Leipzig: Umgang mit Bauerbe

  • Eins kam durch: Beim Sanierungsversuch in der Sternwartenstraße ist ein Gebäude bekanntlich verloren gegangen; das andere erstrahlt zum Glück wieder mit wieder hergestellter Fassade - noch etwas schamhaft verhüllt.


    Die Paul-Schneider-Straße wurde arg gestutzt. Das dürfte aber der Vermietung des Tilia-Carrés zugute kommen

  • Gerhardstraße 3



    Die Gerüste sind abgebaut und die Gerhardstraße in Plagwitz (Gemarkung Kleinzschocher) hat innerhalb kürzester Zeit ein weiteres saniertes Gründerzeithaus erhalten.



    Nr. 3 und N. 5.


    Jahnallee 61 und Luppenstraße 26/28


    Das "Palmengarten Palais" in Lindenau hat teilweise wieder ein dichtes Dach.



    An der Haltestelle Angerbrücke, Straßenbahnhof.


  • Ehemaliges Gästehaus am Park


    Neuer Eigentümer, Wildwuchs fast weg, und so sieht's jetzt aus >>



    An der Schwägrichenstraße.



    Einer von mehreren Eingängen ins Gebäude.



    Schwägrichenstraße Ecke Haydnstraße.



    Haydnstraße Ecke Karl-Tauchnitz-Straße.




    An der Karl-Tauchnitz-Straße.

  • ^ Danke für die Fotos. Ist mir in den letzten Tagen auch schon aufgefallen, dass der Wildwuchs beseitigt wurde. So ohne Grund wird man dies nicht gemacht haben. Auch wenn es nicht danach aussieht: Das ruinöse Gebäude steht im noblen Musikviertel auf teurem Grund. Dahinter werden für Leipziger Verhältnisse sauteure Wohnungen hochgezogen. Von einer baldigen Sanierung, Umbau etc. ist mir nichts bekannt. Rücken jetzt also die Abrissbagger an und im Anschluss werden Wohnungsneubauten errichtet?

  • Von einer baldigen Sanierung, Umbau etc. ist mir nichts bekannt. Rücken jetzt also die Abrissbagger an und im Anschluss werden Wohnungsneubauten errichtet?


    Mir ist bekannt, dass es gekauft wurde und sie es sanieren wollen. Glaube, wieder ein Hotel.


    Hier gibt es ene Aufgabenstellung von der Fakultät Bauwesen der HTWK. Fand jetzt nichts bei Google, außer die HTWK-Seite - habe es irgendwo gelesen oder gehört.

  • Ich mache mal einen Beitrag zu Dschungelkönigin Melanie Müller - und bin damit überraschenderweise voll beim Thema. Denn Frau Müller hat nach Medienberichten (Link) das Bahnhofsgebäude in Wahren gekauft und will dieses mit ihrem Lebensgefährten sanieren und anschließend als Privatwohnung und Pension nutzen. Das Kulturdenkmal liegt an der Pater-Gordian-Straße 15 (Luftbild) und besteht zudem aus zwei Stellwerken und einem Toilettengebäude. Leider ist mir nicht bekannt, ob diese erwähnten Nebengebäude noch erhalten sind und eventuell auch verkauft wurden, ich vermute aber eher nicht.


    Da ich lange nicht mehr darauf hingewiesen habe: Gerade für solche Fragen nach dem Zustand der Leipziger Baudenkmale wäre es wünschenswert, wenn die Wikipedia-Denkmallisten (Beispiel Wahren) mit Fotos vervollständigt würden. Alleine mit dem simplen Hochladen und Einbinden der hier im Forum bereits veröffentlichten Bilder könnte man beträchtliche Lücken schließen.

  • Die sog. Westendhallen (Marketing-Prosa) in der Zschocherschen Straße befinden sich auf der Zielgeraden. Das Ergebnis kann sich ob des traurigen Zustands davor schon jetzt wahrlich sehen lassen.



    Zschochersche Straße 39/41 vorher

    Bild: LEgende





    Zschochersche Straße 39/41 heute




    Bilder: Cowboy

  • Die Sanierungsabsichten der Wohnbebauung in der Windmühlenstraße waren Stein des Anstoßes für eine vorher so noch nie dagewesene Gentrifizierungsdebatte in der Stadt. Und auch hier wurde viel diskutiert, was den damaligen Verkauf dieser Wohnanlage von der kommunalen LWB an ein privates Immobilienunternehmen anbelangt.


    Das soll jetzt nicht weiter Thema sein, sondern die bauliche Dokumentation der Wohnanlage von Ende der 1950er-Jahre. Bis auf einen letzten Bauabschnitt, der sich in der Realisierung befindet, ist die Wohnanlage äußerlich fertiggestellt. Bei den an der Straße gelegenen Fassaden kann man nicht kritteln. Die für diese Zeit typische Dekoration und die DDR-Reklame wurden beibehalten. Nicht zufrieden kann man mit dem Aldi-Flachbau auf dem Hinterhof sein. Der ist scheußlich, aber der Reihe nach...



    Ergebnis Windmühlenstr./Grünwaldstr.





    Windschief an der Grünwaldstraße mit dem letzten noch unsanierten Teil der Wohnbebauung.





    Ergebnis Windmühlenstraße





    Detail




    Aus dem Ei gepellt





    Rückseite mit Aldi. Brrr...





    Besser die Hofgestaltung daneben

    Bilder: Cowboy

  • Der Aldi wirkt sehr unpassend zum sonst gelungenen Ergebnis.


    Das man hier die alte Reklame mit in die Sanierung mit aufgenommen hat ist doch mal etwas.
    Und vielleicht leuchtet sie ja auch wieder auf?

  • :ibao:


    Sieht recht ansprechend aus, nur der Balkon und die Verzierungen am Giebel wirken etwas merkwürdig. Weiß jemand, ob das dem Originalzustand entspricht?

  • Auch das Gebäude in der Slevogtstraße, angrenzend an die 240, soll ja saniert werden.


    Dass man da angeblich keinen Bauträger gefunden hat, der das angrenzende, mittlerweile abgerissene Haus, sanieren will, kann ich mir nur noch schwer vorstellen. Schließlich passierte an dieser Ecke jahrelang gar nichts und jetzt werden innerhalb weniger Monate fast alle gleichzeitig saniert bzw. die Sanierung angekündigt. Ich kann den Bauzustand der einzelnen Gebäude nicht beurteilen, aber das Nachbarhaus des mittlerweile abgerissenen Geb. und das oben gezeigte Eckhaus waren /sind auch nicht mehr in einem sonderlich guten Zustand, was man schon von außen erkennen konnte / kann.

  • Ich möchte nach meinen Besuchen von Frankfurt und Berlin doch einmal die Gelegenheit nutzen und den Leipzigern ein wirkliches Kompliment aussprechen. Ich kenne keine deutsche Stadt, die flächenmäßig so vorbildlich mit seinen historischen Bauten umgeht. Wenn man sieht, was allein in Berlin an verstümmelten Bauten rumsteht und wie in einer Orgie von Dämmwahn hier alles noch verschlimmbessert wird, so ist die Leistung in Leipzig einfach herausragend.


    Natürlich gibt es auch in Leipzig Entwicklungen, die man kritisieren kann und muss, aber im Vergleich zu allen anderen deutschen Großstädten ist insbesondere der Erhalt der Gründerzeitarchitektur ein kultureller Glücksfall.


    Ich bin mir sicher dass Leipzig Dresden langfristig in Bezug auf die Lebensqualität abhängen wird. Es ist das Drama des fehlenden absoluten Topbaus, der Leipzig etwas zu schaffen macht, was den touristischen Punkt angeht. Aber in Bezug auf die Lebensqualität seh ich Leipzig ganz klar auf der Überholspur.


    Und ich bin mir sicher, dass Leipzig dafür in nicht allzu ferner Zukunft den Welterbetitel bekommen wird. :daumen::daumen::daumen::daumen::daumen:

  • Ich zumindest wäre auch ohne Welterbetitel in Leipzig glücklich. Die Relevanz dieses Titels für Städte hat sich mir nie erschlossen, das sollte gefährdeten Einzeldenkmälern in Ländern vorbehalten bleiben, die keinen geordneten Denkmalschutz kennen.


    Eine Stadt ist ein sich ständig fortentwickelnder Organismus. Sich von einem fernen Gremium eine Art bauhistorische Käseglocke überstülpen zu lassen halte ich für sehr zweifelhaft. Bei jeder großen baulichen Entscheidung redet dann noch eine Partei mit. Noch dazu eine, die die örtlichen Gegebenheiten nur von fact-finding-Reisen kennt und die vor Ort niemand gewählt hat. Die Kakophonie um die Waldschlösschenbrücke, die ja dringend notwendig war, sei uns eine Lehre!

  • Heute machen wir einen kleinen Ausflug ins sog. Dunckerviertel nach Neulindenau, einem Wohnviertel mit Mietskasernen aus den 20er bis 60er-Jahren schon fast an der städtischen Peripherie gelegen. Wenn ich das richtig gesehen habe, gehören die allermeisten Gebäude der kommunalen Wohnungsgenossenschaft LWB. Die Architektur nimmt qualitativ zwar ab, je jünger die Gebäude sind, aber gerade jene aus den 1950er-Jahren halte ich für sehr erhaltenswert.


    Los geht's mit dem LWB-Sanierungsprojekt der 50er-Jahre-Gebäude in der Morgensternstraße:





    Die Rückseite ist bereits neu verputzt




    Unweit finden sich weitere Beispiele von Wohngebäuden aus den 50er-Jahren












    Weitere Mietskasernen, diesmal aus den 1920er-Jahren










    Und noch zwei Beispiele von Altneubauten aus den (späten?) 1960er-Jahren, also noch vor der Plattenbau-Ära. Bei letztem Bild wähnt man sich in einer westdeutschen Vorstadt. In Leipzig gibt es diese Art Gebäude eher selten.




    Bild: Cowboy

  • ^ soweit ich weiß sind bei den letzten beiden Bilder die Bauten aus den frühen 1960'er Jahren. Und es stimmt, die Qualität nahm dann rapide ab. Noch viel deutlicher wird es mit den späteren Plattenbauten.


    Wie man sieht, waren die Bauten aus 1950'er Jahren noch recht stark an eine architektonische- wie politische Reform in der frühen DDR geknüpft. Eher eine weiterentwickelte Ergänzung zu den Jahrhundertwende-Quartieren, welche ja schon in der 1920'er Jahren des ungeteilten Deutschland anfing. Gut dass sie die Durststrecke der 1990'er Jahre überlebt haben!