Dimension des Stadtschlosswiederaufbaus

  • Echter Berliner, bei deinen Ausführungen habe ich immer das Gefühl du stellst Dir Berlin als eine Art biologische Wesenheit vor, die autonom handelt und einen Willen hat?


    Endlich hat es mal einer begriffen. :)


    C.G. Jung: Die Seele ist die conditio sine qua non der Welt.
    Icke: Die Seele ist die conditio sine qua non der Stadt.


    Ich hebe doch nur darauf ab, daß in einer Stadt Menschen leben, eine Stadt eine Geschichte hat. Es ist die Kontraposition zu einem technokratischen Reduktionismus a la "Wir können überall das hinbauen, was wir wollen, und niemand hindert uns. Was interessiert uns Historie, was ein Straßenraster?".


    Mit dem Wort "biologistisch" solltest du vorsichtig sein, das ist etwas anderes. Ich rekurriere auch weniger auf die Biologie als auf das Lebendige überhaupt, egal ob psychisch oder physisch. Es ist eine Metapher, die einen Kontrapunkt setzt zu einem relativistischen Machbarkeitswahn. So argumentieren ja auch Leute wie Kollhoff und Co., die betonen, daß man Historie und Tradition nicht einfach ausblenden kann.


    Ausblenden kann man sie deshalb nicht, weil sie - jetzt wird's pathetisch - in den Seelen der Menschen existieren und indirekt im restlichen noch erhaltenden Stadtkörper. Es geht also um eine ganzheitliche Perspektive, die ich immer wieder betone.

  • Das hört sich ja ganz danach an, als ob Du im Grunde auf Basis der Theorie der Morphischen Felder argumentierst.
    Ist ja ganz interessant, aber für Rupert Sheldrakes Theorie der Morphischen Felder gibt es bislang keine wirklich handfesten Beweise, weswegen sie für die seriöse Wissenschaft noch immer ein großes No No ist, außer vielleicht bei einigen wenigen Kulturwissenschaftlern...

  • Das Kapital war vorhanden als es gebraucht wurde, sonst hätte man keine Rechnungen bezahlen können. Ob das zu 100% bei Projektstart vorhanden war ist doch völlig schnuppe. Tatsache ist, dass die Frauenkirche von eigenem vorhandenen Geld der Spender bezahlt wurde und das weißt Du auch ganz genau. Im Gegensatz dazu soll dass Schloß mit fremdem Geld gebaut werden und das wird im Endeffekt vermutlich nie zurückgezahlt werden können. Oder aber es wird von Leuten zurückgezahlte werden müssen, die heute u.U. noch gar nicht leben, trotzdem aber diese Erblast werden tragen müssen. Die Summen, die hier zum Vergnügen von ein paar wenigen Architekturbegeisterten aufgewendet werden sollen, sind einfach enorm hoch. Das kann man machen, wenn man im Reichtum schwimmt. Beispiel: Gazprom baut ein flammenden Wolkenkratzer oder die Scheichs bauen sich gleich eine ganze Wolkenkratzersammlung. Wenn aber eine Stadt repräsentiert durch einen völlig die Bodenhaftung verlorenen Bürgermeister sich dermaßen viel Geld mit dem Trick über den Bund leiht, in dem Wissen es sowieso niemals zurückzahlen zu können, dann ist das verantwortungslos. Außerdem befürchte ich nach wie vor, dass man zwar viel Geld ausgeben wird, dann aber am Schluß eine "unvorhergesehene" Kostensteigerung eintritt. Und diese Kostensteigerung wird dann durch Sparkompromisse gedämpft werden müssen: Mit Erfurt Raufaser zum Beispiel.

  • Wowereit wollte ein modernes Gebäude und keine Schlossrekonstruktion. Letztlich wurde der Bau mit historischer Fassade vom Bundestag beschlossen. Deiner Argumentation folgend dürften praktisch gar keine öffentlichen Gebäude mehr errichtet werden. Die laufende Sanierung von Staatsoper und Staatsbibliothek unter den Linden wäre natürlich auch Teufelswerk.


    Das ist doch nicht mehr als Berlin-Bashing eines Schwaben.

  • Außerdem befürchte ich nach wie vor, dass man zwar viel Geld ausgeben wird, dann aber am Schluß eine "unvorhergesehene" Kostensteigerung eintritt. Und diese Kostensteigerung wird dann durch Sparkompromisse gedämpft werden müssen: Mit Erfurt Raufaser zum Beispiel.


    Keine Sorge, Schwabenpfeil. Die Außerschwäbischen bezahlen dafür den Stuttgarter Tiefbahnhof über ihre Bahnfahrkarten. Das ist gelebte Solidarität.


    Urbanist: Da liegst du völlig falsch. Ich argumentiere völlig immanent und erdverbunden - ohne sheldrakesche Spekulationen.


    Die Stadt wird nun mal von Menschen bewohnt, die sie bauen. Berlin existiert in unseren Seelen. Deshalb wird auch ein einigermaßen konsistentes Berlin wieder angestrebt - das Sinn ergibt. Die Menschen wollen in einer sinnvollen Stadt leben. Eine Stadt ist sinnlos, wenn sie ihr zerstörtes historisches Erbe völlig ignoriert.

  • Wenn aber eine Stadt repräsentiert durch einen völlig die Bodenhaftung verlorenen Bürgermeister


    Soweit nicht falsch.


    sich dermaßen viel Geld mit dem Trick über den Bund leiht, in dem Wissen es sowieso niemals zurückzahlen zu können, dann ist das verantwortungslos.


    Hier wirds falsch. Wowereit und seine damaligen Koalitionspartner waren im Grunde gegen das Humboldtforum. Das Ding ist hauptsächlich Bundesangelegenheit.




    Außerdem befürchte ich nach wie vor, dass man zwar viel Geld ausgeben wird, dann aber am Schluß eine "unvorhergesehene" Kostensteigerung eintritt.


    Bei öffentlichen Projekten ist das ja langsam normal. So ist das aber scheinbar in einer Demokratie, wo die Verantwortlichen alle paar Jahre wechseln: warum sollte man sparen, wenn man eh nicht persönlich dafür haftet? Ist ja auch nicht deren Geld, sondern nur das der Bürger.


    Allgemein sehe ich aber das Geld in Bauten (egal ob Flughafen, Schloß oder Bahnhöfen), als in irgendwelchen dunklen Bankenretterkanälen und Subventionen, die den Normalsterblichen eh nichts bringen.

  • ^
    Schön schön. Nun bekommt Wowi also mal sein Fett weg und wird pauschal abgewatscht. Nur, was hat das mit dem Thema zu tun, dass der Bund Bauherr des Stadtschloss-Projektes ist und in einer demokratischen Entscheidung für das Humbolft Forum votiert wurde?

  • .... Problem ist,wenn man die Kosten auf die konkreten Vor Ort Nutzer umwälzt,dass dann die Vielnutzer am stärksten betroffen sind. Die 78 Mio.Fahrgästen p.a. am Stuttgarter HBF sind doch höchstens 5-7 Mio.verschiedene Leute von denen wiederum 70 % Vielfachnutzer sind.Die trifft eine Fahrpreiserhöhung dann sehr stark.


    Der Bau des Humboldforum ist selbstverständlich legitim und hat nichts mit den Berliner Finanzen zu tun. Also Schwabenbpfeil,komm her und gib Geld aus aber hör auf hier schlechte Laune zu verbreiten.

  • ^...im Endefekt heisst das aber,dass jeder für das zahle,was er nutze. Die Eltern von vier Kindern z.B. zahlen für die Bildung ihrer Kinder dementsprechend ,während Kinderlose nichts beitragen müssen und Ein Kind Eltern nur für ein Kind.



    Sowas klappt im Restaurant aber nicht im öffentlichen Raum.


    dass Anspruch und Wirklichkeit korrelieren sollten


    ...viel zu allgemein,passt auf fast alle Lebenslagen und Orte. Solcher pauschalen Aussagen ergeben IMHO kein Sinn.

  • Schwabenpfeil
    Schade, dass du deine Beiträge gelöscht hast. Ist natürlich auch eine Möglichkeit sich der Diskussion geräuschlos zu entziehen.


    Wenn ich mich recht erinnere schreibtest du in deinem letzten Beitrag davon was die Alternativen gewesen wären.
    Nun ja, PdR als Kulturstandort ausbauen. PdR abreißen und das Areal zum Stadtquartier entwickeln. Oder, oder...
    Das Land Berlin selbst hätte den Bau des Humboldt-Forum wohl kaum finanzieren können. Und eine Spendenfinanzierung von 64% analog der Frauenkirche in Dresden halte ich eher für unrealistisch.
    Aber, hätte hätte Fahrradkette...


    Der Bundesregierung war dieses Areal in der Mitte der Hauptstadt offenbar zu wichtig um es den genannten Alternativen preiszugeben.

  • Ich bin ja auch kein Freund von Wowereit, aber solcherlei Kritik wie von Schwabenpfeil geht dann doch eher in die falsche Richtung.


    Wobei ich es auch lieber gesehen hätte, wenn das Land Berlin sich am Bau mehr beteiligt hätte, bspw in Form einer Rekonstruktion der Spreeseite. Das hätte zwar auch "Ärger" und Kritik gegeben, aber andererseits wären vielleicht die Gemüter, die die aktuelle Spreeseitenplanung ablehnen, befriedigt. Meinetwegen auch über Spenden.

  • hahaha...wie habe ich gelacht! :rofl2:


    Die unfassbar tollen Witze konnte ich nur dank eines veganen Körnermüslis, einer Stunde häkeln und anschließender Lektüre der neuesten Emma-Ausgabe überleben! :klo:

  • Fassadenfinanzierung

    Unter dem Titel Millionenschwerer Fassadenschwindel sucht und findet der Spiegel einen Anlass, ein Großprojekt-Desaster anzudeuten (Hier zum Artikel).


    Hintergrund: Der Bund muss Verpflichtungen für die Fassadenreko eingehen und mag parallel dazu nicht reden, um das Fundraising nicht zu hemmen, was irgendwie verständlich ist. Getreu dem Motto: Der Bau entsteht, schweigen, und auf Spenden hoffen bzw. aktiv akquirieren. Gespendet sind 20 Mio, wovon aber 10 Mio. durch Sachmittel (Pläne, Fassadenelemente) eingerechnet sind, von denen keiner weiss, was dies wert sei. Gebraucht werden noch 80 Mio. nebst 28,5 Mio. für Kuppel und Innenportale. Meiner Meinung nach stemmen die das nie, aber seis drum.


    Weil man ja auch als Politiker irgendwie auffallen muss, gesellt sich eine obligatorische Provokation in diese Debatte: Die Grüne Herlitzius fordert den Stop und den Ersatz der barocken Fassade durch eine neue, weil es schließlich auch ein neues Gebäude sei.


    Edit: Die gute Nachricht daran ist, dass anscheinend lt. Beschlusslage die Fassade nicht zu stoppen ist, Frau Herlitzius. Lustig ist, dass so ein Vorschlag nur von einer Architektin kommen kann. :)