Unter den Linden

  • Wenn es gelungen ist ja, oftmals sind die Kontraste alt vs. neu, eher gute Architektur vs. schlechte 08/15 Glasarchitektur

  • Ja. Das ist das Problem. Nichts gegen eine moderne Lösung. Aber der derzeit geplante Bau ist schlicht ein Glaskasten. Auch dagegen wäre noch nichts zu sagen, wenn er nicht so groß wäre, wie geplant. Ein moderner Anbau wie der Pei-Anbau am Zeughaus oder die gläserne Pyramide in Paris wäre ja schön. Aber das Ding, was je jetzt geplant ist, ist - vorsichtig ausgedrückt - einfallslos.

  • Gut, aber um eine Glaspyramide oder eine (Pei-)Schnecke innovativ erscheinen lassen, hätte man vielleicht ein paar Jahre früher aufstehen müssen ;)

  • mir gefällt der Patzschke-Entwurf sehr gut! :daumen:
    Moderne Architektur hat bisher meistens versagt, wenn es darum ging, historisch bedeutsame Gebäude zu ergänzen und was spricht dagegen historisierend zu bauen? Chipperfields Pläne sind dem Ort nicht würdig und zerstören die Athmospähre der Museumsinsel ! :Nieder:

  • Zitat von AeG

    Gut, aber um eine Glaspyramide oder eine (Pei-)Schnecke innovativ erscheinen lassen, hätte man vielleicht ein paar Jahre früher aufstehen müssen ;)


    Es sagt ja niemand, daß man die Pyramide oder die "Schnecke" nachäffen soll. Ich hatte sie lediglich als Beispiels dafür genannt, daß gegen moderne Kontraste zur traditionellen Architektur nichts zu sagen ist, wenn sie diese respektieren und etwas Kreativität zeigen. Widerlich ist nur die Form der modernen Architektur, die allenfalls mittelmäßig ist und sich gleichzeitig auftrumpfend in den Vordergrund drängt. Und dafür ist der Chipperfield-Kasten ein gutes Beispiel Da ist mir Patzschkes Historismus im Zweifel wesentlich lieber.

  • das hauptproblem ist in dem falle nicht einfach alt oder neu ...


    wenn "dort" ein empfangsgebaeude steht, versperrt es fuer immer in diesem bereich den aussenblick auf den empfangshof ... der innenblick wirkt anders ...


    bitte bild betrachten ;)
    => http://www.tbs.co.jp/event/berlin/island/05.jpg


    fuer dieses problem sind voellig andere ueberlegungen wichtig ...


    1. die groesse
    2. soll es nicht doch verlagert, unterirdisch, an anderer stelle verschoben sein?
    3. glas ist transparent, man sieht durch ... durch stein nicht ...
    4. kombinationen schliessen sich nicht aus, auch ob es weiter vor- oder zurueckgerueckt ist, veraendert sofort potentielle seiteneinblicksmoeglichkeiten
    4. etc.


    eigentlich waere genau eine pyramide aehnlich wie in paris, deren hauptraum im boden versenkt ist und nur die spitze rausaeugt genau richtig, sofern es an dieser stelle sein muss. nen reiner glaskubus mit dezenten antiken saeulen an den eckkanten oder sowas in der art waere wohl auch noch aesthetisch ... dies z.b., falls es unbedingt an der stelle sein muss. falls nicht, resultieren daraus vor-, aber auch andere nachteile ...


    es gibt also ingesamt gerade in dem falle besonders viele kriterien ...

  • Zitat von trance-x

    nen reiner glaskubus mit dezenten antiken saeulen an den eckkanten [...]


    Sind die Säulen dann auch aus Glas ("Tempel a la Murphy/Jahn")? Oder ist das 'ne komplette Neuerfindung? ;)

  • Die Museumsinsel brauch keine Kontraste! Sie ist über knapp 200 Jahre entstanden und dennoch sehen sich alle 5 Bauten äußerlich äußerst ähnlich, mit Säulen, Giebeln etc.. Das Bode vielleicht etw. weniger, aber dafür liegt es, durch das S-Bahn-Viadukt vom Rest getrennt, auch etw. abseits. Das Eingangsgebäude steht hingegen neben/zwischen/vor drei anderen Gebäuden. Da ist eine einfach Kiste, egal ob aus Glas oder Stein absolut fehl am Platze. Die Pyramide steht auf einem großen Hof und die Schnecke verfügt über angemessene Ausmaße. Die Kiste hingene wirkt wie dazwischengequetscht.


    Das ist ein Eingangsgebäude, wie ich es mir wünschen würde! Es ist kleiner, vertsellt also keine Sicht. Das Medienzentrum und so kann man doch später bestimmt im Schloss unterbringen, wo ja auch Austellungsräume sein werden. Vor allem ist es aber noch den Nachbarbauten angepasst. Hinzu kommen noch der Säulengang, der von der Nationalgallerie weitergeführt wird, und diese Freitreppe zum Wasser hin und der kleine Garten. All das finde ich auch sehr schön. Und wie ich die bisherigen Patzschke-Bauten kenne, wird man auch trotz der hist. Formen erkennen, dass es nicht 200 Jahre alt ist. Vom Neuen Museum soll Chippy auch die Pfoten lassen! Es reicht doch, wenn man im einen oder anderen Raum eine Ecke in ihrem jetzigen Zustand belässt und hinter Glas konserviert. Was haben wir denn getan, dass uns der Anblick dieser einmaligen Innengestaltung nicht vergönnt ist, ob nun original oder nicht.

  • Zitat von AeG

    Sind die Säulen dann auch aus Glas ("Tempel a la Murphy/Jahn")? Oder ist das 'ne komplette Neuerfindung? ;)


    die sind so wie in der Eiswelt von Harbin (das ist in china, nicht weit weg von Peking)


    saeulen: http://talesmag.com/tales/road/realtrip/harbin.html


    coole bilder von der eiswelt ...
    http://www.rtoddking.com/chinawin2003_hb_if.htm
    http://www.rtoddking.com/chinawin2005_hb_if.htm


    ne im ernst, was ich eigentlich sagen wollte war, dass es glassaeulen sind, die jeweils gleichzeit ein aquarium sind oder aber aus jeder saeule starrt eine aegypthische mumie ...


    hm, also wo wir gerade so schoen beim brainstormenden plauschen sind: ... zwei riesige steinende haende, die aus dem boden kommen und eine glaskugel (der besucherraum) halten waeren sicher auch attraktiv ... :daumen:


    oder ein riesiger schaedel, in den die besucher eintauchen ... oder ...



    ps: ne, meine spontane assoziation waren da eher schlanke saeulen bzw. was auch immer, die vom material und aussehen den uebrigen museumsbauten angeglichen sind und eben als einfassung des glases dienen, wobei das glas an den ecken gar nicht unbedingt streng kantig sein muesste, ferner an den oberen kanten entlang vielleicht ebenfalls eine grazile einfassung mit nem kleinen pfortenaufsatz oder aehnliches um insgesamt das ganze zum museum passend einzubetten, aber eben transparenz zu ermoeglichen .... man muesste es austarieren ...


    achja, taktisch sinnvoll waere es vielleicht auch noch, das ganze synaesthetenkonform zu machen, so dass genehme eindruecke (und weitererzaehlungsmystik) gewaehrleistet sind ;)

  • ben ...


    also mal ganz unabhaengig davon faende ich eine verlaengerung der kolonaden zum lustwandeln oder was auch immer so oder so gut ...


    ich bin sowieso fuer mehr kolonaden und saeulen in der stadt, selbst wenn sie sinnlos rumstehen oder auf halbzerfallene romantik machen .. ;)




    all ...


    mir fiel beim thema "unterirdisch" noch was ein. das geht vermutlich nur bedingt, da die insel ja tatsaechlich eine kuenstliche ist und auf in den boden getriebenen eichenstaemmen gebaut ist (mit einer kombination aus moderner technik und alten verfahren ybrigenz) ...


    ansonsten sollen dort auch noch (ich glaub auf der gegenueberliegenden seite des pergamoneinganges, also gen monbijou) ... lange unterirdische begeh- bzw. bebootbare kanallabyrinthe vorbeifuehren, die eigentlich mal in ueberlegung standen touristisch eroeffnet zu werden ... angedacht waren heimelige boots-/kanufahrten, weil die kanaele eben halb mit wasser gefuellt sind ...


    gibts da neues?


    .oO(hm, die unterweltler bzw. bunkerszene muessten das eigentlich wissen, grybl)

  • Bei der hier anzutreffenden, stereotypen "Alt-gegen-Neu, gewachsen-gegen-künstlich"-Argumentation in Bezug auf die Museumsinsel verschlägt's mir ein wenig die Sprache.


    Die Realität ist doch, jeder der Bauten auf der Insel entspricht dem jeweiligen Zeitgeschmack. Dabei stehen das Pergamon- und das Bode-Museum in heerem Kontrast zu sich selbst und zu den klassizistischen Bauten. Das Pergamon-Museum steht sogar im Widerspruch zur ursprünglichen Organisation der Insel. Dessen Organisation und Fassade sind eine völlige Neuerfindung jener Zeit und blieben im Museumsbau einmalig. Allen Bauten bauten gemein ist doch aus heutiger Sicht lediglich, dass sie irgendwie "alt" sind.


    Unvoreingenommen muss man feststellen, auch heutige, im Schmuck stark reduzierte Entwürfe orientieren sich weiterhin im Wesentlichen an den Prinzipien klassischer Baukunst. Weshalb sollte der Wilhelminismus die letzte Stufe der Evolution auf der Museumsinsel bleiben? Weil das heute gerade wieder dem Zeitrgeschmack entspricht? Es ist vermessen, zu glauben, die heute populäre Wertschätzung hätte für alle Zeiten Bestand und alle Phasen anderer Geschmäcker seien Verirrungen gewesen. Gerade die Patzschkes kolportieren diese modische Haltung in ihren Entwürfen.


    Chipperfield ist nach meiner Auffassung einer der wenigen wirklich großen, in der Öffentlichkeit leider unterschätzten Architekten unserer Zeit, der nicht nur Versatzstücke der Moderne immer wieder neu kombiniert oder einfallslos interpretiert (wie es viele "angesagte" Architekten, wie zum Beispiel Gehry, Jahn, Kleihues oder Ungers tun)! Ihn mit dem Projekt Museumsinsel zu beauftragen, halte ich durchaus für angemessen.


    Die UNESCO ist kein Verein, der über kommende Architektur zu entscheiden hat, auch wenn Bei einigen vielleicht dieser Eindruck entsteht. Sie kann lediglich Bestehendes bewerten. Denn über das Weltkultur-"Erbe", das vielleicht heute geschaffen oder ergänzt wird, kann man naturgemäß erst in der Zukunft urteilen.



    Trance-x,


    zum Ehrenhof des Pergamon-Museums: Dieser war seinerzeit als Entrée für die gesamte Insel geplant (sozusagen auch eine Aneignung der Insel durch ihre Zeit). Die von Dir eingemahnte bestehende Blickbeziehung sollte bereits im ursprünglichen Entwurf von Messel mit einer Vorhalle versehen werden und fiel dem Baustopp von 1930 zum Opfer. Dass man die bescheidene, reduzierte Ergänzung von 1981 nun opfern will, betrachte ich in diesem Fall leider als Vereinnahmung der Geschichte auf Kosten des Bestands.



    Gruss
    AeG

  • Es gibt gute und schlechte Architektur.


    Meiner Meinung nach werden in ungefähr 20. Jahren diese ganzen 08/15 Glaskästen als Altlast eines damaligen Geschmackes abgestempelt.


    So wie heute die 60er/70er Jahre Architektur. Und dann möchte die Öffentlichkeit diesen Kasten so schnell wie möglich weghaben.


    Für mich sind solche Gebäude nichts für die Ewigkeit. Es gibt gelungene Kombinationen von alt und neu. Das ist definitiv keine.


    Die Museumsinsel ist eine einmalige Sammlung klassizistischer Museumsbauten. Warum können die Architekten nicht die Finger davon lassen?

  • Nee, nix "klassizistische Museumsbauten"! Was ist Am Bode- oder Pergamonmuseum bitte klassizistisch?


    Deine sichtweise halte ich leider für verengt. Richtig ist, heute schleift man die Kästen der 60er und 70er Jahre. Aber gestern hat man den Wilhelminismus geschliffen, vorgestern den Klassizismus. Woher willst Du wisen, was man morgen schleifen wird?


    M. E. ist das in der Architektur wie in allen Künsten, der Mode etc.: Das, was die vorangegangene Generation/Phase geschaffen hat, ist Murks, das was davor war, wird heilig gesprochen. In Wahrheit ist das aber kein Stil- sondern ein Epochen- oder Generationenkonflikt. Meine Meinung.



    Gruss
    AeG

  • Zitat von AeG

    Deine sichtweise halte ich leider für verengt. Richtig ist, heute schleift man die Kästen der 60er und 70er Jahre. Aber gestern hat man den Wilhelminismus geschliffen, vorgestern den Klassizismus. Woher willst Du wisen, was man morgen schleifen wird?


    Weil das Abreissen vieler Klassischer und Grüderzeitbauten oftmals gegen den Willen von Anwohnern in den 60er und 70ern abgerissen wurde.


    Heute sind sanierte Altbauten begehrt und 60er und 70er Jahre bauten als soziale Brennpunkte auf der Karte markiert.


    Die Modernisierung der Städte, wie es in den 60ern und 70ern bezeichnet wird, ist heute mehr oder weniger eine Enturbanisierung und meiner Meinung nach Stadtzerstörung.


    Ich bin dagegen, dass die Museumsinsel durch einen Glaspalast verschandelt wird.

  • nitsche86,


    das könnte ja wieder eine lange Diskussion werden ;). Daher nur kurz:


    - Anwohner sind schlechte Kritiker. Auch das Kotbusser Tor, der Sozialpalast in Schöneberg und andere, vermeintlich unansehnliche Bauten dieser Zeit wurden schon durch Anwohner-Initiativen am Leben erhalten. die Politik hatte auch hier teils andere Vorstellungen.


    - Warum vergleichst Du sanierte Altbauten (die nur in bestimmten Lagen populär sind, deren Kopien nicht wirtschaftlich sind, die so unter gegenwärtigen Bedingungen nie für die heutigen Nutzer hätten gebaut werden können etc.) mit den unansehnlichen und meist unsanierten Vertreten der Moderne im Sozialbau?


    - Was kann die Moderne dafür, dass sie in Deutschland ausgerechnet mit dem sozialen Wohnungsbau und den vor allen daraus resultierenden "sozialen Brennpunkten" Einzug hielt?


    - Die Zeit der Enturbanisierung ist m. E. längst vorbei. Statt Hochhäusern mit Abstandsgrün und autogerechter, weiträumiger Umgebung wird im Allgemeinen der "kritischen Rekonstruktion", also der Orientierung an und Ergänzung von bestehenden Strukturen, Volumen, Proportionen und Positionierungen politisch die Vorfahrt eingeräumt. Zu den konkreten Schnörkeln der Vergangenheit kann man aber im Regelfall keinen Bauherren zwingen.



    Grundsätzlich Nitsche86, damit wir uns nicht missverstehen: Ich habe auch so meine Zweifel an einigen architektonischen und stadtplanerischen Ergebnissen der Neuzeit (auch der Chipperfield-Entwurf wird sich später an der Realität messen lassen müssen). Das hält mich aber nicht davon ob, auch - und gerade - den teils einseitigen, oft in seiner Wahrnehmung stark verkürzten und derzeit sehr populären Hang zu "klassischer" Architektur kritisch innerhalb des heutigen Kontextes zu hinterfragen. Ich plädiere dafür, auch heutigen und kommenden Baumeistern die Chance zu belassen, unsere Zeit und auch die Zukunft im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext architektonisch angemessen zu interpretieren!



    Gruss
    AeG

  • Zitat von AeG


    das könnte ja wieder eine lange Diskussion werden ;).


    Da hast du Recht, daher antworte ich auch nur.


    Zitat von AeG


    - Warum vergleichst Du sanierte Altbauten (die nur in bestimmten Lagen populär sind, deren Kopien nicht wirtschaftlich sind, die so unter gegenwärtigen Bedingungen nie für die heutigen Nutzer hätten gebaut werden können etc.) mit den unansehnlichen und meist unsanierten Vertreten der Moderne im Sozialbau?


    Ich find die modernen Fehlschläge auch saniert hässlich.


    Zitat von AeG


    - Was kann die Moderne dafür, dass sie in Deutschland ausgerechnet mit dem sozialen Wohnungsbau und den vor allen daraus resultierenden "sozialen Brennpunkten" Einzug hielt?


    Das ist auch nur ein Beispiel von mir, wie sich Architektur irren kann bzw. nicht den gewünschten Effekt erzielt. Es gibt auch gute Beispiele aus der Zeit, allerdings nicht viele.


    Zitat von AeG


    Ich habe auch so meine Zweifel an einigen architektonischen und stadtplanerischen Ergebnissen der Neuzeit (auch der Chipperfield-Entwurf wird sich später an der Realität messen lassen müssen).


    Das was Chipperfield abliefert ist meiner Meinung nach einfach einfallslos und unpassend.



    So jetzt ist genug diskutiert, ich hab jetzt keinen Elan dazu ;)

  • Na gut, vielleicht ist Chipperfield nicht unbedingt die Kreativität auf zwei Beinen, aber immerhin respektiert er die umliegenden Bauten und versucht nicht sie zu übertreffen.
    Das ist bei Peis Bau in Paris anders! Da muss man sich immerhin fragen was denn nun die Sensation ist, die Pyramide oder der alte "Plunder" der sonst noch so rum steht ;)


    Also so schlecht ist der Chipperfield Bau nicht, er ist vielleicht etwas zu dezent und zu demütig, aber ansonsten okay!

  • Je früher, umso besser! Dann ist vielleicht irgendwann Mal Ruhe! Danch könnte man aber damit anfangen, die Lücke zw. Uhlandstr. und Adenauer Pl. zu schließen. Damit hätte man einen Umsteigenbhf. zw. U1 und U7 und man könnte vielleicht ein Paar Buslinien canceln. Ich könnte diese schnellere Verbindung momentan gut gebrauchen bzw. merke, wie praktisch sie doch wär...