Oper und Schauspiel: neuer Standort / Alternativlösungen?

  • Willy-Verbleib der Oper als Appell an die Vernunft

    Ich verstehe die Tendenz im Forum sich über spektakuläre Großprojekte und mutige Architektur zu freuen und über passende Baufelder zu spekulieren. Dazu zähle ich mich grundsätzlich auch. Allerdings birgt ein solches Unterfangen beträchtliche Risiken und Frankfurt wird von den Marktmechanismen, die zur vorhersehbaren Elbphi-Kostenexplosion führten, vermutlich nicht verschont bleiben.


    Da die richtige Prioritätensetzung von staatlichen Konsumausgaben ein Steckenpferd von Dir ist, Rohne, bin ich schon etwas überrascht, dass nun gerade bei der „Nice to Have“ Oper am Main ein Exempel statuiert werden soll. Dir wird nicht entgangen sein, dass es die Stadt seit Jahren nicht mal schafft die Spotlights am Goetheplatz zu reparieren (am Mainufer an vielen Abschnitten ähnlich) oder den Eisernen Steg nicht wie eine Müllhalde mit zerstörten Aufzügen aussehen zu lassen. Die Verwahrlosung vieler VGF U-Bahn Stationen (besonders Hauptbahnhof) ist ebenso kein gutes Aushängeschild. Die städtische Aufwertung des Allerheiligenviertels und des Bahnhofviertels stockt, die Hauptwache bleibt ein fieser Krater, die unwirtliche Konsti bleibt ein hoffnungsloser Fall bzw. eine Platte ohne jegliche Aufenthaltsqualität und die Berliner Strasse mit ihrer Fußgängerbrücke ein Ausdruck der Hilf- und Einfallslosigkeit. Die mangelnde Bereitschaft der Stadt an vielen Ecken in Pflege und langzeitigen Erhalt zu investieren, ist sicherlich keine neue Erkenntnis, aber es zeigt, dass die Kassen knapp und die Mittel äußerst limitiert sind.


    Bedeutet eine knappe Kassenlage, dass wir von allen städtischen bzw. öffentlichen Großprojekten in Frankfurt per Definition Abstand nehmen sollten? Nein, denn der Bau eines komplett neuen Gebäudes für Schauspiel und Oper am Willy-Brandt-Platz ist eine Notwendigkeit aufgrund jahrelanger Abnutzung und der nötigen technischen Erneuerung, sowie der Einhaltung der ständig steigenden Auflagen des Brandschutzes. Eine Investition ist, mit anderen Worten, ohnehin unausweichlich und dafür darf man natürlich auch mal Geld in die Hand nehmen, alleine schon um konkurrenzfähig zu bleiben. Solange Oper und Schauspiel am Willy beisammen bleiben, kann auch gerne ein spektakuläres neues Ausrufezeichen hier entstehen. Dieser Weg scheint nun auch eingeschlagen worden zu sein.


    Zusammengefasst, sprechen gegen die Mainoper zu viele Faktoren:

    • Schwächung des Stadtkerns durch Abzug der Oper vom Willy ist ohne gleichwertigen Ersatz vorprammiert.
    • Raab-Karcher liegt verdeckt im Schatten der Brücke, ein frei liegendes "Wow Effect" Opernhaus wie in Sydney, Kopenhagen, Oslo oder Hamburg ist somit bereits jetzt ausgeschlossen.
    • Zerschlagung des Alleinstellungsmerkmals „Symbiose Oper und Schauspiel“, welches das Ensemble schwächen wird.
    • Elbphi II Kostenexplosion hängt als Damokles-Schwert über dem Projekt und wird ständig hieran gemessen werden, einen Medienbonus wie HH hat Frankfurt zudem nicht.
    • Eine spektakuläre Mainoper hätte über Jahre hinweig eine eingebaute Verknappung der Kartenverfügbarkeit & Preissteigerungen zur Folge zum Nachteil der Frankfurter Bürger. Das ist bei Willy-Verbleib weniger der Fall.
    • Andere (wichtigere) Brot und Butter Infrastrukturprojekte werden liegen gelassen und die städtebauliche Pipeline wird sich weiter aufstauen. Bei Willy-Verbleib beider Häuser wäre das weitaus weniger der Fall.
    • Anders als die meisten anderen Städte, die sich eine solche Oper leisten können, ist Frankfurt keine Hauptstadt, geschweige denn Landeshauptstadt, wo unvorhergesehene Zusatzkosten mal ebenso "absorbiert" werden. Wiesbaden hat auf "Frankfurter Abenteuer" bestimmt auch keine gesteigerte Lust.

    3 Mal editiert, zuletzt von Golden Age ()

  • Ich freu mich das in diesem Strang über dieses zentrale Projekt für Frankfurt in der Sache hart aber fair diskutiert wird. Das ist im DAF ja nicht immer der Fall und hoffentlich wird dieser Stihl beibehalten.


    Prinzipiell bin ich auch der Meinung das der Staat – hier die Stadt und ggf. das Land Hessen – Steuergelder vernünftig und mit Augenmaß investieren soll. Ich stimme Dir Golden Age zu, dass die Stadt Frankfurt viele "Baustellen" hat die einer dringenden Abarbeitung bedürfen. Deshalb ließe sich deine Baustellen-Liste um die Top Prioritäten für Infrastruktur bei Kindergärten, Schulen und Wohnungen aber auch ÖVPN mit einem wesentlich höheren Investitionsvolumen schnell erweitern.
    Und auch da bin bei Dir, dass das nicht "das" Kriterium sein darf dieses zentrale Projekt zeitlich zu verschieben. Denn billiger wird es dadurch auf keinen Fall!


    Das von Dir genannte Beispiel der Elbphilharmonie zur Kostensteigerung ist m.E. kein gutes weil hier unrealistische Kosten der Ausgangspunkt waren. Das Gutachten in Frankfurt, ohne dass ich Fachmann bin, beleuchtet sehr viele Kriterien und Probleme und deren Optionen die bei diesem vielschichtigen und komplexen Projekt in die Kosten hineinspielen. Deshalb ist Deine Annahme über eine Verzehnfachung der Kosten nicht realistisch, wenn seriös, im zeitlich begrenzten Rahmen und ohne inhaltliche Änderungen geplant und gebaut wird. Für die untersuchten Varianten nennt das Gutachten maximale Kosten von etwa 900 Millonen Euro. Bei einer Verzehnfachung würden wir über 9 Milliarden Euro sprechen! Solch ein Kostenrahmen wäre aber aus meiner Sicht völlig inakzeptabel und zu Recht würden die Frankfurter und ggf. hessischen Steuerzahler dagegen Sturm laufen.


    Wegen der hohen Kostenbandbreite und realen Gefahr einer Kostensteigerung (Verdopplung ist wahrscheinlicher und wäre aber auch eine Katastrophe) war die Frankfurter Politik in Schockstarre. Doch jetzt beginnt auch dort eine Diskussion über mögliche Optionen und Ziele unter Auslassung von Dogmen um einen mehrheitsfähigen und in der Sache bestmöglichen Konsens zu erreichen. Wird dieser beschlossene Konsens umgesetzt, dann wirkt dieser erheblich über Dekaden in die Kultur und Stadtstruktur ohne die Möglichkeit einer Revision (im Gegensatz zum Anbau der Werkstätten).


    Ein positiver Aspekt für eine mögliche Aufteilung des bestehenden Gebäudes in zwei Gebäude/Spielstätten für Oper und Schauspiel wäre langfristig, da in Jahrzehnten bei einer späteren Generalsanierung oder auch Teilsanierung nicht wieder ein Gebäude mit zwei Spielstätten betroffen wäre. Hier könnte man dann flexibler Agieren.


    Momentan bin ich noch nicht überzeugt ob das Raab-Karcher-Gelände die beste Wahl ist. Es wäre aber nicht das erst Mal wenn dadurch der Grundstein für eine zukünftige Stadtentwicklung mit mindestens 100 jähriger Wirkung gelegt würde. Klingt pathetisch aber ich erinnere daran, dass der Hauptbahnhof beim Bau auf der grünen Wiese lag und heute in der Innenstadt liegt.
    Bei einem Verbleib einer Spielstätte am Willy-Brandt-Platz und der Neu-Etablierung auf dem Raab-Karcher-Gelände der anderen Spielstätte würden beide Stadtbereiche profitieren.


    Sollte durch einen Neubau auf dem Raab-Karcher-Gelände tatsächlich die Auslastung so signifikant steigen das auf Jahre alle Veranstaltungen ausgebucht wären, dann könnte die Stadt die Eintrittspreise deutlich erhöhen. In anderen Bereichen wie beispielsweise dem ÖPNV werden auch auslastungsbedingte Preise erhoben (ob es was nützt sein mal dahin gestellt).

    2 Mal editiert, zuletzt von main1a ()

  • Ich denke immer noch dass man das Gelände der Deutschen Rentenversicherung am Mainufer als potentiellen Standort im Hinterkopf behalten sollte, Es ist zentral in der Innenstadt und hat absolutes Wahrzeichenpotential.

  • Was die Kostenseite angeht dürfte das eigentliche Neubaurisiko am alten oder am komplett neuen Standort eigentlich gleich sein, an beiden Standorten kann man spektakulär bauen.


    Die erste gewaltige Kostensteigerung von gut 70 Millionen auf dann 300 Millionen ergab sich bei der Elbphilharmonie ja, weil man zuerst meinte, man könne den Neubau auf dem bestehenden Speicher drauf setzen, bis man erkannte, dass dies Gebäude und seine Fundamente nicht tragfähig genug ist und man es komplett entkernen musste.


    Diese Gefahr besteht in Frankfurt so nicht, solange man am jetzigen Standort wirklich Tabularasa macht und nicht versucht bestehende Teile des alten Schauspielhauses zu erhalten, auch am Osthafen würde man auf freigeräumter Fläche bauen.


    Das zusätzliche Kostenrisiko für den bisherigen Standort ergibt sich somit am ehesten durch die Kosten fürs Interimsquartier, welches man nicht benötigt, wenn man an anderer Stelle neu baut.


    Um zu beurteilen ob nur der bisherige Standort genügend zentrumsnah ist, sollte man eine Abschätzung dazu vornehmen, wie sich Frankfurt in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird. Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Deutschland vielfach umfangreiche Stadterweiterungen, bei der Neubauten von Großbauten wie Opern an die Grenzen früherer Stadtzentren gesetzt wurden, heutzutage aber bereits mittendrin liegen.
    Wenn Frankfurt weiter so stark wächst wird es wohl stärker polyzentrisch werden, ein Neubau außerhalb des jetzigen Standortes läge damit auf Dauer also nicht zwingend abseits des bunten Treibens.


    Das soll kein Plädoyer für den einen oder anderen Standort sein, sondern eher dafür sich auf echte Argumente zu beschränken.

  • Wenn es doch so einfach wäre Kieselgur: Tabularasa machen am alten Standort und schon hat man mit einer freigeräumten Fläche den Boden bereitet für einen Neubau ohne hohes Kostenrisiko. Wirklich? Ich wage mal die Aussage, dass es kostenmäßig keine große Rolle spielt, ob man einen Teil der historischen Fassade vor den Bau hängt oder sich für eine avantgardistische Fassade entscheidet. Und bitte lese Dich noch einmal bei der Elphi ein. Die Kosten sind nicht nur wegen dem Fundament oder einer Entkernung gestiegen, sondern vor allem wegen einer völligen Fehlplanung und unkoordinierten Zusammenarbeit aller Beteiligten.

  • Natürlich macht es kostenmäßig keinen wirklichen Unterschied für welche Art der Fassade man sich entscheidet.


    Wie jemand anderes hier schon ausführte gibt es aber auch nicht mehr viel Fassade vom alten Schauspielhaus, durchaus aber noch Mauern oder Treppenhäuser, welche aber nicht mehr den heutigen Ansprüchen genügen. Wollte man die freilegen, um sie zu erhalten, müsste man beim Abriss wohl sehr behutsam vorgehen. Die anschließende Sanierung, bei der bestimmt auch neue Fundamente erstellt werden müssten, dürfte zeitaufwändig sein und bedarf wohl mehrmaliger Umplanung während der Bauzeit. Den Zustand wird man erst sehen, wenn man die Verkleidungen abgenommen hat.


    Da das, was vom alten Schauspielhaus noch erhalten ist größtenteils hinterher sowieso wieder unter Putz und anderen Wand- und Bodenverkleidungen verschwinden wird, dürfte es selbst für eine Rekonstruktion günstiger sein nur die eventuell noch vorhandenen Zierteile zu bergen und sie wieder an einen Neubau anzubringen.


    Sollte man sich also für einen größtenteils Neubau am alten Standort entscheiden, sollte man es sich sehr gut überlegen ob man dann wirklich noch stehende Teile des alten Schauspielhauses in situ erhält oder lieber komplett rekonstruiert. Ein unbedingter Erhalt bestehender Teile könnte die Bauzeit heftig in die Länge ziehen und damit die Kosten fürs Interimsquartier in die Höhe treiben.


    Ansonsten schrieb ich ja, dass es keinen wesentlichen Unterschied macht ob man am neuen oder alten Standort baut. Dies sehe ich auch größtenteils von der architektonischen Form unabhängig. Natürlich kann es auch sein, dass man auf dem Gelände am Osthafen unerwartet auf Altlasten, schwierig zu beseitigende Fundamente oder archäologische Funde stößt, aber dies wird so auch für den jetzigen Standort gelten.


    Was die Elphilharmonie angeht. Natürlich gab es da auch jede Menge Planungsfusch. Mir ging es aber in erster Linie um den Vorwurf der Verzehnfachung der Baukosten. Als die ersten Vorschläge für den Bau dieses Konzerthauses kamen, war halt von etwa 70 Mio € die Rede. Dies war natürlich eine völlig unrealistische Schätzung. Bei Baubeginn lagen die geschätzten Kosten bei etwa 250 Mio €, von da an hat man also nur noch eine gute Verdreifachung der Kosten. Dies ist natürlich immer noch inakzeptabel, liegt aber schon deutlich näher an der "Normalität" von Kostensteigerungen hierzulande, die meist einer Verdopplung entspricht.


    Extravagante Architektur bedeutet immer ein zusätzlich erhöhtes Kostenrisiko, weil man dabei in der Regel was Neues ausprobiert und sich dabei natürlich grob verschätzen kann. Architektonische Ausrufezeichen wären in Frankfurt unabhängig vom gewählten Standort möglich.

  • Das von Dir genannte Beispiel der Elbphilharmonie zur Kostensteigerung ist m.E. kein gutes weil hier unrealistische Kosten der Ausgangspunkt waren.


    Ich würde schon sagen, dass die Elbphi ein passendes Beispiel ist, denn selbst wenn es bei dem Frankfurter Opern- und Schauspiel Um-bzw. Neubau “nur” zu 40% Kostensteigerungen kommen sollte (wohl ein Best Case, der Track Record bei Großbaustellen in Deutschland spricht für sich), reden wir von 400 Millionen Euro an Mehrkosten, also bereits von der Hälfte der Elbphi Gesamtbaukosten. Das sind keine Peanuts, sondern Asteroide. Wie gesagt, es ist in Ordnung Geld in die Hand zu nehmen, aber dann auch zu realistischeren Annahmen.

  • FAZ: "Konkrete Pläne für Opern-Neubau"

    Das große Thema in der heutigen FAZ-Rhein-Main-Zeitung sind konkrete Pläne für einen Opern-Neubau, präsentiert von einer Gruppe von 11 Frankfurter Bürgern, die eine Stiftung gründen wollen, welche der Stadt anbieten wird, den Bau zu übernehmen. Der Artikel ist leider bezahlpflichtig, aber wir werden in den nächsten Tagen sicher viel darüber lesen.



    Grafik: Wentz & Co


    Der Initiative gehören an:
    Udo Corts, der ehem. Stadtrat und Minister für Wissenschaft und Kunst
    Gabriele Eick, Unternehmensberaterin,
    Julia Heraeus-Rinnert, stv. Vorsitzende der Freuden und Förderer der Goethe-Uni,
    Helmut Häuser, Rechtsanwalt
    Nikolaus Hensel, Rechtsanwalt
    Heinz-Günter Lang, Projektentwickler
    Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg-Gesellschaft
    Susie von Verschuer, Unternehmerin
    Hans-Jörg Vetter, ehem. Vorstand der LBBW
    Martin Wentz, ehem. Planungsdezernent und Projektentwickler
    Claus Wisser, Unternehmer


    Sie knüpfen ausdrücklich an eine alte städtische Stiftertradition an mit dem Ziel, eine „Verbrauchsstiftung“ auf 30 Jahre gründen, die das neue Opernhaus baut. Das Stiftungskapitel von angestrebten 50 Mio € soll durch Kapitalmarktmittel von 240 Mio € aufgestockt, Zins und Tilgung aus jährlichen Zahlungen der Städtischen Bühnen aufgebracht werden.


    Natürlich gibt es konkrete Überlegungen zum Raumbedarf, angeblich aber nicht zum Standort, aber der gezeigte Entwurf lasse unschwer eine Präferenz für das Raab-Karcher-Gelände erkennen.


    Die gezeigten Pläne sehen ein Musiktheater an neuem Standort vor, d.h. keine Doppelanlage mehr, die Initiative legt sich aber darauf nicht fest. Für ein Opernhaus gehen sie von einem 140 x 70 m großen Grundstück aus, eine BGF von knapp 44.000 € sowie Kosten von 5.125 €/m²/BGF. Zuzüglich eines Risikozuschlag und kalkulierter Kostensteigerungen errechnen sie einen Kapitalbedarf von 240 Mio €.



    Grafik: Wentz & Co


    Der von Wentz & Co verantwortete Entwurf hätte rd. 1.500 Zuschauerplätze, fünf Probebühnen und ein Operstudio mit 400 Plätzen; Wohnungen sind enthalten, Werkstätten aber nur, soweit sie für den Spielbetrieb unmittelbar notwendig sind.


    Vertrauliche Pläne, die natürlich jetzt nicht mehr vertraulich sind, wurden den Fraktionsvorsitzenden und den befassten Magistratsmitgliedern sowie den Intendanten vorgestellt. Die Reaktionen seien positiv gewesen.



    Grafik: Wentz & Co

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  • Die Idee, das ganze mit einer Stiftung zu forcieren und zu unterstützen, ist grundsätzlich nicht schlecht. Wieder ein Zeichen, wie engagiert und emotional die Debatte um einen oder auch zwei neue Kulturpaläste geführt wird.


    Der Entwurf selbst ist aber doch sehr konservativ und langweilig. Mich erinnert das Grundkonzept an den jetzigen Bau. Etwas 60erlastig. Ein Ausrufezeichen würde Frankfurt nicht setzen. Ein internationaler Architekturwettbewerb ist meines Erachtens zwingend notwendig, wenn es um den Anspruch geht, für die nächsten 100 Jahre und mit Leuchturmeffekt zu bauen.

  • Quergedacht

    Ohne den ganzen Thread gelesen zu haben, will ich doch mal eine quergedachte Idee in die Diskussion zum Standort eines Opern-Neubaus einbringen. Aber Achtung, diese Idee ist keine leichte Kost! ;)


    Ich plädiere hiermit für einen Opern-Neubau auf der Konstablerwache! Und zwar in Form eines Baukörpers von rund 100m Höhe.


    Vorteile:


    - der Bauplatz gehört der Stadt, keine Grundstückanschaffungskosten
    - Frankfurt war und ist geprägt von baulicher Enge, etliche der atmosphärischsten Bauensembles der Stadt sind extrem dicht bebaut (Beispiele: Frankfurt hoch 4, absehbar Four Frankfurt, neue Altstadt). Warum also nicht auch hier eine sehr dichte Bebauung wagen?
    - Frankfurt ist eine Stadt der Hochbauten. Der Opernsaal würde natürlich nicht zu ebener Erde entstehen. Die unteren 3-5 Geschosse sollten für Restaurants und Geschäfte genutzt werden. Durch die dort erzielbaren Mieten ließen sich die Baukosten schon zu einem Teil finanzieren. Im Mittelteil gäbe es etliche Techniketagen. Die eigentlichen Bühnen wären im oberen Drittel, die Lounge, Bar, Garderobe etc könnte ganz nach oben mit Skylineblick. Wenn Kopenhagen eine Oper auf einer Insel baut, kann Frankfurt eine Oper auch in einem Hochbau unterbringen! Das passt einfach! :)
    - Die Erschließung durch den öffentlichen Nahverkehr ist bereits vorhanden. Man müsste im Zuge der Hochbauarbeiten die Bahn nur dazu bewegen, die unteren Etagen und Zwischenebene rundzuerneuern.
    - Rundherum gibt es bereits etliche Parkhäuser
    - Der Standort liegt in der Innenstadt. Hunderte Restaurants und Bars sind fußläufig erreichbar
    - Bei geschickter Architektur könnte das neue Bauwerk ein Blickfang am Ende der Zeil werden
    - Die dringend notwendige Aufwertung der östlichen Innenstadt könnte dadurch einen Schub erfahren
    - Ggf. könnte auf Ebene des Erdgeschosses eine öffentliche Durchwegung eingebaut werden, die die Zeil fortsetzt, so dass diese als Straße nicht unterbrochen würde.
    - Den Platz der Konstablerwache braucht die Stadt derzeit nicht wirklich. Der Wochenmarkt kann in die benachbarte Große Friedberger Straße verlegt werden (der Schillerstraßenmarkt ist ja auch auf einer Straße), der jährliche CSD könnte irgendwo auf Hauptwache und Roßmarkt stattfinden
    - Die Stadt entledigt sich damit eines hässlichen, unwirtlichen und wegen des Plateaus absolut bescheuerten Platzes, der kaum genutzt wird
    - Die Stadt spart sich die vielen Millionen EUR, die sie ohnehin in den kommenden Jahren irgendwann mal für die Runderneuerung der Konstablerwache aufwenden müsste


    Den Altbau auf dem WB-Platz könnte man dann nach außen hin rekonstruieren und im Inneren ein Museum unterbringen. Fehlt nicht noch irgendein Erweiterungsbau für das Völkerkundemuseum? Das Museumsufer würde damit aufgewertet.


    Das sind überraschend viele Vorteile, die mir bei dieser irren Idee spontan einfallen! ;-P


    Nachteile:
    - Das Vorhaben ist gedanklich ungewohnt und führt (gerade bei typisch deutscher Denkweise) erst einmal zu spontaner Skepsis und Ablehnung -> Das geht nicht! Das haben wir noch nie so gemacht! Das machen andere Städte auch nicht so!
    - Das Vorhaben ist statisch schwierig, mMn aber lösbar oder sollte zumindest einmal von Statikern geprüft werden. Ohne bauliche Eingriffe in die unteren Ebenen wird es wohl nicht gehen. Die dadurch entstehenden Mehrkosten gegenüber anderen potenziellen Bauflächen werden mMn aber durch die oben genannten Kostenvorteile überkompensiert.


    So, und jetzt könnt ihr mich und diese kreative Idee nach Herzenslust zerreißen. Aber vielleicht lohnt es sich ja, eine Nacht drüber zu schlafen, bevor in die Tasten gehauen wird ;-)))

  • Der gezeigt Entwurf hat mich schockiert !


    Angedachte Lage - Gewerbefläche hinter einer Brücke !
    Architektur - ein Triumph des rechten Winkels !
    Quadratisch, praktisch, gut?
    Planungsgrundsatz - Kosten-/ Nutzen-Verhältnis !


    Visionen sehen anders aus !


    Typisch Frankfurt ? Schade.

  • @ Golden Age: Ich bin völlig bei Dir was mögliche Kostensteigerungen angeht. Diese sind idealerweise zu vermeiden aber realistischerweise werden wahrscheinlich welche anfallen. Je sorgfältiger die Substanz untersucht wird was vorhanden ist und wie sie sanierbar ist um so fundierter kann man planen. Nur damit lassen sich in einer Ausschreibung plausibel Marktpreise ermitteln.
    Leider wird man bei laufenden Betrieb nicht jeden Quadratmeter des Gebäudes einer Bestandsaufnahme unterziehen können weil das nicht zerstörungsfrei von statten geht. Deshalb müssen gewisse Annahmen getroffen werden und alle Beteiligten können nur hoffen das die beauftragten Experten genügend Expertise haben damit deren Annahme möglichst der Realität nahe kommen. Da muss dann auch klar kommuniziert werden wo und wie das Restrisiko besteht.


    Ist den Beteiligten das Restrisiko für unvorhersehbare Kostensteigerungen bei einer Sanierung zu groß, dann bleibt nur der Abriss und Neubau. Wobei der Neubau nicht zwingend am Willy-Brandt-Platz erfolgen muss.
    Aber auch dafür hatte das Gutachten keinen signifikanten Kostenvorteil aufgezeigt.


    Der neue Vorschlag, dessen Ausführungsdetails wir noch nicht kennen, startet mit einem schlankeren Ansatz und das ist auch erstmal völlig legitim. Und obwohl die Initiatoren auf große Showarchtiektur verzichtet, aber prinzipiell nicht ausschließen, sind mit diesem Entwurf auch schon 240 Mio. EUR auf der Uhr.


    Versteh mich nicht miss, meine Befürchtung ist für kleines Geld gibt es nichts. Und ich rede auch nicht hohen Kosten oder Kostensteigerungen das Wort aber mit Null Restrisiko bei den Kosten lässt sich auch nichts bewegen.


    EDIT: Die heutige FNP nennt diese Kosten für den Opern-Neubau rund 300 Mio. EUR. Darin enthalten 50 Mio. EUR der Anteil der Stifter.

    7 Mal editiert, zuletzt von main1a () aus folgendem Grund: EDIT

  • FR: Stadt will Wettbewerb für Neubau von Theater und Oper

    Laut Frankfurter Rundschau (online) vom heutigen Tag haben sich Dr. Ina Hartwig und Mike Josef explizit für einen internationalen Architekturwettbewerb ausgesprochen. „Wenn es sich herausstellen sollte, dass ein Neubau der Bühnen auf die Tagesordnung kommt, wird die Stadt einen internationalen Wettbewerb ausloben“, sagte Josef. „Bei Projekten dieser Größenordnung ist die Auslobung eines internationalen Architektenwettbewerbes absolut üblich“, erklärte die Kulturdezernentin. Damit haben sie sich deutlich gegen explizite Überlegungen hinsichtlich des Stiftungsentwurfs geäußert. Jochem Jourdan hat den Enwurf im selbigen Beitrag mit einem Aldimarkt im Großformat bezeichnet.


    http://www.fr.de/frankfurt/sta…heater-und-oper-a-1635838


    Was ich als positiv empfinde ist, dass die Debatte Fahrt annimmt und es langsam auch konkreter wird im Hinblick auf die Entscheidungsfindung. Bezüglich eines Neubaus stimme ich außerdem mit Thomas Horn (CDU), Vorsitzender der Initiative Frankfurt/Rhein-Main und Direktor des Regionalverbands, überein, der in einem anderen Beitrag folgendes anmerkte: „Wenn ich eine Region richtig rocken will, brauche ich ein paar Knallerprojekte.“


    http://www.fr.de/rhein-main/to…-milliarden-ein-a-1635998

  • Die Stiftungsidee ist ja grundsätzlich positiv. Aber hier liegt bei "Bürgerstiftung Neue Oper Frankfurt"eine Mogelpackung vor.


    Die Oper in Kopenhagen kostete 335 Mio. EUR und wurde von Herrn Moeller Maersk voll finanziert. Das Gebäude ist groß genug, dass es Oper, Ballet und alternatives Theater aufnehmen kann.


    Grundstück vermutlich von der Stadt. Die erheblichen Unterhaltskosten zahlt der dänische Staat.


    Im Fall Frankfurt wollen die Stifter lediglich 50 Mio. EUR von 300 Mio. EUR beisteuern und über die Mieteinnahmen die Kredite bedienen. Zusätzlich soll der ehemalige Bürgermeister Herr Wenz (SPD) die Planung und die Architektur (entgeltlich) beisteuern. Bei Herrn Wisser ist auch Vorsicht geboten.


    Das wäre ein Vertrag zu Lasten der Bürger der Stadt und wurde zum Glück auch abgelehnt.


    Geht man davon aus, dass für 300 Mio. EUR ein aufwendiges Opernhaus zu haben ist und dass man für ein Theater 150 bis 200 Mio. EUR ausgeben muss, dann geht das nur unter Beteiligung des Landes Hessen.


    Es muss doch jetzt erst einmal geklärt werden, wie hoch die Kosten für das Projekt sind.


    Die Einnahmen von Oper und Theater reichen nicht aus und der laufende Betrieb muss stark subventioniert werden. Daher kann Farnakfurt aus eigener Kraft zwei Neubauten mE nicht stemmen.


    Frankfurt muss Hessen ins Boot holen. Die Finanzierung muss natürlich am Anfang stehen.


    Dann muss der Standort auf der Grundlage eines Gutachtens geklärt werden und zwar einschliesslich Anbindung und externe Effekte.


    Erst dann können wir über einen Architektenwettbewerb sprechen.


    Mir fehlt einfach ein klar strukturierter Prozess. Die ganze der Debatte der Stadt Frankfurt kommt mir wie eine WG-Diskussion vor. Und ich meine nicht unser Forum. Hier wird bessere Arbeit geleistet als im Stadtparlament und im Bürgermeisteramt.

  • Warum in die Ferne schweifen, wenn der Roßmarkt liegt so nah

    @ Irrlicht: Die Konsti-Idee gefällt mir spontan, da nicht innenstadtschwächend und enorm aufwertend für die herunter gekommene Umgebung (Ost-Zeil, Allerheiligenviertel, usw). Die größte Gegenreaktion würde aber nicht wegen der Statik kommen, sondern wegen dem Erzeuger-Bauernmarkt, der zweimal die Woche stattfindet und sicher einer großen Fangemeinde erfreut. Zudem fällt die Platzsituation beinahe komplett weg. Auch den Rossmarkt würde ich als eine gute Alternative erachten. Der Platz ist komplett verschenkt, am Abend stockduster (Lichter funktionieren nicht) und am Tag eine graue Steinwüste mit unterdurchschnittlicher Aufenthaltsqualität und ohne Platzmittelpunkt. Hier könnte man viel mehr rausholen und immer noch genügend Platzfläche haben. Außerdem hätte man dann eine Perlenschnur Alte Oper-Oper Frankfurt am Roßmarkt-Schauspiel am Willy, die sich durch die Stadt zieht.


    @ main1a: Die im Juni 2017 vorgelegte Machbarkeitsstudie hatte die Kosten für Sanierung oder Neubau auf knapp 800 Millionen Euro beziffert. Damit kann man m.E. allerhand anfangen und umso besser, wenn sich das Frankfurter Bürgertum als Stiftung engagieren will. Ich wäre auch dafür die großen Star-Architekten (Foster, Hadid & Co), die sich mitterweile größtenteils auf Projekte in Oligarchenstaaten oder Oligarchen-Geldgeber spezialsiert haben und preislich "verdorben" sind, außen vor zu lassen. Ich erinnere hier gerne an den Anbau des Städels, der nach Stararchitekt aussieht, aber dennoch lokal (schneider+schumacher) gesourced wurde.

    Einmal editiert, zuletzt von Golden Age ()

  • Die Konsti-Idee ist - mit Verlaub - völlig abwegig. Es ist schon ein halbes Dutzend Mal untersucht worden, in welcher Form man dort bauen kann (Kino, Blockrandbebauung); und jedes Mal ist es verworfen worden aus statischen Gründen und wegen der Erschließung. Jedes Gebäude an der Platzoberfläche benötigte eine eigene Gründung, die bis unter die Sohle der unteren S-Bahn/U-Bahn-Tunnels geführt werden müsste. Außerdem ist die verfügbare Platzfläche nur ca. 5.000 m² groß. Vergesst es.

  • Auf Basis Deiner angeführten Faktoren, die gegen die Konsti-Lösung sprechen, sehe ich daher auch den Roßmarkt als deutlich bessere Variante und zwar an Stelle des Gutenberg Denkmals (den Johannes kann man dann an die Konsti legen ;)). Der Roßmarkt liegt zwar auch über einem Parkdeck, aber der Platz hält deutlich mehr aus als die Oberfläche Konsti, die mehr als Decken-Platte für die darunter liegende S-Bahn Station zu sehen ist.


    Dann hätte man dort endlich die Belebung, die man sich so dringend wünscht und mit dem Pavillion ja schon ausprobiert wurde. Auf dem Raab-Karcher Gelände kann man dann besser die Rhein-Main Arena entstehen lassen, da man mit dem entzückenden Nachbarn im Osten bzgl. eines passenden Geländes im Kaiserlei wohl nie auf den gleichen Nenner kommen wird (es sei denn Frankfurt trägt alle Kosten).


    PS: Irgend eines Tages kommt mit dem Fraspa-Areal auch wieder viel prominente Fläche in der Innenstadt auf den Markt. Eine fesche Oper direkt an der Wallanlage? Eine Studie wäre es wert.

  • Spekulatius zum Feste

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    Der Standort Roßmarkt wäre doch auch viel zu klein, oder täusche ich mich da?


    Wenn hier schon so wild spekuliert wird, wie wäre es mit dem Karstadt-Block an der Zeil? Mit integrierten Verkaufsflächen im Erdgeschoß der Seitenstraßen, könnte man die trostlosen Ecken aufwerten. Die Zeil wertet dies auch enorm auf, da Primark und Karstadt inkl. Parkhaus jetzt auch keine Augenschmeichler sind. Und zentraler geht´s kaum. Ein Leuchtfeuer der Kultur inmitten dunkler Konsumtristesse. ;)

  • Ich denke, die einzigen BEIDEN wirklich sinnvollen Standorte für eine neue Oper stellen die Grundstücke im Osthafen und bei der Rentenversicherung dar. Am Kultur-Campus in Bocken heim scheint leider kein Platz mehr dafür zu sein sein.


    Also ran an den Speck! Es ist doch unterschwellig allen einigermassen klar, dass zumindest ein grosser Neubau sein muss / gewollt ist / vorstellbar ist.


    Zum Entwurf der Stiftung mag ich mich besser nicht äußern.


    Wenn am Osthafen auf dem Grundstück von Raab-Karcher gebaut würde, dann ist klar, dass er deutlich über die Brückenrampe hinausragen müsste. Also wird das Erdgeschoss eher nur als eine Logistikflaeche für Anlieferung, Garage, Eingang, Kasse, Garderobe etc. dienen können. Darüber - auf Podiumsniveau der Brücke kann erst der Bereich des eigentlichen Foyers / Vestibüls liegen. Sicht ist zu drei Seiten(Nord, West, Süd).
    Dahinter der Zuschauerraum. Folgend in Richtung Osten die Bühne und dahinter die Werkstätten. Und ganz im Osten des Areals das kleine Hochhaus, das alles von Maske bis Intendanz aufnimmt; angrenzend and den kleinen Platz.
    Das alles in einem Guss von einem Architekten, der den größeren Wurf beherrscht, und gut.
    Vielleicht noch eine Brücke für Fussgänger zur mittleren Mole - denn da werden in Zukunft sicher keine Betonwerke etc. stehen, sondern eher ein Wohnboulevard mit Gastronomie. Und auch da wäre die Anhebung des Niveaus sinnvoll, um im Erdgeschoss den Verkehr und das Parken unterzubringen und erst ab der Höhe des Brückenniveaus liegt der Boulevard mit den Häusern im Stil einer Speicherstadt am Hafen.


    Wenn ich Planungsdezernent wäre, würde ich jetzt einen Masterplan Osthafen 2025 in Auftrag geben......................