Futurium [realisiert]

  • Du meinst das "Kino International, Baujahr 1963"?


    Und ja, ich finde auch, das sieht alles andere als innovativ aus, man hat das Gefühl, sowas schonmal gesehen zu haben. Wenn das ein Haus der Zukunft, ist dann sieht diese Zukunft schon ziemlich nach Vergangenheit und 20. Jahrhundert aus. Futuristisch? Vielleicht Anno 1963 im "Atomic Age". Und die seitliche Verkleidung sieht eher aus wie eine Reminiszenz an die Kugel des Fernsehturms am Alex (1969), als nach einer "nicht all zu fernen Zukunft".

  • Vielleicht sollte man auch hier erstmal die Fertigstellung des Baus abwarten. Was ich bisher gesehen habe, vor Ort, hat mich angenehm überrascht. Die "Zukunft" des Gebäudes liegt im Übrigen eher in der Haustechnik, denn in der äusseren Gestalt.

  • Du hast zwar recht, dass man grundsätzlich die Fertigstellung eines Gebäudes abwarten sollte, bevor man dessen Qualität als solche bewertet.


    In diesem Fall geht es jedoch vielmehr um die Idee und die Verknüpfung mit dem Inhalt, wenn man ein "Futurium" errichtet - was auch immer das sein soll.
    Wenn dieses nun im Retrostyle der 50er daherkommt, so sagt es leider eine Menge darüber aus, welche Entwürfe für ein Zukunftsgebäude im Jahr 2017 und eine Menge über die Piefigkeit der Entscheidungsträger.


    Gibt es heute keine anderen Materialien? Ist der 3D-Druck noch purer Science-Fiction? War hier die Blockrand-Anlehnung eine gute Wahl, gepaart mit typischer Berliner Traufhöhe?


    Ein Bau im Barockstil wäre wenigstens noch ironisch, so ist das Gebäude - für den Inhalt! - einfach peinlich. Der Bau selbst mag am Ende gefallen können und wird sicher auch etwas hermachen, aber wenn nicht hier (und im Kulturforum!) wirklich kreative, neue, bahnbrechende Architektur zur Geltung kommen kann, wo dann? Berlin hat diese zwei Chancen mE komplett verschenkt, der ganze Brei am Hauptbahnhof und an der Mediaspree kommt dazu. Adlershof, später die Urban Tech Republic - auch hier könnte man, aber offensichtlich wollte die Jury nicht oder der Bauherr kann es sich nicht leisten.

  • ^ Ich sehe hier nichts Piefiges. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Fassadenglasbausteine aus dem 3D-Druck stammen. In welcher Form wurde diese Material denn schon mal verwendet und zwar als Fassadenmaterial? Dieser Bau steht als Solitär, er erreicht gerade mal so die Berliner Traufhöhe. Was mich aber brennend interessieren würde: Was wäre denn in ihren Augen ein Zukunftsgebäude? Wie müsste das aussehen, um als solches in Ihren Augen durchzugehen? Neo-Barock? - Das ist Lächerlich. Grundsätzlich halte ich ein Anlehnung an die 50er nicht für die schlechteste Wahl. Bin mir aber noch nicht mal sicher, ob das hier überhaupt zutrifft. Die Zukunft wird sich hier in der Haustechnik abspielen. Die äussere Form halte ich für gelungen. Die Fassade für exclusiv. Es wird toll!

  • Was wäre denn in ihren Augen ein Zukunftsgebäude?


    Hatten wir im Forum doch schon verschiedentlich.


    So ist Holz inzwischen ein HiTech Werkstoff. Und nachwachsend. Bei der Haustechnik gibt es inzwischen für alles ökoeffektive cradle-to-cradle Produkte, aber bisher nur in einer Nische (das Henne-Ei Problem, ohne Massenproduktion werden sie nicht billiger, ohne, dass sie billiger werden, gibt es keinen Massenmarkt). Insb. deutsche Ingenieure haben hier sehr innovative Produkte hervorgebracht, die sich ohne jeglichen "Sondermüll" nach Gebrauchsende entweder in ihre Bestandteile zerlegen und 100 % recyclen oder gefahrlos kompostieren lassen! Selbst die Ummantelung von Hausverkabelung lässt sich bei einigen Produkten komplett von den Kupferlitzen trennen und recyclen, anstatt verfeuert werden zu müssen.


    Ein Bau des Bundes der Zukunft hätte cradle-to-cradle konsequent verwenden können, bis zum letztern Lichtschalter und somit der Welt zeigen, dass ein Gebäude ganz genauso zeitgemäß und komfortabel und funktional ist, wenn man als Haustechnik keinen Sondermüll der Zukunft einbaut. Hierzu wurde beim Futurium rein gar nichts verlautet und wieso sollte man es verschweigen, wenn man derartige Haustechnik verbaut? Dass die Haustechnik einfach nur effizient ist reicht nicht, das ist nichts besonderes mehr, selbst Plusenergiehäuser sind schon vergleichsweise "technischer Standard" - aber bisher wird die energetische Ökobilanz eben mit nicht zeitgemäßer Produktion zukünftigen Elektroschrotts und Sondermülls "erkauft" (vgl. nur die Wärmedämmverbundsystem-Problematik).


    Bei diesem Bau besteht der "Futurismus" IMHO v. a. in der Optik - bzw. wie sich die Verantwortlichen mittleren und höheren Alters ein futuristisches Gebäude schon in ihrer Jugend in etwa vorgestellt haben dürften. Ich weiss zumindest, was im 21. Jahrhundert kein "Zukunftsgebäude" ist. Ein konventioneller Stahlbetonbau.

  • Also ich kann die Meinung von Novaerion schon nachvollziehen. Es gibt derzeit in Berlin keine zukunftsweisende oder sogar experimentelle Architektur die sich wirklich mit alternativen Bauweisen auseinandersetzt. Dieser Bau hätte dazu beitragen können aber er ist in seiner Bauweise sehr konventionell. z.B. hätte man hier mit Carbon Beton arbeiten können um den Bau besonders leicht und offen erscheinen zu lassen, oder mit Bepflanzungen zu arbeiten wie man das derzeit in Singapur macht, etc....Die Zukunft wird man hier also eher im Inneren erleben dürfen?
    Uebrigens erachte ich die Schwimmoper in Wuppertal ( lt. Vertigo) als einen ungleich filigraneren, eleganteren Bau, damals visionär und alle Möglichkeiten des Materials Spannbeton ausnutzend...das Futurium kommt da eher als eine attraktiv verpackte konventionelle Betonkiste daher.


    Aber wer weiss, vielleicht muss man sich hier tatsächlich die inneren Werte anschauen. ..

  • Hier findet man zumindestens Ansatzweise, was das Haus ausmacht.


    "Das Haus wird dem Standard eines Niedrigst-Energiehauses entsprechen. Das aktuelle Energiekonzept sieht die Nutzung regenerativer Energie vor, um den Einsatz fossiler Energieträger zu minimieren. Einen wesentlichen Bestandteil des innovativen Konzepts bildet die Energiespeicherung mit Hilfe eines Paraffin-Latentwärmespeichers. Bei der Zertifizierung des Gebäudes wird eine Bewertung angestrebt, die mit dem Goldstandard des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) vergleichbar ist."

  • Standard eines Niedrigst-Energiehauses entsprechen... Bei der Zertifizierung des Gebäudes wird eine Bewertung angestrebt, die mit dem Goldstandard des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) vergleichbar ist."


    Was einem existierenden Standard entspricht und in eine Kategorie eines vorhandenen Bewertungssystems passt kann weder ein Novum sein, noch ein Blick in die Zukunft.


    Wie schon vermutet erschöpft sich auch der Nachhaltigkeitsgedanke wieder vorwiegend im energetischen Bereich. So als wäre der Klimawandel unser einziges Umweltproblem.

  • ^ Ich weiß gar nicht, was Sie eigentlich wollen. Das Haus hatte nie den Anspruch besonders innovativ zu sein. Es entspricht einen sehr guten Standard. That`s it. Inhaltlich geht es um das zukünftige Zusammenleben der Menschen. Nicht mehr und nicht weniger. Ansonsten warte ich jetzt erstmal die Fertigstellung ab.

  • Zum aktuellen Stand des Futuriums gibt es heute einen Artikel in der Berliner Zeitung. Neben allgemeinen, bereits bekannten Infos zum Gebäude und dessen Konzept gibt es auch ein aktuelles Foto mit der weitgehend abgerüsteten, aber immer noch unfertigen Vorderseite. Immerhin sollen Ende April die Bauarbeiten beendet sein und das Futurium Anfang Mai an seine Nutzer übergeben werden. Die Eröffnung soll im Sommer 2017 stattfinden.


    Es muss auch noch ein neuer "Chef" gefunden werden, da der Gründungsdirektor Reinhold Leinfelder Ende 2016 zurückgetreten ist.

  • Es mag mir als Nörgelei ausgelegt werden, aber immer wenn ich mir das Projekt Futurium anschaue denke ich dass die deutschen Expo Pavillions der letzten Expos innovativer aber vor allem spannender waren (sowohl in Architektur als auch Inhalt) als dieses Ding...
    ...und ernsthaft: Solarmodule auf dem Dach hat in Schwaben fast jeder zweite Häuslebauer mittlerweile... was ist daran so besonders?

  • Ich würde das Gebäude bereits jetzt unter Denkmalschutz stellen bzw. es als Mahnmal deklarieren, bekommt man hier doch mustergültig präsentiert, was passiert, wenn Säkularreligionen wie Klimakirche und Globalismus sich paaren und ein häßliches Kind gebären, welches versucht, seine Identitätslosigkeit durch CO2-Bilanz und Unisextoiletten zu kaschieren.

  • Aktuelle Bilder. Das Gebäude wird seitlich und hinten fast komplett "eingerautet". Hier die Rückseite am Stadtbahnviadukt:



    Die Westseite (Alexanderufer):



    Von vorne:


  • ^ Kommen da noch irgendwelche Elemente an die aktuell zu sehende Fassade?


    Das Ensemble, zumindest via Bildübertragung ist jetzt nicht so der bringer.

  • ^
    Das dürfte von vorne wohl so bleiben. Versprüht den Charme einer Wand mit großflächiger Bitumendickbeschichtung. Aber keine Angst, wenn's dunkel ist wird die Fensterwand deutlich transparenter ;):rcain: