Slavenburg Raddusch

  • Slavenburg Raddusch

    In unmittelbarer Nähe zu Vetschau am Rande des Spreewalds liegt die rekonstruierte Slavenburg von Raddusch, niedersorbisch Raduš.


    Die in Blockhausbauweise errichtete, mehrfach veränderte ursprüngliche Wallanlage entstand als eine von zahlreichen Fliehburgen in der Gegend durch den slawischen Stamm der Lusitzi, von denen die Lausitz auch ihren Namen erhielt, unter dem Eindruck der beginnenden germanischen Osteroberungen.


    Nachdem Markgraf Gero im Jahre 963 die Lausitz letztlich eroberte, verfiel die Anlage und wurde erst ab 1984 wissenschaftlich ergraben und untersucht, als ihr der Braunkohletagebau Seese-Ost bedrohlich auf die Pelle rückte.


    Glücklicherweise sollte es zu einer Erweiterung des Tagebaus, der die Burg wie so viele andere Kulturgüter der Region unwiderbringlich vernichtet hätte, nicht mehr kommen, so dass eine Rekonstruktion ins Auge gefasst werden konnte. Dabei entstand ein Betonbau, der äußerlich dank der hölzernen Verkleidung das Erscheinungsbild der Burganlage wohl recht gesichert widerspiegelt. Das Innere wiederum besetzt neben einem Restaurant, Sanitäranlagen und einem Souvenirladen vor allem die sehr empfehlenswerte Ausstellung "Archäologie in der Niederlausitz", die einem schmerzhaft vor Augen führt, welch unermessliche Verluste die Jahrtausende alte Kulturlandschaft in den letzten 150 Jahren durch den ungezügelten Braunkohletagebau erleiden musste...



    Annäherung an die Burg Raddusch, Blick vom Eingang des Geländes.




    Dort begrüßt uns dieser Auerochs.




    Slavenburg Raddasch in der Totalen.




    Impressionen vom rekonstruierten Burgwall in Blockhausbauweise, wobei der ursprünglich massive und mit Sand gefüllte Wallkörper heute aus einer hohlen Betonkonstruktion besteht.





    Burgwall mit davor liegendem Wassergraben.




    Haupteingang der rekonstruierten Anlage mit Knüppelweg; in der Achse genau gegenüber liegt ein zweiter Zugang.




    Erster Blick in den Hof, zu erkennen das moderne Restaurantgebäude mit Zugang zu den Wallanlagen. Ein wie ich finde gelungenes Zugeständnis an die Anforderungen einer zeitgenössischen Museumsarchitektur.




    Im Hof finden sich vier sehr informative Schautafeln zur Geschichte des Bauwerkes, die ich hier komplett wiedergeben möchte.







    Rekonstruierter Burgbrunnen.




    Als nächstes einige Einblicke in die eingangs erwähnte Ausstellung, die mit zahlreichen hochinteressanten Exponaten aufwartet. Zunächst ein Modell der Anlage, was mich, selbst Modellbauer, natürlich sehr faszinierte.




    Nachgebildete Szene der Burgerbauung.




    Unkommentierte Impressionen aus der Ausstellung, die mit einer aus meiner Sicht sehr gelungenen Museumsarchitektur aufwartet.






    Der Rettungswegeplan zeigt die Anlage des Gebäudes im Inneren des rekonstruierten Burgwalles.




    Gotisches Hauptportal der Dorfkirche von Wolkenberg, die gemeinsam mit dem Ort noch 1992 dem Tagebau Welzow-Süd weichen musste. Eines der unzähligen durch den Tagebau vernichteten Kulturgüter!




    Durch das Portal erblicken wir eine Schautafel mit zahlreichen anderen Dorfkirchen, denen es genauso erging.





    Nachbildung des Burger Vogelwagens, derartige Wagen dienten wohl kultischen Zwecken.




    Zum Abschluss noch einmal Modelle, diesmal Nachbildungen der Behausungen der germanischen Siedler, die das Gebiet nach und nach auf Kosten der ansässigen Slawen kolonialisierten.




    Wieder an der frischen Luft, nun ging es auf den Wall. Blicke in den weitgehend leeren Innenhof,der der ansässigen Bevölkerung nebst Vieh im Angriffsfall als Schutzraum diente. Die Feuertreppe gibt vermutlich nicht den ursprünglichen Zustand wider. Gleiches dürfte für das dem Hof zugewandte Geländer gelten, als Dresdner kenne ich mich mit Geländern nämlich aus...






    Blick auf das Restaurantgebäude von oben.




    Die geflochtene Brustwehr auf der Außenseite; in Dresden hätte der TüV vermutlich auf der Anbringung eines massiven Zweitgeländers bestanden. In Brandenburg tun es einfache Hinweisschilder. Nicht, dass noch mal jemand herunterfällt...




    Die Umgebung der Burg wurde künstlerisch und gärtnerisch so gestaltet, dass sie einen Eindruck von der Kultivierung der Landschaft zu slawischen Zeiten vermittelt.




    Das war's mit dem himmelfahrtlichen Ausflug aus der sächsischen Residenz nach Südbrandenburg. Noch frohes Feiern!