Sonstige Bauvorhaben

  • Ich bin allerdings skeptisch, was die Sanierung betrifft – etwas weniger bunt hätte mir besser gefallen, aber das ist Geschmackssache.


    Ich finde die Lösung gar nicht so schlecht. Meine Ansprüche sind in den letzten Jahren zwar leider auch gesunken, aber hier wurden einige Dinge richtig gemaht, die nur allzu oft daneben gehen. Die Fenster haben farblich betonte Laibungen in heller Farbe. Der Sockel ist Sockel, auch wenn er nicht breiter ist, ist er doch dunkler und nicht zurückgesetzt. Die wichtigsten Gliederungselemente wurden erhalten, auch teilweise nur sehr flache Unterschiede in der Tiefe des Putzes. Es scheint kein vollkommen flacher Silikatputz verwendet worden zu sein. Die Farbgebung ist in sich stimmig mit einer relativ wenig gesättigten Grundfarbe, die gar nicht so untypisch für die Gründerzeit ist. Die Fenster wurden leider nicht getauscht.
    Wenn die ganze Straße so gemacht wird und zwar in ähnlicher Farbgebung und nicht bunt durcheinander finde ich das nicht schlimm. Man muss auch sehen, dass es sehr anspruchvoll und teuer ist, all diese Aspekte zu berücksichtigen und nur die allerwenigsten Eigentümer dazu bereit sind und es meist ein völlig flaches WDVS wird. Hier wurden durchaus Kosten akzeptiert, die nicht jeder Eigentümer mitmacht, das sollte man auch anerkennen.

  • Jo, bin auch deiner Meinung. Als Eigentümer der Häuser in der Straße ist die BBG zu nennen, die durchaus versucht, den Altbaucharme zu erhalten (wie auch bei anderen Sanierungsprojekten zu sehen ist).

  • @ Dvorak und Muse:


    Leute, das kann doch nicht wahr sein! Sind wir selbst hier, in einem Architekturforum, inzwischen soweit, dass wir diesen quietschbunten Styropor-Schrott akzeptieren, sofern er nicht in der allerhässlichsten Variante ausgeführt ist? Dass wir uns über vermeintlichen Gestaltungswillen freuen, nur weil irgendwer durch Farbstufen eine Fassadenstruktur simuliert, die er vorher selbst zerstört hat? Gerade der Vergleich mit den (noch) nicht totsanierten Häusern auf Muses Bildern zeigt doch, was hier verloren geht. Wenn ich sehe, wie ein ehemals schlichter, dezent verzierter Backsteinbau in ein kanariengelb-sonnenoranges Putzmonstrum verwandelt wird, dann wird mir angst und bange. Wir werden uns noch alle nach dieser leicht angegammelten beige-braun-Kombi zurücksehen, wenn das Verhunzungswerk in der Virchowstraße erst einmal abgeschlossen ist.


    Sorry Leute, dieser Entstuckungswahn macht mich wütend. Ich habe mal in einem Altbau in der Huttenstraße gewohnt, der in den Achtzigern saniert worden war - eine liebevolle Mischung aus Backstein, Putz und Stuckverzierung mit schicken, geteilten Fenstern. Wenn ich dran denke, wie dieses Haus nach der nächsten Sanierung aussehen wird, kommen mir fast die Tränen. Von daher halte ich auch nichts von "Versuchen, den Altbaucharme zu erhalten" - das ist nur ein Synonym für "Den Altbaucharme willentlich fast völlig zu zerstören".


    Mein Appell folglich: Wenn alle anderen sich darauf geeinigt haben, dass Altbau-Fassaden zerstört gehören, weil hochgiftige, feuergefährliche Kunststoffverkleidungen angeblich der Umwelt nutzen - dann müssen die wenigen, denen Gestaltung wichtig ist, dagegenhalten. Keine "gesunkenen Ansprüche", lieber Dvorak! Wenn wir uns auf das Spiel einlassen und sagen: "Na gut, macht ruhig alles kaputt - solange ihr zwei hässliche Farben nehmt anstatt einer, sind wir zufrieden", dann sind die Gründerzeitgürtel verloren. Es gilt, bei jedem einzelnen Projekt den Anspruch auf denkmalgerechte Sanierung zu erheben - durchsetzen lässt sich das natürlich nicht, aber vielleicht lässt sich dem freien Fall der Ansprüche etwas entgegensetzen.

  • Man muss doch nur mal eine echte Backsteinwand (auch verputzt)
    angefasst haben, mit der Haptik eines WDVSs vergleichen, und die Frage WDVS ja oder nein hat sich erledigt.
    Vor allem ist die Umweltbilanz bei nachträglich gedämmten Gebäuden nachweislich nicht besser, als würde man es bei einer neuen Heizung, neue Fenster, Dachdämmung, Fugen mit Mörtel verdichten, belassen.
    Nach der "weltverbessernden" Idee der luftigen, autogerechten Stadt, sind die "klimarettenden" WDVS-Verpackungen für mich die Städtebaukatastrophe Nr.2.
    Glücklicherweise leichter rückgängig zu machen.

  • Geschmäcker sind eben unterschiedlich. Ich bin natürlich auch kein Freund, Altbaucharme hinter dicken WDVS zu verstecken und dann bunt anzumalen.
    Aber in diesem Fall ist/war der Zustand des Hauses/der Häuser mit seinen braunen verputzten Fassaden überhaupt nicht mein Fall. Der braune Putz ist einer freundlicheren Farbe gewichen, der Stuck jedoch wurde erhalten.
    Es wurde also braun gegen grün getauscht.
    Das Problem hingegen mit den nun tiefer wirkenden Fenstern kann ich nachvollziehen, nicht aber das der Verputzung.

  • ^ Wenn ich das richtig sehe, wurde der Stuck eben nicht erhalten, sondern überklebt oder sogar abgeschlagen – und dann hat man auf die Dämmschicht ein paar Elemente aufgeklebt, die vage an die alte Gestaltung erinnern, tatsächlich aber viel gröber und weniger plastisch ausgeführt sind. (Oder irre ich mich da? Ich kann mich an den status quo ante nicht erinnern, sondern vergleiche nur mit den Nachbarhäusern...)


    Und was die unsanierten Häuser betrifft: Auch ich finde die braun-beigen Gammelfassaden jetzt nicht im engeren Sinne schön – aber das Problem ist doch gerade, dass diese ollen Bröckeldinger trotz der finsteren Farbgebung und trotz des beginnenden Verfalls immer noch eleganter und stimmiger wirken als ihr frisch renovierter Nachbar. Der Grund: Sie haben a) noch die originalen Verzierungen und sind b) die Straße entlang einheitlich gehalten. Nichts gegen ein bisschen Abwechslung, aber der aktuelle Styroporisten-Trend, jede Fassade anders, aber so grell wie möglich zu tünchen, führt m.E. zu Straßenzügen, die epileptische Anfälle auslösen können. In der Virchowstraße haben wir schon gelb/orange und dunkelgrün/mint, und ich bin sicher dass eine hell-/dunkelblaue und eine altrosa/pinke Variante noch hinzukommen werden. Das wird insgesamt derart buntig, das kann doch niemand, der aus dem Smarties-Alter heraus ist, auf Dauer ertragen!


    Ziel müsste, finde ich, sein: Die Fassaden – und vor allem die Stuckelemente – sanieren, in freundlichen, aber in ruhigen Farben streichen und die Energiebilanz durch schonendere Maßnahmen verbessern. No?


    P.S.: Die Farben sind mir sooo wichtig natürlich auch nicht. Ein misslungener Anstrich lässt sich revidieren, abgeschlagener Stuck nicht – weg ist weg...

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  • ^ Ich kann dir da nur vollkommen zustimmen. Der Styropordämmwahn ist für Altbauten eine Katastrophe. Nachdem ich jetzt einige Beispiele begutachten konnte, bei denen verzierte Altbauten gedämmt und nachträglich Verzierungen wieder angebracht wurden, kann ich für mich sagen, dass diese halbherzigen Versuche kläglich gescheitert sind. Vielleicht lässt sich damit ein Architektur-Laie täuschen. Der Charakter der Gebäude hat sich jedenfalls vollkommen gewandelt. Der Altbau-Charme ist jedesmal dahin. Die Gebäude wirken hinterher grobschlächtig, klobig und unproportioniert. Die charmanten "Ecken und Kanten" der alten Gebäude sind nicht mehr erkennbar. Dafür wirkt alles glatt, klinisch und entstellt. Ich kann einfach nicht begreifen, warum man Vorkriegs-Altbauten nicht von der Förderung ausnimmt, die Probleme sind hinlänglich bekannt und durch den fraglichen Nutzen in keinster Weise zu rechtfertigen.


    Bei der Farbgebung stimme ich dir ebenfalls zu. In den meisten Fällen finde ich eine dezente Farbgebung in Naturfarben angenehmer.


  • Bild: Muse1985


    Hallo,


    also ich kann bei dem Bild oben nicht wirklich erkennen, wo da die Verschlechterung liegt. Dieses Gebäude meine ich und kein anderes.


    Wenn alle anderen sich darauf geeinigt haben, dass Altbau-Fassaden zerstört gehören, weil hochgiftige, feuergefährliche Kunststoffverkleidungen angeblich der Umwelt nutzen - dann müssen die wenigen, denen Gestaltung wichtig ist, dagegenhalten. Keine "gesunkenen Ansprüche", lieber Dvorak! Wenn wir uns auf das Spiel einlassen und sagen: "Na gut, macht ruhig alles kaputt - solange ihr zwei hässliche Farben nehmt anstatt einer, sind wir zufrieden", dann sind die Gründerzeitgürtel verloren. Es gilt, bei jedem einzelnen Projekt den Anspruch auf denkmalgerechte Sanierung zu erheben - durchsetzen lässt sich das natürlich nicht, aber vielleicht lässt sich dem freien Fall der Ansprüche etwas entgegensetzen.


    Hervorhebung von mir.


    Bleib mal auf dem Teppich. Denkmalschutz bei diesen Gebäuden? Also nicht alles was Stuck hat und nett aussieht ist auch ein herausragender Vertreter seiner Zeit. Die Gebäude als Denkmäler schützen fände ich jetzt doch etwas übertrieben, die rechtfertigen max. eine Erhaltungssatzung für das weitere Umfeld. Ich hätte früher ja auch alles geschützt, das sehe ich heute aber ein wenig realistischer. Dieses Scheinzitat mit den "zwei hässlichen Farben" verstehe ich jetzt gerade nicht.


    Gebäude dieser Entstehungszeit waren meist sehr farbig. Also seeeehr farbig. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und vermute, dass die braune Farbigkeit aus den 40ern oder 50ern stammt, da sie für diese Zeit sehr typisch ist, aber eben nicht typisch für die letzte Jahrhundertwende. Ich finde die Farbigkeit sehr gelungen, unter der Bedingung, und das habe ich auch geschrieben, dass die anderen Gebäude in gleicher Farbigkeit saniert werden. Farbe ist im übrigen auch ein Gestaltungsmittel, dass man gerne einsetzen darf. Es werden immer fiese Ausreißer dabei sein, aber die Alternative, alles farblos zu gestalten ist mir in der Summe weniger attraktiv.


    Der Stuck ist weg? Anhand des nebenstehenden Gebäudes wird mir nicht klar was da fehlen soll, ich sehe doch eine ganze Menge Gliederungselemente die ja offentlich bauzeitlich sind, also nicht verschwunen sind. Es wurden sogar sehr feine Unterschiede in der Fassadentiefe erhalten, nicht andere Gliederungselemente dadurch ersetzt! Die Fassadengestaltung vor der Fassadensanierung kann man sich bei Bing im Schrägluftbild ansehen. Meines Erachtens wurden alle noch vorhandenen Gliederungselemente erhalten. Bitte mal konkret bennen, was hier als verschwunden vermutet wird.


    Ob sich eine Fassadensanierung lohnt hängt ganz stark vom Einzelfall ab. Hier wird sie sich aus wirtschaftlicher Hinsicht nicht gelohnt haben, weil die Maßnahmen doch sehr kostenintensiv durchgeführt wurden, das darf man schonmal sagen. Die BBG als Genossenschaft ist aber nicht dafür bekannt, dass sie ihren Mietern, also Genossenschaftlern unsinnige Maßnahmen aufzwingt, hier wird auch gerechnet worden sein.


    Ich finde den Sanierten Zustand besser als den mutmaßlichen Zustand vor der Sanierung! Man darf gerne anderer Meinung sein, aber sollte sich vergegenwärtigen, dass das alles auf Mutmaßungen zum früheren Zustand basiert. So sehr ich den Reflex eine energetische Sanierung erstmal zu verteufeln verstehe, ist es mir bei diesem Objekt nicht verständlich, wo das Problem liegt und es wird mir bei diesem Eigentümer auch nicht klar worin sich die Befürchtungen gründen bei den anstehenden Gebäuden würde jetzt mit niedrigen Ansprüchen verfahren.


    Man muss halt auch anerkennen, wenn sich jemand die Mühe macht ein verträgliches Sanierungskonzept aufzustellen und auch die hohen (Mehr-)Investitionen bereit ist zu zahlen - das sehe ich in diesem Fall geschehen. Wenn man das nicht anerkennt, dann frage ich mich wieso man nicht tatsächlich den Stuck abgeschlagen und eben überdämmt hat, den Aufwand hätte man sich doch auch sparen können.


    Viele Grüße

  • ^ Auch wenn man auf dem Bild nur den Eingang sieht, das schlechteste Beispiel für diese Art Sanierung ist das sicherlich nicht. Aber allein die tiefliegenden Fenster, macht dir das nichts aus? Das sieht doch schrecklich aus und verändert den Eindruck des Gebäudes ganz entscheidend.

  • Denkmalschutz bei diesen Gebäuden? Also nicht alles was Stuck hat und nett aussieht ist auch ein herausragender Vertreter seiner Zeit.


    Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt, natürlich brauchen die Häuser keinen Denkmalschutz. Es ging mir um die Argumentationstaktik - wenn der Zeitgeist Komplettverdämmung verlangt, ist es geschickt, mit einer Maximalforderung zu antworten: Jedes Fitzelchen Stuck muss erhalten werden, als stünde es unter Denkmalschutz. So hält man die Gestaltung der Fassade als gleichrangigen Zweck in der Debatte und erhöht die Chance auf einen guten Kompromiss. Wenn man dagegen schon (m.E. äußerst magere) Kompromisse als gelungen goutiert, wird man immer mehr an Boden verlieren.


    Erst mal nur bis hierher, bin etwas in Hektik. Ich sehe zu, dass ich Deine weiteren Argumente am Wochenende in Ruhe beantworte.


    Gruß vom Architektenkind

  • Projekt "Güldenoffice"

    Ich wechsel mal ganz kurz das Thema :)
    Gute Neuigkeiten auch vom Güldenoffice. Bereits vor Jahren geplant, dann aber durch die Finanzkrise auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt ( http://www.staake.de/index.php?modul=gueldenoffice ).


    Es scheint nun aber wirklich los zu gehen, da der provisorische Parkplatz auf dem zu bebauenden Feld nun geräumt und der Bodenbelag entfernt wurde:



    Bild von mir

    2 Mal editiert, zuletzt von muse1985 ()

  • Endlich gehts los. Habe schon nicht mehr dran geglaubt.
    Toller Entwurf von 2009, aber immer noch absolut umsetzbar. Sehr berlinerisch.

  • Super Klasse ! Was daran berlinerisch sein soll weiß ich zwar nicht, aber dennoch eine wirklich tolle Neuigkeit !


    Damit wäre dann 70 Jahre nach Kriegsende eine der letzten großen Kriegsbrachen wieder bebaut und die Güldenstraße böte wieder eine geschlossene Bebauung !


    Wenn jetzt noch die Planung der Straßenbahn voran kommt und ggf ebenfalls über die Güldenstraße liefe . . .;-)

  • Was daran "berlinerisch" sein soll, kann ich auch nur erahnen. Allerdings weckte es bei mir Assoziationen mit der Berliner "Europacity" und allgemein modernen Büro- und vor allem Regierungsbauten. Ich kann mir vorstellen, dass kapsable dies meinte.
    In Berlin ist man sich diesem Stil ob der schieren Masse ja überwiegend längst überdrüssig.
    In der Güldenstraße, als Solitär errichtet, finde ich das "Güldenoffice" allerdings klar überdurchschnittlich gelungen. Schön, dass die fast fensterlose Nordfassade der Wiederaufbau endlich nicht mehr so dominiert.

  • Das Bauvolumen und die strenge Rasterung der Fassade mit stehenden Fenstern erinnern mich persönlich stark an Berlin.
    Natürlich wird so auch in anderen Städten gebaut, aber wie Löwenstädter schon sagt, nicht in der Masse. Vllt. auch wegen der Stimmannschen Vorgaben hinsichtlich des Fensteranteils in der Fassade.
    Für Braunschweig ist der Bau aber eine schöne Abwechslung.

  • Prima, dass es mit dem "Güldenoffice" nun scheinbar losgeht. Anbei noch ein kleines Update von mir aus der Stadt. Interessant: Das Wohnhaus an der Wilhelmstraße, Anfang des Jahres noch in einem Neongrün gestrichen, wurde zwischenzeitlich wieder neu gestrichen und fügt sich nun mit einer grau-weißen Fassade wesentlich besser ein, insbesondere im Vergleich zum Nachbargebäude:

  • Beim City-Point zählt man die Tage bis zur Primark-Eröffnung. Außenwerbung wurde bereits an die Fassade montiert:

  • Danke für die Fotos, HCKBS.
    Die Kaffeetwete gefällt mir ausgesprochen gut. Sowie auch die Neugestaltung der Malertwete. Bei den weiterne Tweten bin ich mir gar nicht sicher ob da was gemacht wurde?
    Ob es je eine Chance geben wird die erdgeschossige Bebauung (Garagen?) in der Kaffeetwete, durch eine der Lage entsprechenden Bebauung zu ersetzen? Bei solch einer Bebauung würde ich mehr Handhabung der Städte wünschen, für eine gerechte Entschädigung enteignen zu dürfen. Oder in Form einer Partizipierung des Eigentümers an einer neuen Bebauung. Solche untergenutzten Flächen sind Maden, die von ihrem Umfeld profitieren, aber mal rein gar nichts zurück geben. Sie halten die Entwicklung unserer Städte schon seit Generationen auf. Und gerade jetzt in Zeiten der Wohnungsnot.