Wohnquartier Mittelbereich Lehrter Straße | Europacity

  • . Das Resultat dieser generationenlangen Selbstentmündigung der Nutzer von Architektur schlägt uns tagtäglich entgegen, sobald wir die Haustür verlassen. Um diesem demütigen Verstummen vor den Bauschaffenden ein Ende zu setzen, wurde dieses Forum gegründet.


    Von Demut sind viele Diskutanten hier in der Tat weit entfernt. Es herrscht eher unbegrenzte Überheblichkeit und die eigenen Ansichten werden als allgemeingültige Wahrheit gesehen.


    Die Theorie die bösen Architekten hätten die letzten 100 Jahre gegen die Bauherren und das ohnmächtige Volk ganz schreckliche Sachen gemacht halte ich für wenig plausibel.

  • ^also ich weiß nicht - ich brauch nur aus dem Fenster zu schauen und finde sofort vielfache Bestätigung für diese Theorie... :D

  • Von Demut sind viele Diskutanten hier in der Tat weit entfernt. Es herrscht eher unbegrenzte Überheblichkeit und die eigenen Ansichten werden als allgemeingültige Wahrheit gesehen.


    Warum immer diese allgemeinen Urteile bezüglich des geistigen Zustands der Benutzerschaft?


    Der Entwurf ist nun mal ein Tabubruch. Ich finde ihn wirklich furchtbar. Schon auf dem Plan wirkt die Anlage wie ein Fremdkörper im Stadtgefüge. Diese entstehenden "Funktions-" (was soll das überhaupt sein?) und "Eingangshöfe" in den Ecken zur Straße sind völlig sinnfrei und ohne Aufenthaltsqualität. Dafür bekommt man dann auch noch diese zusammengequetschten Innenhöfe, reine Platzverschwendung.
    Wie das von der Straße aussieht, ist auch kein Geheimnis. Genauso wie die unzähligen Wohnanlagen in Zeilenbauweise die schon existieren.
    Das bewusste ignorieren des Straßengefüges ist reine Provokation. Dafür gibt es keinerlei Notwendigkeit.

  • Wohin es führt, wenn sich die Öffentlichkeit aus dem Baugeschehen heraushält und dieses den Fachleuten überlässt, haben wir in Deutschland in sechzig Nachkriegsjahren auf erschütternde Weise erfahren.


    Kann ich so unterschreiben.
    Zu der Anmerkung, hier im Forum gäbe es fachfremde Besserwisser und Wichtigtuer: Ja, natürlich, das liegt in der menschlichen Natur. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch diese Leute ein Mitspracherecht haben.

  • Ich halte die überbordene Kritik an der Häuseranordnung für völlig unangebracht.
    Darf denn nur noch im klassischen Blockrand gebaut werden, immer ? Es muss auch nicht an jeder Ecke Matte Macciato getrunken werden, dafür gibt es genügend Orte in der Stadt und sicher auch einige im neuen Viertel. Ich begrüße die Anordnung der Blöcke ganz ausdrücklich, sie bringen etwas Abwechslung in die ohnehin nicht allzu gewagt erscheinende Planung des Viertel.

  • Schwache Argumentation, Kleist. Der Umkehrschluß stimmt selten.


    Der Blockrand passt hier einfach wegen seiner Einbindung in den Stadtgrundriss, nutzt den Grund und Boden besser aus und produziert bessere, effizientere und lebensnähere Grundrisse.


    Bei dem Zickzack-Entwurf besteht der Effekthascherische Drang unbedingt etwas anders machen zu wollen. "Mal was anderes", "ist doch ganz lustig", "etwas Abwechslung" oder "ganz witzig" sind aus meiner Sicht keine rationalen Argumente für oder gegen Stadtplanung. Schliesslich möchten die Leute, die da künftig wohnen, nicht jeden Tag über den gleichen Witz lachen.

  • Ich wohne in der Nähe auf dem Moabiter Werder in einer Wohnanlage die ähnlich konzipiert ist. Alle Nachbarn mit denen ich mich bisher unterhalten habe wohnen gern hier und sehen die großzügigen Grünflächen nicht als Platzverschwendung.


    http://www.stadtentwicklung.be…0_moabiter_werder_700.jpg


    Dafür bekommt man dann auch noch diese zusammengequetschten Innenhöfe, reine Platzverschwendung.
    Wie das von der Straße aussieht, ist auch kein Geheimnis. Genauso wie die unzähligen Wohnanlagen in Zeilenbauweise die schon existieren.
    Das bewusste ignorieren des Straßengefüges ist reine Provokation. Dafür gibt es keinerlei Notwendigkeit.


    Wie es von der Straße aussieht ist in der Tat kein Geheimnis denn es gibt ja entsprechende Bilder in der Präsentation von Sauerbruch-Hutton (Seite 17). Es soll eine Mauer an der Straße gebaut werden und die schmalen Lücken zwischen den Gebäuden sind mit Glas verschlossen.
    http://www.lehrter-strasse-ber…foveranstaltung140210.pdf

  • ^*lautlach*. Dass die Bewohner lieber allein im Park Wohnen hat niemand bezweifelt, bei einer wachsenden Stadt ist aber ein effizienter Umgang mit Grund und Boden vorrangig und nicht das Wünsch-Dir-Was der Bewohner.

  • Lustig, ich dachte ich sei hier der "Sozialist" und jetzt willst du den Bauherren und Bewohnern die Grünflächen verbieten.

  • ^^... ob Du es glaubst oder nicht lieber Konstantin, die Stadt wird für die Bewohner gebaut. Dementsprechend sollten deren Wünsche berücksichtigt werden. Und die sind nicht einheitlich. So dass es alle möglichen bevorzugten Wohnformen innerhalb der Stadt gibt. Das gilt auch und gerade auch für die jetzt von Sauerbruch Hutton vorgelegten Entwürfe, die ich sehr begrüße.


    Effizienter Umgang mit Grund und Boden. Wenn dem so wäre, müsste man hier wie in Hongkong bauen. Wenn wir etwas im Überfluß in Berlin und Umgebung haben, dann ist es Platz.

  • Ich wohne in der Nähe auf dem Moabiter Werder in einer Wohnanlage die ähnlich konzipiert ist. Alle Nachbarn mit denen ich mich bisher unterhalten habe wohnen gern hier und sehen die großzügigen Grünflächen nicht als Platzverschwendung.


    Das geht den Menschen in Hellersdorf Nord nicht anders. Muss man deswegen den Innenstadtbereich genauso gestalten? Ich denke hier gelten durchaus noch ein paar andere stadtplanerische Ansprüche, als nur ländliches Idyll für die Anwohner.

  • [QUOTE=Chandler


    Die Theorie die bösen Architekten hätten die letzten 100 Jahre gegen die Bauherren und das ohnmächtige Volk ganz schreckliche Sachen gemacht halte ich für wenig plausibel.[/QUOTE]


    Weder habe ich meine These auf die letzten 100 Jahre bezogen noch habe ich von einem ohnmächtigen, durch "böse" Architekten kujonierten Volk gesprochen. Es ging mir nur um die bedauernde Feststellung, dass der architektonische Diskurs nach dem Zweiten Weltkrieg hierzulande aufgrund einer desinteressierten Öffentlichkeit jahrzehntelang darniederlag und damit die ökonomischen und konstruktiven Parameter des Bauens allbeherrschend wurden. Diese Feststellung hat nichts mit Wutbürgertum zu tun noch will sie einen ganzen Berufsstand diffamieren. Sie ist eine von vielen Zeitgenossen geteilte Beobachtung, die natürlich nicht in Abrede stellt, dass es auch in dieser Zeitspanne und auch in Deutschland eine Menge genialer Architekten gab, die Richtungsweisendes gebaut haben.

  • Eine GFZ von unter 2,5 hat - im Regelfall - innerhalb des S-Bahn-Rings nichts zu suchen. Dass sich das viele Bewohner wünschen bzw. bewahren wollen, was vor dem Mauerfall existierte, ist menschlich, nachvollziehbar und bekannt.


    Stadtökologisch, stadtökonomisch und nach dem gesunden Menschenverstand ist das aber Ressourcenverschwendung erster Güte, die sich ggf. Bahrein oder Abu Dhabi leisten kann, nicht aber die klamme Pleitehauptstadt Deutschlands.


    Wir stehen doch z. Zt. vor der Frage ob wir für unsere wachsende Bevölkerung neue Bezirke auf der grünen Wiese aufmachen (und damit massiv Natur zerstören und Milliardenkosten für Erschließungskosten produzieren) oder im Innenbereich entscheidend verdichten. In dieser Abwägung bin ich aus unterschiedlichsten Gründen für die Nachverdichtung, auch wenn das ein Ende des lauschigen Flaschenbieres unter der Herthaflagge in so manchem Kleingarten und den einen oder anderen verschatteten Balkon in der Zeilenbebauung der Nachkriegszeit bedeutet. Dass die Nutzer dieser anachronistischen Einrichtungen am althergebrachten festhalten und jede veränderung der UN-Menschenrechtkommission melden wollen ist heutzutage klar. Das macht es aber nicht vernünftiger, da Stadtpolitiker für die ganz Stadt entscheiden müssen, und nicht nur für die Partikularinteressen der o.g. Zeilenbauten.


    "Die Grünflächen verbieten" will hier niemand, eine Nachverdichtung bedeutet keinen Abschied von Grün in der Stadt, sehr wohl aber vom Adieu an so manches völlig sinnlosem Abstandsgrün, das für die Bewohner bestenfalls als Eispapierfänger taugt.

  • Persius
    Ich bin nun auch nicht alt genug um dabei gewesen zu sein. Ich glaube aber, dass etwa in der Umgebung meines derzeitigen Wohnortes die Projekte Hansaviertel (IBA), die Bebauung am Zoo und am Ernst-Reuter-Platz seinerzeit sehr wohl intensiv öffentlich diskutiert wurden.


    Ich habe immer den Eindruck es werde hier unterstellt, dass die Menschen damals eigentlich gewollt hätten, dass weiterhin so gebaut werde wie vor dem ersten Weltkrieg. Wenn das so wäre dann wäre dies aber gewiss auch geschehen.


    tel33
    edit: hatte den Teil bezüglich Treppenstraße in Kassel während deiner Antwort wieder herausgelöscht weil es ja doch recht weit weg vom Threadthema war.

  • ^nicht nur in Berlin wurde nach dem Krieg großflächig planiert und nachzerstört - das ist bekannt. Kassel ist da in der Tat ein ziemlich eindrückliches Beispiel.

  • ^^Ich kann mich an keine Volksabstimmung über Städtebau oder Architekturstil erinnern. Die wenigen Bürgerbefragungen gehen meist zugunsten des Alten aus. Selbst Stadtratsbeschlüsse zum Abbruch von Altbauten sind vor 1989 im Regelfall knapp ausgefallen, nicht selten ist damit Schlimmeres verhindert worden.

  • Notiz am Rande: Die in den Plänen zur Lehrter Straße hin sichtbare "Mauer" ist eine bereits existierende Klinkermauer die meines Wissens nach zumindest teilweise unter Denkmalschutz steht.


    Auf diesem Foto sehr gut zu sehen:
    http://ziegelstempel.files.wor…sse-23-25-mauer.jpg?w=640


    Einerseits begrüße ich den erhalt der Mauer... aber das Bild zeigt doch auf eine weise recht gut wie der Straßenzug mit bebauung hinter der Mauer aussehen wird. Nämlich ziemlich abgeschirmt. Beinahe entsteht der eindruck einer gated community.


    Die Lehrter Straße ist im hinteren Ende fast eine art Mikrokiez mit Cafe, Bar und Kultur. Der ewig lange, vollkommen trostlose vordere Bereich jedoch wird durch die geplante Bebaaung hinter der Mauer kaum an Leben gewinnen. Nur an Verkehr.

  • @ Chandler
    Da hast du natürlich recht, spektakuläre Wiederaufbauprojekte wurden mit gebührender Aufmerksamkeit verfolgt. Aber was den massenhaften Wiederaufbau betrifft, war in Deutschland in der Öffentlichkeit schon eine gewisse Ratlosigkeit und Gleichgültigkeit verbreitet, was unter zeitgemäßem Bauen zu verstehen sei. In anderen Ländern hatte es keine so tiefgreifende Unterbrechung gegeben, und die Architektur der 50er Jahre konnte an die der 30er Jahre nahtlos anknüpfen. In Deutschland dagegen verlegte man sich auf ein ziemlich einfältiges Nachahmen ausländischer Leitbilder, die Propagierung bestimmter Architekturformen dagegen hätte nach der NS-Zeit als anrüchig gegolten und wurde umgangen. Ich glaube nicht, dass die Bevölkerung sich eine irgendwie historisierende Architektur gewünscht hätte. Vielmehr blendete sie das zeitgenössische Architekturschaffen aus ihrem Bewusstsein aus und beschäftigte sich - soweit historisch gebildet - umso mehr mit Gotik und Barock. Desto mehr Respekt verdienen die begabten, aber ohne bewusstseinsmäßigen Rückhalt in der Bevölkerung agierenden Architekten dieser Jahrzehnte.

  • ^Und man darf nicht vergessen, dass viele dieser Bauten der Bevölkerung als "Temporärbauten" zur Linderung der Wohnungsnot verkauft wurden.

  • Das Problem bei dem Entwurf sind ja nicht die Grünflächen sondern deren Anordnung und Aufteilung. Ich kann diesem Zerhackstückeln in ein par m² dort ein par m² dort vor der Tür gerade zur Straßenseite hin nichts abgewinnen. Das ist für mich verschenkter Raum der besser in einen großen Innenhof gesteckt werden sollte. Aber genau den bedrängen beim jetztigen Entwurf noch die schrägen Häuser. Konventioneller Blockrand hätte hier Richtlinie sein müssen. Nu kommt Murx.