Nürnberg Nordost - Ein Spaziergang durch Rennweg

  • Nürnberg Nordost - Ein Spaziergang durch Rennweg

    Ich versprach in einem übereifrigen Beitrag mehr Fotos für das Forum bereit zu stellen. Ein Spaziergang durch Rennweg, meinem Zuhause, war Fotografisch sehr ergiebig und ist vielleicht auch eine kleine Liebeserklärung an diesen Teil der Stadt.


    Überwiegend bilden die Fotos nur "Bestandsbauten" ab, aber einige wenige Baustellen oder Baustellen in spe (Projekte) sind darunter. Ich hoffe ich missbrauche das Forum hier nicht, sondern biete eher eine Art bereicherung gerade für den Nürnberg-Teil an, der an sonsten mit Fotomaterial je eher zurückhaltend ausgestattet ist.


    Here we go:
    Wir starten in der Heerwagenstraße am Neubau einer Städtischen Kindertagesstätte. Sie ist schon seit Sommer 2010 im Bau und noch immer nicht fertig. Auf dem Flachdach werden derzeit Solarpanel installiert. Ich schätze in Betrieb geht er erst 2012. Rundherum sind noch eine Menge Brachen, die nach gestaltung udn Nutzung rufen. Meiner Meinung nach muss man hier nicht brutale Lückenschließung betreiben, der Baukörper des Kindergartens leht das auch irgendwie ab mit seinen umlaufenden Fenstern.




    Abbiegen in die Geuderstraße Richtung Norden. Besodners schön kann man hier schon die Hinterhofklutivierung erkennen, die sich förmlich überall findet. Ebenso die für Nürnberg typische Sandsteinfassaden mit gotischen Elementen wie den Spitzbögen und Krabben. Damit hat Nürnberg gegebnüber allen anderen Halbmillionenstädten und größeren echt ein Alleinstellungsmerkmal. Leider wird das heute keineswegs mehr gepflegt, sondern gebaut wie allerorts in Europa. Schade, aber wir sind ja auch nicht in Dubai...





    Eine kurze Häuserzeile aus 3 besonders großzügig gestalteten Jugenstilgebäuden in der Bismarckstraße, die auch in der Denkmalschutzliste zu finden sind.



    Dies geht über den Olof-Palme-Platz weiter Richtung Rennweg.



    Eine besonders breite Straße, sehr sehr breit angelegte Vorgärten an den Häusern, auf denen teilweise sogar Kinderspielplätze vorhanden sind, lässt erahnen für welches Klientel die Gebäude seinerzeit errichtet wurden. Daran hat sich bis heute auch nichts geändert.



    Einbiegend in die Fenitzerstraße findet man noch ein paar hübsch hergerichtete Jugendstiljuwelen. Wieder sind die Hinterhöfe mehr ein Ort des "Hui" denn des "Pfui" ;)






    Der ein oder andere Rohdiamant wartet auf das veredeln.



    Einen Steinwurf weiter: Der Stadtpark Maxfeld mit dem Neptunbrunnen. In den Figuren und Verzierungen des Brunnens nisten Vögel, die erkannt haben, dass sie dort vor Räubern wie Katzen und Füchsen sicher sind, aber trotzdem an- und abfliegen können ohne dass das Wasser ein Problem darstellt. Leider hatte ich nur das Weitwinkel dabei, daher kein Foto davon.




    Und der Baum der vielen Augen, als wäre er von einem Agyptischen Innenarchitekten verziert worden:



    Hinter dem Stadtpark beginnt der Nachbarbezirk Maxfeld, der jetzt von der U3 erschlossen ist und wahrscheinlich einen ziemlichen Aufstieg in der Lebensqualität erlebt. Auch hier viele Nürnberger Bürgerhausschätze - zwischendrin interessante Neubauprojekte.







    Zurück an der dreitürmigen Reformationskirche am Berliner Platz, wohl einer der Jüngsten Kirchenbauten im Innenstadtring. Baujahr 1937!



    In der Martin-Richter-Straße findet sich ein echtes Kuriosum. Ich denke das Gebäude könnte einiges erzählen, so wie es vernarbt, verändert und geschliffen daherkommt, und trotzdem etwas würdiges ausstrahlt. Eines meiner Lieblingshäuser übrigens.




    In der Werderstraße nun wieder ein paar Bauprojekte. Die Werderstraße 12 wird gerade komplett entkernt, der Dachstuhl neu aufgebaut und die Fassade erneuert. Ich hörte von Anwohnern, dass der Eigentümer die Straßenfassade nicht verändern darf, nach hinten hin ist aber eine Isolierung über der Klinkerfassade geplant.




    Wie so ein Gebäude aussieht, wenn man die Fassade aufs brutalste schleift, sieht man an der werderstraße 16, ebenfalls gerade eingerüstet. Und ohne Hinterbalkon gibt es dann auch fast gar keinen grund mehr, darin zu wohnen....



    Ein paar Schritte weiter steht die Werderstraße 23 vor tiefgreifenden Veränderungen. Der Schriftzug "Federfabrik Nürnberg" ist schon verschwunden, die Häuser stehen leer. Die Fabrikgebäude im Hinterhofgebiet sowie die Vorderhäuser von ca. 1900 und 1960 bleiben erhalten und werden umgestaltet zu Wohnungen. Im Internet findet man nur in Immobilienanzeigen etwas über die Grundrisse der künftigen Wöhnungen. Bislang ist nur die Zufahrt zum Hinterhofgelände verrammelt, an sonsten ist noch nichts zu sehen, nichtmal ein Plakat. Wo der Reklameschriftzug abgeblieben ist - ob der wieder angebracht wird...




    Weiter geht es über den Fenitzerplatz. In einem Hinterhof entdeckte ich ein kleines Fachwerkhaus. Sicherlich alt wie Braunkohle und kaum noch einer sinnvollen Nutzung zuführbar. Oder? Wenn ersteinmal das gewerbe dort abzieht ist das Haus sicherlich dem Zusammenbruch geweiht.





    Und zum Schluss noch einmal ein Jugendstilensemble - selbstverständlich unter Denkmalschutz in der Liste stehend.



    Falls ich weitere Informationen finde reiche ich die nach.

  • Tolle Bilder abseits der klassischen Ansichten der Stadt.



    Was bei den Bildern meines Erachtens recht gut rueberkommt:
    Die in Nuernberg noch weit verbreitete Struktur der (Einzel-) Hauseigentuemer. Da die Gebauede klassischerweise in Privatbesitz sind und als Mietshaueser dienen sind diese nur in Ausnahmefaellen in den oft zweifelhaften Genuss von teueren Vollsanierungen gekommen.


    Stattdessen wurde immer mal dies oder das modernisiert wobei die urspruengliche Substanz meist nie konsequent entfernt wurde. Anders als bei den Kernsanierungen in Ostberlin oder Dresden mag das derzeit weniger schick daherkommen, vieles beisst sich leider ja auch wirklich beim Betrachten der Fassaden (einteilige Fenster, haessliche Haustueren, scheussliche Notdaecher). Langfristig sehe ich darin aber eine besondere Chance da sich mit etwas Fingerspitzengefuehl diese Haueser in wirkliche Denkmaeler verwandeln lassen.


    Sie sind eben, abgesehen von den wirklichen Prachtstuecken, teils mal mehr mal weniger verkorkst, selten jedoch totsaniert...



    D.

  • Begeistert bin ich vorallem vom linken Haus! (Bild vor der Reformationskirche) Ein unkonventioneller Übergang zum Nachbarhaus! Hier sieht man wirklich den unterschied zum konventionellen, glatten Bauen: An greifbaren, verschnörkelten Hausfassaden lässt sich Leben festmachen. Wie in dieser kleinen chamanten Niesche... Die glatten Fassaden, moderner Häuser geben Charme keinen Halt.


  • Ja, der Übergang hat aber außerdem den Baulichen Vorteil, dass zwar Wand an Wand steht (maximale Ausnutzung der Grundstücksfront), aber beide Gebäude ein Fenster für mehr Licht gewonnen haben. Man sieht die Fensterreihe nach Osten am rechten Gebäude leider auf dem Bild nicht. Wenn die Leute dort ihr Wohnzimmer haben könnten sie also ins Nachbargebäude-Treppenhaus schauen. Am dem linken Gebäude steht über dem Eingang noch "Grüß Gott" eingemeißelt und am Erker einen Innenschrift.


    Wie Dexter schon schrieb, ist Nürnberg wirklich sehr bunt geworden, da jeder nach seiner facon und geldbeutel renoviert, restauriert, anstreicht (kenne keine Stadt mit derart vielen in Pink/Rosa gestrichenen Häusern).


    Man Könnte auch eine Fotoreihe erstellen, in der man nur besonders, ich sage mal höflich "interessante" Aufstockungen an Altbauten abbildet. Da gibt es hier ja auch einiges zu sehen.

  • Man muss Totalentkernung und Luxussanierung ja nicht gut heißen, aber mir erschließt sich nicht, was daran vorteilhaft sein soll, wenn jeder Eigentümer nach seinem Gusto und seinen finanziellen Möglichkeiten Flickschusterei an Gebäuden betreibt und mit dem Denkmalschutz chronisch auf Kriegsfuß steht. Mal abgesehen davon, dass die meisten der hier gezeigten Gebäude sicher bereits totalentkernt sind, also außer der Fassade nicht mehr viel Originales, geschweige denn Originelles, vorhanden ist.

  • Ich habe da gar nicht auf Luxussanierungen angespielt.


    Wer beispielsweise Ost- und Westberlin vergleicht stellt aehnliches Fest. Waehrend im Westen viele Gebauede noch immer in der Hand von einzelnen Hauseigentuemern sind haben die poltischen Umwaelzungen im Osten der Stadt zu einer ganz anderen Eigentumsstruktur gefuehrt.


    Ich selbst wohne seit annaeherd 10 Jahren in Berlin Prenzlauer Berg (derzeit nicht) in einem Altbau. Von dem wurden in den spaeten 1990er Jahren nur Treppenhaus und Fassade erhalten. Alles andere wurde im grossen Stil entfernt, die Grundrisse stark veraendert. Heute ist das Haus quasi ein Zwitter. Halb Neu-, halb Altbau. Das muss bezueglich des Wohnkomforts gar nicht schlecht sein. Eine behutsamer Rueckbau in einen urspruenglicheren Zustand ist allerdings nicht mehr moeglich.


    Und gerade darauf will ich hinaus. Mag sein das die Altbauten in Nuernberg (wie auch im Gruenderzeitparadies Fuerth) zum Teil recht verflickschustert sind, aber viele sie sind im Grunde nicht voellig entstellt. Wer in Berlin da mal Kreuzberg oder Charlottenburg (oft behutsamere, kleinteilige Sanierung aber im Strassenbild wenig homogen) mit Prenzlauer Berg (grossflaechige, teils brachiale Sanierung, dafuer im Strassenbild sehr homogen) vergleicht weiss wovon ich spreche.


    D.

  • Ich kenne Berlin auch recht gut und weiss wovon du sprichst.


    Bei meiner Wohnungssuche in Nürnberg ist mir das auch aufgefallen. ich habe mir damals 14 Wohnungen angesehen bis ich meine jetzige fand, und war verblüfft was man sich da alles anschauen muss / darf. In nicht wenigen Häusern hat jede Wohnung ihren eigenen Heizungsstandard. Man weiss nie was einen im Innern des Hauses erwartet. Einmal teilte ein Vermieter mit "Och ja, im keller des Hauses ist mal eine Fliegerbombe eingeschlagen und explodiert, das ganze Haus ist dabei hoch und hat sich dann wieder etwas schief gesetzt. Nehmen Sie einfach Keile und die Schränke sind gerade." Unglaublich, aber wahr. Wer aus berlin die flächenmäßig in Uniformenstandard sanierte Altbauten kennt, guckt dann nicht schlecht aus der Wäsche. Nürnberger Bäder sind auch keineswegs weiss. Ich habe auch schon eine Wohnung egsehen, da passte die Duschkabine halt nur in die Küche....


    Man muss es mögen... vielen reicht die Fassade vollkommen, auf altmodische Schnitte und die "Funktionalität" der 50'er Jahre des Wiederaufbaus hat nicht jeder Lust.

  • Ist das dann nicht eher ein Armutszeugnis, wenn man in der Küche duschen muss, so lustig es sich auch anhört?
    Wenn ich ehrlich bin, und da werde ich mir jetzt bestimmt viele Feinde machen, dann würde ich in Nürnberg einige Altbauten nicht mehr sehen wollen. Meiner Meinung nach sollten diverse Bauten abgerissen werden. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn es wirklich einen sehr anspruchsvollen Baustil besitzt, aber ich finde Straßen, die links und rechts nur schwarze und verdreckte Sandsteinbauten zu bieten haben und davon die Hälfte auch noch verschandelt ist (Sandstein ausgebessert mit Backsteinen, Verschönerungen überstrichen, Fenster zugemauert etc.) einfach nur abschreckend. Wer sich davon kein Bild machen kann, der sollte nicht in Nürnberg, sondern mal in Fürth suchen. Dort gibt es genug Stellen bei denen man sich so ein Bild machen kann. Es wird zwar seit einigen Jahren versucht die extrem betroffenen Stellen zu restaurieren, aber vielleicht sollte man da erstmal bei den Straßen anfangen. Oftmals ist es so, dass das Kopfsteinpflaster bereits seit Jahren ausgedient hat und dann einfach nur ein Schnellteer bei Löchern als Flicken verwendet wird. Das sieht da ganz so aus, als ob die Stadt nicht mal mehr das Geld hätte, dass statt dem Teer einfach nochmal die Stelle neu gepflastert wird. Sowas gibts mittlerweile auch schon bei den Gehsteigen, dass dort Pflaster mit einfachem Schnellteer ausgetauscht werden.

  • Das mag ja sein, aber der Markt regelt sich doch gewissermaßen selbst. Wenn eine Wohnung zu unkomfortabel, ein Gebäude zu ungepflegt und eine Straße unbefahrbar geworden ist, dann sinkt der Mietpreis soweit ab, bis letzten endes garniemand mehr dort wohnt oder Verslummung einsetzt. Was dann geschieht wissen wir alle - wenns um Altbauinnenstadtgebiete geht kommen die Immobilienhaie, kaufen und "retten" das ganze und machen was neues draus, was dann als "xy-Höfe", "sowieso-Palais" oder "schießmichtot-Residenz" oder "haumichblau-living" in historischem Blablub vermarktet wird. Aber soweit kommt es oft ja garnicht, da die Pflichten als Eigentümer nicht ohne sind, am Ende steht die Zwangsversteigerung. Wenn in einem Haus eine Eigentümergemeinschaft besteht von überwiegendem Selbstbewohnern, ist das eben was ganz anderes als wenn ein amerikanischer Rentenfonds ein Stadtviertel aufkauft und zwecks Rendite die Instandhaltung völlig vernachlässigt. Das ist derzeit recht oft in den Medien, v.a. im Stadtrandlage, ehemaliger Städtischer Wohnraum (ggf. Genossenschaften mit Aktienstukturen), dort sehe ich diese Verwahrlosungsgefahren viel eher, und das zeigt m.M. nach die Vorteile der Nürnberger Eigentümerverhältnisse auf. Ich sehe das also etwas entspannter. Ich bspw möchte nicht die Dusche im Wohnzimmer haben. Aber ich zahle auch gerne die dreifache Miete dieser Wohnung um genau soetwas nicht zu haben. Aber ich spreche sicherlich nicht für jedermann.

  • @ ds-17: Manche verkommene Altbauten lieber abreissen? Dir ist dabei schon klar, was die Lücke schließen würde?! Eine Vielzahl der "Altbauten" wurden im Krieg beschädigt, sodass als einziges "original" noch die Fassade steht. Und wenn dies das einzige ist, was erhalten blieb, so strahlt ihre Aussenwirkung doch eine Menge Charme aus, die du bei Nachkriegsbauten, geschweige denn bei Neubauten nie und nimmer finden wirst! Dieser Charme ist mir heilig.

  • Bei meiner Kritik ging es eher darum, festzuhalten, dass Einzeleigentümer mitnichten mehr am historischen Erhalt ihrer Gebäude interessiert sind als Großsanierer, wie sie fast ausschließlich in Ostdeutschland aufgrund anders strukturierter Eigentumsverhältnisse vorkommen. Im Gegenteil: Die Großsanierer haben inzwischen erkannt, dass denkmalschutzrechtliche Belange und moderne Wohnansprüche sich nicht ausschließen, sondern sich ergänzen, während Einzeleigentümer den Denkmalschutz oft als Schikane und dreiste Einmischung in ihre Immobilien ansehen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Und was die "besondere Chance" angeht, die Gebäude in "wirkliche Denkmäler" umzuwandeln, könnt ihr ja mal die Eigentümer fragen, ob sie bei ihrer nächsten Sanierung teure, dreiflügige Holzfenster einsetzen würden.


    In (Ost-)Berlin mag die Situation ein wenig anders sein, da dort schon zu DDR-Zeiten Gelder für die flächendeckende "Schleifung" (sprich: Modernisierung) von Altbauten zur Verfügung standen.

  • Es hat aber doch auch gar niemand hier geschrieben das Einzeleigentuemer mehr fuer den Denkmalschutz tun. Diese These wurde ich so auch nicht unterschreiben. Vielmehr sehe ich den Unterschied zu groesseren Investoren darin das zum Beispiel aufgrund oft lange gewachsener Beziehungsstrukturen (Vermieter <>Mieter) und oft geringerer Kapitalmasse selten "Komplettsanierungen" durchgefuehrt werden. Ein interessanter Nebeneffekt ist dann eben eine im Grunde noch recht intakte Grundsubstanz der Altbauten.


    Ich sehe die "Total-" oder "Komplettsanierungen" inzwischen durchaus kritisch. Die tollen alten Fassaden moegen dann ja wieder wunderbar aussehen, der Wohnkomfort mag nun auch hoeher sein. Aber bauhistorisch sind diese Haueser eben wirklich nur noch Fassade und Wohnkomfort wird sich auch wieder veraendern. Eigentlich ist es eine kurzfrisitge Verramschung wertvoller Gebauede. Nicht das ich in der Kueche Duschen moechte, aber dafuer dann gleich Komplett entkernen und nur Fassade und Treppen erhalten ist vielleicht etwas brachial.


    Ausserdem ist es wirklich ein neues Phaenomen derart in die Gebauedesubstanz zu gehen. Wenn man zum Beispiel Gebauede in Nuernbergs Altstadt saniert findet man sehr hauefig mehrere "Versionen" des selbigen. Das liest sich dann in etwa so: Errichtet um 1500, dem Zeitgeist angepasst um 1750, Umbau nach kleinem Brand um 1900, Restauration 2000.


    Mir ist auch klar das nicht jedes Gebauede zum Denkmal taugt oder wird, ich glaube aber schon das die Nachfrage weniger stark entstellter, dann vielleicht behutsam modernisierter Gruenderzeitler noch stark ansteigen wird. Grade in Berlin aergern sich inzwischen viele ueber die teils doch recht banalen Loesungen der 1990er...


    D.

  • Sanierungen sind doch immer auch irgendwie dem Zeitgeist unterworfen An sonsten wäre es ja eine echte Restaurierung. Aber streng genommen müsste man ja, wenn man unbedingt einen ursprünglichen Altbau bewohnen will, auch das Etagenklo, die doppelten Holzfenster, Kachelöfen, Waschküchen im Keller und meistens nicht vorhandene Balkone und Lifts und vermutlich auch nicht vorhandene elektrische Türöffnungsnalagen im Treppenhaus in Kauf nehmen. heute sind wir alle einer Meinung was das angeht. Die Meinungen scheiden sich aber z.B. durchaus noch beim Thema
    - Einscheibenfenster vs. Flügelfenster
    - Abgehangene Decken wegen vermeintlich besserer Heizbarkeit und vielleicht auch Trittschalldämmung vs. hohe Decken
    - Stuckfassaden vs. Wärmegedämmte Fassaden...


    ______________


    An dieser Stelle hab ich nochmal Bilder von dem Gebäude mit der Nische am Stadtpark geschossen, an dem man die Nutzung und den beabsichtigten Sinn der Hausnische besser erkennen kann. Das Haus befindet sich übrigens hier.




  • @ nothor


    natuerlich will keiner im Museum leben. Ausserdem ist auch nicht jede Mietskaserne der Gruenderzeit ein bauhistorisches Denkmal.
    Anders sieht es bei den stattlichen Buergehausern dieser Zeit aus.


    Eine Freundin von mir bewohnt eine Altbauwohnung in Gostenhof. Die Wohnung hat 3 Zimmer + Bad + Kueche + Flur und nimmt eine gesamte Etage ein. Diese Wohnung hat nach wie vor die originalen Fluegeltueren und Tuerstocke als auch Fenster, Dielen und einen repraesentativen Kachelofen (ohne Funktion) im Wohnzimmer. Das Haus befindet sich seit seiner Erbauung (etwa 1900) im Besitz einer Familie die durchaus das Haus der Zeit angepasst (Heizung, Baeder) aber doch nie entmietet und Kernsaniert hat. Gerade solche "Objekte" sind derzeit haenderingend gesucht und sie exisiteren zuhauf in Nuernberg und Fuerth (wie ich als alter Nuernberger zu berichten weiss). Noch sind diese selten in Eigentum umgewandelt und noch seltener Luxussaniert. Vielmehr sind diese ungeschliffenen Edelesteine hauefig seit vielen Jahren fest vermietet und daher nicht auf dem freien Markt. Nur der Ramsch (verkorkste Wohnungen) ist zuhauf anzutreffen.


    D.

  • Nürnberg Nordwest


    Ich bring mal wieder ein paar Fotoschmankerl ins Forum, nachdem ich sonst eigentlich nur Baustellenfotos poste oder eben Neubauprojekte, für deren Entwurf ein Kunstabiturient kaum seine Prüfung bestehen könnte (ein BWL-Student wohl eher.... es tun sich Abgründe auf. Okay, los gehts:


    An der Ecke Lange Zeile / Adam-Kraft-Strasse wurde ein Verwaltungsgebäude fertig zu Eigentumswohnungen umgebaut. Die baulichen Dimensionen und auch die (erhaltene) Dachlandschaft haben mir gut gefallen. Sicherlich, keine Attraktion, aber für eine Sanierung passend.



    Über den Vorzustand hatte ich hier ein paar Bilder gepostet.


    Ein Paar Meter weiter hat sich in der Adam-Kraft-Strasse unbemerkt ein Lückenschluss ereignet, den ich mal als wirklich gelungen bezeichnen möchte. Warum? Die Farbwahl der Fassade passt hervorragend. Mal kein schnöder weisser Putz, sondern fränkische Rottöne. Ebenfalls gefällt die Gestaltung durch stehende anstatt liegende Fenster:

    Nachbargebäude:

    Hinterhofgebäude:


    Das unweit entfernt liegende Fleischmannfabrikgebäude ist nun auch fast fertig. Von Außen wirkt es hochwertiger als es innen ist: Die Deckenhöhen sind durch die Fußbodenheizung, die regelmäßig bis zu 20 cm Raumhöhe frist, auf Normalmaß herunter geschrumpft. Leider ist das derzeit bei Altbausanierungen üblich um die exorbitanten Kaufpreise zu begründen. Der m.M. nach eigentliche Reiz des Lebens im Altbau geht da verloren. Immerhin müssen damit ja nur die Bewohner klar kommen, von außen wirk es ganz wertig. Große Sprossenfenster, abwechslungsreiche Gliederung und die originalen Holztreppenhäuser sind auch erhalten.

    Direkt vor dem Fleischmannbau mit Blick auf den Hofbereich des ehem. Bürogebäudes in der Sandrartstrasse.

    Solange die Blockrandbebauung noch nicht steht haben die Bewohner Ausblick auf die historische Substanz von St. Johannis:


    Unweit davon entfernt in der Lobsingerstrasse wartet ein verwunschener Ort ;) auf neue Ideen:

    Direkt gegenüber wird definiert, woran man sich dann wird messen müssen:

    Auf dem Weg Richtung Bucher Strasse habens noch ein paar Schmuckstücke auf meine Speicherkarte geschafft. In der Wielandstrasse:

    ... und in der Arndtstrasse:


    Das Projekt in der Bucher Strasse direkt am Friedrich-Ebert-Platz, von dem ich hier schonmal berichtete, zeigt seien wahren Ausmaße erst wenn man sich das Quergebäude anschaut:

    Denn das Quergebäude ist vielleicht doppelt so groß wie das an der Straßenfront. Ruhig gelegen und mit Fensterfront richtung Süden ausgerichtet. Die Brandwand an der nördlichen Grundstücksgrenze ist ohne Fenster geblieben.


    Von Süden aus gesehen:

    Vorzustand Bing Maps.

    3 Mal editiert, zuletzt von nothor ()

  • Super Bilder. :daumen:


    Die Krönung an "Lebensqualität" in einer Großstadt ist der Hof der Firma Kahle.
    Ein absoluter Traum dort eine Wohnung zu haben.


    Die ganze Gegend (in Richtung Bucher Straße) ist sowieso ein Traum. Alte Villen.. schöne Sandsteingebäude, Ziegelgebäude, Moderne Terrassenwohnungen. :)

  • Es scheint als würde das langsam zu einem Spaziergang durch die ganze Vorstadt. Jetzt ist die Nürnberger Westvorstadt dran. Ins Blickfeld sind da vorallem Gebäude im "Nürnberger Stil" geraten. Eines davon liegt ganz versteckt hinter dem Klinkum Nord in der Penzstrasse. Äußerlich schaut es aus wie frisch rekonstruiert:



    Blick von hinten, ein ehemaliges Hinterhoffabrikgebäude im Blick:



    Der Weg führte den Spaziergänger weiter Richtung Süden an dem Friedhof in Johannis vorbei, an den Hesperidengärten (die erst ab 01. April geöffnet sind) vorbei bis an die Pegnitz, an die Großweidenmühle:







    Überquert man die Pegnitz ist man in Kleinweidenmühle



    Vorbei am Rosenaupark geht es über die Fürther Straße..







    ...nach Gostenhof:






    Gebäude, die im Originalzustand verputzt gewesen sind, sind hier eher selten:






    Sehr interessante Einstellung:




    Es dominiert der Nürnberger Stil: Verspielt, vor allem Stilelemente aus der Renaissance zitierend und auf jeden Fall mit Naturstein gebaut.





    Das Highlight ist sicherlich die Petzoltstrasse:








    Hinterhof:



    Sicherlich wird das bald komplettiert durch die Südstadt, St. Peter, Gleishammer und Veilhof.

    Einmal editiert, zuletzt von nothor ()

  • Suuuuper Bilder.


    Und laß dir bloß nicht einfallen mal im Bereich Prinzregentenufer zu knipsen. Da gibts halt viele Anbetungswürdige Gebäude. Gilt auch z.B. für Wodanstraße und angrenzende Viertel.


    Dahinschmelz

  • Schaun wir mal. Wenn man sich als Motive "Altbau" aussucht läuft einem die Zeit ja nicht wirklich davon, die werden ja mit der Zeit eigentlich immer schöner.

  • Ich bin eigentlich doof .. ich wohne in einem sehr gepflegten 1906er Bau .. und wenn ich aus dem Fenster gucke steht gegenüber ein Bau mit wunderbaren Details und Ornamenten. Aber ich hab noch nicht mal dran gedacht das zu fotografieren ..... nöö .. immer ab in andere Stadtteile zum knipsen. Das ist fast wie das Urlaubssyndrom .. woanders himmelt man schöne Gebäude an .. und in der Heimat nimmt man sie nicht wahr.