Stadtquartier 'Box Seven' (Friedrichshain | realisiert)

  • Ich finde das ist eines der Grundprobleme in Deutschland, dass man das Mittelmaß höher bewertet als die überdurchschnittliche Leistung. Jeder der zu Wohlstand gekommen ist, steht permanent unter Generalverdacht und den üblichen Neiddebatten und muss um seine Habseligkeiten fürchten, wenn man die Äußerungen von SED/Linke, Grüne oder SPD ernst nimmt.

  • Ich finde das ist eines der Grundprobleme in Deutschland, dass man das Mittelmaß höher bewertet als die überdurchschnittliche Leistung.


    Hä? Selbst Sahra Wagenknecht fordert nicht, dass mittelmäßige Leistung besser bezahlt werden soll als überdurchschnittliche. Was für ein Quatsch.


    Und was soll das überhaupt damit zu tun haben dass Menschen die in Friedrichshain zur Miete wohnen, steigende Mieten befürchten.


  • Aber vielleicht ist es ja auch so, dass die "Ranklotzer" keine Zeit haben um Kommentare im Netz zu schreiben...


    Die "Ranklotzer" sind wahrscheinlich in der Burn-Out-Klinik zu finden.


    So, und jetzt wieder sachlich. Erstens halte ich es ziemlich vermessen, ein Milieu zu diskreditieren, dass sein Heil nicht in einer Ranklotzen-und-Schuften-und-Materialismus-Mentalität sucht. Zweitens rennen die Leute in Hamburg, München oder Stuttgart auch nicht Freude schreiend auf die Straße, wenn die Mieten erhöht werden.


    Im Umkehrschluss heißt das allerdings nicht, dass ich das Projekt der Bauwert nicht für gut befinde.

  • @ Mikey

    Doch, gerade das meine ich:
    Dass ich ein Milieu für minderwertig halte, dass sein Heil nicht in einer Ranklotzen-und-Schuften-und-Leistungs-Mentalität sucht.
    Ich halte es für verwerflich, sich von den Leistungsträgern dieser Republik (ich sage bewußt nicht: "Gesellschaft") aushalten zu lassen und mehr Ansprüche zu stellen, als man selbst zu leisten bereit ist.
    Dieses Leistungs-Abforderer-Millieu ist der Anfang vom Ende jeder Solidargemeinschaft.

    Zweitens meine ich auch nicht, dass die Leute in Hamburg, München oder Stuttgart Freude schreiend auf die Straße rennen sollen, wenn die Mieten erhöht werden. Vielmehr erwarte ich, dass die Mieter dieses Landes erkennen, dass - im Verhältnis zum Einkommen - die Mieten hier Land erstaunlich niedrig sind und die Mieter fast eigentumsgleiche Rechte haben. Wären die Mieten höher, würden die Leute eher ihr Geld in Immobilien anlegen, statt in Urlaub zu fahren und gleich zeitig zur Miete zu wohnen.


    Für die Wohnungen an der Boxhagener Straße bedeutet das, dass die Neider selbst schauen sollten, eine dieser WE´s für sich zu erwerben als daran herum zu meckern.
    Jeder hat das Recht auf die Wohnung, die er sich durch selbst erwirtschaftetes Geld bezahlen kann.
    Mehr nicht.
    Aber auch nicht weniger.

  • Naja, es möchten zwar alle viele kleine Cafes und Lädchen usw. haben weil es so schön urban wirkt. Für die Menschen die dort arbeiten und so wie in den meisten Dienstleistungsjobs, ob nun Pflege, Callcenter, Hotelerie, Kindergarten usw. nur gering bezahlt werden soll aber kein Platz in der Stadt sein. Selbst Schuld die Typen. Sollen sie sich mal mehr anstrengen oder nach Brandenburg ziehen.


    Und wenn sie für ihr Interesse an für sie bezahlbar bleibendem Wohnraum eintreten sind sie Neider die man beschimpfen darf. Sie sollen gefälligst schweigen. Das finde ich nicht so sympathisch.

  • Manchmal kriege ich das K...

    ^^ Was einige hier von sich geben, nimmt schon erschreckende Züge an - vom peinlichen Haudrauf-Niveau mal ganz abgesehen.


    Als ob es in dieser Welt nur Sozialschmarotzer gäbe. Ein großer Teil unserer Gesellschaft "klotzt ran" und "schuftet", nur dass er dafür einen Lohn erhält, der Eigentumserwerb unmöglich macht und das Steigen der Mieten zu einem gravierenden Problem werden lässt. Und das sind nicht nur ungelernte Hilfsarbeiter, die vielleicht in der Schule zu faul waren, sondern zahlreiche ehrenhafte und dringend benötigte Berufe wie Altenpfleger, Friseure, Sozialarbeiter, Verkäufer usw. usw. usw.


    Es sind nun mal nicht alle Menschen solche Supermänner wie einige von euch, die mit einem überdurchschnittlichen IQ, hoher Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit und starker Psyche mit dem nötigen Schuss Ellenbogenmentalität sowie dem Glück eines entsprechenden Elternhauses gesegnet sind, dass sie zu den Gutverdienern dieser Gesellschaft gehören. Zudem können auch nicht alle Menschen in "Besserverdiener-Berufen" arbeiten, selbst wenn sie es von den Fähigkeiten her könnten und wollten. Denn wer schneidet euch dann für 10 Euro (oder weniger) die Haare oder bedient euch im Supermarkt um 23 Uhr an der Kasse?


    Wenn unsere Gesellschaft schon nicht bereit ist, Arbeit angemessen zu bezahlen, sollte sie wenigstens ermöglichen, vom (niedrigen) Lohn wohnen zu können. Und zwar nicht nur am Stadtrand und/oder in Sozialblöcken.


    Es verlangt ja keiner, dass vom Topmanager bis zum 1-Euro-Jobber sich alle den gleichen Villenstandard leisten sollen.


    @ Chandler: Danke. Gut dass es hier auch Foris gibt, die nicht so borniert sind.


    Ist meinetwegen OT, musste aber man gesagt werden.

  • Backstein, ich finde es bedauerlich, dass Du andere zu höherem Niveau ermahnst und dann selbst emotional argumentierst. Als "borniert" bezeichnet zu werden kann man durchaus als persönlichen Angriff oder als Beleidigung auffassen.


    Mich überrascht sowieso, wie ideologisch und scharf das Thema hier diskutiert wird. Im Spannungsfeld zwischen "Leistungsgerechtigkeit" und "Verteilgerechtigkeit" ist in Deutschland im internationalen Vergleich die "Verteilgerechtigkeit" sehr hoch angesiedelt. So gesehen sind die Klagen von Dir, Mikey und Chandler schwer nachvollziehbar. Sie reflektieren meines Erachtens einen sehr "Berlinischen Blick" auf das Thema. Dem kann ich persönlich durchaus etwas abgewinnen. Aber aus Sicht der Asiaten oder Angelsachsen ist das ein sehr provinzieller Blick. Aus deren Sicht betreiben wir hier "Ringelpietz mit Anfassen" und marginalisieren uns damit. Aber ein internationaler Blick ist leider seit Beginn der Nazi-Zeit nicht mehr die Stärke Berlins.


    Was das Areal angeht: Mir persönlich graut vor mehr Berliner Bürgerbeteiligung. Verglichen mit dem, was da heraus kommt erscheint mir alles was Frau Lüscher will traumhaft. Meines Erachtens muss das Gebiet hoch verdichtet werden. Es ist ein innerstädtisches Gebiet mit gut ausgebauter Infrastruktur (Müllabfuhr, Zuwasser, Abwasser, öffentlicher Nahverkehr, soziale Dienstleistungen). Diese voll auszunutzen ist nicht nur ökonomisch sinnvoll und alternativlos, sondern auch ökologisch (CO2 Footprint, infrakstruktureller und verkehrlicher Aufwand steigen schliesslich mit abnehmender Verdichtung zum Quadrat). Zuzugsverbote, Vorort-Land-Flächenfrass, Öko-Resourcenverschwendung oder gar Beschränkungen der QM-Zahl pro Person können keine ernst gemeinte Alternative sein. Leider verweigern sich lokal verwurzelte Initiativen und Politiker meist einem übergeordneten Blick. "Lieber Sankt Florian, verschon mein Haus und zünd ein andres an".

  • ^ Niveaulos und emotional sind unterschiedliche Dinge.


    Weil Asiaten oder Angelsachsen (um bei deiner Pauschalisierung zu bleiben) noch weniger Rücksicht auf sozial Schwächere nehmen, sollen wir das nun auch tun? Das ist ja eine tolle Ansicht. Und dein Nazizeit-Spruch ist wirklich allererste Sahne.


    Dir graut also vor mehr Bürgerbeteiligung. Warum eigentlich? Weil eine Mehrheit von Bürgern (die es betrifft) vielleicht einen andere Ansicht hat als du und dann so ein Bauprojekt evt. anders umgesetzt wird, als du es gern hättest?


    Ich finde die Bauwert-Studie und vom Bezirk favorisierte Planung (Bild 2 in #10) - soweit man da anhand der Skizzen beurteilen kann - auch evt. für die städtebaulich bessere Lösung an diesem Ort als die etwas strukturlosere Alternativplanung des Bürgervereins (Bild 3 in #10), aber ich wohne dort nicht und werde dort auch nicht wohnen. Daher kann ich meine Meinung nicht über die der Bürger stellen und finde deren Beteiligung absolut in Ordnung. Auch wenn ich mit deren Meinung möglicherweise nicht einhergehe.

  • Backsteins - zugegebernermaßen aber verständlicherweise emotionalem - Beitrag ist m.E. nicht mehr viel hinzuzufügen. Ich persönlich kenne Leute, die arbeiten länger und härter als vermutlich der durchschnittliche User hier im Forum (mich eingeschlossen) und liegen mit ihrem Verdienst dennoch nur knapp unter Harz IV Niveau. Dass denen hier dennoch jegliches Recht abgesprochen wird, sich vor steigenden Mieten zu fürchten und sich mit konstruktive Beiträgen an der Stadtentwicklung zu beteiligen finde ich absolut unverständlich. Erst recht, wenn diese noch als "Neider" und "minderwertiges Milieu" diffamiert werden.


    Städtebaulich finde auch ich allerdings die Bauwertstudie gefälliger.


    Beiträge die sich nur noch zum Thema Leistungsgerechtigkeit bezogen habe ich dorthin verschoben. Und nun bitte wieder zurück zum Thema.
    Bato

  • Beim Gelände Weser/Holtei/Boxhagenerstr. regt sich ringsherum Wiederstand (block74), man versucht sich gegen eine vermeintliche Luxusbebauung zu organisieren, erst vor kurzem wurden Flugblätter verteilt, Infoabende veranstaltet, also die übliche "Antihaltung", bloß nichts Neues, keine Veränderung. Das Grundstück ist geräumt, Baugeräte sind weg, man könnte also ne Bio-Hanfplantage anlegen...grummel....es wird wie immer gejammert, es werden zu wenig Grünflächen geplant. Mal abgesehen davon das dieses Areal bisher nicht zugänglich war bzw. sich dort Industrie befand, gibt es in der näheren Umgebung den Trave- Wühlisch- und Wismarplatz...Himmel, wir wohnen in einer 3,5 Mio. Stadt, die europaweit als eine der grünsten gilt, so langsam nervt es.

  • ^Genau! Bloß keine Luxusbauten! Sollen die, die es sich leisten können bitte woanders wohnen, am besten in den normalen Wohnungen...


    Jetzt wird da schon was gebaut, was ein Mehr an Wohnungen bringt und damit Entlastung für die Bauten drum herum, und dann ist das natürlich auch verkehrt. Vorallem wird auch die Brache einfach vertrieben, was ja auch nicht sein darf?

  • ^ Die Initiative verlinkt u.a. (Posting vom 18. November) dieses Luftbild, auf dem es von begrünten Plätzen in der Umgebung nur so wimmelt. In Paris, London, Barcelona und woanders habe ich erlebt, dass selbst kleinste Plätze bei ansprechender, intimer Gestaltung hohe Aufenthaltsqualität bieten können. Vor dem verlinkten Bild fordert eine Animation die Baumassenreduzierung, doch die großflächigen Platzvarianten finde ich nicht überzeugend.


    Am 14. Dezember wurde wieder gejammert, dass die meisten Mietwohnungen ab 10 EUR/Qm und einige 5,50 EUR/Qm kosten sollen - kürzlich habe ich in seriöser Zeitschrift gelesen, dass eine Neubau-Miete um 8-10 EUR/Qm gerade eben die Kosten deckt. Das ist kein "oberer Preissegment", billiger geht es aufgrund der Kosten, Bauvorschriften usw. einfach gar nicht. Empörend finde ich eher die 5,50 EUR/Qm - soviel zahle ich in alter wohngenossenschaftlichen Bruchbude in wenig begehrter Vorstadt im Ruhrgebiet, wohin ich aus purem Geiz gezogen bin. Jemanden zum solchen Preis im Neubau im Herzen einer Millionenstadt zu zwingen ist geradezu unverschämt.


    Wenn die Geschossfläche tatsächlich um 68% gestiegen sein sollte, kann man den Projektbeteiligten nur gratulieren. Siehe etwa den hier besprochenen Welt-Artikel vom Ende Januar, wo erneut erinnert wird, dass die Mietpreise weniger steigen wenn mehr Wohnungen auf dem Markt sind. Leute, die gleichzeitig gegen innenstädtische Wohnungen-Neubauprojekte und Nachverdichtungen kämpfen und die Mietpreise beklagen, handeln derart absurd, dass ich unmöglich guten Willen dahinter vermuten kann.


    Ach ja - Wohnungen, eine Kita, Einzelhandel entlang der Straßen, Arztpraxen, Dienstleistungen-Flächen - das ist eine derart urbane Durchmischung, dass kaum ein anderes Projekt in deutschen Großstädten sie erreichen kann. Ich hoffe nur, dass sie mit gestalterischer Fassadenvielfalt gepaart wird.

  • Was man so aus der Entfernung munkeln hört, hat sich BI ja nun tatsächlich fast mit der Komplettfreihaltung der Fläche durchgesetzt:Nieder:. Da bin ich ja mit der Schrebergartenvermutung gar nicht mal mehr weit weg, von der endgültigen Variante:lol:

  • Was ist denn deine Quelle?
    Bei der BI hört sich das etwas anders an:

    Die Diskussion wird zukünftig wieder von der beschlossenen Baumasse des Aufstellungsbeschlusses ausgehen, d.h. von rund 41.000 m2 statt der 68.500 m2 der vergangenen Planung der Bauwert Investment Group.


    Die Parkträume halte ich dann doch eher für einen Witz.

  • Bin da heute mal vorbeigekommen, unglaublich! Das Gelände mitten im Friedrichshainer Kiez ist ja riesig. Leider auch weiterhin eine leere planierte Sandwüste:



  • Ja, leider bremsen die Alteingesessenen mit ihre "Interessengemeinschaften".
    Bauwert wird wohl wg eventuellen Symphatieverlusten pro forma bei den Gesprächen teilnehmen und dann irgendwann doch so bauen, wie sie wollen. Laut aktuellem Stand sind wir wieder bei 73.800 m² Baumasse. :lach:

  • Der Widerstand gegen eine "Luxus-Bebauung" des ehemaligen Freudenberg-Areals hatte indes offenbar Erfolg:


    Wie der RBB berichtet, hat sich die Bauwert Investment-Group dazu verpflichtet, auf 3.000 qm des einstigen Industriegeländes Sozialwohnungen zu errichten. Mehr als die Hälfte der insgesamt 550 Wohnungen, die dort entstehen sollen, werden demnach Mietwohnungen sein und wiederum ca. 10 % hiervon im Bereich des sozialen Wohnungsbaus liegen. Letzterer wird damit in Berlin zum allerersten Mal aus privater Hand finanziert. Für die Firma Bauwert stellt dies einen recht schmerzlichen Kompromiss mit dem Bezirk dar: Allein durch diese Suventionierung mache sie 4,5 Millionen Euro Verlust. Aufgrund der Größe des Bauprojekts rechne sich dieses aber trotzdem für das Unternehmen.


    Im Übrigen soll in Friedrichshain-Kreuzberg nach einem entsprechenden BVV-Beschluss künftig bei jedem Neubauprojekt in einer Größenordnung von mehr als 100 Wohnungen ein entsprechender Anteil von 20 bis 30 % an sozialverträglichen Mieten ausgehandelt werden. Ähnliche Überlegungen gibt es derweil auch in Pankow, Lichtenberg und Tempelhof-Schöneberg.


    Abendschau-Beitrag vom 15.07.13

    Einmal editiert, zuletzt von Mosby87 ()

  • Na schau an, Bauwert verliert 4,5 Mio € Profit und es rechnet sich für sie immer noch!
    Der Senat sollte ein solches Vorgehen für größere Projekte zum obligatorischen Standard machen.

  • Drei mal darf man raten wo man versuchen wird, das Geld zumindest teilweise wieder reinzuholen...