Regierungsviertel und Dorotheenstadt (nördl. der Behrenstr.)|Kleinere Projekte

  • Ich habe eben an das Landesdenkmalamt geschrieben:


    Sehr geehrte Damen und Herren,


    wie mir vor kurzem bekannt wurde, steht an dem ehem. Bewag-Haus in der Luisenstraße 35 in Mitte direkt neben dem ehem. Kaiserlichen Patentamt (Heute Büros des Deutschen Bundestages, Luisenstraße 32-34) eine energetische Sanierung durch das Büro Anne Lampen BDA an. Dabei ist u.a. geplant, die historischen Oberflächen (Fenstergewände, Konsolengesims etc.) zu vernichten. Bilder der Planung finden Sie unter
    http://anne-lampen.de/luisenstr.html#
    Das Gebäude ist ein Vertreter der "Nationalen Bautradition" mit dessen typischer Formensprache, zum anderen grenzt er direkt an das in die Denkmalliste eingetragene ehem. Patentamt. Ich möchte eine Prüfung des Bewag-Hauses auf Denkmalwürdigkeit anregen, zumindest aber hinsichtlich des Nähebereichs zum benachbarten Denkmal.


    Mit freundlichen Grüßen,
    xxx


    Das ganze unter http://www.stadtentwicklung.be…atenbank/de/kontakt.shtml
    Ihr könnt das auch. Je mehr Post, die das Landesdenkmalamt dazu bekommt, desto eher kümmern sie sich vielleicht darum und können möglichweise diese Barbarei abwenden. Das ausfüllen des Formulars macht wirklich keine Mühe. Haut in die Tasten!

  • Hallo Baukunst!
    Das ist endlich einmal eine Tat!
    Bitte die Post an JÖRG HASPEL, Landeskonservator, richten. Sonst stapelt sie sich nur beim Sachbearbeiter.

  • OK, erledigt :). Aber trotzdem würde ich gerne mal ein Bild von der "intakten Fassade" sehen. Wie sie heute (vor dem Gerüst/durchs Gerüst durch) ist, nicht zur Eröffnung. Ist jemand in der Nähe?

  • ^^
    Ich würde sagen, weil das Landesdenkmalamt schlicht zu wenig Leute für soviele zu prüfende Bauten in Berlin hat. Die Ostberliner Denkmalliste war ja sehr viel kleiner, deshalb musste man nach der Wende zunächst die vielen "Top"-Bauten im Ostteil erstmal prüfen, was viele Jahre gedauert hat. 1950er Jahre kommen da erst recht weit unten in der Prioritätenliste, von Spitzen wie der Karl-Marx-Allee und solchen Kalibern mal abgesehen. Oder das Gebäude wurde bereits geprüft und abgelehnt. Mal sehen, ob die antworten.
    Ich bin dieses WE da und wenn meine Kamera bis dahin ihren Rappel aufgegeben hat, mach ich ein Bild.
    Danke an alle, die mitziehen! :)

  • ^
    Die Ausschreibung bezieht sich auf den städtebaulichen Ideenwettbewerb für den Luisenblock (siehe auch entsprechender Thread). Sieger waren Kusus + Kusus. Zum BEWAG-Gebäude heißt es dort:


    Schiffbauerdamm 22 / Luisenstraße 35
    Das ehemalige BEWAG-Verwaltungsgebäude (Haus 1) auf dem Grundstück Luisenstraße 35 (erbaut 1927/28) steht unter Denkmalschutz. Die weiteren hofseitigen Gebäude, Haus 2 (Neubau) und Haus 3 (Altbau so genannter „Speicher“) stehen nicht unter Denkmalschutz.

  • Umbau Wilhelmstraße / Dorotheenstraße 07.05.2010

    Es geht langsam voran, aber es geht voran. Das Sockelgeschoss des Neubauteils an der Ecke wächst aus der Erde:


    2 Mal editiert, zuletzt von Backstein ()

  • @ Bewag Haus
    Oh nein, wie können die nur!? Die haben ja bereits jetzt schon keine Skrupel Löcher hinein zu schlagen... Ich fürchte, da kann man nichts mehr machen. Die sind eifrig beschäftigt vollendete Tatsachen zu schaffen.


    Ich habe dem Landesdenkmalamt auch geschrieben. Ich schätze aber umsonst und zu spät...

  • @Luisenstraße 35
    Es ist einfach traurig das sich ein Teil der Architekten (hier Anne Lampen Architekten BDA) einen Dreck um historische Bauten schert.
    Ein sensibler Umgang mit Geschichte sieht anders aus.
    Eine energetische Sanierung lässt sich auch durch Innendämmung dürchführen und ist deswegen nicht weniger effiezent.

  • Wer weiß ob die Fassade für die Sanierung des Hauses nicht sowie komplett abgemusst hätte (auch ohne Löcher scheint die Putzfassade in einem ziemlich schlechten Zustand zu sein). Jetzt allein nur auf die Architektin einzuschimpfen wäre mir zu billig. Letztlich entscheidet ja vor allem der Auftraggeber ob die alte Fassade bleibt bzw.wieder hergestellt werden soll oder nicht. In diesem Fall erfolgt eben eine fast vollständige Umgestaltung (die nur leider nicht besonders gelungen ist).

  • @ Bato: Natürlich muß die Fassade runter, wenn man die Energieschutzverordnung (EnEV 2009/10) beachtet. Aber da gibt es Ausnahmen für Bauten mit städtebaulicher Bedeuteung und Baudenkmale (was die Luisenstraße nach Denkmalliste des Landes Berlin nicht ist).


    Der Bauherr (Bund) hat nur gesagt: Bau erhalten.


    Die Architektin hat die völlig neue Fassade entworfen.


    Alles weitere ist Spekulation.

  • Danke für das Foto, Backstein. Brauch ich heute nicht mehr hingehen...
    Allzu fit sieht die Fassade unterputz wirklich nicht aus. Deswegen muss sie wohl definitiv runter, um sanieren zu können. Allerdings hätte sie auch in ihrem historischen Erscheinungsbild wieder aufgebaut werden können, Dämmung hin oder her.
    Ich frag mich, was "das Haus soll erhalten bleiben" mit dem völlig neuen Erscheiningsbild auf dem Rendering zu tun hat. Hier ist ja aufgrund des jungen Baualters die Fassade das entscheidende erhaltenswerte und nicht wie bei zig mal umgebauten Barockgebäuden z.B. Kellergewölbe oder der überkommene Grundriss.
    Schade, aber es ist wohl zu spät. Wie in vielen Städten geht die erste Garde des Wiederaufbaus dahin...

    2 Mal editiert, zuletzt von Baukunst ()

  • Servus :)


    Post Nummer 2! Ich hoff' ich lehn mich als Novize nicht gleich zu weit aus dem Fenster wenn ich mich hier einmisch'.


    Es ist bautechnisch keine Seltenheit dass alle paar Jahrzehnte der Putz eines Gebäudes komplett entfernt werden muss. Vielleicht ist man das in Architekturkreisen nicht mehr so gewohnt, weil dort seit Jahrzehnten die leicht erstellbaren Vorhangfassaden so beliebt sind?! Das hält aber keinen Architekt davon ab als Reminiszenz an den früheren Kollegen die Fassade danach "neu" - nach altem Vorbild, vielleicht mit moderner Interpretation - zu erstellen. Ich persönliche habe zB in Augsburg die Erfahrung gemacht dass aus Nachkriegsgebäuden unheimlich viel herauszuholen ist, unter Beibehaltung und Weiterentwicklung der "Nachkriegsarchitektur".


    Und vermeintlich unansehnliche Nachkriegsarchitektur vor allem daran leidet dass die Gebäude mehrfach umgebaut wurden so dass der Originalentwurf nicht mehr sichtbar ist, die Gebäude außerdem "verschlissen" sind und nach einer Kernsanierung einen ganz anderen Eindruck machen würden.


    Dieser jahrezehntelange "Entwicklungsprozess" an dem mehrere Architektengenerationen mitgewirkt haben ist dann meist auch zeitloser und gefälliger als die reine Mode eines einzelnen Architekturstils, meiner Meinung nach ist es absehbar dass herauskragende Fenster kein zeitloses Stilelement bilden sondern bei zukünftigen Umbauaktionen wieder entfernt werden.

  • Erste Reaktion des Landesdenkmalamts bzg.l Luisenstraße 35/ ehem. Bewaghaus:


    "Sehr geehrte Herren,


    ich habe ihre wortgleiche Anfrage an die Bereiche Inventarisation und Baudenkmalpflege zur Bearbeitung weitergeleitet.



    Mit freundlichen Grüßen"


    Man beachte "Herren" - die Masse machts. Wobei ein paar Damen auch nicht schlecht wären, oder sind wir zu "nerdig"? :) Auch die Wortgleichheit wurde festgestellt ;)

  • @Luisenstraße 35
    Es ist einfach traurig das sich ein Teil der Architekten (hier Anne Lampen Architekten BDA) einen Dreck um historische Bauten schert.
    Ein sensibler Umgang mit Geschichte sieht anders aus.
    Eine energetische Sanierung lässt sich auch durch Innendämmung dürchführen und ist deswegen nicht weniger effiezent.


    Du hast recht. Das ist grauenhaft. Hier wird ein Gebäude sinnlos heruntergemacht, obwohl es andere Möglichkeiten gegeben hätte. :Nieder:

  • Bisher lässt sich ja immer noch nur darüber mutmaßen, wie der derzeitige Zustand der Fassade ist. Zumindest Backsteins Bilder wecken in mir Zweifel, dass die Fassade für eine Sanierung hätte dranbleiben können. Neben den mutwillig durch die Baugerüste herbeigeführten Löcher sind auch Risse auszumachen die die Fassade leicht porös wirken lässt. Insofern meine Frage: wie lässt sich so eine Fassade energetisch sanieren bzw. wäre es kostenmäßig nicht sogar einfacher die alte Fassade abzutragen und durch eine neue "alte" zu ersetzen ( Tausendschön - du scheinst dich ja damit auszukennen, könntest du diese Möglichkeiten mal erörtern? Danke)?


    @Heuristiker und was daraus werden soll erfährst du u.a. auch hier im Thread 2 Seiten zuvor.