Wilhelmstraße - Plattenbaumoderne vs Neubebauung

  • Dieses Gebiet bildet seit 24 Jahren nicht mehr den Stadtrand von Ostberlin sondern wieder die Mitte von Berlin.


    Auch dies ist augenscheinlich an einigen hier vorübergegangen.


    Die Realisierung des Patzschke-Entwurfes bedeutete endlich die notwendige Initialzündung für das Ende dieses Stachels im Fleische gedeihlicher Quartiersentwicklung in Gestalt dieser häßlichen Trabantensiedlung.

  • Neben dem Moltkemarkt haben wir hier im Forum (beim Echten Berliner) auch ein Engelsforum. Da schwebt sie ein, die himmlische Rettung!

  • Molktemarkt bitteschön. :) Engelsforum ist für mich die sprachästhetische Transzendierung des schnöden Begriffes Marx-Engels-Forum. Paßt auch gut zum Heiligen-Geist-Viertel. So hieß dieser Bereich ja früher, wa?


    PS: Aber der Patzschke-Bau wäre schon ein ziemlicher Hammer. Der würde diese Gegend enorm aufwerten und einen starken Stempel in Berlin hinterlassen. Kann man halt sagen, was man will, diese historisierenden Paradebauten sind das eigentliche Schauspiel heutiger Architektur. Da fällt die Kinnlade runter und man ist beeindruckt. Das schaffen nur selten moderne Bauten, zumindest heute, wo die Moderne recht abgewirtschaftet ist. Da fallen mir nur Bauten wie die DZ-Bank ein, die beeindrucken. Oder noch der Bahn-Tower und das Band des Bundes.

  • Leider auch nicht Molktemarkt, sondern MOLKENMARKT!
    Als echter Berliner sollte man das aber drauf haben, bevor man andere belehrt ;)
    Hier kann man lesen, woher der Name kommt:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Molkenmarkt#Name


    Laut Tagesspiegel gibt es wohl eine sichere Rechtsgrundlage für den Auszug der letzten widerständigen Mieter. Der Senat unterstütze den Abriss und Neubau einer teuren, repräsentativen Wohnanlage. Die Baugenehmigung solle noch modifiziert werden, mit dem Abriss sei wohl dieses Jahr zu rechnen:


    http://www.tagesspiegel.de/ber…tatt-platte/11335828.html


    Der Patzschke-Entwurf hat was von Karl-Marx-Allee. Vielleicht kommt man ja auf den Geschmack und ersetzt die anderen Plattenbauten sukzessive durch solche Patzschkes. Dann sieht es zumindest wieder aus wie eine Regierungsmeile...

  • ^ "Molkenmarkt" heißt das Ding. Wo hast Du denn das "t" her, Echter Berliner?


    Ansonsten finde ich, ein Abriss von Edelplatten in der Wilhelmstraße zugunsten eines Patzschke-Neubaus hätte etwas wunderbar Ironisches: Diese Platten sind der Versuch eines postmodernen Zitates der historischen Bebauung auf DDR-Niveau. Patzschke versucht nun anscheinend einen postmodernen Fake der historischen Bebauung auf BRD-Niveau (also mehr Geld, aber genauso wenig Geschmack). Und nach dem, was seine Zeichnungen erahnen lassen, erinnert das Ergebnis an den Zuckerbäcker-Stalinismus der Marx-Allee – nur eben nicht für Arbeiter konzipiert, sondern für die Crème der Bourgeoisie. "Mein Gott ist das beziehungsreich, ich glaub' ich übergeb mich gleich!" (R. Gernhardt)


    @ Rotbewerter:


    Es soll hier um Architektur gehen, nicht um rechts/links. Aber über was anderes als über Architektur schreibe ich denn? Und was hat mein Beitrag mit rechts/links zu tun? Weil ich schreibe, dass Patzschke hier Zuckerbäckerstil für reiche Leute bauen will? Ach, Gottchen, so eine unglaubliche Aussage muss man aber wirklich sofort bestrafen!

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  • Naja, wenn die neue Wohnung dann 500€ mehr kostest und in der Pampa liegt hast du ja auch nicht viel davon. Wer weiß.


    3 Jahre Bauzeit für den Neubau erscheinen mir doch recht viel. Es wird ja kein Hochhaus o.ä. Vielleicht dauert der Bau der Tiefgarage aber schon ein Jahr wegen des Grundwassers?

  • Ich erinnere an den Luisenblock, das hat auch ziemlich lang gedauert, bis der endlich leer war, da wurde geklagt bis zur letzten Instanz.
    Ich denke, das wird sich also noch etwas hinziehen. Und nachdem noch 40 Parteien dort wohnen, spielt es schon eine Rolle ob man 10 000 oder 50 000 Euro zahlen muss, geht ja schließlich alles vom Gewinn weg.
    Ob das Projekt dann wirklich so umgesetzt wird, wird sich zeigen. 250 Mio Investitionskosten sind selbst für ein boomendes Berlin kein Selbstläufer. Ich bin da noch nicht so überzeugt.


    10.000 Euro sind nicht so viel. Die, die jetzt noch dort wohnen, sind bestimmt auch schon seit Jahren dort und zahlen entsprechend wenig Miete. Neue Wohnungen zu finden, wird da nicht so leicht sein und wenn man mal in der Lage 20 Jahre und länger gewohnt hat, ist alles außerhalb des S Bahnringes schon gefühltes Polen.:lach:


    Andererseits war klar, dass mit dem Verkauf des Gebäudes, dieses Szenario absehbar war.

  • Weeß nisch...Etwas mehr Kleinteiligkeit hätte ich besser gefunden. Der eine Koloss weicht dem anderen (wenn auch ansehnlicheren) Koloss. Dieser hat eher was von Central Park West. Dafür ist die Straße zu klein. Und sie wird eines Tages hoffentlich noch kleiner/schmaler. Aber jut, noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. "Palais Berlin" ist mal wieder sehr einfallsreich. Aber passt zur Mall of Berlin.


    Mit 46 Erstbezieher? Waren das nicht die Platten für die Parteibonzen? Nicht schlecht, wenn man sich gerade mal(?)/noch nicht(?) volljährig sone Bude leisten konnte/zugestanden bekam. Früher war eben alles besser.

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  • Was ich nicht ganz verstehe, warum sich die Investoren dieses Theater antun, wenn es doch noch direkt nebenan unbebaute Flächen gibt. An der Getrud Kolmar Straße beispielsweise. Wie sind denn da die Besitzverhältnisse und Pläne? Weiß das einer?

  • Ohne die Besitzverhältnisse im Einzelnen zu kennen, würde ich mal ganz kess und intuitiv annehmen, dass sich der Block in der Wilhelmstraße 56-59 im Eigentum des Investors befindet und die Grundstücke in der Gertrud-Kolmar-Straße eben nicht ;)

  • Man kann nur hoffen, dass man sich endlich ran macht und diesen schmuddeligen Ort endlich aufwertet. Dies wird mit den DDR-Platten nicht zu machen sein. Es wird nötig sein, die alte Straßenbreite wiederherzustellen und den Blockrand wiedererstehen zu lassen. Dann ist schon viel gewonnen.


    Zum Glück hat mit der Mall jetzt der Funken gezündet, der die ganze Gegend nachhaltig verändern wird. Sowohl von Nord wie von Süd wird es den Platten nun an den Kragen gehen, einfach weil in dieser Toplage der Investitionsdruck steigen wird, allein schon, die Grundstücksflächen besser auszunutzen wie bisher. Und auch wenn es hart klingt, dieser Ort in der Lage ist nun mal nicht der richtige Ort für Sozialwohnungen.


    Es ist die Toplage überhaupt. Und so viele Grundstücke gibt es in Mitte von der Qualität nicht mehr, so dass sich die Investoren darum reißen werden.


    Ich hoffe, der Patzschke kommt dann auch mal so wie auf den Skizzen. Leider ist es oft so, dass er gefühlt dreißig Mal überarbeitet wird und mit jeder Überarbeitung an Qualität verliert. Ich hoffe, Frau Lüscher hält sich hier mal raus und uns bleibt der hundertste Schinkelplatzentwurf in Mitte erspart.

  • Mhm - ich finde den dargestellten Entwurf ziemlich banal...


    Aber wie schon im Thread zum Hauptbahnhof steht, muss man wohl damit klarkommen, dass das meiste, was errichtet wird einfach bloß Hintergrundrauschen sein will für die Highlight-Solitäre... - gut - das Gebäude wird aber wohl ziemlich kitschig - und das als Hintergrund für das Holocaust-Mahnmahl... - da fand ich die Platte irgendwie "echter" - nicht so heile-Welt-spießbürgerlich...

  • ... ein IMHO furchtbarer Entwurf, da ist mir der Bestands Plattenbau symphatischer.


    Weder die Fassaden noch die Fenstergestaltung finde ich akzeptabel. Das ist Altherrenarchitektur und m.E. noch nicht einmal besonders gelungene. Daumen runter.

  • ...und das als Hintergrund für das Holocaust-Mahnmahl... - da fand ich die Platte irgendwie "echter" - nicht so heile-Welt-spießbürgerlich...


    Es ist nicht das Grundstück direkt hinter dem Mahnmal. Das Grundstück Wilhelmstr. 56-59 befindet sich auf der rechten Seite der Wilhelmstr. wenn man von der Leipziger kommt. es ist der Block zwischen Behrenstraße und Französischer Straße. Für das Grundstück direkt hinter dem Mahnmahl geistert hier dier der Entwurf von Christoph Langhof durchs Forum.


    http://www.deutsches-architekt…hp?p=443719&postcount=168

  • Es ist nicht das Grundstück direkt hinter dem Mahnmal. Das Grundstück Wilhelmstr. 56-59 befindet sich auf der rechten Seite der Wilhelmstr. wenn man von der Leipziger kommt.


    Danke für die Klarstellung!!! - Puh... ;)