Hauptbahnhof und näheres Umfeld

  • Hauptbahnhof und näheres Umfeld

    Fortsetzung von diesem Thread. Ec


    Heute wurde auf Antenne Düsseldorf gesagt, dass der Hauptbahnhof dieses Jahr noch seinen längst überfälligen neuen Boden bekommen soll.
    Der soll bis Dezember fertig sein, an der Decke wird noch bis März gearbeitet.
    Außerdem wird es auf beiden Seiten noch neue Anzeigetafeln geben, auf der Seite zum Konrad-Adenauer-Platz eine Rheinbahnanzeige.


    Jetzt muss noch noch was auf den Gleisen getan werden...

  • Bzgl. der Fassade, gibt es irgendwelche Möglichkeiten wie man solch eine Backsteinfassade heutzutage modern umgestalten oder vielleicht eine andere Fassade davor setzen kann?


    Gibt es für sowas Beispiele und ist es durch den Denkmalschutz überhaupt möglich?

  • Die Fassade steht * unter Denkmalschutz. Säubern geht, mehr nicht. Das Dach über dem Gleisen ist der Ansatzpunkt – da lässt sich der Hbf drastisch verbessern.





    *zu Recht

  • Das Empfangsgebäude aus den 30ern ist ein schönes Bauwerk (viel schöner als der protzige willhelminische Vorgängerbau);
    die Fassade ist noch das Einzige, was überwiegend im Originalzustand erhalten ist.


    Mit einem ordentlich gestalteten Vorplatz würde der Komplex allerdings gleich viel ansprechender wirken; falls der Umbau des Adenauer-Platzes eines fernen Tages mal beginnt.


    Verbesserungswürdig sind allerdings die den Gleisen zugewandten Fassaden des Emfpangsgebäudes - hier wäre eine durchgehende und klar strukturierte Fassade vorteilhaft.


    Allem Anschein nach gibt es kein richtiges Konzept für den Bahnhof; ich habe den Eindruck, das lediglich dringende und technisch notwendige Renovierungen erfolgen.

  • Über die Schönheit des Gebäudes lässt sich nur schwer streiten. Ich bin mir sicher, dass viele das alte Gebäude als subjektiv ansprechender bezeichnen würden:



    Quelle: Wikipedia, Urheberrecht abgelaufen
    Hoster: Imageshack


    Außer Frage steht allerdings die architektonische Qualität des heutigen Empfangsgebäudes. Dazu gehört auch unbedingt die Fassade. Eine andere Fassade würde dem Denkmal nicht gerecht, dann könnte man ebenso gut ein komplett neues Empfangsgebäude entwerfen. Das sollte (und wird man wohl auch) nicht tun sondern lieber die bestehende Fassade reinigen und ausbessern und einen modernen, hellen und ansehnlichen Bahnsteigbereich entwerfen.

  • Ich finde das alte Gebäude viel schöner, obwohl man schon zugeben muss, dass sich der heutige Bahnhof durch die vernachlässigte Umgebeung "einschüchtern" lässt.


    Das bis jetzt mit Abstand interessanteste Beispiel, wie man ein altes Bahnhof modernisieren bzw. einem solchen Gebäude eine völlig neue Dimension geben kann, habe ich in Straßbourg gesehen:
    http://www.france-blog.info/fo…uptbahnhof-von-strasburg/

  • Die Bauten der willhelminischen Epoche zeichnen sich durch überladene Dekorationen und einschüchternde (imperiale) Formensprache aus, historische Baustile wurden belibig vermischt - da ist die zurückhaltende Backsteinarchitektur der 20er und 30er Jahre doch ansprechender.

  • Auch der alte Düsseldorfer Hauptbahnhof würde heute mit Recht unter Denkmalschutz stehen. Funktional gesehen wäre er aber schlicht zu klein. Er müsste heute mit irgendwelchen Anbauten daher kommen...


    Das aktuelle Hauptgebäude ist schon durch seine Dimensionen ziemlich eindrucksvoll, fast bedrohlich. Sehr schön finde ich es nicht, kulturgeschichtlich ist er aber viel zu bedeutend, um es wesentlich verändern zu können. Wohl aber kann man bei der Gestaltung des Vorplatzes und der Gleisüberdachung kritisch Bezug auf den historischen Altbau nehmen – das halte ich sogar für zwingend.

  • Ich finde den "neuen" Hauptbahnhof nicht besonders gelungen, aber wenn man die Fassade mal reinigen oder sandstrahlen(wird man bei Ziegelbauten wohl eher nicht machen) würde, dann wäre sofort viel gewonnen.


    Und, was ja auch immer wieder angesprochen wird, ist das Dach über den Gleisen, welches unmenschlich hässlich ist und dem Betrachter im wahrsten Sinne des Wortes "unterirdische" Gefühle vermittelt.


    @ Medienhafen


    Bin auch der Meinung, dass sich nicht wegdiskutieren lässt, dass unsere Städte heute von GANZ ANDERER Qualität wären, wären nicht gerade auch die Bauten der wilhelminischen Ära beinahe sämtlich dem Bombenkrieg zum Opfer gefallen. Allerdings findet sich immer jemand, der einem das gegenteilige einreden will. Das ist wie mit der Todesstrafe, alle wissen, dass sie scheiße ist, aber bei jedem brutalen Verbrechen melden sich wieder einige Befürworter...

  • Also ich finde die Wilhelminische Architektur noch immer als die beste Architektur die in Deutschland aufzufinden ist.


    Zum Beispiel der Nürnberger ist eine orginelle Ansammlung Wilmelnminischer Stile.

    Foto: User - Achates von Wikipedia, Commons


    Wenn ich freie Hand beim Bahnhof hätte, würde ich ein komplettes Glasdach errichten, welchen aber auch an den Enden geschlossen ist. Dazu eine bläuliche Illumination im Sommer und eine gelbe im Winter. Die Bahnhofshalle ist eine architektonische Ruine, es gibt keinen Einheitlichen Stil, alles wirkt so zusammengeschustert. Es wirkt sehr kalt alles und man will sich nirgens (!) länger aufhalten. Sogar die Buchhandlung find ich inzwischen grausam. Der Laden selber ist es nicht, sondern die Gestaltung. Man hat einen Eingang verriegelt und aufgrund der großen Ladenfläche halten sich dort auch nicht viel Menschen auf.


    Mal erst gefragt? War die alte Markthalle nicht besser? Es gab dort verschiedene Sachen zu kaufen und man konnte auch einen Bäcker, Tabakwaren/Zeitungsladen, Handyladen, Obstbar, Weinbar, Imbisssnacks besuchen. Der Bahnhof müsste theoretisch komplett ausgehöhlt werden und eine Kernsanierung stattfinden, anstatt andauert immer mehr (sry) Scheiße da zusammenzutragen. In den 90er Jahren war der Bahnhof noch total in Ordnung für die damalige Zeit. Wenn ich wählen könnte würde ich auch den Zustand von 1998 wiederhaben wollen und nicht den von heute.

    3 Mal editiert, zuletzt von Mexdus () aus folgendem Grund: Danke Medienhafen :)

  • @ Mamamia


    Nur mal zum Vergleich: Hier der Straßburger Hbf (alte Fassade) aus der wilhelminischen Zeit



    Und hier der Pariser Gare du Nord, von dem sicherlich niemand sagen würde, man sollte ihn durch einen schlichten Ziegelbau aus den 20er/30ern ersetzen, weil er so "überfrachtet" sei




    Aber bitte, jeder hat seine Meinung.



    Bilder mit GPL, auf IS

  • @L'emigrant


    Endlich auch einer, der Wilhemminismus nicht nur für Größenwahn hält. Dann müssten wir ja alle den Reichstag und Berliner Dom für Mist halten.

  • Komisch, dass im unzerstörten Paris die Quadratmetermieten für Wohnraum bis zu 35 € / kalt betragen, während in unserer "Hauptstadt" jeder Penner auf 60 m² leben kann. Liegt wahrscheinlich daran, dass an die Stelle der wilhelminischen Architektur soviele schöne Nachkriegsbauten getreten sind...


    Übrigens mag ich Berlin tatsächlich nicht. Architekturhistorisch sicherlich hochinteressant, finde ich die Stadt stellenweise nur erschreckend hässlich und heruntergekommen. Das ganze erreicht aber nie den Charme einer südlichen Stadt, wo angegraute Fassaden im strahlenden Sonnenlicht dennoch pittoresk wirken. Kennt z.B. jemand die Innenstadt von Toulouse? Winzig, aber zum Wohlfühlen...

  • ^^ Volle Zustimmung, allein viele Städte wurden von der DDR Regierung sowas von herhunzelt, sodass heute dort viele Mieten auf HartzIV Niveau sinken. Dresden ist da noch ein Ort wo man viel tolles von früher sehen kann. In Düsseldorf ist ja auch viel durch Tamms' Vernichtstungszug durch Düsseldorf zerstört wurden. Wenn man nur mal generell Fotos von der Oststraße, Königsalle, Schadowstraße, Graf-Adolf-Straße von früher ansieht und mit heute vergleich merkt man schon, das Moderne Architektur auch schön ist, aber nicht wo wärmend wirkt wir die früheren Bauten des Neobarock/Jugenstils/Wilhelminismus.

  • @Mexbuild in #78: Das ist der Nürnberger Hauptbahnhof, nicht der Leipziger.


    Nunja, welcher Stil auch immer einem besser gefällt, es gehört zum Großstadtleben dazu, dass dort verschiedenste Stile anzutreffen sind. Aus dem Düsseldorfer Hauptbahnhof lässt sich auf jeden Fall noch einiges herausholen. Man müsste nur wollen bzw. investieren von Seiten der Bahn - gleichzeitig müsste die Stadt für ein ansprechendes Umfeld sorgen bzw. Anreize für Investoren setzen die Situation zu verbessern.
    Ein städtebaulicher Wettbewerb für das ganze Umfeld (nicht nur die Umgestaltung des KAP selbst) wäre sicher angebracht.

  • Die Bauten der willhelminischen Epoche zeichnen sich durch überladene Dekorationen und einschüchternde (imperiale) Formensprache aus, historische Baustile wurden belibig vermischt - da ist die zurückhaltende Backsteinarchitektur der 20er und 30er Jahre doch ansprechender.


    Die augenfälligen Dekorationen, die keine praktische Funktion haben, sind nicht die Erfindung der wilhelminischen Epoche. Nach dieser Logik könnte man eigentlich fast jeden architektonischen Still kritisieren. Die Kunst ist halt von ihrer Natur aus "nicht praktisch".
    Die nüchterne Funktionalität der Architektur, von der ich übrigens kein Freund bin, ist eine relativ neue Erfindung. Ob diese überrationalisierten(und damit meine ich nicht nur den Bahnhof) Erscheinungen, dem ästhetischen Empfinden eines jeden Menschen irgendwie entsprchen können, halte ich für fraglich.
    Tatsache ist: keine Stadt würde heute ein Jugendstillhaus abreisen lassen. Bei einem Nachkrigsbauten macht man sich oft keine Gedanken, sobald nur ein Investor gefunden wird(Kö-Blick).


    Die Architektur der wilhelminischen Epoche hatte klare Ziele und folgte einer gewissen Philosophie, die die Größe des Staates zur Schau stellen sollte. Es ist dadurch klar, dass es manchmal auch übertrieben wurde.

  • Bin ja auch politsch dabei dort sowas zu erreichen. Ich will bei meiner Partei ein Entwicklungsgebiet vom Hauptbahnhof bis zur Oststraße erreichen. Eine Sanierung wie auch der Graf-Adolf Straße würde dem Bahnhof sicherlich guttun. Hier mal noch ein Beispiel für die räumliche Wirkung früher:



    (Alte Postkarte, Urheber lange verstorben.)

  • Auf der Postkarte ist erst einmal sichtbar, wie extrem der Gegensatz(oder Wiederspruch) zwischen dem Bahnhof und den rund um den Platz stehenden Gebäuden ist.