Wohnquartier Mittelbereich Lehrter Straße | Europacity

  • Ich verstehe nicht, warum bei diesem Entwurf immer so getan wird, als ob hier Platz verschenkt würde; die Bauten sind 6- bis 8-geschossig, bei der Höhendominante geht es sogar auf 18 Geschosse hoch. Ich verfolge an und an das Münchner Forum, und dort beklagt man sich zurecht, daß neue Wohngebiete in München praktisch nie mehr als 4 Geschosse aufweisen, davon sind wir hier meilenweit entfernt.
    Es geht doch schlicht darum, daß einigen hier der städtebauliche Grundansatz einfach nicht paßt, und das diese Tatsache dann gleich zum "Tabubruch" erklärt wird, wenn S+H einer anderen Entwurfshaltung folgen. Wenn dieselben Baumassen wie gewünscht als Blockrand und am besten noch mit historisierenden Fassaden realisiert würden, dann würden meine Ohrenstöpsel nicht ausreichen, um das hiesige Jubelgeschrei über gelungene "Urbanisierung" nicht hören zu müssen.
    Ich finde den Entwurf eine sehr differenzierte Antwort auf das Grundstück, mit einer sehr durchdachten Differenzierung verschiedener Abfolgen von Grün- und Freiräumen, und mit einem für diesen wegen der Lärmproblematik nicht ganz einfachen Ort hohen Wohnwert der einzelnen Wohnungen was Zugang zu Licht, Sonne und Grünräumen betrifft.
    Es ist ein Entwurf der bei hoffentlich gut ausgeführter Architektur im besten Sinne in der Tradition des Hansaviertels oder auch der gerade erst für denkmalwert befundenen KMA 2 stehen kann.
    Warum darf Städtebau nicht ausnahmsweise die Interessen von Bewohnern nach Grün, Licht und Ruhe auch in der Innenstadt über die Interessen der Urbanitätsfetischisten stellen?
    Vielleicht täusche ich mich, aber manchmal habe ich den Eindruck, daß viele die hier ständig nach urbaner Verdichtung rufen selbst in der durchgrünten Vorstadt, vielleicht sogar im Haus mit Garten wohnen, und sich dann beschweren, wenn die Innenstadt ihnen nicht überall die Klischeebilder des "urbanen Lebens" zum einfachen Konsum darbietet.

  • So lange nicht begriffen wird, dass diese Visualisierungen nur Platzhalter sind und die endgültige Architektur nicht feststeht, kann ich die Kritik daran nicht ernst nehmen.


    Es ging nicht um die Architektur, sondern die Art der Visualisierungen, die einfach Niveaulos ist (freilich nicht alles). Am deutlichsten wird das bei dem wirklich sehr professionell gemachten Bildern "Blockrand" vs. "unsere Tollen Ecken".



    Dabei sollte man aber immer fair bleiben. Wenn aber bauende Architekten alles abgesprochen wird, was einen Architekten ausmacht, und zwar nur auf Grundlage des persönlichen Geschmacks, dann ist das nichts weiter als Diffamierung einer ganzen Zunft.


    Was heißt denn Fair bleiben? Der überwiegende Teil der Kritik war doch Argumentatorisch hinterlegt. Es bringt doch nichts denen die Eier zu kraulen und harmoniebedürftg zu sagen "haste fein gemacht, den Entwurf, aber..." und dann kleinlaut noch ein bischen Kritik anzubringen.


    Lieber klar sagen dass das ein Griff ins Klo war und man wird vielleicht noch was retten können ;)



    Von Demut sind viele Diskutanten hier in der Tat weit entfernt. Es herrscht eher unbegrenzte Überheblichkeit und die eigenen Ansichten werden als allgemeingültige Wahrheit gesehen.


    Die Theorie die bösen Architekten hätten die letzten 100 Jahre gegen die Bauherren und das ohnmächtige Volk ganz schreckliche Sachen gemacht halte ich für wenig plausibel.


    Nicht die letzten 100 Jahre, sondern nur die letzten 96 :D
    In der Tat finde ich dass die seit dem Jahr, 1918, entstandene Architektur überall in der Welt, aber insbesondere in Deutschland es nicht mehr geschafft hat, funktionierende Lösungen
    für die innere Stadt zu finden die denen der Zeit davor auch nur ebenbürtig waren. Als Solitär, am Stadtrand oder der grünen Wiese gibt es viele Lösungen von denen auch viele ganz gut
    geworden sind.



    Ich halte die überbordene Kritik an der Häuseranordnung für völlig unangebracht.
    Darf denn nur noch im klassischen Blockrand gebaut werden, immer ? Es muss auch nicht an jeder Ecke Matte Macciato getrunken werden, dafür gibt es genügend Orte in der Stadt und sicher auch einige im neuen Viertel. Ich begrüße die Anordnung der Blöcke ganz ausdrücklich, sie bringen etwas Abwechslung in die ohnehin nicht allzu gewagt erscheinende Planung des Viertel.


    Es muss nicht immer Blockrand gebaut werden, aber solange keine bessere Lösung vorgelegt wird, wäre das doch die bessere Wahl gewesen. Natürlich muss auch nicht überall "Macciato" getrunken werden. Aber wozu von vornerein sagen "ach, wir schaffens ja eh nicht der Ecke Leben einzuhauchen, da können wirs auch gleich lassen und einfach ne tote Stadtrandsiedlung in den innenstadtbereich setzen".
    Das ist doch das eingeständnis der unfähigkeit etwas zu anzubieten dass die Qualitäten eines ordentlichen innerstädtischen Blockes aufweist. Traurig eigentlich.


    "Mal was anderes" ist auch das schwächste aller positiven Argumente die man für diesen Plunder noch anbringen kann.


    Warum darf Städtebau nicht ausnahmsweise die Interessen von Bewohnern nach Grün, Licht und Ruhe auch in der Innenstadt über die Interessen der Urbanitätsfetischisten stellen?


    Tja, weil es vielleicht die Innenstadt ist? Leute die so wohnen wollen sollten sich vielleicht nicht gerade eine Wohnung im Zentrum des S-Bahnringes suchen.


    Zumal das ja keine flauschige Ponyhofatmosphäre neben Wald und Wiese wird. Sondern halt 8-Stöckige Gebäude mit kleinen Grünen Dreiecken auf denen nachher Mülltonnen und Fahrräder stehen und Hundekacke liegt.


    Ich bin ein großer Liebhaber der Natur, wie wohl die meisten Menschen. Wenn ich Natur und "grün" haben will gehe ich dann aber auch lieber in einen Park oder Wald.
    In der Stadt wird es einfach übertrieben und so getan als ob irgendwas besser würde durch kleine Grasflecken die man überall hinpappt und viel zu viele Bäume die selbst in engen Straßen und Höfen noch hingequetscht werden und das bischen Restlicht noch absorbieren.

  • Da sich ja einige hier an meinem "mal was anderes- Argument" stoßen, will ich das nochmal kurz klarstellen. Einige Forumsmitglieder wünschen sich scheinbar, dass der gesamte Innenstadtbereich mit Blockrand bebaut wird. Das wäre ja auch nicht grundlegend schlecht- hat sich ja bewährt. Ich wollte nur sagen, dass eine Stadt auch von ihrer Diversität lebt und dass man vielleicht einfach mal einen Block in so einer "toten" Ecke für solch einen experimentelleren Entwurf bereitstellen sollte. Natürlich ist das rein geografisch Innenstadt. Bis die Stadt aber an dieser Stelle zusammenwächst, wird es noch einige Zeit dauern, falls es sich überhaupt je so anfühlen wird. Durch die breite Bahnschneise im Rücken und den Park davor wird ie Gegend meiner Meinung nach auf Dauer relativ isoliert bleiben.

  • Ich verstehe nicht, warum bei diesem Entwurf immer so getan wird, als ob hier Platz verschenkt würde; die Bauten sind 6- bis 8-geschossig, bei der Höhendominante geht es sogar auf 18 Geschosse hoch.


    Du musst schon richtig lesen. Ich habe nicht behauptet, dass bei den Gebäuden Platz verschenkt wird. Hier versucht man m.E. sogar recht viel Wohnraum zu schaffen. Es ging mir um die Grünflächen.



    Warum darf Städtebau nicht ausnahmsweise die Interessen von Bewohnern nach Grün, Licht und Ruhe auch in der Innenstadt über die Interessen der Urbanitätsfetischisten stellen?


    Natürlich. Ich bezeifel lediglich, dass die Grünflächen in der geplanten Form adäquat nutzbar sein und angenommen werden. Bzw. halte ich die Grünzipfel zur Straßen hin für verschenkt. Übrigens scheint die Sonne nicht plötzlich anders, nur weil die Häuser schief stehen. Was eine "differenzierte Antwort auf das Grundstück ist", hab ich auch nicht wirklich verstanden.
    Hier wird außerdem der Fehler gemacht, die Anlage als einen Solitär zu betrachten. Das ist sie aber nicht, sie muss sich in den Stadtraum einfügen und das ist hier nicht der Fall.


  • Übrigens scheint die Sonne nicht plötzlich anders, nur weil die Häuser schief stehen.


    Da die Blöcke schräg stehen können viele der Wohnungen Fenster an drei Seiten haben.



    Hier wird außerdem der Fehler gemacht, die Anlage als einen Solitär zu betrachten. Das ist sie aber nicht, sie muss sich in den Stadtraum einfügen und das ist hier nicht der Fall.


    Auf der Ostseite des Streifens sind die Bahngleise und auf der Nordseite das Poststadion und der Fritz-Schlosspark. Die vorhandene und laut Snitch denkmalgeschützte Mauer an der Straße wird integriert. An der geplanten Fußgängerbrücke über die Bahngleise ist ein Durchgang mit Ladengeschäften vorgesehen


  • Es ist ein Entwurf der bei hoffentlich gut ausgeführter Architektur im besten Sinne in der Tradition des Hansaviertels oder auch der gerade erst für denkmalwert befundenen KMA 2 stehen kann.


    Weil der 'Denkmalwert' jener Bauten eben nicht aus herausragender Architektur oder besonderer städtebaulicher Relevanz resultiert, sondern weil sie sich als geschlossener Platzhalter für eine bestimmte, mittlerweile überwundene Epoche eignen. Das ändert an ihrer grundsätzlichen Hässlichkeit aber rein garnichts. Und erst Recht entsteht daraus kein Bedarf derlei Ideen 50 Jahre später nochmal zu exhumieren.


    Da die Blöcke schräg stehen können viele der Wohnungen Fenster an drei Seiten haben.


    vor allem kann man auch viel besser dem Nachbarn auf den Küchentisch schauen...

  • Wenn ich mich recht erinnere bist du doch auch ein Freund enger Gassen und Hinterhöfe usw.; so wie man es vor 100+ Jahren gemacht hat. Und magst keine aufgelockerte Bebauung. Es müsste dir doch dann gefallen.


    Die Anordnung im 90 Grad Winkel nahe beieinander ist wohl ein Kompromiss. Auf der anderen Seite des Tiergartens im Diplomatenpark hat man eine geringere Bauhöhe und mehr Abstand zwischen den Gebäuden gewählt was aber die Wohnungen auch erheblich teurer macht. Da die "Villen" aber relativ klassisch aussehen stößt die dortige "Platzverschwendung" in der Innenstadt hier anscheinend auf weniger Kritik.

    4 Mal editiert, zuletzt von Chandler ()

  • Gestern kam in der Abendschau ein bericht über das Quartier Lehrterstraße von der Groth Gruppe.Ich bin keiner der sich hier über alle Neubauten aufregt und ich fand es auch nich Hässlich aber entweder haben die erstmal nur irgendwelche ganz grob gestalteten Modellblocks genommen oder die haben wirklich vor in 70er Jahre Moderne zu Bauen.Ich mein hier gibts ja viele Meckerhorste die selbst das schönste Haus der welt als Billige Plattenbauarchitektur Abstempeln würden aber das was da Presentiert wurde sieht wirklich aus wie ein Architekturmodell aus den 60ern oder frühen 70ern

  • Hier mal ein aktueller Blick auf das Grundstück. Auch wenn das Gelände seit Jahren eine Brache ist, scheinen schon erste Vorbereitungs- oder zumindest Aufräumarbeiten stattzufinden. Einzelne Baracken wurden abgerissen, Sandhaufen aufgeschüttet, ein Bagger ist zu sehen...





  • Zum geplanten Wohnquartier Mittelbereich Lehrter Straße und der Straße selbst gibt es heute einen m. E. ganz interessanten Artikel in der Berliner Zeitung. Darin geht es nur zum Teil um die Angst der Altbewohner, wie die Überschrift suggeriert, sondern die jüngere Geschichte, der jetzige Stand und die Zukunft der Straße werden recht neutral beschrieben. Neue Infos zum BV der Groth-Gruppe gibt aber eher weniger.

  • Der Tagesspiegel berichtet in seinem Immobilienteil über den aktuellen Planungsstand.


    • Baubeginn der rund 1.000 Wohnungen im Frühjahr 2016
    • davon sind 255 ETW mit Preisen ab 3.500€/m²
    • die Kaltmieten liegen zwischen 9 bis 14 Euro pro Quadratmeter
    • 158 Wohnungen sind mietpreisgebunden mit einer Kaltmiete von 6,50€/m²
    • 344 Mietwohnungen sollen frei vermietet werden
    • die Fassaden die Mietwohnungen zur Bahntrasse sollen lärmschluckend ausgelegt sein, jeweils ein Zimmer der Wohnung soll zur lärmabgewandten Seite liegen
    • im Hochhaus mit 18 Stockwerken sind Mini-Apartments für Studenten vorgesehen
    • Auslegung des B-Plan-Entwurfs ab kommenden Montag im Bezirksamt Mitte in der Müllerstraße - Stellungnahmen können bis zum 25. September abgegeben werden
    • auf der Höhe des Hochhauses ist eine Brücke mit Fuß- und Radweg für eine künftige Verbindung der beiden Wohngebiete vorgesehen
    • Einbettung des Gebiets in ein Freiraumsystem mit einem bahnbegleitenden Grünzug sowie grünen Wegeverbindungen
    • mit der nördlichen Freiraumentwicklung des Wohngebiets sei bereits durch den Ausbau des Klara-Franke-Spielplatzes begonnen worden
    • Kita-Neubau an der Seydlitzstraße der vom Investor finanziert wird


    Kritisiert werden die Pläne vom Betroffenenrat Lehrter Straße:

    • die geplanten preisgebundenen Wohnungen seien zu wenig
    • eine soziale Durchmischung gemäß dem Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung sei hier nicht gegeben
    • die mietpreisgebundenen Wohnungen seien in einem einzigen der 20 Wohnblöcke versammelt und nicht „feingliedrig“ über den gesamten Bestand verteilt


    Infos zur Infoveranstaltung am 14.07. mit Präsentation und Visus der geplanten Bebauung findet sich hier.


    Hier noch ein paar Entwürfe der geplanten Bebauung:







    (C) Groth Gruppe | Sauerbruch Hutton

  • Sieht ja ästetisch nach 70er-Jahre-Revival in eckig aus. Vorwärts zurück in die alten Fehler des Städtebaus. Ein Hoch der Wohnraumproduktion!

  • Hansaviertel 2.0, leicht verdichtet.


    Ich finde es schrecklich, dass solche phantasielosen Klotzansammlungen nach all´den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte immer noch geplant und wohl auch noch gebaut werden.


    Welch eine Verschwendung von Material und Raum! :nono:

  • Ich verstehe nicht, warum auf den Visualisierungen unterschiedliche Entwürfe zu sehen sind (beispiel Hochhaus). Mal meint man, die Entwürfe wirkten einigermaßen anständig, mal sieht es 1:1 aus wie eine Plattenbausiedlung. Letztlich ist man so schlau wie vorher, aber Begeisterung kommt bei mir ganz sicher nicht auf.

  • ^ Das gezeigte wirkt auf mich wie die Visualisierung eines 60er Jahre Quartiers in einer westdeutschen Vorstadt. Irgendwie diagonal, aufgelockert... und lässt mich einigermassen ratlos zurück.

  • Schockierender das ausgerechnet Sauerbruch-Hutton sowas abliefern???
    Also alleine der Visualisierungsstyle sieht mir nicht nach denen aus.

  • Ich denke das ist das Optimale was man bei so einem Projekt erwarten kann.
    Immerhin wurde versucht, verschiedene Fassaden zu gestalten, ebenso setzt das Minihochhaus einen Akzent, aufgelockert sehe ich da weniger, das ganze ist ziemlich verdichtet, aber anders ist die Anzahl der Wohnungen auch nicht zu erreichen.


    Ich habe es auch noch nie erlebt, dass bei solchen Wohnungsbauprojekten, also ab einer gewissen Größe und sozialverträglich gebaut, es jemals positive Resonanz gegeben hat.


    Wohnungen angeboten für diesen Preis und in dieser Anzahl, sind einfach nicht soviel besser zu gestalten, ich kenne jedenfalls kein Beispiel, vielleicht mal kleine einzelne Sanierungen oder Projekte aber in dieser Größenordnung eben nicht.
    Ich denke das ist insgesamt absolut akzeptabel und es entstehen relativ zeitnah 1000 Wohnung in ziemlich guter Lage.


    Es wird sich auch als Illusion herausstellen, die Lehrter Strasse so zu erhalten wie sie jetzt ist, die Realitäten werden dort genauso zuschlagen wie in anderen Stadtteilen und die Gegend wird einem Wandel unterliegen, das ist unvermeidlich.


    Mit diesem Projekt wird zumindest das getan was möglich um dem einigermaßen entgegenzuwirken.

  • ^ Was heißt denn sozialverträglich, sind die Wohnungen hier besonders günstig für Berliner Verhältnisse? Dass ein kleiner Teil Sozialwohnungen dabei ist, ist bei einem solch großen Projekt doch Standart. Wenn es alles Sozialwohnungen wären, wäre ich mit der Gestaltung einverstanden, auch wenn sie IMO nur knapp das Niveau der kürzlich vorgestellten Sozialbau-Projekte in Friedrichshain (oder Prenzlauer Berg...) erreichen.