Siedlungsstruktur und Ressourcenverbrauch

  • Grundsteuer: Bodenwert-Modell?

    Die ImmobilienZeitung veröffentlichte am 13.12.2012 einen Artikel über die Diskussion über das künftige Modell der Grundsteuer, die aus einem 2010 ergangenen Urteil des Bundesfinanzhofs resultiert. Inzwischen macht sich eine Initiative mehrerer Kommunen, des Präsidents des Naturschutzbundes Deutschland und der Hochschule Trier für zwei neue Modelle stark, die den Bodenwert oder diesen mit der Bodenfläche kombiniert verwerten. Diese Empfehlung soll der kommunalen Praxis entsprechen. Außerdem würden solche Modelle zur optimalen Ausnutzung der Grundstücke motivieren - etwas, worüber im Thread Wohnen in Düsseldorf Anfang Juli diskutiert wurde. Dies würde einer Zersiedelung entgegenwirken.


    Zum Thema finde ich noch diesen Handelsblatt-Artikel vom 12.12.2012 - die Steuer nach dem gesamten Immobilienwert wirke investitionsfeindlich, weil jede Investition den Wert und damit die Grundsteuerbelastung erhöhe.

  • Dies würde einer Zersiedelung entgegenwirken.


    Der Grundtenor hier im Forum scheint ja so zu sein, dass "Zersiedelung" per se etwas ganz Furchtbares sei und möglicherweise mag dies auch die Grundhaltung einiger Foristen widerspiegeln. Aber mir scheint doch, als wenn viele derartige Maßnahmen dem irrealen Wunsch bestimmter Bevölkerungskreise entspricht unbedingt in Deutschland die gesamte Welt vor dem drohenden Untergang (<= paßt übrigens bestens zum heutigen 3Sat Thementag) bewahren zu wollen.


    Für mich ist das ein Phänomen, denn ich kann im Alltag selbst bei vielen Leuten, die sich für ganz besonders grün halten, nicht erkennen, dass sie diese Haltung wirklich strigent durch ihr gesamtes Leben durchziehen. Vielmehr pickt man sich einzelne symbolpolitische Aspekte heraus, die am Gesamtbild jedoch nicht ein Jota ändern. Man hat dann scheinbar etwas unternommen, jedoch nicht das Geringste bewirkt. Schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass wir in Deutschland eh nur ein relativ kleiner Fleck auf der Erde sind und praktisch die gesamte Menschheit um uns herum eine völlig andere Sichtweise der Dinge pflegt.


    Ein Beispiel für die Größenverhältnisse:


    Neubaugebiete scheinen ja für viele Diskutanten ein rotes Tuch zu sein. Ich habe aber noch nirgends hier im Forum gelesen, dass irgendjemand jemals gegen Maismonokulturen, mit welchen Biogasanlagen befeuert werden, protestiert hätte, obwohl diese eine Größenordnung einnehmen gegen die aller Neubau in Deutschland verschwindend gering ist. Und dann frage ich mich schon, ob nicht hin und wieder einmal der Einsatz des gesunden Menschenverstandes Not tun würde und man sich Gedanken darüber machte, welches die wirklichen Probleme im Lande sind und welches im Grunde genommen nur reine Scheinprobleme sind, die aber dazu geeignet sind ein bestimmtes poltisch geprägtes Weltbild zu bedienen.


    P.S.: Wer sich für supergrün hält darf sich nun gerne auf anonymen Wege mit geschlossenem Visier an den roten Punkten unseres phänomenalen Bewertungssystms austoben. Damit hat er dann sicher einen wesentlichen Beitrag zur Rettung der Welt geleistet. :D


    P.P.S.: Wer hier Ironie gefunden hat, dem schenke ich sie zu Weihnachten. Frohes Fest! :D

  • Bei den Maisfeldern zwecks Bioethanol ist es ja so, dass die vorher Ackerflächen, maximal Brachland waren. Brachland heißt, für einige Jahre nicht genutzte Ackerfläche.
    Das kann man jederzeit wieder umstellen von Mais auf Weizen oder zurück zu Brachland.


    Bei bebautem Land ist das nicht so einfach möglich. Einmal bebautes Land ist für lange Zeit versiegelt. Nur äußerst selten werden irgendwelche Dörfer wieder aufgegeben...

  • Nun, Bezüglich Neubaugebieten - da hängt es davon ab, wo sie sind, für wie viel Personen sie sind und wie die Erschliessung sein soll.
    Und man sollte sich am anderen Ende auch über Entwidmungen gedanken machen, Für Siedlungsgebiete die sich als Fehlplanung herausgestellt haben.


    Bezüglich Mas- Monokulturen: ich denke das Biogas und Bioethanol Sackgassen sind, das wird überwiegend besser von PV und WKA erledigt werden können.

  • Das ganze sollte sich doch langfristig von selbst regeln. Seitdem die Eigenheimzulage weg gefallen ist hat sich der Siedlungsbau auch wieder normalisiert. Und langfristig sollte das bewohnen eines EFH auch deutlich teurer sein im Unterhalt als eine ETW. Ist es ja jetzt schon. Wir Menschen besitzen eigentlich ein ganz vorzügliches Mittel Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit zu betreiben: Das geld als Tauschmittel. Denn das will jeder sparen. Leider funktioniert das System nicht durch abartige Renditeversprechen für Risikoangelegenheiten und wirre, unsinnige Subvesntions- und Abgabenmechanismen.


    Aber wer sich ein EFH leisten kann, und das nicht nur Geldmäßig sondern auch die ganze Pflege und das drumherum, warum nicht.

  • Es gibt aber auch eine gewaltige Bremse, die dem Ressourcenschonen da einen Riegel vorschiebt - das Baurecht. Das ist immernoch darauf ausgerichtet, nicht zu ver-dichten sondern zu "ent-dichten", d.h. verdichtete Bauweisen an ÖV-Knoten insbesondere zu verhindern.
    Siehe auch das Rosensteinviertel in Stuttgart - Ideal erschlossen, aber die Diskussion dreht sich einzig daran, dass dort böse, böse Investoren und Bodenspekulanten die fläche dicht bebauen könnten. Wunschvorstellung sind für die Fläche freisetehnde Einfamilienhäsuser mit Sozialbindung der Miete.
    So wird das nix mit Ressourcen schonen.

    Einmal editiert, zuletzt von hfrik ()

  • Bei bebautem Land ist das nicht so einfach möglich. Einmal bebautes Land ist für lange Zeit versiegelt. Nur äußerst selten werden irgendwelche Dörfer wieder aufgegeben...


    Das ist aber eine Frage der Perspektive. Für einen Menschen ist ein Zeitraum von vielleicht 100 oder 200 Jahren irre lange. Für die Natur, die ja vermeintlich geschützt werden soll, und zu der wir als Menschheit genaugenommen auch dazugehören, ist es ein Muckensch... . Dauerhaft versiegelt ist da nämlich gar nichts. Schau Dir z.B. die Gegend um Tschernobyl an. Das ist jetzt etwa ein Vierteljahrhundert her. Die Gebäude zerfallen nach und nach und werden überwuchert. In wirklich für die Natur relevanten Zeiträumen bleibt da vielleicht ein Häufchen Steine übrig, aber nichts, was die Natur dauerhaft beeinträchtigen würde. Radioaktivität durch den Atomunfall mal ausgeklammert, wir reden hier ja von normalen Siedlungen und nicht von AKWs.

  • Nun, dem kann man sich anschliessen. Entsiegelt ist schnell. Da schafft ein grosser Bagger viele Häuschen am Tag. Wiederherstellung von Mutterboden dauert länger.
    Politische Fehlentscheidungen einsehen, zugeben und korrigieren dauert da viel viel länger.
    Und danach die Gebäudestrukturen anpassen wenn der Bestand noch nicht allzu alt ist ebenfalls. 25-50 Jahre sind meistens drin, bevor man das erste mal dran denkt eine Entscheidung zu revidieren.
    Auch manch anderes ist nur schwer aus den Köpfen zu bekommen.
    Man hat einmal die Blockrandbebauung zugunsten der Zeilenbebauung aufgebrochen, um den Rauchabzug der Feuerungen zu verbessern und so die Luftqualität in den Wohnungen - eben Zeilenzwischenräumen durch die der Wind bläst statt Innenhöfe in denen sich der Rauch sammelt. Zu Zeiten von Braunkohlenbriketts vermutlich durchaus richtig. Heute in Zeiten von Nullenergiehäusern sinnfrei.
    WEnn man die Leute lässt bauen sie i.d.R Blockrandbebauung - Gebäuder zur Abschirmung an die Strassse, möglichst viel Freiraum abgeschirmt hinter dem Haus als private Rückzugszone. Die meisten Bebauungspläne die man heute sieht sehen wie aus? Zeilenbebauung mit Abstandsgrün zwischen den Häusern. Maximaler Flächenverbrauch bei minimlaer Flächennutzbarkeit für die Bewohner.
    Das Ideal vom Anfang des 20. Jh zur Lösung von Problemen, die es Anfang des 21Jh nicht mehr gibt, wirkt da immernoch nach. Die Kritik daran gibt es seit Jahrzehnten, geändert hat sich bisher praktisch nichts. Die Pläne werden anscheinend immernoch von Planergeneration zu Planergeneration weitergegeben.

  • ^ Das Thema wurde bereits an mehreren Stellen behandelt, u.a. hier. Im Münchner Unterforum gibt es hier Debatten dazu. Ditto hier - bezogen auf Raum Düsseldorf.


    -----------------
    Mod: Verschoben, danke für den Hinweis.