Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • [...] Der Investor wird verpflichtet werden, die vollständigen Baukosten zu übernehmen, die jedoch auf Grund einer anderen Baukonstruktion als die vom Förderverein bzw. der Errichtungsstiftung Bauakademie vorgesehen ist, deutlich niedriger sein werden. [...]


    Soll das etwa heißen, der Investor will Schinkels Meisterwerk quasi in Billigbauweise wiedererrichten?


    Und ist eigentlich geplant, die in der "Schinkelklause" eingebauten Spolien bei der Rekonstruktion wiederzuverwenden?

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  • Um dies zu beurteilen müsste man die "andere Baukonstruktion" kennen.


    Ich vermute, es wird mit Beton gebaut und die Fassade als zweischaliges System ausgebildet - wie auch schon beim Berliner Schloß uns bei den meisten anderen Rekonstruktionen. Eine Wiedererrichtung wie sie war geht ja ohnhin nicht mehr, da die Neue Bauakdemie ein Neubau ist und der gesamte Kanon der Baugesetzgebung zur Anwendung kommt, inkl. der EnEv 2016. Wollte man die Bauakedemie wieder mit Vollziegeln errichten - wie sie war - betrüge die Wandstärke nach EnEv 2016 deutlich über einen Meter. Von der EnEv ausgenommen sind nur wenige Bauten, wie z.B. Kirchen. Hinzu kommen eine Reihe weiterer Bauvorschriften.

  • Mal wieder Neuigkeiten vom Förderverein, leider wenig gute:

    Da eine gemeinsame Lösung der Bauakademievereine zur Zeit leider nicht gefunden werden konnte, da der beauftragte Nachbarverein (IBB) keinen Gesprächsbedarf mehr sieht, werden der Förderverein sowie die Errichtungsstiftung Bauakademie auf Basis eines Stiftungsmodells mit einem hohen öffentlichen Nutzungsanteil die Durchführung eines Konzeptverfahrens - wie es in der Entscheidung des Portfolioausschusses auch vorgesehen ist - beantragen und haben dieserhalb mit Schreiben vom 24.5.2016 an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt zwecks Klärung der Details um einen Gesprächstermin gebeten. Mit Schreiben vom 14.6.2016 teilt SenStadtUm mit, dass man das Vorhaben nach der Konstituierung des neuen Senats schnellstmöglich voranbringen wolle.(vgl. Punkte 3 Abs. 3 und 8.4).
    Unabhängig vom erbetenen Gesprächstermin suchen wir jetzt auch nach einem Architekten / einer Architektin, welche auf Basis des Plankompendiums6 einen Bauantrag erarbeiten würde. Eine Schwierigkeit liegt in der Finanzierung der Kosten für die entsprechende Entwicklungsarbeit. Allerdings ist es möglich, nach erfolgreicher Akquisition von Spendenmitteln eine Vorfinanzierung auszugleichen. Alternativ können Spendenbescheinigungen ausgestellt werden. Der Landesverband Berlin des Bundesverbands Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure prüft hier, ob sich eine Möglichkeit ergeben könnte, jemanden dafür zu interessieren. Dies dürfe allerdings nicht leicht sein.


    Tja, die Fronten zwischen den beiden Vereinen sind ziemlich verhärtet und der Senat macht auch nicht gerade den Eindruck mit besonders viel Eifer an einer Lösung zu arbeiten. Gerade jetzt wo die Mitte immer mehr zusammenwächst sollte man aber mal langsam zu Potte kommen. :nono:

  • Es gibt Neuigkeiten, diesmal aber wieder gute. Hans Wall scheint so langsam Torschlusspanik zu bekommen den Wiederaufbau der Bauakademie nicht mehr erleben zu können. Deshalb äußerte er jüngst in der Berliner Zeitung den kompletten Wiederaufbau mit einer 50-Millionen-Spende zu finanzieren. :applaus:


    Auch Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, kam zu Wort sein Plädoyer für ein Architekturmuseum in der Bauakademie-Reko erneuern zu können. Dass diese Pläne von Seiten des Fördervereins, der die Bauakademie-Reko für ein internationeles Zentrum zur nachhaltigen Gestaltung von Lebensräumen aufbauen will, auf wenig Gegenliebe stößt, verwundert da wenig.


    Artikel Berliner Zeitung
    Artikel Tagesspiegel

  • ^Bato, der Senat bringt es fertig auch diesmal stur auf Forderungen gegenüber diesem Mäzen zu beharren und das endgültig zum Scheitern zu bringen. Sei es, weil man sich vom "tollen" Begriff eines internationalen Zentrum zur nachhaltigen Gestaltung von Lebensräumen (BS Bingo, wie ich meine) benebeln lässt und Herrn Walls Bedingung, darin eine sehr greifbare Akademie für Design und Architektur einzurichten, ablehnt. So ist es ja schonmal gelaufen. Und dann wird sich auch niemand mehr dafür finden lassen, dafür Gelder zu geben. Herr Wall äußert sich ja quasi dahingehend, dass er bereit ist sich dafür, dieses Gebäude zu rekonstruieren, komplett zu verausgaben. In jeder anderen Stadt hätte das zu einem anerkennend formulierten Gesprächsangebot des Bürgermeisters geführt, in Berlin muss solch ein Mäzen über die Lokalpresse darum bitten, seine 50 Mio. herschenken zu dürfen. :klatschen


    Anfänge dahingehend sind schon gemacht, " Die potenziell beteiligten Sammlungsleiter und Museumschefs reagieren allerdings nicht uneingeschränkt begeistert. So hält es etwa Thomas Köhler, Direktor der Berlinischen Galerie, für unrealistisch, alle Berliner Architekturschätze zusammenzuführen.", http://www.tagesspiegel.de/kul…bauakademie/14724636.html. Wunderbar, diese problemorientierte Gestaltung unserer Hauptstadt. :klatschen

  • Lang erhofftes Signal

    Das ist das lang erhoffte Signal zur Rekonstruktion von Schinkels Meisterwerk. Ob dann ein Architekturmuseum oder eine Architekturakademie einzieht, ist erst einmal nebensächlich. Hauptsache, dieser einzigartige Bau wird öffentlich genutzt und eine weitere Wunde im Stadtbild geheilt.



    Quelle: Eduard Gaertner [Public domain], via Wikimedia Commons

  • Das ganze scheint wohl doch nur eine Zeitungsente zu sein. Ein User im APH konnte bei der heutigen Einweihung des neuen Glockenspiels der Parochialkirche personlich mit Hans Wall reden und erfuhr, dass dieser das allein gar nicht stemmen könne und beabsichtige, andere westdeutsche Unternehmern für das Vorhaben zu gewinnen.

  • Das ist das lang erhoffte Signal zur Rekonstruktion von Schinkels Meisterwerk. Ob dann ein Architekturmuseum oder eine Architekturakademie einzieht, ist erst einmal nebensächlich. Hauptsache, dieser einzigartige Bau wird öffentlich genutzt und eine weitere Wunde im Stadtbild geheilt.


    “Lasst uns mal irgendwas bauen, Hauptsache es steht und ist halbwegs Historisch, egal was drinnen ist.“ Genau derselbe strutz wie in dem anderen Thread: “Lasst uns mal die ach so tolle Hitlerkanzlei aufbauen von all den Zeitschichten die man auswählen kann und und damit keiner meckert noch ein Gründerzeitzentrum, egal ob das in irgendeiner weise miteinander zu tun hat."


    Meine Güte diese APH-Zustände hier nerven langsam echt, dieser Billigkonservatiusmus: Reko um jeden Preis. Ich würde mich ja auch freuen wenn der Bau wieder gebaut würde, aber finde es einen gewaltigen Unterschied was dort rein kommt. Es schwankt bei mir wirklich zwischen einem Architekturmuseum was Berlin nicht einem größeren Maße hat, nur kleine Galerieflecken und andersherum die Baumeisterschule welche wirklich einen Alternativstrang zu dem desolaten Architekturfakultäten anbieten könnte. Allerdings stelle ich mir dann auch eher sowas wie die AA vor, also eine Art weiterbildende Variante. Diesen Hurra-Reko-Altruismus finde ich jedenfalls schändlich, als wenn das Modernistische Potsdamer Sparkassenschloss und Berliner Bastelschloss nicht schon mahnende Bsp. sind wie man es nicht machen sollte. Es sollte eine Fassadentechnisch einwandfrei Reko sein mit allen Abweichungen des Originals und innen eine Charmant-Intepretative weise welchen der angedachten Nutzung entgegenkommt. Wenn aber wieder der Sparteufel umgeht und am Ende eine Retorten-Fassade und eine Sparkassen inneres gebaut wird kann man es gleich lassen. Auch ist natürlich das Problem das Schinkels Meisterwerk dann so oder so von seinen verbastelten Nachbarn stark in Mitleidenschaft gezogen wird.

  • Hurra-Reko-Altruismus finde ich jedenfalls schändlich


    Was bitte?


    Ansonsten weiss ich nicht, worauf du hinaus willst. Selbstverständlich ist hier kein Styroporabklatsch gewollt, sondern eine handwerklich detailierte Rekonstruktion, vermutlich sogar sämtlicher nicht sichtbarer Konstruktion, die nämlich sowohl in ihrer Zeit wegweisend war, wie uns auch heute dadurch entgegenkommt, vergleichsweise praktisch und preiswert errichtbar zu sein. Das ganze wurde nämlich in serieller Bauweise konstruiert, mit einem Pfeiler-Raster, in die dadurch entstandenen Etagen wurden dann, fast ähnlich heutiger Trockenbautechnik, die eigentlichen Räume eingebaut.


    Es ist ja auch gerade daher ein so einmaliges Gebäude gewesen. Es war als Gebäude in Deutschland, vielleicht sogar überhaupt, die markanteste Nahtstelle zwischen der tradierten, vorindustriellen Bauweise und dem heutigen, industriellen Bauen. Sowohl in Material, Konstruktion wie auch der Gestaltung. Das kann man nicht einfach nur als Fassade rekonstruieren, so supertoll war der Backstein alleine da auch nicht. Das Gebäude ist ein konstruktives Gesamtkunstwerk gewesen und genau so wird es auch rekonstruiert werden, ich habe noch nie von keiner anderslautenden Planung gehört.


    Und bis heute gilt der Bau daher als wegweisend und könnte gerade in der heutigen Zeit bei einer notwendigen Rückorientierung helfen, nämlich zu nachhaltigeren Materialien - zB Backstein - die aber mit der heutzutage natürlich ebenso notwendigen, rationalisierten Bauweise - vgl. Schinkels Rasterpfeiler - zu kombinieren sind. Eben so wie das Schinkel mit seiner Bauakademie bereits vor langer Zeit vormachte. Herausragende Gebäude haben Architekten, Stadtplaner und Bürger schon immer als Vorbilder inspiriert, wieso sollte das hier anders sein. Ich würde daher soweit gehen zu sagen, wir brauchen eine Rekonstruktion der Bauakademie.

  • Ich weiß nicht, wie es anderen geht...aber MIR ist es mittlerweile schnurz, ob der "Inhalt mit Architektur gefüllt" wird...oder nicht!


    Hauptsache, da zieht kein Lobbyverband ein oder diente nur als dekorative Firmenrepäsentanz!


    Und, nach allem, was ICH bisher dazu gelesen habe...den merkwürdigen und teilweise nun wirklich überzogenen Forderungen, wie sehr sich das Innere dem historischen Gebäude anzunähern habe...manchmal frage ich mich, ob bestimmte Forderungen nicht wirklich sehr lebensfremd sind, egal, ob sie von denkmalschützerischer Seite, Privatpersonen oder irgendwelchen Stiftungen etc. kommen.


    WAS aber mit solchen Diskussionen geschaffen wird...jahrelange Diskussionen, OHNE, dass sich Positionen einander nähern...OHNE, dass sich irgendetwas bewegt...außer den Plastikplanen im Wind!


  • So hält es etwa Thomas Köhler, Direktor der Berlinischen Galerie, für unrealistisch, alle Berliner Architekturschätze zusammenzuführen."


    Es wäre sowieso unsinnig ein allumfassendes Architekturmuseum gründen zu wollen. Die Architektur des Altertums etwa findet sich ja nun etwa eher im Pergamonmuseum, für einen guten Teil der modernen Architektur hat man das Bauhausarchiv. Sammlungsbestände wie Bücher, Zeichnungen, Urkunden und diverses anderes Schriftmaterial können auch weiterhin vor allem in den Sammlungsbeständen der Staatsbibliothek bleiben. Dies ist sowieso eher vor allem für Recherchezwecke gedacht und da wird es möglichen Forschern oder anderen Interessenten wohl kaum etwas ausmachen die paar Straßenecken weiter zu gehen.


    Möchte man ein Architekturmuseum einrichten, welches auch Besucher außerhalb eines Fachpublikums anziehen soll, wird man sich auf einen repräsentativen Querschnitt von Architekturmodellen, Bauteilen und Werkzeugen beschränken müssen, angereichert mit Zeichnungen und Gemälden dazu. Schinkel wird man in der Daueraustellung in der Bauakademie sicher einen Platz widmen, spezielle andere Architekten kann man mit diversen Sonderausstellungen bedenken.


    Dies alles sollte aber bequem im Gebäude der Bauakademie unterbringen zu sein. Man muss es halt nur wollen.

  • ^ Architekturmuseen habe ich in einigen Städten gesehen, als Beispiel könnte etwa das Breslauer Architekturmuseum dienen. Zu den Dauerausstellungen gehören gerettete Fassadendetails aus dem Mittelalter und einigen Jahrhunderten danach, außerdem ein Riesenmodell der Innenstadt - aktuell, außerdem ein Stadtmodell in historischen Zeiten. In Sonderausstellungen werden Entwürfe usw. gezeigt. Untergebracht ist das Museum in einem alten Kloster - die Schinlel'sche Akademie wird man genauso gut nutzen können.

  • Natürlich bekommt man ein entsprechendes Museum im Gebäude der Bauakademie unter. In Dortmund entsteht gerade das Baukunstarchiv NRW in einem alten Museumsgebäude welches auch nicht größer ist als die Bauakademie.


    Es ist halt immer eine Frage, wie groß man es haben möchte. Mit Architekturfragmenten kann man riesige Hallen füllen oder es wird halt alles eine Nummer kleiner. Ein Architekturmuseum kann natürlich auch Stadtplanung anhand von Plänen und Modellen erläutern. Nimmt etwa man ein Modell von Berlin sollte man halt nur zusehen, dass die Überschneidungen mit dem Berliner Stadtmuseum nicht zu groß werden, bzw. es sich thematisch anschließt - an einem Ort etwa Berlin wie's früher war und am anderen Ort das heutige Berlin.


    Mit Sicherheit muss es aber nicht daran scheitern, dass das Gebäude der Bauakademie zu klein oder ungeeignet ist, das ist meiner Meinung nach ein komplett vorgeschobener Grund.

  • Nutzung als Museum ... eine super Idee. Und so einfallsreich! Wenn einem nichts Besseres einfällt, dann schlägt man halt eine Nutzung als Museum vor. Am Besten, man orientiert sich am benachbarten Humboldt-Forum und gibt der wiederaufgebauten Bauakademie dann gleich mal den Namen "Schinkel-Forum". Im Schinkel-Forum wird dann neben den Räumlichkeiten fürs Museum noch ein sogenanntes "Lab" (neudeutsch für: "Labor") eingerichtet, in dem Studenten der Geisteswissenschaften irgendwelche Workshops besuchen können, die eigentlich niemand braucht.

  • ^
    Ich könnte mir für die Bauakademie zwar auch anderes gut vorstellen, aber an diesem Ort ist ein Museum doch wirklich eine gute Idee. Die Museumsinsel wächst und gedeiht...


    Von einer derartig zusammenhängenden und vielfältigen Museumslandschaft träumen viele Städte.

  • Wenn mein obiger Beitrag zu gehässig war, dann entschuldige ich mich schon mal vorsorglich. :) Aber aus Ideenlosigkeit heraus das x-te Museum vorzuschlagen, kann es doch auch nicht sein, oder?

  • ^ Was hättest Du denn gern? Eine Behörde? Luxuswohnungen? Eine Konzernniederlassung? Eine private business school wie im Staatsratsgebäude? Außer einem Museum gibt es nun mal wenige Nutzungen, die ein Haus öffentlich zugänglich machen, und das sollte hier doch das Ziel sein, oder?


    Und warum Du kurz noch nebenbei und themenfremd den Geisteswissenschaften eins überbraten musst, solltest Du auch mal erklären - ich dachte, es ginge hier um Architektur, und das ist im Kern Ingenieurswesen. Aber klar: anti-intellektuelle Ressentiments gehen (nicht nur) hier immer, da wird fleißig genickt und bestätigt und selten nach Sinn gefragt.

  • Am Bahnhof wird doch gerade das "Haus der Zukunft" gebaut. Was hätte dagegen gesprochen, das Haus der Zukunft in einer wiederaufgebauten Bauakademie zu realisieren? Der Nebeneffekt einer solchen Realisierung wäre die Botschaft gewesen, daß auch Schinkels Architektur Zukunft hat.


    Und warum Du kurz noch nebenbei und themenfremd den Geisteswissenschaften eins überbraten musst, solltest Du auch mal erklären.


    Das ist überhaupt nicht themenfremd. Ich verweise ja aufs Humboldt-Forum, bei dem es sich um ein direkt benachbartes Museum handelt. Und dort soll es ein Humboldt-Labor geben (wenn ich richtig informiert bin). Die Themen, die in diesem solchen Humboldt-Labor behandelt werden, sind dem geisteswissenschaftlichen Bereich zuzuordnen. Würden in diesem Humboldt-Labor andere Wissenschaften behandelt, dann hätten eben andere Wissenschaften ihr Fett abbekommen.

  • Nein, Architektenkind, das ist natürlich Unsinn. Eine Bildungseinrichtung (Bauakademie) wäre natürlich das beste für den Bau. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hans Wall 50 Millionen für einen Museumsbau gibt.