Zukunft des Rathausforums / Marx-Engels-Forums

  • Libero,


    Du hast Dir ja größte Mühe gegeben! Mein Ansatz wäre Dein Entwurf allerdings auch nicht, und das aus drei Gründen:


    Erstens finde ich - obwohl ich ein Befürworter der Wiederbebauung des MEF/RF bin - die derzeitige Sichtachse vom Humboldtforum/Schloss zum Fernsehturm zwar ganz attraktiv, eine Bauachse aber definitiv zu viel des Guten. Denn die würde die Blickbeziehungen zum Fernsehturm festlegen und im Ergebnis (und das sieht man in Deinem Entwurf ja auch ganz deutlich) das ganze Gebiet auf den Fernsehturm ausrichten und es ihm damit baulich unterordnen.


    Zweitens (da bin ich bei Bato) ist mir der Entwurf zu axial.


    Und drittens (hier stimme ich mit Kleist überein) sind mir die von Dir entworfenen Gebäude im Verhältnis zur Größe der Blöcke zu hoch.


    Mein Vorschlag wäre ...


    .. die von Süden gesehen beiden linken Vorkriegsblöcke und die beiden mittleren (Doppel-)Blöcke des von der Spree bis zum Bahnhof Alexanderplatz reichenden Areals auf dem historischen Grundriss wiederzubebauen, wobei die alten Maßstäbe (Parzellierung, Gebäudehöhe. etc.) weitgehend zu beachten wären, die Architektur aber überwiegend modern sein könnte. Die von Süden gesehen rechten beiden Blöcke, in deren Mitte sich der Fernsehturm befindet, würde ich freilassen, und dieses Areal als gepflasterten Platz mit diversen Einzelbäumen gestalten. Die Liebknecht-Straße würde ich nicht verschwenken (das ist m. M. n. wegen der dann entstehenden Folgeprobleme bei der Verkehrsführung auch unrealistisch).


    Die alte Blockeinteilung, auf die ich mich beziehe, ist auf diesem von export geposteten Luftbild von 1945 zu erkennen:


    http://www.deutsches-architekt…p?p=441324&postcount=2287

  • Ich tendiere grundsätzlich zu Vollrekonstruktionen, allerdings nur da wo es möglich und passend ist.


    Eine Vollrekonstruktion wäre doch aber nur im Heiliggeistviertel/MEF überhaupt möglich bzw. denkbar
    Im Marienviertel/RF ist dies doch völlig unrealistisch. Es müßte schließlich der Fernsehturm (wäre völlig undenkbar) und das Alea (auch unwahrscheinlich) abgeräumt werden.
    Es bliebe also eine Vollreko des MEF und entweder eine (irgendwie) Bebauung des RF oder eine Aufwertung der vorhandenen Freifläche oder alles so lassen wie es ist.


    Für mich käme eine Nichtbebauung der historischen Mitte überhaupt nicht in Frage, ebenso ein Zustellen mit irgendwelchen Klötzen der üblichen Großinvestoren. :nono:


    Die offizellen Vorschläge, vom Fluten bis zum flächendeckenden Pflastern des MEF/RF sind für mich ein Graus und als ernsthafte Vorschläge ein Trauerspiel. :Nieder:


    Jeder der es mit dem MEF/RF ernst meint hat sicher eine andere Vorstellung wie man das nun lösen könnte. Dabei ist natürlich das Problem, daß die Vorstellungen weit, bis extrem verschieden sind.


    Der Vorschlag von Libero ist in meinen Augen der einzige (den ich je gesehen habe) der überhaupt den Anspruch hat alle verschiedenen Fraktionen mit einzubeziehen.


    In seinem Vorschlag wird von einzelnen Vollrekos, historisierenden Gebäuden bis Moderne alles geboten.
    Die Raumaufteilung ist am alten Raster gemessen und mit kreativen Neuinterpretationen harmonisch vereint. Der halbrunde Spreeplatz zeigt deutlich auch zusätzlich etwas neues einzubringen bzw. überhaupt zu wagen.
    Dabei finde ich die Idee einer Verweil- u. Veranstalltungsfläche dort sehr passend plaziert. Der Kubus ist für mich allerdings zuviel Kompromiß und zerstört die Harmonie des Ganzen.


    Die Achse vom Fernsehturm zum Schloß würdigt beide Gebäude und Zeitschichten und verbindet beide Foren (bei schmalerer Spandauer Str. um so mehr) doch wirklich sehr gelungen.


    Die Achse vom Rathausplatz zum neuen Markt finde ich ebenso eine gelungene Neukreation. Somit hat das Rathaus genügend Raum um zu wirken und bietet noch Platz für einige ansprechende Stadtmöblierungen.


    Die Gerichtslaube wird sich an ihrem ursprünglichen Platz sicher nur schwer in Szene setzen lassen. Auf der Achse, vor dem Rathaus, ist sie wunderbar präsent.


    Die Weltzeituhr vom Alex auf das Achsenkreuz zu stellen könnte man machen, auch wenn das wahrscheinlich großen Protest hervorruft.
    Dies wäre bei wieder Aufstellen der Berolina auf dem Alex sicher vertretbar und vielleicht sogar ein gestalterischer Gewinn am Alex.


    Die Liebknechtstraße wieder zu verschwenken ist zwar nett gemeint, aber eher unwahrscheinlich, von den entstehenden Verkehrsproblemen ganz zu schweigen.


    libero: Vielen Dank für deinen wirklich sehr detailiert durchdachten, sehr kreativen (für mich sehr stimmigen), sehr aufwendigen und vorallem sehr versöhnlichen Entwurf.
    Ich habe mich in diesen Entwurf verliebt. :master:


    @Alle: Ich bin mir sicher wir werden von offizieller Seite nicht einen auch nur ansatzweise so durchdachten und versöhnlichen Entwurf präsentiert bekommen.
    Ich bin mir sicher uns werden wieder nur extrem polarisierende Entwürfe vor die Füße geworfen, mit denen sich dann die unterschiedlichen Fraktionen bis ins Extrem und unversöhnlich die Köpfe einhauen werden. :bah:



    Gruß, Jockel HB


    P.S.: Dies war nun meine erste Wortmeldung und soll auch nicht die letzte sein. Ich begrüße Euch alle recht herzlich und freue mich hier jetzt Mitglied sein zu dürfen. :cheers:

  • Irgendwie komisch, man befürwortet eine Umsetzung des Neptunbrunnens an seinem Origianlplatz und möchte gleichzeitig die Weltzeituhr von ihrem ursprünglichem Standort an einem anderen, nicht originalem Platz setzen. Nee, gefällt mir nicht.
    Dass die Fussbebauung des Fernsehturms weichen soll, ist für mich ebenso völlig inakzeptabel.

  • Wir leben im 21. Jahrhundert und so sollten wir auch bauen. Im Skyscrapercity Forum mit seiner starken internationalen Ausrichtung kann man genügend Beispiele anderer Metropolen mit deren Umgang im Zentrum heranziehen.


    Meinst Du die dynamischste Stadt Europas London, wo am Paternoster Square das städtebauliche Gerümpel der 1960er entsorgt wurde und die Neubauten Postmoderne mit einem historischen Stadttor (von 1672) vermischen? Oder Frankfurt, wo mehr Hochhausprojekte als sonstwo deutschlandweit neben dem Wiederaufbau der Altstadt existieren? Oder vielleicht Breslau mit dem höchsten Hochhaus Polens und einer schicken wiederaufgebauten Altstadt, von der das letzte historische Haus am Marktplatz um 2000 errichtet wurde?


    Welch altmodische Vorstellung des Zukunfstvorgaukelns - alles platt machen für x-beliebige Klötze. Die richtige Stadt des 21. Jahrhunderts wird die Pflege städtebaulicher Wurzel mit spektakulären Bauten verbinden - alles am plausiblen Ort.


    zwischen den Blöcken des RF und der Karl Liebknecht Straße gelegen


    Nicht die Altstadt am Ort der Alltstadt ist unpassend, sondern die Blöcke, die nicht so sehr zu hoch wie zu lange sind - etwa in Lüttich wirken schmale Hochhäuser ähnlicher Höhe selbst am Altstadtrand plausibel. Viele Leute hier (z.B. Bato) hoffen, dass diese Klötze irgendwann verschwinden.


    Wenn man dort baut, dann kein Nikoleiviertel und keine Altstadt 2.0, sondern ein internationales Wohn und Geschäftszentrum. Glas, Beton und Stahl


    Dieses ist doch am Alex und weiter östlich geplant - wobei die einstigen Pläne mit einem Dutzend Wolkenkratzer mangels Investoren zurückgestutzt werden sollen.
    Es wird übrigens einen Reiz haben, fußläufig die Altstadt um das Nikolaiviertel und Schloß von der Berliner La Alex-Defense (und umgekehrt) erreichen zu können. Den Reiz Londoner City macht die Vermischung historischer Bauten mit spektakulären Hochhäusern aus - in Berlin fehlt Beides.


    Es gibt wieder mehr Autos und mehr Wirtschaftsverkehr. Die Straßen um den Alex herum müssen durchlassfähiger gestaltet und nicht zurückgebaut werden.


    Den Alex kann man doch von den anderen Seiten anliefern statt just durch die Altstadt zu fahren. Wenn Du schon internationale Trends ansprichst - diese gehen in die Richtung des Straßenrückbaus und der Eindämmung des PKW-Verkehrs. Während nördlich, östlich und südlich vom Alex die Straßen mehr als breit genug sind, die am MEF kann man ruhig zurückbauen - die Achse von Unter den Linden bis zum Fernsehturm als ruhige Flaniermeile mit Bus-, Anwohner- und Lieferverkehr.

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  • @all: Bei keiner Verschwenkung - Originalbauten behalten oder Neubau Blockrand mit den Durchbrüchen Kloster und Neue Friedrich? Hier Überlagerung, die klar macht, welche Konsequenzen diese Frage hat... Ohne Schwenk fehlt im übrigen ein Flügel des Marienkirchhofs.



    Irgendwie komisch, man befürwortet eine Umsetzung des Neptunbrunnens an seinem Origianlplatz und möchte gleichzeitig die Weltzeituhr von ihrem ursprünglichem Standort an einem anderen, nicht originalem Platz setzen.


    Find ich nicht: Erstens wandert der Neptun kraft seiner Gestaltung vor das Schloss. Dadurch entsteht ein Bedarf in der Mitte und gleichzeitig ein Überangebot am Alex, da dort dann die Berolina hinkäme. Ansonsten muss die Weltzeituhr da auch nicht stehen, aber man wird es nicht hinkriegen, überall den exakten Originalstandort zu wählen (z.B. Gerichtslaube). Und entgegen einiger anderer Meinung auf dem Board wird das auch nicht mit den Königskollonaden hinzubekommen sein.

    4 Mal editiert, zuletzt von libero ()

  • ^ Ich glaube nicht, dass es zu Straßenverschwenkungen und Durchbrüchen kommt. Wenn es gelingt, diese Straße zu beruhigen (s. darüber), sehe ich auch den Zweck der Verschwenkungen nicht.


    Ich glaube ferner, dass man mit dem Fernsehturm samt Sockelbau auf Dauer leben muss - die sind zu sehr Wahrzeichen geworden. Genauso wird wohl die Weltzeituhr bleiben, wo sie ist (die steht auf dem Alex auf der anderen Seite der Bahngleise, was zum Teil des Wahrzeichen-Status wurde).

  • Zunächst finde ich es bemerkenswert, dass mehr Kritik zu Weltzeituhr kommt als alles andere. Naja die Verschwenkung wird heiss diskutiert. Trotz kritischer Stimmen scheint aber auch der Teilabriss der Randbebauung des Fernsehturms durchsetzbar (zumindest hier im Forum, kommen aber jetzt sicher einige Vetos.)



    Könnte libero noch erläutern, wieso er das Alexanderhaus ergänzen möchte und auch das diagonal gegenüberliegende alte Gebäude? Das fände ich schon fragwürdig.


    Das verstehe ich nicht, meinst Du vor dem Alexanderhaus das Hertie? Dann gerne: Der Alexanderplatz ist meiner Meinung nach zu groß, auch von der Planung her. Das beabsichtigte Hufeisen war kleiner geschnitten. Wenn man die Mitte des Platzes axial auf Rathausstraße verortet, dann müßte man um eine Proportionalisierung des Platzes (und damit einen kleineren Zuschnitt, der immer noch ziemlich groß wäre) durch die Bebauung des HerTie-Feldes erreichen, was im übrigen eben dem historischen Grundriss entspricht. Dieses Feld wäre also das Gegenüber des Berolinahaus-Flügels. Hier (verzeiht mir den Umbau des Saturn, ist Nebenkriegschauplatz, das graue Oval an der Bahntrasse ist eine potentielle Überdachung für ne Tramstation, da alle Linien in meiner Version von Alex durch die Rathaus führen würden (auch um Karl-Liebknecht enger gestalten zu können):



    Insgesamt darf man nicht zu viel Entfremdung erzeugen und sollte alte Traditionen wahren. Stichwort Weltzeituhr. Wir können ja noch die Königskolonnaden wieder zum Alex zurückbringen. :) Wie wäre es damit? Libero wird bestimmt was einfallen.


    Königskolonnaden hab ich schon oben geschrieben. Ich sehe keine Chance auf Wiedererrichtung am Originalstandort. Ich hätte eine Verwendung, aber die haut ihr mir kollektiv um die Ohren, es wäre Teil einer neuen Brücke Mühlendamm:




    Alles OT. Lasst uns mal nicht von der Möbelierung (Weltzeituhr, Berolina) oder Alex und Kolonnaden zu sehr von der Bebauung ablenken. Die anderen spinnerten Ideen könnt ihr dann in den angrenzenden Threads auseinandernehmen, wenn es soweit ist ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von libero ()

  • Zuerst glaube ich, dass es keinen Anlass geben wird ernsthaft über Veränderungen in diesem Bereich nachzudenken. Das Veränderungsverbot nach dem Einsatz der Bundesmittel blockiert die Sache für doch erhebliche Zeit.


    Zudem wird die postmoderne "Sanierung" der Freiflächen den Veränderungsdruck erst einmal herausnehmen. Da die Grabungen am Neuen Markt durch die Senatsverwaltung auf ein Mindestmass beschränkt wurden ist auch hier durch Grabungsergebnisse kaum ein Veränderungsdruck zu erwarten.


    Der in der Koalition vereinbarte Wettbewerb zur Neugestaltung des Areals wird - wenn er überhaupt noch kommt - sehr ins Visionäre gehen. Nach drei Jahren gemeinsamen Regierens ist man zwischen SPD und CDU noch immer weit davon entfernt Zeitpunkt und Umfang dieser Neuordnung überhaupt im Konsens zu fassen. Die einzigen Entscheidungen, die dieser Senat für die Fläche getroffen hat sind der Abbruch der mittelalterlichen Reste von Altem Rathaus und Gerichtslaube sowie das (temporäre?) Versetzen des Rentnerdenkmals. Sonst ist - liest man die Aussagen der Beteiligten - wohl nur ein Denkmal für Familie Mendelssohn einvernehmlich sowie die Wiederaufstellung von Martin Luther auf einem modernen Sockel an historischem Platz.


    Andere Kernfragen wie die Frage nach der Straßenbahn, der Verkehrsführung (muss die Spandauer 4-spurig sein?) sowie nach den Nutzungen scheinen mir noch lange nicht einvernehmlich zu sein. Der eine stellt sich hier eine Erweiterung der Einkaufsmöglichkeiten à la Alea vor, den nächste den Central Park und wieder der nächste ein mischgenutztes Viertel unter Einbeziehung privaten Wohnraumes. Von irgendwelchen Hafenfantasien oder Kunst- oder Markthallen will ich einmal schweigen.


    Es macht aus meiner Sicht keinen Sinn Wettbewerbe auszuschreiben, wenn man sich über die Nutzung nicht klar ist.


    Das einzige, was Handlungsdruck schaffte wäre ein Umzug des Begasbrunnens. Deshalb wird in diesem Punkt Regula Lüscher versuchen hart zu bleiben um sich diesem druck nicht auszusetzen.

  • @ Libero:
    "Ich hätte eine Verwendung (für die Königskolonaden), aber die haut ihr mir kollektiv um die Ohren..."


    Grandiose Idee! Das würde dieser an Monumenten so armen Stadt ein kleines Stück mehr Pep geben.
    Mich hast Du dabei auf Deiner Seite! :daumen: :lach:
    Die Kolonaden müßten natürlich deutlich verlängert werden.
    Und dann das Problem mit der Brückenstatik...
    Aber muß die Brücke wegend der neuen Staßenführung nicht ohnehin grundlegend geändert werden?

  • Müsste schon. Die Idee, die Mühlendammbrücke wieder Kolonnaden (von lat. comlumna=die Säule) zu versehen ist charmant, auch weil historisch. Ich glaube eher, dass eine Arkadenbebauung (von lat. ars, arcis=der Bogen) sinnvoll ist, da eine solche Bebauung im Sinne einer living bridge auch nutzbare Läden haben sollte. Es kann ein Aussichtsplatz frei bleiben, um den Blick Richtung Dom zu geniessen.


    Mit 50 bis 60.000 Autos p. Tag ist dies aber nicht zu machen.

  • ^^ Reinhard: Tja wir werden noch Freunde ;) Das wäre ein kompletter (Disney-Land) Neubau der Brücke, aus verschiedensten Gründen vollkommen unrealistisch. Ein altes neues Wahrzeichen wärs aber.


    Konstantin: Ich hätte von Dir jetzt aber eine derartigen Verriss erwartet, dass mich deine geduldige und genügsame Reaktion, die auch noch konstruktiv ist, sehr überrascht. :) Der mühlendamm war im übrigen über Jahrhunderte mit Häusern bebaut. Insofern ist die Wiederbebauung (Ob Kolonnaden, Arkaden oder andere Hausaufbauten) in der Tat charmant.


    #Autoverkehr: Man muss mal Angebote schaffen, dass durch die Mitte am Mühlendamm 50.000 und an der Karl-Liebknecht ca. 35.000 Autos nicht mehr täglich fahren müssen. Dazu braucht es vor allem konkrete, belastbare Mitte-Umgehungen im Norden und Süden (nein kein Tunnel unter der Mitte). Ein Ansatz wäre ein Tunnel mit Spangenfunktion unter dem Luisenstädtischen Kanal (der historische, inzwischen zugeschüttete Aushub des Kanals bietet Platz für 2x2 Fahrspuren und der Kanal würde anschließend wieder gedeckelt, Rampen am Kraftwerk und zwischen Oranien und Ritter) sowie die Verlängerung des Tiergartentunnels zur Bernauer (Rampe Julie-Wolfthorn-Straße und damit Ringschließung).



    Quelle: Mapbox/Openstreetmap, sharing und einbettungsgestattet, Kartenbearbeitung: Ich


    Damit genug an teuren spinnerten Ideen (für heute). Aber die Frage des Durchgangverkehrs ist für die Mitte und auch für Karl-Liebknecht und Getrauden entscheidend. Daher hier gepostet. Im übrigen ist das auch die Antwort darauf, warum der Schwenk zur Rosa-Luxemburg durchgeführt werden könnte bzw. sollte: Keine Durchgangsgeraden in Mitte, die Karl-Liebknecht wäre mit einem Stich am Bahndamm versehen, die Getrauden/Gruner bekäme den Schwenk am Molkenmarkt. Ergebnis: Weniger Verkehr, wenn es denn Ausweichmöglichkeiten gibt.

    7 Mal editiert, zuletzt von libero ()

  • ^ Bitte nicht auch noch zusätzliche mehrspurige Straßen mitplanen, die die Stadt noch mehr zerschneiden (dass die Stadt für teure Tunnel kein Geld hat, dürfte klar sein). In der Frankfurter Altstadt ist der Rückbau der Berliner Straße ohne des Dreifachen an zusätzlichen mehrspurigen Straßen woanders geplant. Wenn der Straßenausbau die Verkehrszunahme generierte, muss es auch in die umgekehrte Richtung gehen.


    Und dennoch - etwa vom Schloß zum Dom über die mehrspurige Straße zu laufen, ist der reinste Horror - genauso östlich der Spree. Wie die Berliner Straße in Frankfurt ist diese Straße da eine der größten Belastungen der (wiederentstehenden) Berliner Altstadt. Nach dem Rückbau kann man viele schattenspendende Bäume anpflanzen. Die Straßenbahn am Südrand des MEF wird zusätzliche Ost-West-Verkehrskapazitäten schaffen (wie auch die U5) - Berlin ist weder Chicago noch Los Angeles, sondern immer noch eine europäische Stadt.


    Hat die frühere Brücke solche Kolonnaden gehabt, wie darüber gezeichnet? Berlin verbindet man kaum mit Living Bridges - die Kolonnaden könnte man z.B. als Straßenbahn-Haltestellen MEF/Nikolaiviertel verwenden? (Mit Wartebereichen, Kiosken usw. - die würden dann die Plattenbauten am Nikolaiviertel-Nordrand weniger sichtbar machen.)

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • ^^Ich weiß jetzt gar nicht warum mehrspurige Straßen in dem Vorschlag was zerschneiden: Luisenstädtischer wär ein Tunnel, ebenso eine Verlängerung des Tiergartentunnels, gerade um in Mitte die Autobahnen Karl-Liebknecht und Getrauden/Gruner zurückzubauen.


    PS: Bebauung Mühlendamm um die Jahrhundertwende sowie hier als Link die Vorgängerbauten:

    Quelle Wikimedia, Gemeinfrei

  • @ Bau-LCfr :
    Dir fehlt die Ortskenntnis. Keine der breiten Straßen im Bereich um den Alex und des MEF dienen nur der Anlieferung dieser Bereiche. Es sind allesamt Hauptverkehrsachsen im gesamtstädtischen Straßennetz. Da die Ost-West Verbindungen, zumal die zentrumsnahen, immer noch schlecht sind, muss alles was aus Richtung Ost und Nordost kommt, mitten durch das Stadt Zentrum fahren. Wer von Wilmersdorf nach Lichtenberg muss, fährt durch die Leipziger, also mitten durch das Zentrum. Verschmählerung geht da nicht so ohne Weiteres, es sei denn man möchte vor allem den Berliner Osten aber auch die Gesamtstadt bewusst ökonomisch schädigen.
    Die von libero dankenswerterweise eingestellten Bilder lösen bei mir keinerlei Sehnsucht nach Rückkehr der damaligen architektonischen Strukturen aus.

  • Verschmählerung geht da nicht so ohne Weiteres, es sei denn man möchte vor allem den Berliner Osten aber auch die Gesamtstadt bewusst ökonomisch schädigen.


    Da Du auf internationale Vorbilder hinweist - in London musste man die Straßen nicht schmaler machen, weil sie in der Innenstadt auch nach den WK-Zerstörungen nicht breiter gemacht wurden. Dem Stauproblem wird dort alternativ mit der City-Maut begegnet - eine ökonomische Schädigung der Stadt ist nicht zu beobachten, eher umgekehrt.


    Verkehrsschneisen durch die Altstadt sind ein Planungsrelikt der 1950er (wie die Berliner Straße in Frankfurt), spätestens in den 1970ern wurde damit aufgehört - seitdem werden nur noch frühere Fehler korrigiert. Was war das noch einmal mit der Botschaft, Berlin sei auf dem Weg zur zukunftsfähigen Metropole? Mit der Straßenbahn (wie sie derzeit in Paris und vielen größeren Städten Frankreichs/Italiens/Spaniens gebaut werden) und dem Straßenrückbau würde man tatsächlich solche Botschaft senden. Mir reicht die Kenntnis der Erinnerung, was für Hindernis für Fußgänger die Straße darstellt - in die Ost-West-Richtung bin ich jedesmal mit der S-Bahn/U-Bahn flott vorwärts gekommen. (Oder auch mit der Strab, die haben wir öfters genommen, auch in der Ost-West-Richtung.)


    Von den verlinkten Bildern würde ich eher den früheren Stand als das 19. Jh. (wovon auch in Berlin einiges erhalten blieb) als Vorbild für die Areal-Neubebauung sehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • ^^Es ist ja unstrittig, dass beide Schneisen zurückgebaut werden müssen. Das steht aber im Widerspruch zu den aktuellen Zahlen und die Politik (CDU) als auch IHK sträuben sich hartnäckig. Wenn der geplante Rückbau der Gertrauden auf (hab gerade nachgeschlagen, es sind) 40-44 Meter als Erfolg gefeiert wird, dann läuft bei der Straßenplanung in Mitte grundsätzlich einiges schief, weil sie autogerecht geplant wird. Und auch der Schwenk zu Rosa-Luxemburg mit dem Argument verhindern zu wollen, dann müsse man abbiegen, spricht eher für eine autofreundliche Innenstadt. Das ist Murks. Die Hauptverkehrsachsen in Mitte dürfen meiner Meinung nach max 30 Meter breit aber viel lieber max 22m breit sein (Leipziger ist da genausobreit wie die Rosa-Luxemburg) - was kaum zu diskutieren in Reichweite ist zur Zeit.


    Durch Berlin Mitte laufen BundesStraßen 1 (Aachen-ehemals bis Königsberg) 2 (München-Stettin) und 5 (Hamburg-Frankfurt/Oder-ehemals Breslau). Die genannte Berliner Straße in Frankfurt ist hingegen weder Bundesstraße noch hat diese überregionale Verbindungsfunktion.


    Das große Dilemma, um wesentliche Teile des Verkehrs von der Mitte abzuhalten ist in der Tat der Mangel an zentrumsnahen Ost-West-Alternativen, wie Kleist schrieb und vor allem die ungeschlossenen Ringfunktionen: Der Verkehr kann weder derzeit am Stadtring (nach Süd, wird durch Autobahnbau geschlossen), noch am inneren Ring im Norden (Invaliden ist Nadelör) noch stadtnah von der Mitte im Süden ferngehalten werden (Heinrich Heine und Prinzen sind hoffnungslos überlastet). Ergo: alles durch die Mitte. Wenn die Mitte eben in Zukunft nicht von diesen Schneisen zerschnitten werden soll, dann muss da großräumig Abhilfe geleistet werden. Die Getrauden zu überqueren ist wirklich lebensgefährlich zur Zeit (vor allem mit dem ungesicherten Parkmittelstreifen). Und die Karl-Liebknecht kann man erst gar nicht zwischen Spandauer und Stadtbahnviadukt auf ca. 400m Länge überqueren. Im Zentrum der Stadt wohlgemerkt.


    2008 hat der ADAC einen Tunnel von Unter den Linden bis Stadtbahnviadukt vorgeschlagen. Technisch nicht mehr zu realisieren (wegen U5) und Rampen am Stadtbahnviadukt und vor der Oper sind nun wirklich nicht zu befürworten. Eine etwaige Schlossumfahrung - wenn sie denn kommen sollte - wird für Mitte konditionieren (und einen Verkehrskollaps ersten Ranges auslösen) und allen Beteiligten hoffentlich ein Einsehen schenken, dass es (mehrere einmal Nord und einmal Süd) zentrumsnahe Mitteumfahrungen geben muss und die störungsfreie schnelle Durchfahrtsfunktion Karl-Liebknecht eh hinfällig wird.

    2 Mal editiert, zuletzt von libero ()

  • ... morgen Vormittag habe ich einen Termin in Strausberg, östlich von Berlin. Ich fahre direkt von Zuhause (Schöneberg) los. Um dort hinzukommen, ist der mit Abstand kürzeste und schnellste Weg über die Leipziger / Gertrauden Straße / Mühlendamm / Grunerstraße und dann weiter mitten durch die Stadt.


    In London dienen die zentrumsnahen Straßen eher nicht dem stadtweitem Transit. Und London hat eine ganz andere Stellung als Berlin. Eine Citymaut würde nur eine Zweiklassen Gesllschaft unter den Autofahrern hervorrufen.
    Deswegen kein Rückbau von Straßen und kein Neubau von Staufallen. Autos gehören zum Selbstverständnis unserer Gesellschaft und sind kein Teufelszeug, was zurückgedrängt werden müsste. Über die Architektur einer eventuellen Bebbauung werden wir uns sowieso nicht einig. Die Butzenbuden, die Du so nachbauenswert findest, würde ich lieber in der Vergangenheit belassen.


    ^^Es ist ja unstrittig, dass beide Schneisen zurückgebaut werden müssen. ...


    ...keinesfalls ist dies unstrittig.

  • ^^Okay. Verstehe, dann Formuliere ich um: "Es ist ja unstrittig, dass die Mehrheit auf dem Board für ein Rückbau beider Schneisen ist". Also ich seh wie beschrieben zum Rückbau mit mittelfristiger Etablierung belastbarer Mitteumfahrungen (Verlängerung Tiergartentunnel und Luisenstadttunnel) keine Alternative. Mal abgesehen davon, dass Du von Schöneberg nach Strausberg zukünftig über diese Route fahren solltest.

    2 Mal editiert, zuletzt von libero ()

  • Autos gehören zum Selbstverständnis unserer Gesellschaft und sind kein Teufelszeug, was zurückgedrängt werden müsste.


    Weder noch, bloß innenstädtische Belastung, weswegen die meisten Städte auf andere Konzepte setzen. Die Straßen um MEF entstammen dem Konzept der autogerechten Stadt, von dem man bereits seit dem Ende der 1950er weiß, dass es nicht funktionieren kann - und auch eine ähnlich breite Ersatzstraße etwas weiter ist keine Abkehr davon.


    Dann bitte nicht über Zukunftsbotschaften reden, sondern die Sache beim Namen nennen - urkonservatives Festhalten an einer Zeit, in der meine längst verstorbenen Großeltern noch jung waren. Diese rückwärtsgewandte Einstellung soll durch Glas, Stahl und Beton in der Altstadt-Gebäudegestaltung kaschiert werden - auch ein uraltes Konzept, dieses hat man sogar bereits in der letzten Dekade des Sozialismus überwunden. Die in der Wikipedia so bezeichnete Investorenmoderne wird nicht mehr blind überall verwendet - wo es in einer Altstadt geht, wird gerne rekonstruiert, das ist ein Zeichen der Zeit. (Diesmal als Beispiel eine geplante "Butzenbude" in Duisburg, auch dort werden die vor einem halben Jahrhundert gemachten Fehler langsam erkannt.)

  • Autos gehören zum Selbstverständnis unserer Gesellschaft und sind kein Teufelszeug, was zurückgedrängt werden müsste. Über die Architektur einer eventuellen Bebbauung werden wir uns sowieso nicht einig. Die Butzenbuden, die Du so nachbauenswert findest, würde ich lieber in der Vergangenheit belassen.


    Es geht sicher nicht um das generelle Zurückdrängen von Autoverkehr, als vielmehr um das sinnvolle Verlagern von Durchgangsverkehr auf dafür geeignete Umgehungsstraßen. Autobahnähnliche Verkehrsschneisen gehören nunmal nicht in ein urbanes Stadtzentrum. Von unnötigen Umweltbelastungen in der Innenstadt ganz zu schweigen.


    Sicher muß und wird man über die Architektur einer eventuellen Bebauung streiten. Allerdings die Vorkriegs- als auch die von Libero vorgeschlagene Neubebauung als "Butzenbuden" zu bezeichnen entspricht weder den Tatsachen, noch kann das als wirklich ernstzunehmendes Argument gelten.


    Dort gab es vor dem Krieg keine mittelalterlichen Gebäude (außer den Kirchen) mehr auf die der unsachliche Begriff überhaupt zutrifft, nichtmal mehr am Marienkirchplatz. Es gab kein altes Rathaus mehr und auch keine Gerichtslaube.
    Wenn man sich den Gebäudebestand mal in Erinnerung ruft, so fallen mir die repräsentanten Häuser (mit Torcharakter) an der heutigen Liebknechtbrücke, das Postamt an der Heiliggeiststraße und das C&A Kaufhaus am heutigen Standort des Alea ein, um nur einige zu nennen. Der überwiegende Gebäudebestand war in diesen Größenordnungen dimensioniert.


    Der Vorschlag von Libero hält sich an diese Dimensionen und verwendet z.B. die Gerichtslaube nur zu einer möglichst attraktiven Stadtmöblierung.


    Wenn man als außenstehende, neutrale Person von "Butzenbuden" in einem nicht wohlwollenden Zeitungsartikel lesen würde, könnte man auf den Gedanken kommen, daß es sich um den Aufbau einer mittelalterlichen Fachwerkaltstadt handelt...


    ...und das wäre in diesem Zusammenhang dann Blödsinn.



    Gruß, Jockel HB