Potsdam: Kleinere Projekte und BV außerhalb der historischen Innenstadt

  • @ Calabrone habe eure Facebook-Page sofort meinen Frenuden und Bakannten empfohlen! Ganz tolle Arbeit, die ihr da macht! :)
    Ich hoffe, die überragende Schönheit dieser Ansichten wird viele aufwecken und ihnen aufzeigen was im Städtebau damals möglich war und wieder möglich sein sollte.

  • Ich weiß nicht recht, welchen Sinn die Computeranimationen haben sollen. Schließlich gibt es ja viele historische Fotos, die die Situation der Vorkriegszeit viel besser dokumentieren als solche Animationen. Zudem wirken diese Animationen auf mich ziemlich tot. Hier gibt es keine Menschen, keine Autos, keine Pferdefuhrwerke, keine Spuren des Lebens. Man hat ja den Eindruck, dass hier eine Seuche gewütet hätte. Das was hier gezeigt wird, ist keine Stadt, sondern ein Freiluftmuseum. Da sind historische Fotos viel lebensnäher.

  • Ja das ist auch gut so. Ich hab noch nie verstanden was lachende Menschen oder Mütter mit Kinderwagen auf Visualisierungen von Entwürfen oder Städtebaumodellen verloren haben. Und bei diesen digitalen Rekonstruktionen geht es darum die Architektur en détail und vorallem farbig darzustellen. Das können die meisten Vorkriegsaufnahmen schon mal nicht ganz zu schweigen von der Schärfe die bei vielen Amateuraufnahmen auch nicht dolle ist.
    Ganz nebenbei bemerkt gibt es auch keine historischen Panoramabilder.

  • Der Vorteil der Animationen ist hingegen, dass sie farbig sind und die Sonne scheint. Das vermittelt auch einen anderen Eindruck des Motivs, als triste Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit Flecken vom Entwickler, Schäden aufm Negativ oder einfach ausgeblichenen Kontrasten. Ein paar Passanten etc. wären jedoch sicher förderlich für den Gesamteindruck. Also eine Mischung aus beidem eben...Außerdem kann man ja auch einfach das handwerkliche anerkennen. Das ist wirklich beeindruckend.

  • Wer wäre bei dem Anblick dieser schönen Fassaden von einst und der traurigen Realität von heute, die uns der 2. Weltkrieg und der real existierende Sozialismus hinterlassen haben, nicht gerne eine Abrissbirne?


    Dass sich ausgerechnet jemand über die angebliche Leblosigkeit der Computeranimationen echauffiert, der sich für trostlose Plattenbausiedlungen begeistert, kann fast schon als Treppenwitz aufgefasst werden.


    Beim Vergleich der Vorher-Nachher-Bilder würde ich jedenfalls der städtischen Verschandelung durch den Sozialismus die "wütende Seuche des Freilichtmuseums" vorziehen.

  • Ich will aber auch noch auf den Beitrag von Gurke bezüglich der Pendlerproblematik antworten. Ich habe mir mal den Statistischen Jahresbericht für Potsdam von 2011 angeschaut, und da gibt es folgende Zahlen:
    Insgesamt gibt es in Potsdam 76508 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Davon leben 30553 in Potsdam, während 45955 von außen nach Potsdam einpendeln. Die Zahl der Auspendler, also derjenigen, die in Potsdam wohnen und außerhalb arbeiten, beträgt dagegen nur 28482.


    http://www.potsdam.de/cms/doku…shauptstadt%20Potsdam.pdf


    Daran zeigt sich, dass Potsdam tatsächlich ein wichtiger Wirtschaftsstandort ist, an dem viele Bürger auch von außerhalb arbeiten. Wer morgens mit dem RE 1 nach Potsdam fährt (zur Zeit fährt dieser allerdings wegen Bauarbeiten eine andere Route), der merkt auch, dass viele Berliner in Potsdam arbeiten.

  • Die animierten Orte sind ohne Gebrauchsspuren.Alles ist schön und makellos,so wie die Models in Hochglanzmagazinen.Hat mit der Wirklichkeit nur bedingt was zu tun.
    Trotzdem ermöglichen diese Animationen einen idealisierten aber durchaus brauchbaren Einblick in die Vergangenheit.Gefällt mir.

  • Baukultur

    Das Haus der Bundestiftung Baukultur (Umbau und Aufstockung) in Potsdam ist fertig. Seeeeehr sensibel ergänzt...



    (C) Bundestiftung Baukultur

  • Der SPD-Parteinachwuchs hat jetzt ein eigenes Positionspapier zur Stadtentwicklungspolitik in Potsdam veröffentlicht, das interessante Ansätze enthält. Forderungen sind unter anderem Investitionen für den sozialen Wohnungsbau, eine neue Liegenschaftspolitik, die auf den Verkauf von für die Stadtentwicklung notwendigen Grundstücken verzichtet, die Verpflichtung von privaten Investoren zur Schaffung von preisgünstigen Wohnungen, den Bau von 1000 Wohnungen pro Jahr durch die städtische Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam und die Genossenschaften, die Ausweisung von neuem Bauland und vieles mehr.


    Ich finde dieses Papier auch deshalb wichtig, weil es einen erfrischenden Pragmatismus verbreitet und weil solch ein Pragmatismus wichtig ist, um die oft ideologisch aufgeladenen Konflikte über die Potsdamer Stadtentwicklung aufzulösen.


    http://www.jusos-potsdam.de/fi…n_Potsdam_bekaempfen_.pdf

  • Dass ausgerechnet Klarenbach über die Auflösung ideologisch aufgeladener Konflikte spricht, entbehrt einer gewissen Komik nicht! Aber Spaß bei Seite. Die Ansätze sind nicht neu. Es kommt darauf an, etwas derartiges umzusetzen. Ansonsten bleibt auch dieses Papier Makulatur. Was fehlt, ist eine Einbettung in übrige Politikbereiche (Finanz-, Wirtschafts-, Sozial und Umweltpolitik) und Zielsysteme. So lange das nicht passiert, wird auch dieses Papier so schnell verschwinden wie es wahrscheinlich an zwei Tagen gestrickt wurde...

  • In Potsdam scheint auch auf anderen Gebieten ein neuer Pragmatismus um sich zu greifen. Die Linkspartei hat offenbar ihre antikapitalistischen Positionen über Bord geworfen und sich stattdessen mit privaten Immobilienentwicklern verbündet. Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Scharfenberg hat jetzt jedenfalls zwei private Bauprojekte angekündigt.
    Auf dem Standort der Kaufhalle Zum Teufelssee will Semmelhaack ein Wohnhaus mit einem Supermarkt im Erdgeschoss errichten. Der Bau soll von Anfang 2013 bis Anfang 2014 dauern.
    Ebenfalls neu gebaut werden soll auf dem Grundstück der seit langem geschlossenen Kaufhalle Schilfhof. Hier soll ein neuer Einkaufsmarkt entstehen. Der Baubeginn ist ebenfalls für Anfang 2013 geplant. Mit diesem Projekt dürfte sich Versorgungssituation imm Wohngebiet "Schlaatz" deutlich verbessern.

    http://www.pnn.de/potsdam/705161/

  • Antikapitalistische Positionen über Bord zu werfen geht scheinbar nicht mit dem Verlust der ideologischen Provenienz einher. Während der Kulturausschuss am Donnerstag für den Vorschlag stimmte zum 60. Jahrestag des 17.Juni eine Straße nach dem Ereignis zu benennen, enthielten sich 2 von 6 Ausschussmitgliedern der LINKE-Fraktion. Dafür stritt man umso energischer dafür eine ähnliche Ehrung für den 2006 verstorbenen Kommunisten Otto Wiesner zu erreichen, was mehrheitlich abgelehnt wurde.


    Außerdem wurde beschlossen zum 40. Jahrestag der Städtnepartnerschaft mit Oppeln eine Straße nach der Stadt zu benennen. Warum im Artikel immer von "Opole" geschrieben wird obwohl der deutsche Name weitaus geläufiger ist, bleibt wohl ein Geheimnis. Ich hoffe nur dieser Mumpitz wird so nicht auf dem Straßenschild verewigt.


    http://www.maerkischeallgemein…-Opole-auf-der-Liste.html

  • Da kannst Du Gift drauf nehmen, dass Du keine Oppelner Straße sehen wirst, sondern eine Opole-Straße (mit häßlichem Bindestrich). Man müsste dringend die Warschauer Straße in Warszawa-Straße, den Weichselplatz in Wisla-Platz und das Hotel Römischer Hof in Roma-Hof umbenennen - schließlich war auch Italien im letzten Krieg deutsch besetzt.

  • In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von heute erschien ein Artikel unter dem Titel "Welterbe auf Abruf", der sich mit der baulichen Situation des Potsdamer Welterbebereiches beschäftigt. Demnach gibt es zunehmende Probleme bei der Instandhaltung und Sanierung der Schlösser und Parkgebäude. Zwar gibt es seitens der Schlösserstiftung eine Aufstellung über den Sanierungsbedarf, der bei rund 735 Millionen Euro liegt, doch da der Stiftung nur 20 Millionen Euro pro Jahr an Sanierungsmitteln zur Verfügung stehen, können die nötigen Sanierungen nicht ansatzweise durchgeführt werden.


    Als ein Grund für die Misere werden die ausufernden Projekte für die Rekonstruktion verlorener Gebäude benannt, die der Sanierung der bestehenden Gebäude Konkurrenz machen würden und die Bauetats zunehmend belasten würden. Genannt werden das Stadtschloss, die Garnisonskirche, die Alte Post, der Staudenhof-Bereich und der Konflikt um das Mercure-Hotel. Diese Projekte würden als ein Beitrag zur Denkmalpflege verkauft und auf diese Weise immer mehr öffentliche Gelder und private Spendengelder von Denkmalliebhabern verschlingen, die dann aber für die Instandhaltung der wirklichen Baudenkmäler fehlen würden.


    Die Folge wäre eine zunehmende Gefährdung der Potsdamer Baudenkmäler durch feuchte Fundamente, instabile Mauern und undichte Dächer. Konkret benannt werden die Orangerie im Park von Sanssouci, der Marstall und das Maschinenhaus im Park von Babelsberg, die Villa Liegnitz. Diese Situation könnte sich ab 2018 nochmals verschärfen, da dann ein Sonderprogramm für den Welterbebereich auslaufen wird. Dann würde der Schlösserstiftung nur noch ein Bauetat von 5 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stehen - mit katastrophalen Folgen für die Baudenkmäler.

  • Interessant wie sich Seilschaften abzeichnen - auf beiden Seiten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. In diesem Fall könnte das heissen: Das preussische Erbe verteidigen - aber nicht weil es man für wichtig oder richtig hält - sondern weil es hilft, die Sichtbarmachung von noch mehr preussischem Erbe zu verhindern.

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  • Die Zusammenhänge erschließen sich mir jetzt nicht wirklich. Was z.B. hat die Schlösserstiftung mit Projekten wie dem Stadtschloss und Mercure/Kunsthalle zu tun? Gerade bei letzterem sieht man doch, dass Plattner dann für sich alleine baut und eben gerade nicht irgendwo anderweitig spendet.

  • Herr Plattner hätte doch seine Millionen nicht für die Orangerie in Sanssouci gegeben. Die Alte Post soll von privat ohne Spendenmittel errichtet werden. Und was der Staudenhof damit zu tun haben soll ist mir schleierhaft, da wird doch nichts "rekonstruiert" sondern marode Bausubstanz ersetzt.


    Dass sich Private ungern bei Projekten der Preussenstiftung einbringen hat doch seinen Grund: fragwürdige Haltungen zur Denkmalpflege (u.a. Neues Museum Berlin) und stets völlig überteuerte und modernistische "Sanierungen" mit Hand zur Kostenexplosion. Oder kann mir einmal jemand erzählen, wie z. B. die Volkswagenstiftung das gesamte Schloß Herrenhausen für 20 Millionen rekonstruiert während das Humboldtforum das 30-fache kosten soll?


    Und wofür gibt es denn die Steuermittel an die Preussenstiftung? Dafür zahlen ja alle Bundesländer, selbst die Bayern. Ich würde auch nicht für ein Sanierungsprojekt der Preussenstiftung spenden, bloß weil die mit Ihrem Riesenetat nicht klar kommen.

  • Die Zusammenhänge erschließen sich mir jetzt nicht wirklich. Was z.B. hat die Schlösserstiftung mit Projekten wie dem Stadtschloss und Mercure/Kunsthalle zu tun?


    Natürlich garnichts. Es geht einmal mehr um Scheinargumente in einem recht einseitig geführten ideologischen Grabenkampf.

  • Ich habe den Eindruck, dass einige Diskutanten einiges durcheinander bringen. Zunächst einmal geht es in dem Artikel um die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Diese Stiftung hat nichts mit dem Neuen Museum und erst recht nichts mit dem Humboldtforum zu tun. Sie wird auch nicht von allen Bundesländern, sondern durch Berlin, Brandenburg und dem Bund finanziert. Daher entbehren die entsprechenden Argumente von Konstantin jeder Grundlage. Offenbar liegt hier eine Verwechslung mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz vor.


    Weiterhin bin ich auch nicht der Meinung, dass die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg über einen "Riesenetat" verfügen würde. Immerhin verwaltet die Stiftung rund 600 Baudenkmäler, viele davon erfordern einen extrem hohen Instandhaltungsaufwand. Angesichts dieser Menge ist ein Bauetat von 20 Millionen Euro pro Jahr keineswegs viel, und eine Debatte, wie diese Summe erhöht werden könnte, halte ich durchaus für sinnvoll. Es wäre doch tragisch, wenn Baudenkmäler verloren gehen würden, weil die Gelder für die Instandhaltung vorne und hinten nicht reichen. Mich wundert schon, dass einige Diskutanten dem Erhalt der vorhandenen Baudenkmäler so wenig Bedeutung beimessen.