Botschaften und Residenzen in Berlin

  • Nun hört mal auf, die Botschaft nimmt sich einfach betont zurück! Das ist ja wohl das mindeste was man erwarten kann, an prominenter Stelle!

  • Um die Zurückhaltung geht es nicht. Es geht um die ungeschickte Gestalt und die Fassade - gerade wegen dem prominenten Stadtort.
    Eine historische Rekonstruktion der Botschaft und des Pariser Platzes hätte Berlin mit Abstand am besten zu Gesicht gestanden. Nicht nur weil die modernen Architekten ja "überfordert" zu sein scheinen, sondern auch weil es so wenig historische Architektur in Berlin gibt. Deshalb gilt Berlin auch als eine der hässlichsten Hauptstädte Europas. Und das mit Recht!


    Es geht auch noch schlimmer, wie man an der Britischen Botschaft sehen kann. Bei der Eröffnung hatte sich ja selbst Q.E. leicht angewidert gezeigt.

  • Lars101: Wie kommst Du bitte darauf, dass Berlin eine der hässlichsten Hauptstädte Europas ist? Ich habe schon einige andere Hauptstädte gesehen und da braucht sich Berlin mit Sicherheit nicht zu verstecken. Hinzu kommt: kaum eine andere Stadt dieser Größenordnung auf dem Kontinent hat ein ähnliches Potential nach oben. Andere Städte würden sich darum reißen, die Möglichkeiten von Berlin zu haben. Was natürlich auch stimmt, man muss aus diesem Potential auch etwas machen.

  • Das schreibe ich doch: Weil es kaum historische Bausubstanz gibt. Keine andere Stadt der Welt nutzt ihr Potential so wenig wie Berlin! Es gibt auch kaum jemanden der einen echten Begriff von Berlin und seiner Bedeutung hat. Aber das gehört ja alles in einen anderen Thread.

  • Ich kann das mit der hässlichsten Hauptstadt auch keineswegs nachvollziehen, lars. Ich war auch schon in vielen Hauptstädten und würde so etwas niemals von Berlin behaupten.

  • also Lars, motzen und alles schlecht reden ist leider völlig fehl am Platze. Weisst Du wieviel Schrott sonst noch auf der Welt gebaut wird - auch bezogen auf Botschaften und Konsulate? Wo gehobelt wird fallen auch manchmal Späne, in Form einer US-amerikanischen Botschaft.

  • Also das mit der hässlichsten Hauptstadt Europas kann ich in keinem Falle unterschreiben. Ich zB finde Rom, Athen und Madrid einfach furchtbar. Alte zusammenfallende Gebäude neben irgendwelchen 70er Jahre Monstern...ich weiß ja nicht.


    Und ich weiß ja nicht, ob du schon mal in Bukarest warst, aber das erschlägt meiner Meinung nach jede andere Stadt der Welt in Sachen Hässlichkeit.

  • Wo hast du denn in Rom 70er-Jahre-Monstren? Ich war letzte Woche dort und habe lediglich eine Hand voll Bauten aus den 70er oder wohl eher 80er gesehen, und diese auch meist Versteckt in den Seitenstraßen. Sonst hört das modernere beim Faschismus auf. Nur ein neuer Neubau ist mir aufgefallen. Wie so oft passt er sich sehr gut an seine teils antike Nachbarschaft, teils barocke u.a. an. Zu den zusammenfallenden Gebäuden: Wir hatten einen Reiseleiter und der meinte, dass z.B. Trastevere zur Zeit den Status eines Prenzlauer Bergs hat und entsprechend aufgemotzt wird.


    Ich finde seine Aussage auch übertrieben, aber Lars sagt ja lediglich eine der hässlichsten Hauptstädte Europas. Also kann Bukarest seiner Formulierung entsprechend ruhig noch hässlicher sein.


    Dass die Queen not amused von der Botschaft war, würde ich nun nicht grad als Maßstab nehmen. Ich finde sie irgendwie besser, als die US.

  • Hier ein paar Bilder von mir! Die Bilder sind von letzter Woche! Ich finde, dass das Gebäude nur von einer Seite funktioniert. Die Fassade zum Pariser Platz ist wirklich interessant. Problematisch sind die anderen Seiten des Gebäudes.


    Man hat um das Gebäude aufzuwerten etwas Popart hinzugefügt.

    Genau diese Seite ist m.M. die Problemseite des Gebäudes.
    Was meint ihr, wäre es besser gewesen einen großen Glaskasten an dieser Stelle zu platzieren, wie hier von mir angedeutet?

  • Selbst der vermeintlich "gelungene Teil" mit Seite zum Pariser Platz hat einen grauenhaft überdachten Eingang. Das ist nicht besser als eine Düsseldorfer Volkshochschule, in den 80ern gebaut. Ich habs mittlerweile mehrmals vorort in Augenschein nehmen müssen. Es bleibt dabei: innerhalb der Top-Ten der schlimmsten Berliner Bauten in diesem Jahrzehnt ist die US-Botschaft klarer "Titel"-Aspirant.

  • Hatte diese Textzeilen zwar schon vor einigen Wochen entdeckt, sie dann aber wieder vergessen. Ich finde sie geben ein interessantes Bild über den Architekten ab:


    Architekt John Ruble sagt, dass er froh ist, dass sein Büro den Zuschlag bekommen hat, da man nun auch im Zentrum der deutschen Hauptstadt präsent sei. Bisher hatte er städteplanerische Konzepte für das Neubaugebiet Karow-Nord in Weißensee oder das Kirchsteigfeld in Potsdam entworfen.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…-Botschaft;art270,2534160

  • Das Kirchsteigfeld gehört zu den gelungendsten Beispielen größerer Gebiete mit gemischter Wohnbebauung und es wirkt sogar vergleichsweise städtisch (viele deutsche Kleinstädte sind weit weniger urban als dieses Potsdamer "Neubaugebiet" auf der grünen Wiese, sofern sie nicht gerade über gut erhaltene historische Strukturen verfügen). Aber als Exerzierplatz für einen vollkommen Ortsfremden mit gänzlich anderem baukulturellen Hintergrund, der direkt im Anschluss im Zentrum der deutschen Hauptstadt bauen darf, erscheint es mir auch reichlich ungeeignet.

  • okay, Geschmacksache! Aber das Hauptproblem ist die Ecke zum Holocaustmahnmal! Gerade diese Ecke des Gebäudes muss verbessert werden. Ich erinnere mich, dass Hans Hollein für eine ähnliche Aufgabe in der Nachbarschaft gewonnen wurde (Adlon Eckenabschluss, oder?). Also irgendwelche Vorschläge?
    M.M. nach sollten nicht dieser kleine Kasten dort alleine stehen. Wenn schon, sollte man versuchen eine durchdachte Lösung zu finden, die sich als Bestandteil des Gebäudes erkennen läßt.

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  • Ja natürlich... der gute alte Anti-Amerikanismus. Wenn einem die Argumente ausgehen, wird das Standard-Totschlagargument über die Kritiker gebrettert und gut ist's. Es ist schon erbärmlich, vorsichtig formuliert.

  • Bitte? Die Jungs vom SPIEGEL ham doch vollkommen Recht, oder ist die Botschaft denn nicht bildhübsch? Spricht nicht gerade für Berlin, in Castrop-Rauxel hätte man sich bestimmt nicht so aufgeregt. Und warum denn nicht den Pariser Platz sperren? Wenn man dadurch die Botschaft nicht aus der Nähe sehen muss?

  • Paar Prozent Anti-Amerikanismus schwingen sicher schon mit.
    Trotzdem ist die Kritik an der Architektur natl. gerechtfertigt.

  • Ich will den Bau nicht verteidigen, aber franzoesische und britische Botschaft sind von aehnlicher Qualitaet. Kann mich aber nicht an aehnliche harsche Kritik in den Feullitons erinnern, dabei wirken alle drei wie Bunker auf mich.


    Bei der DZ Bank und Akademie der Kuenste gab es sicher Kritik, aber weniger Polemik.