Rekonstruktionen


  • Köln hatte eine wunderschöne Altstadt mit der längsten mittelalterliche Stadtmauer, 12 Stadttoren, unzähligen historischen Gebäuden: Doch dann kam der Historismus!


    Du trägst immer wieder vehement vor, der Historismus habe so viel zerstört, viel mehr als die Nachkriegsmoderne. Dabei sind beides doch nur architektonische Stilrichtungen geboren aus dem vorherrschenden Zeitgeist, die für sich nichts zerstören können. Es sind nur Menschen und ihr Zeitgeist, die irgendetwas zerstören. Der Zeitgeist des 19. Jahrhunderts (und des frühen 20.) war nun mal geprägt von der Industrialisierung, von Modernisierung, von rasantem Wachstum und Aufbruchstimmung. Das finde ich nicht mehr zu verurteilen, als die Aufbruchstimmung nach dem 2.Wk, die sich dann des Historismus entledigen wollte.


    Ich verstehe dich so, dass du sagen willst, es gibt keinen Grund das historistische Bauerbe auf einen höheren Sockel zu stellen. Sehe ich eigentlich auch so. Wie aber Taddel (und inzwischen auch andere )weiter oben geschrieben haben liegt das sicherlich auch an der Unzufriedenheit Vieler mit dem, was zeitgenössische Architektur hervorbringt. Das scheint auch mir eher der Grund für diesen Strang hier.


    P.S. Für mich hat K-Restaurieren mit seinem Beitrag hier den Nagel aufn Kopp getroffen. Danke dafür :) Die Idee mit dem neuen Thread finde ich gut, im Strang "Stadtgestaltung/Entwicklung" ging es prinzipiell auch in diese Richtung.

    Einmal editiert, zuletzt von Tilou () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • oder einem hamburger, was in der kölner stadtenwtwicklung gerade alles passiert - wer das aus gründen der entfernung nicht mitbekommt, sollte dazu auch besser nix sagen - ich verweise hier dennoch mal auf : freitreppe deutz; archäologische-zone/jüdisches museum/anbau wallraff-richartz-museum/neubau historische mitte/umgestaltung domumgebung/via sacra/opernquartier etc. - und das sind jetzt alles nur beispiele, die das nähere umfeld des domes betreffen, also nur ein paar hundert meter vom dom entfernt in den nächsten jahren realisiert werden...)


    aber dann nochmal kurz was zu hamburg: wer die öde hafencity jenseits der alten speicherstadt (da lobe ich mir die gelungene mischung aus alt und neu im kölner rheinauhafen) und die gesichtslosen mittelhohen hochhäuser, die da gerade gebaut werden und eine stadtsilouette der völligen beliebigkeit kreieren - zu sehen, wenn man mit dem zug nach hamburg fährt - als qualität ins feld führt, der muss sich um den eigenen verblendeten lokalpatriotismus keine sorgen machen. da gabe es schon artikel in der zeit, die diese negative null-acht-fünfzehn architektur in hamburg derzeit kritisieren - das denke ich mir also nicht aus.


    Du warst wohl noch nie in deinem Leben oder noch nicht in letzter Zeit in der Hafencity. Man kann vieles über sie sagen ob sie einem gefällt oder nicht, einfallslos und gesichtslos ist sie ganz sicher nicht. Die Zeit Haut immermal wieder Hass Artiekel gegen die Hafencity und die Archietektur raus, aber auch nur weil sie immer noch nicht damit klar kommen, dass der Spiegel und nicht sie die Ericusspitze bekommen hat. In der Hafencity die ja noch nicht einmal fertig ist ist mehr los als in jedem anderen neu gebauten Viertel Deutschlands. Elbarkarden, Unilever, Santorhafen, Grasbrookhafen, Marko Polo Terassen, HCU, etc, hier ist überall etwas los und wenigstens läuft das Geschäft jetzt auch sehr gut. Wenn man mit dem Zug nach Hamburg kommt und über die Elbbrücken fährt ist die Silouette genial, in Köln sieht man, den zwar sehr spannenden und Imposannten aber nicht gerade schönen Dom, das wars dann aber auch schon.
    Alles was du da so aufzählst wird alleine Von der neuen Mitte Altona in Hamburg in die Tasche gesteckt. In Hamburg denkt man eben nicht klein klein, sondernd traut sich Was.
    , Stadthöfe, Neue Mitte Altona, A7 Deckel, Olympia, neuer Alter Wall, ILeben und Arbeiten stromaufwärts( der gesamte hamburger Osten an Bille Elbe und Doveelbe wird aufgewertet), Sprung über die Elbe( Hafen City, Binnenhafen Harburg IBA 2013+, Olympia), Ausbaupläne Hamburger Hafen, Hafenqueerspange, Elbphielharmonie
    Um nur die Größten und bekanntesten zu nennen.
    Köln ist halt im Vergleich zu den anderen Millionenstädten sehr Provinziell und kann noch nicht wirklich in vielen Facetten Mithalten.

  • Fakt ist, davon, dass Köln eine der ältesten Großstädte nördlich der Alpen ist sieht man im Stadtbild quasi nichts.


    12 romanische Kirchen, Gürzenich, Rathaus, Dom, röm. Mauer, Reste der mittelalterlischen Stadtmauer, ca. 1.100 Gründerzeithäuser, Römertürme etc.: nennst du das quasi nichts???
    Du hast doch selbst das Foto des im Krieg zerstörten Köln gezeigt! Es ist doch erstaunlich, dass diese unzähligen zerstörten Bauten rekonstruiert hat, bzw. die nur teilweise zerstörten Gebäude restauriert hat!


    @ Tilou: Ich beschreibe die Zerstörungen durch den Historismus immer als Antwort auf die IMMER WIEDER auftretende Meinung, dass durch den Krieg und anschl. durch die Nachkriegsmoderne ein Großteil der Altbauten und der kulturellen Identität zerstört wurde. Wie du schon geschrieben hast, vertrete ich die Meinung, dass es keinen Grund gibt, das Bauerbe des Historismus (zur Zeit des Krieges gerade mal 50 - 60 Jahre alt) auf einen höheren Sockel zu stellen als das Bauerbe von 300 - 800 Jahre alten Gebäuden.

    Hier wird in ein römisches Tor einfach eine Brücke gebaut. Das ist doch echt übel.


    1.) Das ist ein Stadttor aus dem Mittelalter.
    2.) Du findest übel, dass man in der Nachkriegszeit eine Brücke an das Tor gebaut hat (das Tor wurde dadurch noch nicht mal beschädigt)? Man kann doch froh sein, dass das Tor überhaupt noch steht! Im Historismus (ich weiß, ich wiederhole mich) wurden die Tore KOMPLETT abgerisssen. Findest du das nicht übel?
    3.) Ende des Jahres wird diese - auch in meinen Augen hässliche - Brücke abgebaut.

    Einmal editiert, zuletzt von D.T.68 ()

  • Ich wollte niemanden beleidigen, sondern nur meine Befürchtung durch meine Beobachtung ausdrücken. Erstaunlich, dass der Kölner bei vorsichtiger Kritik an seiner Stadt wirklich sehr schnell durch die Decke geht. Lag ich mit der Steinigung gar nicht so verkehrt :)


    K-Restaurieren trifft es eigentlich genau auf den Kopf. Rekonstruktion ist nicht die Lösung des Problems von Köln. Es müsste ein genereller Plan her.


    Danke D.T.68 für die Aufklärung! Gut zu hören, dass diese Brücke endlich verschwindet!


    Einige Städte in D haben sich für den Wiederaufbau/Rekonstruktion entschieden (Potsdam, Leipzig, Berlin (Stadtschloß), Dresden, Frankfurt), andere für modern (Hamburg, München, Berlin)


    Ich war lange ein Befürworter von Rekonstruktionen und bin inzwischen etwas davon ab. Klar wenn es namenhafte Gebäude sind - immer. Ein ganzes Viertel (FFM Römer Areal) gerne. Aber mal hier mal da? ich weiß nicht. Und Neubau kann auch so schön sein!


    Nur beim Thema Hafencity - da war vorher NICHTS. Also kann die heutige Architektur zeigen, was die drauf hat und sich dort austoben. Aber nicht in der Altstadt. (P.S: bei aller Kritik zur Elbphilharmonie - das Gebäude wird genial. Wer Zeit hat hier eine kritische Doku)


    Köln muss seinen Weg finden, ob modern, klassisch oder eine gesunde Mischung. Dass etwas getan werden muss, da sind sowohl Touristen als auch Einwohner sich einig. Denn leider sind viele Ecken ein architektonischer Totalschaden (auch in HH gibt es einige siehe). Für mich wirkt es so, als ob Köln noch immer noch seiner Identität sucht. Mir ist auch aufgefallen, dass in Köln sehr oft die Zerstörung durch den 2WK beklagt wird. Hatten wir auch! Wir beklagen uns aber mehr darüber, wie wieder aufgebaut wurde. Außerdem ist das nun über 70 Jahre her!


    Wie gesagt, ich wollte niemanden angreifen, lediglich meine externe Meinung kund tun. Köln ist eine tolle Stadt. Hat aber städteplanerisch noch sehr viel vor sich. Toi Toi Toi. Werde mit Spannung die Entwicklung verfolgen. Live und hier im DAF :)


    LG aus dem Norden

  • [quote='Häuser','http://www.deutsches-architekturforum.de/thread/?postID=482627#post482627']Ich wollte niemanden beleidigen, sondern nur meine Befürchtung durch meine Beobachtung ausdrücken. Erstaunlich, dass der Kölner bei vorsichtiger Kritik an seiner Stadt wirklich sehr schnell durch die Decke geht. Lag ich mit der Steinigung gar nicht so verkehrt :)


    hahaha - wer hat sich denn offensichtlich einen google-alert auf das stichwort "hamburg" "architekturforum" eingerichtet und meldet sich hier aus dem nichts zu wort, weil ich in einem meiner posts hamburg als stadt ohne alte sehenswürdigkeiten erwähne (habt ihr die hammerburg mittlerweile eigentlich gefunden?), was sie einfach faktisch ist. um nicht mehr und nicht weniger ging es mir. warum du dann plötzlich auftauchst und loslegst aus welcher motivation auch immer, bleibt dein geheimnis. ich würde es gar nicht mitbekommen, wenn im hamburg forum irgendwer was über köln schriebe...


    was ich auch sehr erhellend finde, ist, dass die welt tatsächlich warten musste, bis ein gewisser pumpernickel auf den plan tritt, damit deutlich wird, das regalmeter an reise- und kunstführern komplett für die tonne sind und kurzerhand eingestampft werden können. danke dafür.


    noch ein paar vergleichsbilder zur ödnis der hafencity und der historischen mischung von mittelalter bis moderne im rheinauhafen:


    http://www.hamburg.citysam.de/…dtorhafen-hafencity-8.jpg


    http://www.architekten24.de/mediadb/news/8650/index.jpg


    http://www.engelvoelkers.com/w…/04/Hafencity_Hamburg.jpg


    https://upload.wikimedia.org/w…_Hafencity_Sandtorkai.jpg


    http://images.fotocommunity.de…ef7-aff4-45f95bd3bc96.jpg


    http://www.vermessung-rls.de/u…us_Fotolia_42169891_L.jpg


    http://www.bildarchiv-hamburg.…encity-grasbrookhafen.jpg


    https://upload.wikimedia.org/w…und_Schokoladenmuseum.jpg


    http://www.hanackundpartner.de…HafenCity_Pano1_414px.jpg


    http://www.audioguideportal.de…perbass_08_by_sa_wiki.jpg


    ohne frage, die alte speicherstadt ist toll !!!


    http://www.raphaelhotels.de/me…659/img/speicherstadt.jpg


    aber in dem neuen teil ist null spannung, null kontraste - da werden klötzchen gebaut - jedes einzelne sieht aus wie der versuch eines provinz-architekten, einen ambitionierten bau zu setzen... wenn man aus dem paderborner hauptbahnhof tritt. das ist einfach objektiv so - das ist keine "meinung" sondern liegt offen auf der hand. ich habe mir den neuen teil der hafencity angeschaut - und ich freue mich immer über gute architektur! aber da ist einfach null spannung - total öde, keine kontraste - selbst die oper wirkt schon jetzt total 90ies mäßig - mit glas und klinker (eine fiese mischung); total unproportional und ebenfalls total öde ...

  • Anscheinend hast du keine Ahnung von der Hafencity. Die Bulder die du da hast sind schon über 3 und teilweise schon über 9 Jahre alt. Alleine auf dem darressalem Platz gibt es eine Mischung aus aus Alt und neu. Und die Archietektur ist ganz sicher nicht langweilig ein Paar der Gebäude am Sandtorkai sind nicht so gut gelungen aber nach diesen Gebäuden hat man drastisch umgedacht.

  • sinnlos

    es macht keinen sinn, sich hier zu battlen - lasst uns darüber freuen, dass berlin, hamburg, münchen, köln (als die vier ost, nord, süd und westmetropolen) allesamt sowas von anders sind, dass es einfach schön und gut so ist. und wenn man dann noch die ausgangslagen der städte vor 70 jahren sieht, muss man festhalten, dass sie alle ihre linie und ihren charakter in gewisser weise beibehalten haben, wobei berlin hier nochmal ein spannender sonderfall ist, da ja eben geteilt und wieder zusammengeführt. da finde ich es nur schade, dass die stadt derzeit dabei ist, sämtliche potenzial als weltstadt im sinne von architektur zu verbocken - was da um den hauptbahnhof derzeit passiert, ist eine schande und einer hauptstadt nicht würdig! ebenso an den großen spreebrachen. es wirkt fast so, als ob berlin aus angst vor bürgerprotesten alteingesessener, besitzstandswahrender alt-kreuzberger und co. einfach keine großen flächen mehr städtebaulich gesamthaft entwickelt und daher überall nur unzusammenhängendes einzelstückwerk gebaut wird. denn zugebaut werden diese flächen dann ja klammheimlich und stück für stück eben doch...

  • Ich war lange ein Befürworter von Rekonstruktionen und bin inzwischen etwas davon ab. Klar wenn es namenhafte Gebäude sind - immer. Ein ganzes Viertel (FFM Römer Areal) gerne. Aber mal hier mal da? ich weiß nicht. Und Neubau kann auch so schön sein!


    Wie schon mal erwähnt, Rekonstruktionen werden ohnehin keine Alternative zur Suche nach neuen Neubau-Gestaltungen sein - vielleicht könnte es 1-2-3 Projekte pro Jahr in der Altstadt geben, für 99% der Bautätigkeit muss man neue Wege suchen (also nicht ständigen Nachbau der gleichen Bauten der besonders simpel durchgezogenen Moderne in derer billigsten Variante, wie man in etlichen DAF-Unterforen unzählige aktuelle Projekte findet).


    Warum sollten einzelne Häuser unerwünscht sein, wenn ganze Viertel es wären? Zumindest geben sie die Möglichkeit, beim Gehen durch die Altstadt wahrzunehmen, dass es eben die Altstadt ist, von der etwas zeugt - anders als wenn man im Blickfeld nur Häuser der 1950er Jahre hat. In manchen Quartieren kann man sich umschauen und rundum nichts älteres sehen. Als positives Gegenbeispiel die westliche Altstadt - sie ist nicht nur kleinteilig gestaltet, sondern hier und da gibt es Rosinen wie dieses Fachwerkhaus, die als städtebauliche Beimischung ein anderes Gefühl vermitteln.



  • Zumindest geben sie die Möglichkeit, beim Gehen durch die Altstadt wahrzunehmen, dass es eben die Altstadt ist, von der etwas zeugt - anders als wenn man im Blickfeld nur Häuser der 1950er Jahre hat. In manchen Quartieren kann man sich umschauen und rundum nichts älteres sehen.


    Die Gebäude aus den 1950-ern sind doch mittlerweile auch schon 60 Jahre alt und sind heute als Altbauten anzusehen.... Sicherlich gibt es in Köln sehr viele Nachkriegsbauten der 1950-er. Es mag auch die ein oder andere Straße geben, in denen vorwiegend Häuser dieser Zeit vorhanden sind, aber ganze Quartiere in der Innenstadt, in denen nichts älteres zu sehen ist, sind eine Seltenheit (Hahnenstraße, hier wurden jedoch die Altbauten bereits im 3. Reich abgerissen).
    Letztes WE hatte ich Besuch vom sechs Freunden aus dem schönen, mittelalterlichen Freiburg. Bei einer ausführlichen Stadtwanderung war der Besuch der Meinung, dass das Kölner Stadtbild viel interessanter sei als das Freiburger Stadtbild, da der Kontrast zwischen Alt und Neu, das Nebeneinander von Gründzeit und 50-er Jahre Architektur das Besondere an dieser Stadt ist. Ein Gang durch die Hahnenstraße z. B. zeigt, dass es viele schöne Bauten aus der Nachkriegszeit gibt, deren Charme leider oft nicht mehr zu spüren ist, da diese größtenteils duch Um- und Anbauten verschandelt wurden. Aber das Potenzial ist noch immer vorhanden. Die Stadt Köln sollte die Chance nutzen, diese Bauten der 50-er wieder zurückbauen, bzw. ihren Ursprungszustand wiederherstellen - im Mix mit restaurierten Gründerzeithäusern, evtl. mit Rekonstruktionen von Altbauten - aber auch schon abgerissenen 50-er Jahre Gebäuden (z.B. Lichtspielhaus Hahnenstraße).
    http://www.bilderbuch-koeln.de…ck_historisch_kino_448410

  • ^ Ein Großteil der Bauten der Nachkriegszeit ist leider zeitlos hässlich wie etwa diese Halle gegenüber eines schönen Klosterkomplexes. Manche könnte man pimpen, viele halte ich für verzichtbar. Auch nach weiteren 100 Jahren wird derer plumpe Art nicht schöner. Etwa diese Wohnhäuser aus der gleichen Gegend, denkbar gesichtslos und austauschbar wie das Haus meiner Oma in Oberhausen (zum Teil auch noch mit Garagen im EG) könnte man nur schwer optisch aufwerten - eine kleinteiligere und optisch differenzierter wirkende Häuserzeile an der Stelle wäre da gut. Einige der Fassaden könnten gerne als Rekos zum Klosterkomplex passen.


    Wie oft gesagt - zum Kontrast zwischen Alt und Neu braucht man auch das Alte, an mehreren Stellen in der Altstadt nirgends in Sichtweite vorhandene - es gibt noch schlimmere Ecken als die darüber vorgestellte.


    Zum Thema der Fassadenkunst vs. gesichtslose Bauten habe ich kürzlich hier was geschrieben.

  • ^ Du findest die Halle hässlich, ich finde sie schön! Ich weiß, du kannst dir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand diese Halle schön findet. Aber muss das - nur weil du es dir nicht vorstellen kannst - automatisch für alle gelten?
    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/94090
    https://www.google.com/maps/@5…e0!7i13312!8i6656!6m1!1e1
    Es handelt sich übrigens um die Werkstätten der städt. Bau-und Holz-Berufsschule aus dem Jahre 1954:
    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/78562
    Was die Bebauung der Straße Vor den Siebenburgen angeht, gebe ich dir Recht. Auch ich finde diese Häuser hässlich.


    Zitat: "Wie oft gesagt - zum Kontrast zwischen Alt und Neu braucht man auch das Alte, an mehreren Stellen in der Altstadt nirgends in Sichtweite vorhandene."


    Wo sollen diese Stellen sein?

  • ^ Im Süden der Altstadt findet man sie blitzschnell, etwa hier - man kann Google Street View um 360 Grad drehen und nur Nachkriegsbauten der weniger anspruchsvollen Sorte finden. In dem erwähnten Video mit städtebaulichen Prinzipien wurden einige Beispiele der vielfältigen und lebendigen Städte genannt, wie Venedig - dort gibt es durchaus auf den Inseln mehrere Bauten des Historismus und auch der Moderne, aber nirgends verschwinden die älteren vollends aus der Sichtweite. Außerdem ist die Fassadengestaltung detailreicher, bunter und entlang der Straßenzüge differenzierter - die 1950er-Wohnhäuser aus dem Beispiel zwei Beiträge zuvor würden weniger tragisch wirken, wären sie alle nicht einheitlich grau.

  • Das es keine Quartiere ohne Altbauten gibt, habe ich nicht behauptet. Ich schrieb, dass es eine Seltenheit in Köln ist.
    Das Griechenmarktviertel - m.E. wahrlich nicht die schönste Ecke Kölns - ist so eine Ausnahme. Weitere derartige Quartiere fallen mir auf Anhieb nicht ein!
    Was das Griechenviertel angeht:
    Vor dem Krieg war dies wohl ein extrem dicht bevölkerter Stadtteil, bestehend aus Metskasernen mit schlechten Wohnverhältnissen, das soziale Niveau war bedenklich:
    http://www.google.de/imgres?im…&ndsp=28&ved=0CN0BEK0DMD0
    Was die Architektur angeht gebe ich dir Recht, die 50-er Jahre Gebäude ist auch in meinen Augen nicht sonderlich erwähnenswert. Jedoch was den Städtebau angeht, wurde hier genau das umgesetzt, was du favorisiert: Größtenteils Wiederherstellung der städtebaulichen, kleinteiligen Bebauung, mit gemütlichen Gässchen:
    https://www.google.com/maps/@5…a05IRg!2e0!7i13312!8i6656
    https://www.google.com/maps/@5…e0!7i13312!8i6656!6m1!1e1
    http://www.google.de/imgres?im…0&ndsp=24&ved=0CCQQrQMwAQ
    Auf dem ersten Blick scheint diese Gegend in der Tat hässlich zu sein, aber Charme haben die Gassen irgendwie schon. Und die Bewohner identifizieren sich mit ihrem Viertel!


    Nachtrag: Mittlerweile werden sogar schon Stadtführungen im Griechenmarktviertel angeboten:
    http://www.google.de/imgres?im…&ndsp=24&ved=0CJsBEK0DMCc

    Einmal editiert, zuletzt von D.T.68 () aus folgendem Grund: Nachtrag Stadtführung

  • Zu Deinem Beispiel am Griechenmarkt:


    "Rund um den Kleinen und Großen Griechenmarkt war über Jahrhunderte das Wohnviertel der einfachen und armen Bürger von Köln. Viele kleine Häuser wurden auf engstem Raum in sehr schmalen Gassen errichtet. Infolgedessen waren die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs für die Bevölkerung verheerend. Das Viertel wurde komplett zerstört, da die durch Brandbomben verursachten Feuer von einem Haus zum anderen überschlugen. Durch den damit verbundenen Kamineffekt erstickten viele Bürger unterhalb der Flammenwalzen. Das einzige Wohngebäude, das den Krieg ohne Zerstörung überstand, ist die im 16. Jahrhundert erbaute ehemalige Hausbrauerei Im Bachem am östlichen Ende des Großen Griechenmarkts."


    http://www.bilderbuch-koeln.de…er_dick_historisch_418246


    Was hätte man denn da Wiederaufbauen/Rekonstruieren sollen? Ich finde, man sollte die Kirche mal im Ort lassen. M.E. haben die Kölner dank ihres Pragmatismus beim Wiederaufbau sehr gute Arbeit geleistet. Statt armseliger Unterkünfte sind moderne Wohnhäuser entstanden. Und das in denkbar kurzer und in äußerst schwieriger Zeit. Jeder, der hier eine Rekonstruktion befürwortet, kann dies doch tun. Geld scheint bei Euch ja keine Rolle zu spielen. Also, einfach ein Haus/Grundstück erwerben und loslegen! Dabei aber bitte nicht auf Denkmal-AfA setzen. Denn ich werde diese Liebhaberein über meine Steuern nicht mitfinanzieren.

  • ^ Da ist die Diskussion über die Frankfurter Altstadt weiter (s. z.B. hier) - auch dort wurden nach dem Krieg 'pragmatisch' 'moderne Wohnhäuser' errichtet, die wie eine vorstädtische Siedlung funktionieren, aber kein Stadtzentrum bilden bzw. stärken. Das Dom-Römer-Areal ist nur eins von einigen Gebieten, wo die 'Liebhaberei' der Stadtreparatur im Gespräch ist - so nebenbei dient sie noch der Stärkung der Innenstadt, die in der Zeit der Grüne-Wiese-EKZs und des Internethandels was bieten muss. Wie der Autor von #199 schreibt - es muss mehr passieren, als bloß veraltete Hässlichkeit durch zeitgemäße Hässlichkeit ersetzen - soweit dies der natürliche Prozess des Austausches der Bausubstanz ermöglicht.


    BTW: Wenn die Wolkenburg angesprochen wird - nur wenige Schritte weiter fühlt man sich wie in ödesten Stadtteilen Gelsenkirchens. An der Straßenecke wurde ein weiß-graues Gebäude der zeitgemäßen Hässlichkeit errichtet, von dem ich mal hier Fotos postete - so bleibt der Palast als Altstadt-Zeugnis recht einsam (was ich bei jedem Besuch als traurig empfand).

  • detail

    ich finde es gut, mal anhand von konkreten bildern ins detail zu gehen - gerade, was die oben diskutierte gegend angeht.


    halten wir erstmal fest: in der weiteren gegend um/am griechenmarkt / waidmarkt / panthaleonsviertel / mauritiusviertel / teilen des severinsviertels (also den weiten teilen der altstadt-süd) hat der feuersturm gewütet - das sind die zu 100% zerstörten stadtviertel kölns! das ist nun mal unumstößlich so - fakt ist aber auch, dass der wiederaufbau sich - von der verbreiterung des mittelalterlichen bäche-straßen-verlaufs zu einem stadtautobahn-monster und dem bau der nord-südfahrt (stadtautobahn-monster nr. 2) abgesehen - an die tradierten straßen-muster gehalten hat. das kann man sich schön erlaufen und hat im vergleich zur ausgangslage 1945 den effekt, dass man erstmal auch dankbar sein kann, dass da nicht gleich alles verworfen worden ist, wie das bspw. in hamburg in einigen feuersturmstadtteilen gemacht worden ist, wo man die blockbebauung gegen langgezogene einzelblöcke getauscht hat, die nun sehr tot, sehr anlagen-artig und gar nicht mehr organisch wirken - bspw. hier in der gegend mundsburg :


    https://www.google.de/maps/@53…e0!7i13312!8i6656!6m1!1e1


    oder im berliner osten, wo vormals ein ganz anderes stück stadt gestanden hat :


    https://www.google.de/maps/pla…x30fc01c366e4166e!6m1!1e1


    in beiden städten - vor allem in berlin - sind wirklich große fläche, wo jedweder vorzustand komplett verworfen worden ist und zwar in eine neue form, die sich kaum dafür eignet, dass sich dort nochmals echtes städisches viertel- oder strassenleben entwickelt - ich führe das jetzt hier mal an, weil köln hier einfach viel zu schlecht weg kommt, was oftmals ja wirklich nur (wie sooft im leben) auf vorurteilen beruht. in köln hat man sich in den meisten fällen, obwohl nichts da war, entschieden, von den dimensionen her einfach wieder auf das zu bauen, was mal da war an fäche, größe, zuschnitt - hier wurde im angesicht der gigantischen zerstörungen vor allem im süden erstmal richtig gehandelt! da können wir drei kreuze machen! (wie gesagt, abgesehen von den überdimensionierten straßenvergrößerungen - aber auch das relativiert sich im gesamtbild der ansicht der altstadt von oben ein bisschen) - bsp. alte dimensionen s.h. hier:


    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/162453#13556


    ich finde das oftmals überhaupt nicht hässlich (natürlich ist das auch nicht im klassischen sinne schön, aber wenn es in einen guten zustande versetzt wird durch renovierung, pastellfarbenen anstrich, vergrößerung der fenster o.Ä., dann ist der unterschied zu einem drei-fensterhaus aus dem 19. jh. und den gelungenen 50ern jetzt auch nicht mehr sooo riesig und kann sehr charmant und gut sein).


    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/13556#295923


    das sind humane, gewachsene strukturen, in denen menschen gut leben können. und zwischendrin gibt es immer wieder historische fluchtpunkte und ansichten :


    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/162453#58206


    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/295923#375977


    http://www.bilderbuch-koeln.de…derschaft_kartause_375982


    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/97593#12322


    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/162453#113807


    http://www.bilderbuch-koeln.de…stifte_kl%C3%B6ster_12723


    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/97593#119180


    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/132431#5657


    http://www.bilderbuch-koeln.de…ra%C3%9Fe_arndtstr_399766


    auch die historie der morphologie der straßen kann historisch wirken - bsp. hier:


    http://www.bilderbuch-koeln.de…%C3%BCd_schartgasse_28058


    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/162453#399774


    ich könnte die beispiele von organisch und durchaus charmant wirkenden straßenansichten aus diesen "stiefmütterlichen" vierteln und die historischen blickachsen auf die alten, meist romanischen kirchen, wirklich beliebig weiterführen. und hinzu kommen auch immer mal wieder gute nachkriegsbauten wie bspw. der alte teil des agrippabades oder einzelne wohnhäuser wie die rechts auf dem folgenden bild:


    http://www.bilderbuch-koeln.de/Fotos/28754


    oder dieses:


    http://www.bilderbuch-koeln.de…denkmal_konservator_82942


    alles in allem ist das keine schlechte ausgangslage ! wenn man sich nun darauf besinnt, die vorhanden gebäude durch renovierung zu verschönern, neue gute gebäude zu bauen und die autogerechten schneisen zurückzubauen, hat köln eine sehr gute chance, dort, wo es am meisten verloren schien, am ende sogar wieder richtig charmant und ansehnlich zu werden, was es an einigen stellen dieser viertel auch schon wieder ist. aber ich glaube ehrlich nicht, das einzelne rekos da etwas zu beitragen können - und ich wüsste auch nicht, was da rekonstruiert werden sollte. ja, was denn eigentlich?


    ps: die frankfurter altstadt ist wirklich kein gutes bsp. für köln - köln hat seine kern-altstadt auf gleichem maßstab gleich nach 1945 wiederaufgebaut - frankfurt korrigiert jetzt erst seinen fehler, indem das tech. rathaus abgerissen worden ist, das platz für das mini-disney-land freigibt - das problem hatte köln so nie, weil man nicht so dumm war, so etwas auf den alter markt oder heumarkt zu bauen...


    http://baumaschinen-modelle.ne…echnisches_Rathaus_14.jpg


    die kölner stadtviertel, über die wir hier und ich weiter oben sprechen, liegen von der kernaltstadt so weit weg, wie in frankfurt wahrscheinlich irgendein an das zentrum angrenzender stadtteil XY wie ostend oder westend oder so etwas - das köln selbst in einer solchen "entfernung" zur kern-altstadt noch romanische kirchen etc. zu bieten hat, zeigt, dass wir hier im falle kölns über eine ganz andere dimension von ehemaliger alter stadt sprechen als im falle frankfurts.

    2 Mal editiert, zuletzt von abekoeln ()