Eine kleine Zugreise in die Slowakei und die Ukraine



  • Die aus dem 17. Jahrhundert stammende Prämonstratenserkirche in den für die Region typischen wuchtigen frühbarocken Formen:











    Die Franziskanerkirche, ursprünglich ein aus dem 14. Jahrhundert stammender gotischer Bau, der allerdings wie sehr viele mittelalterliche Kirchen im Habsburgerreich im 18. Jahrhundert barock umgestaltet wurde:





  • Kosice, Slowakei (Teil II)


    Heute überwiegend Bilder aus den außerhalb der Altstadt gelegenen Teilen Kosices. Auffallend ist das weitgehende Fehlen eines für Westeuropa typischen breiten Gürtels an Gründerzeitvierteln zwischen Altstadt und moderner Bebauung - in Kosice folgen auf den mittelalterlich-frühneuzeitlichen historischen Kern nur ein paar Straßen mit Bebauung des 19. Jahrhunderts, die noch dazu überwiegend eher nach Biedermeier-Vorstadthäusern als nach Gründerzeit aussehen, dann kommen sofort ausgedehnte Plattenbausiedlungen, in denen der Großteil der Bevölkerung lebt. Diese Plattenbauviertel sind sicher recht trist, aber überraschenderweise fast alle in recht gutem Zustand, viele der Wohntürme sind frisch saniert, die Straßen sind überwiegend gut, die Atmosphäre gepflegt und sicher. Die Berichte, die Kosice teilweise als eine Art gefährlichen Slum beschreiben, konnte ich jedenfalls nicht bestätigt finden.






    Blick in die Franziskanerkirche, deren gotischer Ursprung im Chor noch sichtbar ist:









  • Die letzten Bilder aus Kosice:


    Kosice, Slowakei (Teil III)









    Wuppertal ist eine der Partnerstädte Kosices:





    Eine kleine historistische Kapelle, die verloren zwischen großen Büro- und Wohnneubauten die Zeiten überdauert hat:




  • Moderne orthodoxe Kirche - aufgrund der Nähe zur Ukraine wird es in Kosice wohl eine ansehnliche orthodoxe Gemeinde geben:



    Noch einige Impressionen aus der Altstadt vor der Abreise:











  • Wobei mir scheint, dass die systematische Zerstörung von Altbausubstanz eine Spezialität der DDR war, die es in dieser Form in keinem anderen realsozialistischen Land gegeben hat. Zumindet sind mir außer in Ostdeutschland noch nirgends im Bereich der ehemaligen sowjetischen Machtsphäre nach 1945 entstandene großflächige Schäden in Altstädten aufgefallen.


    Mh, wobei nicht vergessen werden darf, dass auf der Fläche der DDR sich auch die meisten Kriegszerstörungen befanden. Es gibt, denke ich, gute und schlechte Beispiele im Umgang mit historischer Bausubstanz in allen ehemaligen sozialistischen Ländern. Die vernachlässigte und beispiellos marode Altbausubstanz nach dem Fall der Mauer war hingegen im ganzen Ostblock gleichermaßen auszumachen. Inzwischen ist viel renoviert, vor allem in Ostdeutschland, wobei anhand der gezeigten Bilder aus Bratislava und vor allem Kosice in der Slowakei noch viel Nachholbedarf besteht. Böhmische und mährische Städte machen einen doch vitaleren Eindruck (Prag, Teplitz, Brünn, Pilsen oder Marienbad) als jene in der Slowakei.

  • Im Zug von Kosice nach Lviv


    Von Kosice aus reiste ich mit dem täglich verkehrenden, von Budapest kommenden und bis Moskau weiterfahrenden Nachtzug weiter, der auch in Lviv hält. Allerdings ist die Fahrt, zumindest für eine so kurze Strecke, nur etwas für sehr hartgesottene Bahnfreunde: Der extrem langsam fahrende und an der slowakisch-ukrainischen Grenze stundenlang aufgehaltene Zug braucht für die 240 Kilometer von Kosice nach Lviv unglaubliche 13,5 Stunden. Immerhin wird man aber dadurch entschädigt, dass man mehr als genug Zeit hat, die wunderschöne, grüne und waldreiche, teilweise verzaubert wirkende Landschaft der westlichen Ukraine an sich vorüberziehen zu lassen. Hier einige Bilder, die ich, nachdem es am Morgen hell genug zum Fotografieren wurde, bei der Fahrt durch die galizische Provinz aufnahm:













  • Lviv, Ukraine (Teil I)


    Lviv bzw. Lwow bzw. Lemberg, die westlichste Metropole der Ukraine und mit 734 000 Einwohnern siebtgrößte Stadt des Landes, hat eine wechselvolle und dramatische Geschichte hinter sich. Vom 14. bis 18. Jahrhundert war Lwow eine der größten und bedeutendsten Städte des Königreiches Polen und neben Krakau sein wichtigstes geistiges und künstlerisches Zentrum. Insbesondere blühte die sehr große jüdische Gemeinde der Stadt, die eine zentrale Rolle in Wissenschaft, Kunst und Handel spielte. Als Polen im 18. Jahrhundert von den es umgebenden Großmächten Russland, Österreich und Preußen aufgeteilt und annektiert wurde, kam Galizien mit seiner Hauptstadt Lwow an die Habsburgermonarchie, wo es nun unter dem deutschen Namen Lemberg die Rolle der östlichsten Großstadt Österreichs und eines Bollwerkes gegen Russland spielte. Nach dem Zusammenbruch des Habsburgerreiches 1918 kam Lemberg zurück ans neubegründete Polen, nun wieder als Lwow - allerdings nur für kurze Zeit: Als sich Deutschland und Russland 1939 erneut auf die gemeinsame Zerschlagung und Besetzung Polens einigten, wurde Lwow wie das ganze östliche Drittel Polens von der Sowjetunion annektiert und an die Teilrepublik Ukraine angegliedert - die Stadt erhielt nun den russischen Namen Lviv. Schon zwei Jahre später brach Hitler bekanntlich die Allianz mit Stalin, marschierte in der Sowjetunion ein und eroberte schon kurz nach Beginn der Invasion auch Lviv, das nun wieder in Lemberg umbenannt wurde. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung der Stadt wurde von den Deutschen ermordet, und als Lemberg - das nun wieder in Lviv umbenannt wurde - schließlich von der Roten Armee zurückerobert wurde, entschloss sich die Sowjetunion, das 1939 geraubte Drittel Polens nicht zurückzuerstatten, sondern Polen stattdessen mit ehemals deutschen Gebieten im Westen zu entschädigen. Fast die ganze polnische Bevölkerung Lvivs wurde vertrieben und durch Siedler aus der Sowjetunion ersetzt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 verblieb Lviv bei der Ukraine und ist nun dessen westlichste Metropole.


    Zuerst ein Rundgang durch die trotz Lvivs bewegter Geschichte erstaunlich großräumig erhaltenen, sehr ausgedehnten Gründerzeitviertel aus österreichischer Zeit, durchsetzt mit ein wenig stalinistischer Architektur der 1950er Jahre: