Moscow City

  • Moscow City

    Also wie sicherlich jeder spätestens seit dem "Spiegel" Artikel zu Moskau weiß, ist:
    Hier wird geklotzt.
    Das größte Bauprojekt ist zweifelsohne Moscow-City, welches sicherlich das größte seiner Art in Europa darstellt. Nach fertigstellung werden hier die höchsten Gebäude Europas stehen. Der Rossija Tower, von Norman Foster entworfen, soll immerhin 612 Meter werden.


    In der geographischen und stadtsoziologischen Fachliteratur wird das Projekt oftmals mit La defense in Paris verglichen, verfügt es doch auch über eine gewisse politische Aufladung.


    Hier ein Bild von dieser Woche:
    (ich hoffe ich bekomm das hin, bin hier ganz frisch dabei)

    Bild: Dexter

    Bildgröße wurde angepasst, üblich sind bei uns 800x600. Das nächste Mal bitte mit Urheberrechtsvermerk wie oben. Wahnsinnsbild! Gruß, Mod Wagahai

  • Danke Dexter für das Frisch gepresste Foto, das sieht gewaltig aus. Insbesondere hat der Cluster eine echte Ensemble-Wirkung.

  • Der Russia Tower ist noch gar nicht auf dem Bild zu sehen, da sind sie maximal bei der Baugrube (wenn der Bau überhaupt schon begonnen hat). Es gibt aber schon ein Diagramm auf skyscraperpage.com:
    Link

  • Also von links nach rechts:


    "Nabereshnaja Tower" (mit der geschwungenen Fassade), "City of Capitals" (Bauklötzchen-ähnliche Türme), "Imperia Tower" und dahinter "Federazija" (wird nach "Rossija" der zweithöchste, 360 Meter hohe Turm und darüber hinausragendem, insgesamt 506 Meter hohem Mast)


    Interessant ist beispiesweise, das "Imperia" als Wohntürme mit dazugehöriger Infrastruktur (Schwimmbäder, Fitnesscenter u.ä.) verwirklicht werden. Der höhere der beiden symbolisiert Moskau, der kleinere (sie werden nicht gleich hoch) St. Petersburg.
    Der Stadt mangelt es an wirklich erstklassigem Wohnraum, und da es nicht an Kapital seitens der ökonomisch starken Oberschichten fehlt, werden hier Wolkenkratzer mit reiner Wohnfunktion errichtet.


    Und das, obwohl es an freiem Bauland, teils sogar im Zentrum, in Moskau weiß Gott nicht mangelt. Prestige ist da das Stichwort. Ausserdem sind die Besitzrechte der ehemaligen Gewerbegebiete innerhalb der Stadt nicht geklärt, daher liegt noch immer viel Brach.


    Moscow City entsteht ebenfalls auf einem ehemaligen Gewerbegelände, dass schon seit den 70ern entwickelt werden sollte, aber nie finanziert werden konnte. Das Regierungsgebäude von Premier Putin befindet sich in Sichtweite, ausserdem die stalinistische Prachtstraße "Kutosovski Prospekt", welche zum Aussenministerium führt.


    Der Russia Tower ist tatsächlich noch nicht zu sehen, wie auch ein ganzer Schwung weiterer geplanter Hochhäuser, die aber alle bis 2012/13 im großen und ganzen errichtet werden sollen. Zum Beispiel zieht auch die Stadtverwaltung in einen eigenen Turm.


    Ausserdem sind weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsanbindung geplant. Eine Metro-Verbindung wurde schon verwirklicht, jetzt soll es eine weitere geben, so wie auch eine "Schnellbahnverbindung" (wie auch immer die aussehen soll) zu den Flughäfen der Stadt.

  • Linguistische Bemerkungen:

    Heißt das Projekt wirklich auf deutsch Moscow City? Mosca, Moscou, Moskwa sind alles geläufige Bezeichnungen für die Stadt. Zumal das Original doch Moskwa City / Москва-Сити heißt. :confused:


    @ Dexter,
    bist du gerade vor Ort? Kannst du uns evtl. auch über andere Projekte informieren? Mich würde insbesondere der Zustand von einigen Projekten interessieren. M.M. nach sind die interessantesten Projekte in Moskau schon vor längerer Zeit realisiert worden.
    Insbesondere der Rusakov Club, Melnikovs Haus, der Zuev Klub, das Studentenheim von Nikolaev, das Tsetrosoyus Gebäude, die M. Frunze Akademie. Mein Favourit ist natürlich das Präsidium der russischen Akademie der Wissenschaften.


    Ich erinnere mich, das die verschiedenen nach Sowjet Prestigeneubauten erschreckend schlecht gebaut waren. Dabei beziehe ich mich auf das Apartement Gebäude in Veskovsky lane, das Unibank Gebäude, die Moskau International Bank, und den Komplex des olympischen Dorfes für die ersten Jugendspiele.

  • Nach fertigstellung werden hier die höchsten Gebäude Europas stehen. D


    Für mich ist Moskau = Russland & nicht Europa.


    Europa bedeutet heute eher unsere Europäische Union (EU), gewissermaßen die 2. Heimat nach Deutschland. Dagegen verblasst der Geographie-Begriff Europa
    immer mehr.


    Ergo, die Türme in der Moskauer Innenstadt sind also die höchsten in Russland und nur dort! Das gleiche gilt für Istanbul und die Türkei.



    BTW, schönes Bild, mächtig-gewaltig Egon !

  • Also Moscow City ist denk ich die geläufigste internationale Bezeichnung, aber "Moskwa City" ist natürlich passender.


    Übrigens ist der allgegenwärtige und unermüdliche Bürgermeister der Stadt nicht recht zufrieden mit dem englischen Namen. Er regte schon Umbenennungen an (kann mich leider an keine mehr erinnern), die setzten sich aber nicht durch.
    das Projekt heißt also weiter wie Eingangs benannt.



    Ja, ich bin seit kurzem in Moskau und bleibe für fast ein Jahr. Für Recherche hab ich also Zeit. Leider kenne ich mich mit den zukünftigen oder derzeit im Bau befindlichen Projekten (noch) nicht so gut aus, also wer mir Hinweise geben kann ist herzlich Willkommen!



    Zur Bauqualität hier: Sie war zu spät-sowjetischen Zeiten wirklich miserabel. Ich geh derzeit in einer der bekanntesten Unis des Landes (MGIMO) ein und aus, und das Gebäude (es muss wohl aus den späten 70ern oder frühen 80ern sein) ist baulich eine einzige Katastrophe.



    Quelle: Dexter


    Noch nicht mal die Treppenstufen sind einheitlich! Die Bauausführung, aber auch die Feinabstimmung bezüglich der Einfügung von Gebäudetechnik ist zum schreien. Leider. Da werden die teuersten Materialen, wie der hier überall anzutreffende Marmor, schlecht verlegt, Klimaanlagen auf die aufwendigsten Aussenfassaden draufgeschraubt und und und.


    Noch schlimmer ist allerdings, das das heute nicht immer besser gemacht wird. Oftmals arbeiten auf den Baustellen die ungeliebten Ex-Sowjet-Genossen aus den "Stan"-Ländern (Kasachstan, Tadschikistan,...), die verfügen über keine handwerkliche Ausbildung oder ähnliches.
    Europäischer Standard (diese Worte werden hier so benutzt) sind in Moskau sehr teuer, da das Handwerk entweder aus dem Ausland anreist (natürlich nur bei den sehr Wohlhabenden Moskauern) oder das einheimische wenn gut eben teuer, weil selten ist.


    Verfolgt man die Diskussion im Berliner Subforum über die vermeintlich zu hohe Quantität bei gleichzeitig zu niedriger Qualität bezüglich der Neubauten in den letzten 15 Jahren, muss man den Berlinern mal den Besuch von Moskau ans Herz legen. Hier lernt man die deutsche Gründlichkeit bei Abstimmung auf den Gebäudestandort und letztlich auch bei der Bauausführung wirklich zu schätzen. Nicht umsonst sind deutsche und österreichische Baufirmen bei Großprojekten hier gern gesehen. So war Strabag mit der Bauausführung von "gostiniza Moskwa", der Kopie eines kürzlich abgerissenen, stalinzeitlichen Hotels gegenüber des Kremls, beauftragt.



    Ich werde natürlich in der nächsten Zeit einiges zu Moskau posten. Natürlich mit Bildern!


    D.

  • Zitat von Lear1:
    "Für mich ist Moskau = Russland & nicht Europa.


    Europa bedeutet heute eher unsere Europäische Union (EU), gewissermaßen die 2. Heimat nach Deutschland. Dagegen verblasst der Geographie-Begriff Europa
    immer mehr.


    Ergo, die Türme in der Moskauer Innenstadt sind also die höchsten in Russland und nur dort! Das gleiche gilt für Istanbul und die Türkei."


    Geographisch liegt Moskau ganz klar in Europa.
    Politisch liegt es ausserhalb der Europäischen Union, ist aber Mitglied im Europa-Rat.
    Historisch gehört es auch ganz klar zu Europa, weil Russland sich seit über 300 Jahren - und das ganz gleich unter welchem politischen System - immer am Westen orientiert, meist auch gerieben hat.


    Aber die Diskussion führt wohl sehr weit Weg... seis drum.


    Geographisch betrachtet, und das ist es was hier wohl zählt, werden die höchsten Türme Europas eben hier - in Moskau - verwirklicht.


    D.


  • ...Geographisch betrachtet, und das ist es was hier wohl zählt, werden die höchsten Türme Europas eben hier - in Moskau - verwirklicht....


    naja er hat sich vielleicht zu provinziell ausgedrückt , aber ich verstehe dennoch was er meint und finde es schon ganz richtig was er sagt.


    mit amerikaner meint man immerhin auch nur die bürger der usa und nicht unbedingt brasilianer oder kanadier, auch wenn sie alle geographisch in amerika leben. so meint man mit europäer auch sicher nicht russen.


    ich finde es übrigens immer wieder bemerkenswert wie man so per hintertür in derartigen themen immer gerne moskau in einem atemzug mit europa verbinden will um es so kulturell moderner scheinen zu lassen, meisstens von pro russischer seite.


    zur not wird da halt dann geographisch begründet, als ob es ein signifikanter kultureller maßstab wäre.


    so gesehen sind brasilianer auch amerikaner , die frage ist welche assoziationen man versucht künstlich dabei mit ins spiel zu bringen.


    also zu "dem europa" was der durchschnittliche weltenbürger darunter versteht gehört russland kulturell und vom weltbild nicht , und das war auch nie anders, daran werden leider auch ein paar gläserne türme in einer großflächigen ansammlung von angetagten kommunistischen blocks nichts ändern können.


    bortsch ist also nicht gleich pizza.




    dennoch sieht der cluster jetzt schon recht mächtig aus, und ergibt sicherlich ein schönes neues stadtbild, toll :)

  • ich finde es übrigens immer wieder bemerkenswert wie man so per hintertür in derartigen themen immer gerne moskau in einem atemzug mit europa verbinden will um es so kulturell moderner scheinen zu lassen, meisstens von pro russischer seite.


    zur not wird da halt dann geographisch begründet, als ob es ein signifikanter kultureller maßstab wäre.


    Entschuldigung, aber du solltest dich fragen ob nicht du etwas kulturell zu Begründen versuchst, was anders eben schwer gelingt! (geographisch, politisch). Da schwingen in meinen Augen eher politische Berührungsängste mit.


    Ich empfehle allen, die solche Gedanke pflegen eine Reise nach Moskau oder St. Petersburg.



    Sind die Schweizer und Norweger keine Europäer weil sie nicht der EU beigetreten sind? Die EU mit europäisch zu verbinden ist schwierig.
    Bei genauem Hinsehen ist da wenig gemeinsames, geschichtliches.


    Wo liegen denn die kulturellen Gemeinsamkeiten zwischen Portugal und Finnland, wo die zwischen Irland und Griechenland.


    Russlands kulturelle Identität war mit Europa schon in regem Austausch, als man Welten ausserhalb des Kontinentes noch kaum kannte. Die Russen gehören unzweifelhaft zur den europäischen Völkern auch wenn ihr Land nicht an Europas Grenzen endet. Russische Kunst ist dabei immer ein wichtiger Teil der "gemeinsamen europäischen Identität" gewesen, man denke an Tolstoi, Dostojewski, Tschaikovski und und und.



    Unzweifelhaft gibt es große kulturelle Differenzen zwischen Russland und Deutschland. Ganz richtig. Aber die sind mit Sicherheit kleiner als die zwischen Lissabon und Berlin oder Malta und Stockholm.



    D.

  • Halt halt, bei aller Euphorie muss man Einschränkungen machen. In Moskau haben wir es mittlerweile mit einer internationalen Dutzendarchitektur ohne besondere Ambition zu tun. Einen eigenständigen Architekturdiskurs ist m.M. nicht vorhanden. Vielmehr ist in erster Linie eine Übernahme realisierter Konzepte zu beobachten. Gebäude, die in erster Linie überall stehen können, verhindern damit auch ein eigenständige Entwicklung. Nun gut, nun mag man entgegnen, dass die Welt mit der Globalisierung langweiliger wird, dies ändert aber nichts daran, dass die m.M. nach interessantesten Bauprojekte in Russland alle noch zu Sowjetzeiten realisiert wurden.
    Im Umkehrschluß kann sich Moskau City aber nicht mit dem Potsdamer Platz, oder La Defense messen lassen. Mir würde eher der Vergleich mit dem ebenfalls bestenfalls wenn überhaupt mittelmäßigen Canary Wharf in London einfallen.


    Man vergleiche nur das "Wasser und Grüne Stadt Konzept" von Minsk, mit heutigen Projekten. Oder das Vtssps Gebäude von A. Vlasov oder das Theater von Rostov von Gelfreih oder den Apartment Complex am Kutuzovsky Prospekt von Rosenfeld und Minayev. Das ist es was fehlt, an Einzigartigkeit ziehe ich das Theater von Tula von Galajeva, Krassilnikov und Schulreiter den neuen Gebäuden vor.


  • Wo liegen denn die kulturellen Gemeinsamkeiten zwischen Portugal und Finnland, wo die zwischen Irland und Griechenland.
    D.


    Im €uro! In gemeinsamer Europa Flagge, Hymne, gleichem Nummernschild, Pass, gleichem Raum (Schengen Abkommen) und lateinischer Schrift. Politisch sowieso: gleiches Parlament, EZB, EU Kommission, Rechnungshof, Europäisches Gericht.


    Es geht um den Grad der Verflechtung und die Anzahl der Schnittmengen. Die sind unter den 27 EU Staaten deutlich höher in politscher, wirtschaftlicher, sozialer, und durch die letzten 50 Jahre, historisch/kultureller Hinsicht. Verteidungspolitisch ist Russland ebenfalls kein Partner.

  • Als I letzte Woche in Venedig auf der Architektur-Biennale war haben wir in unserer Gruppe besonders lange über den russischen Pavillion geredet. Die russischen Architekten haben dort auch die Internationalisierung und Banalisierung der russischen Architektur kritisiert.
    Der Pavillion hatte keinen eindeutigen Eingang, das heißt genauer er hatte zwei die beide mit Pfeilen gekennzeichnet waren, und einen "Scheideweg" darstellen sollten. Im Obergeschoss konnte man man sich Modelle von Foster und ähnlichen Stararchitekten ansehen, bewundern,wie toll die russische Wirtschaft wächst etc., man konnte genau das ansehen, was offiziell so gerne gezeigt wird, das moderne, internationale und große Russland. Im Untergeschoss, konnte man die Alternative bestaunen. Ein paar "Bauern" haben mit Äxten und Sägen Marterpfähle gebaut und aufgestellt, haben Handwerklich geschickt Schaukeln und Tippis gebaut. Ein Raum war vollgestellt mit Holzstangen, die einen Wald bildeteten, die sich auch an den Außenseiten des Pavillions gezeigt haben.
    Die Frage der Architekten ist also genau die gleiche wie die die hier diskutiert wird. Wie steht es um die Russische Identität? Soll sich Russland immermehr internationalisieren und die immer gleiche Investoren-Architektur bauen wie man sie in jedem deutschen Gewerbegebiet findet, oder gibt es einen Alternativweg, einen spezifisch russischen Weg.
    Die Frage kann man natürlich für jeds Land stellen, insofern ist die auch international.

  • Im €uro! In gemeinsamer Europa Flagge, Hymne, gleichem Nummernschild, Pass, gleichem Raum (Schengen Abkommen) und lateinischer Schrift. Politisch sowieso: gleiches Parlament, EZB, EU Kommission, Rechnungshof, Europäisches Gericht.


    Es geht um den Grad der Verflechtung und die Anzahl der Schnittmengen. Die sind unter den 27 EU Staaten deutlich höher in politscher, wirtschaftlicher, sozialer, und durch die letzten 50 Jahre, historisch/kultureller Hinsicht. Verteidungspolitisch ist Russland ebenfalls kein Partner.



    Wenn Europa nur schon halb so weit wäre wie du hier schreibts.


    - Der Euro ist in den meisten Mitgliedstaaten nicht Währung


    - gleiches Nummernschild? Hast du schon mal ein belgisches Kennzeichen, oder ein schwedisches gesehen? Die Unterscheiden sich ganz deutlich zu erkennen. Die Belgier haben zum Beispiel ein dreiteiliges Kennzeichen.


    - politischer? da stimm ich zu. da trennen Russland und Westeuropa ne Menge. Im Osten, also Polen, Rumänien, Bulgarien wag ich das aber auch zu bezweifeln.


    - wirtschaftlich? Ich denke die wirtschaftliche Verflechtung ist zwischen Deutschland und Russland größer - und vorallem wichtiger - als die mit Malta, Bulgarien oder Zypern.


    - sozialer? das kommt wohl allmählich, aber auch davon ist die EU noch weit entfernt. Da Russland ausserdem Europaratmitglied ist, können die russischen Bürger auch vor dem europäischen Gerichtshof klagen - und tun dies ausgiebig.


    - der gleiche Raum? ja, und da liegt der eigentlich Punkt. Russland liegt einfach draussen und der gesellschaftliche Austausch und das nicht-wissen von- und übereinander ist wirklich tragisch.


    zu Europas Symbolen: Die Hymne ist nichts offizielles. Sie sollte in der gescheiterten Verfassung festgelegt werden, aber wie wir wissen kam die nicht durch.
    Die lateinische Schrift auch nicht, man denke an Griechenland und deren schriftweise (auf jedem Euro zu finden). Das kyrillische - wie es in Russland benutz wird - wird man wohl bald in Europa offiziell gleichstellen, den Bulgarien benutzt diese Schreibweise auch.




    Aber wie auch immer.
    Allen die hier nun diskutieren sollten eines bedenken, Russland ist eine Föderation mit über hundert nationalitäten. die russische ist die dominante und tonangebende - und ist europäisch. da gibts nichts zu rütteln. Die Russisch Föderation ist aus zwei Imperien hervorgegangen, die den Osten, also Asien, kolonisiert haben.
    Russland hat im Gegensatz zu den anderen europäischen Staaten seine Kolonien einfach in seinen Staat eingegliedert, ganz einfach weil diese räumlich integrierbar waren (anders als bsp. GB Indien, Frankreich hat es immerhin bei Algerien versucht)



    Daher ist Russland heute durchaus eine eigenständige politische Einheit, die zur EU möglichst gute Beziehungen pflegen sollte.




    Und nun zurück zu Moskau City:
    Nach der Fertigstellung stellt Moskau City eine "eigene Nummer" da. Es sprengt bei weitem die Größe des Potsdamer Platzes und die von La Defense. (Der Vergleich zu La Defense stammt nicht von mir sondern aus dem wissenschaftlichen Diskurs der georgraphen)
    Dabei ist Moskow City von Anfang an als eigene Stadt neben der bestehenden konzipiert worden und ist konzeptionell nicht mit dem Postdamer Platz zu vergleichen, der eher als durchaus interessanter Versuch moderner Stadtreparatur angesehen werden darf.
    Auch die Vielfalt des Projektes Moscow City, auf das ich bei Gelegenheit noch näher eingehen möchte ist bei weitem größer als hier offenbar vermutet wird. Es ist keine Bürostadt. Es ist wirklich eine eigene, neue Stadt in der kulturelle, politische, residentielle, wirtschaftliche Bedürfnisse Platz finden.



    hier zwei Visuliserungsvideos:


    http://de.youtube.com/watch?v=NNiSL6ZS2B8&feature=related


    http://de.youtube.com/watch?v=KjLmCblDOic




    Dem Beitrag von Dvorak stimme ich voll zu, die neue Architektur wird auch hier vor Ort heftig diskutiert und erhitzt die Gemüter.




    D.

  • Eurozentrisch-überhebliche Zeigefingerrhetorik hat noch nie etwas gebracht.


    Bitte den Kulturkampf in diesem Thread auf Weiteres einstellen und meinetwegen in der Lounge mittels eines neuen Threads weiter führen. Zurück zum Titel-Thema!

  • Zurück zum Thema: Bei aller Liebe, Moskau City fehlt das Element des Diskurses mit Genius Loci und die vernünftige Einbindung in die Silhouette sind wohl nicht gegeben. Bei aller Russophilität, handelt es sich doch eher nicht um ein Projekt von der Güte wie zB. der Donau City.


    Moskwa City ist natürlich überladen mit dem russischen Bedürfnis nach Weltgeltung und Anerkennung. Derartige Motive sind zwar auch bei La defense vorhanden gewesen, lassen aber eher den Vergleich zu asiatischen Prestigeprojekten zu. Ich bin ganz ehrlich, mir gefällt das Projekt nicht. Schon bei den ersten Plänen war erkennbar, dass durch die Banalität der Gestaltung der Massstabslosigkeit, und dem fehlenden Anspruch einer Neudefinierung, eher ein Projekt herauskommt, das nicht unbedingt zu den großen europäischen städtebaulichen Projekten gezählt werden kann.

  • ...handelt es sich doch eher nicht um ein Projekt von der Güte wie zB. der Donau City.
    ...Vergleich zu asiatischen Prestigeprojekten zu.
    ...das bei der Banalität der Gestaltung der Massstabslosigkeit, und dem fehlenden Anspruch einer Neudefinierung, eher ein Projekt herauskommt, das nicht unbedingt zu den großen europäischen städtebaulichen Projekten gezählt werden kann.


    Natürlich ist das Projekt in seinen Maßstäben aussergewöhnlich und sprengt die Dimension vieler europäischer Städte.
    Moskau ist auch nicht München oder Lille oder Amsterdam oder oder oder, es ist Moskau.
    Und Moskau hat seit Jahrhunderten eine besondere Gateway-Funktion nach Asien. Als sie dann auch noch die Hauptstadt "des Weltproletariats" wurde, war sie stets baulichen Eingriffen unterworfen, die das Gesicht Moskaus nachhaltig veränderten. Natürlich nicht immer zum besseren.
    In den 30er Jahren bestellte man Corbusier mit einem Plan zum Umbau der Stadt, der wollte schon damals fast alles abreisen. Stalin war für sowas aber dann doch zu konservativ. Gottseidank möchte man meinen.
    Denn das Zentrum innerhalb des Gartenrings hat sehr viel potential!


    Moskva City liegt ja für die Russen schon ausserhalb, da nicht mehr innerhalb des Gartenrings. Verbunden an die neue Stadtautobahn, gelegen an mehreren Bahnlinien, entwickelt auf einem ehemaligen Gewerbegebiet.
    Da in Moskau so viele Stile nebeneinander bestehen, fällt es hier sichtlich schwer sich auf eine Linie festzulegen.
    Viele europäische Städte pflegen gekonnt ein gewisses architektur-image, welches dann durch besondere neubauten bewusst gebrochen werden soll - so zum beispiel Paris mit der ganzen Hausmann-Pracht und dem gegenüber der futuristischen La Defense...


    Wie gesagt, Moskva City ist ein projekt für sich und sollte sicherlich auch den Aufbruch in die moderne der Stadt ausdrücken. Wie wir wissen, hat Peter der Große St. Petersburg auch von europäischen Architekten entwicklen lassen. Ich denke das Ergebnis konnte und kann sich sehen lassen, auch wenn es das typische russische Element in der Gestaltung einfach links liegen ließ
    Moskva City knüpft an dir russische Tradtition an, Architektur zum Ausdruck eines erstrebenswerten Lebens in diesem Land zu inszenieren.
    Daher waren die Projekte immer zehn Nummern größer als in anderen europäischen Städten, in denen Konsensbildung beim Umbau/Weiterbau von Städten gefragt war. Das war zu Stalins Zeiten so, das ist heute unter Bürgermeister Luschkow (immerhin seit ich glaube 14 jahren Bürgermeister hier und verheiratet mit der reichsten Frau Russlands - eine Bauunternehmerin) nicht anders.


    D.

  • Kent
    Donau City hat sich in letzter Zeit etwas verbessert, aber für mich insgesamt noch kein Projekt erster Güte.
    Und Wien oder andere euopäische Metropölchen dieser Kategorie lassen sich mit Moskau wohl kaum vergleichen. Moskau ist die mit Abstand größte Baustelle Europas, das sind einfach ganz andere Dimensionen. Bis 2010 sollen 3,6 Mio.qm neuer Fläche auf den Markt kommen.
    Und danach, dass die Moskva City reines Prestige sind (impliziert: Ohne wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung), sieht es auch nicht unbedingt aus, Büromieten haben mittler Weile Londoner (!) Niveau. Investoren kommen zudem häufig aus dem Ausland, und was die mit russischem Prestige am Hut haben, wissen die Götter.
    Ich muss sagen, dass mir das Ensemble recht gut gefällt, deutlich besser als das chaotische La Defense, das im Vergleich auch noch fast großmütterlich wirkt, wenn auch die neue Generation der Hochhäuser deutlich besser ist.
    Fest steht, dass Moskau wirtschaftlich einen anderen Gang eingelegt hat, und die Zeiten, in denen Nachbar China den Russen die Aufschwungsshow ganz gestohlen hat, sind wohl vorbei.


    Quelle: Welt.de http://www.welt.de/welt_print/…strebt-in-den-Himmel.html

  • Irgendwie läuft die Diskussion jetzt falsch. Wir reden aneinander vorbei. Ihr bringt Punkte, die ich nicht kritisiert habe und auch gar nicht in Frage stellen will und wollte. Das Moskau geographisch eine andere Lage hat als zentraleuropäische Städte, ist unbestritten. Ich wollte auch nicht, die wirtschaftlichen Gegebenheiten in Frage stellen.
    Wenn ihr meine Beiträge gelesen habt, müsstet ihr erkennen, dass ich sehr viele positive Beispiele russischer Architektur bzw. Architektur in Russland genannt habe. Als ich in Moskau war, habe ich mich auch öfters beim Tower 2000 rumgetrieben. Schon in den frühen Planungsphasen konnte das Projekt nur durch seine schiere Größe, nicht aber durch eine intellektuelle Sinnstiftung oder interessante Formengebung überzeugen.


    Architektur und Städtebau sind natürlich mit verschiedenen Gesichtspunkten diskutierbar. Es ist durchaus möglich, dass in früheren Zeiten es leichter war, ein eigenständiges Konzept zu realisieren. Bei Moskau muss aber immer auch durchschwingen, dass es schon sehr früh sehr interessante Projekte gab.
    Das Problem an Moskau City ist, dass es sich in keinster Weise mit den Plänen der Vergangenheit messen kann. So wirkt zB. der Entwurf der Gebrüder Wenin für den Palast der Arbeit von 1922/23, oder um ein besonderes treffendes Beispiel zu bringen, die Entwürfe von Wolodko / Atelier Ladowski oder Krinskis Entwurf für einen Wolkenkratzer immer noch 100 mal besser, als das was dort entsteht. Wichtig: ich zitiere hier ausdrücklich nicht Projekte von Jofan und Helfreich, aufgrund ihrer Besetztheit.
    Aber sein wir mal ehrlich, es ist irgendwie der Esprit a la EL Lissitzki der diesen Projekten fehlt, merkwürdig bieder, hausbacken und unambitioniert ist Moskwa City trotzdem.


    Die Pläne von SOM für das 640m hohe Hochhaus Rossija sollten ja schon bei ihrer Entstehung eine Wiedergeburt Russlands versinnbildlichen. Was definiert dieses Projekt also am meisten? Es ist eben nicht die Architektur sondern die Rückbesinnung auf die Wiedergewinnung verlorener Stärke. Das ist die entscheidende Aussage des neuen Generalplanes für die Entwicklung der Stadt Moskau gewesen.
    Ein abschließender Satz, so sehr ich das Projekt auch kritisiere, es orientiert sich an natürlich an den europäischen städtebaulichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Das begrüße ich ausdrücklich.
    Damit meine ich, dass man in Moskau aus den Lehren des Tour Maine Montparnasse (Zitat Flierl: "größte städtebauliche Dummheit Europas!") und La Defense gelernt hat. Es wurde ein sinnvolles Konzept erarbeitet und nicht nur ungeplanten Murks ohne Beachtung der Umgebung wie in London geplant Genau wie bei der Donau City wurde das Projekt nicht innerhalb sensibler Bereich geschaffen.
    Der Generalplan orientiert sich daran, die historische Innenstadt innerhalb des Gartenrings zu bewahren und zweitens legt er zum Schutz der Innenstadt die Anlage eines dritten Rings fest. Das ist seine größte Stärke.


    @ Waghai:
    Nachtrag: die neugeplanten Hochhäuser in La Defense sehe ich extrem kritisch. M.M. nach versauen die das ganze Projekt erheblich!