße in Sachsenhausen (sieht man mal vom auch dort fehlenden Dach ab). Aber hier korrespondieren die klobige monolythische Kubatur ohne Dach, Fensterformate und Geschosshöhen einfach nicht im Geringsten mit der Umgebung. Wobei die Architektur grundsätzlich noch nicht mal schlecht ist. Im Europaviertel beispielsweise würd sich Derartiges sicher ganz gut machen, aber für Frankfurts eh schon mehr als genug geschundenen Altbauquartiere ist das absolut die falsche Architektur! Sehr bezeichnend in diesem Zusammenhang auch die Worte von Alf Haubitz, Redakteur beim HR: als "braungraues Ausrufezeichen ragt es aus der benachbarten Gründerzeitlangeweile heraus" (klick)... einfach unfassbar! :nono:

  • genau meine meinung


    ich denke gelungene architektur verfolgt das ziel, eine schöne umgebung zu schaffen, nicht etwa nur "toll an sich" zu sein. und dazu denke ich reicht es nicht, ein paar vorschriften der bauaufteilung zu befolgen. was ist mit dem dach? was ist mit der steinfarbe? so hellen stein in klaren formen würde ich in dubai vermuten oder wie Rohne sagte im Europaviertel. Die Fenster sind ja keinesfalls wie bei den umliegenden Häusern: Viel schmäler und ohne Unterteilung. Und die Geschosshöhe ist auch nicht dieselbe. Insgesamt fehlt für mich jeglicher Bezug
    (wenn man mal von dem "Erker" und der absoluten Höhe absieht ^^)


    aber über geschmack lässt sich ja streiten :lach:


    wo aber meiner meinung nach der entwurf stimmt: in der zeißelstraße (s. S. 40)

  • ^Welche Geschoßhöhe hättens denn gern? Die vom linken oder die vom rechten Nachbarn? Nicht ganz so einfach also, an dieser Stelle dem Anspruch an eine für den Straßenzug einheitliche Geschoßhöhe und damit durchgängigen Fensterfront gerecht zu werden. Ups, 'einheitliche Geschoßhöhe', das klingt nach Langeweile. Ist dann vielleicht der Begriff der 'Gründerzeitlangeweile' doch nicht so weit hergeholt?
    Und sollte nicht ein Gebäude auch die Ansprüche der Nutzer erfüllen? Ist es Sinn und Zweck eines Gebäudes einfach den Betrachter zu erfreuen?
    Gibt es da nicht noch weitere Kriterien?
    Was spricht gegen Dachterassennutzung in einem gewachsenen Wohngebiet? Die Ansprüche der Bewohner ändern sich. Und wenn Dachterasse, warum diese verkleiden und verbergen hinter Schrägdachblenden?
    Auch mich schmerzt der Abriss jedes Gründerzeitlers. Der Bestand sollte unbedingt erhalten werden. Allerdings habe ich etwas gegen Ergänzung des Bestandes durch Fake-Gründerzeitler. Wie soll denn so etwas aussehen? Jede Zeit hat ihre Ansprüche, die es zu erfüllen gilt. Was ja wohl auch zu der Entscheidung führt, überhaupt einen Neubau zu beginnen und warum sollte der dann Kompromisse hinsichtlich seiner Nutzung und damit der Erfüllung eigener Ansprüche machen?

  • ^Welche Geschoßhöhe hättens denn gern? Die vom linken oder die vom rechten Nachbarn?


    Es ist wohl ein Unterschied, ob sich die Geschosshöhen marginal um ein paar Zentimeter unterscheiden, was für willkommene Abwechslung sorgen kann, oder ob auf eigentlich drei Geschosse vier Geschosse hingequetscht werden. Dies sorgt in der Regel für Missästhetik.



    Und sollte nicht ein Gebäude auch die Ansprüche der Nutzer erfüllen? Ist es Sinn und Zweck eines Gebäudes einfach den Betrachter zu erfreuen?
    Gibt es da nicht noch weitere Kriterien?


    Richtig, es gibt noch weitere Kriterien. Aber eben auch jenes, den Betrachter nicht zu beleidigen. Die eigene Freiheit endet immer dort, wo sie die Freiheiten anderer einschränkt. Deswegen gibt es zuweilen auch Gestaltungssatzungen, welche die Ansprüche der Nutzer zum Wohle der Allgemeinheit einschränken können. Solche Gestaltungssatzungen wünschte ich mir auch für die Gründerzeitviertel in Nord-, Westend und Sachsenhausen.



    Was spricht gegen Dachterassennutzung in einem gewachsenen Wohngebiet? Die Ansprüche der Bewohner ändern sich. Und wenn Dachterasse, warum diese verkleiden und verbergen hinter Schrägdachblenden?


    Vielleicht weil es das Auge des Betrachters erfreuen würde? Und ja, es gibt tatsächlich wunderbare und hübsch anzusehende Dachterassen und Belvederchen auch auf Gründerzeitbauten. Warum sich nicht mal dort inspirieren lassen? Es muss nicht immer neuteutonische Betonbaukunst sein.

  • ich bin raffaels meinung.


    im übrigen: viele reden hier von der wirren gründerzeit, die irgendwie auch langweilig ist. das passt nicht zusammen! :headscratch:
    ich finde jedenfalls solche älteren straßenzüge meistens recht schön anzusehen. ich kann mir aber bei weitem nicht eine ganze straße in dem stil vorstellen, in dem dieses neue gebäude hier gebaut wurde.. da würde man ja depressiv werden.


    natürlich hat jede zeit ihre berechtigung, da stimme ich zu, aber das heißt nicht, dass man deshalb jedes gesamtbild außer acht lassen sollte.


    übrigens: vermutlich würde mich das gebäude gar nicht in seiner andersheit stören, wenn es interessant und innovativ oder wenigstens dezent wäre. aber es gefällt mir (außen) wenig: es sieht langweilig aus, wie ein bunker, gar nicht kreativ. :Nieder:


    mich wundert nur, dass das hier keiner hören will. das darf doch jeder finden wie er will, oder ist hier jemand mit dem architekten befreundet? ^^


    gruß! :)

  • An Frankzes Haus ist leider etwas festzustellen, was mir schon ein paar mal aufgefallen ist...


    Freundlicherweise bedient man sich nun des Sandsteins, was an sich sehr gut ist, in jedem Fall besser als Sichtbeton, Blech, Kunststoff, Glas oder was man sonst noch alles auf Fassaden zu hängen pflegte in den letzten 60 jahren. Allerdings hat man immernoch die hier besonders ausgeprägte Strenge der Formen wie sie leider nach wie vor typisch ist für die Moderne. Im Vergleich zu den umgebenden Gründerzeitlern fehlen die auflockernden Elemente. Die daraus resultierende monumentale Ästhetik ist leider einem Stil sehr ähnlich, der in Deutschland vor allem zwischen 1933 und 1945 gepflegt wurde...


    Wenn heutige Architekten so einen Eindruck vermeiden wollen, müssen sie entweder wieder "klassisch" modern bauen, oder den Stil im traditionellen Sinne weiterentwickeln, um weniger erdrückend monumental zu wirken. Man könnte sich durchaus Inspirationen beim Jugendstil holen, dort hat man es auch sehr gut geschafft, traditionelle (Sandstein) und moderne Baumaterialien (Stahl, Glas) harmonisch zu kombinieren.


    Edit: Könnte die Person die meint, ich würde hier "mit der Nazikeule andere Meinungen diffamieren" mir bitte erklären wo ich das getan haben soll? Ich habe meinen subjektiven Eindruck wiedergegeben, sonst nichts. Habe ich damit jedem, der das Haus toll findet, gleich unterstellt, ein böser Faschist zu sein? Ich liebe dieses Bewertungsystem, wirklich....

    Einmal editiert, zuletzt von Fachwerkhaus () aus folgendem Grund: ohne Worte...

  • Bionic
    Ich habe nicht behauptet, daß ein ganzer Straßenzug Gründerzeitler langweilig wäre. Ich habe davon geschrieben, daß ein ganzer Straßenzug mit durchgängig einheitlichen Geschoßhöhen und damit durchgängigen Fensterbändern langweilig ist.
    Dieser Bau ist als Lückenbau entwickelt worden. Nur in solch einer Situation stapelt man vier Räume einer Wohneinheit übereinander. Wenn man einen ganzen Straßenzug zu bauen hätte, würden die Gebäude anders aussehen. Deine Aussage zur Depressionserwartung werte ich als Polemik. Genauso den Vergleich mit einem Bunker. Zeige mir einen Bunker mit solch hohem Glasanteil.
    Mir fällt das Gebäude zuallererst mal auf. Du legst Dich schon fest, daß Dich das Gebäude stört. Es mißfällt Dir nicht nur, es stört Dich sogar :confused:
    Und es ist nicht die Zeit die ihre Berechtigung hat, sondern es sind unsere Zeitgenossen, welche Ansprüche an ihren Wohnraum, an ihr Zuhause haben und diese auch gerne umsetzen möchten, wenn sie schon viel Geld in einen Neubau stecken. Und da rangiert der äußere Auftritt eines Gebäudes nicht mehr an oberster Stelle. Er hat sich heute anderen Ansprüchen unterzuordnen und es ist auch nicht mehr die Pracht das zu Erreichende, sondern andere Wirkungen, bspw. Coolness, Wertigkeit, Sachlichkeit, Distanz, ... Dem Gebäude die Kreativität abzusprechen (eigentlich ist ja der Architekt der Kreative und der Bauherr), halte ich allerdings für anmaßend. Hast Du den verlinkten Artikel in der FR dazu gelesen? Da wurde die Kreativität eben nicht in die Ornamente um den Fenstern und sonstige Stuckanteile der Fassade gesteckt, sondern dahinein, was für den späteren Bewohner wirklich wichtig ist. Raumaufteilung, Lichteinfall, Erreichbarkeit der Räume usw.


    Raffael
    Es wurden nicht auf gleiche Höhe vier statt drei Etagen gequetscht, sondern es wurde der Vorzug eines ebenerdigen Zuganges zum Gebäude erkannt und umgesetzt. Damit sackt das Ganze gegenüber den Nachbargebäuden natürlich optisch nach unten. Um das zu verhindern müßte man das Erdgeschoß höher gestalten als die Regelgeschosse (ungenutzter Raum, welcher evtl. die Dachterasse wegen Höhenbegrenzung verhindert oder ein Stockwerk weniger erlaubt) oder Hochparterre bauen mit dem Verlust der Ebenerdigkeit.


    Komischerweise scheint es niemanden zu stören und wird sogar begrüßt, daß eine komplett sandsteinverkleidete Fassade in diesem Straßenzug untypisch ist oder daß der Erker die Fenster des Nebengebäudes verschattet? Stattdessen wird gleich der erste Eindruck wiedergegeben, welcher durch die Andersartigkeit sofort negativ bewertet wird. Passt nicht, Bunker, langweilig, ... und damit hat sich die Diskussion dann scheinbar erledigt, bis zum nächsten geposteten Foto oder es werden Argumente gebracht, welche diesen negativen Ersteindruck untermauern sollen. Gerade so, als ob es in einer Diskussion Gewinner und Verlierer zu geben habe.
    Ich dachte das ist hier ein Architektur-Forum :confused:


    Mein erster Beitrag zum Thema anonym bewertet: "es gibt auch moderne architektur die sich einfügt! da brauchst du auch nicht mit solchen dämlichen rechtfertigungen kommen." - soviel zum Thema Sachlichkeit

    3 Mal editiert, zuletzt von Torsten ()

  • ^Torsten
    Es geht um Architektur und ihre Wirkung auf die Umwelt und die ist bei diesem Gebäude in der Umgebung störend.


    Zitat Torsten

    Und es ist nicht die Zeit die ihre Berechtigung hat, sondern es sind unsere Zeitgenossen, welche Ansprüche an ihren Wohnraum, an ihr Zuhause haben und diese auch gerne umsetzen möchten, wenn sie schon viel Geld in einen Neubau stecken. Und da rangiert der äußere Auftritt eines Gebäudes nicht mehr an oberster Stelle.


    Du sagst es, heutzutage zählt die Aussenwirkung eines Gebäudes leider nicht mehr viel. Das heißt die Allgemeinheit muß sich damit abfinden, dass sich die Bauhherrn und somit die Architekten kaum mehr darum scheren wie ihr Gebäude auf die Umwelt wirkt. Haubtsache die Wohnung selbst ist komfortabel, oder der Büroraum günstig. Passt zu unserer Zeit, in der der Egoismus über das Gemeinwohl siegt.


    Das Gebäude selbst gefällt mir übrigen, jedenfalls wenn es in einem Viertel stehen würde in dem es von anderen Gebäude dieser art umringt wäre. Zum Beispiel in der Nachbarschaft des IG-Farbenhauses (Uni Campus).
    Allerdings würde ich nicht gerne in diesem Gebäude wohnen, da mir diese recht kleinen Fenster (Schießscharten) nicht zusagen.

  • Ich bin bei dieser Diskussion gelinde gesagt sprachlos: Da wird ein extrem hochwertiges, umwerfend schönes (Achtung: Persönlicher Geschmack!) und seiner Umgebung durchaus huldigendes Gebäude in einer "stinknormalen" Wohnstraße mit eher unterdurchschnittlicher Gründerzeitbebauung errichtet. Und hier kochen die Emotionen über?


    Ein paar Punkte möchte ich dazu loswerden:
    - Menschen haben unterschiedliche Geschmäcker.
    - Außergewöhnliche und überdurchschnittliche Gebäude sind und waren per definitione die Ausnahme.
    - Diese Diskussion kann hier und heute keine Sieger oder Verlierer haben.
    Zum Trost: In rund 100 Jahren werden wir die Auflösung zur zweiten Frage bekommen, meine persönliche Meinung ist, dass dieser Punkt sticht und hier eine solche Ausnahme geschaffen wurde. An die Nachwelt: Wenn ich Unrecht habe, dürft Ihr das gerne in meinen Grabstein ritzen.



    BTW: Ich habe das Gebäude noch nicht live gesehen, aber: Ist das nicht Travertin? Nach Sandstein sieht mir die Fassade nun garnicht aus.

  • ^Du sagst es Wahnfried, es ist ein Ausdruck unserer Zeit. In einer sogenannten freiheitlichen Gesellschaft, in der der Individualismus idealisiert wird, ist Egoismus faßt schon ein positives Persönlichkeitsmerkmal.


    Mich ärgern allerdings kurze pauschale Urteile über ein Gebäude, welche dann im nachhinein noch begründet werden. Dann kann man in diesem Forum auch eine Datenbank mit allen Projekten einrichten, wo jeder Datensatz die Möglichkeit zur Bewertung gibt. So in der Art
    [ ] gefällt mir
    [ ] gefällt mir nicht
    [ ] passt nicht in die Umgebung
    [ ] potthässlich
    Meinetwegen noch mit einem Kommentarfeld für die jeweilge Bewertung von maximal 256 Zeichen.
    Und die, welche wirklich über ein Gebäude diskutieren möchten, die haben dann einen extra Bereich im Forum.


    Ich habe bspw. in meinen Beiträgen noch nicht gesagt, ob ich das Gebäude nun gut oder schlecht finde, schön oder hässlich.
    Ich finde nämlich, man kann es nie so pauschal ausdrücken.
    Bei dem genannten Gebäude von Franzke gebe ich Dir fast uneingeschränkt recht. Ein sehr durchdachtes, wertig ausgeführtes Gebäude. Optisch gefällt es mir, wenn ich es allein für sich betrachte. Auch wenn ich selbst nicht über vier bis fünf Etagen geschichtet wohnen wollen würde. Und ja, es harmoniert in keiner Weise mit den Nachbargebäuden.
    Es zeugt von einem gesunden Selbstbewußtsein des Bauherrn ;)

  • Die Fassade besteht aus hellem (natürlichem) Kalksandstein. Das geht aus einer Presseinformation hervor, die mir Ende Juli 2009 von einer vom Büro Franzke beauftragten Agentur zugeschickt wurde. Hier ist sie (und am Ende erfährt ihr auch, von wem das mit der "Gründerzeitlangeweile" stammt):


    Ein neues Haus als "Ausrufezeichen in der Gründerzeitlangeweile"

    Das Frankfurter Nordend gehört zu den Vierteln der Stadt, die durch den Zweiten Weltkrieg wenig zerstört wurden. Bis heute prägen gründerzeitliche Wohnhäuser das Bild des Viertels, das seit jeher zu den begehrten Wohnlagen im innerstädtischen Bereich zählt. In der architektonisch quartierstypischen Wielandstraße wurde durch den Neubau eines Wohnhauses von Jo. Franzke Architekten die letzte Lücke in der Straße geschlossen.


    Für den fünfgeschossigen Neubau musste aufgrund der Begrenzung des Grundstücks und nachbarschaftlicher Einwände im Rahmen des Genehmigungsverfahrens eine maßgeschneiderte Lösung entwickelt werden. So hat das Haus zwar die Breite eines Mietshauses, ist aber nur 6,5 Meter tief. Demzufolge wurden die unterschiedlichen, qualitativ hochwertig ausgebauten Wohnbereiche (Arbeiten, Küche, Bibliothek, Wohnraum, Schlafzimmer, Bad- und Wellnessbereich) auf je eine Etage konzentriert, wodurch der Bauherr und Bewohner Moritz Hunzinger nun ein "Leben in der Vertikalen" führt, wie er selbst sagt. Auf dem Dach des Hauses befindet sich eine Terrasse, die den Blick auf die Frankfurter Skyline freigibt.


    Aufzug und Treppenhaus zeichnen sich als Rückgrat des Hauses ab. Über beide werden die einzelnen Wohnbereiche erschlossen. Zur Straße hin zeigt sich das Gebäude bewusst schlicht, fast abweisend, wodurch die edlen Baumaterialien zur Geltung gebracht werden. Die präzise gefügte Natursteinfassade aus hellem Kalksandstein erweckt einen monolithischen Eindruck, der durch in der Farbe des Steins verputzte Fugen subtil verstärkt wird. Die massive Front ist durch hochrechteckige, in die Fassade eingeschnittene Fenster und einen mittig die Fassade beherrschenden Steinerker gegliedert.


    "Wir wollten uns in der Formsprache stark zurücknehmen", erläutert der Architekt Jo. Franzke, "aus dem extremen Understatement sollte beinahe eine neue Form der Übertreibung werden." Zudem zeige das Haus, wie der Forderung nach einer sinn- und phantasievollen Nachverdichtung städtischen Raumes Genüge getan werden kann. Beim diesjährigen Tag der Architektur entwickelte sich das Stadthaus Hunzinger in der Wielandstraße zu einem der Publikumsmagneten. Als "braungraues Ausrufezeichen ragt es aus der benachbarten Gründerzeitlangeweile heraus", wie es Alf Haubitz, Redakteur beim Hessischen Rundfunk, in einem zum Tag der Architektur entstandenen Beitrag formuliert hat.


    Projektdaten


    Neubau: Stadthaus Hunzinger
    Adresse: Wielandstraße 3, 60318 Frankfurt am Main
    Bauherr: Moritz Hunzinger
    Fertigstellung: 2009
    BGF: 390 m²
    Nutzung: Wohnen
    Leistungsphasen: 1-9


    Bilder vom Patio (oben links), dem Treppenhaus und weiteren Innenräumen, ergänzend zu den Fotos von Golden Age und Miguel oben:



    Copyright: Jo. Franzke Architekten / Fotograf: Christian Richters, Münster