Leipzig: Umgang mit Bauerbe

  • Interessantes Thema. Eine Beobachtung dazu bei mir: in der Kolbestrasse in Plagwitz, die von hervorragend sanierten Bauten umgeben ist und generell eine eher gehobene Wohnlage darstellt, gibt es mehrere sanierte Altbauten sowie einen, der gerade in Arbeit ist. Fast alle Häuser in dieser Straße haben trotz der Lage weiße Plastikfenster, teilweis emit aufgeklebten Sprossen, auch das jetzt sanierte, an dem das Dach wiederaufgebaut wird. Sicherlich gibt es gewichtigere Kriterien für Sanierungsqualität, aber dort gewinnt man schon den Eindruck, dass auch die Umgebung einen gewissen Einfluss auf die Entscheidung, in welcher Qualität eine Sanierung ausgeführt wird, hat. Dies bezieht sich nicht so sehr auf unsanierte Gebäude, sondern auf bereits erfolgte Sanierungen. Wenn rundherum nur Plastikfenster verbaut wurden und man nicht gerade die GRK o.Ä. ist, wieso soll man dann teurere Holzfenster einsetzen?

  • ^ Nun ja, sowas nennt man dann wohl allumfassendes, gesamthaftes und vor allem langfristiges Qualitätsbewusstsein, wie es u.a. die GRK Holding besitzt. Es gibt Werte die kann man nicht nur in Geld ausdrücken bzw. man kann und sollte nicht immer um den letzten Euro knausern. Der Erfolg und die entsprechende Resonanz in der Presse und bei den Mietern gibt der GRK letztlich vollends recht. Wobei die GRK eigentlich nur dass macht, was ihre potentielle Zielgruppe erwartet. Und noch ein kleines bißchen mehr. ;)


    Die Sanierungen in der Kolbestraße kenn ich auch sehr gut, da ich da öfters vorbeiradle. Es ist wirklich äußerst schade, dass da einige Sanierer/Bauherren sich den hohen Standards verwehren, und nur relativ billige Kunststofffenster verbauen. Denen fehlt einfach das Bewusstsein für die Seele eines Hauses. An den paar EUR mehr für ordentliche Holzfenster kanns ja eigentlich nicht liegen.


    Cowboy:


    Es bestreitet sicher keiner, dass die Lage ein sehr wichtiger Faktor ist.
    Aber auch bei Neubauten muss die Rendite stimmen, sonst gibts keine Investoren bzw. die Banken verwehren sich, Geld diesen zur Verfügung zu stellen. Und diese Rendite wird nach oben hin von den marktüblichen qm-Preisen bestimmt. Und wenn ohnehin jeder Investor hochziehen kann was er will (und sei es noch so übel) kann ein qualitativ gesunder Wettbewerb nicht wirklich stattfinden und man kann nur bei den Kosten ansetzen.
    Projekte mit utopischen qm-Preisen (und wohl auch Renditen) wie bei der Central Park Residence sind Ausnahmen und lassen sich nur durch außergewöhnliche Mehrleistungen an den Mann/die Frau bringen.


    Gerade im Musikviertel verstehe ich jedoch nicht, wieso da die Gestaltungs-Standards von Seiten der Stadt so niedrig angesetzt werden, wo doch da die Kundschaft ohnehin sehr zahlungskräftig ist und es weniger auf den Preis ankommt. Zumindest muss man das so sehen, wenn man sich anschaut, was da so bislang für *** hochgezogen wurde. Für mich absolut unverständlich. Ich hoffe, die CPR setzt da neue Standards.


    Zu Neubauten allgemein:


    Der Boom der Stadthäuser ist wohl weniger mit der schli(/e)chten Architektur, denn den Eigentumsverhältnissen zu erklären. Die entsprechenden Bauherren wollen scheinbar unbedingt ihre eigenen 4 Wände haben und nicht zur Miete wohnen. Dieses Bedrüfnis kann ich sehr gut nachvollziehen. Die Umsetzungen oftmals nicht.
    Die Nachfrage nach stinknormalen Mietneubauten sehe ich persönlich nicht so groß. Ich behaupte mal, dass der informierte Wohnungssuchende bei gleicher funktionaler Leistung und Preis dem Altbau den Vorzug gibt. Weil ihm dort eben auch was fürs Auge geboten wird. Eventuelle Neubauprojekte würde ich hier ebenfalls maximal mit der Lage begründen. Wie derzeit in der Alexanderstraße. Aber rein von der verfügbaren Mietfläche her, besitzt Leipzig doch genug Angebot. Ein gewisses Risiko sehe ich in besagten Neubauprojekten also schon. Vor allem, da deren optische Gestaltung ohnehin so gut wie nie mit einem ordentlich sanierten Altbau mithalten kann.

  • LEgende: In den Statistiken zur Bevölkerungsentwicklung in Leipzig wurde auch das Thema des Mietwohnungsbaus aufgegriffen. Dort war explizit die Rede davon, dass Geschosswohnungsbau aus den genannten Gründen in Leipzig auch in der nahen Zukunft eine Ausnahme bleiben wird. Diese Ausnahmen werden dann, wie du korrekt schreibst, vornehmlich eher in den Vierteln statfinden, in denen wir auch heute schon relativ hochwertige Neubauten sehen - Waldstrassenviertel, Musikviertel, Schleussig, Südvorstadt.


    Die Stadthäuser haben imho weniger mit den Eigentusmverhältnissen (die meisten hochwertig sanierten Altbauten werden als Eigentumswohnungen verkauft), sonern eher mit den freieren Gestaltungsmöglichkeiten zu tun. Gleiches gilt für Geschosswohnungsbau, das sagt ja sogar die Stadtbau explzit im vom Cowboy verlinkten Dokument.


    Was das Musikviertel betrifft: auch wenn sie dir gestalterisch nicht gefallen, sind fast alle dortigen Neubauten sehr hochwertig ausgeführt. Das ist das, was für die künftigen Bewohner primär zählt und hat mit Rendite oder dem Preis erstmal nicht viel tun.

  • ^ Dase, nur eine kurze Anmerkung zu den Betonbunkern im Musikviertel ohne hier wieder einen Streit moderne <-> traditionelle Architektur vom Zaune zu brechen:


    Wir können die Zerstörungen im Musikviertel nicht rückgängig machen.


    (Von utopischen Rekonstruktionen ganz zu schweigen. Wobei mich diese gerade im Musikviertel aufgrund der doch recht vermögenden Klientel am wenigsten überraschen würden. Da spielt Geld ja oftmals nur eine untergeordnete Rolle. Man braucht wohl nur einen vorausdenkenden und risikofreudigen Investor, der solch kostenintensive Projekte anfässt, vermarktet und auch über die nötigen Kontakte zu entsprechender Kundschaft verfügt. Die CPR zeigt ja, wie es gehen kann. Vielleicht sollten wir uns im Forum mal zusammenschließen und was austüfteln... :D )


    Aber:
    Wir können die Seele des Musikviertels wieder aufleben lassen, indem diesem Viertel nach und nach seine städtbauliche Harmonie zurückgegeben wird. Die größten Sprünge in dieser Richtung dürften in den nächsten Jahrzehnten nach und nach die Abrisse der Platten in diesem Areal sein. Umso mehr ärgert es mich, dass da solch unangepasste Kästen/Kisten errichtet werden können, die zwar aus baulicher Sicht hochwertig gefertigt sein mögen, aber eben von der Architektur her einfach nicht in dieses Viertel passen. Auch wenn mir persönlich das Projekt Al Piano auch nicht richtig gefällt, so denk ich doch, dass dieses noch am ehesten dem städtebaulichen Gedanken des Musikviertels entspricht. Aber auch diese Projekt partizipiert eigentlich mehr von dem Namen "Musikviertel", als es diesem einen Teil seiner Seele wieder zurückgibt.
    Es könnte letztlich auch in Markkleeberg oder Connewitz stehen und stellt nichts besonderes dar. Austauschbare Standardkost.


    Das einzige Neubauprojekt, welchem ich es erstmals seit der Zerstörung des Musikviertels zutrauen würden, dieses wieder weiterzuentwickeln, ist für mich die Central Park Residence. Auch wenn das Konzept dahinter sicherlich strittig ist.

  • LEgende:
    versuch doch bitte mal, beim thema (umgang mit bauerbe) zu bleiben. danke!


    leipziger: deinen beitrag finde ich sehr interessant und offenkundig auch fachlich fundiert. daher die frage: sind all diese rekonstruktionen von fassaden, dachlandschaften und hausflur-wandmalereien tatsächlich quasi verordnet? es gibt ja auch in leipzig beispiele dafür, dass weniger sorgfältig saniert wurde. dieser umstand lässt mich vermuten, dass die vorblidlichen sanierungen zu einem grossteil auch dem ehrgeiz der eigentümer/bauträger zu verdanken sind. der mit wirtschaftlichen erfolg belohnt wird.
    darum wundert und ärgert es mich, dass vielerorts noch immer bei altbausanierungen nur kunstoff-fensterrahmen und ein eimer farbe zum einsatz kommen. wer will schon ein entstelltes gebäude besitzen/bewohnen?

  • ^ Ähm, bitte sorgfältiger lesen. Dann wäre dir aufgefallen, dass es mir eben gerade um den Umgang mit dem Bauerbe ging! Danke!


    Zu deinem zweiten, an leipziger gerichteten, Absatz erlaube auch ich mir ein paar kurze Anmerkungen:


    Natürlich sind die Rekonstruktionen größtenteils verordnet. Das ganze nennt sich Denkmalschutz, wie wir alle längst wissen! Das ist ja genau das was ich mit meinen vorhergehenden Anmerkungen zum Ausdruck gebracht habe. Zudem ist unter den qualitativ orientierten Sanierern nun nach und nach ein regelrechter Qualitätswettbewerb, zugunsten der Mieter und letztlich des Stadtbildes ausgebrochen. Wohlwissend, dass sich die zusätzlichen Aufwendungen (wovon ohnehin der Großteil steuerlich geltend gemacht werden kann) unterm Strich langfristig lohnen, da die Zielgruppe den Aufpreis gern zahlt.


    Soweit denken aber eben nicht alle Unternehmen bzw. einige haben natürlich auch andere Strategien für ihre Zielgruppen im Auge, bei denen der Preis/qm verhältnismäßig eine viel größere Rolle spielt. Und genau hier sehe ich eben die Gefahr durch den unreglementierten Neubaumarkt, der leider nicht an die hohen optischen Auflagen und Standards gebunden ist, wie es für denkmalgeschützte Immobilien gilt. Um als Investor eines denkmalgeschützten Hauses mit solchen Billig-Investoren mitzuhalten muss man dann letztlich eben auch an allen Ecken und Enden die Kosten senken um im Wettbewerb um die gemeinsame Zielgruppe mit der Konkurrenz Schritt halten zu können und ähnlich niedrige qm-Preise zu realisieren, wenn man denn nicht seine eigene Rendite dahinschmelzen sehen will. Aber das hab ich ja auch schon erwähnt.

  • ^ Hach LEgende, meist fängt es gut an, aber dann zum Ende hin... Im Endeffekt geht es dir in deinen Beiträgen hauptsächlich um Neubauten, die deinen optischen Ansprüchen nicht genügen, insofern ist des djs Einwand durchaus berechtigt.


    Wie bereits oben geschrieben, gibt es in kaum einer Stadt dieser Größe weniger Geschosswohnungsbau als in Leipzig. Gewisse Auflagen muss dieser übrigens schon erfüllen, aus dem Grund wurde in der Paul-Gruner-Straße bis zur Traufkante gebaut oder auf der Gästehauswiese freistehend. Hochwertig (wie du oben zugegeben hast) ist übrigens das Gegenteil von billig, insofern ist die pauschale Diffamierung jeglichen Neubaus als "Billig-Investition" keine Gesprächsgrundlage. Wenn deine Analyse stimmt, wäre es angesichts der zahlreichen Freiflächen in jeglichen Stadtteilen doch nur logisch, dass diese zunächst mit "Billiginvestitionen" zugebaut werden würden, anstatt Altbauten denkmalgerecht zu sanieren. Billigneubauten wurden in den 90ern am Stadtrand hochgezogen, die innerstädtischen waren auch damals schon vergleichsweise hochwertiger. Was hat sich durchgesetzt? Kurz gesagt: es stimmen weder Prämisse noch Schlussfolgerung.

  • Ich muß zwar zugeben, den Straftatbestand des "ohne-Fotoapparat-unterwegs-gewesen-Seins" zu erfüllen, berichte aber dennoch und zwar bildlos:
    - das Objekt der GRK in der Tschaikowskistraße ist entrüstet
    - die Doppelsanierung in der G-Adolf-Straße (L-Konzept?) ist dito fertig
    http://www.bing.com/maps/defau…26%2C%20leipzig&encType=1
    - das Haus am Waldplatz (Nr. 10/12) ist jetzt eingerüstet
    - ein Projekt von L-Konzept in der Eisenacher Straße (21?) ist gestartet
    - das Projekt von SABA Breitenfelder-/Stauffenberg läuft auf vollen Touren

  • ^ Die Tschaikowskistraße 7 habe ich heute beim Vorbeifahren abgelichtet. Auffälligster Unterschied zum Vorzustand: anstelle der früheren Hofdurchfahrt (im Hof befand sich eine alte Hochgarage aus den 20ern) ist eine Wohnung entstanden. Die Fassade war noch in gutem Zustand und musste lediglich gesäubert werden. Sehr schön ist natürlich, dass man die Malereien unter der Traufe wiederhergestellt hat.




    So gut wie abgeschlossen ist auch die Umnutzung einer ehemaligen Hochgarage im Ranstädtischen Steinweg in ein Wohnhaus. Im Erdgeschoss wird weiterhin geparkt, in den Geschossen darüber nun gewohnt. Für die Erschließung der Wohnungen mussten zwei Treppenhäuser neu errichtet werden.




    In der Käthe-Kollwitz-Straße gehen die Sanierungsarbeiten weiter. Dort entwickelt ein Investor sechs Häuser (Nr. 91 – 101) auf einen Schlag. Nr. 97-101 sind bereits seit 2008 fertig. Es folgte ein monatelanger Stillstand, erst seit Juni dieses Jahres werden die Sanierungsarbeiten fortgesetzt. Das Sanierungstempo ist aber nicht allzu zu hoch. Immmerhin ist die Fassade von Nr. 95 mittlerweile erneuert worden.



    Bilder: baukasten

  • ^ Schön, mal wieder was von dir zu hören (bzw. zu lesen). Die Tschaikowskistraße 7, diesmal von der GRK-Holding ausgeführt, ist das letzte Wohngebäude des Projekts Blüthner Carré. (In dem Galerie-Thread seht ihr auch noch mal die Tschaikowskistraße7 im unsanierten Zustand mit der Tordurchfahrt). Dass die Toreinfahrt geschlossen bzw. als Wohnung umfunktioniert wurde, wundert mich allerdings schon, da ich annahm, dass sie die Zufahrt für die Tiefgarage im Hof bilden wird. Die Zufahrt erfolgt nun wahrscheinlich ausschließlich über die Emil-Franz-Hänsel-Häuser in der Jahnallee.


    Apropos GRK-Holding:

    Zitat von LEgende

    Der Erfolg und die entsprechende Resonanz in der Presse und bei den Mietern gibt der GRK letztlich vollends recht.


    Nun ja, die GRK-Holding um Ex-Rennfahrer Steffen Göpel kam 2007 allerdings auch in Misskredit, als es um den mutmaßlichen Sachsensumpf ging. Insbesondere der plötzliche Reichtum von Quereinsteiger Göpel, der prestigeträchtige Altbauten gleich dutzendweise aufkaufte sowie seine Beziehungen zu einschlägigen Größen wie Georg Bitterwolf schien der Journailie verdächtig. Und wenn ich heute an gefühlt jeder zweiten Straßenecke in Leipzig eine Plane der GRK hängen sehe...


    Was ich damit sagen will: Man sollte bei den 1-A-Sanierungen der GRK-Holding manchmal auch kritisch hinterfragen. Und deren Chef, Steffen Göpel, ist auch nur ein Mensch und Geschäftsmann in der Baubranche, wo es bekanntermaßen nicht immer mit rechten Dingen zugeht.

  • Wobei darauf hingewiesen sei: Der sog. "Sachsensumpf" war nichts weiter als heisse Luft. Bewiesen ist da gar nichts. Und solange das so ist, gilt die Vermutung der Unbescholtenheit.


    Der Hinweis, das Herr Göpel ein "Quereinsteiger" in die Baubranche ist, hat mit der Sache ebenfalls nichts zu tun.

  • ^ Sehe ich ähnlich. Ein Sommerloch-Thema par excellence. Solch Getratsche gehört doch nicht in den "Umgang mit Bauerbe"-Thread!
    Davon abgesehen hat Cowboy mit seinem letzten Satz alles wieder relativiert. Wenn es in der Baubranche so üblich wäre (w.z.b.w.) und der gute Herr Göpel sich diesen Gepflogenheiten auch nur anpasst, so könnte doch das letztendliche Ergebnis für Leipzig kaum besser sein. Zumindest überzeugen mich die optischen Ergebnisse der GRK-Holding (und ähnlich qualitätsorientierter Unternehmen) mehr, als anderer Unternemen, denen es meiner Einschätzung nach noch viel mehr einzig und allein ums reine Geld verdienen geht und noch viel weniger um Leipzig selbst.

  • ^ Es würde vielleicht helfen, sich zu dem Thema zu belesen, anstatt hier unreflektiert alles vom Tisch zu wischen. Wer denkt, in Leipzig gäbe es keinen Klüngel, liegt jedenfalls falsch. Aber zugegeben, das Thema ist wirklich off-Topic.


    Die Tschaikowski 7 ist jedenfalls ein wunderbares Gebäude, besonders die Malerein wissen zu gefallen und sind in der Form auch in Leipzig nicht recht häufig anzutreffen. Was die Tiefgaragenzufahrt betrifft: Ich frage mich, ob das nicht mittelfristig zum Problem wird, schliesslich darf man in der Jahnallee nur aus einer Richtung ein- und dieselbe Richtung ausfahren.

  • ^ Da sind sehr schöne Sanierungen dabei. Vielen Dank für deinen wie gewohnt fundierten Beitrag. Ganz besonders habe ich mich über die Sanierungsankündigung der Goldschmidtstraße 31 gefreut. Bei der Ankündigung der Friedrich-Ebert-Straße 68 nahm ich erst an, dass es sich hierbei um dieses Eckgebäude handeln würde, aber es ist wohl das schmale Wohnhaus daneben gemeint. In der Harkortstraße/Am Floßplatz scheint es, dass alle maroden Altbauten auf einen Schlag saniert werden. Ich habe natürlich nichts dagegen.


    @WolfsheimJena, nicht umsonst schrieb ich in meinem Beitrag vom "mutmaßlichen Sachsensumpf".


    LEgende, für dich, der hinter jedem Neubau, der dir nicht genehm ist, gleich eine Verschwörung gegen Leipzig sieht (übrigens, "solch Getratsche gehört doch nicht in den 'Umgang mit Bauerbe'-Thread!"), ist der mutmaßliche Sachsensumpf in Verbindung mit der GRK-Holding nur ein "Sommerloch-Thema par excellence"? Das lässt tief blicken...

  • ja, goldschmidtstrasse 31 lässt hoffen! immer schön, wenn durch das notsicherungsprogramm der stadt (vor ein paar jahren wurde ein notdach errichtet) doch noch die jeweiligen häuser gerettet werden. dadurch kommt das geld wieder rein, wird akzeptanz für derartige massnahmen geschaffen - und vor allem besonders wertvolle altbausubstanz gerettet.
    bei der sanierung des eckhauses harkortstrasse/beethovenstrasse (auch ehemals im städtischen notsicherungsprogramm) wird derzeit übrigens das verlorenene ecktürmchen rekonstruiert.


    was man aber auch feststellen muss: die zeit der schnäppchen scheint sich dem ende zuzuneigen. für flossplatz 28 werden bis zu 7,46 euro/qm fällig - und das an einer ausfallstrasse. mir ein rätsel, wer da einziehen soll/wird.

  • Die Schnäppchen-Zeit neigt sich in der Tat dem Ende zu!


    Ich glaube schon, daß die Harkortstrasse ihre Mieter finden wird. Letztendlich kalkuliert der Unternehmer immer anhand der Nachfrage - ich gehe so davon aus, das es auch Mieter für solche Preislagen geben wird.


    Überhaupt glaube ich, daß sich das Preisgefüge in Leipzig langsam höher schieben wird - das wird uns noch Gentrifizierungsprozesse in Stadtteilen bringen, die jetzt noch nicht einmal ansatzweise auf dem Radar sind: etwa Anger-Crottendorf, Sellerhausen, Alt-Schönefeld oder Böhlitz-Ehrenberg...

  • ^ Ich glaube, WolfsheimJena meinte Gentrifizierung im positiven Sinne. In seinen genannten Stadtteile, die zu den Sorgenkindern Leipzigs zählen (Böhlitz-Ehrenberg würde ich hier mal rausnehmen), ist die Bevölkerung seit der Wende zum Teil rasant gesunken, eine nennenswerte Bevölkerungsdurchmischung fand dort bislang nicht statt, die soziale Lage ist zum Teil verheerend. Kurz gesagt: Schlimmer kann's dort nimmer kommen. Wenn die Quadratmeterpreise wiederum in beliebten Stadtvierteln wie der Südvorstadt steigen, dann in erster Linie deshalb, weil dort der Wanderungssaldo seit Jahren positiv ist und Wohnraum knapp wird. Bald wird dort alles saniert sein, und das hat irgendwann positive Folgen für andere Stadtteile, in denen noch viel Sanierungsbedarf herrscht. Wo Wohnraum knapp wird, ziehen die Leute weiter, und dort muss dann eben saniert werden. Dass inzwischen sogar im problematischen Leipziger Osten der Bevölkerungsrückgang gestoppt ist (wer hätte das vor 3 Jahren gedacht), mag ein erstes Indiz für einen baldigen Aufbruch sein.


    Du dagegen hast in den Raum geworfen, Sanierungen von Altbauten würde den Mieterverdrängungsprozess fördern, ohne eine plausible Begründung dafür zu bringen. Also kein Grund, sarkastisch anzumerken, "Gentrifizierung" nicht in den Mund genommen zu haben.

  • @ Cowboy:


    Stimmt, ich habe von Mieterverdrängungsprozessen durch Altbausanierungen geschrieben; was allerdings dem Begriff "Gentrifizierung" nicht vollkommen gerecht wird und als unzureichend anzusehen ist.

    Ich hatte eher den Begriff der "Soziale Segregation" verwendet, um die Entwicklung Leipziger Stadtteile zu beschreiben, da ich ihn für Leipzig als treffender ansehen würde.
    Das jetzt nur mal so als Richtigstellung, da es meiner Meinung nach schon Unterschiede zwischen diesen beiden Begriffen gibt.:)