Leipzig: Stadtleben

  • @ Saxonia: Ne ne - die Interpretation ist von mir selbst. Die Graffiti sind sicher nicht deswegen entstanden. Mein 'Argument ging eher in die Richtung, dass es die sprayer geschafft haben die nicht sanierten Gebäude für ihren Zweck zu nutzen. Hätte man das Gerüst für die angekündigte aber nie durchgeführte Sanierung nicht 1 1/2 Jahre dort stehen gelassen, wäre dort auch nicht dieses riesen bombing entstanden. Natürlich sehe ich dort lieber eine Sanierte Fassade mit wiederhergestellter Dachlandschaft aber da das nicht geschehen ist, gibt es in der Stadt eben Strömungen die das Gebäude für ihren Zweck auf einer völlig anderen Ebene nutzen. Ob man das nun als Kunst oder Schmiererei ansieht ist ja erst einmal egal. Es gibt sicher etliche in der Stadt denen das Ringmessehaus herzlich gleich ist. Die würden dort lieber einen Neubau sehen als auf eine wichtige Sanierung warten.


    Im Grunde geht es mir darum dass die Stadt eine aktive Gesellschaft hat, die sich nicht durch extreme Gewalt ausdrückt sondern durch Farbe auf bröckelnden Fassaden. Die Aktivität verschiedener Gruppen zeichnet den mini melting pot Leipzig dann eben auch aus. Und damit kann man Werbung machen ohne die Graffiti zu stilisieren.


    @ Dunkel_Ich: Deine Ausführung ist ein wenig zu einfach. Das Steuerzahler Argument auch nicht hilfreich in diesem Kontext. Das "Macho Prinzip" könnte man dann ja genauso auf den eigentlichen Übeltäter abwälzen - den Investor beim Ringemessehaus, der großes angekündigte aber nichts erbracht hat.

  • Übetragen auf die rege Sportschützenszene und Schützenvereine mit Tradition müsste man dann ja auch dulden das gelegentlich rumgeballert wird, das heißt der Sport als solcher missbraucht wird. Nichts anderes ist es doch mit solchen Schmierereien.


    Zwischen "Rumballern" und Farbe gibt es schon einen Unterschied. Der sollte auch zu erkennen sein. Oder strahlen die bombing Gefahr für unbeteiligte Bürger aus? Ich bin auch nicht der Meinung es nicht als Straftat anzusehen, und das wissen die "Täter" ja auch. Aber es gibt meiner Meinung nach schlimmeres als Farbe auf bröckelnden Fassaden.


    @ LE Mon. hist.: die Kommentare bei der LVZ sind wie immer erbärmlich. Wer hätte denn vor 20 Jahre gedacht es würde Straßenfeste in Plagiwtz geben? Ich finde die Entwicklung mehr als erfreulich.

  • @ LE Mon. histr.: "Das gilt für alle Kulturen und Subkulturen. Wer ein Wave-Gotik-Treffen zum Stadtmarketing nutzt muss auch damit leben können, dass manche unbeteiligte Besucher_innen der Stadt des Outfit einer WGT-Besucher_innen als unangemessen und anstößig empfindet. Aber auch hier gilt ganz oder gar nicht."


    Äpfel und Birnen. Das WGT ist einmal im Jahr und dauert nur 4 Tage. Die düsteren Gestalten kommen und gehen wieder. Ganz nebenbei, tja, warum wird damit Marketing betrieben, richtig - weil es Geld bringt und nicht wenige finden es dann doch so reizvoll nach Leipzig zu kommen und sich das schware Treiben anzusehen. ;)


    und nun: Was bringt das Bombing für Geld? Keins, es kostet nur. Isses schön anzusehen? Auch nicht. Ganz davon abgesehen, ist es es mir beim Robotron und dessen (für meine Begriffe) triviale Architektur auch egal, zumal es eh bald verschwindet. Es ändert allerdings nichts am Tatbestand.


    "Es gibt sogar Gebäude - um mal wieder den Bogen zum Architekturforum zu schlagen - die da dabei sind und dies genauso "eben nicht zur Verschönerung der Stadt, sondern auf Kosten derer."


    Jepp und das finde ich nicht besser, glaub's mir ;)

  • ^^@ Dunkel_Ich: Deine Ausführung ist ein wenig zu einfach. Das Steuerzahler Argument auch nicht hilfreich in diesem Kontext. Das "Macho Prinzip" könnte man dann ja genauso auf den eigentlichen Übeltäter abwälzen - den Investor beim Ringemessehaus, der großes angekündigte aber nichts erbracht hat.


    Wieso zu einfach, bitte begründen und warum darf man nicht darauf hinweisen, dass Vandalismusschäden und deren Beseitigung im öffentlichen Bereich wir alle mitbezahlen? Nichts desto trotz hast du natürlich recht mit dem Investor. Hätte Meister Klemmer nicht so ein großes Mundwerk gehabt und es hätte eine Sanierung gegeben, müsste man darüber gar nicht parlieren.


    Außerdem, wäre ja schön, das Problem würde sich nur auf bröckelnde Fassaden beschränken - tut es aber nicht. Des Weiteren muss man nüchtern feststellen, dass Graffitti nicht unbedingt ein Ausdruck für Großstadt ist. Derlei findet sich fast in jeder Dorfklitsche und macht ungemütliche Eckchen noch ungemütlicher.

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  • ^ Eine Ursache dürfte der nach wie vor hohe Anteil an nicht genutzten Gebäuden in der Stadt sein, warum in Leipzig mehr Graffiti anzutreffen ist als anderswo, aber "fast jedes Gründerzeithaus" ist ganz sicher nicht beschmiert. Es gibt sicher Gegenden in der Stadt, die stärker von Graffiti betroffen sind (rund ums Connewitzer Kreuz, Ausfallstraßen), aber ich verzeichne an sanierten Wohngebäuden (immerhin fast 90 Prozent) einen deutlichen Rückgang an Schmierereien. In fast allen Stadtteilen gibt es inzwischen ganze Straßenzüge ohne Tags-Gekritzel an Hausfassaden. In Gohlis bei meinen Eltern um die Ecke findet man selbst auf glatten, blütenweißen Hausfassaden nicht die kleinste Kritzelei vor. Das war vor 10 Jahren noch ganz anders.


    Die Radicals Crew bereist inzwischen ganz Europa, um ihre grafischen Botschaften unters Volk zu bringen. Auch in der israelischen Hauptstadt Tel-Aviv hat sie sich schon verewigt.


    Und es müssen nicht immer provokante Silverbombings sein. Bunter Radicals-Schriftzug auf grauer (leerstehender) Hauptpost:

    Bild: Cowboy

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  • Zumindest fallen mir immer öfter auch Videokameras an normalen Wohngebäuden auf, sogar auf der Georg-Schumann-St. oder der Waldstraße -


    Na wunderbar, meist verstoßen die tatsächlich funktionierenden Kameras und die Attrappen bei Mietshäusern gegen das Datenschutzgesetz (genauer § 6b des Bundesdatenschutzgesetzes), da sie das Persönlichkeitsrecht der Mieter, der Besucherinnen und Passanten verletzen.

  • ^ Und die gleiche paranoide Klientel, die Videokameras an ihren Wohnhäusern anbringt, hat bei Google die Verpixelung ihrer Wohnhäuser auf StreetView erwirkt, weil sie sich ansonsten in ihrem Recht auf Privatsphäre eingeschränkt fühlt. Und als ob Sprayer sich von Überwachungskameras abschrecken lassen...

  • Dito. Zumal in Zeiten von Video-Plattformen für Graffitiaktionen zu bezweifeln ist, dass man sich vor Videoaufnahmen fürchtet. Vermummt dürften die meisten Writer sowieso sein.


    Interessante Diskussion ansonsten. Ich für meinen Teil kann eigentlich keinen so rechten Unterschied zwischen irgendwelchen temporären Riesenwerbeplakaten und ebenso temporären Bombings auf zu sanierenden Gebäuden innerhalb der visuellen Kakophonie einer Großstadt erkennen.

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  • ^ Eine Koinzidenz impliziert nicht unbedingt eine Kausalität. Und ja, für mich ist der Schutz meiner Persönlichkeitsrechte wichtiger als eine juristische Sachbeschädigung, die de facto in den meisten Fällen gar keine Substanzbeschädigung bedeutet.


    Was die Werbung betrifft, sprach ich vom visuellen Eindruck auf den Betrachter. Bei beiden handelt es sich um Großgrafiken. Die Einnahmesituation des Eigentümers, der solche Gebäude brachliegen lässt, ist mir dabei um ehrlich zu sein herzlich egal, zumal die verlockende Zusatzeinnahme trotz nicht stattfindender Arbeiten bei beiden Gebäuden erst die Großbombings ermöglicht hat. Gereinigt werden muss natürlich sowieso, wenn eine Grundsanierung ansteht, angebliche Zusatzkosten sind da erst einmal ein Scheinargument. Wenn mir das Thema so wichtig ist, muss ich als Hausbesitzer in einer Großstadt eben entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen oder mit den Auswüchsen gewisser Subkulturen leben. Bei Ringmessehaus und Robotron-Gebäude kann man m.E. durchaus von Fahrlässigkeit sprechen.

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  • BILD erklärt die Welt

    ... zielgruppengerecht mit dem angemessenen Vokabular :lach:


    BILD, 30.04.2012
    Wie lange müssen wir uns das noch angucken?
    Die Schlacht der Schmierfinken!
    In Leipzig kämpfen zwei Banden um das größte Graffito der Stadt
    http://www.bild.de/regional/le…affiti-23907234.bild.html


    Zum Schluss schreibt das Revolverblatt, dass die Sächsische Aufbaubank das 'Robotron'-Gebäude ab 2014 sanieren wird. Ich vermute jedoch, das da einmal wieder entsprechend verkürzt und vereinfacht wurde.

  • Der wesentliche Teil der graphischen Neugestaltung der Fassade Ringmessehaus ist seit heute mit weißen Planen und einem übergroßen Schwarz-Weiß-Photo des Ringmessehauses von anno (geschätzt) 1950 verdeckt.
    Sage niemand, der Eigentümer investiere nicht! :hammerlol

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  • Während die Polizei völlig im Dunkeln tappt, gibt Spiegel TV in einem Video den Leipziger Sprayern reichlich Raum zur Selbstdarstellung: Link. Es wird sicher nicht lange dauern, bis diese Subkultur Liepzig mit den nächsten Werken den Weg zur weltoffenen Metropole ebnen wird.

  • Rockerkrieg, Fußballkrieg, Diskokrieg, Drogenkrieg; und jetzt auch noch: Graffitikrieg. Bei so vielen kriegerischen Auseinandersetzungen ist es da nicht endlich an der Zeit, UN-Blauhelme in die sächsische Kriminalitätshochburg zu entsenden?

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