Sozialer Wohnungsbau: Paris - Tours Aillaud

  • Sozialer Wohnungsbau: Paris - Tours Aillaud

    wie findet ihr die "tours aillaud" von emile aillaud? sollte man sowas in der form wiederholen?
    ich bin heute zufällig darauf gestoßen und total fasziniert von der architektur auch wenn die türme bereits 30 jahre alt sind. die türme sind rund, die fassade bunt gestaltet und nichtmal die fenster sind gleich angeordnet. im gegensatz zur messestadt riem ging hier der soziale wohnungsbau in eine völlig andere richtung. anbei ein paar fotos:


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    bin auf eure meinungen gespannt!
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  • Das sind die bei La Defense, oder? Durchaus hübsch anzusehen - auch wenn im Stil schon sehr stark rüberkommt, daß es aus den 70ern stammt und in Frankreich steht.


    Allgemein gefällt mir Aillaud nicht so unbedingt. Im Grunde ist das ja auch nur der Versuch Plattenbauten (und nichts anderes waren seine Projekte) durch Fassaden- und Umfeldgestaltung attraktiver zu gestalten und etwas Individualität reinzubringen. Aillaud lockert das zwar in der Form ja schon sehr auf durch die Schlangenformen, die er gerne verwendet, oder auch die für ihn typische Variation bei Fenstern und Öffnungen, aber wenn ich mir da solche "Massivbauten" von ihm wie Les Courtilleres ansehe, dann führt sich das langsam schon wieder selbst ad absurdum...

  • selten war der begriff "wohnsilo" treffender.
    wenn sich hinter diesem projekt eine utopie verbarg, dann ist sie gescheitert.

  • ich hasse es, wenn leute einfach nur kritisieren. versetzen sie sich doch mal in die situation vor 30 jahren zurück. in der heutigen sichtweise kann man so etwas natürlich kritisch sehen, damals hat man es sicherlich unter sehr vielen gesichtspunkten als fortschrittlich gesehen;


    im vergleich zu anderen plattenbauten (wie ddr) durchaus ein schritt in die richtige richtung. und es erinnert ein wenig an hundertwasser.


    selten war der begriff "wohnsilo" treffender.
    wenn sich hinter diesem projekt eine utopie verbarg, dann ist sie gescheitert.


    planen sie doch erst mal ein projekt dieser grössenordnung. das will ich sehen !

  • wieso kritisieren sie einfach nur die ddr-plattenbauten?
    die hatten wenigstens balkone und wohnungsgrundrisse, für die man keine runden möbel brauchte.


    ansonsten: leute in hochhäuser am stadtrand zu stecken, wurde als fortschrittlich verkauft. aber nicht mal die planer solcher siedlungen wollten dort wohnen. so wurden damals buchstäblich die fundamente für die heutigen soziale brennpunkte gelegt.


    so etwas sollte überhaupt nicht mehr geplant werden.

  • wieso kritisieren sie einfach nur die ddr-plattenbauten?
    die hatten wenigstens balkone und wohnungsgrundrisse, für die man keine runden möbel brauchte.


    anbei mal der grundriss:
    http://books.google.de/books?i…EwAA#v=onepage&q=&f=false
    so schlecht ist der doch gar nicht. keine ahnung, warum die balkone vergessen wurden. zumindest braucht man keine runden möbel.
    und was sagt ihr zur fassade? kunst oder schrott? ich finds einfach total schade, das die gebäude so verteufelt werden... schaut euch mal die messestadt-riem in münchen an. jedes haus im einheitsweiß und alles schön eckig! ein sozialer brennpunkt wird trotzdem entstehen ;)

  • Danke für den Grundriß. Bei 4 ZKB auf 85 m² und pro Zimmer nur zwei komplett nutzbaren Wänden wundert mich auch nicht, dass die Wohnungen der Tours Aillaud als "eng" verschrieen sind.

  • danke für die Projektvorstellung !


    bei diesem überformten strukturalistischen Wohnungsbau kann ich mir gut vorstellen, daß die Nachteile einer großen, anonymen Siedlung weniger schwer wiegen als anderswo (vgl Unité in Marseille), da die Bewohner das Gefühl haben, in einer besonderen Siedlung zu wohnen, und deswegen sowas wie soziale Kontrolle und Identifikation besser funktioniert als in ähnlichen Großprojekten.


    Durch die Probleme wie fehlende "Hausnummernbildung" und Anonymität, fehlendem privaten Freiraum, kein Durchwohnen, sowie mindestens einer Wohnung im Turm mit schlechter Ausrichtung kann man ein Projekt dieser Art&Größenordnung heutzutage eigentlich nicht mehr bauen.
    Wo brennen in Paris eigentlich immer die Autos ?


    Nicht die Ästhetik, sondern die immer noch negativen soziologischen Prozesse einer solchen großen Siedlung sind entscheidend.
    Trotzdem faszinierendes Projekt - wenn, dann so !

  • Wo brennen in Paris eigentlich immer die Autos ?


    Vor allem in den selbständigen Vororten im Departement Seine-Saint-Denise nordöstlich von Paris. Montfermeil, Clichy-sur-Bois, zur Zeit vor allem Bagnolet. Da wo bald 70% Sozialbau sind.


    Von Nanterre (wo die Tours Aillaud sind) liest man eigentlich nie was.