Marseille, Frankreichs wilde Schöne

  • Marseille, Frankreichs wilde Schöne

    Marseille (858.000 Ew.) ist nach der Bevölkerungszahl die zweitgrößte Stadt Frankreichs. Marseille ist für mich immer eine Stadt der Extreme gewesen: Spektakulär, hässlich, wunderschön, großartig, schäbig, elegant, alternativ, karg und trocken, aber dann doch so nah am Wasser, elend und fröhlich... und das alles gleichzeitig auf engstem Raum - und auch noch mit voller Wucht. Marseille ist anstrengend, nervös - und unglaublich interessant. Unvergesslich.


    Bilder vom September 2017.


    Fernansichten


    Entwicklungsprojekt Euroméditerranée u.a. mit dem auffälligen CMA CGM Tower (147m) von Zaha Hadid (links)


    Bekannt als Schauplatz des "Grafen von Monte Christo": Île d’If




    Blick über das Altstadtviertel "Le Panier"; die als Kultur- und Einkaufszentrum wieder auferstandenen "Les Docks" oben links in voller Länge






    Richtig steil runter geht es hier


    Wo das wahre Herz Marseilles schlägt: Vieux Port



    Das unumstrittene Wahrzeichen: Basilique Notre-Dame-de-la-Garde








    Le Corbusiers Cité radieuse links unten, UNESCO Weltkulturerbe

    Bilder:Wagahai

  • Fantastische Neuentwicklung des ehemals völlig herunter gekommenen Hafengebiets: Euroméditerranée


    Les Docks





    Angenehm stilsicher: Printemps Les Terrasses du Port



    Kengo Kumas FRAC




    Die wuchtige Kathedrale Sainte-Marie-Majeure de Marseille



    Beeindruckend: Das MuCEM, das 2013 eröffnet wurde




    Innenstadt


    Der alte Hafen, Vieux Port


    Lebhafter wie durchwachsener Prachtboulevard: La Canebière





    Um die Canebière. Teilweise geht es recht steil hoch
















    Interessante Fassade der Galeries Lafayette Marseille Bourse nach Umbau






    Bilder:Wagahai

  • Danke fuer die vielen fantastischen Eindruecke! Ich habe ein Jahr vor knapp zehn Jahren dort gelebt und fand stets, dass es die faszinierendste Stadt Frankreichs ist, aber auch eine, die man erst entdecken und sich erarbeiten muss. Das war alles, bevor die Umgestaltung im Zuge der Kulturhauptstadt stattfand, die eine erhebliche Verbesserung darstellt. Marseille wird langsam wachgekusst :)

  • ^Barcelona hat ja auch eine ähnlich Verwandlung hinter sich (vom hässlichen Entlein zum Schwan), bist du denn der Meinung Marseille kann da mit seiner Substanz mithalten? Ich hatte da bei meinem Besuch vor kurzem Zweifel, insbesondere an der Bereitschaft der Bevölkerung da mitzuziehen. Neben der Kriminalität hat Marseille doch vor allem das Problem seine französischen Wurzeln immer mehr zu verlieren und magrebinisch geprägt zu sein. Mir kam es jedenfalls so vor als ob die großzügigen Renovierungsmaßnahmen im Sande verlaufen würden.

  • Barcelona hatte ja die Olympiade und ist zudem seit Jahrzehnten (noch) eine der führenden Wirtschaftsmetropolen der EU. Davon ist das über Jahrzehnte um die traditionellen Wirtschaftszweige immer stärker deindustrialisierte Marseille (ähnliche Entwicklung wie Genua), ohne dass da schnell genug etwas nachgewachsen wäre, trotz der sichtbaren Kraftanstrengung der letzten Jahre noch weit entfernt.


    Die teils gravierenden Probleme, die die Stadt ganz ohne Zweifel hat, aber auf Einwanderer oder auf maghrebinische Einflüsse zu reduzieren, bei einer Bevölkerungszusammensetzung, bei der ohnehin 90% der Bewohner ursprünglich aus Einwandererfamilien stammen, scheint natürlich einigermaßen absurd. Was aber nicht ausschließt, dass man sich in der einen oder anderen Gasse mit Ghetto-Charakter durchaus auch mal subjektiv unwohl fühlen kann, da einigermaßen ungewohnt für europäische Verhältnisse.


    Quelle: Weltatlas


    Ich persönlich denke, dass die Anstrengungen sich nach und nach auszahlen werden, und die jüngsten Anzeichen, die ich vor Ort sammeln konnte, sind trotz aller Widrigkeiten positiv, wie man wohl auch an der Verdoppelung der Touristenzahlen in den letzten Jahren ablesen kann (vor allem bei Amerikanern und Chinesen schien die Stadt sehr gut anzukommen).


    Man kann sich natürlich auch grundsätzlich fragen: Was wäre denn die Alternative?


    Hier ein wohl zu negativer, aber doch ausreichend differenzierender und lesenswerter Bericht der NZZ zu den Neuentwicklungen am Hafen und teilweise ev. enttäuschten Erwartungen.

  • ^ Sehr schöne Galerie mit fein ausgewählten Motiven, die die südfranzösische Metropole hervorragend veranschaulicht. Vielen Dank.


    Wer sich über maghrebinische Zustände Marseilles beklagt, sollte auch über die Französisierung der Maghrebstaaten die Nase rümpfen. Denn wer beispielsweise durch Algier schlendert, wird schnell feststellen, dass sich Gebäude und Straßenzüge kaum von Marseille unterscheiden. Ist natürlich Quatsch, sich über beides zu beklagen, denn der Süden Frankreichs und die afrikanischen Anrainerstaaten stehen seit Jahrhunderten in regem Austausch, was sich in der Kultur, im Stadtbild und letztendlich auch in der Bevölkerungszusammensetzung widerspiegelt. Letzteres galt auch für Algerien mit den pieds-noirs zumindest bis zur Unabhängigkeit 1962.

  • Ja, du hast Recht. Die Franzosen haben in Algier wunderschöne Straßenzüge hinterlassen. Was haben die Algerien denn deiner Meinung nach zu diesem Stadtbild beigetragen? Über die negativen Seiten der Kolonialisierung brauchen wir uns nicht unterhalten, Geschenkt. Aber es ist nunmal so das die massive Einwanderung Marseille nicht nur gutgetan hat. Die Stadt hat große Probleme und eine hohe Kriminalität. Zudem wirkt das Stadtbild, abseits von Wagahais Postkartenmotiven extrem ungepflegt – was offensichtlich auch mit der mangelnden Bereitschaft der Bevölkerung dort sich um ihre Stadt zu kümmern zu tun hat. Ich habe wirklich selten eine dermaßen vermüllte und dreckige Stadt erlebt wie Marseille. Im Gegensatz dazu gibt es dann die Neubauten am Hafen, wie das im Artikel genannte Shopping Center, das verzweifelt auf Kundschaft hofft – die aber alleine schon von den massiven Sicherheitskontrollen am Eingang abgeschreckt wird (wir wurden bei unserem Besuch dort insgesamt dreimal durchsucht und mit Metalldetektoren abgetastet!). Marseille selbst wird von vielen Franzosen ohnehin gemieden und hat einen extrem schlechten Ruf im Land, zudem ist Marseille ja nicht ohne Grund eine der absoluten Hochburgen des Front National im Süden Frankreichs. In meinen Augen ist das Zusammeleben in Marseille vor allem ein Nebeneinanderherleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen das durch gegenseitiges Misstrauen geprägt ist. Ich hatte jedenfalls nicht das Gefühl das sich hier die verschiedenen Einflüsse gegenseitig befruchten sondern eher eine positive Entwicklung der Stadt verhindern.

  • Gerade entdeckt - die phantastische Freitreppe vom Bahnhof St.Charles zum Boulevard d‘Athens.


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    in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts erbaut, eröffnet sich nach dem Verlassen des Bahnhofes ein phantastischer Blick auf die Stadt und das Wahrzeichen - Notre Dame de la Garde.

    An der Treppe Allegorien auf die ehemaligen Kolonien und stimmige Lampen und schmiedeeiserne Gitter.