1.Ich fand halt einfach das "dort wo es mir gelingt..." so schön. Das hat so etwas von: "Schlage nicht die Schlacht, die du nicht gewinnen kannst." Wie ein zaristischer General, der den Feind Monatelang durch die Tundra lockt, um auf den einen kleinen Fehler zu warten, der es ihm erlaubt den geschwächten Feind zu zerschmettern.
2.Wenn du nach deinen Überlegungen dafür wars, kann man daraus schließen, dass du immer noch dafür bist? Mir ging es nämlich etwa wie dir, allerdigs kam bei mir das Umdenken, als ich die grüne Fassade gesehen habe. Da gab es aber noch ein "wenig Hoffnung", als aber mit den Fassadenbauarbeiten am gesamten ECE vor ein paar Wochen begonnen wurde, war ja klar, dass es ein 1 zu 1 Muster geben musste. Da waren ja nur die grüne Wand, und ein kleiner Teil schnöder Verputz noch im Rennen für die Gestaltung. Auf den Modellen und Renderings sah das noch ganz anders aus.
Weißt du denn, was jetzt wohin kommt?
3.Die "Sache" mit dem Portikus finde ich doch offensichtlich schlecht. Die ersten Pläne sind ja bekannt, und waren schlechter. Deshalb wird die jetzige Lösung aber nicht besser. Ein hässliches Haus sieht neben einem noch schlimmeren zwar besser aus, bleibt aber offensichtlich schlecht.
Zumindest in meinen Augen.
Ich muss vielleicht erwähnen, das meine Mutter aus Polen stammt. Genauer gesagt aus dem Gebiet um Lodz. Dort gibt es überall Schlösser, Paläste und Herrenhäuser. Meine Familie selbst besaß das ein oder andere Objekt von Interesse, und ich selbst habe einen Großteil meiner Kindheit bei Freunden und Verwandten verbracht, die in ihren alten Wohnsitzen gelebt haben. Ich habe also Erfahrungen gemacht, die nur ein winziger Teil unserer Gesellschaft gemacht hat, und habe daher auch einen vollkommen anderen Blick auf derartige Gebäude. Jemand der in Ostfriesland zwischen Niedersachsenhäusern aufgewachsen ist, verbindet mit solchen Häusern ja auch ganz besondere Dinge.
4.Dich allgemein Gleichgültig zu bezeichnen wäre mir auch nicht eingefallen. Wer problemlos alle Baumaßnahmen am Bohlweg, sowie allerlei Beilagen dazu nennen kann, darf durchaus da Prädikat interessiert genießen.
Mir ging es mit Gleichgültig halt nur um diesen Satz.
5.Wenn "Die Brücke" jetzt ausgebaut wird, was kommt denn dann da rein?
6.Ich glaube die Rotunde wäre durchaus realisierbar, und neben dem negativen finanziellen Aspekt durchaus von Vorteil für ECE gewesen. Die "vermittelnde Rolle" der Rotunde wäre in der Praxis durchaus greifbar gewesen. Meine Enttäuschung wird riesich sein, wenn ich durch den Portikus gehe, und nach oben sehe. Bei den meißten Anderen wird es ähnlich sein. Jeder weiß: Das Auge ist mit. Es gab Einkaufscentren, die mich mit ihrem Treiben und Aussehen so verzückt haben, dass ich direkt wesentlich mehr Geld ausgegeben habe, als ich wollte. Die meißten ECE-Center enttäuschen ja wenigstens nicht.
7.Bei der Subjektivität hast du objektiv Recht. Aber diskutieren kann man doch erst, wenn die Sachlichkeit der Beschreibung zum Zwecke des Austausches un der Diskussion verzerrt ist. Selbst die Kunst kann man ausschließlich objektiv, und ohne jede subjektivität betrachten. Das was wir als persönlichen Geschmack kennen ist doch nur durch unsere persönlichen Erfahrungen oder äußere Einflüsse im allgemeinen entstanden. Würde man 100 kleine Kinder auf einer einsamen Insel aussetzten, dann würden sie -vorrausgesetzt sie überlebten- die gleichen gestalterischen Mittel erfinden, wie wir sie bereits kennen.
Wer im Abitur eine Facharbeit in Kunst geschrieben hat-mein Thema war: "die Befreiung des Menschen von starren Bindungen und Normen"-wird sehr desillusioniert. Denn diese "Befreiung" gibt es nicht. Schon gar nicht in der Kunst!!! Das man mit einer Liste von etwa 20Punkten bestimmen kann, wie "künstlerisch" etwas ist, und mathematisch genau die Auswirkungen eines Objektes auf den menschlichen Geist vorhersagen kann, ist gleichzeitig simpel und schockierend.
Ich glaube, dass es für alles die eine perfekte Lösung gibt. Die Architektur ist da ein herrlicher Lehrmeister. Ständig schaffen wir Neues. Revolutionieren, erschaffen, gestalten. Zumindest sagt uns das unser kleiner dummer Binärrechner. Dumm auf hohem Nivea eben. Wir tun doch nichts anderes als ein immer wiederkehrendes Interpretieren von gleichen, nahezu perfekten Formen. Unser Schaffen kann lediglich als neu Interpretieren definiert werden. Die Gesetze die uns scheinbar der menschliche "Geschmack" auferlegt sind nichts weiter als Naturgesetze. Proportionen, goldene Schnitte oder der kleine Flecken Blau, der die Disharmonie in einem Bild ausgleicht sind solch unumstößliche Gesetze des "Geschmacks".
Was will ich damit sagen?
Diskussionen laufen wider die Natur und können mit Objektivität nicht geführt werden. Es gibt nur eine unumstößliche und wahrhaft perfekte Lösung. Alle können gut sein, aber nicht die Perfektion der einen erreichen. Würden wir mit reinen Zahlen objektiv miteinander reden, dann müssten wir wie in der Mathematik (meistens;) ) zu dem selben Ergebniss kommen.
Mit unserer beschränkten Einsicht werden wir allerdins nie an unser Ziel kommen, sondern uns ihr immer nur nähern können. Wir bedienen uns also der Subjektivität, um Naturgesetze außer Kraft zu setzen. Dieses "Träumen" eröffnet uns die Möglichkeit unseren "objektiven Spielraum" zu dehnen und zu weiten. Kommen wir dann wieder zurück in unser strenges Korsett, erleben wir nur allzu offt, dass diese eigentliche Subjektivität real ist. Unser objektives Denken hat uns nur nicht sehen lassen, wo die Wirklichkeit versteckt ist.
Jede Erfindung und jeder neue Gedanke haben ihren Ursprung m.E. in dem von der Wirklichkeit losgelösten Geist. Man könnte auch sagen in der Fantasie.
Wenn ich also fantasiere, was ich Gott sei dank oft tue, schaffe ich die Möglichkeit mich näher an dei Perfektion zu bringen. (und ich bin ein wahrhaft kreativer Typ)
Man sollte also nicht immer alles richtigstellen wollen, sondern den Dingen freien Lauf lassen. Der lockere Schnack bringt uns oft weiter, als die objektive Disskussion.
Verstanden?
Ich nicht!
8.Gut Nacht.